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Bildung

Maintainer: Markus Schaal, Version 1, 03.03.2001
Projekt-Typ:
Status: Archiv

Bildung

(1) Menschen müssen lernen - das ist die Grundlage unseres Überlebens. Und Menschen wollen lernen: Kinder lernen laufen, mit dem Löffel essen, die Schuhe zubinden. Sie sind begierig, alles zu lernen, was "man zum Leben so braucht". Wir lernen ständig neue Dinge, um auf Situationen besser reagieren zu können. Ein Bildungssystem sollte diesen natürlichen Lerntrieb unterstützen und befriedigen.

(2) Allerdings umfasst das Lernen heutzutage viel mehr als die Ausbildung gewisser Grundfertigkeiten, um den Alltag zu bewältigen. Eine umfassende (Aus-)Bildung ist die Grundlage unserer (Bildungs-)Gesellschaft. Deshalb gibt es in unserer Gesellschaft einen Konsens, dass der Staat den freien Zugang zu Bildung gewährleisten muss.

(3) "Kulturtechniken" wie Lesen, Schreiben, Rechnen sind die Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und zugleich Grundlage für jede weitere Bildung. Inzwischen besteht auch die Auffassung, dass die Beherrschung wichtiger Computerprogramme und "Internetfähigkeit" so wichtig sind, dass jeder Mensch zumindest die Möglichkeit erhalten sollte, diese Dinge zu lernen. Das ist tatsächlich wünschenswert, allerdings gibt es eine Reihe ebenso wichtiger Dinge, die in der Schule derzeit zu kurz kommen:

(4) Der positive Umgang mit seinen Mitmenschen als Wichtigstes. Der bewusste Umgang mit der Natur, der nicht nur diskutiert und vorgebetet sondern auch erlebbar gemacht werden sollte. Das Entdecken der individuellen Kreativität - es wird zugunsten purer Faktenvermittlung und aus angeblichen Geldmangel (wenn es um die Anschaffung von Rechner geht, gibt es plötzlich Geld, das es für Bastelmaterial offensichtlich nicht gibt) viel zu wenig "geschaffen", gemalt, gebastelt, gewerkt - um, welche Form auch immer gewählt wird, seinem Innenleben jenseits gesprochener oder geschriebener Sprache einen Ausdruck zu verleihen...

(5) Dass angesichts der zunehmenden Wissensmenge nicht alles gelernt und gelehrt werden kann, liegt auf der Hand. Um so wichtiger ist es, Kinder nicht mit Fakten vollzustopfen, die man gerade jetzt für wichtig hält. Im Gegenteil sollte weniger Faktenwissen im Vordergrund stehen, als die Fähigkeit, Wissen zu erwerben und zu beurteilen.

(6) Weil aber offenbar zwischen "nützlichen" und "weniger nützlichen" Fähigkeiten und Kenntnissen unterschieden wird, kommt es derzeit zu einer sehr einseitigen Förderung bestimmter Kenntnisse, von denen man derzeit annimmt, dass sie ökonomisch sinnvolle Investitionen in die Zukunft sind: Computerkenntnisse lassen sich im späteren Berufsleben direkt anwenden - jedenfalls theoretisch, ob es praktisch um genau die erworbenen Kenntnisse geht, darf aufgrund der bisherigen Erfahrungen zumindest angezweifelt werden. Dagegen wird die Fähigkeit, Klavier oder Posaune zu spielen, erst einmal weniger "wirtschaftlich" angesehen, weil so viele Berufsmusiker einfach nicht gebraucht werden.

(7) Wir sind der Meinung, dass es nicht schon in den ersten beiden Lebensjahrzehnten eines Menschen zu solchen Einschränkungen der Entfaltungsmöglichkeiten kommen darf. Es gibt Menschen, die sehr früh Neigungen und Talente an sich entdecken, die dann mit einer gezielten, wohlwollenden Förderung entwickelt und ausgebaut werden sollten. Bei vielen jungen Menschen ist das aber nicht so klar, und deshalb sollte zumindest in der Schulzeit gewährleistet sein, dass viele Dinge ausprobiert werden können, ohne ständig den Gedanken an die spätere wirtschaftliche Verwendbarkeit der erworbenen Kenntnisse denken zu müssen. Sicherlich sollte es auch möglich sein, beispielsweise Maschinenschreiben frühzeitig zu lernen, wenn ein Interesse daran besteht - genauso selbstverständlich sollte es aber möglich sein, Gitarrespielen zu lernen. Dass es Menschen einfach Spass machen könnte, selbst Musik zu machen, oder Bilder zu malen, Theater zu spielen usw., ist angesichts einer geldgierigen Freizeitindustrie, die auf ein passives, konsumierendes (statt kreatives) Freizeitverhalten setzt, ein eher unangenehmer Gedanke.

(8) Die Freizeitpartei will die Kinder nicht länger als nötig an die Schulbänke fesseln. Lernen ist aufregend und kann überall stattfinden. Der Schulunterricht soll keinesfalls die maximale Arbeitsdauer der Eltern überschreiten. Es reicht völlig aus, wenn Kinder täglich vier Stunden unterrichtet werden. Das heisst nicht, dass die tägliche Betreuungszeit deshalb auch nur bei vier Zeitstunden liegt - die Kinder können in der Schule weitere Zeit gemeinsam verbringen - beim Essen, beim Lernen, beim Sport oder Spielen.

(9) Die Teilnahme am Basisunterricht von vier Stunden pro Werktag (jeweils 45 Minuten Unterricht gefolgt von 15 Minuten Freizeit) ist verpflichtend. Wir gehen zwar davon aus, dass das Lernen spannend genug ist, dass jedes Kind gern in die Schule möchte, aber weil es leider Eltern gibt, die das anders sehen, halten wir an der Schulpflicht fest. Auch Kinder, deren Eltern etwas gegen die Schule haben, sollen die Chance bekommen, mit anderen Kindern und Erwachsenen Erfahrungen auszutauschen und Dinge zu lernen, die sie zu Hause nicht lernen können. Welche Schule hat beispielsweise einen Schulgarten, in dem jedes Kind sein Beet bepflanzen und pflegen kann oder eine Schulküche, in der man lernen kann, wie man sich selbst ein leckeres Essen zubereitet? Auch das sind Dinge, die jeder Mensch lernen sollte, weil sie motivieren, selbst etwas zu tun und die Lebensqualität verbessern.

(10) Die Schulen können mit dem Basisunterricht nur eine Grundbildung anbieten, außerdem deckt der Unterricht von 9 bis 13 Uhr nicht die von den Eltern benötigte Betreuungszeit ab. Deshalb sind die Schulen auch nachmittags offen. In dieser Zeit gibt es alle möglichen Lern- und Freizeitgestaltungsangebote. Die Teilnahme daran ist freiwillig, wird aber mit Teilnahmebescheinigungen "belohnt".


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