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open theory - Die DIFFÉRANCEoffensive ...

Maintainer: Matze Schmidt, Version 1, 05.07.2004
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

(1)

différance 4 ot 0.1

Wikipedia Eins plus - Die DIFFÉRANCEoffensive ist ein Projekt zur
neo-klassischen Dekonstruktion von Artikeln auf der Baustelle.
http://www.n0name.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Search?search=diff%E9rance&go=Los
http://de.wikipedia.org/wiki/Neutral
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Qualit%E4tsoffensive

Wikipedia:Löschkandidaten/3. Juli 2004
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%F6schkandidaten/3._Juli_2004#Diff.E9rance

Der vom französischen Philosophen Jacques Derrida durch unterschiedliche Autoren (u.a. Richard Rorty,
Mark Lilla, jede/r Wreader) emanzipierte Neologismus différance ist ein Zauberwort des Dekonstruktivismus, das
bereits in seiner äußeren Form den Gedanken veranschaulichen soll, den es zu repräsentieren vermag: die Differenz, die
aus dem permanenten Aufschub entsteht, welche mit dem Wort "différance" gesetzt wird.
Différance ist - so die grammatikalische Interpretation - die substantivierte Form der Verben
différencier (frz. "einen Unterschied setzen") und différer (hier: "aufschieben"). Durch
Veränderung des Suffix zum passivischen -ance entsteht ein Abstraktum, das sich selbst einerseits erklärt,
andererseits ad absurdum führt. Es ist ein Bezeichner (das Wort différance) entstanden, dessen Bezeichnetes (die gedankliche
Differenz) sogleich in sich verschoben wird. Das die Bedeutung tragende a ist zwar lesbar, nicht aber hörbar; es wird
gleichsam "nicht realisiert" und verweist darin auf den Rückbezug jeder Kommunikation auf jene paradoxe "Ur-Schrift", die die
Bedeutung jeder kulturellen und geistigen Handlung erzeugt. Der zweifache Akt der Dekonstruktion im Spannungsfeld von
zeitlicher und räumlicher Verschiebung wird damit symbolisch nachgezeichnet, bzw. vorgezeichnet, denn die Wortsetzung ist
auch als Modell (bzw. Konzept) für ein Ausweichen (Rorty 1993) vor der fixen Form eines Begriffs zu verstehen. différance
wird damit zur Handlung, zur Performanz im Schreibakt und zur perpmanenten Infragestellung, die letztlich de-konstruktiv
wirkt.

Ferdinand de Saussures Auffassung, es gäbe in der Sprache nur Differenzen ohne positive Einzelglieder, wird in
Différance radikalisiert. Das System sprachlicher Differenzierungen ist damit nicht mehr an Signifikate gebunden,
wie z. B. an das Bedeutung tragende Phonem. Vielmehr wird aus der Vorstellung von Arbitrarität, d. h. der
Willkürlichkeit von [[Zeichen], hier der Prozess von fortwährendem Sich-Unterscheiden (durch Aufschub, Zurückweisung,
Umwege usw.) und von gegenseitigen Verweisen der Signifikanten, ein Spiel der Differänzen (oder der "Differanz") ohne
erkennbares Zentrum und klar auszumachende Hierarchien. Bedeutung ist darin immer relational, niemals sich selbst
konstituierend, da Différance sowohl die unbestimmbare Wurzel ohne Anfang, von Unterschieden als auch Vorbedingung aller
Bedeutungen und Strukturen ist.

Derrida steht mit seinem Gedanken in einer kritischen 'Tradition' zu Martin Heidegger wie auch Ludwig Wittgenstein.
Darum ist Différance nach seiner eigenen Zielsetzung auch weder nur strukturalistisch noch nur
genetisch zu interpretieren, diese Unterscheidung wäre wiederum eine Wirkung von Différance. Eine besondere Tragweite
erlangte Différance so als Ausgangspunkt für die Selbstkritik des Feminismus und den daraus entwickelten Ansatz der
Gender Studies, da der Glaube an eine gemeinsame weibliche Identität bzw. an "das Weibliche" als Ergebnis von Denken
in dichotomen Logikmodellen durch die Dekonstruktion grundlegend in Frage gestellt wurde. Neuere Autoren,
die wie Paul D. Miller als DJ (DiskJockey) arbeiten, greifen die Différance als taktischen Begriff für ihre Werkgenese
auf.

Damit ist différance weder Artikel noch Name. Nach Richard Rorty's Erzählung (Rorty 1993) enstand sie genuin aus einem
Rechtschreibefehler von Jacques Derrida. Indem nämlich "différence" zu différance wurde. Sie ist eine Wendung, entstanden
durch einen produktiven Fehler aus der Praxis des Schreibens heraus. Sie ist damit Fehler & Funktion. Eine selbstreflexive
Spektive auf Text und Textproduktion ist daher unumgänglich.
Beispiel: Die diff%E9rance, die (übers.) Differanz, wie sie in der Adresszeile des Browsers des Wikipedia-Nutzers steht
(http://de.wikipedia.org/w/wiki.phtml?title=diff%E9rance&action=submit), ergibt sich aus dem Unterschied, der gemacht werden
muss:


différence | différance = a


oder


différance | diff%E9rance = %E9.


Der "Hinweis: Dies ist nur eine Vorschau, der Artikel wurde noch nicht gespeichert!", der allen Wikipedia-Autorinnen im Modus
"Bearbeiten eines Artikels" erscheint, gilt also letztlich permanent. Die Vorschau des Schreibens, als Performanz, besteht
immer, da jeder Artikel im Lexikon, der zu jedem anderen Artikel einen Unterschied enthält und macht, die antizipierende
Vorschau des anderen ist, von dem er sich unterscheiden soll. Damit ist jeder lexikalische Artikel neutral im Sinn seiner
negativen Überbrückung. Denn zwischen ihm und dem anderen Artikel wird unterschieden, wie bei einer verweisenden, quasi
"überbrückenden", Gelenkstelle - dem Junktor und der Verknüpfung (hypertextuell "Hyperlink"). Dadurch entsteht ein Abstand
von Artikel zu Artikel, der die Differenz ausmacht. Die jedoch nicht nur den Unterschied zwischen den beiden Textblöcken an
ihren Adressen (in Wikipedia ihr URL) im Hypertext meint, und nicht nur ihre jeweils andersgearteten inhaltlichen Aussagen,
sondern


a) auch die Kluft, die grundsätzlich nötig ist, um eine Aussage von der anderen zu differenzieren (Konturthese), und


b) den sich in ihr bildenden Aufschub der Möglichkeit, eine der Interpretationen des Bedeutungsinhalts zu fixieren.


Die différance garantiert also begriffliche Gegensätze.

Ein Artikel ist jedoch nicht "neutral" im Sinn des Schreibens aus einer autonomen, archimedischen Position heraus (dem "neutralen Standpunkt", englisch: neutral point of view, kurz NPOV, Neutraler Standpunkt), die es erlaube "unparteiisch" konträre Parteien zu bedienen. Der Neutrale Standpunkt ist in der Logik zweier Aussage-Elemente (z.B. Lexikonartikel) bereits eine dritte Position, die moderativ einen Wissensstand (er)finden muss, vom dem aus sie argumentativ agiert. Die naive Vorstellung des einfachen Nachvollzugs eines Sinnzusammenhangs seitens des Lesers, entstanden aus einem Suchbegriff, ist somit unhaltbar, u.a. auch weil der Stand des Wissens in sich 1. hoch dynamisch und akkumulativ ist (vgl. z.B. die Funktion "Versionen" im Online-Lexikon Wikipedia, die es den Autorinnen der Enzyklopädie erlaubt, alle Änderungen an einem Artikel einzusehen und deren Zahl sich mit jeder Korrektur oder Redigierung erhöht), und 2. der Leseakt bereits als aktive Zusammenstellung von Bedeutung angesehen werden muss. Ein Artikel als Element eines Textarchivs, genannt Lexikon oder Enzyklopädie, steht demnach immer unter dem Zwang seiner unendlichen Fortführung (dem Aufschub) in Versionen (Version), dem "to be continued!" = ...

Somit lässt sich der Terminus différance vorläufig als basale Kritik an der Praxis der philosophischen und überhaupt aller
Textproduktion verstehen. Sie kann in dem mit ihr vorgeschlagenen Charakter der dekonstruierenden Lese- und Schreibart nicht
unbedingt der Disziplin Philosophie zugeordnet werden. Auch der Bezug zum Begriff der Intertextualität von Julia Kristeva ist
nicht unproblematisch, da es sich bei dem Konzept (oder Modell) der différance um die Vorstellung eines andauernden Aufschubs
im unendlichen "allgemeinen Text" selbst handelt, und nicht - wie eine reduktionistische Auslegung der Schriften Kristevas
meint - um die banale Unterscheidung unterschiedlicher Texte von unterschiedlichen Autoren an unterschiedlichen Adressen im
Textraum.

Siehe auch: Dekonstruktivismus, Intertextualität, Julia Kristeva, TextJockey, Löschung

Quellen

* Jacques Derrida. "La différance". in: Théorie d'ensemble. Seuil: Paris, 1968. S. 41–66.
* Richard Rorty. "Dekonstruieren und Ausweichen". in: Eine Kultur ohne Zentrum. Reclam: Stuttgart, 1993. S. 139.
* Mark Lilla. The Reckless Mind Intellectuals in Politics. New York Review of Books: New York, 2001.
* Literaturwissenschaft-online. "différance". http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/hilfsmittel/glossar.asp?letter=D [05.07.2004]
* Wikipedia, the free encyclopedia (engl.). "Différance". http://en.wikipedia.org/wiki/Diff%E9rance

(1.1) (Selbstkommentar) Edit-War E-Mail, 05.07.2004, 21:13, Matze Schmidt:
Date: Mon, 5 Jul 2004 11:19:38 +0200
From: Matze Schmidt
To: n0name-at-yahoogroups.com
Subject: Wikipediea Edit-War um Différance

Hallo,

auf Wikipediea - der freien Enzyklopaedie findet momentan ein sog.
Edit-War (http://de.wikipedia.org/wiki/Edit-War), d.h. ein
Bearbeitungskrieg um den Lexikonartikel "Différance"
(http://de.wikipedia.org/wiki/Diff%E9rance) statt.

Es handelt sich dabei um einen Streit um die korrekte Auslegung des
beruechtigten Term der Dekonstruktion.

Der 'richtige' Artikel ist, entgegen alle Dynamik der
Auseinandersetzung, immer hier zu finden:

Différance (Version von 02:12, 5. Jul 2004)
http://de.wikipedia.org/w/wiki.phtml?title=Diff%E9rance&oldid=1734367

Auf der Webseite "Wikipedia:Löschkandidaten" (Hyperlink siehe unten)
kann die Diskussion ueber die Entstehung des Artikels nachgelesen werden.

Wikipedia Eins plus - Die DIFFÉRANCEoffensive ist ein Projekt zur
neo-klassischen Dekonstruktion von Artikeln auf der Baustelle.
http://www.n0name.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Search?search=diff%E9rance&go=Los
http://de.wikipedia.org/wiki/Neutral
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Qualit%E4tsoffensive

Wikipedia:Löschkandidaten/3. Juli 2004
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%F6schkandidaten/3._Juli_2004#Diff.E9rance

Matze Schmidt

(1.1.1) Re: (Selbstkommentar) Edit-War E-Mail, 05.07.2004, 23:24, Matze Schmidt: jW Interview "Krieg der Texter" http://www.n0name.de/019.php.html


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