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Emanzipatorische Herausforderungen moderner Technologien -- 10 Thesen

Maintainer: Hans-Gert Gräbe, Version 2, 08.05.2001
Projekt-Typ:
Status: Archiv

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1. Die gesellschaftlichen Umbrüche der letzten Jahrzehnte resultieren wesentlich aus einem kräftigen Produktivkraftzuwachs, der im breiten Einsatz moderner wissensintensiver Technologien zum Ausdruck kommt und gewöhnlich als Übergang zu einer Informations- oder Wissensgesellschaft bezeichnet wird.

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Obwohl dabei vor allem die IuK-Technologien im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen, reicht die technologische Basis dieser Entwicklungen mit Biotechnologie, Mikro- und Nanotechnik, "intelligenten Materialien" usw. weiter.

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Charakteristisch für all diese Technologien ist eine gegenüber dem klassischen Industriezeitalter enorm gewachsene Bedeutung von Information, Organisation und Wissen. Wissen und Können werden zu zentralen Kategorien und entscheiden über Erfolg und Misserfolg jedes Einzelnen ebenso wie über Erfolg und Misserfolg von Firmen, Vereinigungen, Staaten, ja der Menschheit insgesamt. Die Bezeichnung als Wissens- oder "lernende Gesellschaft" 1 ist deshalb die zutreffendere.

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2. In einer solchen Gesellschaft hängt die "Vernutzbarkeit" des Einzelnen viel stärker ab von seinen individuellen Kenntnissen, Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, also von seiner Kompetenz, als von seiner physischen Arbeitskraft.

(4.1) "Vernutzbarkeit" des Einzelnen, 26.07.2004, 23:29, Birgit Niemann: Das gilt doch aber nicht für alle, die noch verwertbar sind. Die andere Seite dieses Prozesses sind doch gerade die McJobs, die durch Standardisierung der Prozesse entstehen und darauf hinauslaufen, das die Systeme so intelligent funktionieren, das die Bediener am besten überhaupt nichts mehr wissen müssen. Ich nenne nur Stichworte wie TPM und Kaizen. Und in dieser anderen Seite ist auch m.E. das Geheimnis verborgen, warum Wissensgesellschaft und Bildungsabbau durchaus komplementär auftreten und bestens harmonieren.

(4.1.1) Re: "Vernutzbarkeit" des Einzelnen, 29.07.2004, 13:25, Hans-Gert Gräbe: Kaizen habe ich bisher anders verstanden: Prinzip der ständigen Verbesserung, Betroffene einbeziehen, ständiges Lernen, offenes Klima. Gerade da spielt "gelebtes Wissen" (im Sinne von Gorz), also Mitdenken und Kompetenz, eine ganz zentrale Rolle. Und viele McJobs sind ja auch gerade nicht in standardisierten Bereichen, sondern in Bereichen, wo Flexibilität (und damit immer auch Kreativität) gefragt ist, die gebraucht wird, aber (aus hier nicht weiter thematisierten Gründen - Stichwort "Infrastrukturarbeit") nicht bezahlt wird. Die Spitze ist die Ich-AG, ein aus Sicht der zukünftigen Kompetenz-Netzwerke (Gorz, Eblen) extrem wichtige Konstruktion, die aber mit derart großen sozialen Risiken verbunden ist, dass ich sie keinem guten Gewissens empfehlen kann. Das Motto lautet: Leg dich für was aus deiner Sicht Sinnvolles ins Zeug und sei nicht traurig, wenn du dafür nur Brosamen bekommst, mit denen du dich nicht einmal vernünftig reproduzieren kannst. Ich sehe also auch die McJobs deutlich differenzierter.

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Marx stellt dazu in den "Grundrissen der politischen Ökonomie" fest, dass in einem stark wissenschaftlich geprägten Arbeitsumfeld "die Schöpfung des wirklichen Reichtums weniger abhängt von der Arbeitszeit und dem Quantum angewandter Arbeit als von der Macht der Agentien, die während der Arbeitszeit in Bewegung gesetzt werden und die selbst wieder [...] in keinem Verhältnis steht zur unmittelbaren Arbeitszeit, die ihre Produktion kostet, sondern vielmehr abhängt vom allgemeinen Stand der Wissenschaft und dem Fortschritt der Technologie." (MEW 42, S. 592)

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Technologische Voraussetzung der Teilhabe an einem solchen modernen Produktionsprozess ist damit viel stärker die sich in individueller Kompetenz ausdrückende Beherrschung (eines Teils) der "Macht der Agentien" als die Bereitstellung einer (unterschiedslosen abstrakten) physischen Arbeitskraft auf einem fiktiven "Arbeitsmarkt". Der daraus resultierende Selbstverwirklichungsanspruch ist die Basis des emanzipatorischen Potenzials der Wissensgesellschaft.

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Die Reproduktion dieser "Macht der Agentien", insbesondere der aktiv verfügbaren Wissensbasis der Gesellschaft und ihrer Teile, wird zur zentralen gesellschaftlichen Aufgabe. Die menschliche Gemeinschaft steht damit vor der Herausforderung, sich aus einer Arbeitsgesellschaft in eine Kompetenzgesellschaft zu transformieren.

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3. Die Kompetenz des Einzelnen resultiert aus der je spezifischen Aneignung gesellschaftlich verfügbaren Wissens auf dem Hintergrund des eigenen Erfahrungsschatzes. Moderne Technologien erfordern damit eine Gesellschaft zunehmend unterscheidbarer Individuen, eine Gesellschaft je anders kompetenter Minderheiten.

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Die Wissensbasis der Gesellschaft ist eine kausal und historisch tief gestaffelte Sammlung von Anwendungs-, Begründungs-, Hintergrund- und Querschnittswissen, die sich aus den individuellen Erfahrungen der Einzelnen in der Auseinandersetzung mit Natur und Gesellschaft konstituiert und speist.

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Dieses Wissen reproduziert sich über individuell gebrochene Aneignung, wird im Arbeitsakt mit neuen Erfahrungen aufgeladen und danach wieder sozialisiert. Eine sich so ausprägende individuelle Kompetenz besteht in jedem einzelnen Fall aus einer Vielzahl miteinander verwobener und aufeinander aufbauender Schichten (die sich allein durch die Tünche eines halbjährigen Weiterbildungskurses nicht nachhaltig verändern lässt). Die ungeheure Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten solcher Wissenselemente in der individuellen Aneignung konstituiert eine Individualität, in der Menschen nur noch als Subjekte, nicht mehr als Objekte gesellschaftlicher Prozesse verstanden werden können.

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Während der Markt also mit den Kategorien Eigentum und Ware eine gesellschaftlich vermittelte Individualität erzeugt, ist Wissen in diesem Sinne eine individuell vermittelte Gesellschaftlichkeit. Als solche ist es, im Gegensatz zu Waren, auch in Teilen nicht vernünftig privatisierbar, ohne seine Reproduktionsfähigkeit existenziell in Frage zu stellen.

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4. Die Entfaltung individueller Kompetenz im gesellschaftlichen Arbeitsprozess erfordert neben einem freizügigen Zugang zur Wissensbasis der Gesellschaft die relative Autonomie der Subjekte dieses Prozesses hinsichtlich Zwecksetzung und Motivation. Moderne Technologien stellen die Gesellschaft also vor die Herausforderung, die Rahmen für ein derart emanzipatorisches Handeln nachhaltig zu sichern.

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In diesem Sinne verstandene Emanzipation bildet eine Einheit aus Freiräumen und Kompetenz, aus Vertrauen und Verantwortlichkeit.

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In diesem Begriff verbindet sich damit sowohl individuell als auch gesellschaftsbezogen Anspruch und Herausforderung. Die hauptsächliche individuelle Herausforderung besteht in der Aneignung und Entwicklung von Kompetenz, um Freiräume verantwortlich zu gestalten. Die hauptsächliche gesellschaftliche Herausforderung besteht in der Schaffung von Freiräumen, in denen kompetente Individuen Verantwortung übernehmen können, sowie von Bedingungen, unter denen sich Kompetenz eigenverantwortlich reproduzieren und weiter entwickeln lässt.

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In diesem Sinne verstandene Emanzipation ist eine reflexive, keine relationale Kategorie. Emanzipation ist zuerst Selbstverwirklichung, nicht Abgrenzung. Individuelle Emanzipation auf Kosten und zu Lasten anderer ist nachhaltig nicht möglich. Eigene Emanzipation schließt die Berücksichtigung des begründeten Emanzipationsanspruchs anderer und die Ablösung hierarchisch geprägter Kommandostrukturen durch sachlich geprägte Kommunikations- und Vernetzungsstrukturen ein.

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5. Moderne Technologien stellen damit den Übergang zu einer "Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist" (MEW 4, 482), also den Übergang zu einer in diesem Sinne modernen Gesellschaft, auf die Tagesordnung.

(17) Der Übergang zu solchen im Marxschen Sinne kommunistischen Formen der Organisation der modernen Gesellschaft ist heute keine Utopie mehr, sondern bereits voll im Gange. Robert Kurz beschreibt dies so2: Die Menschheit ist damit konfrontiert, dass sie durch die selbst geschaffenen Produktivkräfte hinter ihrem Rücken auf der inhaltlich-stofflichen und "technischen" Ebene kommunistisch vergesellschaftet wurde ..., freilich in verkehrter, negativer Form innerhalb der kapitalistischen Hülle des warenproduzierenden Weltsystems: nämlich als verkehrter Kommunismus der Sachen, als globale Vernetzung des Inhalts der menschlichen Reproduktion; gesteuert jedoch durch die blinde und tautologische Selbstbewegungsstruktur des Geldes ...

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6. Die zunehmende Diskrepanz zwischen diesen Herausforderungen moderner Technologien an die Organisationsweise von Gesellschaftlichkeit und den Antworten, die die Menschheit in ihrer gegenwärtigen Verfasstheit zu geben in der Lage ist, hat zu einer tiefen globalen Krise geführt, die inzwischen selbst deren weitere biologische Existenz bedroht.

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Aus technologischer Sicht ist die globale Krise zunächst eine Theoriekrise: Zuschnitt von Wissenschaft auf unmittelbare Verwertbarkeit verhindert es, die Reflexionsfähigkeit der Gesellschaft in dem Maße auszubauen, wie es für die Beherrschung der Chancen und Risiken moderner Technologien notwendig wäre.

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Gesellschaftliche Praxis als Wechselwirkung des Menschen mit der Natur umfasst neben produktiver Arbeit als "zweckgerichteter Tätigkeit" (MEW 23, S. 192) immer auch eine reflektorische Komponente, in der intendierte und nicht intendierte Effekte unterschieden, die Wissensbasis verbreitert und zukünftige Zwecksetzungen qualifiziert werden.

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Technologien sind als Moment produktiver Arbeit immer janusköpfig und nötigen die Menschheit, angemessene Aufwendungen für die Reflexion der Chancen und Risiken dieser Technologien zu organisieren.

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Moderne Technologien zeichnen sich durch eine gegenüber dem klassischen Industriezeitalter noch einmal deutlich gesteigerte Komplexität der eingesetzten Wirkzusammenhänge aus, die durch die heutige Wissenschaft selbst paradigmatisch nur unzureichend erfasst wird, siehe 3.

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Auf der Tagesordnung steht damit die Emanzipation kritischer Wissenschaft in der Einheit von Verantwortlichkeit für die Reflexionsfähigkeit der Gesellschaft auf einem Niveau, das den technologischen Herausforderungen angemessen ist, und Freiräumen und Bedingungen, eine solche Reflexionsfähigkeit zu entwickeln.

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Im politischen System der Gesellschaft müssen entsprechende Bedingungen ausgehandelt und diese mit den erforderlichen Ressourcen untersetzt werden.

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7. Die globale Krise ist eine Herrschaftskrise: Die gegenwärtige Verfasstheit des politischen Systems der entwickelten Länder der Erde verhindert es, für eine solche Reflexionsfähigkeit ausreichende Ressourcen zu allokieren und entsprechende Bedingungen zu schaffen.

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Die Verteilung von Ressourcen und Bedingungen wird im politischen System nach den vorherrschenden Wertvorstellungen organisiert. Trotz einer zunehmenden Sensibilisierung für ökologische Belange durch die Umweltbewegungen und das Wirken des Club of Rome sind heutige Wertvorstellungen marktwirtschaftlich geprägt und darauf fixiert, Ressourcen und Bedingungen auf die optimale Entwicklung der Ökonomie nach den Interessen des Kapitals zu konzentrieren, während andere Bereiche mehr oder weniger als abgeleitete Größen betrachtet werden, die dann schon "von selbst" ins Lot kommen werden.

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Im Zeitalter moderner Technologien erweist sich eine solche unmittelbare Kopplung von politischen an ökonomische Regulative und die damit verbundenen vereinfachenden Regulierungspraktiken zunehmend als ungeeignet, die wichtigsten gesellschaftlichen Parameter auf einen nachhaltigen Kurs zu bringen. Eine solche Kopplung führt zur "Tragödie der Allgemeingüter"4, einer permanenten Unterversorgung infrastruktureller Bereiche. Im Lichte dieser Thesen ist dabei der Raubbau an den Ressourcen für Wissenschaft und Bildung besonders eklatant, der in seiner mittelbaren Wirkung mit dem ökologischen Raubbau auf einer Stufe steht.

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Auf der Tagesordnung steht damit die Emanzipation der Politik in der Einheit von Verantwortlichkeit für die Sicherung der Bedingungen einer angemessenen Entwicklung aller funktionalen Bereiche der Gesellschaft und dem Freiraum, dafür geeignete Maßstäbe und Wertvorstellungen entwickeln und vereinbaren zu können.

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Dazu ist ein Übergang notwendig von Politikformen, die auf Macht und Herrschaft gründen, zu solchen, die auf Sachverstand und Verantwortung basieren.

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8. Auch innerhalb der ökonomischen Sphäre werden marktwirtschaftliche Regulationsmechanismen zunehmend zum Hindernis für gesellschaftlich rationales Handeln. Dieses Dilemma resultiert wesentlich aus den in These 2 beschriebenen Verschiebungen hin zu einer Kompetenzgesellschaft, in der marktwirtschaftlich steuerbare produktive Arbeit zunehmend in umfassendere Wirkzusammenhänge eingebettet ist.

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Arbeit im marktwirtschaftlichen Kalkül ist nur "zweckmäßige Tätitgkeit", die Mechanismen der Zwecksetzung und Reflexion ausblendet und in ihren Wertmaßstäben mit der materiellen Realisierung des Produkts bündelt. Aufwendungen für Konzepte und Reflexionen rentieren sich nur, wenn sie einen produktiven Abschluss finden. Wissen ist nur als "nützliches Wissen" ökonomisch relevant und damit wertvoll.

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Die Wissenschaftsintensität moderner Technologien führt dazu, dass der Aufwand für Konzepte und Reflexionen den entscheidenden Teil auch ökonomischer Aktivitäten ausmacht, während mit flexiblen Entwicklungs-, Konstruktions- und Maschinensystemen zugleich die unmittelbaren Aufwendungen für die Produktion der darauf basierenden materiellen Güter zunehmend in den Hintergrund treten.

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Es wird also möglich und sinnvoll, statt Produkten nur deren Produktionsbedingungen und eine Vielzahl von Konzepten vorzuhalten, aus denen heraus "just in time" einzig diejenigen realisiert werden, die der konkreten Situation am besten entsprechen, also von der Konsum- zu einer Vorsorgegesellschaft über zu gehen — wenn dem nicht marktwirtschaftliche Rationalität im Wege stünde, die nur realisierte Konzepte belohnt.

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Die globale Krise ist eine Wertekrise: Durch die Regulationskraft von Werten, die einer marktwirtschaftlichen Rationalität entspringen, werden bestehende Probleme zunehmend verschärft; neue allgemein anerkannte Werte sind nicht in Sicht.

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In einem solchen neuen Wertesystem muss die tiefer gestaffelte konzeptionelle Vorbereitung auf die Multioptionalität von Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Gesellschaftliches Handeln als verantwortungsbewusstes Realisieren von Optionen und nicht als Unterwerfung unter blinde Marktkräfte steht auf der Tagesordnung.

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Wichtigster Aspekt der Wertekrise der Gesellschaft ist die Frage nach der auch wertmäßig eigenständigen gesellschaftlichen Anerkennung von Konzepten und Reflexionen.

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9. Um diese Herausforderungen an die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts zu politisieren und angemessene Lösungen gegen kurzfristig motivierte Kapitalinteressen durchzusetzen bedarf es emanzipierter Bürger, die als mündige, selbstbewußte und kompetente Citoyen global denken und in regionalen Netzwerken lokal handeln und handeln können.

(38)

Auch die Herausforderungen der globalen Krise sind nur durch die gemeinsame Anstrengung emanzipierter Subjekte zu bewältigen. Das erfordert deren Vernetzung und eine wesentlich intensivere Kommunikation zwischen einzelnen Strukturen und Zusammenhängen als in bisherigen Gesellschaften üblich.

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Eine solche Kommunikation ist nur in einem gemeinsamen begrifflichen Kontext ausreichender Leistungsfähigkeit möglich. Neben der Ausprägung spezieller individueller Kompetenz ist die Wissensgesellschaft also nicht nur auf die Ausprägung allgemein anerkannter neuer Werte, sondern auch auf einen breiten Fundus von allgemein be- und anerkanntem Querschnitts-, Überblicks- und Allgemeinwissen, ein entsprechendes kulturelles Niveau und Klima, angewiesen.

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Vernetzung kann nur in einem gesellschaftlichen Grundklima des Miteinander gedeihen, das es gilt, in eine kapitalistisch geprägte Umgebung von Eigennutz und Konfrontationsdenken hinein zu tragen. Die subtile Sprengkraft eines solchen technologisch motivierten Solidargedankens ist kaum zu unterschätzen.

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10. In den bisherigen Thesen taucht das Wort Sozialismus nicht auf. Die Notwendigkeit der Transzendierung heutiger gesellschaftlicher Verhältnisse ergab sich aus den Herausforderungen, die zur Beherrschung der Wirkzusammenhänge moderner Technologien zu bewältigen sind und von der Menschheit bei Strafe ihres Untergangs bewältigt werden müssen.

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Es geht dabei nicht nur, ja nicht einmal so sehr, um die Ablösung des Kapitalismus, als um eine Weltordnung, die alle bisherige Erfahrung, sowohl die der bürgerlichen Gesellschaft als auch die der Sozialismusversuche des 20. Jahrhunderts, positiv aufnimmt, aber deutlich über diese hinausgeht und auf die neuen Herausforderungen moderner Technologien angemessene Antworten findet.

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Mit diesen Herausforderungen steht die Emanzipation der Menschheit auf der Tagesordnung, die Ablösung der durch äußere Zwänge und Fremdbestimmung geprägten Organisationsformen aller bisherigen Gesellschaftsformationen durch solche, die sich aus der inneren Entwicklungslogik von Vergesellschaftungsprozessen ergeben, die mit anderen Prozessen in Natur und Gesellschaft kommunikativ vernetzt werden und sind und auf diese Weise die Erde um eine Vernunftsphäre bereichern, die Noosphäre von Wernadski und Teilhard de Jardin.

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Es geht um den "Sprung aus dem Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit" (MEW 20, 264) als der Vollendung des Projekts der Moderne im Sinne von Kant, Hegel und der Aufklärung, um eine Herausforderung, die den Namen "moderner Sozialismus" zu Recht tragen würde.

(44.1) 21.11.2001, 23:40, Stefan Merten: Guter Text!

Verweise

(45)

(1)
Eine europäische Informationsgesellschaft für alle.
Erste Überlegungen der Gruppe hochrangiger Experten.
Zwischenbericht an die Europäische Kommission, Januar 1996, S. ii

(46)

(2)
Robert Kurz: Der Kollaps der Modernisierung.
Reclam Verlag Leipzig, 1994, S. 289 - 290

(47)

(3)
Herbert Hörz: Zur gesellschafttheoretischen Relevanz moderner Naturerkenntnis.
In: Naturwissenschaftliches Weltbild und Gesellschaftstheorie,
Texte zur Philosophie der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen, Heft 5, 1998, S. 7 - 44

(48)

Michael Weingarten: Wissenschaftstheorie als Wissenschaftkritik.
Verlag Pahl-Rugenstein, Bonn 1998.

(49)

(4)
Garrett Hardin: The Tragedy of the Commons, Science, 162 (1968), 1243-1248.

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