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Zivilisationsterrorismus

Maintainer: xenid :-), Version 1, 12.09.2001
Projekt-Typ:
Status: Archiv

geschehnis 11.09.2001

(1) zu den terroranschlägen braucht man nicht viel zu sagen. die fernsehmedien übernehmen diese aufgabe zur genüge.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,156617,00.html

unter dem projekt weltfrieden - terror spezial findet man links zu seiten, die weiterführende informationen bieten.

(1.1) Spezial Projekt beendet - Links hier, 13.09.2001, 12:50, Ano Nym: Übersicht Google
CNET.com (E)

Washington Post (E)
Yahoo News(E)
cnn.com/ (E)"
ABC News (E)"
NY Times (E)"
Yahoo Photos
Reuters (E)
BBC (E)
Euronews (versch.)

(1.1.1) Re: Spezial Projekt beendet - Links hier, 18.09.2001, 03:19, Ano Nym: Zwei gute Artikel bei Telepolis:
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/9575/1.html
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/9579/1.html

(1.1.2) Re: Spezial Projekt beendet - Links hier, 26.10.2001, 18:44, Hanna Behrend: www.glasnost.de hat meinen Beitrag "Die Linke und der neue Krieg der mächtigen weißen Männer" eingestellt.

reaktionen der usa

(2) bush's reaktion war abzusehen.
hartes durchgreifen. schnelle gegenmassnahmen und mititärische mobilisierung.
spontane drohung an die täter.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,156686,00.html

kein gedanke der nach innen führt. schuldzuweisungen.

mitgefühl

(3) als erstes muss man hier die menschliche position betrachten.

Schröders Beileidsschreiben an Bush


Berlin - Bundeskanzler Gerhard Schröder hat am Dienstag nach den Terroranschlägen in New York und Washington folgendes Telegramm an US-Präsident George W. Bush gesandt:
"Sehr geehrter Herr Präsident,

mit Entsetzen habe ich von dem verabscheuungswürdigen terroristischen Anschlägen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington erfahren, bei denen so viele Menschen ihr Leben verloren haben.

Meine Regierung verurteilt diese terroristischen Akte auf das Schärfste. Das deutsche Volk steht in dieser schweren Stunde an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika.

Ich möchte Ihnen und dem amerikanischen Volk mein tief empfundenes Beileid und meine uneingeschränkte Solidarität aussprechen. Unsere Anteilnahme gilt den Opfern und deren Angehörigen."

Gerhard Schröder

Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland

(3.1) AUFRUF, 14.09.2001, 08:20, xenid :-): habe heute eine e-mail erhalten, die zum weiterleiten bestimmt war.
da ich aber kein e-mail-verteiler-freund bin, fasse ich einfach das wichtigste zusammen.

es geht einleitend um die geschehnisse in den usa am 11.09.01
..."drücken sie ihre anteilnahme betreffend der geschehnisse für die opfer und deren angehörigen aus...
...da statistisch gesehen samstag am abend die meisten leute daheim sind, bitten wir sie, am kommenden samstag, den 15.09.2001 ab 20:00 uhr eine kerze oder ein anderes licht in ein oder mehreren fenstern ihrer wohnung aufzustellen"...

ich bin dabei..

stellung bundespräsident

(4) B U N D E S P R Ä S I D E N T R A U

"Dieser Tag hat die Welt verändert"

Mit einer Regierungserklärung reagiert Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) heute auf die Terroranschläge. Die zunächst geplanten Haushaltsberatungen wurden verschoben. Unterdessen brach Bundespräsident Rau seine Skandinavien-Reise ab. Er appellierte, "dem Hass zu widerstehen".

Berlin - Die Rede Gerhard Schröders ist heute der einzige Tagespunkt der Bundestagssitzung. Am Vormittag wollen Politiker während eines Gottesdienstes der Opfer der Anschläge in New York und Washington gedenken.

Bundespräsident Johannes Rau will am Morgen aus Helsinki nach Berlin zurückkehren. Er reagiert damit auf die Anschläge und sagte gestern Abend tief betroffen seine Teilnahme an einem Abendempfang zu Ehren der finnischen Staatspräsidentin Tarja Halonen ab. Er erklärte dazu:
"Dieser Tag hat die Welt verändert. Ein schreckliches Ereignis, dessen Ausmaß wir noch nicht kennen... Wir wissen nicht, welche politischen, welche gesellschaftlichen Auswirkungen das hat, was heute geschehen ist und was wir auf den Fernsehschirmen gebannt und erschrocken und, kaum des Nachdenkens fähig, verfolgen....Fröhliche Gesänge passen nicht zu diesem Abend.
Die Gruppe, die wir mitgebracht haben, damit sie uns mit Musik erfreut, wird gleich einen Trauergesang anstimmen, der stammt aus dem Mittelalter. Er erinnert uns daran: Das Leid ist nicht neu, das Leid hat die Menschen immer begleitet. Die Nachricht, die uns diese Leidensgesänge vermitteln wollen, ist älter als das Mittelalter und älter als unser Leben. Diese Nachricht heißt: Hass zerstört die Welt und Hass vernichtet Menschen. Darum geht es überall, in Finnland und in Deutschland, in Europa und in Amerika, im Nahen Osten und im fernen Asien: Dem Hass zu widerstehen und der Nächstenliebe Raum zu schaffen."



ich finde schön, dass hier dieses ereignis als ewig wiederkehrendes leid der menschen benannt wird.


politische reaktionen - destruktiv

(5) "Die Vereinigten Staaten können auf die Hilfe und Unterstützung ihrer 18 Verbündeten vertrauen", teilte NATO-Generalsekretär George Robertson mit.
"Ihr werdet nicht davonkommen"

Toni Blair: "Das ist nicht nur ein Kampf der USA gegen den Terrorismus"

Putin: "Derartige Aktionen müssen bestraft werden".

"Frankreich an Amerikas Seite"

Jubel im Libanon und Jerusalem

Ägyptens Präsident Mubarak: "USA waren gewarnt"



schuldzuweisungen führen zu erneutem hass. meiner meinung nach ein sinnloses unterfangen die problematik über bestrafung (vernichtung) zu lösen.


(5.1) Re: politische reaktionen - destruktiv, 13.09.2001, 08:29, xenid :-): VERTEIDIGUNGSFALL

Kernstück des NATO - Vertrages
Artikel 5 (Originaltext):

Die Parteien vereinbaren, daß ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird; sie vereinbaren daher, daß im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, in dem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten. Von jedem bewaffneten Angriff und allen daraufhin getroffenen Gegenmaßnahmen ist unverzüglich dem Sicherheitsrat Mitteilung zu machen.
Die Maßnahmen sind einzustellen, sobald der Sicherheitsrat diejenigen Schritte unternommen hat, die notwendig sind, um den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit wiederherzustellen.

http://www.uni-trier.de/uni/fb3/politik/liba/nato/page7.html

Problem:
Bündnisfall und Bündnisverpflichtung im NATO - Vertrag nicht präzise genug formuliert. (anmerkung der universität)
dieser artikel dient momentan als grundlage dafür, dass egal wie die usa reagieren werden alle NATO-länder sich beteiligen. wenn meine infos richtig sind, geht dies sogar ohne die bundestagszustimmung.

hier wäre auf jeden fall eine änderung notwendig. für mich hat ein militärischer gegenschlag zumindest zum gegenwärtigen zeitpunkt nur was mit verletztem stolz zu tun.
da stolz für mich eine destruktive charaktereigenschaft darstellt, sehe ich keinerlei gründe für eine unterstützung.
bedeutet verletzter stolz und rache einen bündnisfall?

(5.1.1) Ergänzung, 13.09.2001, 12:00, Gasher G.14: Soweit ich weiß wurde der Nato-Vertrag 1999 um einige Anmerkungen ergänzt, die ganz ausdrücklich terroristische Schläge erheblicher Tragweite (sinngemäß) neben dem Kriegsfalle die Natopartner zur Bündnistreue verpflichten, sofern (und das ist hier wohl gegeben) die Terroristen nicht aus dem terrorisiertem Staat stammen.
Vielleicht kann jemand den genauen Wortlaut hinzufügen?
Gasher

politische reaktionen - konstruktiv

(6) UNO-Generalsekretär: "Kühles Handeln erforderlich"

Auch Hollands Premierminister warnt vor Überreaktionen

Ex-Premier Barak: "Zeit zum gemeinsamen Handeln"

Taliban dementieren Beteiligung

Opec stoppte Ölpreisanstieg



die sache als anschlag gegen die usa sehen. ohne emotionen die situation objektiv betrachten und vermitteln..


(6.1) Wiederaufbau Twin Towers, 12.09.2001, 20:33, Ano Nym: In einer Fernsehsendung hat Dieter Kronzucker die Idee geäussert, es könnte geschehen, dass weltweit Spendensammlungen gestartet werden mit dem Ziel die Schäden wieder, soweit überhaupt möglich, zu beheben und die Twin Towers wieder aufzubauen. Ich halte das für eine grossartige Idee, die unbedingt weiterverfolgt werden sollte. Aus diesem Grund rufe ich bereits hier zu einer grossen Sammelaktion von Ressourcen jeglicher Art auf.
Ein anderer Bericht in den letzten Stunden irgendwann hat die Geschichte vom Bau des Empire State Building beleuchtet und dabei gezeigt, dass es damals eine einmalige und herrausragende organisatorische Leistung gewesen ist, wie in 13 Monaten der gesamte Turm fertiggestellt wurde.
Vielleicht kann die Menschheit mit solchen Leistungen als Vorbild und aus den aktuellen Ereignissen als Anlass wieder zu einer aussergewöhnlichen Aufbauleistung ermutigt werden, die ein mächtiges Zeichen gegen jegliche Art der Gewalt und Terrors zu setzten vermag. Ich hoffe, dass wir vielleicht in der Lage sind, hier auf opentheory, einen kleinen Anfang machen zu können.

(6.1.1) Re: Wiederaufbau Twin Towers, 13.09.2001, 07:24, xenid :-): eine wunderbare idee..

wenn die welt sich gemeinsam am wieder- oder neuaufbau beteiligt, gibt es keinen grund gewaltätig gegen die welt vorzugehen.
aber wie sollte man soviel menschen motivieren dem reichen staat usa geld zu geben?

als nächstest problem seh ich, was bedeutender ist als das finazielle, das ansehen der usa. sie hat ihren stand in der welt verloren. ob da der wiederaufbau ausreicht um den amerikanischen stolz wiederherzustellen?

(6.1.1.1) Stolz - Wiederaufbau, 13.09.2001, 12:58, Ano Nym: Hmm, angenommen es gelänge tatsächlich die Tower in relativ kurzer Zeit wieder aufzubauen, was den Amerikanern vermutlich kurzfristig nicht aus eigener Kraft gelingen kann und deshalb aus allen Teilen der Welt unterstützt wird, so ist es IMHO denkbar und vielleicht sogar wünschenswert, dass anstelle des "alten" Nationalstolzes, ein neuer, auf der Gemeinschaftlichkeit aller auf der Erde lebenden Menschen besierender "Stolz", und somit kraftgebende Verbundenheit entsteht.

(6.1.1.1.1) Re: Stolz - Wiederaufbau, 13.09.2001, 14:29, xenid :-): kann ich gut mitgehen.
obwohl das mit der eigenen kraft durch eine andere verteilung der finanzen möglich wäre.
eine internationale beteiligung bringt aber den globalen einfluss in ein wahrzeichen der usa. somit steht es dann eben nicht mehr so als amerikanische leistung sondern eine globale menschliche.

bauen wir in NY den neuen babylonischen turm. mit solcher idee rennt man aber glaub ich gegen arabische wände.
wie wäre es wenn die amerikaner einen der beiden türme als mahnmal für die opfer und eine alte zeit stehen lassen und nur einen turm wiederaufbauen.
wäre für die amerikaner ein würdiges gedenken an die opfer und hält der welt tagtäglich vor augen wie der mensch sich selbst vernichtet.

ob die finazhaie mit einer solchen "platzverschwendung" einverstanden wären ist fraglich.

(6.1.1.1.1.1) Re: Stolz - Wiederaufbau, 13.09.2001, 14:42, Ano Nym: Einen Turm als Schutthaufen und Gedenkstätte zu erhalten finde ich auch eine sehr gute Idee.
Ihn einen neuen Babylonischen Turm zu nennen halte ich für nicht ganz so geschickt, da diesem doch eher negative Assoziation anhaften.
Für die Spendensammlung habe ich das Projekt Geldbeschaffung eingerichtet und dort bereits mit der Versteigerung meiner früher gesammelten Spielkartensammlung begonnen. Es steht nun jedem frei dort mitzubieten und somit einen Teil zur Aktion beizutragen.

(6.1.1.1.1.1.1) Re: Stolz - Wiederaufbau, 13.09.2001, 16:17, xenid :-): den begriff des "babylonischen turms" wählte ich auch nur als methapher um die abwehrende haltung des nahen ostens etwas zu verstärken.

wegen mir der begriff: millenium-tower

(6.1.2) Re: Wiederaufbau Twin Towers, 13.09.2001, 21:31, Ano Nym: so ein quatsch
da bricht mal ein geschwür auf , dass die welt zersetzt, und nun schmieren wir ein wenig make up auf die wunde, dann wird schon wieder alles gut werden

(6.2) Re: politische reaktionen - konstruktiv, 13.09.2001, 07:38, xenid :-): eine fernsehnachricht hat mich positiv überrascht.

arafat spendete solidarisch blut um damit sein beleid zu bekunden.
eine meiner meinung nach sehr gute reaktion, die hoffentlich arabische zeichen setzt.

NATO- einsatz ?

(7) Die Nato erklärte die Anschläge als "nicht hinnehmbar" und erklärte den USA ihre Solidarität. Tony Blair versicherte den USA, "Schulter an Schulter mit den USA zu stehen. Russlands Präsident Putin telegrafierte Bush: "Derartige Aktionen müssen bestraft werden". Die UNO und Holland mahnen dagegen vor Überreaktionen.



meine meinung: ein NATO- einsatz wäre falsch!

wie kann aber deutschland die bündnisverpflichtung ablehnen ohne mehr zu schädigen.


(7.1) Re: NATO- einsatz ?, 13.09.2001, 08:36, xenid :-): verweis auf Absatz 5.2

(7.2) Bündnisfall ?, 14.09.2001, 07:47, xenid :-): es gibt in deutschland menschen, denen die entscheidung gegen ihr gefühl geht.
bei mir um die ecke liegen unterschriftenlisten aus, wo man sich gegen diese entscheidung bekennen kann.
auch in der regierung gibt es vereinzelt personen, denen die entscheidung zum bündnisfall ohne einen gegner zu kennen, einfach zu schnell ging.
schon allein diese gedankenansetze geben mir kraft und hoffnung, dass man sich wirklich mal einen kopf über dauerhaften weltfrieden macht.

neue diplomatie

(8) es wäre an der zeit, dass europa global die richterfunktion zugesprochen bekommt.

erstens: militärische kontakte zur NATO
zweitens: wirtschaftliche kontakte nach russland
drittens: die besten geheimdienstkontakte in den nahen osten

hier sollte man den vermittliungsprozess ansetzen. die NATO greift nicht ein.
es wird eine internationale zivil-militärische kommission eingerichtet, die als aussenstehende organisation alle weiteren geschehnisse lenkt.

(8.1) Re: neue diplomatie, 14.09.2001, 07:54, xenid :-): hierzu möchte ich gern mal sandra maischberger von n-tv nennen.
sie hat gestern in ihrem gespräch die frage gestellt: "wenn sich deutschland so an die seite amerikas stellt, kann dann das land "europa" noch die vermittlerrolle übernehmen?" die gegenfrage: "zwischen wem sollte dann vermittelt werden?" - "zwischen amerika und den terroristenbeherbergenden ländern."

das war für mich öl für die ohren.
das problem sind ja im grunde nicht die terroristen als personen, sondern die lebensumstände, die erst einen menschen zum terroristen machen.

(8.1.1) Re: neue diplomatie, 15.09.2001, 18:48, Ano Nym: mit moslem-extremisten bzw. all denjenigen, die zum heiligen islamischen krieg stehen, an ihn glauben und ihn ausüben, sollte man verhandeln, sondern radikal krieg führen; das ist die einzige ebene auf der man mit solchen menschen "kommunizieren" und stellen beziehen kann. auf einer diplomatischen oder demokratischen oder humanistischen ebene kann man da garnichts erreichen. im gegenteil, wenn von vorne herein radikale maßnahmen ergriffen worden wären, hätte sich der heilige islamische krieg nicht ausbreiten und solche zeugnisse wie in N.Y. hinterlassen können.

(8.1.1.1) Re: neue diplomatie, 16.09.2001, 09:31, Ano Nym: viel wege führen nach rom. wer will denn den unterschied feststellen zwischen "unzivilisierten" islamisten und "zivilisierten" und seine hand ins feuer legen , dass er sich nicht irrt? dass radikale, militärische gegenschläge gegen wirkliche und vermeintliche täter selten oder nie das erwünschte ziel erreichen, konnte man doch schon mehr als einmal beobachten (erinnere z. b. an sadam-der sollte ja eigendlich auch schon mausetot sein). immer die selben fantasielosen massnahmen: hau drauf und schluss. es ist an der zeit, neue diplomatische wege zu beschreiten, eine wirkliche lösung -zumal gute- gibt es doch eh nicht. aber dann tut es auch nicht weh, den "gewaltarmen" weg zu wählen. dazu fehlt wohl leider der mut.

(8.1.1.2) Re: neue diplomatie, 16.09.2001, 19:45, Ano Nym: Wenn bisher wirklich __umfassend__ und __vorbedingungslos__ verhandelt und unterstützt worden wäre, dann gäbe es überhauot keine Menschen gleich welcher Religion, die zu solch Wahnsinnstaten fähig bzw. bereit wären... Denn im Grunde ist die ja (im Moment) ach so zivilisierte Welt bisher nie so zuvilisiert gewesen, dass sie es geschafft hätte, all den schrecklich leidenden Menschen, die tagtäglich die Auswirkungen unser __Zivilisation__ erleiden müssen zu ersparen. So ist der aktuelle Terror in Wahrheit genauso Hausgemacht, wie ein Kind das sich nach ungerechter Behandlung aufführt wie ein "Terrorist".........

(8.1.1.2.1) Re: neue diplomatie, 17.09.2001, 09:32, xenid :-): mit gäbe und wäre kommen wir nicht weiter :-))

(8.1.1.2.1.1) Re: neue diplomatie, 18.09.2001, 03:20, Ano Nym: ...vielleicht mit mitmachen?

(8.2) Re: neue diplomatie, 19.09.2001, 17:39, lotar ??: wer glaubt den wirklich an den sinn einer weltpolizei und eines weltrichters... wie soll das von statten gehen??? diplomatie JA!! bomben NEIN!! und bloß keine "zivil-militärische kommission" sondern ein UNO-Gremium.... wo ist die eigentlich?? wann weldet die sich zu Wort.... wo ist DEN HAAG, das "Weltgericht" das aktuell über Milosewisch (rechtschreibfehler incl.) richtet.... keine Spur von : "wir haben die ermittlungen aufgenommen....."

(8.3) Re: neue diplomatie, 19.09.2001, 18:01, lotar ??: In einer Newsgroup ist mir folgender Text "begegnet" den ich hier unkommentiert posten will: Der Text macht aber deutlich, das es gilt "ganzheitlich" zu denken und ebenso "ganzheitlich intelligent" zu handeln..... '
' Robert Kurz zu New York'
' TOTALITÄRE ÖKONOMIE UND PARANOIA DES TERRORS '
' Der Todestrieb der kapitalistischen Vernunft '
' Große und symbolische Katastrophen sind in der Geschichte der Menschheit immer wieder Anlaß zu einer Besinnung gewesen, in der die Mächtigen der Welt ihre Hybris ablegen, Gesellschaften sich selbst reflektieren und ihre Grenzen erkennen. Nichts dergleichen ist nach dem Kamikaze-Angriff auf die Nervenzentren der USA in der kapitalistischen Weltgesellschaft zu beobachten. Fast scheint es so, als hätte der barbarische Angriff aus dem Dunkeln der Irrationalität nicht nur das World Trade Center platt gemacht, sondern auch den letzten Rest von Urteilsvermögen der weltdemokratischen Öffentlichkeit. Diese Gesellschaft will sich im Spiegel des Terrors nicht selbst erkennen, sondern sie wird unter dem Eindruck des Grauens sogar noch selbstgefälliger, bornierter und unreflektierter als zuvor. Je gewaltsamer sie auf ihre Grenzen hingewiesen wird, desto heftiger pocht sie auf ihre Macht und desto sturer kultiviert sie ihre Eindimensionalität. '
' Nach dem Terrorschlag verhalten sich die Funktionseliten, die Medien und das Fußvolk des globalen Systems von "Marktwirtschaft und Demokratie", als wären sie allesamt Schauspieler und Statisten in einer Realinszenierung des Films "Independence Day". Hollywood ahnte ein apokalyptisches Ereignis voraus und verfilmte es als Darstellung von patriotischem Kitsch und hinterwäldlerischer Moral. So hat die Kulturindustrie die Wirklichkeit der Katastrophe banalisiert und entwirklicht, bevor sie überhaupt wirklich wurde. Die spontane Trauer und Fassungslosigkeit wird überlagert von den falschen Ritualen eines programmierten Reaktionsmusters, das jedes Verständnis für den inneren Zusammenhang von Terrorismus und herrschender Ordnung unmöglich macht. '
' Die Verhärtung des offiziellen demokratischen Bewußtseins zur wütenden Besinnungslosigkeit wird deutlich, wenn der Laiendarsteller des US-Präsidenten einen "monumentalen Kampf des Guten gegen das Böse beschwört. Durch dieses naive Weltbild werden die eigenen inneren Widersprüche nach außen projiziert. Es ist das elementare Schema aller Ideologie: Statt den Komplex der Zusammenhänge aufzudecken, in die man selbst verwickelt ist, muß eine fremde Ursache für die Ereignisse gefunden und ein externer Feind definiert werden. Aber im Unterschied zu den pubertären Traumwelten Hollywoods wird es in der harten Wirklichkeit der zerbrechenden Weltgesellschaft kein happy end geben. '
' In dem Film "Independence Day" sind es sinnigerweise Außerirdische, die "Gottes eigenes Land" angreifen und natürlich heroisch zurückgeschlagen werden. Diesen Part des außerweltlichen, außerkapitalistischen und außervernünftigen Aliens soll nun offenbar der militante Islamismus übernehmen, als handle es sich um eine soeben entdeckte fremde Kultur, die sich als finstere Bedrohung entpuppt. Auf der Suche nach dem Ursprung des Bösen blättert man im Koran, als ließen sich dort die Motive für die sonst unerklärlichen Taten finden. '
' Aufgestörte westliche Intellektuelle entblöden sich nicht, den Terrorismus als Ausdruck eines "vormodernen" Bewußtseins zu bezeichnen,das die Epoche der Aufklärung verpasst habe und deshalb die wunderbare westliche "Freiheit zur Selbstbestimmung", den freien Markt, die liberale Ordnung und überhaupt alles Gute und Schöne der westlichen Zivilisation in Akten des blinden Hasses "verteufeln" müsse. Als hätte es nie eine intellektuelle Reflexion über die "Dialektik der Aufklärung gegeben" und als hätte sich der liberale Begriff des Fortschritts in der katastrophalen Geschichte des 20. Jahrhunderts nicht längst blamiert, kehrt in der Verwirrung über den neuartigen Akt des Wahnsinns die ebenso arrogante wie ignorante bürgerliche Geschichtsphilosophie des 18. und 19. Jahrhunderts als Gespenst zurück. Im krampfhaften Versuch, die neue Dimension des Terrors einem fremden Wesen zuzuschreiben, fällt das westlich-demokratische Räsonnement endgültig unter jedes intellektuelle Niveau. '
' Aber die Tatsache des inneren Zusammenhangs aller Erscheinungen in der globalisierten Gesellschaft läßt sich so billig nicht wegdefinieren: Nach fünfhundert Jahren blutiger Kolonial- und Imperialismusgeschichte, nach hundert Jahren einer gescheiterten staatsbürokratischen Industrialisierung und nachholenden Modernisierung, nach fünfzig Jahren destruktiver Integration in den Weltmarkt und zehn Jahren unter der absurden Herrschaft des neuen transnationalen Finanzkapitals gibt es in Wahrheit keinen exotischen orientalischen Raum mehr, den man als fremd und äußerlich begreifen könnte. Alles, was heute geschieht, ist unmittelbar oder vermittelt ein Produkt des zwanghaft vereinheitlichten Weltsystems. Die One World des Kapitals ist selber der Schoß, der den Mega-Terror gebiert. Es war die militante Ideologie des westlichen ökonomischen Totalitarismus, die den ebenso militanten neo-ideologischen Wahnvorstellungen den Weg geebnet hat. Das Ende der staatskapitalistischen Ära und ihrer Ideen wurde zum Anlaß genommen, die kritische Theorie überhaupt zum Schweigen zu bringen. Die Widersprüche der kapitalistischen Logik durften nicht mehr zur Sprache kommen, sie wurden für nicht existent und die Frage der sozialen Emanzipation jenseits des warenproduzierenden Systems für irrelevant erklärt. Mit dem vermeintlich endgültigen Sieg des Markt- und Konkurrenzprinzips begann die intellektuelle Reflexionsfähigkeit der westlichen Gesellschaften zu erlöschen. Die Menschen dieser Welt sollten identisch werden mit kapitalistischen Funktionen, obwohl die Mehrheit bereits als "überflüssig" abgestempelt war. '
' Während die finanzkapitalistischen Krisenmechanismen des Shareholder Value Milliarden von Menschen in Armut und Verzweiflung stürzten, sang die Mehrheit der globalen Intelligentsia wie zum Hohn das Lied des marktwirtschaftlich-demokratischen Optimismus. Sie haben jetzt die Quittung bekommen: Wenn die kritische Vernunft verstummt, tritt an ihre Stelle der mörderische Hass. Die objektive Unhaltbarkeit der herrschenden Produktions- und Lebensweise macht sich dann nicht mehr auf rationale, sondern auf irrationale Weise geltend. So folgte auf den Rückzug der kritischen Theorie der Vormarsch des religiösen und ethno-rassistischen Fundamentalismus. Solange sich die grundsätzliche emanzipatorische Kapitalismuskritik nicht neu formiert, werden die Ausbrüche von sozialer und ideologischer Paranoia zum alleinigen Gradmesser für das Ausmaß, in dem die Widersprüche der Weltgesellschaft herangereift sind. Unter diesen Bedingungen bedeutet die neue Qualität des Mega-Terrros in den USA, daß! die offiziell ignorierte und heruntergeredete Krise des globalisierten kapitalistischen Systems eine neue Dimension angenommen hat. '
' Was als fremdartige Furie des Terrors erscheint, ist aber nicht nur auf dem Nährboden der Marktwirtschaftlichen One World herangewachsen, sondern auch von den repressiven Machtapparaten der westlichen Demokratien selber gezüchtet worden, die jetzt ihre Hände in Unschuld waschen. Es handelt sich um Irrläufer des Kalten Krieges und der daran anschließenden demokratischen Weltordnungskriege. Saddam Hussein wurde vom Westen gegen das iranische Mullah-Regime aufgerüstet, das seinerseits aus der Modernisierungs-Ruine des Schah-Regimes gekrochen war. Die Taliban wurden von den USA gepäppelt, geschult und mit effizienten Flugabwehrraketen ausgerüstet, weil damals alles zum Reich des "Guten" zählte, was gegen die Sowjetunion gerichtet war. Und der jetzt zur mythischen Figur des Bösen aufgeblasene Wirrkopf Usama bin Laden betrat aus demselben Grund ursprünglich als "baby" der westlichen Geheimdienste die Weltarena der bewaffneten Paranoia. Der "Sicherheits"-Imperialismus der NATO, der die vom Kapital nicht mehr reproduzierbare Menschheit gewaltsam unter Kontrolle halten will, bedient sich auch aktuell befreundeter Folter-Regimes und diverser Gestalten des Wahnsinns in der Türkei, in Saudi-Arabien, Marokko, Pakistan, Kolumbien und anderswo. Aber weil diese Welt aus den Fugen geht, verselbständigt sich ein Wechselbalg nach dem anderen. Das "baby" von heute ist immer schon das "unbegreifliche Monster" von morgen. '
' Die Fürsten des Terrors, die Gotteskrieger und Clan-Milizen sind allerdings keineswegs nur äußerlich vom Westen instrumentalisierte Kräfte, die ihm nun zu entgleiten beginnen. Auch ihr Geisteszustand ist nicht "mittelalterlich", sondern postmodern. Die strukturellen Ähnlichkeiten zwischen dem Bewußtsein der marktwirtschaftlichen "Zivilisation" und dem Bewußtsein der islamischen Terroristen können nicht allzu sehr erstaunen, wenn man bedenkt, daß es sich bei der Logik des Kapitals um einen irrationalen Selbstzweck handelt, der nichts anderes als säkularisierte Religion darstellt. Auch der ökonomische Totalitarismus teilt die Welt in "Gläubige" und "Ungläubige". Die herrschende "Zivilisation" des Geldes kann die Abkunft des Terrors nicht rational analysieren, weil sie sonst sich selbst in Frage stellen müßte. So definiert der angeblich aufgeklärte Westen den Islamismus ebenso als "Werk des Teufels" wie dieser umgekehrt den Westen. Die irrationalen dichotomischen Bilder von "Gut" und "Böse" gleichen sich bis zur Lächerlichkeit. Was in den Köpfen der Chefterroristen vorgeht, ist seiner Natur nach nicht bizarrer als die Art und Weise, wie die Chefmanager der globalen Marktwirtschaft Mensch und Natur unter dem destruktiven Zwang des abstrakten betriebswirtschaftlichen Kalküls wahrnehmen und zurichten. Der religiöse Terror schlägt ebenso blind und sinnlos zu wie die "unsichtbare Hand" der anonymen Konkurrenz, unter deren Regiment permanent Millionen von Kindern verhungern - um nur ein Beispiel zu nennen, das den angesichts der Opfer von Manhattan zelebrierten Kult der Betroffenheit in ein seltsames Licht taucht. Wenn die Medien zwischen den Zeilen eine heimliche Bewunderung für die ungeahnten technischen und logistischen Fähigkeiten der Terroristen erkennen lassen, wird auch in dieser Hinsicht die Verwandtschaft der Seelen deutlich: Beide Seiten gehören gleichermaßen der modernen "instrumentellen Vernunft an. Denn auf beide trifft zu, was in Melvilles "Moby Dick", dieser großen Parabel auf die Moderne,! der unheimliche Kapitän Ahab sagt: Alle meine Mittel sind vernünftig, nur mein Zweck ist wahnsinnig. Die Ökonomie des Terrors entspricht spiegelbildlich dem Terror der Ökonomie. So erweist sich der Selbstmord-Attentäter als die logische Fortsetzung des einsamen Individuums in der universellen Konkurrenz unter den Bedingungen der Aussichtslosigkeit. Was hier zum Vorschein kommt, ist der Todestrieb des kapitalistischen Subjekts. Daß dieser Todestrieb dem westlichen Bewußtsein selbst inhärent ist und nicht nur durch die soziale, sondern auch durch die geistige Trostlosigkeit des totalitären Marktsystems ausgelöst wird, beweisen die periodischen Amokläufe von Mittelstandskindern in den Schulen der USA und das Attentat von Oklahoma, das bekanntlich ein authentisches Produkt des inneren Wahnsinns der USA war. Der auf ökonomische Funktionen reduzierte Mensch wird ebenso verrückt wie der Mensch, den der Verwertungsprozeß als "überflüssige Existenz" ausspuckt. Die instrumentelle Vernunft entläßt ihre Kinder. '
' Weil der irrationale Kern seiner Ideologie dem islamischen Fundamentalismus gleicht wie ein Ei dem anderen, kann der Kapitalismus nur noch zum Kreuzzug aufrufen, zum "heiligen Krieg" der westlichen "Zivilisation". Allein solche Opfer, die Star-Kolumnistinnen der USA, Broker in Manhattan und Bürger der westlichen Freiheit sind, gelten als wirkliche Opfer und werden in Gedenkgottesdiensten beweint. Der Tod von irakischen Zivilisten und serbischen Kinder dagegen, die von Bomben aus zehn Kilometer Höhe zerfetzt wurden, weil die kostbare Haut der US-Piloten nicht geritzt werden durfte, erschienen nicht als Menschenopfer, sondern als "Kollateralschaden". Sogar vor den Toten macht die globale Apartheid nicht halt. Der westliche Begriff der Menschenrechte enthält als stumme Voraussetzung die Verkäuflichkeit der Person und die Zahlungsfähigkeit. Wer diese Kriterien nicht erfüllen kann, ist eigentlich kein Mensch mehr, sondern ein Stück Biomasse. So teilt der westliche Fundamentalismus die Welt auf in das angeblich zivilisierte "Reich" einerseits und die "neuen Barbaren " andererseits, wie der französische Publizist Jean Rufin schon Anfang der 90er Jahre feststellte. '
' Das Imperium wankt. Innerhalb weniger Monate hat sich der Mythos der ökonomischen Unverwundbarkeit durch den Zusammenbruch der "New Economy" blamiert. Jetzt ist der Mythos der militärischen Unverwundbarkeit zusammen mit dem Pentagon in Flammen aufgegangen. Das utilitaristische Denken der Funktionseliten versucht sogar aus dieser Katastrophe noch Nutzen zu schlagen. Denn mitten im Absturz der Finanzmärkte hat man plötzlich den Stoff für eine Dolchstoßlegende: Nicht die herrschende Ordnung ist obsolet, wenn weitere Finanzblasen platzen und womöglich die Weltmarktwirtschaft kollabiert, sondern der "externe Schock" des Terrorschlags soll dann die Ursache gewesen sein - so Wim Duisenberg, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Das Systemversagen wird in die externe Bosheit der fremdartigen "Ungläubigen" umdefiniert, aber dadurch nicht ungeschehen gemacht. '
' Gleichzeitig rollt eine Welle der ebenso hysterischen wie schmalzigen Kriegspropaganda, als schrieben wir den August 1914. Überall melden sich zuhauf Freiwillige, mitten im Crash steigen die Aktien der Rüstungsindustrie, fast schon macht sich Hoffnung auf eine Kreuzzugs-Konjunktur breit. Aber klandestine Gruppen von Männern, die mit Messern und Teppichschneidern bewaffnet sind, fordern nicht die Massenmobilisierung und Bündelung aller gesellschaftlichen Kräfte heraus. Der Terror stellt kein äußeres Gegenimperium auf derselben Ebene von Staatlichkeit und Kriegswirtschaft dar. Er ist die innere Nemesis des globalisierten Kapitals selbst. Deshalb kann er keinen neuen Rüstungsboom hervorrufen. Auch militärisch wird der Kreuzzug ins Leere gehen. Ob mögliche "Vergeltungsschläge" der USA wie gehabt aus zehn Kilometern Höhe irgendeine Zivilbevölkerung dezimieren oder ob Bodentruppen unter hohen Verlusten durch entlegene Bergregionen irren, wie es die Armee der Sowjetunion in Afghanistan erfahren mußte: Aus dem Pseudo-Krieg gegen die von ihm selbst hervorgebrachten Dämonen der Weltkrise wird der Kapitalismus keine Nahrung für sein Fortleben mehr saugen können. '
' Es sind auch Stimmen der Vernunft zu hören, von Feuerwehrleuten in New York bis zu einzelnen Journalisten und Politikern, die wenigstens sagen, daß ein Krieg völlig sinnlos wäre. Aber diese Vernunft droht hilflos zu bleiben und von der Welle der Irrationalität weggeschwemmt zu werden, wenn sie nicht zu einer Analyse der Krisenverhältnisse findet. Es gibt nur einen Weg, dem Terror wirklich den Nährboden zu entziehen: die emanzipatorische Kritik am globalen Totalitarismus der Ökonomie

(8.3.1) Re: neue diplomatie, 26.09.2001, 20:29, Arno Nyhm: Schon irgendwie denkwürdig wie sich alles entwickelt... Wie gehts nur weiter?

(8.3.2) Re: neue diplomatie, 28.10.2001, 16:36, Boris Budeck: Eine ganz hervorragende und einleuchtende Zusammenfassung der Grundstruktur unserer westlichen Zivilisationen. Unsere vermeintliche Sicherheit, unser luxeriöser Wohlstand und unser egozentrisches kapitalistisches (=wirtschaftshöriges)Demokratieverständnis schliessen uns in einen goldenen Käfig ein aus dem natürlich niemand ohne Weiteres entkommen möchte.# Hinter allen politischen Bestrebungen und militärischen Aktionen unserer Nationen steht aber immer noch das Volk, also wir selber. Unsere jungen Männer (und immer mehr Frauen) stützen den Militärapparat, mit unseren Steuern aber vor allem mit dem Geld daß wir wie Süchtige kritiklos und verschwenderisch der Wohlstandsindustrie in den Rachen werfen, wird das Leid derer in der Welt, die wir ja niemals selber kennenlernen müssen, nicht nur nicht gemildert, sondern zum Wohle des weltweiten Wirtschaftsapparats genutzt. Nicht umsonst gehören die Energiekonzerne zu den mächtigsten Organisationen der Erde, und haben schon seit Bestehen ein politisches Interesse an der Erschliessung und Stabilität ihrer Ressourcenquellen im Ausland. Dabei gilt das Prinzip - wer die Menschen in den Quellenländern bezahlt ist selber schuld, es gibt schliesslich andere Mittel der Gewinnoptimierung. Darunter fällt eine Vielzahl von Methoden, die wir in unseren eigenen Ländern ächten, in anderen jedoch gewissenlos einsetzen (Waffenhandel, Ausbildung von Untergrundkämpfern, Stützung diktatorischer Regimes, aber auch Wirtschaftssanktionen die zu humanitären Katastrophen führen).# Der Westen misst mit zweierlei Maß: alles was der eigenen Stabilität und dem Wohlstand dient ist gerecht und gut, alles was diese Werte bedroht ist schlecht und böse. Dabei ist es völlig unerheblich, daß hier Goliath gegen David kämpft.# Wieso ist im Westen, der sich selber zivilisiert und intellektuell nennt, kaum jemand bereit die Zusammenhänge des eigenen Wohlstandes (eigentlich der Verschwendung) und der Ausbeutung wehrloser Völker einzusehen und entsprechend zu handeln ? Wieso lässt sich das Volk mit den kapital-rechten Tendenzen einer ehemals volksnahen Regierung abspeisen ? In Ländern die über gewaltige Medien- und Informationsapparate verfügen sollte man solche Ignoranz doch eigentlich nicht vermuten ? Wir leben in einer Diktatur des Materialismus aus dem sich kaum jemand beferein möchte, denn dies würde ja bedeuten daß er auf Teile seiner Wertewelt verzichten müsste (Werte=materieller Besitz und Illusionen von Sicherheit und Freiheit). Werte wie Menschlichkeit, Respekt vor dem Leben und der Kultur anderer Menschen, deren Recht auf Freiheit und kulturelle Entfaltung in ihren eigenen Ländern gelten uns nichts mehr. Lediglich die internationalen Hilforganisationen kämpfen gegen die Windmühlen des Kapitalismus, der die "rückständigen" Länder dieser Welt vergiftet und ausblutet.# Unser Medienanstalaten mit ihrem viel zitierten Bildungsauftrag sind gleichgeschaltet mit den wirtschaftlichen Interessen der Finanzelite. Nur selten wagen mutige Moderatoren offen über die Kehrseiten der Medaille zu sprechen, und werden sofort von unserern rein machtpolitisch motivierten Politikern zurückgepfiffen. Unser Anspruch auf eine freiheitliche und menschengerechte Kultur ist offen gesagt eine traurige Selbstlüge. Wir entfernen uns immer weiter von den ursürunglichen demokratischen Wurzeln eines sich selbst regierenden Volkes und verwandeln uns in eine gigantische stumpfe Konsumentenmasse, die spielend leicht durch die absolute Informationsgewalt zu steuern ist. Die USA haben uns in dieser Hinsicht nur ein paar Jahre voraus, das ist der einzige Unterschied. Unser schönes neues Europa macht sich auf das neue Amerika zu werden anstatt sich wenigstens von den Fehlern des Erzkapitalisten zu distanziern und daraus zu lernen.# Offensichtlich sind wir noch nicht in der Lage eine Weltgesellschaft zu gründen ohne dabei immer wieder nur nach den eigenen materiellen Vorteilen zu suchen. Menschenrechte sind eine schöne Idee, schließen aber eigentlich alle Mennschen der Erde ein, und derzeit gelten sie lediglich für eine kleine Elite im (Nord-)Westen, nicht allein weil der Rest der Welt sie mißachtet, sondern weil wir sie im Rest der Welt mißachten.# Ist jetzt alles ein bischen lang und ungeordnet geworden, aber vielleicht steckt das eine oder andere drin was weitergesponnen werden kann.# Ich bin nicht bibelfest und religiös, aber ein Satz trifft exakt auf die heutige Situation zu: "Der der frei von Schuld ist werfe den ersten Stein." Der Westen hat die größten Steine zum werfen, aber er müsste viele davon auf sich selber werfen wären die Menschen ehrlich.


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