Home   Was ist ot ?   Regeln   Mitglieder   Maintainer   Impressum   FAQ/Hilfe  

Sozialismus heute oder was machen wir noch mit Marx? Eine Auseinandersetzung mit Henning Wasmus.

Maintainer: Raimund Köhn, Version 3, 20.08.2003
Projekt-Typ:
Status: Archiv

Die gescheiterte Revolution

(1) Zunächst möchte ich einige allgemeinere Aspekte ansprechen. Da wäre als erstes die historische Auf- und Verarbeitung der nicht eingetretenen/gescheiterten (was hat Marx wirklich versprochen/prognostiziert?) Revolution zu nennen. Was die einseitige Auflösung der widersprüchlichen Konstitution zugunsten der Verdinglichung angeht, fallen mir neben dem von dir genannten Adorno eine Reihe weiterer Theoretiker ein, deren Modelle und Interpretationen in diese Richtung weisen, angefangen vom jungen Lukács über Marcuse bis hin zu Althusser. # Eine dezidierte Auseinandersetzung (Kritik) mit diesen Strömungen halte ich insbesondere zum gegenwärtigen Zeitpunkt für ausgesprochen wichtig, weil es meiner Ansicht nach um nicht mehr und nicht weniger geht, als die Frage nach der Machbarkeit eines radikalen gesellschaftlichen Wandels. Für immer noch aktuell und bedenkenswert halte ich in diesem Zusammenhang die 1976 in Berlin vorgelegte Dissertation von Stefan Breuer, „Die Krise der Revolutionstheorie”. Vor allem sein Fazit hat mich seinerzeit (Lektüre vor einigen Jahren) erschreckt: „In einer Gesellschaft, die sich zu einem System von Regelkreisen zusammenzuschließen begann, verwandelte sich die Kritik, ob man es wollte oder nicht, in Affirmation; und es war gerade die an der Arbeitsmetaphysik festhaltende Revolutionstheorie, die die Unausweichlichkeit dieser Verwandlung demonstrierte. ... Keine subjektive Willensanstrengung, dies wäre an Marcuse zu lernen, führt aus dem Teufelskreis hinaus, allenfalls das Aufbrechen eines neuen, fundamentalen Selbstwiderspruchs der bürgerlichen Synthesis. Ein solcher aber ist nicht in Sicht.” (S. 244)

Zu viele Widersprüche?

(2) Bezüglich des fundamentalen Selbstwiderspruchs hatte ich nach unseren letzten Gesprächen den Eindruck, daß wir beide sehr wohl eine ganze Reihe zentraler Widersprüche zu erkennen glauben, die durchaus die Qualität des Fundamentalen aufweisen. Korrigiere mich, wenn ich deine Überlegungen falsch einschätze. Das eigentliche Problem besteht meiner Ansicht nach darin, ob diese Widersprüche als solche überhaupt von der Mehrheit der Subjekte wahrgenommen werden. # An dieser Stelle ist meiner Ansicht nach weiter zu spezifizieren, welche Bedeutung und welchen Status der Begriff „Wahrnehmung“ innerhalb eines reform- oder revolutionstheoretischen Ansatzes hat. Das rein intellektuelle oder akademische Erkennen von Widersprüchen und Verkehrungen steht meines Erachtens eher im Kontext des Bewußtseins oder der Bewußtwerdung. Wird der Schwerpunkt auf dieses Charakteristikum gesetzt, verfällt die Theorie, wie sich gut an Lukács demonstrieren läßt, leicht jenem Idealismus der Hegelschen Philosophie, die der Praxis nur einen untergeordneten bis keinen Stellenwert beimißt. Die Revolution oder Reform degeneriert dann sehr schnell zur Angelegenheit der Partei oder Elite, die das aufgeklärte Bewußtsein verkörpert. Im Erkennen der Widersprüche, der Entfremdung oder der Verdinglichung liegt dann bereits das ausschlaggebende Movens der revolutionären Veränderung . # Aber diese Perspektive ist meiner Ansicht nach verkürzt. Auch wenn mit Marx sicherlich keine lineare Hierarchie von Sein und Bewußtsein, im Sinne einer dogmatischen Abhängigkeit des Einen von dem Anderen, behauptet werden kann, ist dem Sein, als Leben oder Praxis, ein größeres Gewicht beizumessen. Dieses Sein ist wiederum nichts anderes als die tätige Praxis oder praktische Tätigkeit der Menschen, das Handeln oder Arbeiten innerhalb historisch gewachsener, gesellschaftlicher Verhältnisse. # Eine materialistische Kritik hat daher in besonderer Weise die gesellschaftlichen Verhältnisse zu berücksichtigen, also die Lebenspraxis der tätigen, handelnden Menschen. Ohne an dieser Stelle so, mittlerweile, abgestandene Begriffe wie Verelendung, Unterdrückung oder Ausbeutung bemühen zu wollen, muß dennoch gefragt werden, was die konkrete Lebenssituation der Menschen in der fortgeschrittenen Industriegesellschaft charakterisiert.

Entfremdung und Eindimensionalität

(3) Für verkürzt halte ich in diesem Zusammenhang die Argumentation, den Arbeitern in diesem Formationstyp ginge es materiell so gut wie nie zuvor oder gar, daß die Arbeiterschaft in Europa und Nordamerika an der Ausbeutung der sogenannten Dritten Welt partizipiere. Auch wenn die historische Entwicklung in den vergangenen einhundert Jahren zu belegen scheint, daß die Widersprüche zwischen Arbeitern und Kapitalisten durch soziale Absicherungen und die allgemeine Anhebung des durchschnittlichen Lebensstandards entschärft werden können, heißt das ja noch lange nicht, daß die zentralen Konflikte wirklich ausgeräumt sind. # Gerade in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit zeigt sich unmißverständlich, wie stark die unterschiedlichen Interessenlagen sind und welche Gruppe durch ihre Herrschaftsabhängigkeit leicht ins soziale Abseits zu geraten vermag. Mit dem Begriff „Wahrnehmung“ meine ich daher durchaus auch die subjektive Befindlichkeit der arbeitenden, handelnden Menschen in dieser Gesellschaft. Nur wenn die Menschen ihre konkrete Lebenspraxis als bedrohlich empfinden, kann meiner Ansicht nach daraus die Motivation entstehen, diese Verhältnisse zu verändern. Anknüpfend an Helmut Fleischer hieße dies: Anlaß haben, die Not zu wenden. Daß der Begriff der Not ebenso wie der Notwendigkeit in diesem Zusammenhang relativ ist, also nicht vergleichbar mit der Situation der Arbeiter noch vor einhundert Jahren, verdeutlicht nur, daß keine ahistorischen Verhältnisse existieren, die in allen Zeiten unveränderlich sind. Vielmehr ändern die Menschen im Verlauf ihrer Geschichte/tätigen Praxis die Verhältnisse und mit diesen Verhältnissen sich selbst. Jede Generation hat daher aufs Neue die Ursachen der Unterdrückung, die Widersprüche oder die Symptome der existenziell bedrohlichen Destruktionskräfte gesellschaftlichen Seins zu analysieren. Wenn sie das nicht oder in nicht ausreichendem Maße tut, sich gar mit den herrschenden Verhältnissen abfindet, ist dies wiederum nur ein Aspekt der spezifisch historischen, gesellschaftlichen Verhältnisse, die es aufzuarbeiten gilt. Daß es allem Anschein nach gegenwärtig so ist, darf meiner Ansicht nach nicht zur Desillusionierung oder gar zum zynischen Fatalismus führen, sondern erfordert noch mehr Anstrengungen von denen, die die Wahrnehmung sowohl der Entfremdung, als auch der Handlungsoptionen zur Veränderung der gesellschaftlichen Praxis nicht ganz verloren haben. # Hilfreich erscheint mir an dieser Stelle die Auseinandersetzung mit dem Phänom, das Marcuse mit dem Begriff der Eindimensionalität bezeichnet hat: Diese Gesellschaft hat das Rationalitätsparadigma derart besetzt, daß eine Alternative weder denk- noch vorstellbar ist. Empirische Phänomene wie das von dir genannte Freizeitverhalten, Konsum etc., kurz Wohlstand, stützen die Eindimensionalität, soll heißen, für große Teile der Arbeiterbewegung besteht die Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen lediglich in der Verbesserung der Konsumchancen. Für Marcuse stellte sich aufgrund dessen die Frage, „wie der Mensch zum Subjekt seiner Selbstbefreiung werden soll, wenn er nicht einmal das bewußte Subjekt seiner unterdrückten Situation ist?“

Totalitarismus der Eliten

(4) Ich teile die von dir mit Habermas zitierte Einstellung, daß niemand stellvertretend für die irgendwann vielleicht einmal aufgeklärten Massen heute schon handeln darf, da dieses Verhalten jeglicher Art von Totalitarismus und Faschismus Vorschub leistet. Wenn aber die „Elite“ die passiven Massen nicht zwingen darf, gleichzeitig die Subjekte aufgrund der vorherrschenden Eindimensionalität kein Bewußtsein oder die Wahrnehmung ihrer Unterdrückung und damit keine Bereitschaft zur Revolution entwickeln können, wie soll der radikale strukturelle Wandel dann noch herbeigeführt werden? # Bei den von dir aufgeführten Ansatzpunkten einer modernen Sozialismus-Konzeption erscheint mir insbesondere Punkt 3 bedenklich, da einige deiner Implikationen wiederum an das vorherrschende Rationalitätsparadigma anknüpfen. Für problematisch halte ich vor allem die Verwendung von Kategorien wie „suboptimale Faktorallokation“ und „suboptimales Versorgungsniveau“. Wo ich dir auf der empirischen Ebene durchaus Recht gebe, daß der Kapitalismus aufgrund seiner systemspezifischen Distributionslogik keine Verteilungsgerechtigkeit zu erreichen vermag, gerät die theoretische Skizzierung einer sozialistischen Alternative, soweit sie den Anspruch erhebt, eine optimaler Faktorallokation herbeiführen zu können, in ein Legitimationsdilemma. Denn implizit schwingt meiner Ansicht nach in diesem Argumentationsstrang die These mit, der Sozialismus sei der bessere Kapitalismus. Dies drückt sich in deinem Fazit direkt aus, wenn du den Standpunkt vertrittst, „insofern erführe die paradox klingende Formel Mandevilles, ‘private vices, public benefits’, in einer solchen sozialen Gestaltung doch noch einen vernünftigen Sinn.“ (S. 14) Wagst du dich damit nicht auf das dünne Eis des ökonomischen Rationalitätsdiskurses?

Gerechter Tausch?

(5) Deine Argumentation hat zweifellos den Vorteil, daß sie unmittelbar an das vorherrschende Modell der Rationalität anzuknüpfen vermag. Das Plädoyer für die Renaissance des Werts scheint mir in diesem Zusammenhang genauso konsequent wie problematisch. Das möchte ich etwas genauer anhand der abhängigen Größe, der gesellschaftlich notwendigen Arbeit, diskutieren. Deine Überlegungen und Thesen fasse ich wie folgt zusammen: Die Orientierung des Warenaustausches am Wert rückt die gesellschaftlich notwendige Arbeit in den Vordergrund. Da der Wert wiederum nichts anderes ist, als Ausdruck der Fähigkeit des Arbeiters, Arbeitskraft zu verausgaben, bewirkt der Bedeutungszuwachs des Werts einen sparsameren, rationelleren Umgang mit derselben. Bedingung des von dir als sinnvoll erachteten Arbeitseinsatzes ist „eine entsprechende sozialverpflichtete Steuerung des (produktiven) Eigentums“ (S. 11). # Unter der Prämisse, daß die Gesellschaft die Erwartung an den Produktionsprozeß stellt, ein optimales Versorgungsniveau bei möglichst geringem Arbeitseinsatz zu erreichen (spezifisches Postulat sozialer Rationalität), existieren eine Reihe von Wahlhandlungsoptionen für die konkrete Organisation des Produktionsprozesses. Die von dir favorisierte Variante einer Orientierung des Tausches an Werten, damit der gesellschaftlich notwendigen Arbeit stellt lediglich eine mögliche, denkbare Alternative dar. Eine unter diesen Aspekten nicht minder denkbare und mögliche Alternative ist das Modell der Wuppertaler. # Dort wird zwar nicht mit dem Instrumentarium der Kritik der politischen Ökonomie argumentiert, in vielen Fällen ist die Zielsetzung jedoch durchaus ähnlich. Das Echtpreis-Theorem unterstellt zunächst nur, daß durch die gesellschaftlich falsch ausgerichtete Subventionierungspolitik eine suboptimale Faktorallokation erfolgt (übermäßige Vernutzung nicht-regenerierbarer Ressourcen angesichts des defizitären Einsatzes lebendiger Arbeit). Durch die als notwendig erachtete Internalisierung der externen Kosten soll die vermeintliche Deformation des Produktionsprozesses ebenso eliminiert werden wie die ungleiche Distribution des gesellschaftlichen Reichtums. # Daß die Wuppertaler ähnliche Zielsetzungen formulieren, ist an sich noch keine hinreichende Kritik an deinem Ansatz. Für auffällig halte ich jedoch, daß auch du die negativen Effekte der vorherrschenden Produktionsweise durch die Stärkung sozialer Regulationsformen in den Griff bekommen zu können glaubst. Du willst, um mit deinen Worten zu sprechen, lediglich die Spielregeln, nicht aber die Spielzüge gesellschaftlich festlegen. Das bedeutet doch, daß innerhalb der sozial vermittelten Rahmenbedingungen die Einzelunternehmen weiterhin gewinnorientiert wirtschaften, also „ein Teil des Neuwerts so verwendet werden könnte, daß er der individuellen Konsumtion entzogen und dem Akkumulationsfond zugeführt würde.“ (S. 12)

Gesellschaftlicher Reichtum und Wert

(6) Das klingt zunächst nicht schlecht, wirft meiner Ansicht nach jedoch eine Reihe von Fragen auf. Woher kommt zum Beispiel der Neuwert? Neuwert ist nach meinem bisherigen Marx-Verständnis der Wert, den die lebendige Arbeit den Produkten als gesellschaftlich notwendige Durchschnittsarbeit im Produktionsprozeß hinzufügt. Von diesem Quantum neu gebildeten Werts muß der Kapitaleigner seine Auslagen für das variable Kapital abziehen, um so einen Überschuß, also den Mehrwert oder Profit zu erhalten (rechnerisch). # Um überhaupt davon ausgehen zu können, daß ein Teil des neugebildeten Werts der Konsumtion entzogen und dem Akkumulationfond zugeführt werden kann, muß jedoch zuerst geklärt werden, wem der Neuwert gehört? Sollten es die Unternehmen sein, du sprichst nur von individueller Konsumtion, impliziert dies die Fortsetzung der Entlohnung der Ware Arbeitskraft nach ihrem Wert, also den notwendigen Reproduktionsmitteln des Arbeiters. Sind die Arbeitenden die Eigner des Überschusses ihrer Arbeit über die Reproduktionsmittel, kommt das der Aufhebung der gegenwärtigen Produktionsweise gleich, da jeder Unternehmer nur noch auf den Ertrag seiner eigenen, konkreten Arbeit zurückgreifen könnte. Oder aber, diese Mischform der Neuwertverteilung klingt in deinem Fazit an, alle Beschäftigten partizipieren nach ihrer persönlichen Leistung am Unternehmensüberschuß, wodurch jedoch die Kategorie der notwendigen Reproduktionskosten weiterhin gesellschaftliche Dominanz besäße. Jeder Überschuß kann ja nur als Relation zu den verbrauchten Werten (konstantes und variables Kapital) erscheinen. # Tendenziell weist diese Variante zwar die Entwicklungsperspektive auf, daß alle Beschäftigten Teile ihres Überschusses ihrer Konsumtion entziehen und, insofern sie diese dem Akkumulationsfond zur Verfügung stellen, Teilhaber des Unternehmens werden, allerdings garantiert dies immer noch nicht eine gerechte Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums und schon gar nicht des sparsamen Umgangs mit nicht-regenerierbaren Ressourcen.

Sozialistische Marktwirtschaft oder radikaler Wandel?

(7) Mir scheint, daß die von dir favorisierte Perspektive Sozialismus und Marktwirtschaft zum gegenwärtigen Zeitpunkt zahlreiche ungeklärte Frage der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums, der Besitzverhältnisse sowie des rationalen Umgangs mit den natürlichen Voraussetzungen menschlichen Lebens auf diesem Planeten aufwirft. Insofern du einerseits mit der Betonung des Werts auf Kriterien der ökonomischen Rationalität, anderseits mit der Forderung nach sozialer Regulation auf Kriterien der sozialen Rationalität zurückgreifst, stellt sich mir die Frage nach der Form und Möglichkeit einer sozial optimalen Vermittlung, ohne auf ein nicht näher spezifiziertes oder reflektiertes normatives Modell von Gesellschaft zurückgreifen zu müssen. # Verstehe meine Kritik bitte nicht falsch. Ich habe auf die von mir gestellten Fragen noch viel weniger Antworten als du. Wie bereits in meiner Kritik an der Wuppertal-Studie angedeutet, hege ich eher vage Vorstellungen und Ahnungen in Richtung Einführung des garantierten Grundeinkommens. Insofern ich mit dieser Auseinandersetzung nach Wegen und Möglichkeiten der Reform der real-existierenden Verhältnisse suche, füge ich mich durchaus der Marxschen Forderung, „nicht dogmatisch die neue Welt zu antizipieren, sondern aus der Kritik der alten Welt die neue zu finden“. Perspektivisch weisen meine bislang entwickelten und zweifelsohne noch sehr unausgegorenen Überlegungen sicherlich eine Menge Gemeinsamkeiten mit den Charakteristika deiner „real gedachten Sozialismus-Konzeption“ auf. # Allerdings bin ich mir nicht so sicher wie du, ob die Frage nach der notwendigen Umwälzung aller sozialen Verhältnisse, in denen der Mensch ein unterdrücktes Wesen ist, wirklich ganz und gar am Thema vorbeiläuft. Wird diese Argumentation ihrer moralischen Penetranz entkleidet, stellt sich nämlich primär die Frage nach der konkreten Lebenspraxis der handelnden Menschen, der spezifischen Form sozialer Verhältnisse. Wenn die, wie auch immer geartete, „gerechtere“ Entlohnung oder Vergütung der lebendigen Arbeit nur zu einer relativen oder partiellen Verbesserung der Arbeiter beiträgt, ändert das, bei Beibehaltung der Eigentumsverhältnisse (bezogen auf das Kapital), nichts an der Abhängigkeit der Mehrheit der Bevölkerung von den Kapitaleignern. Insofern deren Interessen weiterhin in Opposition zu denen der Arbeiter stehen, werden die Widersprüche, wenn auch auf einem anderen Niveau, perpetuiert. Je nach Machtkonstellation und äußeren Umständen (Natur- oder Überakkumulationskrisen) bleibt damit die Gefahr bestehen, daß die sozialen Errungenschaften irgendwann wieder demontiert werden. # Außerdem stellt sich die Frage, ob ohne Überwindung oder Aufhebung der Lohnabhängigkeit, darin eingeschlossen ist meiner Ansicht nach der Verlust spezifisch menschlicher, sozialer Qualitäten, sprich Entfremdung, tatsächlich ein gesellschaftlicher Zustand zu erreichen ist, in dem die Menschen sich aus der vermeintlich naturgegebenen Abhängigkeit der Verhältnisse zu lösen vermögen. Dies ist aber die entscheidende Voraussetzung dafür, daß der Mensch zum Subjekt seiner eigenen Geschichte wird und sowohl die Verhältnisse, als auch die Geschichte aktiv zu gestalten beginnt.


Valid HTML 4.01 Transitional