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Pleitegeier statt Weißkopfseeadler

Maintainer: Olaf Boerger, Version 1, 26.01.2004
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

Aufschwung, Aufschwung

(1) Gegenstand dieses Projektes sind nicht revanchistische Momentaufnahmen, sondern die wirklich weltbedrohenden Konsequenzen des Ist-Zustandes der Vereinigten Staaten von Amerika. Die hier verwendeten Daten wurden zum größten Teil der Tagespresse entnommen, also aus “gutbürgerlichen“ (Süddeutsche (SZ), Frankfurter Allgemeine (FAZ), Frankfurter Rundschau (FR), Die Welt) bzw. neoliberalen (Financial Times (FT), Financial Times Deutschland (FTD), Handelsblatt (HB) u.a.) Postillen (allesamt Gesundbeter des Markt-Staat-Systems) sowie aus frei zugänglichen Agenturmeldungen aus dem Internet, lassen sich jedoch nur mit der exakten Metapolation der Marx´schen Krisentheorie `Die Himmelfahrt des Geldes` (Robert Kurz, in: `Krisis – Beiträge zur Kritik der Warengesellschaft; (Zeitschrift); Ausgabe 16/17; Horlemann-Verlag; 1995; www.krisis.org ) in Kohärenz bringen bzw. dechiffrieren. Auch sei noch einmal betont, dass es im Rahmen der Projektreihe `Chronik der Krise` eben nicht um einen affirmativen partiellen Bezug auf sich in Auflösung befindende Nationalstaaten geht, sondern vielmehr um ein Übersichtlich-Machen der globalen Zusammenbruchsprozesse. Daher wird explizit noch einmal auf unser Projekt `China` bzw. auf die derzeit noch in Arbeit befindlichen Projekte `Japan`, `Deutschland`, `Grossbritannien`, `Osteuropa`, `Èuroland`, `Freddie Mac & Co.`, `Hoffentlich Allianz-versichert` sowie `Globaalaballa` verwiesen, wobei auftretende Überschneidungen genau eben diese globale Verschränkung belegen (bedingt durch die trotz (und derzeit gerade aufgrund) rezessiver Tendenzen (“Austrocknen der Märkte“) sich immer weiter beschleunigende (immer wieder gerne von diversen linken und rechten Nationalfetischisten geleugnete) TRANSNATIONALISIERUNG DES KAPITALS auf allen Ebenen (ausführlich dazu im Projekt `Globaalaballa`)).

(1.1) schwungwung, 03.02.2004, 05:07, Uvvell H:W:Berger: Nationen sind Kinder Ihrer Nachbarn, sie in Grenzen zu pferchen wie Seidenraupen und dann abzubrühen, um feines Garn zu spinnen, dafür reicht ein einzeln-einziger. Daß des Smetanaerlings Flügel dem Chaossturm entgehen, dagegen braucht´s den Einzelnen zum einzig Nächsten - TRANSinuniFORMier des Caputols zum KoerPer. Geldtung spielt sich nur im Kopf ab, sobald einem der Bauch knurrt, hat das keine Wirklichkeit mehr, Zahnschmerzen können genauso wirken. Laßt die Nationen sterben in den Armen ihrer "Eltern". Wes Geistes Kind diese Kunstprodukte auch sind. Vor dem Anfang und nach dem Ende ist auch das, was wir "Jetzt" nennen.

(1.1.1) Re: schwungwung, 10.02.2004, 13:36, Ano Nym: Was wäre opentheory ohne unseren Urvvel

(1.2) Re: Aufschwung, Aufschwung, 12.03.2004, 16:47, Ano Nym: Zum Thema "marode Wirtschaft" - Schaut mal auf: http://www.feldpolitik.de. Den Ausweg aus der Misere gibt's hier: http://www.geldreform.net

(1.2.1) Re: Aufschwung, Aufschwung, 22.06.2004, 17:08, Olaf Boerger: Über euch hat Marx schon das treffende gesagt (Kapital Bd. I): das Geld abschaffen wollen, aber die Warenproduktion beibehalten - oh.no!!!!!!!!!!! verrecke Blutsauger!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Giga-Geier

(2) Schon bei der nur oberflächlichen Betrachtung der so genannten “amerikanischen Unternehmen“ (was natürlich vollkommen anachronistisch ist, da sich der allergrößte Teil der “Aktiengesellschaften“ in globalem “Streubesitz“ befindet) wird mensch ganz anders: Spätestens seit 2001 zeichnen sich die Größe bzw. Zuwächse dieser vor allem durch Giga-Bankrotte bzw. Zuwächse bei den astronomischen Verlusten aus. Alles rennet, rettet, flüchtet – und zwar unter Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des Konkursrechtes. (Wie war das noch mit der “Totalen Konkurrenz“ in der “Freien Marktwirtschaft“???) Ob Worldcom, Enron, United Airlines (zweitgrößte Fluggesellschaft der Welt), US Airways (sechstgrößte US-Fluggesellschaft – Ende Juli 2003 reihte sich dann auch noch die zehntgrößte Fluglinie American Trans Air in die Endlosschlange der zahlungsunfähigen Überflieger ein), die in 2003 zusammengebrochenen Energieversorger Mirant, National Energy Group (eine Tochter des kalifornischen Versorgers PG&E) sowie NRG Corp, die 35 Versicherungen, die 2001 bzw. die 39, die 2002 kollabierten, der Datennetzbetreiber Global Crossing (Bankrott trotz “Connections“ zum Pentagon), der Satellitenhersteller und –betreiber Loral Space & Communications, diverse Stahlkonzerne (z.B. Bethlehem Steel, LTV u.a.) und die sich in Sachen “Verrechnen“ (“Bilanzkosmetik“), bzw. Minus-Rekorden überbietenden Konzerne wie AOL-Time-Warner, Boeing, Xerox, Chrysler, Ford, Alcoa (weltgrößter Aluminiumhersteller), Solectron (weltweit zweitgrößter Auftragsfertiger für Elektronik), Dow Chemicals, American Airlines (weltgrößte Fluggesellschaft) usw. usw. usw. usw. usw. usw. usw. usw. ... – alles schreit, obwohl doch “Global Players“, plötzlich nach “Papa Staat“ (der aber ebenfalls de facto bankrott ist) oder funkt zumindest S.O.S.. Fast hat es den Anschein als würde der Großteil der amerikanischen Wirtschaft nur noch aus Kapitel 11 bestehen. Statt des Weißkopfseeadlers kreist nur noch der Pleitegeier:

Reale Giga-Geier

(3) In Analogie dazu meldete das Handelsblatt schon am 19.11.2002, dass nur noch staatliche Kreditgarantien in Milliardenhöhe einen Konkurs von United Airlines (UAL), der weltweit zweitgrößten Fluglinie, vermeiden könnten (die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) musste einen fälligen Kredit über 500 Mio. Dollar verlängern – so weit zum “deutschen“, “chinesischen“, “amerikanischen“, “italienischen“, “türkischen“ usw. “Kapital“). Auch räumt der Artikel mit dem Märchen auf, dass der ominöse “11. September“ Ursache dieser “Krise“ sei, denn wie aus einer vielsagenden Graphik zu entnehmen ist, beliefen sich die Verluste schon der ersten beiden Quartale 2001 auf satte 700 Mio. Dollar. Summa summarum häufte UAL vom I.Quartal 2001 bis zum IV. Quartal 2002 Verluste in Höhe von ca. 5.5 Mrd. Dollar an. Und obwohl UAL seit den Terroranschlägen des 11. September eben diese massiven Staatshilfen erhält, titelte die FTD vom 04.08.2003: “United Airlines verdoppelt Verlust trotz Staatshilfen“. Das Unternehmen verbuchte für das II. Quartal 2003 einen Verlust in Höhe von 623 Mio. Dollar (II. Quartal 2002: 341 Mio. Dollar). Addiert mensch die 300 Mio. Dollar Staatshilfe hinzu, macht das fast 1 Mrd. Dollar. Allerdings gab sich Konzernchef Glenn Tilton dennoch erleichtert, denn schließlich sei im Vergleich zu den Verlusten von 1,3 Mrd. im ersten Quartal des Jahres eine deutliche Verbesserung zu erkennen (Aber sicher doch, Glenn - nur jedoch, dass diese “Verbesserungen“ vor allem auf einem 30-prozentigen Einschnitt bei den Löhnen und Gehältern basiert – Schöne Grüße von der “Kaufkraftvernichtung“). Auch die anderen amerikanischen Ikarus-Airlines, vorab die in diesem Jahr nur durch gigantische “Umschuldungen“ vorläufig dem Konkurs entgangene weltgrößte Fluggesellschaft American Airlines (allein im dritten Quartal 2003 verzeichnete die Fluglinie erneut einen Verlust von 357 Mio. Dollar – und das sogar noch vor “Sonderposten“), verbuchten weiterhin Verluste bzw. konnten nur dank der staatlichen Beihilfen “Gewinne“ erzielen. Wer nun meint, dass es sich bei den hier aufgelisteten Zahlen mal wieder um so genannte “Peanuts“ handelt, sei auf einen Artikel der SZ vom 09.01.2003 verwiesen – mit ziemlich ernüchternden Aussagen: “Die Luftfahrtindustrie (ein ähnlich begriffsloses Konstrukt wie “Finanzindustrie“) hat im vergangenen Jahr einen Verlust von 13 Milliarden Dollar erlitten. Damit lägen die Einbußen der Jahre 2002 und 2001 über der Gewinnsumme der vergangenen 45 Jahre, sagte der Präsident des internationalen Branchenverbandes Iata, Giovanni Bisignani (der Iata vertritt 275 Fluggesellschaften weltweit und damit 95 Prozent der Branche). Eine Entspannung sei auch in den kommenden Jahren nicht zu erwarten, da die Kosten im Luftverkehr weiter ansteigen würden. „Die Industrie steckt in großen, großen Schwierigkeiten“, sagte Bisignani in Trinidad und Tobago. ...“. Wohl wahr. Wie katastrophal die Lage ist, lässt sich exemplarisch aus dem so genannten “Sanierungsprogramm“ von UAL ersehen. Neben der schon erwähnten 30-prozentigen Gehaltskürzung (das “Management“ will beim Personal pro Jahr 2,56 Mrd. Dollar “einsparen“) wird die Fluggesellschaft, die täglich 8 Mio. Dollar Verlust einfliegt, auch 49 Flugzeuge stilllegen und geplante Flugzeuglieferungen bis 2005 stornieren. Damit will United seine jährlichen Investitionen auf ein Fünftel reduzieren (also ein Einbruch bei den Investitionen von sage und schreibe 80 Prozent !!!). Die Zahl der Flüge soll weiter erheblich gesenkt werden (was sicherlich auch zu dem drastischen Umsatzeinbruch von 18 Prozent nur im bisherigen Verlauf des Jahres 2003 beigetragen hat). Neben den Gehalts- bzw. Investitionskürzungen beinhaltet die “Sanierung“ selbstredend Massenentlassungen. So soll bis Ende 2003 die Belegschaft auf 74.000 Menschen schrumpfen - vor den Terroranschlägen waren bei United noch mehr als 100.000 Mitarbeiter beschäftigt, d.h. also: über 25 Prozent Personalabbau. Es erübrigt sich fast, zu erwähnen, dass bei den anderen Airlines ähnliche “Sparprogramme“ laufen (so will z.B. American Airlines pro Jahr 4 Mrd. Dollar “einsparen“). Die Dramatik verdeutlicht sich auch noch anhand eines kleinen Artikels der FTD vom 03.06.2003: Laut US-Verkehrsministerium sollen “Ausländer“ künftig bis zu 49 anstatt der bislang erlaubten 25 Prozent an amerikanischen Fluggesellschaften besitzen dürfen. Ziel dieser Gesetzesänderung ist es, US-Firmen einen weit besseren Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten zu verschaffen – sozusagen eine “Bettelkonzession“.

Aufschwung II

(4) Besagter “Investitionsstop“ hat natürlich postwendend ebenso drastische Auswirkungen bei den (zivilen) Flugzeugherstellern (und somit selbstverständlich auch auf deren Zulieferer) – in den USA vornehmlich Boeing. In den vergangenen drei Jahren baute der Luftfahrt- und Rüstungskonzern in der Zivilsparte inklusive der erst Juli 2003 angekündigten weiteren Entlassungswelle von 5.000 Menschen über 40.000 Arbeitsplätze ab, was in etwa 40 Prozent der Gesamtbelegschaft in diesem Bereich ausmacht (nach einem Artikel der FTD vom 18.07.2003 hat der Konzern noch knapp 160.000 Beschäftigte, davon 77.000 in der Rüstungssparte und aktuell noch 58.900 im Zivilflugzeugbau. Mitte 2001 waren beispielsweise noch 96.500 Beschäftigte im Zivilflugzeugbau tätig. – zu diesem Abbau kommen dann noch die ebenfalls in diesem Artikel erwähnten weiteren 5.000 hinzu). Entsprechend drosselte Boeing seine Produktion zwischen 2001 und 2003 um rund 50 Prozent, nachdem die Nachfrage drastisch eingebrochen war. Lieferte Boeing 2001 noch 527 Flugzeuge aus, so waren es 2002 nur noch 381 – und 2003 sollen es gar nur noch 280 sein (bis Jahresmitte 2003 produzierte Boeing 145 Flugzeuge (im Vorjahreshalbjahr waren es noch 222) – was umgehend bei Vorlage dieser Halbjahreszahlen zur Senkung der Prognosen für 2004 führte (bedingt auch durch den dramatischen Einbruch bei den Aufträgen auf 109 Bestellungen)). Im ersten Halbjahr 2003 lief bisher ein Gesamtverlust von 670 Mio. Dollar auf; und allein nur im zweiten Quartal lag der Umsatz im Zivilflugzeugbau mit 5,82 Mrd. Dollar um 24 Prozent unter dem Vorjahreswert. 2003 wird Boeing erstmals in der jüngeren Geschichte mehr Umsatz mit seinem Rüstungsgeschäft als mit Zivilflugzeugen erzielen; und nur eben dieses Rüstungsgeschäft (zum Thema “Rüstungskeynesianismus“ weiter unten) konnte mit einem verglichen zum Vorjahreswert um 7 Prozent auf 6,56 Mrd. gesteigerten Quartals-Umsatz einen noch größeren Verlust vermeiden. Neben der weiter krisengeschüttelten Luftfahrt trugen zu diesem Verlust vornehmlich so genannte “Sonderbelastungen“ aus der hoch defizitären Weltraumsparte bei, die im Zuge der weltweiten Krise in der Raumfahrt ins Trudeln geraten ist. Die US-Raumfahrtindustrie profitiert zwar von militärischen Programmen, doch der Rückgang an neuen zivilen Satellitenaufträgen und damit Raketenstarts nach dem Scheitern hochfliegender Pläne für satellitengestützte Telekommunikations- und Internetnetze veranlassten auch Boeing und den schon oben erwähnten Satellitenhersteller und -betreiber Loral Space & Communications zu “drastischen wirtschaftlichen Maßnahmen“. Während Loral Mitte Juli 2003 Insolvenz anmeldete und den Verkauf (angestrebter Erlös: 1,1Mrd. Dollar) von 5 seiner 11 Satelliten an den internationalen Betreiber Intelsat beabsichtigt, um seine langfristigen Schulden von 2,1 Mrd. Dollar abzubauen, verbuchte Boeing zum Abschluss des II. Quartals eine “Sonderbelastung“ von insgesamt 1,1 Mrd. Dollar (Diese “Sonderbelastungen“ – und das gilt für alle in den Projekten angeführten Beispiele - sind natürlich nichts anderes als bislang verheimlichte Verluste – also Betrug.) Der Großteil dieser “Sonderbelastung“ entfällt mit 835 Mio. Dollar auf die neue Boeing-“Prestigerakete“ (O-Ton FTD) Delta 4, eine “Konkurrenzraketenfamilie“ (ebenfalls O-Ton FTD) zur Ariane 5. – was Boeing am 15.07.2003 zu der Mitteilung veranlasste, als Konsequenz auf die schwache zivile Nachfrage die Rakete zukünftig nur noch für staatliche Missionen einsetzen zu wollen; also der Abschied aus der zivilen Raumfahrt. Auch in der Satellitenherstellung fiel eine “Sonderbelastung“ von 265 Mio. Dollar an, die “personelle Konsequenzen“ nach sich ziehen soll. Bei den US-Technologie-Konzernen United Technologies (UTC) und Honeywell macht sich die “Luftfahrtkrise“ (die natürlich nur ein Teilmoment des globalen Zusammenbruchs ist) ebenfalls schmerzlich bemerkbar. UTC (155.000 Beschäftigte weltweit), zu dessen “Portfolio“ der weltweit drittgrößte Hubschrauberhersteller Sikorsky, der führende Hersteller ziviler Flugzeugtriebwerke Pratt & Whitney, der weltgrößte Aufzughersteller Otis, der drittgrößte Flugzeugausrüster Sundstrand sowie Carrier, die Nummer zwei bei Klimaanlagen, gehören, konnte sein Ergebnis nur durch massive “Kosteneinsparungen“ bzw. rüstungskeynesianische Umsatzverlagerungen halten. Während der Umsatz im Zivilflugzeuggeschäft um 13 Prozent einbrach, stiegen die Militärumsätze um 16 Prozent. Der Umsatzzuwachs im zweiten Quartal 2003 stammte vor allem aus den Bereichen Otis und Carrier und dabei insbesondere im Chinageschäft – da sind dann wohl noch mal ein paar Millionen zu den faulen Krediten im chinesischen Bankensektor in Höhe von 500 Mrd. Dollar (oder 50 Prozent der Gesamtkreditmasse) hinzugekommen (siehe Projekt `China`). Böser erwischt hat es indes Honeywell, den weltgrößten Hersteller von Flugzeugcockpitinstrumenten (auch liefert Honeywell wichtige Bauteile für das Triebwerk des Riesen-Airbus A380 – die Transnationalisierung lässt grüßen), dessen Gewinn im zweiten Quartal 2003 um 19 Prozent zum Vorjahr einbrach. Die Umsatzrendite fiel von 12,2 auf 8,8 Prozent. Besonders krass machte sich der “Margenverfall“ in der Zivilsparte bemerkbar, wo die “Marge“ (“Gewinnspanne“) von 16,5 auf 10,4 Prozent fiel.

(4.1) Re: Aufschwung II, 02.02.2004, 13:49, Ano Nym: Ist ja schön was du da alles recherchiert hast..Denkst du aber nicht das dies alles nur das Resultat einer nicht mit den Realitäten zählenden Geschäftsführung ist????Was ist los mit Easy Jet und Ryan Air usw?? Wieso können diese Unternehmen Gewinne erzielen?? Man kann die Luftfahrt doch billiger machen, wie man sieht und dann ist auch die Kaufkraft genug. Wozu dann soviel Enegie und ärgernis auf die Flops verlieren???

(4.1.1) Re: Aufschwung II, 09.03.2004, 14:32, Olaf Boerger: Der nächste im Fieberwahn - Ryanair & Co. machen eben keine "Gewinne" - du solltest dich, bevor du dumm daherschwätzt, erstmal richtig informieren.

Aufschwung III

(5) Dieser Einbruch in der Flugzeugherstellung hat, wie erwähnt, natürlich auch unmittelbare Auswirkungen auf die Zulieferer – hier beispielsweise die Aluminiumindustrie (die damit einhergehende Fusionswelle (Alcan, Pechiney, Alusparte Corus) in diesem Bereich wird gesondert in den Projekten `Euroland` bzw. `Globaalaballa` bearbeitet). So hat der Einbruch in der US-Flugzeugherstellung den weltgrößten Aluminiumhersteller, der US-Konzern Alcoa, ebenfalls in große Schwierigkeiten gebracht. Schon 2001 hatte Alcoa wegen “schwacher Nachfrage“ der Luft- und Raumfahrt- sowie der Autoindustrie einen Jahresverlust von 142 Mio. Dollar zu verzeichnen, und beendete auch das letzte Quartal 2002 mit einem Nettoverlust von 233 Mio. Dollar. Nominell macht der Konzern zwar derzeit wieder Gewinne - vor allem aufgrund von Preiserhöhungen für Aluminiumoxid, dem Ausgangsstoff für die Aluminiumherstellung (zusätzlich “profierte“ der Konzern noch von der sowohl weiter unten als auch im Projekt `Freddie Mac & Co.` separat erwähnten “Bau-Bubble“), doch schrumpfen diese (trotz der bisherigen, neben der Preiserhöhung zusätzlich eingeleiteten “Umstrukturierungen“) schon wieder. Als Reaktion darauf kündigte Alcoa Anfang Juli 2003 einen “scharfen Sparkurs“ an, der – wie üblich – Stellenstreichungen und “Standortschließungen“ beinhaltet. Im Zuge dieser “Standortschließungen“ sollen zwar die Kapazitäten an “billigeren Standorten“ erweitert werden, vornehmlich in Brasilien und Australien (Produktionsverlagerung direkt an Rohstoffquellen – ein Blick in den Atlas genügt, um festzustellen, dass im Gegensatz zu Brasilien bzw. zum nördlichen Südamerika in Nordamerika keine (verzeichneten) Bauxitvorkommen bestehen), doch wegen der “enormen Überkapazitäten“ in der Aluminiumindustrie braucht es keine allzu hellseherischen Fähigkeiten, um schon jetzt sagen zu können, dass absolut ein dickes Minus bei der “Beschäftigungszahl“ zu verzeichnen sein wird – siehe Boeing. Mit diesem (in der gesamten Branche) forcierten Konzentrationsprozess ist eine weitere Verbesserung in der Produktivität verknüpft, was zum einen weitere Stellenstreichungen bedeutet, zum anderen den Konkurrenz- und somit den Konzentrationsdruck noch weiter erhöhen wird.

Aufschwung IV

(6) Wie es sich ganz allgemein schon herumgesprochen haben dürfte, befindet sich auch die (globale – siehe dazu auch die diversen anderen Projekte) Automobilindustrie in einer existenzgefährdenden Krise. In den USA sind das hauptsächlich die “Big Three“: General Motors, Ford und Chrysler. Besonders in die Schlagzeilen rutschte dabei Chrysler, seit 1998 mit Daimler-Benz fusioniert, wo nur allein im ersten Halbjahr 2003 bei einem um 28 Prozent gesunkenen Umsatz einen Verlust von 800 Millionen Euro anfiel. Als Hauptgrund dieses Riesenverlustes wird laut FTD vom 25.07.2003 die “Neubewertung“ des Bestands unverkaufter Autos bei den Händlern genannt (– ein echtes Kuriosum: In den USA wird ein Auto als verkauft verbucht, sobald es die Produktionshalle in Richtung Händler verlässt – Warum eigentlich nicht direkt auf die Müllkippe und dann ebenso “verbuchen“???). Schuld daran ist natürlich - wie überall auf der Welt - die “Kaufunlust“, gegen die selbst der seit geraumer Zeit tobende Preiskrieg mit Nachlässen von bis zu 4000 Dollar (durchschnittlich 3000) nichts bewirken kann. Beim ebenfalls zum Daimler-Chrysler-Verbund gehörenden japanischen Autokonzern Mitsubishi (siehe auch Projekt `Japan` - darüber hinaus eines von zahllosen Beispielen der TRANSNATIONALISIERUNG (siehe Projekt `Globaalaballa`)) brach das Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr um 25 Prozent ein. Hier wurde neben dem Absatzeinbruch auf dem US-Markt die “schlechte Zahlungsmoral“ der vorwiegend jungen US-Kundschaft, also Abschreibungen auf das Finanzierungsgeschäft angeführt. Das heißt also, krass gesagt, dass die einen nicht kaufen und die anderen nicht zahlen – und das bei von allen Konzernen angebotenen Null-Prozent-Finanzierungen (FTD 05.06.2003, 25.07.2003). Auch General Motors (GM) befindet sich in Schieflage. Schon im Frühjahr 2003 brach der Umsatz um dramatische 19 Prozent ein – selbstredend bei durch die immer größeren Preisnachlässe im Rabattkrieg ebenso sinkenden “Margen“. Dazu kommen noch weiter rapide steigende Krankenversicherungskosten sowie riesige “Deckungslücken“ in der Pensionskasse, die sowohl auf die durch den Vernichtungswettbewerb geschrumpften “Margen“, vor allem jedoch auf die kollabierte Akkumulationssimulation (Börsencrash) zurückzuführen sind. Die FAZ vom 27.06.2003 berichtet, dass die Aktie von GM allein in den letzten zwölf Monaten mehr als 25 Prozent an “Wert“ verloren hat (“Aktien“ haben bekanntlich eh nichts mit “realen Werten“ zu tun, sondern repräsentieren “(verpfändete) Zukunftserwartungen“). Bei den Pensionen fehlen so derzeit 19,3 Mrd. Dollar, was GM Ende Juni 2003 zur Aufnahme der größten Unternehmensanleihe (also “auf Pump“) der Geschichte in Höhe von fast 17 Mrd. Dollar zwang, ohne die Hunderttausende ehemalige Mitarbeiter und deren Familien ohne soziale bzw. medizinische Absicherung wären. Diese Konstellation gilt natürlich für alle großen US-Automobilkonzerne. So schreibt die FTD am 11.08.2003: „Alle großen US-Automobilkonzerne befinden sich derzeit in der prekären Situation, dass sie nur mit dünnen Margen operieren, während die medizinischen Kosten für Mitarbeiter und ehemalige Kollegen rasant ansteigen. In den Pensionskassen der Unternehmen fehlen deshalb Milliarden Dollar:“ Der Artikel gibt natürlich keinerlei Auskunft darüber, warum die “Margen“ so geschrumpft sind; also über die Ursachen dieser “Kaufzurückhaltung“ (siehe auch: Robert Kurz; `Schwarzbuch Kapitalismus`; 1999/Taschenbuchausgabe 2001; Abschnitt: `Die Geschichte der Dritten Industriellen Revolution` sowie `Die Himmelfahrt des Geldes`; Kapitel 8 und 9), geschweige denn fällt dem Verfasser auf, dass selbst wenn die “Margen“ auf Normalmaß zurückkehren würden, bei allen Herstellern immer noch riesige “Deckungslücken“ beständen. (Diese “Lücken“ in den ach so tollen “privaten“ “Rentenkassen“ – wie bei den Stahlkonzernen, “Pensionsfonds“, Versicherern u.a. noch beschrieben – sind ein Paradebeispiel dafür, dass sich durch formalrechtliche Veränderungen (privat statt staatlich) strukturell nichts, aber auch wirklich gar nichts, ändert. Das sollte denen, die derzeit auf einmal laut nach “privater Vorsorge“ schreien, eigentlich zu denken geben.) Am prekärsten ist die Lage jedoch (anscheinend) bei Ford. Neben einer aus zuvor genannten Gründen (“Pensionslücke“ von 7,3 Mrd. Dollar) geplanten Anleihe von 10 Mrd. Dollar und in den letzen beiden Jahren angehäuften Verlusten in Höhe von 6,4Mrd. Dollar hat der Konzern Schulden in Höhe von 16,6 Mrd. Dollar aufgetürmt, was sämtliche Rating-Agenturen dazu veranlasste, die Anleihen des Konzerns mit dem höchsten Risiko einzustufen, nämlich “Junk“ (“Ramsch“). Die US-Rating-Agentur Egan-Jones erklärte sogar, dass ein Konkurs des zweitgrößten Automobilherstellers der Welt nicht mehr ganz auszuschließen sei (alle Daten aus FTD, 13.03.2003 und 12.06.2003). Wie katastrophal die Lage ist, wird aus einem kleinen Artikel der Frankfurter Rundschau (FR) vom 17.07.2003 ersichtlich: „Die Ford Motor Company hat wegen niedrigerer Absatzzahlen und massiver Preiskämpfe in den USA und Europa im zweiten Quartal weniger umgesetzt und verdient. Der Gewinn fiel nach Angaben des Konzerns im Jahresvergleich um 27 Prozent auf 417 Millionen Dollar. Der Umsatz sank um vier Prozent auf 40,9 Mrd. Dollar. Der weltweite Absatz schrumpfte um sieben Prozent auf 1,7 Millionen Autos. Zum Profit trug vor allem die Finanzsparte bei (siehe nochmals: `Die Himmelfahrt des Geldes`; Kapitel 8). Das Auto-Geschäft brachte es dagegen nur auf einen Gewinn von 3 Mio. Dollar.“ (ja, richtig gelesen: drei Millionen) Ein Weltkonzern mit 345 000 Beschäftigten erzielt mit seinen “handfesten Waren“ sage und schreibe drei Millionen Dollar; noch nicht einmal ein Prozent vom erzielten Gewinn – grandios. - Und so titelt die FTD vom 12.06.2003: “Fords Zukunft hängt an einem Kleinlaster“. Gemeint ist der F 150, ein simpel gestrickter Pick-up. Doch offensichtlich leidet Henry Fords Enkel Bill Ford unter zunehmendem Realitätsverlust – O-Ton FTD: ... „Um fast ein Viertel möchte Bill Ford die Produktion (des F 150) steigern. Beschwörend rief er den Arbeitern zu: „Seid ihr bereit ein paar Überstunden zu machen?“ – Das wäre zu schön um wahr zu sein. In den beiden vergangenen Jahren hat Ford 6,4 Mrd. Dollar an Verlusten angehäuft. In den USA leidet das Unternehmen unter Überkapazitäten von rund 20 Prozent, die nun schrittweise abgebaut werden. Von Überstunden kann kaum die Rede sein, eher von Werksschließungen. Kann der F 150 die Wende bringen? „Das gelingt ihm nicht mal, wenn er beim Formel-1-Rennen Schumi schlägt“, sagt der unabhängige Analyst Peter Schmidt von Automotive Industry Data.“ Zusätzlich kommen noch massive Qualitätsprobleme hinzu – wie bei dem neuen Geländewagen `Explorer` der gleich mit Qualitätsproblemen und Rückrufaktionen ins Rennen geschickt wurde. Auch bei der US-Produktion des Erfolgsmodells `Focus` gab es eine beispiellose Pannenserie: Airbags gingen grundlos auf, Räder lösten sich von der Karosse. Neunmal musste Ford in Nordamerika in die Werkstätten zurückrufen. Beim Europamodell aus deutscher Produktion gab es nicht einen Rückruf. Ein Ford-Manager sagt: „ Die US-Produktion muss dringend auf Europa-Standard gebracht werden (doch auch die Europatöchter von Ford (525 Mio. Dollar Minus allein im zweiten Quartal 2003) und GM (Opel) schreiben rote Zahlen).“ Denn sollte dem F 150 ein ähnliches Debakel passieren, wird Ford nicht mehr viele Geburtstage feiern. Dennoch ließ sich das Unternehmen nicht beirren und startete im August 2003 zwei neue “Rückrufaktionen“ für über zwei Millionen Fahrzeuge. Bei der einen bestand Bruchgefahr der Halterungsbolzen von Sitzlehnen, bei der anderen ließ sich der Tempomat nicht wieder ausschalten. Dass Ford wohl bald fort ist, wird jedoch nicht nur aufgrund von Qualitätsproblemen geschehen, sondern wegen des erst jetzt voll durchschlagenden Börsencrashs bzw. infolge des damit zusammenhängenden Zusammenbruchs der globalen Kaufkraft im Zuge der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION – wie es Großvater Henry schon messerscharf pointierte: “Autos kaufen keine Autos“. Diese anstehenden Massenentlassungen zwecks “Kapazitätsanpassung“ beschränken sich natürlich nicht nur auf Ford (nach einem Artikel der SZ vom 10.01.2003 sollen 35.000 Menschen entlassen werden, also über 10 Prozent der Belegschaft), sondern werden bei allen Herstellern greifen: Im September beginnen in den USA die Tarifverhandlungen mit der Automobilarbeitergewerkschaft UAW. Und wie fast überall, vollziehen die Gewerkschaften den Standort-Kotau, anstatt sich transnational zu formieren. Die Folgen dieser Kriecherei und Lokalbornierung (ohne transnationale Ausrichtung gibt es nur noch Gattungsharakiri) kann sich mensch schon jetzt an fünf Fingern abzählen. Nachtrag: Seit dem 16. bzw. 17.09. 2003 sind nun die neuen “Tarifverträge“ für Chrysler bzw. Ford publik (FTD, 16. und 17.09.2003). Die “Einigung“ (da kann mensch sehen, dass die Funktionäre der Gewerkschaften die ehemals sozialen Bewegungen verraten und verkauft haben) in Bezug auf Chrysler sieht unter anderem keine “Arbeitsplatzgarantie“ mehr vor, was den Konzern im vorigen “Sanierungsschritt“, bei dem bereits 26.000 Stellen abgebaut und Werke geschlossen worden waren, noch zum Teil hohe Abfindungen kostete. Diese fallen nun weg. Mit dem neuen Verrat , äh, “Vertrag“ kann Chrysler nun seinen Plan, fünf Zulieferwerke zu verkaufen, verwirklichen. Darüber hinaus sind für Chrysler auch noch weitere Werksschließungen möglich (die das Unternehmen selbstverständlich “nicht ausschließt“), ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die jährlichen Lohnerhöhungen jetzt deutlich geringer ausfallen (irgendwie hat das auch was: für die Arbeitsmonaden, die auch immer nur “mehr Geld“ für sich und ihre private Familienklitsche haben wollten und asozial alles geschluckt haben, ganz egal, ob der Kollege, mit dem mensch gestern noch zusammengearbeitet hat, über die Klinge springt, beginnt die finale Runde bei der “Reise nach Jerusalem“). Der alte “Vertrag“ sah drei Prozent vor. Was demnächst ansteht, geht aus einem Statement des Analysten Michael Raab vom Bankhaus Sal. Oppenheim hervor: „Das Unternehmen hat noch immer Überkapazitäten. Die können jetzt leichter abgebaut werden.“ – was sich dann Anfang Oktober 2003 bestätigte (FTD, 06.10.2003): Chrysler wird erneut 4.500 Mitarbeiter entlassen. Und auch bei Ford kann`s jetzt richtig losgehen: Der neue “Tarifvertrag“ ermöglicht Werksschließungen (bisher ist von vier Werken in den USA die Rede) und die Entlassung von (natürlich “vorerst“) 12.000 Mitarbeitern in den USA (des weiteren werden in Deutschland 1700 Stellen abgebaut sowie in Belgien 3500 Mitarbeiter entlassen). Es versteht sich, dass auch hier von Abfindungen, “Arbeitsplatzgarantien“ und Lohnerhöhungen nicht mehr gesprochen wird. - Doch selbst die Aussagen von Gewerkschaftsseite, dass dieser “Vertrag“ auf jeden Fall das Überleben des Konzerns sicherstellen soll – was ein deutliches Zeichen der dramatischen Situation bei Ford ist – wird den Kollaps nicht verhindern. Dadurch, dass die Automobilkonzerne den aus den oben angeführten Gründen steigenden Kostendruck natürlich postwendend auch an ihre Zulieferer und Handelspartner weitergeben (zum “Handel“, also der “Warenzirkulation“, weiter unten), läuft derzeit bei den Zulieferern (und in der Folge selbstredend auch bei den Zulieferern der Zulieferer) eine gigantische Fusionswelle an, also massivste Konzentration bzw. Transnationalisierung des Kapitals. Dazu veröffentlichte die FTD vom 18.07. 2003 einen Artikel über die “Einkaufstour“ des weltweit drittgrößten Autozulieferers, der US-Konzern Visteon. Visteon, eine ehemalige Tochter von Ford, deren Krise auch den Zulieferer in die roten Zahlen getrieben hat, will bis 2005 nur noch rund 50 Prozent des Umsatzes mit Ford machen. Vor vier Jahren stand Ford noch für 90 Prozent des Umsatzes. Nach Ansicht von Experten steht die Branche vor einem langen Konzentrationsprozess. Für Zulieferer ist es wichtig, gegenüber Kunden als Systemanbieter aufzutreten. Die Autohersteller haben beschlossen nur noch mit einer Hand voll großer Anbieter zusammenzuarbeiten statt mit Hunderten kleiner. (Ein Grund dafür, dass zahlreiche mittelständische Zulieferer in Deutschland derzeit zum Verkauf stehen – Grüße von der “Kaufkraftvernichtung“ und der “Transnationalisierung“). Als weiteres Beispiel, speziell im US-Markt, greift der defizitäre US-Zulieferer Arvin nach dem ebenfalls Verluste schreibenden Konkurrenten Dana. Selbstredend stehen auch dabei so genannte “Synergieeffekte“ im Mittelpunkt, also “Kostensenkungen“. Nachtrag: Auch hier hat sich die “Vorhersage“, wie mensch der Ergänzung zu Chrysler entnehmen kann (Verkauf von Zulieferwerken), nur wenige Tage später bestätigt – wie ja auch schon beim Schuhsohlenlecken der Gewerkschaften. Und auch im Zusammenhang mit dem weiter unten erwähnten Netzwerkausrüster 3Com traf die “Voraussage“ nur zwei Tage später ein. – Besteht die Phase 4 etwa aus “Hellsehern“ oder ist gar “Schwarze Magie“ im Spiel ??? Oder denken diese Menschen einfach nur zusammen, was zusammen gehört ?!? Dementsprechend zeigen sich auch deutliche Bremsspuren beim US-Reifenhersteller Goodyear (FTD, 24.10.2003). Der Konzern vermeldete für das abgelaufene dritte Quartal einen erwarteten Verlust von 115 Mio. Dollar bedingt durch die Schließung eines Werkes in den USA und der Entlassung von 1360 Mitarbeitern in Nordamerika und Europa. Aufgrund schwacher Umsätze wurde darüber hinaus auch noch ein “Sparprogramm“ beschlossen, das unter anderem Einschnitte bei Löhnen und Gehältern von 1,15 Mrd. Dollar über die nächsten drei Jahre vorsieht. Da jedoch vor kurzem in Japan (Bridgestone) die erste vollautomatische Reifenproduktion angelaufen ist, die auf einem Drittel der Produktionsfläche die doppelte Produktivität erreicht, braucht mensch kein Hellseher zu sein, um sagen zu können, dass das wohl nicht reichen wird. Wo Goodyear aber richtig Gummi gibt, ist bei frisierten Bilanzen: Wie die Endlosschlange amerikanischer Unternehmen hatte auch Goodyear über die letzten fünf Jahre zu hohe “Gewinne“ ausgewiesen – und zwar um schlappe 100 Mio. Dollar. Zudem muss auch noch der “Wert“ (schön zu sehen, dass die asoziale Metaphysik des “Werts“ ihren finalen Absturz erlebt) des Unternehmenskapitals um 120 Mio. Dollar nach unten korrigiert werden – Bad News bei Goodyear.

Aufschwung V

(7) Keinen Deut bedrohlich weniger als in der Autoindustrie sieht es in der maroden amerikanischen Stahlindustrie aus, was auf deren Drängen die US-Regierung schon Anfang 2002 dazu veranlasste, “Strafzölle“ von 30 Prozent auf Import-Stahl zu verhängen. Die “Antidumpingzölle“ auf Grundlage des Byrd-Amendment, ein Gesetz (auf US-Senator Robert Byrd zurückgehend) zum Schutz der darbenden, von vielen Bankrotten erschütterten US-Stahlindustrie vor ausländischen Anbietern (mittlerweile ist dieses Gesetz vor der WTO ultimativ gescheitert), stellen laut Aussage eines Diplomaten nichts anderes als eine Art organisierter Bestechung dar, da die Gelder aus diesen “Antidumpingzöllen“ (dieses “Dumping“ ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine um ein vielfaches höhere Produktivität) postwendend in die Kassen der angeschlagenen Konzerne fließen, um damit eine so genannte “Konsolidierung“ zu ermöglichen. Den ersten “Erfolg“ jedoch, den dieser Paten-Paragraph zeitigte, war ein Aufschrei der amerikanischen Autoindustrie, die durch die Verteuerung des höherwertigen und billigeren (vornehmlich europäischen) Stahls vollkommen zu Recht ihre “Wettbewerbsfähigkeit“ gefährdet sehen. Darüber hinaus werden die im Zuge der “Konsolidierung“ angelaufenen Fusionen Zehntausenden ihren “heißgeliebten“ “Arbeitsplatz“ kosten. Schon am 08.01. 2003 meldete die SZ, dass der US-Stahlkonzern International Steel Group Inc. (ISG) alle Stahlwerke und operativen Vermögen der seit über einem Jahr in einem Insolvenzverfahren nach (wie könnte es auch anders sein) Kapitel 11 des US-Insolvenzrechtes befindlichen Bethlehem Steel Corporation für 1,5 Mrd. Dollar kaufen will. Zwar heißt es dann weiter, dass ein Kauf Tausende Jobs retten würde, die sonst wegen der gewaltigen Bethlehem-Schulden verschwinden könnten, was jedoch (wie mensch gleich sehen wird) nichts als begriffsloses Meinen darstellt. Denn zum einen war die ISG selbst erst 2002 aus der Konkursmasse des “liquidierten“ Stahlkonzerns LTV Corporation “gebildet“ worden und hatte dessen Stahlwerke und wichtigsten Betriebe sowie ein Mini-Stahlwerk der Acme Steel Company übernommen – also: ein Bankrotteur kauft einen anderen Bankrotteur – zum anderen bedeuten derartige “Sanierungen“ durch “Übernahmen“ von “Sachwerten“ bzw. “operativen Vermögen“ nichts anderes als das Abwälzen von “Altlasten“ (darunter auch die guten alten “Betriebsrenten“) auf die “Allgemeinheit“ bzw. den “Staat“ (auch das ein Markenzeichen der tollen “Marktwirtschaft“) sowie die “Liquidierung“ von “unrentablen“ Betriebsbereichen, was natürlich auch Entlassungen beinhaltet. Diese bittere Erfahrung durften auch jüngst die “Pensionsberechtigten“ eines insolventen und schließlich von US. Steel “übernommenen“ amerikanischen Stahlkonzerns machen (bedauerlicherweise ließ sich betreffender Artikel unter den Tausenden nicht ad hoc wiederfinden – wird aber nachgereicht) deren Pensionsansprüche vom Staat übernommen wurden und prompt “zum Teil verfielen“ (welchen Umfang dieser “Teil“ ausmacht, wird noch recherchiert). (Kleiner Abstecher nach `Good Old Germany`: Wer nun mal wieder meint, das könne “hier“ nicht geschehen, sei zum einen an die tolle “Frühverrentung“ erinnert, die ja auch nichts anderes darstellt als das Abwälzen von Kosten für den “Personalabbau“ (zu den daraus für den “Staat“ resultierenden “Kosten“ noch weiter unten eine Bemerkung) – zum anderen auf einen Artikel des `Spiegel` (10/2003) verwiesen, wo es schon in der Überschrift heißt: „In den Bilanzen deutscher Großkonzerne tickt eine Zeitbombe: Rund 330 Milliarden Euro müssen künftig für Betriebsrenten bezahlt werden. ... So muss zum Beispiel ThyssenKrupp über die nächsten Jahrzehnte hinweg Jahr für Jahr über 400 Millionen Euro aus dem Erwirtschafteten an die eigenen Betriebsrentner auszahlen.“) Nachtrag “Stahl zu Schrott“: Am 26.10.2003 meldete die Agentur dpa-AFX (unter Yahoo-Nachrichten – Rubrik: Pleitewelle), dass sich ein weiterer US-Stahlkonzern in die endlose Schlange von Dutzenden bankrottierter US-Schmieden eingereiht hat: In der vorhergehenden Woche meldete die ehemalige Ford-Tochter, der Stahlkonzern Rouge Steel, Insolvenz an und macht damit seinem Namen alle Ehre. Und wie gehabt lautet auch hier das “Rettungskonzept“: Lohnkürzung für die noch verbliebenen 2.600 Mitarbeiter. Bedauerlicherweise war der Meldung nicht zu entnehmen, wie hoch die Schulden des Konzerns schon sind, was den Konzern aber nicht in seiner Absicht hinderte, noch mal 120 Mio. Dollar zur Weiterführung des Geschäfts aufzunehmen – und das bei einem Halbjahresverlust von 31,3 Mio. Dollar bei gerade mal 580 Mio. Dollar Umsatz. Zweifelsohne wird die rote Karte für Rouge nicht lange auf sich warten lassen.

Aufschwung VI

(8) Als ein weiterer Gigant der US-Wirtschaft ist General Electric (GE) ins Zwielicht geraten. Das selbst für versierte Analysten undurchschaubare Konglomerat, das mit seinen 300.000 Beschäftigten Glühbirnen, Kühlschränke, Flugzeugtriebwerke, Kraftwerksturbinen, Industrieausrüstungen und Kunststoffe (etwa für Auto-Innenverkleidungen, Elektrogeräte, Verkehrsschilder oder auch Küchenutensilien) fertigt, in den Bereichen Sicherheitssysteme, Medizintechnik, Wasserbearbeitung sowie mit weitgestreuten Finanzdienstleistungen (Unternehmensfinanzierungen, Konsumentenkredite, Versicherungen – bereits heute gehört GE zu den größten Kreditkartenorganisationen und Rückversicherern der Welt) aktiv ist und darüber hinaus auch noch den Fernsehsender NBC betreibt, geriet Anfang 2003 in die Schlagzeilen, nachdem bekannt wurde, dass der Gewinn 2002 deutlich unter den Prognosen lag. Dazu noch verlor die Aktie von GE allein 2002 40 Prozent. Auch im ersten Halbjahr 2003 musste GE einen deutlichen Gewinnrückgang von 14 Prozent verzeichnen, und laut Michael Regan, Analyst der Credit Suisse First Boston, ist es um die “Profitabilität“ schlechter bestellt, als auf den ersten Blick erkennbar. Kritiker argwöhnen sogar, dass kreative Buchführung im Spiel ist, um kurzfristig Gewinne hochzuschrauben. Dass dieser Vorwurf wohl ins Schwarze trifft, lässt sich sowohl aus der “Bandbreite“ der “Gewinnprognosen“ für 2003, die zwischen 3 bzw. 13 Prozent liegen , ersehen als auch aus der damit zusammenhängenden Tatsache, dass die Finanzsparten den Großteil des “Gewinns“ erzielen (siehe auch mal wieder: `Die Himmelfahrt des Geldes`; Kapitel 8 bzw. 9). Doch auch in der Finanzsparte macht sich die kollabierte Wachstumssimulation (alias Börsencrash) zunehmend bemerkbar, was bei der Versicherungstochter zu Gewinneinbrüchen und so genannten “Sonderbelastungen“ führte. (Die Kunst des “Reichrechnens“ - also Kredite als “Haben“ zu verzeichnen - wird weiter unten auch noch im Zusammenhang mit den Banken bzw. dem Hypothekenfinanzierer `Freddie Mac` sowie den Versicherungen Gegenstand sein (siehe auch die Projekte `Freddie Mac. & Co.` und `Hoffentlich Allianz-versichert`)). Exemplarisch für die dubiosen Finanztransaktionen soll hier ein Deal des konzerneigenen Leasingunternehmens General Electric Capital Aviation Services (Gecas) mit der (na, was denn sonst) insolventen, unter Gläubigerschutz stehenden und mit 12,9 Mrd. US-Dollar verschuldeten größten kanadischen Fluggesellschaft Air Canada angeführt werden (und wieder mal Grüße von der TRANSNATIONALISIERUNG): Anfang Juli 2003 vereinbarte Air Kanada (selbst schon eine Fusion aus Canadian Airlines und Air Canada) neue (drastisch reduzierte) Leasingraten für 106 Flugzeuge sowie ein besichertes Darlehen in Höhe von 575 Mio. US-Dollar (unter der Bedingung, dass Air Canada das Gläubigerschutzverfahren, das bereits einmal verlängert worden ist, abschließt) und die Vorfinanzierung für den Kauf von 43 Regionaljets (1,3 Mrd. Dollar). Damit wird ein Streit beigelegt, der in einem Ultimatum der Gecas gipfelte, dass, wenn Air Canada die seit April 2003 eingestellte Ratenzahlung nicht wieder aufnehme, die Gecas 100 Flugzeuge einkassieren würde, was zweifelsohne das Ende der Fluglinie bedeuten würde (natürlich hat Air Canada aber auch noch andere Gläubiger). Besonders pikant an dem Artikel der FTD vom 07.07.2003 ist die Tatsache, dass von den 232 derzeit direkt bei Air Canada im Einsatz befindlichen Flugzeugen der Fluggesellschaft gerade mal 10 gehören. Und auch von den 133 (zum größten Teil veralteten) Maschinen, die bei Regionaltöchtern eingesetzt werden, gehören der Fluglinie nur 93. Dennoch basiert die “Einigung“ nicht auf einem “Nachgeben“ von Air Canada (wo, nebenbei bemerkt, natürlich auch ein drastisches Sparprogramm läuft, inklusive Personalabbau von 3600 Stellen, um jährliche Personalkosten von 770 Mio. Dollar einzusparen), sondern ist hauptsächlich auf die allgemein katastrophale Lage in der Leasingbranche zurückzuführen, infolge derer die Leasingraten aufgrund des Überangebots an neuen Flugzeugen dramatisch gefallen sind. Letztlich ist es nichts als schon verzweifeltes Eigeninteresse, das die Gecas zu dieser Einigung zwang. Denn sollte Air Canada tatsächlich bankrottieren, so ständen gigantische “Wertberichtigungen“ in der Bilanz der Gecas an. Dass bei GE wohl noch weitere böse Überraschungen fällig sind, zeigt sich noch an einem weiteren Beispiel: Erstmals seit 1969 kam es im Januar 2003 zu einem landesweiten Streik in verschiedenen GE-Fabriken in den USA, an dem sich nach Presseberichten rund 18.000 Beschäftigte beteiligten. Sie protestierten gegen eine Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge (wie war das noch gleich mit der “Unterdeckung“ ???).

Aufschwung VII

(9) Hiob ist auch in der US-Chemie- bzw. Pharma-Industrie angesagt (aber natürlich auch im globalen Maßstab). Wie einem Artikel der SZ vom 31.01 2003 zu entnehmen ist , meldet u.a. der US-Chemieriese Dow Chemicals rote Zahlen. Im letzten Quartal 2002 fiel nach Konzernangaben ein Riesenverlust von 809 Mio. Dollar an; für das Gesamtjahr 2002 338 Mio. Dollar. Schon 2001 war ein Gesamtjahresverlust von 385 Mio. Dollar aufgelaufen – und das, obwohl die globale Chemieindustrie ihre Investitionen schon seit 1999 drastisch zurückgefahren hat (weltweite Investitionen 1998: 45 Mrd. Dollar, 2002: 29,1 Mrd. Dollar – HB, 25.06.2003 (Graphik)). Im Januar 2003 verkündete Dow dann auch noch den Abbau von 3000 bis 4000 Stellen sowie Werksschließungen (was die Zulieferer erfreut haben dürfte). Ebenso hat der angeschlagene US-Pharmakonzern Schering-Plough gravierende Sparbeschlüsse zur “Restrukturierung“ seines Geschäfts beschlossen (FTD, 25.08.2003). Zu den “Maßnahmen“ zählen die Kürzung der Dividende um 68 Prozent, der Abbau von 1000 der 2900 Arbeitsplätze in den USA (Gesamtkonzern: 30.000) und die Streichung von Bonusbezügen und außerordentlichen Sozialleistungen. In den letzten zweieinhalb Jahren hat die Aktie fast 70 Prozent verloren und die Eigenkapitalquote tendiert gegen Null (was bei dringend erforderlichen Investitionen in Anlagen und Forschung die Aufnahme von Krediten erzwingt - die jedoch für den Konzern nur noch schwer zu bekommen sind). Dazu kommt noch eine Strafe von 500 Mio. Dollar für Schlampereien in Produktionsstätten für Arzneien. (Diese “Produktionsmängel“ - mensch denke an Ford – erinnern doch stark an die verblichene Sowjetunion bzw. den kollabierten Ostblock (siehe auch: Robert Kurz; `Der Kollaps der Modernisierung`; Reclam-Leipzig; (Taschenbuchausgabe); 1993)). (Durch die auch in der Pharmabranche ungebrochene Fusionswelle meldete der US-Pharmakonzern Pfizer für das II. Quartal 2003 ebenfalls einen gigantischen Verlust von 3,59 Mrd. Dollar, bedingt durch die Übernahme des Konkurrenten Pharmacia.)

Aufschwung VIII

(10) Wer MEINT, stattdessen breche jetzt halt in der so genannten Bio-Tech-Branche das ökonomische Humunculus-Zeitalter an, trifft weitestgehend auch dort nur auf Dorian Gray. Schon am 12.03.2003 titelte die SZ: “Biotechbranche in der Finanzkrise“. Dem Artikel zufolge „steht nach Ansicht von Analysten und Investoren ein hartzer, äh, harter “Ausleseprozess“ bevor.“ Zahlreichen Unternehmen drohe wegen des Engpasses an den Finanzmärkten (ja, ja – such das FIKTIVE KAPITAL) das Geld auszugehen. Große Unternehmen würden diese “schwierige Phase“ auf den Kapitalmärkten überstehen (denkste !!!), kleinere Gesellschaften aber müssten angesichts des “schlechten Finanzierungsklimas“ derzeit um ihr Überleben kämpfen. Weiter heißt es, dass schon in den kommenden Monaten einigen Unternehmen das Geld ausgehen werde, und schon jetzt müssten viele die Forschung stark einschränken. Mit gravierenden Folgen. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass einige Unternehmen ihre Finanzreserven verbrauchen, bevor sie mit eigenen Produkten auf den Markt kommen könnten (von denen nur wenige große medizinische Fortschritte mit sich bringen). Zwar wird in diesem Artikel wieder das Hohelied auf Amerika gesungen, wo es - im Gegensatz zu der handvoll europäischer - 45 “profitable“ Unternehmen gebe, doch nur eine Zeile weiter wird ebenso von einer im Vergleich “schneller ablaufenden Konsolidierung der Branche“ in den USA berichtet. Auch die FTD vom 24.06.2003 (Rubrik: `Agenda`) reiht sich in diesen begriffslosen Jubelchor ein: “Erfolgreiche Entwicklung“ – heißt es da. Allerdings vermeldet auch dieser Hurra-Artikel eine prekäre finanzielle Schieflage zahlreicher Unternehmen in der Biotechbranche. Diesbezüglich fokussiert ein Nebenartikel hauptsächlich auf Europa, doch im Hauptbeitrag über die US-Unternehmen heißt es dann: „Hochschulen, Industrie und kleinere Biotech-Firmen sind eng vernetzt und profitieren von Entwicklungen der Partner. In großem Umfang fließen Gelder des National Institute of Health Universitäten und Unternehmen zu, allein im vergangenen Jahr kassierten US-Forscher 22 Mrd. Dollar.“ – in den USA läuft also die Finanzierung nicht mehr über den von FTD-Schreibern zuvor noch gepredigten und gelobten “Markt“, sondern über die immer wieder heftig kritisierten “staatlichen Subventionen“ (was den US-Haushaltskrater sicher noch ein wenig gigantischer werden lässt – siehe unten). Ohne diese Gelder würden auch viele amerikanische Firmen wegen “mangelnder Kapitalkraft“ vor dem Aus stehen. Vor allem die hohen Kosten der Entwicklung und der anschließenden klinischen Phase erweisen sich für viele Unternehmen (vor allem die, die keinen “Papa Staat“ als generösen Mäzen im Rücken haben) als “Deadline“: „Die klinische Phase durchzustehen, ist teuer. Wollte man alle europäischen Produktfirmen bis Ende 2005 durchfinanzieren, bräuchte man zwischen 10 und 33 Mrd. Euro. Vergleicht man diese Summe mit den 8,3 Mrd. Euro, die der Sektor seit Anfang 2000 eingesammelt hat, wird klar, dass diese Geldmenge nicht aufgebracht werden kann. Viele Firmen werden den Kapitalmangel nicht überleben – schon jetzt verschwinden allein in Deutschland pro Monat zwei bis drei Unternehmen vom Markt.“ Das ganze Ausmaß des hohlen Hurras verdeutlicht folgende Passage: „George W. Bush sucht die Termine sorgfältig aus, die er in der Vorrunde zur Präsidentschaftswahl 2004 wahrnimmt. Nur dort, wo Glanz und Optimismus herrschen, lassen die Wahlkampfplaner ihren Chef auftreten. In diese Kategorie fällt die BIO-Konferenz in Washington, die weltgrößte Zusammenkunft der Biotechbranche. Gestern trat Bush vor Hunderten Managern und Wissenschaftlern im Convention Center der Hauptstadt auf – und lobte ihren Beitrag für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten (anscheinend hat George noch nicht mitbekommen, dass diese bankrott ist – zur Gesamtverschuldung der US-Unternehmen weiter unten). Denn die Branche boomt. Alle paar Wochen werfen US-Unternehmen neue Präparate auf den Markt, die Zahl der Firmen, die Gewinne schreiben, nimmt stetig zu, die Aktienkurse steigen.“ – Pech nur, dass eine beistehende Grafik doch eine etwas andere Sprache spricht (FTD, 24.06.2003; Quelle: Ernst & Young). Dieser kann mensch dann nämlich entnehmen, dass sich der (wohlbemerkt) “Nettoverlust“ allein der 318 börsennotierten US-Firmen nur für das Jahr 2002 auf 9,4 Mrd. Dollar summierte – also pro Unternehmen etwa 30 Mio. Dollar (wie groß wohl der Verlust gewesen wäre, wenn besagte Subventionen nicht geflossen wären, und wie viele von den Unternehmen wohl noch nach der anstehenden “Konsolidierung“ vorhanden sind??? – denn wenn, wie die SZ berichtet, 45 US-Firmen “Gewinne“ (vielleicht “Gewinne“ à la US-Airlines) machen, bedeutet das natürlich auch, dass 273 Verluste schreiben (bezogen nur auf die 318 börsennotierten Unternehmen)). Anscheinend war der Schreiber des FTD-Artikels jenseits von jeglichem Bezug zur Wirklichkeit (vielleicht hält er oder Bekannte auch Biotech-Aktien, die ein wenig “gepusht“ werden sollten) als er Folgendes über die US-Biotechfirma Genentech schrieb: „Nach dem jüngsten Kursanstieg ist das Unternehmen 38 Mrd. Dollar wert – fast so viel wie der französisch-deutsche Pharmariese Aventis. Anders als das Gros der europäischen Konkurrenz schreibt Genentech Gewinn, im vergangenen Jahr fast 500 Mio. Dollar. Der Konzern mit Sitz in San Francisco macht 2,7 Mrd. Dollar Umsatz, beschäftigt mehr als 5.000 Mitarbeiter, hat zehn Produkte auf dem Markt und zwei Dutzend in der Entwicklung. Rund 500 Wissenschaftler publizieren jährlich 250 bis 300 Fachartikel. „Seit seiner Gründung vor 27 Jahren hat sich Genentech seinen Pioniergeist bewahrt“, schwärmt Branchenexperte Frank Borriello von BB Biotech.“ Und wie im Rausch geht`s direkt weiter: „Genentech hat den Investoren die Hoffnung zurückgegeben, die ihnen Skandalunternehmen geraubt hatten. Der Chef des einstigen Börsenlieblings Imclone, Sam Waksal, etwa wurde vor einigen Tagen wegen Betrugs zu mehr als sieben Jahren Haft verurteilt. Über Monate hatte der Fall die Branche belastet. Doch davon ist nun keine Rede mehr, Euphorie ist angesagt.“ Soweit die bunte BWL-Smartieswelt – zumal es nur eine Zeile weiter schon heißt, dass sich auch für Genentech der oben erwähnte (22 Mrd.-Dollar-)“Standortvorteil“ “auszahlt“. Auch mit den zitierten 500 Mio. Dollar “Gewinn“ kann irgend etwas nicht so recht stimmen, denn am 11.07.2003 titelt ein anderer Schreiber der FTD: “Genentech kehrt in Gewinnzone zurück“ – „Im zweiten Quartal erzielte das nach Amgen zweitgrößte Biotech-Unternehmen der Welt ein Nettoergebnis von 132,3 Mio. Dollar nach einem drastischen Verlust von 213,6 Mio. Dollar im gleichen Quartal des Vorjahres.“ Dem Artikel zufolge basierte dieser offensichtlich auf dem oben beschworenen “Pioniergeist“ bzw. “Innovativkraft“ – à la Imclone: 2002 war Genentech wegen Patentrechtsverletzung zu einem Schadensersatz von 500 Mio. Dollar verurteilt worden, die das Unternehmen nun Quartal für Quartal abstottert – ein deutlicher Beleg der “Kapitalkraft“ (und es wird auch klar, was gemeint ist, wenn es im obigen Vollrausch-Artikel heißt: „In Europa werden fantastische Forschungsergebnisse erzielt – umgesetzt werden sie allerdings allzu oft von US-Firmen.“). Darüber hinaus brach der “Gewinn“ im Vergleich zum ersten Quartal 2003 bereits wieder um 13 Prozent ein. Ebenso verdeutlicht die im Hurra-Artikel vermutete “Einkaufstour“ amerikanischer Firmen in Europa (Chiron übernahm Ende Mai 2003 den britischen Impfstoffanbieter Powderject Pharmaceuticals Plc (dadurch entsteht der weltweit zweitgrößte Anbieter von Grippe-Impfstoffen), Biosearch aus Italien verschmolz mit Versicor zu Vicuron Pharmaceuticals und Mitte Juni 2003 schluckte das US-Unternehmen Cell Therapeutics die letzte börsennotierte Biotech-Firma in Italien, Novuspharma) die vollkommene Verkennung dessen, was real passiert. So ist denn diese Fusionswelle keine Einbahnstraße, wie die Übernahme der US-Biotechfirma Igen durch den Schweizer Pharmakonzern Roche Ende Juli 2003 zeigt (wobei laut FTD-Artikel vom 28.07.2003 auch Igen ein “existenzielles Interesse“ (O-Ton FTD) an diesem Deal hatte – kein Wunder bei einem Jahresumsatz von 56 Mio. Dollar (wovon 33 Mio. Roche für Lizenzen beisteuert) und einem Vorsteuerverlust von 28 Mio. Dollar), sondern Ausdruck der verschärften Transnationalisierungsprozesse (Konzentration des Kapitals – nicht zu vergessen die Tatsache, dass die Anteilseigner der börsennotierten Unternehmen – und nicht nur dieser – aus allen Ecken der Welt stammen) im Zuge der kollabierten Akkumulationssimulation (bzw. des fortschreitenden Zusammenbruchs der Finanzmärkte – dazu weiter unten), welche daneben auch noch durch die banale Tatsache, dass diese Branche derzeit in ein fortgeschrittenes Reifestadium eintritt, zusätzlich forciert werden. (mensch braucht kein “Hellseher“ zu sein, um voraussagen zu können, dass dies einen massiven Arbeitsplatzabbau nach sich ziehen wird) Wie groß dieser Fusionsdruck bzw. wie prekär die finanzielle Schieflage mittlerweile ist, zeigt auch der Ende Juni 2003 verkündete Zusammenschluss der beiden US-Unternehmen IDEC Pharmaceutical und Biogen (was Biogen jedoch nicht davon abhielt, Ende Juli 2003 den Abbruch der Produktentwicklung eines Medikaments gegen die Darmkrankheit Morbus Crohn bekannt zu geben, was prompt auch die Aktie des irischen Entwicklungspartners Elan um 21 Prozent einbrechen ließ), wodurch, laut FTD, „ein “Branchenriese“ mit 1,55 Mrd. Dollar Umsatz und mehr als 3700 Mitarbeitern entsteht“ – was aber de facto nur ein Intermezzo sein dürfte. Vielmehr aber noch verdeutlicht dies der menschenverachtende Beschluss der US-Zulassungsbehörde FDA, die Zulassung für Präparate, „bei denen ein hoher therapeutischer Bedarf besteht“, zu “vereinfachen“ – also eine “Versuchskaninchen-Konzession“ (natürlich am “zahlenden Kunden“). Denn der perfide Zweck dieser “Vereinfachung“ besteht einzig und allein darin, „dass die Zahl der Neuzulassungen nach dem stetigen Rückgang der vergangenen Jahre 2003 wieder anzieht.“ – was das gängige Credo des Marktes - “Buy or Die“ - ein wenig verschärfen dürfte: “Buy AND Die“ !!! Doch nicht nur unter “finanziellen Engpässen“ leidet die Branche, sondern, wie die FTD schon am 19. 05.2003 berichtet, ebenso unter technologischen (die dann selbstverständlich auch wieder zu finanziellen werden): “Biotech-Firmen droht Produktionsengpass – Nach langwieriger Entwicklung können Medikamente oft nicht zügig hergestellt werden – Gefahr für die Branche“. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die modernen Wirkstoffe technologisch immer anspruchsvoller werden. Fünf bis sechs Jahre vergehen allein von der Planung einer Biotech-Produktionsanlage bis zur Auslieferung eines fertigen Medikamentes (was natürlich auch erst mal alles “finanziert“ werden muss). „Es gibt industrieweit leider sehr oft Probleme, die Produktion vom Labormaßstab auf ein industrielles Niveau zu heben“, so Wolfram Carius, Leiter der Biotech-Sparte von Boehringer Ingelheim. Wie groß die Probleme werden könnten, hängt davon ab, wie viele und welche biologischen Präparate die “Marktreife“ (“Marktreife“ à la Contergan) erlangen werden. Über 370 Biotech-Wirkstoffe seien derzeit entweder in der klinischen Erprobung oder im Zulassungsverfahren, so der US-Pharmaverband PhRMA. Gerade mal ein Fünftel davon wird erfahrungsgemäß den “Ausleseprozess“ überstehen. Und noch ein Novum: Bei herkömmlichen, chemiebasierten Wirkstoffen haben Pharmakonzerne traditionell die Herstellung auch selber in die Hand genommen. Das ändert sich gerade. „Es gibt in der Pharmaindustrie einen eindeutigen Trend zur Ausgliederung der Biotech-Produktion“, sagt Wolfram Carius. In der Branche stehen weitreichende Umwälzungen an, denn schwer zu produzierende, komplexe Moleküle brauchen viel Know-how und hohe Investitionen. Aber auch einfachere Moleküle, deren Produktion weniger aufwendig ist, müssen sich rechnen und die Anlagen entsprechend ausgelastet sein (so ist das in der tollen Marktwirtschaft – nicht das Bedürfnis, sondern einzig die “Rentabilität“ ist das Kriterium, ob etwas gesellschaftlich durchaus Notwendiges hergestellt wird - oder eben nicht). Wie weit dieser “Auslagerungsprozess“ schon jetzt vorangeschritten ist, zeigt das Beispiel Boehringer (ist zwar ein so genannter “deutscher“ Konzern, aber hier sehr gut geeignet): Boehringer entwickelt und produziert am Biotech-Standort Biberach Medikamente im Auftrag großer und kleiner Pharmafirmen, darunter branchenweit bekannte Produkte wie Enbrel von Amgen (weltgrößtes Biotech-Unternehmen (USA)), Betaferon von Schering und Synagis von Medimmune (das US-Unternehmen vereinbarte Mitte Juni 2003 eine Entwicklungskooperation mit der deutschen Biotech-Firma Micromet) – aber weiterhin viel Vergnügen bei der imaginierten “Nationalbastelstunde“.

Aufschwung IX

(11) Im wahrsten Sinne des Wortes schlafraubend (als Kontrast zum “Gute Nacht“ der US-Chemie- bzw. Pharma-Industrie) ist der Bankrott von Westpoint Stevens, einer der größten US-Hersteller für Bettwäsche und Handtücher. Westpoint litt unter Auslandskonkurrenz, fallenden Umsätzen (klar, dass das immer größer werdende Obdachlosenheer – mittlerweile sind es gut 40 Millionen Menschen – keine Bettwäsche braucht) sowie Schulden in Höhe von 1,8 Mrd. Dollar. Selbstverständlich flüchtete sich auch Westpoint unter Gläubigerschutz nach Kapitel 11. Und auch für die Blue Jeans sieht`s schwarz aus. Am Freitag den 13., äh, 12. September 2003 meldete die FTD: “Levi Strauss streicht Stellen“ – „Der US-Jeanshersteller Levi Strauss Levi Strauss & Co. will in den USA und Europa (vermutlich bei den “teuren“ “Portugiesen“, “Ungarn“, “Polen“, “Russen“ u.a. – siehe auch Projekt `Russland, Osteuropa, Balkan`) insgesamt 650 Stellen streichen. Das entspricht fünf Prozent der gesamten Belegschaft, teilte das Unternehmen mit. Der Konzern hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, er werde die Produktion in Billiglohnländer verlagern und im Zuge dessen 3.600 Mitarbeiter entlassen.“ – und dass es sich dabei nicht um leere Drohungen handelt, um etwa die Lohnabhängigen wie üblich ein wenig zu erpressen, meldet dann die FTD am 26.09.2003: “Levi`s beendet Tradition“ – „Der Jeans- und Bekleidungshersteller Levi Strauss schließt seine vier letzten nordamerikanischen Bekleidungsfabriken. Knapp 2000 Mitarbeiter in einem amerikanischen und in drei kanadischen Betrieben verlieren ihre Stellen. Konzernchef Phil Marineau begründete die Schließung mit dem scharfen Wettbewerb in der Branche. Es hätten nur noch wenige Marken eigene Fabriken in Nordamerika. Levi Strauss sei einer der letzten dieser Firmen gewesen (Firmen wie Wrangler oder Lee haben schon seit längerem ihre Produktion “ausgelagert“). Das Unternehmen wolle sich statt auf die Fertigung auf das Produktdesign, den Verkauf und die Kundenbeziehungen im Einzelhandel konzentrieren. Die Fertigung werde zu Auftragsfertigern im Ausland verlegt.“ – da werden dann demnächst mal wieder ein paar mehr das in den USA (aber natürlich auch global) angesagte “Lumpendesign“ tragen. Nachtrag zu “Turn Red, äh, Blue into Black“: Offensichtlich beherrscht Levi`s nicht nur die Kunst des Färbens in Bezug auf Bekleidung – Schönfärberei ist auch bei den Bilanzen angesagt (FTD, 13.10.2003): “Bilanzfehler treffen Jeansfirma Levi Strauss in kritischer Phase“ – „Levi Strauss & Co. reiht sich in die lange Schlange amerikanischer Unternehmen ein, die ihre Bilanzen rückwirkend korrigieren müssen. Die Jeansfirma räumte ein, dass der Nettogewinn 2001 um 26 Mio. Dollar zu hoch angesetzt war. Zudem sei das Ergebnis des dritten Quartals 2003 etwa 4,9 Mio. Dollar niedriger als zunächst behauptet.“ Doch die Probleme der Firma gehen über die Bilanzen hinaus: 2002 lag der Umsatz mit 4,2 Mrd. Dollar um gut 40 Prozent unter dem Rekordjahr 1996 – und das bei einem Schuldenberg von 2 Mrd. Dollar. Zweimal musste Levi inzwischen Kreditvereinbarungen mit seinen Banken neu aushandeln, um einen Konkurs zu vermeiden. Dass das jedoch nur eine Galgenfrist ist, lässt sich aus einer simplen Rechnung ableiten: Rechnet mensch den für das dritte Quartal 2003 auf 21,8 Mio. Dollar “korrigierten“ Nettogewinn (der sich zum Vorjahresquartal verdoppelt habe) auf das Jahr hoch, so kommt mensch, selbst wenn der Einfachheit halber 25 Mio. Dollar zugrunde gelegt werden, auf 100 Mio. Dollar Jahresgewinn. Bei den aufgetürmten Schulden von 2 Mrd. Dollar hat das Unternehmen somit die Gewinnsumme von 20 Jahren “verpfändet“ – so viele Jeans kann Levi`s natürlich nie wieder verkaufen, um diesen Betrag zu tilgen, zumal durch die mit den “Auslagerungen“ verbundenen Kosten dieser Schuldenberg sogar noch eher anwachsen wird. Die hier angeführte Rechnung kann mensch übrigens bei allen in diesem und anderen Projekten beschriebenen Unternehmen anwenden - eine Rechnung, die zeigt, wie abgrundtief absurd es ist, überhaupt noch von “Gewinnen“ zu reden.

Aufschwung X

(12) Der Erfolgsfilm ist auch bei Eastman Kodak gerissen. Plante der amerikanische Fotokonzern, der Ende 2002 noch 70.000 Mitarbeiter hatte, zu Anfang 2003 noch einen Stellenabbau von 2.300 bis 2.900 Stellen für das laufende Jahr, um damit erwartete Kosteneinsparungen von 65 bis 85 Mio. Dollar zu erzielen, so war Ende Juli nach einem dramatischen Gewinneinbruch von 61 Prozent wegen weiterhin rückläufiger Nachfrage (und “Tourismusschwäche“- tja, Arbeitslose, Obdachlose und Hungernde machen nun mal keinen “Urlaub“) im vorangegangen Quartal die Zahl der zu streichenden Stellen auf 6000 gestiegen (erhoffte “Kosteneinsparung“ hier: 400 Mio. Dollar). Als Zugabe senkte die Rating-Agentur Standard & Poor`s Kodak`s Bonität nach der Bekanntgabe der Übernahme von Practiceworks, ein Softwarehersteller für Zahnarztpraxen, zum Übernahmekurs von 466 Mio. Dollar auf BBB (kurz vor “Junk“ (“Ramsch“). Und am 26.09.2003 schließlich titelte die FTD: “Eastman Kodak stoppt Investitionen ins Filmgeschäft“ – Damit verabschiedet sich der mit 3 Mrd. Dollar verschuldete Konzern aus dem traditionellen Filmgeschäft, will dieses jedoch in den kommenden zwei Jahren noch so richtig “ausquetschen“ (O-Ton FTD – was das noch an Stellenstreichungen direkt und indirekt (bei den Zulieferern) kosten wird, kann mensch sich an einem Finger abzählen). Zudem kürzte Kodak erstmals in der 123-jährigen Firmengeschichte die Dividende für die Aktionäre, und zwar um 72 Prozent von 1,80 Dollar auf nunmehr 50 Cent pro Aktie. Dennoch sehen Analysten nur wenig Chancen, dass Kodak - aufgrund der weit enteilten Konkurrenz - dieser Umstieg auch gelingen wird – auch bei Kodak ist wohl nichts mehr mit “Bitte Lächeln“. Nachtrag “Kodak zu No-Buck“: Am 23.10.2003 titelte die FTD: “Kodak erleidet erneuten Ergebniseinbruch“ – auch im dritten Quartal brach der “Gewinn“ um 63 Prozent ein. Der Konzern meldete einen Quartalsgewinn von 122 Mio. Dollar, hat also nach der kleinen Rechnung von Levi´s die “Gewinnsumme“ von “nur“ sechs Jahren als Schulden aufgehäuft. Es kann also wohl kaum verwundern, dass die Investoren ob der “Zukunftsaussichten“ bzw. “Strategiewechsel“ mehr als skeptisch sind.

Aufschwung XI

(13) Die Axt im Walde kreist derzeit auch bei International Paper (FTD, 12.09.2003): Der weltgrößte Papierhersteller streicht bis Jahresende 2003 weitere 3.000 Stellen; 3,5 Prozent der Gesamtbelegschaft. Schon 2002 hatte der Konzern 9.000 Arbeitsplätze abgebaut. Die Kürzungen sind Teil eines “Plans“, die Kosten um 1,5 Mrd. Dollar zu reduzieren. Überhaupt befindet sich der amerikanische Papiermarkt mitten in einer “Konsolidierungswelle“. Bereits am 15.07.2003 meldete die FTD: “Milliarden-Fusion in Amerikas Papiermarkt“ – Der US-Papierhersteller Boise Cascade kauft Officemax, die hinter Staples und Office Depot drittgrößte US-Ladenkette für Büroartikel. Zweck dieses Deals ist ein “Strategiewechsel“ des zuletzt in die Verlustzone gerutschten Papierherstellers. Das Unternehmen, das bereits heute 45 Prozent seines Umsatzes (im Vorjahr lag dieser bei 7,4 Mrd. Dollar) durch die Distribution von Büroartikeln erzielt, die längst über Papierprodukte hinausgehen, versucht damit den Wandel von einem Industrie- und Transportunternehmen hin zu einer Handels- und Dienstleistungsfirma. - Merkwürdig: Anscheinend realisiert keines der in diesem Projekt erwähnten Unternehmen, die ähnliche “Transformationsprogramme“ anvisieren, dass natürlich auch die “Dienstleistungsgesellschaft“ kollabiert (– siehe `Fluggesellschaften`, weiter unten sowie `Die Himmelfahrt des Geldes`; Kapitel 3 und Robert Kurz; `Schwarzbuch Kapitalismus`; Abschnitt: `Die Fata Morgana der Dienstleistungsgesellschaft`).

Aufschwung XII

(14) Und nicht nur die “traditionellen“ Industrien sind Kapitel 11-Kandidaten bzw. Mega-Minus-Macher, sondern auch die Hightech-Branche “hat fertig“. Gerade hier zeigt sich der potemkinsche Charakter der “New Economy“. Ob Chiphersteller bzw. deren Ausrüster, Computerbauer, Handy-Hersteller, Software-Unternehmen, Telekomfirmen, Internet-Services und Medienkonzerne: “Mayday, Mayday“ - auf allen Frequenzen. Ein Primus des auch in dieser Branche verbreiteten “Frisierens“ ist der Mischkonzern Tycos International Ltd., der schon 2002 wegen seiner “Bilanzierungsmethoden“ in Turbulenzen geraten war (SZ, 23.01.2003). Zusätzlich (oder wohl auch deshalb) vermeldete der Konzern für das letzte Quartal 2002 einen Gewinneinbruch von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 630Mio. Dollar. Der (plötzliche) Gewinnrückgang war nach Angaben von Tycos vor allem auf die schlechteren Ergebnisse der Elektroniksparte zurückzuführen (doch auch in anderen Sparten hat Tyco weniger verdient). Kurz darauf kündigte Tycos dann im Frühjahr 2003 die Schließung Hunderter Fabriken an (der betreffende Artikel ist ebenfalls noch “missing“ und wird nachgereicht). Auch der weltgrößte Hersteller von elektronischen Speichersystemen EMC (die Geräte werden fast ausschließlich in Unternehmen eingesetzt) kommt nicht recht aus dem Tal der Tränen heraus. Nachdem der Konzern in den Jahren 2001 und 2002 jeweils Verluste melden musste (2002: ein “sattes Minus“ (O-Ton FTD, 27.02.2003) von 494 Mio. Dollar) und der Umsatz des einstigen “Börsenlieblings“ nach seinem Top-Jahr 2000 von 8,9 Mrd. Dollar (bei einem Gewinn von 1,8 Mrd. Dollar) auf 5,4 Mrd. Dollar (2002) absackte (um 40 Prozent also), verkündete EMC-Chef Joe Tucci; dass sich der Konzern durch Zukäufe von Software-Firmen vermehrt auf das Geschäft mit Speicher-Software konzentrieren will, um die heißgeliebten “Margen“-Ziele zu erreichen (Anfang Juli 2003 übernahm der Konzern das seit über zwei Jahren “unprofitable“ Softwareunternehmen Legato, das auf Programme für Speichernetzwerke in Unternehmen spezialisiert ist), was aber de facto den Abschied aus der Hardware-Produktion einläutet. Denn trotz massiver “Kostensenkungsprogramme“ seit Joe Tucci`s Amtsantritt im Januar 2001 (die selbstverständlich weiterlaufen), in Zuge derer von den ehemals 23.500 Mitarbeitern Anfang 2001 am Jahresende 2002 noch 17.000 übrig blieben, also 6.500 Menschen bzw, ca. 30 Prozent der Belegschaft gefeuert wurde, fiel der schon erwähnte Verlust von knapp 500 Mio. Dollar an. Das nennt mensch eine “gelungene Sanierung“. Passend dazu schockte EMC Mitte Juli 2003 die Anleger mit schwachen Zahlen und Ausblicken – aber der “Aufschwung“ kommt ja ganz bestimmt. Tristesse herrscht auch bei den Chip-Produzenten. Wie düster es in der Branche aussieht, lässt sich aus einem Artikel der SZ vom 02.01.2003 ersehen, in dem es trocken heißt: „... „Samsung ist derzeit der einzige profitable Chiphersteller der Welt.“ – (mittlerweile musste auch Samsung kräftig Federn lassen). Als weltbekannte US-Konzerne stehen dabei Intel und Texas Instruments (TI) besonders unter Druck. Und obwohl es Texas Instruments, den weltgrößten Handychiphersteller, durch seine Ausrichtung und den erst 2003 richtig durchschlagenden Einbruch im Handymarkt in den Jahren zuvor nicht so hart traf wie den Rest der Branche, wies TI auch für 2001 (201 Mio. Dollar) und 2002 (344 Mio. Dollar) hohe Verluste aus. Der Konzern mit 34.500 Mitarbeitern erzielte 2002 einen Umsatz von 8,4 Mrd. Dollar, wobei der Löwenanteil von 6,9 Mrd. Dollar auf die Chipsparte entfiel. Die restlichen Erlöse stammen aus den wesentlich kleineren Segmenten für Sensoren und Taschenrechner. 2003 hat sich nun, wie schon gesagt, die Situation in der Handy-Branche dramatisch verschärft, was dazu führte, dass das Unternehmen seine “Gewinnprognosen“ (“Gewinne“ á la 2001 und 2002) deutlich gesenkt hat. Darüber hinaus kündigte TI schon im April 2003 den Abbau von 800 Arbeitsplätzen an, Mitte Juni dann einen “Nachschlag“ von weiteren 250 Stellen. Und auch der kalifornische Halbleiterhersteller National Semiconductor macht mit beim Streichkonzert (FTD, 22.05.2003) und entlässt weitere 340 Mitarbeiter. Damit sinkt die Beschäftigtenzahl auf 9200. Darüber hinaus wird noch eine Produktionslinie zur Herstellung von Handybestandteilen geschlossen. Intel scheint es dagegen schon wieder besser zu gehen, jedenfalls brechen schon wieder Jubelstürme aus – an denen sich Intel selbst - trotz eines verglichen zum Vorjahreszeitraum doppelt so hohen Quartalsgewinns von 896 Mio. Dollar – aber nicht beteiligen will. Der Konzern wird schon wissen warum. Wie sich im folgenden Abschnitt nämlich zeigt, haben sämtliche Chipproduzenten ihre Investitionen drastisch eingeschränkt, und wenn investiert wird, dann im Bereich der 300-Millimeter-Wafer. Mit diesen Wafern lassen sich mehr als doppelt so viele Chips wie derzeit üblich gleichzeitig produzieren und zudem Kosten reduzieren (siehe auch: Robert Kurz; `Der Mythos der Produktivität`; www.krisis.org ; Rubrik: `Weitere Texte von Krisis-Autoren`). Das dürfte neben der Preisdrückerei gegenüber den Ausrüstern und der Tatsache, dass, da der Markt schrumpft, “Gewinne“ nur noch auf Kosten der Konkurrenz gemacht werden können (so verzeichnen AMD, Infineon u.a. gigantische Verluste) so ziemlich das einzige kleine schmutzige Geheimnis der wundersamen “Gewinnsteigerung“ Intels sein (vielleicht hat ja auch die Finanzabteilung mal wieder ein besseres Pokerhändchen gehabt ??? - wie immer: Kapitel 8) – Investitionen in der Masse zurückfahren (so hat Intel seine Investitionen für 2003 um rund 1 Mrd. Dollar gekürzt) und kurzfristige Vorteile durch die Einführung produktiverer Herstellungsmethoden. Allerdings rüsten derzeit z.B. auch Samsung und UMC (weltweit zweitgrößter Auftragshersteller für Microchips, Taiwan) mächtig auf. UMC wird bis Ende nächsten Jahres 500 Mio. Dollar in die Kapazitätserweiterung bei seinem Werk in Südtaiwan investieren, um die Produktion von 8.000 auf 20.000 Wafer pro Monat (natürlich 300-Millimeter-Wafer) zu steigern. Außerdem wird das Unternehmen 1Mrd. Dollar investieren um die Produktion seines neuen Joint Ventures mit Infineon Technologies in Singapur zur erhöhen. (FTD, 10.07.2003) All das bedeutet natürlich nichts anderes, als dass sich der Vernichtungswettbewerb noch weiter verschärfen wird – und in der Folge: Auch Computer “kaufen“ keine Autos. Welch ein perfider Meister Intel in Sachen Erpressung ist, zeigt das Beispiel des hoch defizitären US-Speicherchip-Herstellers Micron (FTD, 26.09.2003 – wo es ganz offen in der Überschrift schon heißt: “Intel nutzt Microns Zwangslage aus“), der im abgelaufenen Quartal einen Verlust 123 Mio. Dollar auswies, nachdem es im Vorjahreszeitraum sogar 586,5 Mio. Dollar waren. Insgesamt meldete Micron den elften Quartalsverlust in Folge (siehe Lucent). Damit nun Micron nicht vollends abschmiert, kaufte Intels Finanzarm Intel Capital mal eben 5,3 Prozent Microns für 450 Mio. Dollar in Aktien. Das frische Geld will Micron nun in Produktionstechnik für modernste Speicherchips stecken, um den Investitionsrückstand gegenüber Rivalen wie Samsung oder Infineon aufzuholen. Die Finanzspritze erlaube Micron, im Wachstumsmarkt für schnelle Speicherchips mitzumischen, behauptet Micron-Chef Steve Appleton; doch Analysten warnen vor übertriebenem Optimismus: „Intels Strategie heißt: Teile und herrsche“, sagt etwa Andrew Norwood, Chipspezialist der Marktforschungsfirma Gartner. „Intel hält die Speicherchiphersteller mit Geld am Leben, damit sie in die neuesten Technologien investieren und sich gegenseitig bei den Preisen bekämpfen“. – Intel selbst war wegen fallender Preise schon in den 80er Jahren aus der Speicherchip-Produktion ausgestiegen. Seitdem lenkt der kalifornische Konzern die Branche in die gewünschte Richtung, indem er sich mit Chipherstellern geschäftlich verzahnt oder auf die Technik seiner Prozessoren trimmt. Intel verdient an Prozessoren, die quasi das Gehirn eines Computers sind. Damit sich auch seine neuesten Pentium-Modelle gut verkaufen ist Intel darauf angewiesen, dass Speicherchips entsprechend weiterentwickelt werden. Das stark schwankende (schwankend à la 8,0 auf der Richter-Skala) Geschäft mit diesen so genannten DRAM-Chips, dem Kurzzeitgedächtnis des Rechners, überlässt Intel anderen Chipherstellern – Micron etwa, Infineon oder den asiatischen Herstellern Samsung, Hynix (dieser würde jedoch für Intel zum Milliardengrab werden) und Elpida. Marktführer Samsung macht damit im Moment noch Gewinn (aber auch nur noch in “Spurenelementen“) alle anderen Konzerne machen gigantische Verluste. Damit sie trotzdem in die neue Chipgeneration investieren können – derzeit sind die so genannten Double-Data-Rate-Speicherchips gefragt – hilft Intel mitunter finanziell aus. Bei Micron war Intel schon 1998 mit 500 Mio. Dollar zur Stelle. Erst kürzlich stockte Intel auch seinen Anteil bei Elpida, einem Joint Venture der japanischen Konzerne Hitachi und NEC, auf 123 Mio. Dollar auf (Elpida ist der letzte Chiphersteller Japans und steht trotz Intels generöser Spende immer noch vor dem Aus – siehe auch Projekt `Japan`). „Das ist eine ist eine machiavellistische Strategie“, sagt Gartner-Analyst Norwood. Solange die Preise für Speicherchips unten bleiben, kommt Intel nicht so sehr unter Druck der Computer-Hersteller und kann Prozessoren weiter teuer verkaufen. Intel sichert sich saftige Gewinnmargen, während die Speicherchip-Hersteller in einer Rabattschlacht um “Marktanteile“ (siehe auch: `Die Himmelfahrt des Geldes`; Kapitel 7) Verluste auftürmen. – doch auch das “Erfolgsmodell“ Intel wird schon bald ein jähen Absturz erfahren. Um wie viel die Chipkonzerne ihre Investitionen zurückgefahren haben, lässt sich aus der Lage der US-Chip-Ausrüster ersehen. So ordnete Applied Materials, der weltgrößte Hersteller von Chipfertigungseinrichtungen (der u.a. auch die Fabriken von Chipgiganten wie Intel, AMD und Infineon ausrüstet – soviel zum “Standort-Stolz“) Anfang Februar 2003 zwei Wochen Zwangsurlaub für das Quartal an und vermeldete zugleich eine Ausweitung der Verluste. Der Nettoverlust belief sich nach Konzernangaben im ersten Quartal zum 26.01.2003 auf 65,7 Mio. Dollar nach 45,5 Mio. Dollar zum Vergleichsquartal (leider ließ sich keine Ganzjahressumme ermitteln). Über den angekündigten Zwangsurlaub hinaus, wollten die Applied-Manager auch weitere Entlassungen unter den 14.000 Mitarbeitern nicht ausschließen - im November 2002 waren bereits 1750 Beschäftigte entlassen worden (über 10 Prozent). Genützt hat`s nichts: Auch im dritten Quartal zum 27.07.2003 fiel erneut ein Verlust von 37 Mio. Dollar an. Noch schlimmer traf es das ehemalige Tochterunternehmen von Hewlett-Packard (HP), Agilent. Wie die FTD am 24.02.2003. berichtete, hatte Agilent, Anlagenbauer für die Technologiebranche (produziert beispielsweise Testgeräte für Chiphersteller wie Intel); den Verlust im ersten Quartal auf 369 Mio. Dollar ausgeweitet. Umgehend kündigte der Konzern den Abbau von weiteren 4.000 Arbeitsplätzen an, nachdem bereits zuvor 10.500 Stellen gestrichen worden waren, die die Mitarbeiterzahl am Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres auf 36.000 Beschäftigte sinken ließen – d.h., inklusive der neuen Entlassungswelle, einen Abbau der zuvor 46.500 Stellen um über 30 Prozent. Dunkelrot endete auch das II. Quartal 2003 mit einem Fehlbetrag von 146 Mio. Dollar (Vorjahresquartal: 253 Mio. Dollar – natürlich Minus). (Ähnlich sieht es beim Konkurrenten ASML aus (ist zwar ein niederländischer Konzern, aber hier ganz gut geeignet, um zu verdeutlichen, wie es um den weltweit beschworenen “Aufschwung“ in Wirklichkeit bestellt ist): Nach einem Minus von 479 Mio. Dollar im Jahr 2001 und einem weiteren Verlust von 208 Mio. Dollar in 2002, setzte das Unternehmen seine Verlustserie fort und meldete auch für das zweite Quartal 2003 einen Fehlbetrag von 63 Mio. Dollar. Umgehend kündigte auch ASML weitere 500 Entlassungen an, nachdem bereits im ersten Halbjahr 2003 1450 Mitarbeiter der am Ende 2002 verbliebenen Belegschaft von 7250, gehen mussten. Insgesamt macht das einen Stellenabbau von über 20 Prozent.) Am Rande sei hier auch mal erwähnt, welche unmittelbaren Auswirkungen der Zusammenbruch der fiktiven Akkumulation in der globalisierten Form des Kapitals hat: In einem Artikel der FAZ vom 13.09.2003 wird über zusätzliche “Sparmaßnahmen" des niederländischen Elektro-/Elektronikkonzern Philips (der natürlich auch Milliardenverluste macht) berichtet, die weit über die bereits beschlossenen Schließungen zweier Halbleiterwerke in den USA (Albuquerque und San Antonio) hinaus gehen (siehe auch Projekte `Euroland``und `Globaalaballa`) - das wird die ebenfalls arbeitsplatzgeilen Konkurrenz-Monaden in den "USA" gefreut haben (natürlich baut der Konzern weltweit radikal Stellen ab). Das bedeutet aber wiederum, dass diese "Kaufkraft" verloren geht und die betroffenen Menschen sich weder "amerikanische" noch "italienische", "niederländische", "deutsche", "türkische" etc. "Waren" mehr "kaufen" können. Vor allem aber wird aus diesem Artikel die Absurdität des vollkommen anachronistischen Konstrukts der sich immer noch um die Weltherrschaft kloppenden "Nationen" deutlich, denn der "amerikanische" Mitarbeiter bei Philips, BMW, ABB, Ahold, Deutsche Bank, Swiss Re, Lufthansa usw. usw. usw. konkurriert volles Programm gegen seine "eigenen Landsleute" - genauso wie umgekehrt der "deutsche" Mitarbeiter von Ford, Opel, Citi-Bank, General Electric, American Airlines usw. usw. usw. gegen die "seinen" konkurriert. (Am Ende werden dann alle verrecken !!!) Nachtrag: Wie es um den überall heraufbeschworenen “Aufschwung“ gerade in der Chipindustrie wirklich bestellt ist und wie auch die Mitarbeiter in den USA davon “profitieren“ verdeutlicht dabei ebenso das Beispiel STMicroelectronics, der größte europäische Chipkonzern (französisch-italienisch – schöne Grüße von der Transnationalisierung): Der Konzern meldete für das dritte Quartal 2003 einen Verlust nach Sonderposten von 49,1 Mio. Dollar. Diese “Sonderposten“ sind “Restrukturierungskosten“ – hauptsächlich Entlassungen. Um die Produktion “effizienter“ (also “rentabler“) zu machen, sollen Fabriken in Frankreich, Italien und den USA geschlossen, verkleinert oder modernisiert werden (Grüße von der 300-Millimeter-Wafer-Technik) – wahrlich: ein toller Aufschwung.

Aufschwung XIII

(15) Natürlich ist der Einbruch in der Chip- bzw. Ausrüsterindustrie auch eine Folge der dramatischen Absatzeinbrüche der Computer- und Handyhersteller (die jedoch wiederum basieren auf “Marktsättigung“, ABSOLUTER ÜBERPRODUKTION in der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION sowie auf dem Platzen der Dotcom-Blase (“Kapitalisierung der Zukunft“)). Der kollabierende Handymarkt hat dabei selbstredend auch auf den US-Handy-Hersteller Motorola gravierende Auswirkungen, wobei es den Konzern, der auch in der Halbleiterbranche aktiv ist, schon sehr früh erwischte. Aus einem Artikel der SZ vom 02. o. 05.07. 2002 geht die desaströse Lage deutlich hervor, was sich dann so liest: „Der US-Handy- und Halbleiterhersteller Motorola will weltweit weitere 7.000 Beschäftigte entlassen und erwartet Sonderbelastungen von 3,5 Milliarden Dollar. Die neuen Massenentlassungen folgen einer ganzen Serie von Stellenstreichungen seit dem Sommer 2000. zuletzt war im Dezember angekündigt worden, dass 2002 etwa 9.400 Stellen gekappt werden sollen. Seit dem Beschäftigungshöhepunkt von 150.000 im August 2000 wird die Belegschaft damit mittlerweile um mehr als ein Drittel gestutzt. Von den jüngsten Entlassungen sind alle Geschäftsbereiche und die Konzernzentrale betroffen. Motorola verspricht sich dadurch jährliche Einsparungen von 700 Mio. Dollar. Die Restrukturierung erfordert Sonderbelastungen von 1,9 Mrd. Dollar. Hinzu kommen Sonderbelastungen von 1,1 Mrd. Dollar für den Wertverlust von Beteiligungen. Der Konzern will außerdem 530 Mio. Dollar Finanzforderungen für einen Kredit an die türkische Mobilfunkfirma Telsim abschreiben.“ – Von gelungener “Restrukturierung“ kann jedoch, wie mensch am 17.07.2003 in der FTD lesen konnte, kaum die Rede sein: „Lucent und Motorola geben Ziele auf – Preiskampf und geringe Investitionen im Mobilfunkgeschäft verhageln die Prognosen der US-Technologiekonzerne“. Doch nicht nur in den USA streicht Motorola was das Zeug hält (FTD, 17.09.2003): “Motorola entlässt in Flensburg“ – Nach Konzernangaben sollen zwar “nur“ 600 der noch 1800 Mitarbeiter entlassen werden, doch in einer dpa-Mitteilung vom gleichen Tag (15.48 Uhr - mittlerweile geht das im Stundentakt) befürchten die Beschäftigten die komplette Schließung des erst 1998 eröffneten Werkes, obwohl so Betriebsratvorsitzender Dieter Neugebauer Neugebauer „die Beschäftigten - etwa durch längere Schichten - seit Jahren wiederholt Opfer gebracht hätten, um Arbeitsplätze zu erhalten. Diese Hoffnungen sind aber immer wieder enttäuscht worden.“ (Tja, das kommt davon, wenn mensch sich nicht unmittelbar transnational formieren will und somit natürlich gegeneinander ausgespielt wird – jetzt werden die Menschen halt in China gefickt und nicht mehr hier.) Ab 2004 wird auf jeden Fall schon mal die Produktion der herkömmlichen GSM-Handys nach China verlagert, Flensburg solle dann nur noch “Versandzentrum“ für Europa sowie Produktionsstandort für UMTS-Handys bleiben. Nachtrag “Chips got Chopped“: Am 07.10.2003 titelte die FTD: “Motorola spaltet Chipsparte ab“ – was natürlich nichts anderes heißt als “bye, bye“. Die Chipsparte ist für den Konzern schon lange ein Problem. 2001 und 2002 machte das Geschäft insgesamt 3,4 Mrd. Dollar Verlust (allerdings ist die Sparte schon länger defizitär); und auch im zweiten Quartal 2003 fiel ein Fehlbetrag von 134 Mio. Dollar an. Offensichtlich hat es nichts gebracht, dass Motorola von den ehemals 28 Fabriken dieser Sparte schon 18 dicht machte. Was jedoch in diesen Artikeln wirklich eindrucksvoll zum Ausdruck kommt, ist die auch schon in Bezug auf Intel beschriebene Tatsache, dass aufgrund der durch die Einführung der 300-Millimeter-Wafer-Technik drastisch erhöhten Produktivität derzeit ein gigantischer Konzentrationsprozess in der Chipherstellung abläuft: „Motorola ist einer der letzten großen US-Elektronikkonzerne, der gleichzeitig Elektronikprodukte und die Halbleiter dafür herstellt. Um im sich immer mehr verschärfenden Wettbewerb überhaupt noch bestehen zu können, sind Chiphersteller allerdings auf mit den modernsten Geräten ausgerüstete Fabriken angewiesen. Motorolas Chipgeschäft Semiconductor Products (SPS) ist in den vergangenen drei Jahren durch den Abschwung in seinen Handy- und Kommunikationsausrüstungssparten stark unter Druck gekommen: Die sinkende Nachfrage der konzerninternen Bereiche führte zu Überkapazitäten in den Chipfabriken, wodurch sich die Betriebskosten erhöhten. Das führte dazu, dass das Unternehmen nicht in eine Fabrik für die Herstellung von 300-Millimeter-Wafer investierte, derzeit der aktuellste Stand in der Halbleitertechnologie.“ Welch gigantische Produktivitätssprünge mit dieser Technik erreicht werden, verdeutlicht die direkt daran anschließende Aussage des mittlerweile in den Ruhestand getretenen SPS-Chefs Fred Shaplak: „Ich könnte keine 300-Millimeter-Fabrik füllen, selbst wenn ich mir den Bau einer solchen Fabrik leisten könnte.“ - somit ist klar, was aus dem Rest der Chipsparte Motorolas werden wird – die Insolvenz/Liquidation ist quasi schon in die Leiterbahnen eingebrannt. Auch hier sei für diejenigen, die das MEINEN nicht lassen können, einiges ergänzt: Dieser Konzentrationsprozess macht natürlich auch vor “Deutschland“ nicht Halt – in Bayern werden jetzt zwei 200-Millimeter-Wafer-Fabriken dicht gemacht; 600 Angestellte verlieren ihren Job. Die Produktion wird nach Ostdeutschland verlagert, wo eine 300-Millimeter-Wafer-Fabrik entsteht – natürlich nur noch mit einem Drittel der Beschäftigtenzahl. Und diese Steigerung der Produktivität läuft selbstredend in allen Wirtschaftsbereichen ab: So ist z.B. in Japan (siehe auch Projekt `Japan` und Goodyear) vor kurzem die erste vollautomatische Reifenproduktion angelaufen, die auf einem Drittel der Produktionsfläche die doppelte Produktivität erreicht, oder werden auch in der Schieferbearbeitung (bislang noch recht “arbeitsaufwändig“) die ersten Roboter eingesetzt. Aber auch im “Handel“, also der “Warenzirkulation“ werden derzeit auch in “Deutschland“ automatisierte Kassen eingeführt (in “Japan“ und in den “USA“ schon weit verbreitet) oder gibt es schon vollautomatische Videotheken. Zusätzlich verschärft sich dieser Konzentrationsprozess noch durch den erst jetzt voll durchschlagenden Zusammenbruch der Wachstumssimulation alias Börsencrash, der die ohnehin nur noch simulierte Kaufkraft vollends kollabieren lässt. Und selbstverständlich handelt es sich dabei nicht um das den marktsozialisierten Monaden eingebrannte zyklische Denken à la “Konjunkturschwäche“, sondern um das definitive Ende der auf der “Verwertung des Werts“ und somit “Geld“ beruhenden Produktionsweise. Die 5,5 Milliarden Menschen, die für die tolle “Tauschwertproduktion“ alias “Ware“ nicht mehr benötigt werden, werden nie wieder in einen neuen “Produktionszyklus“ eingesogen werden (das begriffslose Schumpeter-VWL-Konstrukt der “Langen Wellen“). Ihre “Ware“, die “Basisware Arbeitskraft“ wird auf dem erreichten Produktivitätsniveau “überflüssig“, und da sie somit nichts mehr zu “tauschen“ haben, in letzter Konsequenz auch sie selbst (da sie ja eben kein “Geld“ “verdienen“, können sie auch nichts mehr “kaufen“). Da jedoch in der kapitalistischen Produktionsweise “Massenproduktion“ “Massenkonsumtion“ bedingt, was daran liegt, dass durch die gesteigerte Produktivität in den einzelnen Produkten immer weniger “Wert“ (also “menschliche Arbeitszeit“ (denn nur diese ist “wertschöpfend“ – schließlich hat bislang noch kein Physiker oder Chemiker “Wert“ in den “Dingen“, also auch “Maschinen“, gefunden)), aber eben dementsprechend auch immer weniger “Mehrwert“ (also “überschüssige Arbeitszeit“, die über die zum Erhalt der betrieblichen Produktionsanlagen (Maschinen, Gebäude, Infrastruktur), Produktionsmittel (Rohstoffe, Betriebsmittel) und menschlichen Arbeitskräfte (“Lohn“ – damit die Menschen auch mal was essen können) notwendige Arbeitszeit hinaus als “Geld“ darstellbar ist) enthalten ist, und der Absatz dementsprechend immer mehr erweitert werden muss (der eigentliche Grund der “Globalisierung“), um die “Refinanzierung“ oder gar “Verwertung“ (also aus “Geld“ “mehr Geld“ machen) zu gewährleisten, die dafür notwendige “Kaufkraft“ aber als Kehrseite der Produktivitätssteigerung nicht mehr vorhanden ist, muss dieses System logischerweise zusammenbrechen.

Aufschwung XIV

(16) `Kein Anschluss unter dieser Nummer` herrscht, parallel zum Handymarkt, natürlich auch bei den US- Netzwerkausrüstern, wie sich überhaupt der (globale) “Netzwerkmarkt“ ebenfalls seit etwa drei Jahren (merkwürdig, oder nicht???) in der schwersten Rezession seiner noch jungen Geschichte befindet (die de facto schon zu Ende ist). Nach dem (mit aus dem Nichts geschöpften Geld (via “Kapitalisierung der Zukunft“) scheinfinanzierten) Internetboom Ende der 90er Jahre, in dem Unternehmen und Telefonkonzerne (von denen es endlos viele mittlerweile nicht mehr gibt) ihre Netze massiv ausbauten, strichen sie Ihre Investitionen ab Ende 2000 radikal zusammen Ihre Zulieferer, neben Cisco und Lucent , in Europa auch Ericsson, Siemens und Alcatel, entließen insgesamt mehrere Hunderttausend Mitarbeiter (Vielsagend ist in diesem Zusammenhang ein Statement über die Zukunftsaussichten der Telekommunikationsausrüster von Intel-Chef Craig Barrett. Barret beziffert die von den Telekomunternehmen in das 3G-Spektrum investierten Mittel auf 150 Mrd. Dollar und stellt ganz nebenbei trocken fest, dass zehnmal mehr Glasfaserkabel als nötig verlegt wurden (– auch das ein klasse Beispiel für die tolle “Allokation der Ressourcen“ in der glorreichen Marktwirtschaft.). In den USA traf es Lucent, den führenden Telekommunikationsausrüster (wenn das der “führende“ ist – na, dann mal “Gute Nacht“) besonders arg. Mit dem Ziel, Kosten von jährlich 4 Mrd. Dollar “einzusparen“, ist der Konzern derzeit dabei, seine Mitarbeiterzahl von etwa 123.000 Mitarbeitern im Jahr 2000 auf 35.000 “herunterzuschrauben“ (also um über 70 Prozent !!!), was aber von Analysten nach Veröffentlichung der Quartalszahlen Mitte Juli 2003 (im II. Quartal fiel ein Verlust von 110 Mio. Dollar nach Steuern an) als nicht ausreichend angesehen wird. Umgehend nach Veröffentlichung der Zahlen setzte die Kreditrating-Agentur Standard and Poor`s Lucent auf die Beobachtungsliste, um eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit zu prüfen. Kein Wunder – wie mensch nämlich bereits am 21.02.2003 der FTD entnehmen konnte, meldete Lucent schon im Januar den elften Quartalsverlust in Folge. Insgesamt häufte Lucent in den letzten drei Jahren sage und schreibe 29 Mrd. Dollar Verlust an (FTD, 08.07.2003) (so fiel z.B. allein im II. Quartal 2002 ein Verlust nach Steuern von 545 Mio. Dollar an - vor Steuern waren es sogar unglaubliche 7,9 Mrd. !!!) Und nur durch eine erst im Juni 2003 begebene Wandelanleihe (d.h. durch einen Kredit) von 1,6 Mrd. Dollar konnte ein “negativer Cashflow“ im letzten Quartalsbericht vermieden werden. Wie viel “Vertrauen“ der Konzern noch genießt, lässt sich prima am Aktienkurs ablesen, der seit seinem Höchststand 1999 um 97 Prozent eingebrochen ist (20.02.2003: 1,71 Dollar – Höchststand also 57 Dollar). Ebenso folgte den Zahlen für das zweite Quartal ein Kurseinbruch um 12 Prozent auf 1,68 Dollar. Ende August 2003 wurde dann noch bekannt, dass gegen das Unternehmen wegen Bestechung bei Aufträgen in Saudi-Arabien ermittelt wird. Nachtrag: Auch in Hinsicht auf Lucent hatte die FTD vom 23.10.2003 mal wieder eine Hurra-Überschrift parat: “Lucent macht nach 13 Verlustquartalen wieder Gewinn“ – da schau an: Laut einer beigefügten Grafik soll dieser 99 Mio. Dollar betragen. Doch dumm nur, dass es auch hier nicht so ganz mit rechten Dingen zugehen kann, denn sobald mensch bei diesem Artikel in den Text hineingeht, zeigt sich auch da ein anderes Bild. Allein schon die Tatsache, dass der Konzern im vierten Quartal des im September abgelaufenen Geschäftsjahres erneut einen Umsatzrückgang von 11 Prozent verzeichnete, spricht da eine deutliche Sprache. Die wundersame “Ergebnisverbesserung“ ist dabei unter anderem auf “radikale Stellenstreichungen“, die “Einführung effizienterer Fertigungsprozesse“ sowie auf eine “zusammengestutzte Produktpalette“ zurückzuführen. Aha, da haben wir`s mal wieder: “effizientere Fertigungsmethoden“ – dumm nur, dass die Konkurrenz ebenso verfährt und somit das ganze Vernichtungsspielchen sich noch potenziert verschärfen wird (wenn die Konkurrenten das nicht machen oder mehr können, gehen halt diese schon mal unter). Und auch Lucent-Chefin Patricia Russo will nicht recht in den FTD-Jubel einstimmen – “Es wäre voreilig, eine Erholung anzukündigen“. Dagegen spuckt der Finanzchef schon wieder große Töne - im Anfang Oktober gestarteten Geschäftsjahr werde der Konzern nachhaltig Profite erwirtschafteten, versprach Frank D`Amelio vorab. Pech nur, dass über 70 Prozent der einzig möglichen “Profitquelle“, nämlich die in der Warenproduktion beschäftigten Menschen, nicht mehr da sind. Offensichtlich zielt Frank mal wieder auf ein wenig “Kapitalisierung der Zukunft“ via Aktienspekulation – was auch höchstwahrscheinlich zu dem schon “erzielten“ “plötzlichen“ “Erfolg“ für das vierte Quartal beigetragen haben dürfte. Aber lass` dir sagen Frank: Daraus wird nichts. Nicht besser sieht es bei dem Netzausrüster 3Com aus, der unter schwerer “Schwindsucht“ (O-Ton FTD, 27.06.2003) leidet: Betrug der Umsatz 1999 noch 5,2 Mrd. Dollar, so waren es bei Abschluss des Geschäftsjahres 2003 gerade mal noch 0,9 Mrd. Dollar – was einem Umsatzrückgang von ca. 83 Prozent entspricht. Es versteht sich, dass auch 3Com Verluste macht. Nach den Quartalszahlen betrugen diese für das IV. Quartal 2003 38,4 Mio. Dollar (nach einem Verlust von 76 Mio. Dollar im vorhergehenden III. Quartal), im Vergleichzeitraum 2002 waren es 23,8 Mio. Der Umsatz brach um 41 Prozent auf 175 Mio. Dollar ein, verglichen zu 295 Mio. Dollar im IV. Quartal 2002. Düster sind auch die Prognosen: Analysten sehen nur wenig Chancen, dass das Unternehmen, einst zu den Stars der “Ausrüsterszene“ (O-Ton FTD) gehörend, in absehbarer Zeit aus der Verlustzone kommen wird (was natürlich nichts anderes als “Adios mit Ansage“ bedeutet). Darüber hinaus surft selbstverständlich auch 3Com auf der Entlassungswelle – das Unternehmen baut gerade 10 Prozent seiner 3400 Stellen ab. Nachruf, äh, Nachtrag zu “Adios mit Ansage“: Der obige Abschnitt “3Com“ war gerade zwei Tage fertiggestellt, da titelte die FTD vom 11.09 2003: “3Com versucht Befreiungsschlag aus der Krise“. – und weiter: „Der angeschlagene Netzwerkausrüster 3Com gliedert seine Herstellung komplett an Auftragsfertiger aus und streicht fast ein Drittel der Stellen.“ (1000 Mitarbeiter) ... „ Der Anbieter von Komponenten für Telekommunikationsnetze, der seit Jahren gegen Verluste und Umsatzrückgänge kämpft, übergibt seine Produktion und Distribution an seine Partner Flextronics in Singapur und Jabil Circuit in Florida und schließt sein Werk in Dublin, Irland.“ (Damit wird sich auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Irlands ein wenig verringern – sieh auch AOL Time Warner) Selbstverständlich bedeutet das nichts anderes, als dass das Unternehmen de facto bankrott ist, weitere “Stellenstreichungen“ also nicht lange auf sich warten lassen werden - aus “Three Come“ wird “All Gone“, zumal sich auch noch der Verlust des ersten Quartals 2003/2004 (FTD, 22.09.2003) von 97,6 Mio. Dollar im Vorjahreszeitraum auf 106 Mio. Dollar vergrößerte, während der Umsatz von 269,2 auf 161,9 Mio. Dollar absackte. Während der weltgrößte Netzausrüster Cisco-System (der für seine unzuverlässigen Geräte sowie arrogantes Auftreten berüchtigt ist – was ihm bisher den Zugang in den US-Telefonmarkt versperrte (der aber natürlich ebenfalls de facto bankrott ist)) nur durch Aufkäufe und einen drastischen Sparkurs sein Jahresergebnis für 2003 (Abschlussmonat: Juli) steigern konnte (sehr dubios: nahezu eine Verdoppelung des Vorsteuergewinns auf 3,6 Mrd. Dollar (Nettosteigerung von 772 Mio. Dollar auf 982 Mio. Dollar - und das alles bei auf ca. 19 Mrd. Dollar stagnierendem Umsatz), setzte der US-Telekomausrüster Ciena schon zu Ende des ersten Quartals im Januar 2003 seine Verlustserie fort. Nach Unternehmensangaben betrug der Nettoverlust zum 31.01 2003 101,7 Mio. Dollar (im Vorjahreszeitraum wurde ein Fehlbetrag von 70,6 Mio. Dollar ausgewiesen), der Umsatz sank im Vorjahresvergleich von 162,2 auf 70,5 Mio. Dollar. Wirklich beeindruckend: der Verlust übersteigt den Umsatz um 30 Mio. Dollar – es ist absehbar, dass aus Ciena schon bald “Rien-a“ wird. Denn 2003 siecht Ciena immer noch dahin (FTD, 22.08.2003): Für das abgelaufene dritte Quartal fiel bei einem Umsatz von 68,5 Mio. Dollar ein Verlust von 88,9 Mio Dollar an (III. Quartal 2002: 160 Mio. Dollar Miese). Alarmstufe Rot ist auch bei den anderen großen nordamerikanischen Telekomausrüstern Nortel Networks, Corning und JDS Uniphase angesagt (SZ, 25/26.01.2003 – zwar ist Nortel ein kanadisches Unternehmen, doch diese tollen Zahlen kann mensch sich einfach nicht entgehen lassen), die 2002 drastische Verluste erlitten. Bei Nortel brach der Jahresumsatz auf 10,6 Mrd. US-Dollar ein (Vorjahr:17,5 Mrd.). Es fiel ein Verlust von 3,6 Mrd. US-Dollar an (2001: 27,3 Mrd.). Klammert man “Sonderbelastungen“ (Personalabbau, “Abschreibungen“ auf Beteiligungen, “Wertberichtigungen“) aus, so gab es selbst aus dem laufenden Geschäft einen Verlust von 1,27 Mrd. Dollar (2001: 4,51 Mrd.). Weitere Minusrekorde musste auch Corning, weltgrößter Glasfaser- und –kabel-Hersteller, vermelden. Corning halbierte seinen Jahresumsatz von 6 Mrd. Dollar in 2001 auf 3,2 Mrd. im Jahr 2002. Der Jahresverlust betrug 1,3 Mrd. Dollar (2001: 5,5 Mrd.). Doch auch 2003 regiert weiterhin der Rotstift: Bei Nortel fielen im zweiten Quartal bei weiter sinkendem Umsatz 14 Mio. Dollar Verlust an, bei JDS Uniphase (beliefert Nortel und Lucent mit Leitungen) 28 Prozent Umsatzeinbruch und 61 Mio. Dollar Verlust. Und die Aussichten bleiben weiter trübe. Ein abschließendes, passendes Beispiel (wohl aber eher “Bye, Bye-Spiel“) dafür ist die US-Firma Timetra. Das Unternehmen, das so genannte Router (die den Datenverkehr in Computernetzwerken an jener Stelle regeln, wo das Fernstreckennetz mit Einzelabnehmern wie Büros oder Privatwohnungen verbunden wird) herstellt, und sich bisher (mensch glaubt es kaum) in Privatbesitz befand, wurde Mitte Mai 2003 von dem französischen Elektronikkonzern Alcatel (der natürlich auch Milliardenverluste macht) aufgekauft; angeblich um einen höheren Marktanteil bei Internetprotokoll-Dienstleistungen zu erreichen. In Wirklichkeit dürfte für Timetra damit die Zeit abgelaufen sein, denn auch Alcatel produziert Router, d.h. es kommt ganz banal zu “Kapazitätsanpassungen“.

???

(17) Dennoch begreifen die “Experten“ noch immer nicht, was tatsächlich vor sich geht: „Branchenbeobachter hoffen seit mehreren Quartalen, dass der 2001 begonnene Abwärtstrend irgendwann nachlassen werde – bisher vergebens.“ – Kein Zweifel: Dieses “Hoffen“ bleibt in der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION ein “Warten auf Godot“ (siehe auch: `Der Mythos der Produktivität` ;`Schwarzbuch Kapitalismus` - `Die Geschichte der Dritten Industriellen Revolution` sowie `Die Himmelfahrt des Geldes`; Kapitel 7).

Aufschwung XV

(18) Freier Fall ebenfalls bei den Computerbauern, bzw. den Herstellern von Perepherie-Equipment – natürlich begleitet von einer massiven Fusions- und Kündigungswelle. In dieser Branche war es vor allem der mit 14,2 Mrd. Dollar verschuldete, weltgrößte Kopierer-Konzern Xerox, der 2002 durch das Auffliegen seiner “kreativen Buchführung“ nur um Haaresbreite dem Zusammenbruch entging - strukturell hat sich natürlich zu damals nichts verändert. So schreibt die FTD vom 29.07.2003: “Xerox meldet rückläufiges Ergebnis“. Zur allgemeinen Lage heißt es da: „Xerox, das lange von Verlusten geplagt war, musste im vergangenen Jahr einen massiven Bilanzskandal verkraften. Langfristige Leasingraten waren sofort voll und ganz als Einnahmen verbucht worden, was die Umsätze buchhalterisch erhöhte. Der Konzern zahlte 10 Mio. Dollar Strafe und korrigierte seine Einnahmen rückwirkend für fünf Jahre um 6,4 Mrd. Dollar nach unten.“ Um dem noch immer drohenden Bankrott zu entgehen, betreibt Xerox “gnadenlose Kosteneinsparungen“ (O-Ton FTD). Dennoch ist es wohl eher in erster Linie Umschuldungsprogrammen und der Aufnahme neuer Schulden zu verdanken, dass Xerox sich noch nicht im Kapitel 11-Club befindet. Betrug (siehe auch IBM) war bei Xerox offenbar nicht nur gegenüber Anlegern gängiges “Geschäftsmodell“, sondern betraf ebenso 25.000 Ex-Mitarbeiter, für die das Unternehmen die Zinsen für die Pensionszahlungen falsch berechnet hatte. Wie die FTD am 04.08.2003 berichtete, wurde Xerox deshalb von einem US-Gericht zu einer Strafe von 300 Mio. Dollar an rund 25.000 ehemalige Beschäftigte “verdonnert“ (O-Ton FTD). Das Gericht bestätigte damit ein Urteil eines anderen Gerichtes aus 2001, gegen das das Unternehmen Berufung eingelegt hatte. Jetzt muss Xerox zahlen, was sicherlich die immer noch prekäre Lage verbessern wird, zumal Xerox auch noch von einer Ende August 2003 bekannt gegebenen Kooperation von Konica Minolta Holdings mit Hewlett-Packard (HP) im Bereich der Hochleistungskopierer Ungemach droht. Nachtrag: Auch in Bezug auf Xerox wird die ganze Lächerlichkeit des wieder anschwellenden hohlen Überschriften-Hurras ersichtlich (FTD, 24.10.2003): “Xerox erwirtschaftet Gewinn“ –steht da doch tatsächlich. Doch wenn mensch den darunter stehenden Text liest und sich an die simple Rechnung à la Levi Strauss erinnert, wird klar, dass sämtliche Wirtschaftsakteure ein Fall für die Klapsmühle sind. So heißt es dann da: „Xerox, größter amerikanischer Kopiergerätehersteller (anscheinend ist der Konzern schon nicht mehr der “weltgrößte“), hat im dritten Quartal einen Gewinnzuwachs von 18 Prozent auf 117 Mio. Dollar erwirtschaftet. Hauptursächlich für den Anstieg waren Einsparungen. So hat das Unternehmen 17.000 Jobs abgebaut und Teile der Produktion ausgelagert. Vorstandschefin Anne Mulcahy gelang es jedoch nicht, den seit 14 Quartalen anhaltenden Umsatzrückgang zu stoppen. Es wurden 3,73 Mrd. Dollar umgesetzt, zwei Prozent weniger als im Vorjahresquartal.“ – Genau wie bei Levi`s steht bei Xerox also einem Schuldenberg von 14,2 Mrd. Dollar ein auf das Jahr hochgerechneter “Gewinn“ von 480 Mio. Dollar (bei angenommenen 120 Mio. Dollar pro Quartal) gegenüber, und somit rund 30 Jahre an verpfändeten “Gewinnen“. Und wie auch in allen anderen Bereichen können diese “Gewinnsteigerungen“ nur noch über Massenentlassungen und “Auslagerungen der Produktion“ “erzielt“ werden. Überhaupt beruhen diese seit Mitte 2003 wieder homöopathisch vermeldeten “Erfolge“ höchst wahrscheinlich ohnehin nur auf der finalen sekundären “Miniblase“ an den Aktienmärkten, d.h. die “Finanzabteilungen“ der jeweiligen Unternehmen konnten über Spekulationsgewinne die eigenen Bilanzen “schwarz zocken“, was sich aus der simplen Tatsache schrumpfender Umsätze ersehen lässt, die deutlich zeigen, wie es um das “reale Geschäft“ de facto wirklich steht (siehe auch `Die Himmelfahrt des Geldes`; Kapitel 8).

Aufschwung XVI

(19) Unter massivem Druck steht auch der zweitgrößte US-Druckerhersteller Lexmark, der wie die gesamte Branche unter Umsatzeinbrüchen und “Margenverfall“ bzw. “Gewinnrückgängen“ leidet (FTD, 22.07.2003). Wie die meisten Druckerhersteller verdient Lexmark kein Geld mit dem Verkauf der Geräte, sondern mit Ersatzteilen wie Toner für Laserdrucker und Druckerpatronen. Von den 1,1 Mrd. Dollar Gesamtumsatz für das zweite Quartal 2003 entfielen 56 Prozent auf Tintenpatronen und Zubehör, Drucker tragen inzwischen nur noch mit 400 Mio. Dollar zum Umsatz bei. Hauptgrund ist nach Ansicht von Analysten, dass Lexmark seine Drucker immer billiger verkaufen muss. Auch macht sich die strenge Kostenkontrolle vieler Firmen bemerkbar, die weniger Ersatzpatronen für Drucker ordern (natürlich liegt es auch daran, dass es viele Firmen einfach nicht mehr gibt). Wie groß der Druck mittlerweile ist, geht aus einem seit einigen Monaten laufenden Liefervertrag Lexmarks mit dem Computerbauer Dell hervor: Dell bietet seit kurzem Lexmark-Drucker unter seinem eigenen Markennamen an (das ist sowieso gängige Praxis, siehe Solectron), die Lexmark mit Verlust an Dell verkaufen muss, einzig verknüpft mit der Hoffnung auf das Ersatzteilgeschäft. Auch für Lexmark wird die Zukunft wohl schon gewesen sein. Dass die “Krise“ (die de facto natürlich der finale Kollaps ist) trotz Fusionitis und Entlassungsorgien (Opferwahn) partout nicht weichen will, muss auch Hewlett-Packard (HP) feststellen (FTD, 22.05.2003). Ein Jahr nach der Fusion mit Compaq, die schon “fusionsbedingt“ die Streichung von 17.900 Stellen beinhaltete (von denen bis Mai 2003 schon 16.600 abgebaut waren) und bereits im Berichtsquartal auf Grund ausbleibender Aufträge 2.300 Mitarbeiter zusätzlich entlassen worden waren, verkündete HP, bedingt durch den anhaltenden Branchenabschwung, für das zweite Halbjahr 2003 einen weiteren Personalabbau von 3.500 Stellen. (Was von der in Bezug auf Xerox schon angesprochenen Kooperation mit Konica Minolta in dieser Hinsicht zu erwarten ist, lässt sich entsprechendem Artikel der FTD vom 28.08.2003 entnehmen, aus dem hervorgeht, dass damit für beide Unternehmen Entwicklungskosten gedrückt werden und besonders HP durch “Auslagerung“ der Produktion “profitiere“.) Zwar meldete der Konzern für das zweite Quartal eine weitere “Gewinnsteigerung“, doch auch bei HP basierte die “Ergebnisverbesserung“ (trotz stagnierenden oder gar rückläufigen Umsätzen (Umsatz II. Quartal: 18 Mrd. Dollar – ein Prozent weniger als der kombinierte Umsatz von HP und Compaq im entsprechenden Vorjahresquartal)) dabei auf rigorosen “Sparprogrammen“: „Ein Jahr nach der Fusion hat HP-Chefin Carly Fiorina ihr ehrgeiziges Kostensenkungsziel von 2,5 Mrd. Dollar um1 Mrd. Dollar übertroffen und damit die Profitabilität verbessert. Angesichts der Sparsamkeit (aber auch das ebenso “Nicht-mehr-vorhanden-Sein“) der Unternehmen ist erhoffter Umsatzzuwachs bisher jedoch ausgeblieben.“ Natürlich stammt der Großteil des Gewinns (76 Prozent) – wie könnte es bei HP auch anders sein – weiterhin aus der Druckersparte (wobei auch dort Umsatzrückgänge zu verzeichnen waren), während andere Geschäftsbereiche, z.B. der angeschlagene Enterprise-Bereich (I. Quartal: 83 Mio. Dollar Verlust, II. Quartal: 7Mio. Dollar), Verluste bzw. nur kleine und auch schon wieder rückläufige Gewinne verbuchen, wie z.B. die PC-Sparte, die nach jahrelangen Verlusten im ersten Quartal 2003 (33 Mio. Dollar Gewinn) in die Gewinnzone zurückkehrte, jedoch im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang um ein Drittel auf 21 Mio. Dollar verzeichnete (im dritten Quartal waren es dann wieder Verluste, siehe Abschnitt “Dell“). Auch der Gewinn des Gesamtkonzerns nach Steuern verringerte sich von 721 Mio. Dollar im ersten Quartal auf 659 Mio. Dollar im zweiten, also um ca. 10 Prozent. Noch schlechter war das Verhältnis beim Vorsteuergewinn. Dort fiel das Ergebnis von 879 Mio. Dollar auf 643 Mio. Dollar, d.h. um über 25 Prozent.

Aufschwung XVII

(20) Diese schrumpfenden Gewinne bzw. Mega-Verluste hängen natürlich, wie bei allen bisher beschriebenen Unternehmen, mit der kollabierenden und in weiten Teilen nur noch simulierten Kaufkraft zusammen, was den Konkurrenzkampf um die letzten verbliebenen “Mehrwert“- bzw. “Simulationsquanta“ immer weiter forciert. Diese bittere Wahrheit hat auch den US-Computerbauer Gateway ereilt. In der FTD vom 07.01.2003 heißt es: “Computerbauer Gateway verschärft Sanierungskurs“ – Der nach Dell und HP drittgrößte PC-Anbieter im US-Markt geriet Ende 2000 noch stärker als die Konkurrenz in den Abwärtssog der Branche. Der Konzern schloss sein internationales Geschäft, mehrere US-Fabriken und Läden, entließ Mitarbeiter und versuchte mit Preissenkungen den Absatz anzukurbeln – offenbar vergeblich. Wie dem Artikel zu entnehmen ist, beabsichtige der Computerbauer deshalb die Schließung von weiteren 120 seiner 274 verbliebenen Läden. Auch 2003 befindet sich Gateway weiter auf dem absteigenden Ast und erhöhte seine Verluste im II. Quartal 2003 im Vergleich zum Vorjahr von 58,5 auf 69,8 Mio. Dollar. Der Umsatz brach um 20 Prozent auf 779 Mio. Dollar ein. Die ganze Trostlosigkeit der Lage sowie die hilflose Verzweifelung der Konzernleitung zeigt sich an so genannten “Strategiewechseln“ wie dem Verkauf von Dienstleistungen und Digitalkameras – bye, bye Gateway. Wie mörderisch die Vernichtungskonkurrenz Amok läuft, macht ein Artikel der FTD vom 22.08.2003 deutlich: “Dell heizt Preiskampf bei Computern an –Mit Nachlässen von bis zu 22 Prozent startet US-Konzern Angriff auf schwache Rivalen“ Und weiter: „Der weltgrößte Computerkonzern Dell zwingt die Hardware-Branche mit aggressiven Preiskürzungen in eine Entscheidungsschlacht um Marktanteile. Das US-Unternehmen senkt die Preise für Hochleistungsrechner, die in Firmennetzwerken eingesetzt werden, um bis zu 22 Prozent. Die Preise für PC fallen um maximal 6 Prozent (da kann man eh nicht mehr viel senken). – „ Das ist eine Kriegserklärung an die Branche“, sagt Stefania Lorenz, Analystin bei der Marktforschungsfirma IDC.“ Das kann mensch wohl sagen. „Dell-Chef Michael Dell greift vor allem den Erzrivalen HP an. HP-Chefin Carly Fiorina hatte erst am Dienstag zugeben müssen, dass die Computersparte ihres Konzerns nach zwei profitablen Quartalen wieder Verluste eingefahren hatte. Schuld am Rückschlag waren laut Fiorina unter anderem stark gesenkte Preise (ja, warum werden diese denn immer weiter gesenkt, obwohl der Zweck der ganzen Veranstaltung doch eigentlich die Plusmacherei ist ???). HP hatte auf diese Weise versucht Marktanteile zu gewinnen (siehe auch: `Die Himmelfahrt des Geldes`, Kapitel 7). Jetzt schlägt Dell zurück und zieht nur einen Tag, nachdem Fiorina die Rabattschlacht beklagt, die Preisschraube noch kräftiger an – eine Ohrfeige für den Rivalen. ... Für kleinere Wettbewerber, die schon mit dem Rücken an der Wand stehen (sozusagen die “proper penalty position“), könnten (nicht “könnten“, sondern “werden“) die Preissenkungen des Marktführers sogar existenzbedrohend sein.“ - In Stillem Gedenken an Gateway & Co. Doch die “Gewinner“ dieses Massakers werden dann wie Großvater Henry feststellen, dass Computer nicht nur keine Autos, sondern auch keine Computer kaufen. Wenig Erfreuliches hat auch der weltgrößte Technologie- und IT-Konzern IBM zu melden. Das Unternehmen, das mit Software, Computern und Dienstleistungen in allen Segmenten des Marktes mitmischt und das mit 80 Mrd. Dollar Jahresumsatz (allerdings auch mit 23,8 Mrd. Dollar Schulden belastet) als das wichtigste Branchenbarometer der IT-Industrie gilt, konnte Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal 2003 nur durch große Übernahmen ausbauen (Kapitel 7). Der Umsatz stieg um 10 Prozent auf 21,6 Mrd. Dollar. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit 56 Mio. Dollar Gewinn erzielte IBM im zweiten Quartal 2003 1,7 Mrd. Dollar - doch waren es im Vergleichsquartal des letzten Jahres vor allem hohe Sonderkosten von 1,4 Mrd. Dollar für Sanierung und (wie gehabt) Jobkürzungen, die den Gewinn schmälerten. Der Vorsteuergewinn stieg von 0,6 auf 2,5 Mrd. Dollar, wovon 1,2 Mrd. (also ca. 50 Prozent) auf die Dienstleistungssparte Global Services entfiel. Der Umsatz in diesem Bereich stieg um 23 Prozent auf 10,6 Mrd. Dollar, was jedoch auf die Übernahme der Beratungsabteilung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers zurückzuführen ist, die IBM im August 2002 für 3,5 Mrd. Dollar aufgekauft hatte. Auch die Softwaresparte erhöhte den Umsatz um 6,2 Prozent auf 3,5 Mrd. Dollar und erwirtschaftete einen Vorsteuergewinn von 850 Mio. Dollar. Hier wirkte sich vor allem die Übernahme der Softwarefirma Rational für 2,1 Mrd. Dollar im Dezember 2002 positiv aus. Beide Bereiche zusammen erzielten also 80 Prozent des Vorsteuergewinns – Grüße von Kapitel 3 und 8. (Natürlich sind weder “Wartung“ oder “Verwaltung“ noch “Systemsteuerung“ “wertschöpfend“, da “Wartung“ bzw. “Verwaltung“ im BWL-Jargon eben unter “Kosten“ läuft (auch wenn mensch diese “outsourced“ (“auslagert“) bleiben “Kosten“ nun mal “Kosten“) und auch nicht die “Systemsteuerung“ direkt “Mehrwert“ schafft, sondern nur die Person, die die Maschinerie in der Produktion bedient. Zwar kann dadurch der “Relative Mehrwert“ erhöht werden – doch natürlich immer nur unter der Vorraussetzung, dass dieser auch am “Markt“ “realisiert“ werden kann; dass das Ganze “rentabel“ ist. Merke: Maschinen kaufen keine Programme – geschweige denn bezahlen sie ihre Wartung !!!) Das “Sorgenkind“ (O-Ton FTD) von IBM bleibt indes die so genannte Technologiesparte, in der der Umsatz um 34 Prozent (340 Mio. Dollar) auf 659 Mio. Dollar einbrach sowie ein Vorsteuerverlust von 111 Mio. Dollar auflief (beachtlich: bei einem Weltkonzern wie IBM erreicht das Umsatzvolumen mit “handfesten Waren“ gerade einmal drei Prozent des Gesamtumsatzes, nur dass IBM, im Gegensatz zu Ford, weniger als nichts damit “verdient“). Womit IBM (und zahlreiche andere US-Unternehmen) aber besonders viel zu verdienen scheint, ist mit Betrug (FTD, 04.08.2003): “IBM verletzt Gesetz der USA gegen Altersdiskriminierung“ – prangt es da in fetten Lettern. „Der Computerkonzern IBM benachteiligt mit der Umstellung seines Betriebspensionsplanes ältere Mitarbeiter und verletzt damit ein US-Gesetz gegen Altersdiskriminierung. Zu diesem Schluss kam ein Bundesgericht in Illinois, das über eine Sammelklage von rund 130.000 Mitarbeitern und Ruheständlern des Konzerns zu entscheiden hatte. ... IBM hatte seine Pensionspläne 1995 und 1999 umgestellt. Gerichtsdokumenten zufolge hat das Unternehmen vorhergesagt, dadurch Milliarden von Dollar an Pensionskosten einzusparen.“ - sozusagen “Abzocke mit Ansage“. Sollte das Urteil, gegen das IBM selbstredend Berufung eingelegt hat, von einem Berufungsgericht bestätigt werden, so könnte das auch Folgen für Hunderte andere US-Unternehmen haben, die ihre Pensionspläne seit den 80er Jahren ebenfalls “umgestellt“ haben. Für Beliebtheit in den eigenen Reihen sorgte die Konzernleitung schließlich auch noch Ende Juli 2003, als von Gewerkschaftsseite bekannt wurde, dass das Unternehmen die Verlagerung Tausender Jobs, vor allem im Bereich Software und Chipentwicklung, nach Indien und China beabsichtige. Bislang beschäftigt der Konzern dort 5.000 bzw. 3400 Mitarbeiter. (das kommt davon, wenn mensch sich nicht unmittelbar global formieren will, sondern weiterhin an seiner untergehenden Familien–Cliquen-Firma-Volk-Nationen-Konkurrenz-Klitsche hängt) „Auch “Wettbewerber“ (auf der Jagd nach der “Schimöhre“) wie Oracle und Microsoft (zur Softwaresparte weiter unten) expandieren in Niedriglohnländern, um “Kosten“ zu drücken. Die US-Regierung hat bereits eine Kommission eingesetzt, um die Folgen der Abwanderung auf US-Unternehmen zu untersuchen.“ Wurmstichig zeigt sich ebenso der Computer-Konzern Apple, dessen Gewinn im zu Mitte Juli 2003 abgelaufenen III. Quartal um 40 Prozent auf 19 Mio. Dollar einbrach, nachdem die FTD bereits am 17.01.2003 von zwei Verlustquartalen in Folge berichtet hatte. Auch bei Apple ist der Computerabsatz rückläufig und versucht deshalb im Bereich Musik mit so genannten iPods (MP3-Player) sowie mit einem Online-Plattenladen dagegenzuhalten – aber natürlich kaufen auch Waschmaschinen keine MP3-Musikstücke. Moll ist in diesem Zusammenhang ebenfalls in der Sparte für Kleinst-/Taschencomputer (PDA) angesagt, was sich an der Übernahme des Unternehmens Handspring durch den Konkurrenten Palm Anfang Juni 2003 zeigt. Besonders kurios ist dabei die Tatsache, dass damit die Gründer von Palm, die das Unternehmen erst 1998 verlassen hatten, um Handspring zu gründen, wieder zurückkehren. Selbstverständlich vermeldeten sowohl Handspring als auch Palm seit mehreren Quartalen Umsatzeinbrüche und steigende Verluste. Palm entließ deshalb zu Ende Februar 2003 250 Mitarbeiter, ein Fünftel der Belegschaft, wogegen Handspring bereits 2002 versucht hatte mit Entlassungen wieder der “Gewinnzone“ näher zu kommen – jedoch ohne Erfolg. So fiel im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2003/2004 (zum 31.08.2003) erneut ein Fehlbetrag von 16,9 Mio. Dollar an, nachdem es im Vorjahreszeitraum sogar 258,7 Mio. Dollar waren (FTD, 22.09.2003). Und in Bezug auf Handspring berichtete die FTD im Januar 2003 (genaues Datum liegt nicht vor): „Handspring hat im abgelaufenen Quartal einen Umsatzrückgang um 32 Prozent auf 47,8 Mio. Dollar vermeldet. Der Verlust sank von 20 Mio. Dollar im Vorjahreszeitraum auf 12 Mio. Dollar.“ - (doch wahrscheinlich nur aufgrund der schon angeführten “Einsparungen“ beim Personal sowie drastischen Kürzungen im Bereich der Investitionen (Marketing, Büromaterial, Maschinen – siehe auch Werbeholding IPG bzw. Lexmark und HP)). Allein im ersten Quartal 2003 brach die Absatzzahl beider Unternehmen zusammengenommen um 21 Prozent auf 2,45 Mio. Geräte ein. Trotz der Fusion scheint es dennoch nicht gut um das Unternehmen zu stehen, denn schon Ende August 2003 musste Palm, zwecks Geldbeschaffung, neue Aktien emittieren (der ganze gigantische Aktienspuk zeigt, dass, auf den allergrößten Teil der Wirtschaft bezogen, von “Eigenkapital“ nicht mehr die Rede sein kann (siehe auch `Die Himmelfahrt des Geldes`; Kapitel 2 – wer das mal wieder als “Defätismus“ bezeichnet, sollte sich das Statement des Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Dietrich Hoppenstedt, vor Augen halten (WAZ, 21.02.2003), wonach bereits 38 Prozent des deutschen Mittelstandes ohne jegliches Eigenkapital arbeiten (die Zahl der Unternehmen, die mehr als 30 Prozent Eigenkapital aufweisen, dürfte nur noch im homöopathischen Prozentbereich liegen)). Nicht mehr so recht scheinen will die Sonne auch für den US-Computerkonzern und Serverspezialisten Sun, dessen Jahresumsatz 2002, wie die FTD am 10.02.03 berichtete, um 32 Prozent auf 12,5 Mrd. Dollar einbrach. Es versteht sich schon fast von selbst, dass ebenso ein satter Verlust von 255 Mio. Dollar anfiel (laut FTD vom 19.09.2003 brach der Jahresumsatz von 18,3 Mrd. im Geschäftsjahr 2001 auf 11,4 Mrd. Dollar im Ende Juni abgeschlossenen Geschäftsjahr 2003 ein). Sein Ziel, trotz Stellenabbau und massiven Kostensenkungen wieder “profitabel“ zu werden, hat Firmenchef Scott McNealy – ganz offensichtlich – bisher nicht erreicht. Der weltweite deflationäre Flächenbrand und die sich dadurch verschärfende Vernichtungskonkurrenz zwingt natürlich auch Sun zu gravierenden Preisabschlägen (im Gegensatz zum gängigen VWL-Konstrukt stellt “Deflation“ (aber auch “Inflation“) in Wirklichkeit eine Entwertung des Geldes dar, und nicht einfach “Preissenkungen“ bzw. –“erhöhungen“ auf Grundlage von “Angebot“ und “Nachfrage“ – siehe auch: `Die Himmelfahrt des Geldes`; Kapitel 9). So kündigte Sun zu Anfang Februar 2003 Preisnachlässe von bis zu 35 Prozent auf bestehende Geräte im mittleren und höchsten Leistungsbereich an, was darauf schließen lässt, dass bei Sun wohl eher “Sunset“ ansteht, denn Mitte September 2003 verkündete Sunset, äh, Sun dann auch noch allein für das laufende Quartal einen Abbau von 1080 Stellen. Nachtrag zu “Into the Dark“ – FTD, 20.10.2003: “Sinkende Erlöse entwickeln sich für Sun zum chronischen Problem – Analysten sehen Zukunft skeptisch“. Wohl wahr, denn im abgelaufenen Quartal stieg der Verlust auf 286 Mio. Dollar und war damit anderthalb mal so hoch wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Und passend dazu hält Mark Altherr von der Bank CSFB schon mal die Grabrede: „In diesen (Quartals-) Zahlen gibt es nichts, was meine Meinung über die traurige Zukunft des Unternehmens revidieren könnte.“

Aufschwung XVIII

(21) Die seit ungefähr drei Jahren anhaltende Sonnenfinsternis will auch für die Auftragsfertiger für Elektronik kein Ende nehmen, wobei es für den US-Konzern Solectron besonders düster aussieht. Der weltweit zweitgrößte Auftragsfertiger ist von der “Krise“ so schwer betroffen, dass das Unternehmen seit 2001 40.000 Stellen strich und im März 2003 ankündigte weitere 12.000 Mitarbeiter zu “feuern“ (O-Ton FTD, 23.06.2003 – Es lebe das “amerikanische Modell“!!!). Dennoch musste Solectron für das Mitte Juni 2003 abgelaufene dritte Quartal einen Bruttoverlust von 3,1 Mrd. Dollar vermelden, hauptsächlich bedingt durch “Abschreibungen“ auf Unternehmenszukäufe aus den “Boomjahren“. Allerdings fiel auch aus dem laufenden Geschäft (also ohne diese “Sonderposten“- die de facto natürlich bislang verheimlichte Verluste sind, d.h. Betrug) ein Quartalsverlust in Höhe von 79 Mio. Dollar an. Prompt kündigte Solectron-Chef Micheal Cannon eine “verschärfte Sanierung“ an. Dazu werde Solectron Unternehmensteile verkaufen (selbstredend geht das nur mit Verlusten, die dann irgendwann mal wieder als “Sonderposten“ erscheinen), Fabriken in den USA und Europa schließen (also noch mehr Entlassungen) und die Produktion weiter nach Asien “auslagern“. (Ein echte Harakiri-Nummer diese “Auslagerungsorgie“: Alle produzieren nur noch in Asien („...weil die Löhne hier so hoch sind“ – die Antwort auf solche Asozialität kann weltweit nur noch lauten: „Nieder mit dem Lohnsystem !!!“), wollen von dort aus exportieren und wundern bzw. beschweren sich dann, dass niemand “ihre“ tollen, sogar “billigen“ “Waren“ mehr “kauft“ (“Käuferstreik“ – hat schon was von Verfolgungswahn). Es erübrigt sich fast, zu bemerken, dass die Menschen an den “billigen Standorten“, jedoch auch nichts kaufen können, da sie so gut wie nichts verdienen. Wie war das noch gleich: Fabriken kaufen keine Teflon-Pfannen.) Ganz nebenbei verdeutlicht der Artikel die totale Farcè des “Markenfetischismus`“ (“Vanity Fair“) “marktsozialisierter“ Menschen - denn wie liest es sich da so schön: „Auftragsfertiger bauen unter anderem Rechner, Laptops, Handys und IT-Bauteile für bekannte Firmen wie etwa IBM, Hewlett-Packard(HP), Cisco, Apple und Dell. Die großen Markenhersteller kleben nur noch ihre Logos auf die fertigen Geräte.“ Wie perfide, aber vornehmlich absurd, dieses Täuschen läuft, und was den “Beschäftigten“ von Dell, Apple, Hewlett-Packard & Co. noch bevorsteht, lässt sich einem kleinen Artikel der FTD vom 26.08.2003 entnehmen. Dort wird von einer 60%-igen “Gewinnsteigerung“ sowie einer “Beinahe-Verdoppelung“ des Umsatzes des weltgrößten Notebook-Herstellers Quanta (Taiwan) im laufenden Jahr berichtet. Als Grund für diese “positive Entwicklung“ wird dann ganz trocken ein Anstieg der Aufträge der führenden US-Computerhersteller Dell und HP genannt, die die Herstellung zunehmend “outsourcen“, um “Kosten“ zu sparen. (Dieses “Geschäftsmodell“ ist ebenfalls weit verbreitet; so lässt z.B. die deutsche Tochter von United Parcel Service (UPS) “unrentable“ Pakete weiterhin von der Deutsche Post AG ausliefern, und streicht so den Differenzbetrag ein - oder produziert Onken (Quark & Co.) mit anderem Etikett für Aldi.) Ergänzend sei noch erwähnt, dass sich natürlich, (kurzfristig) abgesehen von dem “Erfolgsunternehmen“ Quanta, die gesamte Branche im “Roten Bereich“ befindet. Auch der weltgrößte Auftragsfertiger Flextronics (Singapur) weißt maximal noch marginale “Gewinne“ aus, und der drittgrößte, Sanmina-SCI musste Ende Juli 2003 sogar zum achten Mal in Folge einen Quartalsverlust melden, mit zunehmenden Verlustsummen. Nachtrag: Die Verlustserie will auch gegen Ende 2003, und trotz aller medial-politischen Beschwörungsrituale nicht abreißen (FTD, 24.10.2003): “Auftragsfertiger mit Verlust“ – „Die Auftragsfertiger Celestica und Flextronics haben im dritten Quartal Verluste eingefahren. Celestica machte bei einem um 17 Prozent gesunkenen Umsatz von 1,64 Mrd. Dollar einen Verlust von 64,8 Mio. Dollar. Der größere Konkurrent Flextronics meldete demgegenüber einen um knapp 5 Prozent auf 3,5 Mrd. Dollar gestiegenen Umsatz. Der Verlust betrug rund 100 Mio. Dollar.“ – Hurra !!! “Ausgelagert“ wird zunehmend auch die CD-/DVD-Produktion; verschärft durch den Verkauf der CD/DVD-Sparte des US-Multi-Media-Konzerns AOL Time Warner (ATW) (zwecks Abbau der 29 Mrd. Dollar Schuldenlast) an die kanadische Cinram-Gruppe. Damit mausert sich die Cinram zum weltweit zweitgrößten Produzenten hinter Sony. ATW war bislang mit 561 Mio. produzierten Scheiben die Nummer drei im Markt. Dieser Deal dürfte sich als Wegweiser für andere Medienkonzerne in der Musik- und Filmbranche entpuppen, die wie Universal Music, EMI und BMG ihre CD-Alben bzw. wie Sony und Universal Pictures ihre DVD-Filme derzeit noch selber pressen. Denn schon seit geraumer Zeit befindet sich die Branche in einer “Konzentrationsphase“, die noch nicht abgeschlossen ist (siehe auch Projekt `Globaalaballa`). Apropos Lohnkosten: Diejenigen Konkurrenzapostel, die meinen, dass nur die Löhne gesenkt werden müssten, damit „alles wieder gut wird“, seien auf einen Artikel der FAZ vom 03.09.2003 verwiesen, worin festgestellt wird, dass die Lohnkosten in z.B. China bei nur zwei bis drei Prozent der amerikanischen liegen (und die liegen schon durchschnittlich um 20 Prozent unter den “deutschen“). Was das jedoch für verheerende Folgen für die staatliche Refinanzierungsfähigkeit, d.h. die gesamtgesellschaftliche Infrastruktur sowie die gesamtgesellschaftliche “Kaufkraft“ hat, lässt sich in dem Projekt `China` nachlesen und wird auch noch weiter unten in Bezug auf den staatlichen Zerfall der USA beschrieben.

Aufschwungs-Intermezzo

(22) Mit Ausnahme der Fluggesellschaften und der jeweiligen Dienstleistungs- bzw. Finanzsparten, handelte es sich bei den bisher erwähnten Unternehmen um große Teile des so genannten “verarbeitenden Gewerbes“ (das, wie mensch seit Marx weiß, die einzige “Wertschöpfungs“- und somit “Mehrwert“/“Profitquelle“ ist). Damit mensch einen Überblick bekommt, was die Entlassungsorgien, bedingt durch das jähe Ende des simulierten Wachstums, allein seit 2001 an so genannten “Arbeitsplätzen“ in diesem Sektor der US-Wirtschaft vernichtet haben, empfiehlt sich ein Artikel der FTD vom 22.08.2003: „In der Industrie kam es binnen weniger Monate zu einem spektakulären Abbau von gut drei Millionen Jobs – so wenig Leute wie jetzt (Juli 2003: 14,612 Mio.) waren in diesem Sektor zuletzt vor knapp 45 Jahren beschäftigt: im Oktober 1958 (14,503 Mio.).“ – das bedeutet also, dass der industrielle Sektor in einer Zeitspanne von nur zweieinhalb Jahren um 17 Prozent einbrach. Dabei dann noch von “schleichender Deindustrialisierung“ zu sprechen, wie es der französische Politikwissenschaftler und Autor des Bestsellers `Weltmacht USA – Ein Nachruf` Emmanuel Todd in einem Interview mit dem `Spiegel` noch im März 2003 tat, stellt wohl - gelinde gesagt - eine vollkommene Verkennung der Tatsachen dar. Interessant ist dabei auch noch, dass der industrielle Sektor, bezogen auf die offizielle US-Erwerbsquote von 74,9 Prozent (laut FTD – `Kompass`, Eckdaten der Wirtschaft in den USA, Japan, Euro-Zone und Deutschland (Rubrik: `Politik & Wirtschaft), ist diese sowieso nur bedingt international vergleichbar – zur “Fake Factory“ weiter unten) ohnehin gerade mal noch ca. 7 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigt (bezogen auf die offizielle Gesamtbevölkerung von 288,6 Mio. Einwohnern sind das 216,1 Mio. - allein das verdeutlicht die Absurdität der “Erwerbsquote“, denn nach offiziellen Angaben beläuft sich die Beschäftigtenzahl auf ca. 140 Mio. Menschen, was dann einen Anteil der in der Industrie Beschäftigten von auch gerade mal nur 10 Prozent ausmachen würde – siehe auch Projekt `Großbritannien`). Auch in dieser Hinsicht kann wohl kaum von “schleichend“ die Rede sein. Doch wie schon aus der desaströsen Lage der Fluggesellschaften hervorging, hat nicht nur das “verarbeitende Gewerbe“ einen katastrophalen Absturz erlebt, sondern auch im “Dienstleistungs“- und “Finanzsektor“ (wozu natürlich auch die Fluggesellschaften zählen – von wegen “Industrie“) sowie im “Handel“ reiht sich ein GAU an den nächsten. In den ehemaligen Hyperblasen-Branchen der “New Economy“ (die mittlerweile ganz schön alt aussieht) sind es vornehmlich IT-Dienstleister, Softwarefirmen, Mobilfunkgesellschaften sowie Internet-/Kabel-Betreiber, die in den Abgrund gerissen wurden. Bisheriger Spitzenreiter ist dabei zweifelsohne Worldcom. Der Telekom-Konzern (seit Ende Mai 2003 unter MCI firmierend) wurde Mitte 2002 zahlungsunfähig, nachdem er im (natürlich: bisher) größten Bilanzskandal der US-Wirtschaftsgeschichte eingeräumt hatte, seinen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um 11 Mrd. Dollar zu hoch ausgewiesen (FTD, 09.07.2003, 20.05.2003), also seine Anleger mit gigantischen Bilanzmanipulationen betrogen zu haben (ganz nebenbei vernichtete der Zusammenbruch rund 200 Mrd. Dollar Börsenwert (FTD, 08.08.2003)). Der seitdem unter Kapitel 11 laufende Konzern kommt jedoch auch weiterhin nicht aus den Schlagzeilen – im Gegenteil: Die ohnehin schon prekäre Lage spitz sich offenbar noch weiter zu. Nach einem Bericht der “New York Times“ (die sich jedoch auch in Schieflage befindet) von Ende Juli 2003 ermitteln US-Staatsanwälte erneut gegen das Unternehmen mit derzeit noch 55.000 Angestellten. MCI (ehemals Worldcom) soll lokalen Telekommunikationsdienstleistern Jahre lang Zugangsgebühren vorenthalten haben. Dieser weitere Betrug belaufe sich möglicherweise auf einige Hundert Millionen Dollar. Zusätzlich dazu muss MCI im Rahmen des Insolvenzverfahrens auch noch Rekordstrafen von 750 Mio. bzw. 1,5 Mrd. Dollar zahlen. Und auch die Aussichten sind düster, wie aus den Anfang Juli 2003 deutlich gesenkten Umsatz- und Gewinnprognosen für die nächsten drei Jahre hervorgeht: MCI erwartet nun für die kommenden drei Jahre rückläufige Umsätze und veranschlagte auch den Vorsteuergewinn gleich mal mit 1,8 Mrd. Dollar niedriger als “gedacht“ (O-Ton). Dass bis Anfang September 2003 noch nicht abgeschlossene Insolvenzverfahren sieht neben einer Strafe von 750 Mio. Dollar, die in einen “Pool“ für geschädigte Anleger gezahlt werden soll (zu zahlen an die amerikanische Börsenaufsicht SEC) sowie einer weiteren gerichtlichen Strafe von voraussichtlich 1,5 Mrd. Dollar (Verhandlung derzeit noch nicht abgeschlossen), die fast vollständige Entschuldung des Telekomkonzerns vor - doch genau das fürchten die beiden ebenfalls taumelnden größten Konkurrenten AT & T und Verizon, da MCI im Gegensatz zu diesen Unternehmen dann die bisherigen Schulden von 41 Mrd. Dollar auf 5 Mrd. Dollar drücken würde (selbstverständlich kann MCI auch diese 5 Mrd. Dollar nie wieder “abarbeiten“ - geschweige denn wird es dem Unternehmen wohl kaum noch gelingen, Investoren zu finden). Es steht also außer Frage, dass diese politisch-juristische “Lösung“ angesichts der noch immer schwierigen Lage der großen amerikanischen Telefonkonzerne (bedingt durch rückläufige Preise aufgrund schwacher Nachfrage, die Konkurrenz durch Mobiltelefone und E-Mail sowie zu erwartende weitere Umsatzeinbußen infolge einer so genannten “Do Not Call“-Liste, mit der US-Verbraucher Anrufe von Telefonverkäufern untersagen lassen können, - 17 Millionen Amerikaner ließen ihre Nummern bisher sperren, was die Ferngesprächskonzerne fünf Prozent Umsatz kosten könnte) weitere Insolvenzen nach sich ziehen wird. Es versteht sich nicht minder, dass die “Gläubiger“ (unter den düpierten Anlegern befindet sich u. a. auch ein “Pensionsfond“ des Staates New York – zu dieser Form der tollen “privaten Alterssicherung“ auch noch weiter unten) gegen diesen “Entschuldungsplan“, der quasi Totalverlust (ca. 90 Prozent) bedeuten würde, Sturm laufen. Doch nicht nur, weil sie “Ihr geliebtes Geld verlieren“, sondern weil sie oftmals auch selber “Schuldner“ sind, und somit selbst in den Bankrott getrieben werden (egal ob der kleine Rentner, der dann ohne Rente da steht, um damit Eigenheim, Auto etc. abzustottern oder die große Bank, die dann ein Geldspeicher ohne Geld wird, womit unzählige “Sparer“.(die kleinbürgerlichen Geldidioten, die auch glauben, dass das Geld sich aus sich selbst vermehrt), gefeuerte Bankangestellte (mitunter sogar die gesamte Bank) und Firmen, denen die Bank ihre Kredite kündigt, auf der Strecke bleiben). Ein weiterer Mega-Minus-Maniac dieser Branche ist schon erwähnte AT & T. Ende Januar 2003 meldete der Konzern für 2002 einen Jahresverlust von 13,1 Mrd. Dollar (nachdem auch schon im IV. Quartal 2001 1,39 Mrd. Dollar Verlust angefallen waren), was der Konzern mit “Abschreibungen auf nicht mehr weitergeführte Geschäftsbereiche“ sowie “neue Bilanzierungsregeln“ “begründete“. Zuvor schon hatte das Unternehmen eine weitere Kündigungswelle angekündigt, in Zuge derer bis Mitte 2003 3500 Stellen (fünf Prozent der Gesamtbelegschaft), davon die Hälfte im Managementbereich, zusätzlich wegfallen sollten, nachdem bereits 10.000 Stellen in den beiden vorangegangenen Jahren gestrichen worden waren. Damit wurden mittlerweile ca. 18 Prozent der ursprünglich 80.000 Stellen abgebaut.. Allerdings werden diese Kürzungen garantiert nicht die letzten bleiben, denn wie die Konzernleitung selber schon feststellte, mache zum einen die “Automatisierung“ (schöne Grüße von der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION) viele Jobs überflüssig, zum anderen verringere eine “Neuorganisation“ die Zahl der Führungsebenen. In die Fußstapfen von Worldcom versucht anscheinend auch die US-Telefongesellschaft Qwest Communications International zu treten. Aus einem auf das zurückliegende Quartal bezogenen und (wie bei vielen anderen auch) mit Hurra-Überschrift versehenen Artikel der FTD vom 30.05.2003 (“Telefonanbieter Qwest schreibt schwarze Zahlen“) geht hervor, dass der viertgrößte Anbieter von Ortsgesprächen, der dazu noch auf 22,3 Mrd. Dollar Schulden sitzt, allein im entsprechenden Vorjahresquartal einen Verlust von 23,9 Mrd. Dollar verzeichnete. Und auch der zu Anfang vermeldete “Quartalsgewinn“ von 150 Mio. Dollar wird nur einige Zeilen später als reiner Buchungstrick entlarvt: „Qwest profitierte im vergangenen Quartal stark von Änderungen bei den Buchhaltungsregeln, die bestimmte Stillegungskosten betreffen. Dadurch fiel der Gewinn um 206 Mio. Dollar höher aus. Ohne diese buchhalterischen Änderungen hätte sich immer noch ein Fehlbetrag von 56 Mio. Dollar ergeben. Das gestern vorgestellte Ergebnis ist allerdings noch nicht endgültig, da erst noch die Bilanzen der vorangegangenen Quartale überprüft und korrigiert werden müssen.“ – Dabei helfen derzeit auch tatkräftig das US-Justizministerium und die amerikanische Börsenaufsicht SEC, die ihre Ermittlungen wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation sogar noch ausgeweitet haben; bestimmt auch bedingt durch die Tatsache, dass das Unternehmen schon von sich aus allein für die Jahre 2000 und 2001 eine “Bilanzkorrektur“ von 2,2 Mrd. Dollar angekündigt hatte (“minus“, versteht sich). Und da es dem Unternehmen ja scheinbar so gut geht, wurde direkt noch ein Kredit von 1Mrd. Dollar aufgenommen - na, wenn das mal kein finaler Fehler des Investors war. Über den größten US-Telekomkonzern im Ortsnetz, Verizon, war indes nicht allzu viel in Erfahrung zu bringen. So vermeldete das Unternehmen durch seine Mobilfunktochter zum Ende des II. Quartals Ende Juli 2003 zwar endlich wieder einmal einen Gewinn (die Höhe wurde im betreffenden Artikel der FTD vom 30.07.2003 nicht genannt), doch gleichzeitig warnte der Konzern vor künftigen “Ertragsbelastungen“ durch schrumpfende Pensionsrücklagen für die Mitarbeiter. (Das muss mensch sich mal vorstellen: Ganz offensichtlich verbucht auch Verizon (wie viele andere Unternehmen auch) die Pensionsrückstellungen als “Haben“, obwohl es doch de facto Schulden sind. Doch jetzt bricht, bedingt durch den Kollaps der Wachstumssimulation (alias “Börsencrash“) mehr und mehr zusammen, was Jahre und Jahrzehnte gängige “Geschäftspraxis“ war: Laufende Pensionszahlungen wurden durch Spekulationserträge “finanziert“ (wobei die Rentner vermutlich mit Bröseln abgespeist und der große Rest als “Gewinn“ präsentiert wurde), d.h. diese eigentlichen Schulden wurden nicht aus den laufenden Erträgen der Unternehmen gezahlt, sondern dadurch, dass die “Finanzabteilung“ dieses Geld an andere Unternehmen in Form von Aktien und Krediten verlieh. Das konnte nur solange gut gehen, insofern das Schneeballsystem der Verwertung des Werts bzw. dessen Simulation noch expandierte. Nach dessen Zusammenbruch werden bald auch die Verizon-Mitarbeiter ihr blaues Wunder erleben (wie es bei erwähntem Stahlkonzern und noch weiter unten angeführten Versicherungen und Pensionsfonds geschehen ist - siehe auch Spiegel 10/2003 sowie Projekt `Großbritannien`). Ganz schön lahm zeigt sich gleichfalls der drittgrößte US-Anbieter für Ferngespräche Sprint (FTD, 12.06.2003). In besagtem Artikel ist von “Aufwendungen“ in Höhe von 475 Mio. Dollar für das zu dieser Zeit laufende Quartal die Rede. Diese entstanden durch die Einstellung der Webhostingsparte sowie durch die Streichung von 500 Stellen. Von den zehn bestehenden Datenzentren dieser Sparte in den USA würden acht geschlossen. Und im darauffolgenden Quartal gab Sprint dann richtig Gas (FTD, 24.10.2003): “Sprint rutscht in rote Zahlen“ – „Sprint, Amerikas drittgrößte Telefongesellschaft, hat im vergangenen Quartal nach Abschreibungen einen Verlust von 498 Mio. Dollar gemacht. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 519 Mio. Dollar erwirtschaftet.“ – Auch hier heißt es: Wer`s glaubt, wird selig: Zum einen dürfte der Telefonkonzern längst überfällige “Abschreibungen“ bislang nur aufgeschoben haben, zum anderen wird auch Sprint, ähnlich wie die anderen, Milliardenschulden aufgetürmt haben – womit diese “Gewinne“ nichts als potemkinsche Dörfer sind. Schnittstellenprobleme gibt`s derzeit auch bei den US-IT-Dienstleistern EDS und CSC: Am 19.05.2003 meldete die FTD, dass die US-Börsenaufsicht SEC die Untersuchungen gegen EDS, Nummer zwei im Segment Computer Services Consulting hinter IBM, nun auch auf einen Großauftrag der US-Marine ausgedehnt habe, nachdem bereits zuvor fehlgeschlagene Termingeschäfte des Konzerns mit Aktien (tja, auch bei EDS reichen die realen Einnahmen offensichtlich nicht mehr, um noch “Gewinne“ ausweisen zu können – siehe Kapitel 8) untersucht worden waren, die im dritten Quartal des vergangenen Jahres zu einer “massiven Verschlechterung der Geschäftszahlen“ geführt hatten (Es ließ sich bislang leider nicht in Erfahrung bringen, was das in konkreten Zahlen heißt). Die erweiterte Untersuchung bezieht sich auf den Verlust von 334 Mio. Dollar, den EBS mit dem Marineauftrag zur Erneuerung interner Computernetze der Armeeeinheiten macht. Und auch im weiteren Verlauf des Jahres ist der Minus-Trend ungebrochen: Ende Juli 2003 meldete das Unternehmen einen im Vergleich zum Vorjahr um 57 Prozent auf 138 Mio. Dollar abgestürzten Halbjahresgewinn (Vorjahr: 316 Mio.) Aber wie bei EDS, IBM und anderen Konkurrenten lassen auch bei Computer Sciences Corporation (CSC) die Aufträge von Unternehmen zu wünschen übrig. Dass der südkalifornische Outscourcing-Spezialist Mitte August 2003 dennoch einen starken Umsatz- und “Gewinnanstieg“ vermelden konnte lag an der Übernahme es ehemaligen Konkurrenten Dyncorp (spezialisiert auf Dienstleistungen für die US-Verteidigungs- und Justizministerien und zahlreiche andere Behörden) im Dezember 2002 und dem damit um 87 Prozent (!!!) gestiegenen Geschäft mit US-Bundesbehörden, wozu auch das neue Ministerium für Heimatsicherheit gehört. - Das Melken des Superministeriums “Department of Homeland Security“, das mit seinen 22 Einzelbehörden zu den größten IT-Abnehmern gehört, ist jedoch selbstredend auch nicht “wertschöpfend“, sondern muss aus vorher erzielten “Steuern“ “finanziert“ werden - also eine “keynesianische Luftnummer“. Harte Zeiten ebenso für die Software-Branche: Auch für die einstigen Megastars des IT-Theaters, die bislang noch relativ glimpflich davonkamen, ist 2003 das Jahr der Wahrheit. So heißt es in der FTD vom 03.06 2003: „Die Übernahme von J.D. Edwards durch Peoplesoft dürfte die seit langem erwartete Konsolidierungswelle im Markt für Unternehmenssoftware einleiten. „Dieses Jahr wird ein Jahr der Übernahmen im Markt für Unternehmenssoftware“, sagt Bruce Richardson, Analyst beim Beratungsunternehmen AMR Research. Die Anbieter leiden unter dem Hype der vergangenen Jahre. Vor allem im Jahr 2000 haben viele Unternehmen Lizenzen gekauft, auf denen sie dann sitzen geblieben sind. Seitdem konsolidiert der Markt (Quatsch – er kollabiert). Analysten schätzen, dass es rund 600 Anbieter von betriebswirtschaftlichen Programmen gibt. Dies sind meist kleine Unternehmen, die sich auf ein Segment spezialisiert haben. Vor allem von diesen kleinen Untenehmen dürften in den kommenden Monaten viele aus dem Markt verschwinden. Auch die großen Hersteller weisen seit einigen Quartalen schwache Ergebnisse aus. Zuletzt hatten alle großen Unternehmenssoftwarehersteller im ersten Quartal 2003 schwache Zahlen vorgelegt. So gingen die Lizenzumsätze von Oracle (USA), SAP (Deutschland), Peoplesoft (USA) und Siebel (USA) teilweise dramatisch zurück (kein Wunder bei der größten globalen Pleitewelle aller Zeiten). Siebel zum Beispiel verkaufte, verglichen mit dem Vorjahresquartal, nur noch rund die Hälfte der Software; Peoplesoft musste einen Rückgang von 39 Prozent hinnehmen. Softwarelizenzumsatz ist für die Hersteller von Unternehmenssoftware eine besonders wichtige Größe, weil die Verkäufe von Programmen später Service- und Wartungsumsatz nach sich ziehen. Kleinere Anbieter dürfte es noch härter treffen. „Wir gehen davon aus, dass es 2003 und 2004 eine Konsolidierungswelle geben wird (also “Massensterben“), da insbesondere kleinere Anbieter zurzeit eine negative Marge und negativen Cashflow aufweisen und daher vom Markt verschwinden werden“ sagt Knut Woller, Analyst bei der HypoVereinsbank. Je länger die Krise im Unternehmenssoftwaresektor dauere, desto mehr kleine Unternehmen würden aus diesem Segment gedrängt. Bereits im vergangenen Jahr hat es einige Unternehmen getroffen.“ – Ein wirklich eindrucksvoller Artikel, der zeigt, dass Fernseher oder Klodeckel auch keine Programme kaufen. Die Fusion der US-Softwarefirmen Peoplesoft und J.D. Edwards kann als Fanal gelten, welch mörderische Hetzjagd in der nahen Zukunft ansteht. Denn kaum war der Zusammenschluss über die Bühne gegangen, kündigte Peoplesoft Anfang September 2003 an, bis zu 1000 der 13.000 Stellen zu streichen – vorrausgesetzt die “Renditeprognosen“ werden erfüllt. Sollten die Gewinnerwartungen nicht eintreffen stehen sogar noch mehr Arbeitsplätze zur “Disposition“ (Das ist überhaupt nur noch die einzige Methode, abgesehen von Bilanzfälschung, um noch (kurzfristig) “Gewinne“ ausweisen zu können: massenhaft Menschen entlassen und die so genannten “Einsparungen“ bei den Personalkosten dann als “Gewinn“ ausweisen. Da das aber eben auch alle machen, schließt sich damit der Kreis – da werden so und soviel Tausend gefeuert und können sich dann das und das nicht mehr kaufen. Dadurch bricht bei Unternehmen XY die Nachfrage ein und feuert dann ebenfalls – und falls das Unternehmen sogar bankrottiert, gibt`s halt auch keine “Lizenzgebühren“ für Verwaltungsprogramme mehr.). - Und selbstverständlich wird auch Peoplesoft massiv Arbeitsplätze nach Indien verlagern, weil „die Angestellten dort nur ein Fünftel dessen kosten, was sie in Amerika oder Europa kosten“. Durch diesen Zusammenschluss geraten auch die beiden US-Unternehmenssoftware-Hersteller Siebel und Oracle unter Druck. Für den Spezialsoftwareanbieter Siebel, lange Zeit härtester SAP-Konkurrent im Bereich der Kundenverwaltungssoftware, sieht es dabei gar nicht gut aus. Nach einem SZ-Artikel von 01/03 machte Siebel im IV. Quartal 2002 einen Verlust von 38 Mio. Dollar bei einem zum Vorjahresquartal um 20 Prozent von 487,8 auf 394,7 Mio. Dollar zurückgegangenen Umsatz. Und laut FTD vom 03.06.2003 musste das Unternehmen auch in den vergangenen Quartalen starke Umsatzrückgänge hinnehmen. Nach Ansicht von Analysten ist das Unternehmen zu einseitig ausgerichtet und steht deshalb unter Druck, ebenfalls ein anderes Unternehmen zu kaufen. Anscheinend fehlt Siebel jedoch dazu das Geld (such das “Eigenkapital“), stattdessen vereinbarte das Unternehmen schon Ende Januar 2003 eine Kooperation mit IBM. Siebel will damit sein Softwarepaket für die Verwaltung von Kundendaten auch für die IBM-Internetplattform Websphere anbieten. Siebel und IBM investieren je 150 Mio. Dollar in die Entwicklung des neuen gemeinsamen Produkts. Doch auch bei Siebel hat sich dadurch nichts geändert. Nach einem Ende Juli 2003 für das II. Quartal bekannt gegebenen Gewinn- und Umsatzeinbruch, kündigte das Unternehmen den Abbau von 490 der 5400 Stellen an, das sind 9 Prozent der Gesamtbelegschaft. Verglichen zum Vorjahresquartal sackte der Umsatz um 18 Prozent von 406 auf 333,3 Mio. Dollar ab. Der Gewinn sank um 67 Prozent von ca. 30 auf 9,8 Mio. Dollar. Vor allem bei Betrachtung des für Softwarefirmen als Maß des Kerngeschäfts dienenden Softwarelizenzumsatzes zeigt sich die gefährliche Entwicklung bei Siebel: Der Softwarelizenzumsatz brach im Vergleich zum Vorjahresquartal um 35 Prozent auf 110 Mio. Dollar ein !!! Nachtrag zu “Der Aufschwung ist da“ – nur nicht für Siebel & Co.: Mittlerweile macht sich ja auch im Softwarebereich wieder hohles Hurra-Gejohle breit, was natürlich nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. So titelt die SZ vom 17.10. 2003: “SAP übertrifft alle Erwartungen“ – eine geheuchelte Euphorie wie sie lächerlicher nicht sein könnte. Denn wie mensch dem Artikel entnehmen kann, ist auch bei SAP der Gesamtumsatz rückläufig, und der gemeldete “Gewinnsprung“ von 23 Prozent in einem insgesamt schrumpfenden Markt nur durch enorme Verluste und Bankrotte der Konkurrenz bedingt. Darüber hinaus beruht ein Teil dieses “Gewinnsprungs“ auf reiner “Reichrechnerei“, wie aus einem (Neben-) Artikel der FTD vom 16.10.2003 hervorgeht: “SAP auf Pump“, worin festgestellt wird, dass sowohl SAP, Peoplesoft als auch Microsoft sich vermehrt auf den so genannten “Mittelstand“ konzentrieren wollen. Da der aber de facto ebenfalls bankrott ist, vertreiben die Software-Unternehmen ihre Software mittels “Lieferantenkrediten“, also “auf Pump“ (was sich kleinere Unternehmen natürlich nicht leisten können). Und genau dieses nicht vorhandene “Geld“ wird dann als “Umsatz“ und “Gewinn“ verbucht. Echt toll. Allerdings verdeutlicht der Artikel auch, dass diese “Gewinne“ nicht mehr aus einem insgesamt “wachsenden Markt“ stammen, sondern nur noch auf dem “Plattmachen“ der Konkurrenz (also die global schon weit verbreitete Plünderungsökonomie, nur in einem frühen Stadium): „Das (diese “Mittelstandsoffensive“) geht zu Lasten kleinerer Anbieter“, sagt Michael Kleinemeier, Zentraleuropa-Chef von Microsoft. Nicht weniger kommt das auch beim Hurra-Artikel der SZ zum Vorschein (mit dem wohl an tumbe nationalistische “Wir sind wieder Wer-Gefühle“ appelliert werden soll – schöne Grüße von Pawlow), denn wenn mensch ein wenig genauer hinsieht, enthält der Artikel noch eine kleine Zwischenüberschrift: “Siebel in roten Zahlen“ – heißt es da nämlich auf einmal (im wahrsten Sinne des Wortes) kleinlaut: „Unerfreulicher als bei SAP fielen die jüngsten Quartalszahlen für den amerikanischen Konkurrenten Siebel aus. Das Unternehmen schreibt nach wie vor rote Zahlen. Im dritten Quartal ist ein Nettoverlust von 59,3 Mio. Dollar entstanden, teilte Siebel am Mittwochabend (natürlich erst) nach US-Börsenschluss mit. Im Vorjahresquartal hatte der Fehlbetrag 92,1 Mio. Dollar betragen. Desgleichen stehen auch die Zeichen für den weltgrößten Datenbank-Konzern Oracle alles andere als gut: Für das Mitte September 2003 abgelaufene erste Geschäftsquartal 2003/2004 verzeichnete das Unternehmen einen im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf 515 Mio. Dollar zurückgegangenen Umsatz mit neuen Softwarelizenzen. Der Rückgang im Neugeschäft traf sowohl das Kerngeschäft Datenbankprogramme, das für rund 80 Prozent des Neugeschäfts steht, als auch die Sparte Unternehmenssoftware. Im Bereich der Unternehmenssoftware musste Oracle außerdem einen Einbruch des Umsatzes mit Dienstleistungen um fast 20 Prozent hinnehmen. Währungsbereinigt wäre auch der Gesamtumsatz statt eines Zuwachses um zwei Prozent auf 2,07 Mrd. Dollar real um über zwei Prozent rückläufig gewesen. Und nicht weniger “reichgerechnet“ erweist sich der um 28 Prozent auf 440 Mio. Dollar gestiegene Gewinn, der nur aufgrund weiterer massiver Kosteneinsparungen zustande kam. Doch auch für das laufende Quartal “prophezeite“ Finanzchef Jeff Henley einen weiteren Rückgang des Neugeschäfts. Somit wird verständlich, warum Oracle weiterhin und sogar verschärft die “Feindliche Übernahme“ von Peoplesoft betreibt. Oracles Chefstratege Charles Phillips zieht dabei alle Register: Er lancierte auf der Kundenkonferenz “Oracle World“ Mitte September 2003 in San Francisco, dass „in “vertraulichen Gesprächen“ mit mehreren institutionellen Investoren und Peoplesoft-Kunden diese ihre Zustimmung gegeben hätten.“ (was auch höchstwahrscheinlich den Tatsachen entspricht) Für den Fall, dass Peoplesoft Oracles Angriff abwehren sollte kündigte Phillips einen “aggressiven Verdrängungswettbewerb“ an – dem aber auch Oracle zum Opfer fallen könnte, da nämlich wiederum Microsoft und IBM Oracle zunehmend zusetzen - tja, so ist das halt, wenn die Märkte zusammenbrechen. Defizitär bleibt auch weiterhin der US-Softwarekonzern Computer Associates (CA). Für das Ende September abgeschlossene Quartal verbuchte CA einen im Vergleich zum Vorjahr von 52 auf 87 Mio. Dollar gestiegenen Verlust, was trotz nachbörslicher Veröffentlichung den Aktienkurs um 14 Prozent einbrechen ließ - immer “nachbörslich“ nach dem Motto: Vielleicht hat`s ja niemand mitbekommen (FTD, 24.10.2003). Verluste und Entlassungen stehen ebenso bei den Herstellern technischer Software auf dem Programm. So kündigte die Softwaretochter von Palm, Palm-Source, nach jahrelangen Verlusten schon im Februar 2003 den Abbau von 18 Prozent der 330 Stellen an. Und auch BMC, Hersteller für Server-Programme meldete Ende Juli 2003 von 6861 Stellen 890 streichen zu wollen (13 Prozent), nachdem im ersten Quartal 2003 ein Nettoverlust von 6,1 Mio. Dollar angefallen war. Und natürlich darf auch bei den Software-Herstellern das Salz in der Suppe nicht fehlen: Bilanzfälschung inklusive Kapitel (na ??? – ja, richtig) “11“. - Am 08.08.2003 berichtete die FTD über den wieder aus der Insolvenz hervorgegangenen US-Software-Hersteller Peregrine, der im September 2002 in die Insolvenz nach Kapitel 11 geflüchtet war, nachdem das Unternehmen den Umsatz mit Software um etwa 500 Mio. Dollar zu hoch ausgewiesen hatte. Dieses “Hervorgehen“ “reduzierte“ den Schuldenberg von 537 Mio. auf 70 Mio. Dollar – was für die Anleger mal eben 87 Prozent Verlust bedeutete – ein echter “Bye-Bye-Buck-Bug“. (Ein weiterer (zwar kanadischer) defizitärer Software-Hersteller ist Corel (FTD, 30.06.2003), der für das in diesem Artikel nicht näher bezeichnete Quartal einen Verlust von 5,6 Mio. Dollar verzeichnen musste, nachdem auch im Vorjahreszeitraum bereits ein Minus von 6,3 Mio. Dollar angefallen war. Postwendend kündigte das Unternehmen 66 Entlassungen an, was rund neun Prozent der Gesamtbelegschaft entspricht. Damit will Corel pro Jahr 4,2 Mio. Dollar “einsparen“ – was nichts anderes heißt, als dass diese Summe der gesamtgesellschaftlichen Kaufkraft abgeht. – Nachtrag: Ende September 2003 fand sich unter den Tausenden zufällig folgender FTD-Artikel vom 22.08.2003 mit der Überschrift: “Investor Vector kauft Corel“ – Darin wird von sieben Verlustquartalen in Folge berichtet, die schließlich in der Übernahme durch die Finanzgesellschaft Vector Capital mündeten – worüber die Aktionäre von Corel wohl hocherfreut gewesen sein dürften („Endlich...- Schwein gehabt !!!“). Und nicht nur die Spezialisten werden nach und nach durch die (sich aufgrund der austrocknenden Märkte) verschärfende Konkurrenz liquidiert – auch der weltgrößte Softwarehersteller Microsoft (MS) gerät zunehmend unter Druck (FTD, 30.05.2003). Sowohl zu Anfang 2003 als auch gegen Ende Mai 2003 sah sich der Konzern deshalb gezwungen, die Preise für Teile seiner Bürosoftware Office um 15 bis 30 Prozent zu senken (z.B. erhalten Händler einzelne Programme wie die Textverarbeitung Word und das Tabellenkalkulationsprogramm Excel rund 30 Prozent billiger als bisher). Auch die für Spätsommer 2003 erwartete neue Version soll sich an den gesenkten Preisen orientieren. Office ist Mircrosofts “Goldesel“ (O-Ton FTD) und macht 30 Prozent vom Umsatz sowie 50 Prozent des operativen Gewinns aus. Damit subventioniert MS unprofitable Sparten wie den Spielebereich und die Unternehmensprogramme. Die Preissenkungen richten sich gegen in jüngster Zeit erfolgreiche Konkurrenten, die preisgünstigere Programmpakete anbieten. Darüber hinaus stellen diese jedoch vermutlich eine Reaktion auf billigere Konkurrenzprodukte des Computerherstellers Sun und des Softwareherstellers Corel dar. Deren Programme kosten nur einen Bruchteil dessen, was Microsoft verlangt. PC-Hersteller wie Dell und Hewlett-Packard installieren daher diese Alternativprogramme auf ihren Privatkunden-PC. Zwar will MS mit einer abgespeckten billigen Variante kontern, um so die Computerhersteller wieder zu binden – doch rechnen Analysten damit, dass die bisherigen Preissenkungen nicht ausreichen werden, gegen noch immer erheblich preiswertere Konkurrenzprodukte ankämpfen zu können. Ganz offensichtlich ist auch für Microsoft “Esel reck dich, Esel streck dich“ beendet: künftig sparen nämlich auch Firmenkunden Kosten. Die Großkundentarife erweitert Microsoft um zusätzliche Leistungen. Firmenkunden erhalten unter anderem Training und Hilfestellung “kostenlos“ (was natürlich nicht stimmt, da auch diese Arbeiten “bezahlt“ werden müssen – nur jetzt halt von Microsoft – und somit den “Profit“ zusätzlich schmälern). Dass die Goldenen Zeiten wohl vorbei sind (aber auch, was in der Softwarebranche demnächst für ein Wind wehen wird), zeigen darüber hinaus sowohl Unternehmenskäufe in Bereichen, die Microsoft bisher anderen Anbietern überlassen hatte, als auch der Einbruch in Geschäftsfelder die bislang nur ein “Nischendasein“ bei Microsoft fristeten. Mitte Juni 2003 meldete der Konzern, in Zukunft seine eigene Anti-Viren-Software auf den Markt zu bringen. Zu diesem Zweck übernahm Microsoft die Technologie und die Rechte an der Software des rumänischen Unternehmens GeCad. – Dies ist ein eindeutiger Angriff in einem Segment, dass der Konzern bisher speziellen Anbietern wie Symantec oder Network Associates überlassen hatte. Nicht weniger folgenreich für die Branche wird sich eine neue, Anfang Juli 2003 eingeleitete “Unternehmensstrategie“ auswirken. Wie einem Artikel der FTD vom 11.07.2003 zu entnehmen ist, hat Microsoft damit begonnen, seine Lohn- und Finanzbuchhaltungsprogramme gezielt an Tochterunternehmen und Untereinheiten großer Konzerne zu verkaufen, unter anderem bei Ford und General Motors. Selbst der für diese “Strategie“ zuständige Manager bei Microsoft Orlando Ayala räumte ein: „Das wird einen Frontalaufprall mit Oracle geben.“ – da kann mensch nur hoffen, dass die beiden keinen Ford fahren und somit schon zuvor unter die eigenen Räder geraten. Öl ins Feuer gießt der Konzern auch beim Patentstreit um das bislang kostenlose Betriebssystem Linux, (das dem Konzern zunehmend Konkurrenz macht), indem MS im Mai 2003 in einem Lizenzabkommen mit dem Unix-Rechteinhaber SCO die Basistechnik (Unix) des Betriebssystemherstellers lizenzierte. - (Auch wenn z.B. IBM mittlerweile mit einer Gegenklage auf die im März 2003 von SCO eingereichte Klage reagiert hat, ist das Kapitel damit noch lange nicht abgeschlossen – zumal sich SCO IBM zum Kauf angeboten hat. Damit könnte dann der nächste juristische Gegner der ach so freien Linux-Gemeinde dann nicht mehr die SCO-Klitsche, sondern der Weltkonzern IBM sein. Dass die Konzernleitung von IBM vielleicht auf die Idee kommen könnte, liegt allein schon darin begründet, dass der Konzern selber massiv in Linux investiert hat und somit auch spielend leicht eigene Systementwicklungen patentieren lassen könnte. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass IBM damit einen wirklich entscheidenden Vorsprung gegenüber Microsoft in Sachen “stabile Betriebssysteme“ gewinnen würde, da MS ja selber nur Lizenznehmer ist.) Mit Besorgnis ist dagegen das Ende des Software-Streits zwischen Microsoft und AOL Time Warner um den Internet-Browser Netscape vernommen worden (womit Microsoft de facto das Schlüssel-Monopol fürs Internet besitzt). Darüber hinaus werden die beiden Konzerne zukünftig in Sachen digitaler Technologie und Onlinemedien zusammenarbeiten. Offensichtlich zielt dieser Pakt darauf ab, jegliche Konkurrenz auszuschalten. Für Microsoft stellt diese Vereinbarung, laut Microsoft-Gründer Bill Gates, ein Zeichen dar, „dass sich Microsoft zukünftig auf das Management digitaler Rechte konzentriert.“ – Das verheißt nichts Gutes. Doch auch bei Microsoft gibt es zu guter Letzt noch einen Schlag ins Kontor zu vermelden (FTD, 30.05.2003): Der Konzern verkaufte seinen 22-prozentigen Anteil am britischen Kabelbetreiber Telewest Communications für 5 Millionen Dollar (siehe auch Projekt `Großbritannien`). Vor knapp drei Jahren hatte Microsoft den Anteil für 2,6 Mrd. Dollar gekauft – also ein Verlust von 99,99 Prozent. Milliarden-Kabelbrand ist natürlich auch bei den US-Kabelbetreibern gang und gäbe, wobei der mit Milliardenschulden belastete fünftgrößte US-Kabelbetreiber Adelphia, der 2002 bankrottierte und seitdem unter Gläubigerschutz nach Kapitel 11 steht, im Vergleich zu Microsofts neuem Verbündeten, AOL Time Warner (ATW), noch als kerngesund gelten kann. Dessen tiefrote Kabelsparte Time Warner Cable, zweitgrößter US-Kabelbetreiber, trug zu einem guten Teil mit zum größten Jahresverlust der US-Geschichte bei (- vermutlich sogar der globalen Geschichte). 2002 verbuchte AOL Time Warner (ATW) nämlich einen “Jahresnettoverlust“ (wie groß mag denn dann der “Bruttoverlust“ gewesen sein???) von knapp 100 Milliarden Dollar (!!!!!) (“Wertberichtigungen“, “Abschreibungen“), was in etwa dem Bruttoinlandsprodukt Irlands entspricht. Nach Angaben des Konzerns, der zusätzlich noch unter einer Schuldenlast von 29 Mrd. Dollar ächzt (Ende 2002), gehen allein drei Viertel des Verlustes von 45,5 Milliarden Dollar im letzten Quartal 2002/2003 auf das Konto der Internet-Tochter AOL Online (auch beim Gesamtverlust entfielen dabei fast die Hälfte auf so genannte “Wertberichtigungen“ für AOL Online und den Kabelfernsehbereich). Um den ebenfalls gigantischen Schuldenberg von 29 Mrd. Dollar abzubauen, verkaufte ATW seinen Anteil von 8,4 Prozent am Satellitenbetreiber Hughes Electronics sowie seine Produktionsstätten für CDs, DVDs und Druckmaterial für insgesamt 1,8 Mrd. Dollar. Wie der Konzern jedoch so sein Ziel verwirklichen will, die Schulden bis Ende 2003 auf 20 Mrd. Dollar abzubauen, bleibt doch sehr schleierhaft, zumal gerade AOL allein schon bis Anfang Juni 2003 mehr als eine Million Abonnenten verloren hatte. Und nicht genug damit, ermitteln bei AOL sowohl die US-Börsenaufsicht SEC als auch die Staatsanwaltschaft: AOL soll in den Jahren 2000 und 2001 knapp 600 Mio. Dollar an Einnahmen verschiedenster Art unzulässig als Werbeumsatz verbucht haben. Zusätzlich zu den offiziellen Ermittlungen laufen noch mehr als 40 Aktionärsklagen gegen den Konzern, und April 2003 reichte die Universität Kalifornien Klage wegen Anlagebetrugs ein (das große Jammern derjenigen, die total begriffslos dem „sich aus sich selbst vermehrenden Geld“ gefrönt hatten). Es geht um 1,7 Mrd. Dollar, um die AOL seinen Gewinn innerhalb von drei Jahren zu hoch ausgewiesen haben soll. Selbstverständlich hat diese “Erfolgsgeschichte“ auch Auswirkungen auf die “Kreditwürdigkeit“, was sich allein schon am Aktienkurs ablesen lässt, der um über 75 Prozent eingebrochen ist (schließlich stellen auch “Aktien“ einen “Kredit“ dar, deren “Zins“ “Dividende“ genannt wird - “Zins“ ist wiederum nichts anderes als ein Teil des im BWL-Jargon “Profit“ genannten “Mehrwertes“). Analysten sehen die “Kreditwürdigkeit“ sogar generell in Frage gestellt, was aus AOL Online mit einem “Mausklick“ AOL Offline machen würde. Überhaupt befinden sich viele Bereiche der US-“Medienindustrie“ (O-Ton FTD – ein weiteres begriffsloses Konstrukt, wie schon “Luftfahrtindustrie“ oder “Finanzindustrie“) wie z.B. Zeitungen / Zeitschriften, Buchverlage oder die Werbebranche in einer prekären Schieflage. Angesichts der derzeit ebenfalls auch auf die US-Buchverlage voll durchschlagenden finalen “Konjunkturkrise“ (ja, ja von wegen “Konjunktur“ – such, such die neue “Lange Welle“ (á la Schumpeter & Co.) in der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION), verkündete der Verlagsarm des US-Medienkonzerns Viacom, Simon & Schuster, Ende Juli 2003 (FTD, 23.07.2003) den Abbau von 75 Stellen, 5 Prozent der Gesamtbelegschaft. Da nach eigenen Aussagen des Konzerns die Aussichten weiter düster bleiben und die Verkaufszahlen (vermutlich “Verkauf“ á la US-Autohersteller) selbst bei einer erhofften “Erholung“ voraussichtlich nicht mehr das vorherige Niveau erreichen würden, werden zweifelsohne weitere Stellenstreichungen folgen. Als ein weiterer Minus-Gigant erweist sich der US-Medienkonzern Liberty Media, der für das zweite Quartal (FTD, 15.08.2003) erneut einen Fehlbetrag von 464 Mio. bekannt gab, nachdem im Vorjahreszeitraum sogar 3,1 Mrd. Dollar als Minus zu verzeichnen waren. Doch nicht nur eloquente Prosa oder anmutige Lyrik scheint sich nur noch schleppend zu verkaufen (kann es vielleicht daran liegen, dass der ehemalige Boeing-Mitarbeiter statt Charles Dickens jetzt die Kippen von der Strasse liest ???), auch “nackte Tatsachen“ sind offensichtlich nicht mehr gefragt. So ist denn auch “Pleite im Penthouse“ angesagt – der Herausgeber der Geifergazette, General Media, flüchtete sich Mitte August 2003 - wie üblich – unter Gläubigerschutz nach Kapitel 11 (übrigens eine schöne Metapher für all diejenigen, die meinen, dass es ja nur wieder “die anderen da unten“ erwischt). “Miese“ statt “Miezen“ heißt es auch beim anderen Rubbel-Report für Hochglanz-Hohlköpfe “Playboy“. Playboy Enterprises verzeichnete im zweiten Quartal 2003 (Quartalsende 7/2003) einen Verlust von rund einer Million Dollar. Im Vergleichsquartal des Vorjahres fiel ebenfalls ein Verlust von 3,1 Mio. Dollar an. Nicht besser steht es um die “seriösen“ US-Zeitungen wie das Wall Street Journal oder die New York Times, denen der Einbruch des Anzeigengeschäfts schwer zu schaffen macht. Kein Wunder, wenn mensch bedenkt, dass die US-Zeitungen 80 Prozent des Umsatzes damit erzielen; nur gerade mal 20 Prozent entfallen auf Kioskverkäufe und Abonnements. (Womit sich mal wieder bewahrheitet, dass, systemisch gesehen, “Kosten“ nun mal “Kosten“ bleiben und auch nicht durch formalrechtliche bzw. strukturelle “Auslagerung“ in “selbstständige Betriebe“ plötzlich zu “Gewinnen“ werden können, d.h. “Anzeigen“ bzw. “Werbung“ “kosten“ Geld – sie “schöpfen“ keins. Selbst die in Bezug auf “Banken, Versicherungen und andere Finanzunternehmen“ (die allesamt natürlich auch nicht “wertschöpfend“ sind) begriffslose FTD ahnt das zumindest: „Hauptursache (für den Einbruch bei den Werbe- bzw. Stellenanzeigen) ist vor allem die anhaltende Sparpolitik von Banken, Versicherungen und anderen Finanzunternehmen bei ihren Werbebudgets.“ - siehe auch `Die Himmelfahrt des Geldes`; Kapitel 3). Das zeigt sich auch am Beispiel der weltweit zweitgrößten US-Werbeagenturholding Interpublic Group of Companies (IPG). Anfang März 2003 „überraschte der Konzern die Investoren mit neuen Hiobsbotschaften“ (O-Ton FTD, 10.03.2003). Der “Gewinn“ war im vierten Quartal um 78,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 20,3 Mio. Dollar (Vorjahr: ca. 97 Mio. Dollar) gesunken. Nach “Angaben“ der Konzernleitung war der Einbruch vor allem auf “falsche Umsatzbuchungen“ von 1997 bis 2002 sowie auf “Wertabschreibungen“ bei der defizitären Sportmarketingtochter Octagon Motor Sports in Höhe von insgesamt 165,7 Mio. Dollar zurückzuführen – also auf bislang vertuschten Betrug. Die in New York ansässige IPG, zu der etwa die Werbeagenturen McCann-Erickson, FCB und eine Beteiligung an der Hamburger Springer & Jacoby gehören, hatte bereits 2002 mehrfach Angaben über “falsch verbuchte Einnahmen“ bei ihrer größten Tochter McCann “korrigiert“. Zuletzt war hierbei von 181,3 Mio. Dollar die Rede. Diese “Unregelmäßigkeiten“ ließen das “Vertrauensbarometer“, den Aktienkurs, 2002 um 74 Prozent abstürzen und führten im Juni 2003 dazu, dass ein US-Bezirksgericht eine Klage wegen “irreführender Rechnungslegung“ zuließ, nachdem zuvor schon die US-Börsenaufsicht SEC eine Untersuchung eingeleitet hatte. Auch dass der mit 2,6 Mrd. Dollar verschuldete Konzern nach Bekanntgabe des Quartalsergebnisses im März von der Rating-Agentur Standard & Poor`s postwendend von BBB- auf BB+ (die “Kreditwürdigkeit“ befindet sich also schon jenseits von “Junk“ (“Ramsch“)) herabgestuft wurde, kann angesichts dieser Bilanzmanipulationen und der darüber hinaus von Beobachtern in der nächsten Zeit noch erwarteten weiteren “bösen Überraschungen“ (O-Ton FTD) ebenfalls nicht mehr verwundern. Ohne Zweifel wäre der Verlust (denn der ausgewiesene “Gewinn“ ist eh eine “Luftnummer“) noch drastischer ausgefallen, wenn nicht allein schon 2002 von den 54.000 Jobs 3200 (6 Prozent) gestrichen worden wären, und es versteht sich, dass mit Bekanntgabe der Quartalszahlen ebenso die Ankündigung weiterer Stellenstreichungen verbunden war. Diese beliefen sich allein im ersten Halbjahr 2003 auf 1450 Arbeitsplätze, und nachdem im zweiten Quartal 2003 ein Verlust von 13,5 Mio. Dollar angefallen war, wurde weitere Stellenkürzungen angekündigt (FTD, 14.08.2003). Dennoch dürfte ein großer Teil des Verlusts (natürlich sind auch die Betrügereien oftmals den nicht mehr ausreichenden Einnahmen geschuldet) auf dramatisch eingebrochene Werbeeinnahmen zurückzuführen sein, die allein 2002 den Umsatz um 8,7 Prozent auf 6,2 Mrd. Dollar schrumpfen ließen, also um ca. 600 Mio. Dollar. Und für den Verlauf des Jahres 2003 wird mit einem weiteren Rückgang von 4 Prozent gerechnet – für einen Werbekonzern ist das keine gute Werbung. Drehschluss auch in Hollywood: An den amerikanischen Kinokassen brummt es nicht mehr wie im vergangenen Jahr. Zu Mitte 2003 lagen die Umsätze bereits um rund drei Prozent hinter denen des Vorjahres, an einigen Wochenenden lagen sie sogar um 17 Prozent unter jenen vergleichbaren des Vorjahres (FTD, 15.07.2003). Angesichts steigender Produktions- und Marketingkosten sehen die großen Filmstudios wie Universal Studios, Sony Pictures, Disney Pictures oder Metro-Goldwyn-Mayer Studios mit Besorgnis auf die schwächeren Besucherzahlen (logisch: Radkappen gucken keinen “Terminator 3“). Und auch den “Blockbustern“ geht mittlerweile ziemlich schnell die Puste aus: Die Einnahmen von “Terminator“ waren nach einem sehr guten Start in Amerika in der zweiten Woche um 55 Prozent eingebrochen – und solche Abstürze um 50 bis 70 Prozent sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Damit die Ausgaben wieder eingespielt werden, müssen selbst bekannte Mehrteiler intensiv beworben werden. Gespart wird dann bei weniger bekannten Schauspielern. Zudem wird öfter im Ausland gedreht. Dort sind Studiokosten sowie Gehälter für das Personal “nicht so hoch“ wie in Amerika, wo einflussreiche Gewerkschaften mitbestimmen (quasi “Lumpen-Terminator“). Darüber hinaus spüren die großen amerikanischen Filmstudios die Schwäche des europäischen TV-Marktes: Für Serien und Filme zahlen die Sender bis zu einem Drittel weniger als noch vor drei Jahren auf dem Höhepunkt des Börsen- und Medienbooms (kein Wunder: deren (simulierte) Einnahmen sind nämlich auch dramatisch eingebrochen). Nicht weniger deutlich macht sich der immer mehr versiegende Strom von Geldern aus so genannten “Filmfonds“ (diese genossen bislang “Steuervorteile“ – FTD, 28.05.2003) bemerkbar (vor allem deutsche Investoren haben zu den Hochzeiten des Börsenbooms Milliardenbeträge für amerikanische Filmproduktionen überwiesen (FTD, 28.05.2003) – soweit zu dem Gejammer der Kulturalismus-Idioten, die von “stetiger Amerikanisierung“ faseln, obwohl doch viel eher von einer “Europäisierung“ oder gar “Germanisierung“ Hollywoods die Rede sein müsste). Ausgebrüllt hat anscheinend vor allem Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), ohnehin nur ein Drittel so groß wie andere Hollywood-Studios. Zum Quartalsende Ende Juli 2003 stürzte das Unternehmen noch tiefer in die roten Zahlen. Trotz eines im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent auf 487 Dollar gestiegenen Umsatzes, fiel ein um 10 Prozent von 121 auf 133,5 Mio. Dollar gewachsener Verlust an. Auch bei Disney rollen Dagoberts Rubel nicht mehr so recht, was einen ohnehin unmöglichen Abbau der 13 Milliarden Dollar Schulden noch unmöglicher macht. Dass zeigt sich auch am Tochterunternehmen Euro Disney (FTD, 04.08.2003): “Akute Geldnot erschüttert Euro Disney“...“Die Schieflage des französischen Freizeitparkbetreibers Euro Disney hat Zweifel an der Überlebenskraft des Unternehmens geweckt...Gespräche mit der US-Muttergesellschaft Walt Disney Company (Disney muss bereits seit April auf die Lizenzgebühren “verzichten“) und Kreditinstituten seien im Gange. Scheitern die Verhandlungen ist eine Liquiditätskrise unausweichlich. Dann dürften Banken Kredite von 1,7 Mrd. Euro einfordern.“ – Doch dieses Geld können die Banken getrost schon mal “abschreiben“, denn: “Die Entwicklung ist katastrophal“, sagte Virginie Blin, Analystin beim Pariser Wertpapierhaus Fideuram Wargny (überall auf der Welt werden aber auch diese “Wertpapierhäuser“ schon bald “Klopapierhäuser“ sein). Die Ursache für die “Krise“ liegt dabei angeblich in den erst im März 2002 eröffneten Walt Disney Studios, mit Attraktionen rund um den Film – doch wie mensch nur einige Zeilen weiter lesen kann: “Dieser zweite Park ist gebaut worden, um die Bareinnahmen zu erhöhen und damit die Schulden für den ersten Park zu zahlen.“ Kurios, doch so lief der globale Laden die letzten zwanzig Jahre zu 99,99 Prozent: Schulden werden mit noch mehr Schulden bezahlt (siehe auch `Die Himmelfahrt des Geldes; Kapitel 2,3,4). Dass das aufgrund des “Verzinsungszwangs“ dann logischerweise unweigerlich in die “Zahlungsunfähigkeit“ führt, kann mensch an der globalen Pleitewelle sehr schön sehen (bedingt natürlich hauptsächlich dadurch, dass es “geldschöpfende Arbeitszeitmengen“ in der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION nur noch in homöopathischen Dosen gibt sowie durch die in den letzten 25 Jahren historisch beispiellos abgestürzten Reallöhne). Doch durch den Kollaps der Wachstumssimulation hat es sich schon bald auch für Disney “aus-getrickst“. Dieses Herabdrücken der Löhne trägt gesamtgesellschaftlich genauso unweigerlich mit zum allseitig bejammerten “Käuferstreik“ bei, der wiederum ebenso direkte Auswirkungen auf den so genannten “Handel“ (also die “Warenzirkulation“) hat (zum “Beitrag“ zur “Kaufkraftvernichtung“ und des damit zusammenhängenden Zusammenbruchs des “Konsums“ durch das bereits kollabierte “Beleihen“ von “Aktien“ sowie durch die derzeit kollabierende “Immobilienblase“ (fiktive Wertsteigerungen durch “Anfachen“ von “Nachfrage“ aufgrund künstlich niedrig gehaltener Hypothekenzinsen (jedoch selbstredend auch aufgrund von “Anlagedruck“) bzw. das Verwenden von “freigewordenen Geldern“ aus zu niedrigeren Zinssätzen “umgeschuldeten“ Hypothekenkrediten für den Konsum), - aber natürlich auch durch die zusammengebrochenen bzw. schwer in Mitleidenschaft gezogenen Versicherungen und Pensionsfonds (bye, bye “Lebensversicherung“ bzw. “Privatrente“) sowie durch massenhafte Massenentlassungen – weiter unten). Wie weit der Zusammenbruch der Kaufkraft schon fortgeschritten ist, wird dabei nicht nur aus massenhaft leerstehenden Läden ehemaliger kleiner Einzelhändler ersichtlich, sondern anhand der Tatsache, dass mittlerweile selbst die “Discounter“ und auch der “Großhandel“ unter zunehmendem Druck geraten bzw. bankrottieren. In den USA ist dieser Prozess schon weit fortgeschritten, wie aus einem bei GMX im Internet bereits am 08.11.2002 erschienenen Artikel (Rubrik :`Finanzen`) hervorgeht. In diesem wird von einer “Gewinnwarnung“ des US-Discounters Costco Wholesale Corp. berichtet, was wie immer “Besorgnis erregt“. Weiter heißt es da, dass „dies deshalb so wichtig ist, weil die Konsumenten in den letzten 18 Monaten immer kostenbewusster einkauften und ihr Geschäft zu den Discountern trugen. Wenn nun das Geschäft bei den Discountern beginnt einzubrechen (...) müsse man sich auf eine Entlassungswelle im Einzelhandel sowie Geschäftsschließungen einstellen.“ Wie vollko

Aufschwung XIX

(23) Doch wie schon aus der desaströsen Lage der Fluggesellschaften hervorging, hat nicht nur das “verarbeitende Gewerbe“ einen katastrophalen Absturz erlebt, sondern auch im “Dienstleistungs“- und “Finanzsektor“ (wozu natürlich auch die Fluggesellschaften zählen – von wegen “Industrie“) sowie im “Handel“ reiht sich ein GAU an den nächsten. In den ehemaligen Hyperblasen-Branchen der “New Economy“ (die mittlerweile ganz schön alt aussieht) sind es vornehmlich IT-Dienstleister, Softwarefirmen, Mobilfunkgesellschaften sowie Internet-/Kabel-Betreiber, die in den Abgrund gerissen wurden. Bisheriger Spitzenreiter ist dabei zweifelsohne Worldcom. Der Telekom-Konzern (seit Ende Mai 2003 unter MCI firmierend) wurde Mitte 2002 zahlungsunfähig, nachdem er im (natürlich: bisher) größten Bilanzskandal der US-Wirtschaftsgeschichte eingeräumt hatte, seinen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um 11 Mrd. Dollar zu hoch ausgewiesen (FTD, 09.07.2003, 20.05.2003), also seine Anleger mit gigantischen Bilanzmanipulationen betrogen zu haben (ganz nebenbei vernichtete der Zusammenbruch rund 200 Mrd. Dollar Börsenwert (FTD, 08.08.2003)). Der seitdem unter Kapitel 11 laufende Konzern kommt jedoch auch weiterhin nicht aus den Schlagzeilen – im Gegenteil: Die ohnehin schon prekäre Lage spitz sich offenbar noch weiter zu. Nach einem Bericht der “New York Times“ (die sich jedoch auch in Schieflage befindet) von Ende Juli 2003 ermitteln US-Staatsanwälte erneut gegen das Unternehmen mit derzeit noch 55.000 Angestellten. MCI (ehemals Worldcom) soll lokalen Telekommunikationsdienstleistern Jahre lang Zugangsgebühren vorenthalten haben. Dieser weitere Betrug belaufe sich möglicherweise auf einige Hundert Millionen Dollar. Zusätzlich dazu muss MCI im Rahmen des Insolvenzverfahrens auch noch Rekordstrafen von 750 Mio. bzw. 1,5 Mrd. Dollar zahlen. Und auch die Aussichten sind düster, wie aus den Anfang Juli 2003 deutlich gesenkten Umsatz- und Gewinnprognosen für die nächsten drei Jahre hervorgeht: MCI erwartet nun für die kommenden drei Jahre rückläufige Umsätze und veranschlagte auch den Vorsteuergewinn gleich mal mit 1,8 Mrd. Dollar niedriger als “gedacht“ (O-Ton). Dass bis Anfang September 2003 noch nicht abgeschlossene Insolvenzverfahren sieht neben einer Strafe von 750 Mio. Dollar, die in einen “Pool“ für geschädigte Anleger gezahlt werden soll (zu zahlen an die amerikanische Börsenaufsicht SEC) sowie einer weiteren gerichtlichen Strafe von voraussichtlich 1,5 Mrd. Dollar (Verhandlung derzeit noch nicht abgeschlossen), die fast vollständige Entschuldung des Telekomkonzerns vor - doch genau das fürchten die beiden ebenfalls taumelnden größten Konkurrenten AT & T und Verizon, da MCI im Gegensatz zu diesen Unternehmen dann die bisherigen Schulden von 41 Mrd. Dollar auf 5 Mrd. Dollar drücken würde (selbstverständlich kann MCI auch diese 5 Mrd. Dollar nie wieder “abarbeiten“ - geschweige denn wird es dem Unternehmen wohl kaum noch gelingen, Investoren zu finden). Es steht also außer Frage, dass diese politisch-juristische “Lösung“ angesichts der noch immer schwierigen Lage der großen amerikanischen Telefonkonzerne (bedingt durch rückläufige Preise aufgrund schwacher Nachfrage, die Konkurrenz durch Mobiltelefone und E-Mail sowie zu erwartende weitere Umsatzeinbußen infolge einer so genannten “Do Not Call“-Liste, mit der US-Verbraucher Anrufe von Telefonverkäufern untersagen lassen können, - 17 Millionen Amerikaner ließen ihre Nummern bisher sperren, was die Ferngesprächskonzerne fünf Prozent Umsatz kosten könnte) weitere Insolvenzen nach sich ziehen wird. Es versteht sich nicht minder, dass die “Gläubiger“ (unter den düpierten Anlegern befindet sich u. a. auch ein “Pensionsfond“ des Staates New York – zu dieser Form der tollen “privaten Alterssicherung“ auch noch weiter unten) gegen diesen “Entschuldungsplan“, der quasi Totalverlust (ca. 90 Prozent) bedeuten würde, Sturm laufen. Doch nicht nur, weil sie “Ihr geliebtes Geld verlieren“, sondern weil sie oftmals auch selber “Schuldner“ sind, und somit selbst in den Bankrott getrieben werden (egal ob der kleine Rentner, der dann ohne Rente da steht, um damit Eigenheim, Auto etc. abzustottern oder die große Bank, die dann ein Geldspeicher ohne Geld wird, womit unzählige “Sparer“.(die kleinbürgerlichen Geldidioten, die auch glauben, dass das Geld sich aus sich selbst vermehrt), gefeuerte Bankangestellte (mitunter sogar die gesamte Bank) und Firmen, denen die Bank ihre Kredite kündigt, auf der Strecke bleiben). Ein weiterer Mega-Minus-Maniac dieser Branche ist schon erwähnte AT & T. Ende Januar 2003 meldete der Konzern für 2002 einen Jahresverlust von 13,1 Mrd. Dollar (nachdem auch schon im IV. Quartal 2001 1,39 Mrd. Dollar Verlust angefallen waren), was der Konzern mit “Abschreibungen auf nicht mehr weitergeführte Geschäftsbereiche“ sowie “neue Bilanzierungsregeln“ “begründete“. Zuvor schon hatte das Unternehmen eine weitere Kündigungswelle angekündigt, in Zuge derer bis Mitte 2003 3500 Stellen (fünf Prozent der Gesamtbelegschaft), davon die Hälfte im Managementbereich, zusätzlich wegfallen sollten, nachdem bereits 10.000 Stellen in den beiden vorangegangenen Jahren gestrichen worden waren. Damit wurden mittlerweile ca. 18 Prozent der ursprünglich 80.000 Stellen abgebaut.. Allerdings werden diese Kürzungen garantiert nicht die letzten bleiben, denn wie die Konzernleitung selber schon feststellte, mache zum einen die “Automatisierung“ (schöne Grüße von der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION) viele Jobs überflüssig, zum anderen verringere eine “Neuorganisation“ die Zahl der Führungsebenen. In die Fußstapfen von Worldcom versucht anscheinend auch die US-Telefongesellschaft Qwest Communications International zu treten. Aus einem auf das zurückliegende Quartal bezogenen und (wie bei vielen anderen auch) mit Hurra-Überschrift versehenen Artikel der FTD vom 30.05.2003 (“Telefonanbieter Qwest schreibt schwarze Zahlen“) geht hervor, dass der viertgrößte Anbieter von Ortsgesprächen, der dazu noch auf 22,3 Mrd. Dollar Schulden sitzt, allein im entsprechenden Vorjahresquartal einen Verlust von 23,9 Mrd. Dollar verzeichnete. Und auch der zu Anfang vermeldete “Quartalsgewinn“ von 150 Mio. Dollar wird nur einige Zeilen später als reiner Buchungstrick entlarvt: „Qwest profitierte im vergangenen Quartal stark von Änderungen bei den Buchhaltungsregeln, die bestimmte Stillegungskosten betreffen. Dadurch fiel der Gewinn um 206 Mio. Dollar höher aus. Ohne diese buchhalterischen Änderungen hätte sich immer noch ein Fehlbetrag von 56 Mio. Dollar ergeben. Das gestern vorgestellte Ergebnis ist allerdings noch nicht endgültig, da erst noch die Bilanzen der vorangegangenen Quartale überprüft und korrigiert werden müssen.“ – Dabei helfen derzeit auch tatkräftig das US-Justizministerium und die amerikanische Börsenaufsicht SEC, die ihre Ermittlungen wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation sogar noch ausgeweitet haben; bestimmt auch bedingt durch die Tatsache, dass das Unternehmen schon von sich aus allein für die Jahre 2000 und 2001 eine “Bilanzkorrektur“ von 2,2 Mrd. Dollar angekündigt hatte (“minus“, versteht sich). Und da es dem Unternehmen ja scheinbar so gut geht, wurde direkt noch ein Kredit von 1Mrd. Dollar aufgenommen - na, wenn das mal kein finaler Fehler des Investors war. Über den größten US-Telekomkonzern im Ortsnetz, Verizon, war indes nicht allzu viel in Erfahrung zu bringen. So vermeldete das Unternehmen durch seine Mobilfunktochter zum Ende des II. Quartals Ende Juli 2003 zwar endlich wieder einmal einen Gewinn (die Höhe wurde im betreffenden Artikel der FTD vom 30.07.2003 nicht genannt), doch gleichzeitig warnte der Konzern vor künftigen “Ertragsbelastungen“ durch schrumpfende Pensionsrücklagen für die Mitarbeiter. (Das muss mensch sich mal vorstellen: Ganz offensichtlich verbucht auch Verizon (wie viele andere Unternehmen auch) die Pensionsrückstellungen als “Haben“, obwohl es doch de facto Schulden sind. Doch jetzt bricht, bedingt durch den Kollaps der Wachstumssimulation (alias “Börsencrash“) mehr und mehr zusammen, was Jahre und Jahrzehnte gängige “Geschäftspraxis“ war: Laufende Pensionszahlungen wurden durch Spekulationserträge “finanziert“ (wobei die Rentner vermutlich mit Bröseln abgespeist und der große Rest als “Gewinn“ präsentiert wurde), d.h. diese eigentlichen Schulden wurden nicht aus den laufenden Erträgen der Unternehmen gezahlt, sondern dadurch, dass die “Finanzabteilung“ dieses Geld an andere Unternehmen in Form von Aktien und Krediten verlieh. Das konnte nur solange gut gehen, insofern das Schneeballsystem der Verwertung des Werts bzw. dessen Simulation noch expandierte. Nach dessen Zusammenbruch werden bald auch die Verizon-Mitarbeiter ihr blaues Wunder erleben (wie es bei erwähntem Stahlkonzern und noch weiter unten angeführten Versicherungen und Pensionsfonds geschehen ist - siehe auch Spiegel 10/2003 sowie Projekt `Großbritannien`). Ganz schön lahm zeigt sich gleichfalls der drittgrößte US-Anbieter für Ferngespräche Sprint (FTD, 12.06.2003). In besagtem Artikel ist von “Aufwendungen“ in Höhe von 475 Mio. Dollar für das zu dieser Zeit laufende Quartal die Rede. Diese entstanden durch die Einstellung der Webhostingsparte sowie durch die Streichung von 500 Stellen. Von den zehn bestehenden Datenzentren dieser Sparte in den USA würden acht geschlossen. Und im darauffolgenden Quartal gab Sprint dann richtig Gas (FTD, 24.10.2003): “Sprint rutscht in rote Zahlen“ – „Sprint, Amerikas drittgrößte Telefongesellschaft, hat im vergangenen Quartal nach Abschreibungen einen Verlust von 498 Mio. Dollar gemacht. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 519 Mio. Dollar erwirtschaftet.“ – Auch hier heißt es: Wer`s glaubt, wird selig: Zum einen dürfte der Telefonkonzern längst überfällige “Abschreibungen“ bislang nur aufgeschoben haben, zum anderen wird auch Sprint, ähnlich wie die anderen, Milliardenschulden aufgetürmt haben – womit diese “Gewinne“ nichts als potemkinsche Dörfer sind.

Aufschwung XX

(24) Schnittstellenprobleme gibt`s derzeit auch bei den US-IT-Dienstleistern EDS und CSC: Am 19.05.2003 meldete die FTD, dass die US-Börsenaufsicht SEC die Untersuchungen gegen EDS, Nummer zwei im Segment Computer Services Consulting hinter IBM, nun auch auf einen Großauftrag der US-Marine ausgedehnt habe, nachdem bereits zuvor fehlgeschlagene Termingeschäfte des Konzerns mit Aktien (tja, auch bei EDS reichen die realen Einnahmen offensichtlich nicht mehr, um noch “Gewinne“ ausweisen zu können – siehe Kapitel 8) untersucht worden waren, die im dritten Quartal des vergangenen Jahres zu einer “massiven Verschlechterung der Geschäftszahlen“ geführt hatten (Es ließ sich bislang leider nicht in Erfahrung bringen, was das in konkreten Zahlen heißt). Die erweiterte Untersuchung bezieht sich auf den Verlust von 334 Mio. Dollar, den EBS mit dem Marineauftrag zur Erneuerung interner Computernetze der Armeeeinheiten macht. Und auch im weiteren Verlauf des Jahres ist der Minus-Trend ungebrochen: Ende Juli 2003 meldete das Unternehmen einen im Vergleich zum Vorjahr um 57 Prozent auf 138 Mio. Dollar abgestürzten Halbjahresgewinn (Vorjahr: 316 Mio.) Aber wie bei EDS, IBM und anderen Konkurrenten lassen auch bei Computer Sciences Corporation (CSC) die Aufträge von Unternehmen zu wünschen übrig. Dass der südkalifornische Outscourcing-Spezialist Mitte August 2003 dennoch einen starken Umsatz- und “Gewinnanstieg“ vermelden konnte lag an der Übernahme es ehemaligen Konkurrenten Dyncorp (spezialisiert auf Dienstleistungen für die US-Verteidigungs- und Justizministerien und zahlreiche andere Behörden) im Dezember 2002 und dem damit um 87 Prozent (!!!) gestiegenen Geschäft mit US-Bundesbehörden, wozu auch das neue Ministerium für Heimatsicherheit gehört. - Das Melken des Superministeriums “Department of Homeland Security“, das mit seinen 22 Einzelbehörden zu den größten IT-Abnehmern gehört, ist jedoch selbstredend auch nicht “wertschöpfend“, sondern muss aus vorher erzielten “Steuern“ “finanziert“ werden - also eine “keynesianische Luftnummer“.

usw. I

(25) Harte Zeiten ebenso für die Software-Branche: Auch für die einstigen Megastars des IT-Theaters, die bislang noch relativ glimpflich davonkamen, ist 2003 das Jahr der Wahrheit. So heißt es in der FTD vom 03.06 2003: „Die Übernahme von J.D. Edwards durch Peoplesoft dürfte die seit langem erwartete Konsolidierungswelle im Markt für Unternehmenssoftware einleiten. „Dieses Jahr wird ein Jahr der Übernahmen im Markt für Unternehmenssoftware“, sagt Bruce Richardson, Analyst beim Beratungsunternehmen AMR Research. Die Anbieter leiden unter dem Hype der vergangenen Jahre. Vor allem im Jahr 2000 haben viele Unternehmen Lizenzen gekauft, auf denen sie dann sitzen geblieben sind. Seitdem konsolidiert der Markt (Quatsch – er kollabiert). Analysten schätzen, dass es rund 600 Anbieter von betriebswirtschaftlichen Programmen gibt. Dies sind meist kleine Unternehmen, die sich auf ein Segment spezialisiert haben. Vor allem von diesen kleinen Untenehmen dürften in den kommenden Monaten viele aus dem Markt verschwinden. Auch die großen Hersteller weisen seit einigen Quartalen schwache Ergebnisse aus. Zuletzt hatten alle großen Unternehmenssoftwarehersteller im ersten Quartal 2003 schwache Zahlen vorgelegt. So gingen die Lizenzumsätze von Oracle (USA), SAP (Deutschland), Peoplesoft (USA) und Siebel (USA) teilweise dramatisch zurück (kein Wunder bei der größten globalen Pleitewelle aller Zeiten). Siebel zum Beispiel verkaufte, verglichen mit dem Vorjahresquartal, nur noch rund die Hälfte der Software; Peoplesoft musste einen Rückgang von 39 Prozent hinnehmen. Softwarelizenzumsatz ist für die Hersteller von Unternehmenssoftware eine besonders wichtige Größe, weil die Verkäufe von Programmen später Service- und Wartungsumsatz nach sich ziehen. Kleinere Anbieter dürfte es noch härter treffen. „Wir gehen davon aus, dass es 2003 und 2004 eine Konsolidierungswelle geben wird (also “Massensterben“), da insbesondere kleinere Anbieter zurzeit eine negative Marge und negativen Cashflow aufweisen und daher vom Markt verschwinden werden“ sagt Knut Woller, Analyst bei der HypoVereinsbank. Je länger die Krise im Unternehmenssoftwaresektor dauere, desto mehr kleine Unternehmen würden aus diesem Segment gedrängt. Bereits im vergangenen Jahr hat es einige Unternehmen getroffen.“ – Ein wirklich eindrucksvoller Artikel, der zeigt, dass Fernseher oder Klodeckel auch keine Programme kaufen. Die Fusion der US-Softwarefirmen Peoplesoft und J.D. Edwards kann als Fanal gelten, welch mörderische Hetzjagd in der nahen Zukunft ansteht. Denn kaum war der Zusammenschluss über die Bühne gegangen, kündigte Peoplesoft Anfang September 2003 an, bis zu 1000 der 13.000 Stellen zu streichen – vorrausgesetzt die “Renditeprognosen“ werden erfüllt. Sollten die Gewinnerwartungen nicht eintreffen stehen sogar noch mehr Arbeitsplätze zur “Disposition“ (Das ist überhaupt nur noch die einzige Methode, abgesehen von Bilanzfälschung, um noch (kurzfristig) “Gewinne“ ausweisen zu können: massenhaft Menschen entlassen und die so genannten “Einsparungen“ bei den Personalkosten dann als “Gewinn“ ausweisen. Da das aber eben auch alle machen, schließt sich damit der Kreis – da werden so und soviel Tausend gefeuert und können sich dann das und das nicht mehr kaufen. Dadurch bricht bei Unternehmen XY die Nachfrage ein und feuert dann ebenfalls – und falls das Unternehmen sogar bankrottiert, gibt`s halt auch keine “Lizenzgebühren“ für Verwaltungsprogramme mehr.). - Und selbstverständlich wird auch Peoplesoft massiv Arbeitsplätze nach Indien verlagern, weil „die Angestellten dort nur ein Fünftel dessen kosten, was sie in Amerika oder Europa kosten“. Durch diesen Zusammenschluss geraten auch die beiden US-Unternehmenssoftware-Hersteller Siebel und Oracle unter Druck. Für den Spezialsoftwareanbieter Siebel, lange Zeit härtester SAP-Konkurrent im Bereich der Kundenverwaltungssoftware, sieht es dabei gar nicht gut aus. Nach einem SZ-Artikel von 01/03 machte Siebel im IV. Quartal 2002 einen Verlust von 38 Mio. Dollar bei einem zum Vorjahresquartal um 20 Prozent von 487,8 auf 394,7 Mio. Dollar zurückgegangenen Umsatz. Und laut FTD vom 03.06.2003 musste das Unternehmen auch in den vergangenen Quartalen starke Umsatzrückgänge hinnehmen. Nach Ansicht von Analysten ist das Unternehmen zu einseitig ausgerichtet und steht deshalb unter Druck, ebenfalls ein anderes Unternehmen zu kaufen. Anscheinend fehlt Siebel jedoch dazu das Geld (such das “Eigenkapital“), stattdessen vereinbarte das Unternehmen schon Ende Januar 2003 eine Kooperation mit IBM. Siebel will damit sein Softwarepaket für die Verwaltung von Kundendaten auch für die IBM-Internetplattform Websphere anbieten. Siebel und IBM investieren je 150 Mio. Dollar in die Entwicklung des neuen gemeinsamen Produkts. Doch auch bei Siebel hat sich dadurch nichts geändert. Nach einem Ende Juli 2003 für das II. Quartal bekannt gegebenen Gewinn- und Umsatzeinbruch, kündigte das Unternehmen den Abbau von 490 der 5400 Stellen an, das sind 9 Prozent der Gesamtbelegschaft. Verglichen zum Vorjahresquartal sackte der Umsatz um 18 Prozent von 406 auf 333,3 Mio. Dollar ab. Der Gewinn sank um 67 Prozent von ca. 30 auf 9,8 Mio. Dollar. Vor allem bei Betrachtung des für Softwarefirmen als Maß des Kerngeschäfts dienenden Softwarelizenzumsatzes zeigt sich die gefährliche Entwicklung bei Siebel: Der Softwarelizenzumsatz brach im Vergleich zum Vorjahresquartal um 35 Prozent auf 110 Mio. Dollar ein !!! Nachtrag zu “Der Aufschwung ist da“ – nur nicht für Siebel & Co.: Mittlerweile macht sich ja auch im Softwarebereich wieder hohles Hurra-Gejohle breit, was natürlich nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. So titelt die SZ vom 17.10. 2003: “SAP übertrifft alle Erwartungen“ – eine geheuchelte Euphorie wie sie lächerlicher nicht sein könnte. Denn wie mensch dem Artikel entnehmen kann, ist auch bei SAP der Gesamtumsatz rückläufig, und der gemeldete “Gewinnsprung“ von 23 Prozent in einem insgesamt schrumpfenden Markt nur durch enorme Verluste und Bankrotte der Konkurrenz bedingt. Darüber hinaus beruht ein Teil dieses “Gewinnsprungs“ auf reiner “Reichrechnerei“, wie aus einem (Neben-) Artikel der FTD vom 16.10.2003 hervorgeht: “SAP auf Pump“, worin festgestellt wird, dass sowohl SAP, Peoplesoft als auch Microsoft sich vermehrt auf den so genannten “Mittelstand“ konzentrieren wollen. Da der aber de facto ebenfalls bankrott ist, vertreiben die Software-Unternehmen ihre Software mittels “Lieferantenkrediten“, also “auf Pump“ (was sich kleinere Unternehmen natürlich nicht leisten können). Und genau dieses nicht vorhandene “Geld“ wird dann als “Umsatz“ und “Gewinn“ verbucht. Echt toll. Allerdings verdeutlicht der Artikel auch, dass diese “Gewinne“ nicht mehr aus einem insgesamt “wachsenden Markt“ stammen, sondern nur noch auf dem “Plattmachen“ der Konkurrenz (also die global schon weit verbreitete Plünderungsökonomie, nur in einem frühen Stadium): „Das (diese “Mittelstandsoffensive“) geht zu Lasten kleinerer Anbieter“, sagt Michael Kleinemeier, Zentraleuropa-Chef von Microsoft. Nicht weniger kommt das auch beim Hurra-Artikel der SZ zum Vorschein (mit dem wohl an tumbe nationalistische “Wir sind wieder Wer-Gefühle“ appelliert werden soll – schöne Grüße von Pawlow), denn wenn mensch ein wenig genauer hinsieht, enthält der Artikel noch eine kleine Zwischenüberschrift: “Siebel in roten Zahlen“ – heißt es da nämlich auf einmal (im wahrsten Sinne des Wortes) kleinlaut: „Unerfreulicher als bei SAP fielen die jüngsten Quartalszahlen für den amerikanischen Konkurrenten Siebel aus. Das Unternehmen schreibt nach wie vor rote Zahlen. Im dritten Quartal ist ein Nettoverlust von 59,3 Mio. Dollar entstanden, teilte Siebel am Mittwochabend (natürlich erst) nach US-Börsenschluss mit. Im Vorjahresquartal hatte der Fehlbetrag 92,1 Mio. Dollar betragen. Desgleichen stehen auch die Zeichen für den weltgrößten Datenbank-Konzern Oracle alles andere als gut: Für das Mitte September 2003 abgelaufene erste Geschäftsquartal 2003/2004 verzeichnete das Unternehmen einen im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf 515 Mio. Dollar zurückgegangenen Umsatz mit neuen Softwarelizenzen. Der Rückgang im Neugeschäft traf sowohl das Kerngeschäft Datenbankprogramme, das für rund 80 Prozent des Neugeschäfts steht, als auch die Sparte Unternehmenssoftware. Im Bereich der Unternehmenssoftware musste Oracle außerdem einen Einbruch des Umsatzes mit Dienstleistungen um fast 20 Prozent hinnehmen. Währungsbereinigt wäre auch der Gesamtumsatz statt eines Zuwachses um zwei Prozent auf 2,07 Mrd. Dollar real um über zwei Prozent rückläufig gewesen. Und nicht weniger “reichgerechnet“ erweist sich der um 28 Prozent auf 440 Mio. Dollar gestiegene Gewinn, der nur aufgrund weiterer massiver Kosteneinsparungen zustande kam. Doch auch für das laufende Quartal “prophezeite“ Finanzchef Jeff Henley einen weiteren Rückgang des Neugeschäfts. Somit wird verständlich, warum Oracle weiterhin und sogar verschärft die “Feindliche Übernahme“ von Peoplesoft betreibt. Oracles Chefstratege Charles Phillips zieht dabei alle Register: Er lancierte auf der Kundenkonferenz “Oracle World“ Mitte September 2003 in San Francisco, dass „in “vertraulichen Gesprächen“ mit mehreren institutionellen Investoren und Peoplesoft-Kunden diese ihre Zustimmung gegeben hätten.“ (was auch höchstwahrscheinlich den Tatsachen entspricht) Für den Fall, dass Peoplesoft Oracles Angriff abwehren sollte kündigte Phillips einen “aggressiven Verdrängungswettbewerb“ an – dem aber auch Oracle zum Opfer fallen könnte, da nämlich wiederum Microsoft und IBM Oracle zunehmend zusetzen - tja, so ist das halt, wenn die Märkte zusammenbrechen. Defizitär bleibt auch weiterhin der US-Softwarekonzern Computer Associates (CA). Für das Ende September abgeschlossene Quartal verbuchte CA einen im Vergleich zum Vorjahr von 52 auf 87 Mio. Dollar gestiegenen Verlust, was trotz nachbörslicher Veröffentlichung den Aktienkurs um 14 Prozent einbrechen ließ - immer “nachbörslich“ nach dem Motto: Vielleicht hat`s ja niemand mitbekommen (FTD, 24.10.2003). Verluste und Entlassungen stehen ebenso bei den Herstellern technischer Software auf dem Programm. So kündigte die Softwaretochter von Palm, Palm-Source, nach jahrelangen Verlusten schon im Februar 2003 den Abbau von 18 Prozent der 330 Stellen an. Und auch BMC, Hersteller für Server-Programme meldete Ende Juli 2003 von 6861 Stellen 890 streichen zu wollen (13 Prozent), nachdem im ersten Quartal 2003 ein Nettoverlust von 6,1 Mio. Dollar angefallen war. Und natürlich darf auch bei den Software-Herstellern das Salz in der Suppe nicht fehlen: Bilanzfälschung inklusive Kapitel (na ??? – ja, richtig) “11“. - Am 08.08.2003 berichtete die FTD über den wieder aus der Insolvenz hervorgegangenen US-Software-Hersteller Peregrine, der im September 2002 in die Insolvenz nach Kapitel 11 geflüchtet war, nachdem das Unternehmen den Umsatz mit Software um etwa 500 Mio. Dollar zu hoch ausgewiesen hatte. Dieses “Hervorgehen“ “reduzierte“ den Schuldenberg von 537 Mio. auf 70 Mio. Dollar – was für die Anleger mal eben 87 Prozent Verlust bedeutete – ein echter “Bye-Bye-Buck-Bug“. (Ein weiterer (zwar kanadischer) defizitärer Software-Hersteller ist Corel (FTD, 30.06.2003), der für das in diesem Artikel nicht näher bezeichnete Quartal einen Verlust von 5,6 Mio. Dollar verzeichnen musste, nachdem auch im Vorjahreszeitraum bereits ein Minus von 6,3 Mio. Dollar angefallen war. Postwendend kündigte das Unternehmen 66 Entlassungen an, was rund neun Prozent der Gesamtbelegschaft entspricht. Damit will Corel pro Jahr 4,2 Mio. Dollar “einsparen“ – was nichts anderes heißt, als dass diese Summe der gesamtgesellschaftlichen Kaufkraft abgeht. – Nachtrag: Ende September 2003 fand sich unter den Tausenden zufällig folgender FTD-Artikel vom 22.08.2003 mit der Überschrift: “Investor Vector kauft Corel“ – Darin wird von sieben Verlustquartalen in Folge berichtet, die schließlich in der Übernahme durch die Finanzgesellschaft Vector Capital mündeten – worüber die Aktionäre von Corel wohl hocherfreut gewesen sein dürften („Endlich...- Schwein gehabt !!!“). Und nicht nur die Spezialisten werden nach und nach durch die (sich aufgrund der austrocknenden Märkte) verschärfende Konkurrenz liquidiert – auch der weltgrößte Softwarehersteller Microsoft (MS) gerät zunehmend unter Druck (FTD, 30.05.2003). Sowohl zu Anfang 2003 als auch gegen Ende Mai 2003 sah sich der Konzern deshalb gezwungen, die Preise für Teile seiner Bürosoftware Office um 15 bis 30 Prozent zu senken (z.B. erhalten Händler einzelne Programme wie die Textverarbeitung Word und das Tabellenkalkulationsprogramm Excel rund 30 Prozent billiger als bisher). Auch die für Spätsommer 2003 erwartete neue Version soll sich an den gesenkten Preisen orientieren. Office ist Mircrosofts “Goldesel“ (O-Ton FTD) und macht 30 Prozent vom Umsatz sowie 50 Prozent des operativen Gewinns aus. Damit subventioniert MS unprofitable Sparten wie den Spielebereich und die Unternehmensprogramme. Die Preissenkungen richten sich gegen in jüngster Zeit erfolgreiche Konkurrenten, die preisgünstigere Programmpakete anbieten. Darüber hinaus stellen diese jedoch vermutlich eine Reaktion auf billigere Konkurrenzprodukte des Computerherstellers Sun und des Softwareherstellers Corel dar. Deren Programme kosten nur einen Bruchteil dessen, was Microsoft verlangt. PC-Hersteller wie Dell und Hewlett-Packard installieren daher diese Alternativprogramme auf ihren Privatkunden-PC. Zwar will MS mit einer abgespeckten billigen Variante kontern, um so die Computerhersteller wieder zu binden – doch rechnen Analysten damit, dass die bisherigen Preissenkungen nicht ausreichen werden, gegen noch immer erheblich preiswertere Konkurrenzprodukte ankämpfen zu können. Ganz offensichtlich ist auch für Microsoft “Esel reck dich, Esel streck dich“ beendet: künftig sparen nämlich auch Firmenkunden Kosten. Die Großkundentarife erweitert Microsoft um zusätzliche Leistungen. Firmenkunden erhalten unter anderem Training und Hilfestellung “kostenlos“ (was natürlich nicht stimmt, da auch diese Arbeiten “bezahlt“ werden müssen – nur jetzt halt von Microsoft – und somit den “Profit“ zusätzlich schmälern). Dass die Goldenen Zeiten wohl vorbei sind (aber auch, was in der Softwarebranche demnächst für ein Wind wehen wird), zeigen darüber hinaus sowohl Unternehmenskäufe in Bereichen, die Microsoft bisher anderen Anbietern überlassen hatte, als auch der Einbruch in Geschäftsfelder die bislang nur ein “Nischendasein“ bei Microsoft fristeten. Mitte Juni 2003 meldete der Konzern, in Zukunft seine eigene Anti-Viren-Software auf den Markt zu bringen. Zu diesem Zweck übernahm Microsoft die Technologie und die Rechte an der Software des rumänischen Unternehmens GeCad. – Dies ist ein eindeutiger Angriff in einem Segment, dass der Konzern bisher speziellen Anbietern wie Symantec oder Network Associates überlassen hatte. Nicht weniger folgenreich für die Branche wird sich eine neue, Anfang Juli 2003 eingeleitete “Unternehmensstrategie“ auswirken. Wie einem Artikel der FTD vom 11.07.2003 zu entnehmen ist, hat Microsoft damit begonnen, seine Lohn- und Finanzbuchhaltungsprogramme gezielt an Tochterunternehmen und Untereinheiten großer Konzerne zu verkaufen, unter anderem bei Ford und General Motors. Selbst der für diese “Strategie“ zuständige Manager bei Microsoft Orlando Ayala räumte ein: „Das wird einen Frontalaufprall mit Oracle geben.“ – da kann mensch nur hoffen, dass die beiden keinen Ford fahren und somit schon zuvor unter die eigenen Räder geraten. Öl ins Feuer gießt der Konzern auch beim Patentstreit um das bislang kostenlose Betriebssystem Linux, (das dem Konzern zunehmend Konkurrenz macht), indem MS im Mai 2003 in einem Lizenzabkommen mit dem Unix-Rechteinhaber SCO die Basistechnik (Unix) des Betriebssystemherstellers lizenzierte. - (Auch wenn z.B. IBM mittlerweile mit einer Gegenklage auf die im März 2003 von SCO eingereichte Klage reagiert hat, ist das Kapitel damit noch lange nicht abgeschlossen – zumal sich SCO IBM zum Kauf angeboten hat. Damit könnte dann der nächste juristische Gegner der ach so freien Linux-Gemeinde dann nicht mehr die SCO-Klitsche, sondern der Weltkonzern IBM sein. Dass die Konzernleitung von IBM vielleicht auf die Idee kommen könnte, liegt allein schon darin begründet, dass der Konzern selber massiv in Linux investiert hat und somit auch spielend leicht eigene Systementwicklungen patentieren lassen könnte. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass IBM damit einen wirklich entscheidenden Vorsprung gegenüber Microsoft in Sachen “stabile Betriebssysteme“ gewinnen würde, da MS ja selber nur Lizenznehmer ist.) Mit Besorgnis ist dagegen das Ende des Software-Streits zwischen Microsoft und AOL Time Warner um den Internet-Browser Netscape vernommen worden (womit Microsoft de facto das Schlüssel-Monopol fürs Internet besitzt). Darüber hinaus werden die beiden Konzerne zukünftig in Sachen digitaler Technologie und Onlinemedien zusammenarbeiten. Offensichtlich zielt dieser Pakt darauf ab, jegliche Konkurrenz auszuschalten. Für Microsoft stellt diese Vereinbarung, laut Microsoft-Gründer Bill Gates, ein Zeichen dar, „dass sich Microsoft zukünftig auf das Management digitaler Rechte konzentriert.“ – Das verheißt nichts Gutes. Doch auch bei Microsoft gibt es zu guter Letzt noch einen Schlag ins Kontor zu vermelden (FTD, 30.05.2003): Der Konzern verkaufte seinen 22-prozentigen Anteil am britischen Kabelbetreiber Telewest Communications für 5 Millionen Dollar (siehe auch Projekt `Großbritannien`). Vor knapp drei Jahren hatte Microsoft den Anteil für 2,6 Mrd. Dollar gekauft – also ein Verlust von 99,99 Prozent.

usw. II

(26) Milliarden-Kabelbrand ist natürlich auch bei den US-Kabelbetreibern gang und gäbe, wobei der mit Milliardenschulden belastete fünftgrößte US-Kabelbetreiber Adelphia, der 2002 bankrottierte und seitdem unter Gläubigerschutz nach Kapitel 11 steht, im Vergleich zu Microsofts neuem Verbündeten, AOL Time Warner (ATW), noch als kerngesund gelten kann. Dessen tiefrote Kabelsparte Time Warner Cable, zweitgrößter US-Kabelbetreiber, trug zu einem guten Teil mit zum größten Jahresverlust der US-Geschichte bei (- vermutlich sogar der globalen Geschichte). 2002 verbuchte AOL Time Warner (ATW) nämlich einen “Jahresnettoverlust“ (wie groß mag denn dann der “Bruttoverlust“ gewesen sein???) von knapp 100 Milliarden Dollar (!!!!!) (“Wertberichtigungen“, “Abschreibungen“), was in etwa dem Bruttoinlandsprodukt Irlands entspricht. Nach Angaben des Konzerns, der zusätzlich noch unter einer Schuldenlast von 29 Mrd. Dollar ächzt (Ende 2002), gehen allein drei Viertel des Verlustes von 45,5 Milliarden Dollar im letzten Quartal 2002/2003 auf das Konto der Internet-Tochter AOL Online (auch beim Gesamtverlust entfielen dabei fast die Hälfte auf so genannte “Wertberichtigungen“ für AOL Online und den Kabelfernsehbereich). Um den ebenfalls gigantischen Schuldenberg von 29 Mrd. Dollar abzubauen, verkaufte ATW seinen Anteil von 8,4 Prozent am Satellitenbetreiber Hughes Electronics sowie seine Produktionsstätten für CDs, DVDs und Druckmaterial für insgesamt 1,8 Mrd. Dollar. Wie der Konzern jedoch so sein Ziel verwirklichen will, die Schulden bis Ende 2003 auf 20 Mrd. Dollar abzubauen, bleibt doch sehr schleierhaft, zumal gerade AOL allein schon bis Anfang Juni 2003 mehr als eine Million Abonnenten verloren hatte. Und nicht genug damit, ermitteln bei AOL sowohl die US-Börsenaufsicht SEC als auch die Staatsanwaltschaft: AOL soll in den Jahren 2000 und 2001 knapp 600 Mio. Dollar an Einnahmen verschiedenster Art unzulässig als Werbeumsatz verbucht haben. Zusätzlich zu den offiziellen Ermittlungen laufen noch mehr als 40 Aktionärsklagen gegen den Konzern, und April 2003 reichte die Universität Kalifornien Klage wegen Anlagebetrugs ein (das große Jammern derjenigen, die total begriffslos dem „sich aus sich selbst vermehrenden Geld“ gefrönt hatten). Es geht um 1,7 Mrd. Dollar, um die AOL seinen Gewinn innerhalb von drei Jahren zu hoch ausgewiesen haben soll. Selbstverständlich hat diese “Erfolgsgeschichte“ auch Auswirkungen auf die “Kreditwürdigkeit“, was sich allein schon am Aktienkurs ablesen lässt, der um über 75 Prozent eingebrochen ist (schließlich stellen auch “Aktien“ einen “Kredit“ dar, deren “Zins“ “Dividende“ genannt wird - “Zins“ ist wiederum nichts anderes als ein Teil des im BWL-Jargon “Profit“ genannten “Mehrwertes“). Analysten sehen die “Kreditwürdigkeit“ sogar generell in Frage gestellt, was aus AOL Online mit einem “Mausklick“ AOL Offline machen würde. Überhaupt befinden sich viele Bereiche der US-“Medienindustrie“ (O-Ton FTD – ein weiteres begriffsloses Konstrukt, wie schon “Luftfahrtindustrie“ oder “Finanzindustrie“) wie z.B. Zeitungen / Zeitschriften, Buchverlage oder die Werbebranche in einer prekären Schieflage. Angesichts der derzeit ebenfalls auch auf die US-Buchverlage voll durchschlagenden finalen “Konjunkturkrise“ (ja, ja von wegen “Konjunktur“ – such, such die neue “Lange Welle“ (á la Schumpeter & Co.) in der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION), verkündete der Verlagsarm des US-Medienkonzerns Viacom, Simon & Schuster, Ende Juli 2003 (FTD, 23.07.2003) den Abbau von 75 Stellen, 5 Prozent der Gesamtbelegschaft. Da nach eigenen Aussagen des Konzerns die Aussichten weiter düster bleiben und die Verkaufszahlen (vermutlich “Verkauf“ á la US-Autohersteller) selbst bei einer erhofften “Erholung“ voraussichtlich nicht mehr das vorherige Niveau erreichen würden, werden zweifelsohne weitere Stellenstreichungen folgen. Als ein weiterer Minus-Gigant erweist sich der US-Medienkonzern Liberty Media, der für das zweite Quartal (FTD, 15.08.2003) erneut einen Fehlbetrag von 464 Mio. bekannt gab, nachdem im Vorjahreszeitraum sogar 3,1 Mrd. Dollar als Minus zu verzeichnen waren. Doch nicht nur eloquente Prosa oder anmutige Lyrik scheint sich nur noch schleppend zu verkaufen (kann es vielleicht daran liegen, dass der ehemalige Boeing-Mitarbeiter statt Charles Dickens jetzt die Kippen von der Strasse liest ???), auch “nackte Tatsachen“ sind offensichtlich nicht mehr gefragt. So ist denn auch “Pleite im Penthouse“ angesagt – der Herausgeber der Geifergazette, General Media, flüchtete sich Mitte August 2003 - wie üblich – unter Gläubigerschutz nach Kapitel 11 (übrigens eine schöne Metapher für all diejenigen, die meinen, dass es ja nur wieder “die anderen da unten“ erwischt). “Miese“ statt “Miezen“ heißt es auch beim anderen Rubbel-Report für Hochglanz-Hohlköpfe “Playboy“. Playboy Enterprises verzeichnete im zweiten Quartal 2003 (Quartalsende 7/2003) einen Verlust von rund einer Million Dollar. Im Vergleichsquartal des Vorjahres fiel ebenfalls ein Verlust von 3,1 Mio. Dollar an. Nicht besser steht es um die “seriösen“ US-Zeitungen wie das Wall Street Journal oder die New York Times, denen der Einbruch des Anzeigengeschäfts schwer zu schaffen macht. Kein Wunder, wenn mensch bedenkt, dass die US-Zeitungen 80 Prozent des Umsatzes damit erzielen; nur gerade mal 20 Prozent entfallen auf Kioskverkäufe und Abonnements. (Womit sich mal wieder bewahrheitet, dass, systemisch gesehen, “Kosten“ nun mal “Kosten“ bleiben und auch nicht durch formalrechtliche bzw. strukturelle “Auslagerung“ in “selbstständige Betriebe“ plötzlich zu “Gewinnen“ werden können, d.h. “Anzeigen“ bzw. “Werbung“ “kosten“ Geld – sie “schöpfen“ keins. Selbst die in Bezug auf “Banken, Versicherungen und andere Finanzunternehmen“ (die allesamt natürlich auch nicht “wertschöpfend“ sind) begriffslose FTD ahnt das zumindest: „Hauptursache (für den Einbruch bei den Werbe- bzw. Stellenanzeigen) ist vor allem die anhaltende Sparpolitik von Banken, Versicherungen und anderen Finanzunternehmen bei ihren Werbebudgets.“ - siehe auch `Die Himmelfahrt des Geldes`; Kapitel 3). Das zeigt sich auch am Beispiel der weltweit zweitgrößten US-Werbeagenturholding Interpublic Group of Companies (IPG). Anfang März 2003 „überraschte der Konzern die Investoren mit neuen Hiobsbotschaften“ (O-Ton FTD, 10.03.2003). Der “Gewinn“ war im vierten Quartal um 78,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 20,3 Mio. Dollar (Vorjahr: ca. 97 Mio. Dollar) gesunken. Nach “Angaben“ der Konzernleitung war der Einbruch vor allem auf “falsche Umsatzbuchungen“ von 1997 bis 2002 sowie auf “Wertabschreibungen“ bei der defizitären Sportmarketingtochter Octagon Motor Sports in Höhe von insgesamt 165,7 Mio. Dollar zurückzuführen – also auf bislang vertuschten Betrug. Die in New York ansässige IPG, zu der etwa die Werbeagenturen McCann-Erickson, FCB und eine Beteiligung an der Hamburger Springer & Jacoby gehören, hatte bereits 2002 mehrfach Angaben über “falsch verbuchte Einnahmen“ bei ihrer größten Tochter McCann “korrigiert“. Zuletzt war hierbei von 181,3 Mio. Dollar die Rede. Diese “Unregelmäßigkeiten“ ließen das “Vertrauensbarometer“, den Aktienkurs, 2002 um 74 Prozent abstürzen und führten im Juni 2003 dazu, dass ein US-Bezirksgericht eine Klage wegen “irreführender Rechnungslegung“ zuließ, nachdem zuvor schon die US-Börsenaufsicht SEC eine Untersuchung eingeleitet hatte. Auch dass der mit 2,6 Mrd. Dollar verschuldete Konzern nach Bekanntgabe des Quartalsergebnisses im März von der Rating-Agentur Standard & Poor`s postwendend von BBB- auf BB+ (die “Kreditwürdigkeit“ befindet sich also schon jenseits von “Junk“ (“Ramsch“)) herabgestuft wurde, kann angesichts dieser Bilanzmanipulationen und der darüber hinaus von Beobachtern in der nächsten Zeit noch erwarteten weiteren “bösen Überraschungen“ (O-Ton FTD) ebenfalls nicht mehr verwundern. Ohne Zweifel wäre der Verlust (denn der ausgewiesene “Gewinn“ ist eh eine “Luftnummer“) noch drastischer ausgefallen, wenn nicht allein schon 2002 von den 54.000 Jobs 3200 (6 Prozent) gestrichen worden wären, und es versteht sich, dass mit Bekanntgabe der Quartalszahlen ebenso die Ankündigung weiterer Stellenstreichungen verbunden war. Diese beliefen sich allein im ersten Halbjahr 2003 auf 1450 Arbeitsplätze, und nachdem im zweiten Quartal 2003 ein Verlust von 13,5 Mio. Dollar angefallen war, wurde weitere Stellenkürzungen angekündigt (FTD, 14.08.2003). Dennoch dürfte ein großer Teil des Verlusts (natürlich sind auch die Betrügereien oftmals den nicht mehr ausreichenden Einnahmen geschuldet) auf dramatisch eingebrochene Werbeeinnahmen zurückzuführen sein, die allein 2002 den Umsatz um 8,7 Prozent auf 6,2 Mrd. Dollar schrumpfen ließen, also um ca. 600 Mio. Dollar. Und für den Verlauf des Jahres 2003 wird mit einem weiteren Rückgang von 4 Prozent gerechnet – für einen Werbekonzern ist das keine gute Werbung.

usw. III

(27) Drehschluss auch in Hollywood: An den amerikanischen Kinokassen brummt es nicht mehr wie im vergangenen Jahr. Zu Mitte 2003 lagen die Umsätze bereits um rund drei Prozent hinter denen des Vorjahres, an einigen Wochenenden lagen sie sogar um 17 Prozent unter jenen vergleichbaren des Vorjahres (FTD, 15.07.2003). Angesichts steigender Produktions- und Marketingkosten sehen die großen Filmstudios wie Universal Studios, Sony Pictures, Disney Pictures oder Metro-Goldwyn-Mayer Studios mit Besorgnis auf die schwächeren Besucherzahlen (logisch: Radkappen gucken keinen “Terminator 3“). Und auch den “Blockbustern“ geht mittlerweile ziemlich schnell die Puste aus: Die Einnahmen von “Terminator“ waren nach einem sehr guten Start in Amerika in der zweiten Woche um 55 Prozent eingebrochen – und solche Abstürze um 50 bis 70 Prozent sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Damit die Ausgaben wieder eingespielt werden, müssen selbst bekannte Mehrteiler intensiv beworben werden. Gespart wird dann bei weniger bekannten Schauspielern. Zudem wird öfter im Ausland gedreht. Dort sind Studiokosten sowie Gehälter für das Personal “nicht so hoch“ wie in Amerika, wo einflussreiche Gewerkschaften mitbestimmen (quasi “Lumpen-Terminator“). Darüber hinaus spüren die großen amerikanischen Filmstudios die Schwäche des europäischen TV-Marktes: Für Serien und Filme zahlen die Sender bis zu einem Drittel weniger als noch vor drei Jahren auf dem Höhepunkt des Börsen- und Medienbooms (kein Wunder: deren (simulierte) Einnahmen sind nämlich auch dramatisch eingebrochen). Nicht weniger deutlich macht sich der immer mehr versiegende Strom von Geldern aus so genannten “Filmfonds“ (diese genossen bislang “Steuervorteile“ – FTD, 28.05.2003) bemerkbar (vor allem deutsche Investoren haben zu den Hochzeiten des Börsenbooms Milliardenbeträge für amerikanische Filmproduktionen überwiesen (FTD, 28.05.2003) – soweit zu dem Gejammer der Kulturalismus-Idioten, die von “stetiger Amerikanisierung“ faseln, obwohl doch viel eher von einer “Europäisierung“ oder gar “Germanisierung“ Hollywoods die Rede sein müsste). Ausgebrüllt hat anscheinend vor allem Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), ohnehin nur ein Drittel so groß wie andere Hollywood-Studios. Zum Quartalsende Ende Juli 2003 stürzte das Unternehmen noch tiefer in die roten Zahlen. Trotz eines im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent auf 487 Dollar gestiegenen Umsatzes, fiel ein um 10 Prozent von 121 auf 133,5 Mio. Dollar gewachsener Verlust an. Auch bei Disney rollen Dagoberts Rubel nicht mehr so recht, was einen ohnehin unmöglichen Abbau der 13 Milliarden Dollar Schulden noch unmöglicher macht. Dass zeigt sich auch am Tochterunternehmen Euro Disney (FTD, 04.08.2003): “Akute Geldnot erschüttert Euro Disney“...“Die Schieflage des französischen Freizeitparkbetreibers Euro Disney hat Zweifel an der Überlebenskraft des Unternehmens geweckt...Gespräche mit der US-Muttergesellschaft Walt Disney Company (Disney muss bereits seit April auf die Lizenzgebühren “verzichten“) und Kreditinstituten seien im Gange. Scheitern die Verhandlungen ist eine Liquiditätskrise unausweichlich. Dann dürften Banken Kredite von 1,7 Mrd. Euro einfordern.“ – Doch dieses Geld können die Banken getrost schon mal “abschreiben“, denn: “Die Entwicklung ist katastrophal“, sagte Virginie Blin, Analystin beim Pariser Wertpapierhaus Fideuram Wargny (überall auf der Welt werden aber auch diese “Wertpapierhäuser“ schon bald “Klopapierhäuser“ sein). Die Ursache für die “Krise“ liegt dabei angeblich in den erst im März 2002 eröffneten Walt Disney Studios, mit Attraktionen rund um den Film – doch wie mensch nur einige Zeilen weiter lesen kann: “Dieser zweite Park ist gebaut worden, um die Bareinnahmen zu erhöhen und damit die Schulden für den ersten Park zu zahlen.“ Kurios, doch so lief der globale Laden die letzten zwanzig Jahre zu 99,99 Prozent: Schulden werden mit noch mehr Schulden bezahlt (siehe auch `Die Himmelfahrt des Geldes; Kapitel 2,3,4). Dass das aufgrund des “Verzinsungszwangs“ dann logischerweise unweigerlich in die “Zahlungsunfähigkeit“ führt, kann mensch an der globalen Pleitewelle sehr schön sehen (bedingt natürlich hauptsächlich dadurch, dass es “geldschöpfende Arbeitszeitmengen“ in der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION nur noch in homöopathischen Dosen gibt sowie durch die in den letzten 25 Jahren historisch beispiellos abgestürzten Reallöhne). Doch durch den Kollaps der Wachstumssimulation hat es sich schon bald auch für Disney “aus-getrickst“. D

usw. IV

(28) Dieses Herabdrücken der Löhne trägt gesamtgesellschaftlich genauso unweigerlich mit zum allseitig bejammerten “Käuferstreik“ bei, der wiederum ebenso direkte Auswirkungen auf den so genannten “Handel“ (also die “Warenzirkulation“) hat (zum “Beitrag“ zur “Kaufkraftvernichtung“ und des damit zusammenhängenden Zusammenbruchs des “Konsums“ durch das bereits kollabierte “Beleihen“ von “Aktien“ sowie durch die derzeit kollabierende “Immobilienblase“ (fiktive Wertsteigerungen durch “Anfachen“ von “Nachfrage“ aufgrund künstlich niedrig gehaltener Hypothekenzinsen (jedoch selbstredend auch aufgrund von “Anlagedruck“) bzw. das Verwenden von “freigewordenen Geldern“ aus zu niedrigeren Zinssätzen “umgeschuldeten“ Hypothekenkrediten für den Konsum), - aber natürlich auch durch die zusammengebrochenen bzw. schwer in Mitleidenschaft gezogenen Versicherungen und Pensionsfonds (bye, bye “Lebensversicherung“ bzw. “Privatrente“) sowie durch massenhafte Massenentlassungen – weiter unten). Wie weit der Zusammenbruch der Kaufkraft schon fortgeschritten ist, wird dabei nicht nur aus massenhaft leerstehenden Läden ehemaliger kleiner Einzelhändler ersichtlich, sondern anhand der Tatsache, dass mittlerweile selbst die “Discounter“ und auch der “Großhandel“ unter zunehmendem Druck geraten bzw. bankrottieren. n den USA ist dieser Prozess schon weit fortgeschritten, wie aus einem bei GMX im Internet bereits am 08.11.2002 erschienenen Artikel (Rubrik :`Finanzen`) hervorgeht. In diesem wird von einer “Gewinnwarnung“ des US-Discounters Costco Wholesale Corp. berichtet, was wie immer “Besorgnis erregt“. Weiter heißt es da, dass „dies deshalb so wichtig ist, weil die Konsumenten in den letzten 18 Monaten immer kostenbewusster einkauften und ihr Geschäft zu den Discountern trugen. Wenn nun das Geschäft bei den Discountern beginnt einzubrechen (...) müsse man sich auf eine Entlassungswelle im Einzelhandel sowie Geschäftsschließungen einstellen.“ Wie vollkommen begriffslos der Verfasser/die Verfasserin des Artikels argumentiert wird aus dem sich direkt anschließenden Kurzschluss ersichtlich, dass „dies wiederum nichts Gutes für das “Unterbewusstsein der Konsumenten“ bedeute“, wenn diese „in ihrer Shopping-Mail an geschlossenen Geschäften “vorbeischlenderten“ “ und so „über kurz oder lang ihre eigene “finanzielle Sicherheit/Situation“ “bewusst“ “hinterfragen“ würden“ (das “Psychologisieren“ der “Krise“ hat natürlich herzlich wenig mit dem REALPROZESS zu tun). Noch orientierungsloser erweist er oder sie sich dann im unmittelbar folgenden weiteren Kurzschluss, wo er/sie aus dieser “Kaufzurückhaltung“ doch tatsächlich eine “Sparquote“ ableitet, die genau das Gegenteil von dem sei, was die US-Wirtschaft gegenwärtig bräuchte, obwohl genau diese “Sparquote“ in den USA schon längst eine “negative“ ist (dazu auch noch weiter unten). Und genau das stellt er/sie wiederum in den gleich darauf folgenden Sätzen quasi auch so fest: „Wer noch Hoffnung für den amerikanischen Retailsektor hat, hält sich an den am Donnerstag veröffentlichten Zahlen der Konsumentenkredite fest. Nicht nur stiegen diese im September um 10 Mrd. Dollar (erwartet waren Plus 5,5 Mrd. Dollar) an. Der Vormonat wurde von Plus 4,2 Mrd. Dollar auf 5,6 Mrd. Dollar angehoben. Der Amerikaner konsumiert also weiter kräftig? Nicht unbedingt. Was wenn von den 1,733 Billionen Dollar Konsumentenkrediten, weniger und langsamer zurückgezahlt werden, weil die Cashflowsituation der Haushalte sich verschlechtert hat? Die Zinsen liegen, trotz Zinssenkungen, weiter zwischen 16-18 Prozent. Noch auffälliger ist, dass die Konsumentenkredite anstiegen, die Rate des persönlichen Konsums im September jedoch überraschend stark um 0,4 Prozent (erwartet waren Minus 0,2 Prozent) fiel. Das passt nicht zusammen.“ - Tja, das passt nur dann nicht zusammen, wenn mensch nicht zusammen denken will, was zusammen gehört. Deshalb fallen ihm oder ihr noch nicht einmal die eigenen himmelschreienden Widersprüche auf. Einerseits ist die Rede davon, dass „die Konsumenten schon seit 18 Monaten immer “kostenbewusster“ einkaufen“, der “Cashflow“ der Haushalte sich “verschlechtert“ hat, die Konsumentenkredite mittlerweile die astronomische Summe von 1,733 Billionen Dollar erreicht haben (das ist mehr als die offizielle Staatsverschuldung der BRD) sowie, dass diese Kredite weiterhin rapide ansteigen, um andererseits doch tatsächlich von einer “psychologischen Sperre“ und “Sparquote“ zu faseln. Und auch dass die Kredite zunehmen, der Konsum jedoch weiter einbricht, passt sehr wohl zusammen: Es ist die banale Tatsache, dass mit diesen Krediten andere fällige bzw. überfällige Kredite abgelöst werden (zu dem Kuriosum, dass die Kreditmasse sich noch ausdehnt, weiter unten in Bezug auf die Banken). Ein Paradebeispiel für den (auch natürlich wieder global ablaufenden) Zusammenbruch der Zirkulation ist der schon Anfang 2001 in die Insolvenz gestürzte (wie immer nach Kapitel 11) US-Discounter Kmart (SZ, 27.01.2003). In diesem Artikel wird berichtet, dass der Konzern, der bereits 2001 283 Geschäfte geschlossen und 22.000 Mitarbeiter entlassen hatte, weitere 326 Läden schließen und nochmals 37.000 Stellen streichen werde. Vor dieser neuerlichen Entlassungswelle hatte der riesige Discounter noch 220.000 Mitarbeiter und werde nach der Schließungsaktion noch etwa 1500 Geschäfte haben. Bei beiden “Streichungsorgien“ gehen insgesamt 59.000 der zuvor 242.000 Stellen verloren, also ca. 25 Prozent. Doch das wird nicht reichen, wie mensch aus einem kleinen Artikel der FTD vom 17.06.2003 ableiten kann: “Kmart bleibt im Minus“ – “Der US-Discounter Kmart hat im ersten Quartal, das am 30. April endete, erneut einen Verlust von 862 Mio. Dollar verbucht. Bereits im Vorjahreszeitraum hatte die Kmart Holding, die erst kürzlich aus einem Insolvenzverfahren herausgekommen war (bei dem die bisherigen Aktionäre leer ausgingen – bye, bye “Rente“, “Bank“, “Versicherung“ (siehe SZ, 27.01.2003)) einen Verlust von 1,4 Mrd. Dollar ausgewiesen. Der Umsatz schrumpfte gegenüber dem Vorjahresvergleich um 13,9 Prozent auf 6,2 Mrd. Dollar. Der Einzelhändler hatte Hunderte Geschäfte geschlossen.“ So wird es schließlich auch bei Kmart heißen: “Der Letzte macht das Licht aus“ – (zu der Tatsache, dass demnächst schon niemand überhaupt nur das Licht einschalten kann, weiter unten). Auch hier sei für diejenigen, die mal wieder MEINEN, dass es schon nicht so schlimm kommen wird – und erst recht nicht “hier“ – sowohl an den schon 2002 bankrottierten Krimskrams-Discounter Urban erinnert als auch auf den verschärften Konkurrenzkampf der Discounter-Ketten Lidl und Aldi hingewiesen, wobei auch Aldi mittlerweile nur noch marginale Umsatzzuwächse meldet (siehe auch Projekt `Deutschland`). Eine noch deutlichere Sprache spricht eine Mitteilung der Nachrichtenagentur AFP vom 08. September 2003: “Leere Geldbeutel treiben Verbraucher zu Discountern“ – „Knappe Haushaltskassen treiben immer mehr Verbraucher zum Einkauf bei Discountern. 43 Prozent der Deutschen leben inzwischen in Haushalten mit einem finanziellen Spielraum von weniger als 100 Euro im Monat, wie die in Hamburg vorgestellte Verbraucher-Analyse 2003 der Verlage Bauer und Axel Springer ergab. Vor zwei Jahren waren es noch 37 Prozent gewesen. Gleichzeitig sank der Bevölkerungsanteil mit einem monatlichen Finanzspielraum von mehr als 300 Euro auf knapp 17 Prozent. Laut der Studie dürfte dieser Trend Folgen für Markenhersteller haben: Denn wer mit jedem Euro rechne, kaufe weit seltener im klassischen Lebensmitteleinzelhandel ein und greife eher zu Billigprodukten. Auch generell ergab die Untersuchung eine sinkende Markentreue der Deutschen: So gaben nur noch 41 Prozent aller Befragten an, beim Einkauf mehr auf die Marke als auf die Preise zu schauen. Vor zehn Jahren waren es noch 54 Prozent gewesen. Für die Studie wurden zwischen September 2001 und März 2003 insgesamt mehr als 31.000 Personen befragt.“ – (deshalb läuft vermutlich derzeit die schwachsinnige Plakatkampagne “Die Marke – etwas anderes kommt bei mir nicht in die Tüte“) Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis auch hier die Bankrottwelle die Discounter erreicht. Wie brutal sich die finale Vernichtungskonkurrenz im Handel in den USA zuspitzt, bekommt auch die amerikanische Spielwarenkette Toys`r`us zu spüren (FTD, 20.05.2003), die zu Mitte April 2003 einen höheren Quartalsverlust als im Vergleichsquartal des Vorjahres auswies. Der Fehlbetrag stieg dabei von 4 auf 7 Mio. Dollar. Und auch im nachfolgenden Geschäftsquartal fiel erneut ein Verlust von 11 Mio. Dollar an, nachdem auch das Vergleichquartal 2002 mit ein Minus von 17 Mio. Dollar abschloss (FTD, 19.08.2003) – und das alles trotz Stellenstreichung. Discounter wie Wal-Mart – inzwischen der größte Spielwarenhändler der USA – setzen Toys`r`us mit Billigangeboten zu (aber selbst bei Wal-Mart steht nicht alles zum besten). Zudem war das Weihnachtsgeschäft für Toys`r`us sehr enttäuschend verlaufen (so ist das nun mal: Autoreifen kaufen keine Teddys). Seither baute der Konzern rund 900 Arbeitsplätze ab. Dass das Unternehmen in einer doch ernstzunehmenden Situation steckt, zeigen sowohl aufgrund schwacher Nachfrage gestiegene Lagerbestände (was das wiederum für die Hersteller bedeutet, bedarf wohl keiner großen Rechenkunst) als auch neue “Geschäftsstrategien“: „Um die Abhängigkeit vom Weihnachtsgeschäft zu mindern, experimentiert die Spielwarenkette seit letztem Jahr mit einer neuen Art von Läden, in der das Angebot ausgeweitert werden soll. Die gestressten Eltern, so die Idee, sollen den Spielzeugkauf mit dem Einkauf von Lebensmitteln oder einem neuen Haarschnitt kombinieren können.“ – Dazu bleibt nur noch zu sagen: “Das Spiel ist aus“. Nicht weniger macht sich die immer mehr zuspitzende Krise im US-Buchhandel bemerkbar. Nach Angaben des US-Verlegerverbandes AAP sank der Umsatz mit so genannten Hardcover-Büchern in den ersten drei Monaten des Jahres um 20 Prozent; große Buchhandelsketten wie Barnes & Noble oder Borders kämpfen seit Monaten mit schrumpfenden Umsätzen, was selbst beim größten US-Buchhändler Barnes & Noble im ersten Quartal zu einem Verlust von 2 Mio. Dollar führte. Und wie auch in vielen anderen Branchen, kann die ebenfalls im Buchhandel tobende Rabattschlacht nicht viel daran ändern (Grüße von der Deflation); allein die unabhängigen kleinen Buchhändler, die die Konzerne und Handelsketten nicht unterbieten können, stehen unmittelbar vor dem Aus, da ja auch noch die zunehmende Konkurrenz über den Versandhandel per Internet den Druck massiv erhöht.

usw. V

(29) Die ganze Begriffslosigkeit der lokalbornierten “Globalisierungsgegner“ (Autarkiewahn auf dem erreichten globalen arbeitsteiligen Vergesellschaftungsniveau – das, was das “(blinde) kommunistische Moment“ des “Kapitalismus“ war, nämlich die “Enteignung“ bzw. die “Vergesellschaftung“ (was übrigens auch schon Marx als das “zivilisatorische Moment“ erkannte), wollen diese asozialen Irren nicht transformieren, sondern propagieren mit vollkommen-verkommen verkürzter Kapitalkritik (“Schaffendes Kapital“ versus “Raffendes Kapital“ - also reinster Nazi-Jargon) die Rückkehr zur rohesten Naturform der Familie und Scholle (irgendwie gab`s das doch schon mal: “Blut und Boden“), natürlich unter Beibehaltung der “Mehrwertproduktion“ – OH; NO !!!!!!) offenbart sich auch im Kampf gegen das “übermächtige“ McDonald`s (Wenn eine Formation alias Konzern den Urwald auf gegebenem Produktivitätsniveau rodet, ist das “böse“ – wenn jedoch Millionen zur Formation unwillige Einzelne das “aus Not“ für ihre “Familien“ tun, ist das “gut“. Nun stellt in Überformung natürlich auch ein Konzern noch eine “Familie“ dar (nicht umsonst wird dieser Ausdruck auch häufig von Mitarbeitern eines solchen auch so verwendet), nur dass die einzelnen Segmente dieser überformten “Familie“, nämlich die Mitarbeiter und ihre “Familien“, nicht mehr einem rein naturhaften “Überlebenstrieb“ bzw. “Blutsfetisch“ folgen, sondern eben dessen ebenfalls überformter Gestalt, und zwar als “Verwertung des Werts“. In dieser Form ist denn auch die Reflexion des gesamten bisherigen Vergesellschaftungsprozesses enthalten (was selbstredend auch die Notwendigkeit der Formation und des Kommandos beinhaltet – jedoch nicht in seiner personalen bzw. subjektlosen Form, sondern als rein funktionales Prinzip) und führt somit alles privative Rumwurschteln (die tolle “Selbstorganisation“) ad absurdum. Die Globalisierungsgegner sind somit nichts anderes als auf personale Herrschaft (quasi “Zerfalls-Feudalisten“) fixierte, asoziale, reaktionäre Feinde der Menschheit – da waren selbst die Nazis weiter (siehe auch: www.phase-4.blogspot.com )). Fast wie abgeschrieben meldet denn auch die FTD vom 08.09.2003: „In der “McDonald`s Family“ (Hausjargon) in den USA hängt der Haussegen schief.“ Grund für diese Streitigkeiten zwischen der Konzernzentrale und dem amerikanischen National Leadership Council, der 2300 McDonald`s-Restaurantbetreiber vertritt, ist die Finanzierung kostspieliger “Renovierungsarbeiten“ für die meist maroden US-Restaurants. Gemäß den US-Statuten müssen die selbstständigen Subunternehmer nämlich den Löwenanteil der 800.000 bis 1 Mio. Dollar zahlen, die die Erneuerung eines dieser maroden Ladenlokale verschlingen kann (bei solchen Summen noch von “Renovierung“ zu reden kann mensch schon fast “dreist“ nennen - de facto sind diese Schuppen abbruchreif). Das können diese aber nicht aufbringen und wollen nun die Zentrale wesentlich stärker zur Kasse bitten. Und nicht nur in dieser Hinsicht läuft es alles andere als gut: Auch die konzerneigenen Restaurants haben sich in ein Verlustgeschäft verwandelt wie die SZ am 24.01.2003 berichtete: “McDonald`s verbucht erstmals Verlust“ – und zwar in Höhe von 343,8 Mio. Dollar. Dieser Verlust basierte, laut Konzernangaben, zu einem großen Teil auf Filialschließungen - vermutlich waren diese genau so marode wie die der Franchise-Nehmer. Was aus den ohnehin nur elendig bezahlten “Familienmitgliedern“ wird, findet natürlich keinerlei Erwähnung – halt eine typische Familie.

usw. VI

(30) Durch den Kollaps der Verwertung des Werts werden aber nicht nur die Hütten in Mitleidenschaft gezogen – auch die Paläste des Selbstdarstellungswahns alias “Luxus“ werden sukzessive eingestampft (selbstverständlich haben die Hersteller des Vanity-Fair-Sektors schon lange ebenfalls Konzernformat angenommen). Das bekommt auch die Nobelherbergen-Branche mehr als deutlich zu spüren: Betroffen davon ist dabei auch die US-Hotelkette Hilton, die wie die FTD am 29.07.2003 berichtete für das vorangegangene Quartal ein Gewinneinbruch von fast 30 Prozent zu verzeichnen hatte. Dass die Hotelkette schon über den Rand des Abgrunds hinaus ist, bringt ein Auszug aus besagtem Artikel zum Ausdruck: „Das Problem des Konzerns: Mit 4,11 Mrd. Dollar Schulden und nur 59 Mio. Dollar in der Kasse ist der finanzielle Spielraum (“Spielraum“ wie ein Huhn in der Legebatterie) nicht gerade üppig, zumal die börsennotierte Kette erst kürzlich eine Anleihe von 575 Mio. Dollar aufgenommen hat. Das Motto lautet daher durchhalten, bis die Konjunktur anzieht. Ein schwieriges Unterfangen: Im vergangenen Quartal schmolz der Nettoertrag bei 983 Mio. Dollar Umsatz um 29 Prozent auf nur noch 54. Mio. Dollar.“ – Zusammengefasst bedeutet dies (in Erinnerung an Levi`s), dass der Konzern, selbst wenn mensch den alten Quartalsgewinn (der dann bei 76 Mio. Dollar läge) aufs Jahr hochrechnet und somit auf gut 300 Mio. Dollar Jahresgewinn kommt, die Gewinnsumme von 13 Jahren als Schulden aufgetürmt hat (so kann mensch, wie schon erwähnt, bei allen bislang beschriebenen Unternehmen verfahren – zur staatlichen Ebene diesbezüglich weiter unten). Im selben Artikel wird dann auch noch lapidar festgestellt, dass „die “Traditionskette“ sich damit “trösten“ kann, unter dem Strich (der schon bald der Schlussstrich sein wird) noch besser dazustehen als die meisten Konkurrenten, etwa “Erzrivale“ Marriot.“ Und auch die Aussichten sind statt luxuriös bitterärmlich: „Wir rechnen damit, dass die Hotelbuchungen in den USA (aber selbstverständlich auch wieder global) auch dieses Jahr zurückgehen“, sagt Bjorn Hanson, Abteilungsleiter der Hotel- und Reiseforschung bei Pricewaterhouse Coopers. „Das wäre dann schon das dritte Jahr in Folge. So etwas hat es in 40 Jahren nicht gegeben.“ – Keine Frage: Die Hiltons, Marriots, Sheratons, Steigenbergers (die Steigenberger-Kette wurde schon verkauft – offensichtlich “unrentabel“) dieser Welt werden sich schon bald die Finger nach Josef und Maria lecken.

(30.1) Re: usw. VI, 27.01.2004, 14:12, Wolf Göhring: Und wo iss jetzt die dialektik vons janze?!

(30.1.1) Re: usw. VI, 27.01.2004, 16:00, Olaf Boerger: Die "Dialektik" wirst du schon bald live erleben - Kampf auf Leben und Tod. Mal sehen, ob du dann immer noch so "elaboriert" daherschwätzt

(30.1.1.1) hoppla!, 27.01.2004, 18:14, H. R.: Positivistisch Zahlen aus der Tagespresse abzuschreiben den ganzen Tag, macht anscheinend nicht nur stumpf, sondern auch aggressiv. Ich glaube, ich werde diesen Phase-IV-Quatsch nicht mehr weiterlesen. Es gibt ja jetzt die tolle Blocker-Funktion ... Die Luft ist raus.

(30.1.1.1.1) Re: hoppla!, 28.01.2004, 16:02, Olaf Boerger: Auch dir gilt die Ergänzung !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! - Im übrigen kannst du wegsehen solange du willst: Der Realprozess wird auch dich niedermähen !!!!!!!!!

(30.1.1.1.2) Re: hoppla!, 29.01.2004, 15:55, Robert Halbhuber: Von dem Prinzip der immanenten Kritik hast du scheinbar noch nichts gehöhrt.Es ist doch interessant zu beobachten wie in der Tagespresse hurra geschrien wird und dieses Hurra bei dem nächsten Krisenschub wieder zurückgenommen wird,wie dementiert und der Sozialabbau gleichzeitig zementiert wird.Also gibt es selbst im so positivistischen Tagesgeschehen Widersprüche mit denen umgegangen werden muß.Das ist eben nicht positivistisch sondern zeigt ja gerade hinter allem Positivismus einen kategorialen Zwang ,der sich zwar in den Flexibilitäten des internationalen Hütchenspiels bewegt(Wertproduktion durch Illussion ) ,aber trotzdem Handlungsbedarf erzeugt.Benutz ruhig deine tolle Blocker Funktion.Auf einen Ignoranten mehr oder weniger kommt es auch nicht an. Außerdem ist das was Olaf hier macht nicht spezifisch weltfaschistisch sondern eine krisentheoretische Aufbereitung des Tagesgeschehen, um auf die gröbsten Wiedersprüche hinzuweisen.Es ist natürlich nicht einfach bei der Dichte des Materials direkt durchzusteigen aber notwendig sich damit zu befassen.Wir brauchen Datenbanken die das festhalten und eben einen Einblick in die Verlautbarungen und ihren Widersprüchen geben und vor allem auf die Ignoranz die schlicht weg die Verarmung und Verelendung weiter Teile der Menschheit nicht wahrnehmen wollen.Man kann was die Krisenverläufe und Szenarios betrifft ja unterschiedlicher Ansicht sein. Trotzdem gibt es auch Entwicklungen wie zb . die Dauerarbeitslosigkeit in der Lebenswelt und das Faken der Statistiken weltweit. Man nennt das dann neue Einschätzungen.

(30.1.1.2) Re: FINALE DIALEKTIK, 28.01.2004, 17:48, Olaf Boerger: Wie immer faselt ein Jünger des Weinerlich Akademischen Klüngels (WAK) von "Dialektik". Nun gut - Here we go: "So kann von einer Naturgrundlage des Mehrwerts gesprochen werden, aber nur in dem ganz allgemeinen Sinn, dass kein unbedingtes Naturverhältnis den einen abhält, die zu seiner eigenen Existenz nötige Arbeit von sich selbst ab- und einem anderen aufzuwälzen...Erst wenn die Menschen sich aus ihren ersten Tierzuständen herausgearbeitet, ihre Arbeit selbst also schon in gewissem Grad vergesellschaftet ist, treten Verhältnisse ein, worin die Mehrarbeit des einen zur Existenzbedingung des anderen wird. In den Kulturanfängen sind die erworbenen Produktivkräfte der Arbeit gering, aber ebenso auch die Bedürfnisse, die sich mit und an den Mitteln ihrer Befriedigung entwickeln. Ferner ist in jenen Anfängen die verhältnismäßige Größe der Gesellschaftsteile, die von fremder Arbeit leben, verschwindend klein gegen die Masse der unmittelbaren Produzenten. Mit dem Fortschritt der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit wächst diese verhältnismäßige Größe absolut und relativ." (Karl Marx; DAS KAPITAL; Bd. I; Fünfter Abschnitt - mensch braucht also nicht erst A. Wagner bzw. Krisis um klar zu sehen) - Und genau so verhält es sich (wie auch im Projekt `Großbankrottannien` beschrieben): Mittlerweile (also im Zuge der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION) steht dieses Verhältnis auf dem Kopf; also die "Dialektik" Sozialität versus Asozialität (das ist nun mal der ebenfalls von Marx und Engels aufgedeckte Basiswiderspruch dieses Systems : die Anhäufung von Lebenszeit anderer Menschen (dargestellt in der "Geldform", alias "Reichtum"), während gleichzeitig diese "(Lebens)-Zeit" sukzessive überflüssig gemacht wird). Dass jemand wie du das nicht wahrnehmen will, ist mir schon klar - denn dein Gestus verrät: "Ich werde kein Leid schauen" (siehe `Offenbarung des Johannes`). Doch da täuscht du dich, denn: "Die wahre Schranke des Kapitals ist das Kapital selbst" (Marx; Bd. III) - was nichts anderes bedeutet als: " Die Menschheit tritt vor Gott" (`Offenbarung`). Demnächst also wird niemand mehr für dich arbeiten - aber ich kann dir garantieren, dass irgendwer dich ausrauben und/oder absplattern wird.(Und das ist gut so !!!!!!!!!!!!!!!!!!). Derzeit arbeite ich als `Vorarbeiter` im ABM-Bereich GaLaBau - auch da trifft man auf Soziopathen (einer etwas weniger "kultivierten" Art) wie Sand am Meer (im übrigen bin ich genau mit solchen in the Ghetto aufgewachsen). Bloß dass diese ab einer gewissen Zerfallsstufe nicht mehr auf Schwadronierer wie dich hören werden (die Psychos sind schon ganz heiss auf Alphas wie dich) - und ich werde alles dafür tun, dass sich das noch ein wenig forciert. Mittlerweile gibt es eine grundlegende Kluft zwischen der Phase 4 und mir: Während es dort noch um Verständigung mit Gestalten wie dir geht, heißt es für mich nur noch: "Drop the bomb - exterminate them all !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!" ("Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert"). Zu guter Letzt muss ich gestehen, dass auch ich nicht wenig Lust hätte, dich und Co. abzusplattern. Frei nach Bob Dylan: "I ain`t gonna work on Maggies Farm no more !!!!!!!!!!!!!!!!!!!" P.S. Hab`mir jetzt ein übergroßes giga-geiles Poster aufgehängt: Die Explosion einer Wasserstoffbombe !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

(30.1.1.2.1) Re: Positivismus -überall Positivismus !!!, 29.01.2004, 17:52, Olaf Boerger: Offenbar hast du gravierende Wahrnehmungsstörungen bzw. eine eklatante Leseschwäche: Wie schon zu Anfang der jeweiligen Projekte explizit angeführt, sind die den einzelnen Artikeln entnommenen Daten eben nicht nur einfach "abgeschrieben" bzw. "willkürlich aneinandergereiht", sondern in den schon von Marx bzw. `Krisis` (R.Kurz; `Die Himmelfahrt des Geldes`) exakt beschriebenen zusammenbruchstheoretischen Kontext gestellt. Dein Gefasel von "Positivismus" sagt also mehr über deine eigene "Verfasstheit" bzw. "Textur" aus. Die größten Wahrnehmungsdefizite zeigen sich bei dir jedoch in Sachen Realprozess; nichtsdestotrotz - auch wenn du es nicht wahrhaben willst: der Zusammenbruch beschleunigt sich immer mehr. Deshalb als Anhang der ebenso als selbstständiges Projekt gepostete Artikel: "Alles wird gut" - Und auch du wirst doch tatsächlich darin erwähnt - nur dass du dort den tollen Titel "Senator" trägst (FAZ; 26.01.2004): "Zweifel am Sparwillen der amerikanischen Regierung". Und genau da trifft mensch dich korrupten Kotauer wieder: "Der (US-Haushalts)Etat sieht insgesamt 820 Mrd. Dollar vor. In der Kongreßkammer war es angesichts der angespannten Haushaltslage zu Meinungsverschiedenheiten über den Etat gekommen. Die drohende Schließung von Regierungsstellen aufgrund fehlender Finanzmittel (ja, warum "fehlen" diese denn - vermutlich auch noch ganz dreist "unentschuldigt" (na, ja - vielleicht hast du ja mal eben 34 000 000 000 000 (Billionen) Dollar parat, um die US-Gesamtverschuldung zu begleichen - eventuell könntest du sie ja auch mit der Schippe "abarbeiten")) überzeugte (ja, ja - "überzeugte") schließlich eine Mehrheit der Senatoren, das Budget zu bewilligen." - Und genau da zeigt sich, wie du unterwegs bist: Ich denke, du weißt auch ungefähr (das dunkle bürgerliche Unbehagen), was die Stunde geschlagen hat - doch du leugnest es einfach: Lieber erstmal "die Anderen" über die Klinge springen lassen, bevor mensch dann selbst "dran" ist. Doch wie schon gesagt: Daraus wird nichts - selbst die Kollegen in der ABM sehen da klarer als du: "Das wird hier mega-krass!!!" (ebenso die neoliberalen Auguren: "Gegen das, was derzeit auf uns zurollt, wird die Weltwirtschaftskrise (die bekanntlich im Zweiten Weltkrieg mündete) aussehen wie ein Kaffeekränzchen.") Also - um es mit `Rage against the machine` zu sagen: "There`ll be no shelter here, the frontline is everywhere".

(30.1.1.2.2) Eine Anfrage!!! =), 24.04.2004, 02:13, Nils ??: hi,....wollte dich eigentlich nur fragen \"WOHER\" du dein poster hast!!!!??????? Bin schon voll lange auf der suche nach dem!!! Wenn du mir weiterhelfen könntest wäre ich dir ewig dankbar!!!! ;-) Bis dann

(30.1.1.2.2.1) Re: Eine Anfrage!!! =), 11.06.2004, 13:23, Olaf Boerger: Gibt`s in der Duisburger City in einem CD-Laden neben Karstaat


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