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Innergesellschaftliche Außergesellschaftlichkeit. Zum 20sten Geburtstag der Club Culture.

Maintainer: Joarka T7, Version 1, 21.12.2007
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

Innergesellschaftliche Außergesellschaftlichkeit-Zwei Jahrzehnte Veräußerung der Bedürfnisse Raven, Techno1 und Designerdrogen

(1) Es ist eine hervorragend langweilige Idee einen wissenschaftlichen Text über Techno zu schreiben. Aber davon abgesehen, dass eine wissenschaftliche Kulturkritik langweilt, führt sie nur dazu, Techno mit bloß kulturpessimistischem Blick sehen zu können. In diesem Kulturpessimismus liegt sicherlich ein wichtiger Teil der Wahrheit über Techno, auf die ich mich unter anderem auch beziehen will. Doch unterschlägt diese Herangehensweise das hedonistische Moment im Techno, da sie den Hedonismus auf den sich Techno bezieht, zum kategorisierbaren Objekt mach muss und so blind bleibt gegenüber der Eigendynamik, die dem Bedürfnis Techno innewohnt. Das Bild das so hinterlassen würde, wäre vornehmlich eine Bestätigung der Ansicht derer, die Techno vorher schon scheiße fanden. Die gewonnene Erkenntnis könnte sich schwer von dem vorher schon allgemein Bewussten abheben. Mein Ziel ist es deshalb einen Text zu schreiben, der selbst Techno ist. Einen Text der vom Techno aus, auf seine gesellschaftliche Motivation und Ursache reflektiert. In dem Text soll weiterhin weder meine eigene Subjektposition ausgespart bleiben noch will ich auf die Schaffung eigener Begriffe verzichten und mich sicherlich auch zu etwas Experimentierfreudigkeit hinreißen lassen, um so eine Atmosphäre von Techno erzeugen zu können. Die Experimentierfreudigkeit beginnt damit, dass ich den Text als Track aufbauen will, also den Textaufbau Technotrax eigenen Elementen nachbilde. Die Grundstruktur soll vom mantrischen Element1 bestimmt sein, der Beat des Textes soll im coolen entfremdeten Groove2 loopen, aber ich möchte auch aus dem Kreischtechno3 das Krisenelement4 benutzen, das selbst wieder vom mantrischen Element in den entfremdeten Groove vergesellschaftet wird. In meiner Herangehensweise soll aber außerdem der gesellschaftskritischen Motivation zu schreiben eine hedonistische Motivation gegenüber gestellt werden. Also eine die nicht nur ordnen und verwalten will, sondern deren Erkenntnisprozess zum Zweck des Hedonismus ist und die meinen eigenen Zielen nicht abstrakt bleibt. Diese ist einmal dadurch gegeben, dass das Schreiben und Diskutieren über Techno aus einem unbewussten Prozess einen bewussten und kreativen macht. Also ein wunderbares Spielzeug zum be-, ent- und verzaubern schafft. Aber zum zweiten aus einer Kritik der Bedürfnisse selbst und dem damit verbundenen Geschmack. Es ist eine aus der Verfasstheit des bürgerlichen Subjekts entspringende Ideologie, dass Geschmack autonom aus dem Subjekt selbst entsteht. Und es ist eine linke Ideologie, es für emanzipativ zu halten, die Totalität der Geschmäcker in ihrer vermeintlichen Vielfalt tolerieren zu müssen. Denn wie Herbert Marcuse in „ Der Eindimensionale Mensch“ entfaltet, werden die Bedürfnisse im Spätkapitalismus umfassend erzeugt und auch wieder befriedigt. Die Erzeugung und die Befriedigung von Bedürfnissen ist somit von umfassend gesellschaftstragendem Charakter. Gerade deshalb erscheint mir eine Kritik, die das totalitäre gesellschaftliche Missverhältnis beendigen soll, auf die Kritik der Bedürfnisbefriedigung angewiesen zu sein. Ich möchte in meiner Kritik bewusst an den Bedüfnissen einer nicht linksradikalen Subkultur ansetzen um aufzuzeigen, wo dort Bedürfnisse latent sind, die sich nicht total in den Kapitalismus integrieren lassen. Laut meiner Theorie geht es daher darum, Bedürfnisse heraus zu kristallisieren und dadurch erst bewusst zu erzeugen, die im Kapitalismus weder befriedigt noch ersetzt werden können und somit versuchen den gesellschaftstragenden Rahmen zu sprengen. Dabei ist Techno aber ein nicht zufällig gewähltes Kulturatom. Erstens hat Techno eine große Verbreitung, womit die Kritik, Diskussion und Veränderung der darin enthaltenen Bedürfnisstruktur auf einen großen Gesellschaftsteil reflektiert. Zweitens liegt Techno mir schwer am Herzen. Und drittens ist diese Musik die entideologisierteste der Gegenwart beziehungsweise sie gibt die allgemeine Ideologie der Unveränderbarkeit der Verhältnisse mit dem größten Wahrheitsgehalt wieder und ist somit ein konkreter Ansatzpunkt für die Kritik der Verhältnisse. Darauf werde ich aber später noch zurückkommen. Ich werde meinen Track nun mit drei Instrumenten beginnen. Ich nenne sie Designerdrogen, Technosound und Raven. Ich hoffe es gelingt mir eine gute Performance zu machen, so dass ihr eine wunderbare Zeit habt.

(2) 1 Techno wird folgend als Sammelbegriff verwendet, ich beziehe mich speziell auf Minimal Techno und House, Electotechno, funky groovy rocky... Techno und House in musikalischer sowie subkultureller Hinsicht. 2 Das mantrische Element: Traditionell wird im Techno jeder neu auftretende Sound oder jedes neu auftretende Klangmuster, mag es anfangs auch noch so subversiv dem Grundbeat gegenüber wirken, unausweichlich in den Grundbeat vergesellschaftet. Das gleiche gilt für Abstraktionen, die der Grundbeat selbst durchläuft. Die dem Grundschema widersprechenden Strukturen sind zwar dazu befähigt den Grundbeat zu modernisieren, indem sie die bestehende Struktur stärken, haben aber überhaupt keinen eigentlichen subversiven Impuls. Dieser Prozess wirkt identisch mit dem der Einbindung/Neutralisierung jeglicher oppositioneller Kräfte durch das Vorhandensein des Staates und seiner Verkehrsform der Politik, weil dieser Einbindungs-/Neutralisierungsprozess auch dort zu Modernisierung und nicht zu Kritik führt. 3 Der entfremdete Groove: Die treibende Kraft im Techno wird von einem Groove erzeugt, der mitreißt, also durch seine Kraft Emphatie bewirkt, doch immer cool und distanziert bleibt. Die treibende Kraft ist eine, die außerhalb des Subjekts stattfindet, das Subjekt ist dieser Kraft entfremdet, wird von ihr angetrieben, doch wirkt nicht auf sie ein. In diesem entfremdeten Groove ist das Verhältnis ausgedrückt, das die im Kapitalismus sozialisierten Subjekte im Bezug zu ihrer eigenen Produktivität haben. Nämlich ein ihnen äußeres entfremdetes. 4 Kreischtechno: Hiermit ist kein eigener Stil gemeint, sondern ein subkulturelles Element des Techno. Als verkörperlichte Reaktion auf das Krisenelement, aber auch als Anerkennung eines Hits, als Support für die dJane oder auch scheinbar ohne notwendigen Grund, wird auf Technopartys hingebungsvoll gekreischt. Mit diesem Kreischen wird das Bedürfnis Techno in einer, neben dem Tanzen zweiten Weise verkörperlicht. Objektiv betrachtet, wirkt es wie die Aufgabe der eigenen Individualität zugunsten der alles beherrschenden Individualität, dem Bass und dem fetten Sound. Das ist zwar pessimistisch, mit der Unterwerfung des Individuums unter das automatische Subjekt Kapitalismus gleichzusetzen, treibt aber darüber hinaus. Weil Formen der Verkörperlichung notwendig sind um aus dem allgemeinen Bedürfnis Techno die kritische Substanz zu befreien. Individuell wirkt das Kreischen ohnehin schon befreiend. Wer will nicht ab und zu an einer Klippe stehen und einfach losbrüllen? 5 Das Krisenelement: Relativ verbreitet ist eine bestimmte Art von Spannungsaufbau in Technotrax. In diesem wird durch eine Intensivierung der Instrumente, Füllung des Takts und Hervorheben der Bässe oder Einsetzen einer Baseline, eine Bedrohlichkeit geschaffen die das mantrische Element zu durchbrechen scheint. Doch diese Krise endet unabdingbar wieder im entfremdeten Groove. Dieses Element ist äquivalent mit der Krise im Kapitalismus, in der zwar unglaublich viele Menschen sterben oder verelenden können, doch die auch unabdingbar im kapitalistischen Fortgang integriert bleibt

Designerdrogen 6

(3) Woher kommt unter spätkapitalistischen Bedingungen die Motivation, gegen die Verhältnisse zu handeln? Aus linksradikaler Perspektive ist das teilweise durch das Wissen um die Wahrheit der kategorischen Imperative von Marx1 und Adorno2 zu beantworten. Doch Wahrheit allein als Motivation auszugeben, die ausreicht um ein scheinbar sicheres Dasein gegen ein definitiv gefahrvolles einzutauschen, wäre blanker Idealismus. Es muss also im Kapitalismus ein in den Subjekten miterzeugtes und an der Realität eingeschliffenes Bedürfnis geben, das die persönlichen Missstände im gesellschaftlichen Verhältnis radikal aufheben will. Ansonsten wäre kein Widerspruch zwischen Subjekt und Gesellschaft auffindbar. Die autoritäre, volksgemeinschaftliche Äußerung dieses Bedürfnisses ist ausgiebig kritisiert worden. Auch die blinde, systemimmanente Äußerung, die an das bürgerliche Glücksversprechen gekoppelt ist und den rationalen grenzenlosen Egoismus fordert, wurde umfassend kritisiert. Nicht ausgiebig genug wurde darüber diskutiert, das kritischem Handeln ein Bedürfnis zugrunde liegen muss. Weswegen zum Beispiel Kritik heutzutage, als in eine geistige und eine körperliche Form getrennt wirkt. Da Denken, Diskutieren, Handeln, wenn sie nicht vom Bedürfnis aus betrachtet werden, wie getrennte, unabhängige Dinge erscheinen. Damit sind die Reaktionsmöglichkeiten auf dieses Bedürfnis aber immer noch nicht vollständig gefasst. Denn mit dem Ansteigen der Produktivkraft steigt auch die Komplexität eines weiteren Umgangs mit diesem Bedürfnis an. Dieser weitere Umgang ist der der radikalen Verdrängung der eigenen Subjektivität in den gesellschaftlichen Verhältnissen. Welche nicht nur das nicht mehr wahrnehmen bedeuten muss, sondern auch die individuelle oder kollektive Veränderung der Wahrnehmung bedeuten kann. Traditionell wird diese radikale Verdrängung kollektiv mit der barbarischen Droge Alkohol und mit allgemeinen kulturellen Festivitäten betrieben. Eine in der Gegenwart dagegen hochkulturelle Form, weil das Maß der investierten Produktivkraft wesentlich höher ist, stellt der Konsum von Designerdrogen und das Tage und Nächte durchfeiern auf Technopartys dar. Diese kulturelle Form der Verdrängung und die dazugehörigen Substanzen verbreiteten sich Ende der 80er Jahre. Wobei die Substanzen den Inhalt der Partys und der Musik entscheidend mitprägten, beziehungsweise der Stand des heutigen Kapitalismus solche Art von Substanzen einforderte. Die 68er Bewegung hatte noch einen völlig anderen Anspruch an Drogen. In dieser Drogenbewegung war Bewusstseinerweiterung das Ziel des Rausches, die eigene Subjektivität sollte über sich hinaus kommen und so der freie Mensch geschaffen werden. Das war natürlich ein Projekt, das so unwahr wie der deutsche Idealismus sein musste und verständlicher Weise seiner Einlösung noch fristet. Trotzdem spricht aus diesem Anliegen der Wunsch nach radikaler Veränderung der eigenen Subjektivität. Doch ist diese radikale Veränderung nicht mit dem Abschaffen von Kapitalismus und Staat gleichzusetzen. Bevor diese Bewegung unterging - denn das musste sie, weil die Drogen für das Bedürfnis der radikalen Verdrängung viel zu flexibel waren, löste sie nicht den unfreien Menschen auf, sondern realitätsentfremdete eine Reihe von Gehirnen. Die Welt wurde von den 68ern, im eigenen Bewusstsein verändert und nicht das Bewusstsein über die Welt in der Realität. Das Revival dieser Ideologie, die Neohippie-Bewegung Goa, präsentiert sich heute gut als Anschauungsobjekt dieser falschen Kritik Die Verdrängung der Hippiedrogen durch die Drogen der 88er Generation, machte plötzlich eine ganz andere Form von Rausch konsumierbar. Dieser machte nicht wie Alkohol simpel, stumpf und widerlich und stülpte dem Bewusstsein auch nicht das Unbewusste über wie die 68er Drogen. Der Rausch auf Designerdrogen ermöglicht sogar die Verdrängung des Verdrängungsaktes selbst, da die Selbstwahrnehmung auf dem Rausch ein Bild einer eigenen Subjektivität erzeugt, die gar nichts zu verdrängen hat. Solange der Turn dauert, ist somit das bürgerliche Glücksversprechen eingelöst, weil dem Versprechen in der Konkurenz Aller gegen Alle Glück zu suchen, durch diese Substanzen ja Rechnung getragen ist. Andererseits ist mit dem Erleben des Turns auch die Frage aufgeworfen, ob das nicht immer so sein kann. Die Antwort der Realität darauf ist natürlich nein, aber eine mögliche Motivation dafür, etwas gegen die Realität zu unternehmen, wäre somit schon einmal gegeben. Designerdrogen ermöglichen auch so etwas wie „über den eigenen Schatten springen“. Also mit verinnerlichten gesellschaftlichen Konventionen zu brechen und verhärtete psychologische Strukturen kurzzeitig aufzulösen. Doch in der gegenwärtigen Gesellschaft wird dieser Effekt dazu genutzt, perfekt extrovertiert zu sein und sich so dem von der Kulturindustrie erzeugten Bild von spätkapitalistischen Subjekten anzupassen. Diese kulturindustriell vorgespielten Attrappen von Subjekten leben hauptsächlich widerspruchsfrei und wo sie das nicht tun sind sie durch ihre sozialen Fähigkeiten im Stande, alle Widersprüche aufzulösen. Auf Designerdrogen ist die Erfüllung dieser Norm wesentlich erreichbarer. Trotzdem weist der Zustand, das eigene Dasein nicht verdrängen zu müssen über die bürgerliche Norm hinaus, da diese Norm mit der Realität im Dauerwiderspruch steht. Somit entsteht ein stark utopisches Gefühl auf Designerdrogen . Es gibt nicht nur die Möglichkeit, unbewusst ablaufende psychologische Strukturen bewusst anders zu gestalten, sondern auch die totale Vereinzelung der Subjekte wird kurzzeitig aufgehoben. Ohne dass es langwierig erarbeitet wird, wird hier ein von der Realität verschiedener Umgang menschlichen Miteinanders gelebt. Doch ist dieser auf die Dimension des miteinander Kommunizierens und sich unfremd sein beschränkt. Denn davon abgesehen und davon sollte nicht abgesehen werden, dass unbeeinflusst davon, dass Technopartys in manchen Subkulturen nicht so hetero wie andere Partys sind, beziehungsweise das eigene hetero Sein nicht mehr so klaren Anhaltspunkt bietet, ist der Umgang auf Technopartys simultan ein stark sexistischer. Wovon auch nicht abgesehen werden sollte ist, dass, da der Umgang unbewusst aus einem Bedürfnis entspringt und nicht bewusst kollektiv geschaffen wurde, dieser Umgang nach der Party wieder völlig in sich zusammenbricht. Ist aber das erlebte Gefühl von einem erträglichen Dasein deswegen schon zu diskreditieren? Wäre es nicht objektiv betrachtet eine legitime demokratische Forderung der Lebensstandardverbesserung, Designerdrogen legal zu machen, da die untragbaren Widersprüche, die das Subjekt ertragen muss, kurzzeitig aufgehoben erscheinen? Ich finde diese Forderung falsch, da sie die Realität nicht kritisiert. Die gewonnene Freiheit, die dann zugegebener Maßen nicht mehr illegal wäre, schränkt das Leben auf Party und Lohnarbeit ein. Dieses auch jetzt schon praktizierte Teilzeitjunkytum ermöglicht nur einen überwiegend unwahren Hedonismus. Die Widersprüche des Subjekts im Kapitalismus werden so nicht gesellschaftlich ausgetragen, also weiter in das Subjekt verinnerlicht. Der Kapitalismus könnte so seine zermalmende Produktivität noch steigern, da die Individuen sich noch beherrschbarer machen. Das würde in die Richtung nur durchbrochen werden, wenn das Bedürfnis so stark ausgelebt werden würde, dass es zu eigener Unproduktivität führt, was bis dato nur in vereinzelter Form praktiziert wird. Und in dieser vereinzelten Form führt es durch den unüberwundenen Widerspruch der Realität zu einer Senkung des materiellen und hedonistischen Lebensstandards. Diese Forderung nach Legalität ist also noch kein wahrhaft vernünftiger Umgang mit dem Bedürfnis. Trotzdem ist es falsch, einfach dem bürgerlichen Wissen über Designerdrogen zu vertrauen. Denn die allgemein durch Staat, Medien und Wissenschaft geäußerte Kritik an 88er Drogen muss blind gegenüber den Gründen sein, warum Drogen konsumiert werden, da diese Kritik Gesellschaft nicht in ihren Widersprüchen begreifen kann. Ihre Kritik richtet sich subjektivierend an das Individuum. In diesem bürgerlichen Wissen liegen zwar wichtige Tatsachen über das biologische und chemische Wirkungs- und Folgenschema von Drogen, aber durch dieses biochemistische Menschenbild kann das Bedürfnis nach einer innergesellschaftlichen Außergesellschaftlichkeit nicht erkannt werden. Aber das notwendige Interesse des Staates und der System reproduzierenden Kräfte ist natürlich auch, dass eine innergesellschaftliche Außergesellschaftlichkeit nicht praktiziert wird. Denn das Konsumieren von Designerdrogen springt über das Maß hinaus, das an kultureller Reproduktion der Arbeitskraft nötig ist. Aus der Sicht des Staates und des Kapitals könnte der Konsum von Drogen daher die Qualität der Ware Arbeitskraft in Gefahr bringen. Deswegen bekämpft der Staat, zumindest in der Gegenwart, als oberster Garant der Ware Arbeitskraft, den Drogenkonsum als subversiv. Doch ist dieser Konsum von Designerdrogen nicht automatisch subversiv, sondern eher gesellschaftstragend, wenn das Bedürfnis, das den Konsum bewirkt nicht als gesellschaftlicher Widerspruch geäußert und damit die Kritik der Verhältnisse entfaltet wird. Vollkommen gesellschaftstragend ist dagegen sogar noch Drogenkonsum, der vom Hedonismus abstrahiert und zur Steigerung der eigenen Arbeitsleistung betrieben wird. Dieser Zweck des Konsums ist dann aber nicht mehr als Rausch zu bezeichnen, da Rausch mit Arbeit identisch geworden ist. Denn Rausch ist, um einen allgemeinen Begriff zu finden, das schizophrene Vermitteln der kapitalistischen Antagonismen im Subjekt. So zum Beispiel von Körper und Geist, Bedürfnis und Gesellschaft. Also die Beherrschung der vermeintlich eigenen Natur zum Zweck der Naturbeherrschung, die wieder in das, was sich unter der eigenen Natur vorgestellt wird, zurück gebrochen werden soll. Anders: das brutale Auflösen der Widersprüchlichkeit in eine multiple zweite Persönlichkeit, dem die menschliche Natur unterstellt wird.

(4) 6 Designerdrogen benutze ich folgend als Sammelbegriff für Drogen, die Ende der 80er starke Verbreitung fanden. So zum Beispiel Amphetamine und Methamphetamine wie Speed, MDMA und allerlei experimentierfreudige Untergruppen dieser Substanzen. Aber auch für Crystal und sonstige viel zu starke Neodrogen. In den Begriff will ich außerdem noch Kokain integrieren, obwohl dieser Drogenkonsum aus einer Zeit stammt in der Drogen noch nicht explizit designed wurden. 7 Der Marxsche kategorische Imperativ: „Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“ (MEW 1, 385) 8 Der Adornitische kategorische Imperativ: „Denken und Fühlen so einzurichten, das Auschwitz sich nicht wiederhole, nichts ähnliches geschehe.“ (Theodor W. Adorno, Negative Dialektik. Frankfurt/M 1982, 358)

Technosound

(5) Das Hauptelement im Techno, ist von antiindividualistischen Charakter. Denn jede Abweichung und Neuerung wird zwangsläufig vergesellschaftet. Die ursprünglich qualitativen Unterschiede, werden durch diesen Prozess in reine Quantität übersetzt. Das mag mit dem Diktum der Tanzbarkeit erklärt werden, doch schießt dieser Vergesellschaftungsprozess weit über das Tanzbarmachen hinaus. Dieser Prozess besteht hauptsächlich als Selbstzweck. Dieser ist analog zum Selbstzweck der Verwertung des Werts im Kapitalismus. Letzterer ist auch irrational, da keinem äußeren Zweck untergeordnet, doch streng rational durchorganisiert. Techno stellt somit die Realität des Verwertungszummenhangs dar. Dieser Verwertungszusammenhang wird im Techno erkenn-, doch nicht kritisierbar, denn innerhalb des Techno ist das mantrische Element nicht zu brechen. Die einzige Möglichkeit das mantrische Element zu brechen, besteht darin mit Techno in seiner Totalität zu brechen. So wie die Verwertung des Werts zum Selbstzweck, nicht durch Modifikationen in der Ökonomie zu brechen ist, sondern auch dazu der Bruch mit der Totalität des Kapitalismus notwendig ist. Ich möchte um das verständlicher zu machen, das Entstehen von Techno zusammen mit dem Kapitalzusammenhang historisieren. Ende der 60er setzte die Maschinisierung und Elektronisierung der Musikproduktion ein. Dadurch konnte billiger produziert werden, doch stellte sich schnell heraus, dass dadurch auch anders produziert werden konnte. Über Klangerzeugungsmaschinen Effektgeräte und später auch Klangerzeugungsprogramme, wurde eine schier unerschöpfliche Anzahl Instrumente geschaffen. Ende der 80er fand diese Maschinisierung und Elektronisierung ihren eigenen massenkompatiblen Stil, Techno. Doch eröffnet die Explosion der Quantität der Instrumente, nicht das Reich der akustischen Freiheit. Denn abgesehen davon dass Instrumente gesellschaftlich werden müssen, also einen Akzeptierungsprozess durchlaufen müssen um als Musik wahrnehmbar zu werden, ist Musik auch verkäuflich. Das heißt, dass ein Abweichen von der rationalen Norm ein größeres Risiko beim Verkauf darstellt und sich so die Norm reproduziert. Das heißt nicht, als vermeintlich antikapitalistischer Umkehrschluss, dass die Musik, die nicht Norm ist, automatisch gut sein muss. Sicherlich ist sie auch nicht zwangsläufig gesellschaftlich subversiv. Avantgardemusik bringt entweder eine neue Norm hervor oder erfüllt das bürgerliche Bedürfnis nach Einzigartigkeit. Der Bruch mit der Norm der Norm, also die Einforderung nach der Abschaffung von Norm überhaupt, kann nicht innerhalb von Musik oder Kunst ausgetragen werden, sondern muss als Erkenntnis in der Gesellschaft erkämpft werden. Doch stellt sich die Frage ob Techno überhaupt noch Musik/Kunst ist oder nicht eher schon die vertonte Form des kapitalistischen Verhältnisses, also den Widerspruch zwischen der Hoffnung in der Kunst und der Hoffnungslosigkeit in der Realität, mit dem Vorwurf der Utopie anklagt. In dieser Analyse entfaltet ist Techno ideologielos und dem Kapitalismus adequat. Der scheinhaft notwendige Fortlauf des Kapitalismus kann so vom Techno aus direkt kritisiert werden. Nur bleibt diese Erkenntnis natürlich idealistisch, solang einfach nur verstrahlt auf oder neben einer Tanzfläche rumgeeiert wird. Denn das ist keine Kritik, sondern stillschweigende Unterstützung der Reproduktion des Kapitalismus. Von der Darstellung der Unausweichlichkeit, des Fortlaufs des ewig Identischen und der darin liegenden Nähe zum eigenen Leben, lässt sich wahrscheinlich der umfassende Erfolg des Techno herleiten. An den guten Texten kann es auf jeden Fall nicht liegen, da Text in dieser Musik nur ein weiteres Instrument darstellt. In der Analyse hebt sich Techno auch völlig von anderer Musik ab, denn andere Musik dreht sich um Einzelwidersprüche die das Leben verändern, nicht um die Integration aller Einzelwidersprüche in den Gesammtzusammenhang. So muss andere Musik lügen, da sie die Integrationskraft des Kapitalismus nicht anerkennt und so Glück in der Aufhebung von Teilwidersprüchen verspricht. Das heißt aber auch, im Techno muss nicht mehr zwischen Kunst und Realität vermittelt werden, dadurch fällt ein möglicher und eventuell irreführender Erkenntnisprozess weg. Diese Musik ist für alle, in jedem Zustand verständlich, also die Verwirklichung des Mainstreams, die durch das Wegrationalisieren von Teilwidersprüchen erkauft wurde. Damit ist sie zu einer neuen gesellschaftlichen Technik geworden, die genauso als Mittel der Kritik, wie zur Marschmusik der faschistischen Volksgemeinschaft, instrumentalisiert werden kann. So wird vielleicht mein persönliches Anliegen deutlich, Techno dort abzuholen wo er jetzt ist, um ihn als Waffe der Kritik auf den gesellschaftlichen Floor zu holen. Die Kritik im Techno, ist nicht ohne ein kritisches Verständnis von Geschichte erfassbar. Einerseits stellt Techno den Kapitalismus in seiner heutigen Form dar, in der Industrialisierung und der Zeit von Klassenkämpfen zum Beispiel hätte er noch anders klingen müssen. Andererseits ist die Aussage des Techno vom Wahrnehmungsprozess determiniert. Wahrnehmung rührt erstens von der geschichtlichen Gegenwart der Gesellschaftverhältnisse her und ist zweitens ein sich bildender Prozess. Es macht deshalb Sinn Techno ernst zu nehmen, über ihn zu diskutieren und ihn in diskutierter Weise zu verbreiten. Mit einem von herkömmlicher Musik geschulten Ohr ist die Wahrheit im Techno noch nicht so kristallklar wahrnehmbar. Denn wie gesagt, kennt herkömmliche Musik den Gesammtzusammenhang ja nicht und sagt deswegen aus, dass du in der kapitalistischen Gesellschaft glücklich werden kannst. Techno kennt den Gesammtzsammenhang oder vermittelt abstrakte Erkenntnis über ihn. Nur führt diese Erkenntnis zu nichts automatischem. Sie muss auf alle erdenklichen Arten zu einer Kritik führen, denn der Fortlauf des ewig Identischen ist von bloßer Erkenntnis ungerührt. Ein weiterer Unterschied zu herkömmlicher Musik, ist im Techno das Resultat des beimischens anderer Stile. Während das beimischen außerhalb von Techno zu Mischstilen führt, werden beim Techno andere Stile vom mantrischen Element vollkommen vergesellschaftet. Es gibt also innerhalb der Musik eine radikale Negation einer anderen. In unserem Fall, klärt Techno über die Scheinindividualität der anderen Musik auf. An diesem kritischen Element im Techno ist Gesellschaftskritik durchaus anknüpfbar. Aber ich will hier zum Ende kommen. Nur eine Frage beschäftigt mich noch: schon in der Art der Konsumption von Techno, liegt ein großer Unterschied zu anderer Musik. Techno wird nicht wie der Lieblingspopsong, kurz mal zwischendurch gehört und er wird auch nicht zwei bis drei Stunden konsumiert, wie bei einem Konzert. Sondern Techno, wird manchmal vier Tage und Nächte am Stück konsumiert. Liegt in dieser überzogenen Wiederkehr des ewig Gleichen, nicht auch schon die totale Stille eben dieses ewig Gleichen, also die Voraussetzung für etwas völlig anderes. Wenn genau das in solchen Momenten fühlbar wird, fehlt jetzt die Umsetzung, es denkbar zu machen.

Raven

(6) In der Tätigkeit des Ravens, treten zwei verkörperlichte Bedürfnisse in Widerspruch. Beim Ersten handelt es sich darum, sich im Kapitalismus sorglos treiben zu lassen. In stundenlanger Endlosigkeit besteht die Beschäftigung aus eigener Körperlichkeit. Diese bewirkt neben einem angenehmen Gefühl, einen Zustand der es ermöglicht den eigenen materiellen Alltag verdrängen zu können. Das Raven ist sozusagen ein Ausflug von der Widersprüchlichkeit der eigenen Existenz, da diese völlig in der geforderten Funktion Raven aufgeht. Die eigene Existenz kann bei dieser Tätigkeit unhinterfragt bleiben. Überindividuell wird dadurch ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt, das außerhalb vom Dancefloor sehr gruselig wär, auf dem Dancefloor aber die eigentliche Stimmung herstellt. Beim zweiten Bedürfnis handelt es sich darum, die einengenden Alltagsverhältnisse zu durchbrechen. Denn die direkte Körperlichkeit beim Raven bricht mit den üblich körperlichen Gesellschaftkonventionen, dies aber in einem dafür reglementiertem Raum. Beim Raven, hier ist es identisch mit anderer Tanzpopkultur, wird eine Spähre abstrakter Gleichheit geschaffen. Alle dürfen Tanzen, werden aber weiterhin in Geschlecht, Bewegung und Aussehen hierarchisiert. Die abstrakte Gleichheit auf dem Dancefloor, ist eine in ihrer Dynamik gleiche zu der des Alltags. Auf dem Dancefloor lautet die Frage nicht welcher personifizierte Job du bist, sondern wie du aussiehst, wie du dich bewegst, wie du deine Ausstrahlung managedest. Auch hier produziert die abstrakte Gleichheit konkrete Ungleichheit und gewährleistet damit den Rahmen der ewigen Repruduktion der Ungleichheit. Im Unterschied zur Gleichheit in der Identität mit Arbeit steckt beim Raven die Identität als doppelt freies Liebesobjekt, frei von Bindung und frei sich auf dem Liebesmarkt verkaufen zu müssen. Aber diese Dynamik ist nicht einzig bestimmende, denn es findet auch eine Verselbstständigung statt, Raven wird zum Selbstzweck und damit einerseits zur im Verwertungssinn irrationalen Aufwendung von Energie, andererseits, gerade als Negation des Alltagsselbstzwecks, zum emanzipativen Potential. Genau so wie es ideologisch ist, Geschmack für etwas individuell-natürliches zu halten, verhält es sich auch mit körperlicher Bewegung. Die menschliche Körperlichkeit ist nur in so weit Natur als das Menschen ein Herz das schlägt, Lungen die Atmen und einen Organismus der auf die Aufnahme von Energie angewiesen ist beinhaltet. Wie ein Körper tatsächlich aussieht, ist schon von den verinnerlichten und in eigenes Aussehen umgewandelten Zwängen der Geschlechtsidentität und der Mode mitbestimmt. Wie sich menschliche Körper bewegen, ist schließlich schon völlig gesellschaftsdeterminiert. Den eigentlichen Rahmen der Bewegungsmöglichkeiten bilden nur die Naturgesetze und die Notwendigkeit der Energieeffizientesten Bewegung. Doch die Möglichkeiten wie sich Menschen gegenwärtig bewegen sind Produkt historischer Entwicklung und gesellschaftlicher Norm, die von Kindesalter an gelernt werden. Diese gesellschaftlich vermittelten Bewegungen sind Funktionen unterstellt, z.B. Laufen um irgendwohin zu kommen, gegen einen Ball Treten um ein Tor zu schießen u.s.w. Beim klassischen Tanz besteht die Funktionalität daraus, die Norm des Tanzablaufs zu erfüllen. In der Tanzpopkultur wird das in einem exklusiven Raum, aus der alltäglichen Funktionalität der Bewegungen Ausbrechen, zur eigentlichen Funktionalität. Beim Raven schließlich, finden sich Bestrebungen die Exklusivität dieses Raumes aufzuheben, also die irrationalen Bewegungen in den Alltag zu transportieren. Da Bewegungen gesellschaftlich, also durch einen Kulturprozess entstanden sind, verkörperlichen sich in ihnen auch die Verhältnisse der Gegenwart. Die Verhältnisse der Gegenwart sind aber nicht die einer emanzipierten Gesellschaft, weswegen in Bewegungen Herrschafttsverhältnisse des Menschen über den Menschen ausgedrückt und gefestigt werden. Konkrete und abstrakte Herrschaftsverhältnisse werden in Bewegungen permanent präsentiert und sind an deren Reproduktion beteiligt. Der Sexismus als ein konkretes Gewaltverhältniss, ist zum Beispiel sehr stark über Bewegungen vermittelt, aber Menschen bewegen sich auch demütig gegenüber der fetischisierten Warenform oder gegenüber den Funktionären von Staat und Religion. Die Subjekte sind dem Potenzial ihrer Körperlichkeit entfremdete Wesen. Ihr Produkt, die dargestellte, wahrnehmende, sich bewegende Körperlichkeit, ist manifestation der Scheininvidualiät im Kapitalismus. Beim Raven werden unbewusst, einige verkörperlichte Herrschaftsverhältnisse direkt negiert. Die Demut, das durchs Leben huschen, vor dem Fernseher verkrümeln, als Fußgänger immer auf dem Fußgängerweg bleiben, werden dort nicht reproduziert. Das sexistische Gewaltverhältniss wird beim Raven weiterhin voll ausgelebt, was verdeutlicht das es sich beim Raven nicht um eine bewusst kritische Tätigkeit handelt. Doch besteht beim Raven die notwendige Situation um spielerisch die Funktionalität von Bewegungen und deren zu Grunde liegenden Gewaltverhältnisse in frage zu stellen. Durch die Tätigkeit, der von der alltäglichen Funktionalität entbundenen Körperlichkeit, ist beim Raven die Möglichkeit existent die Scheinindividualität zu durchbrechen. Denn durch die gesteigerte Selbstwahrnehmung in der Situation des herumexperimentierens mit Bewegungen, ist die Entfremdung vom eigenem Körper nicht mehr in alltäglicher Form vorhanden. Beim Raven scheint in körperlicher Hinsicht der sich emanzipierende Mensch auf. Nur entspricht das leider nicht der Realität, denn es gibt immer eine, in und außer uns wirkende Gegendynamik zum unbewussten Spiel. Diese Dynamik muss Normieren und Kategorisieren und entspringt der Rationalität, die wiederum im Dienste der gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse steht. Die Verhältnisse im Kapitalismus sind durch die Verwertung und das sich aufeinander beziehen der Menschen als Waren bestimmt. So wird Tanz zur konsumierbaren Kulturware und das eigene Erleben zu austauschbarer, verwertbarer Produktivität. Das Tanzen wird in der Technosubkultur ernst genommen. Es wird dort ein Glücksversprechen unterstellt. Augenscheinlichster Unterschied zu anderen Tanzpopkulturen ist die Dauer, in der das Tanzen betrieben wird. Dort manifestiert sich der Gedanke der Unendlichkeit. Aber auch die Organisierung um das Raven, ist bei manchen Partys ist definitiv. Auf vielen Partys bildet es die einzig mögliche Beschäftigung und zwecks dieser Beschäftigung wird sich Teilweise auch nur auf diese Partys begeben. Wie ist nun das Verhältnis der Menschen zu dem Glücksversprechen das dem Raven innewohnt ? Da das Raven tatsächlich bewusstlos betrieben wird, können emanzipative Dynamiken keinen Erkenntnisgewinn bewirken, die geravete Kritik bleibt den Subjekten verwert- und vereinahmbar. Die Subjekte unterwerfen sich beim Raven dem Glücksversprechen, anstatt es aufzuheben. Aber die bewusstlos geäußerte Kritik, der Ausgangspunkt, zieht diese spurenlos an den Subjekten vorbei ? Mich hat sie mitbeinflusst diesen Artikel zu schreiben und mein Gefühl zu einer Masse die sich zum Raven entschließt, ist unbezweifelt wesentlich positiver, als zu einer die sich zum marschieren entschließt. Handelt es sich beim Raven nun um einen emanzipativen Prozess oder um eine wunderbare Ablenkung vom kapitalistischen Alltag, die dazu fähig ist genau diesen kapitalistischen Alltag zu modernisieren ? Die kapitalistische Integrationkraft ist ja wohl bekannt ein Ungeheuer und es ist ja auch kein unbekanntes Phänomen, das sogar solche politischen Subjekte, welche aufbrechen um die Auswirkungen von Staat und Kapital zu bekämpfen, nach kurzer Zeit system-integriert sind und noch zur Steigerung der Produktivität verhelfen. Radikal wäre dieser Dynamik mit der Forderung: „Raven bis Staat und Kapital zusammenbrechen“, zu begegnen. Kulturpessimistisch müsste geantwortet werden: das Kultur keinen kritischen Einfluss mehr auf die Subjekte haben kann, seit sie zur kapitalistischen Massenkultur geworden ist. Kulturnaiv wird geantwortet: die positive Sprengkraft der Kultur wird sich von selbst entfalten. Kritisch-Naiv und diese Position scheint mir die vernünftigste in Anbetracht des Nicht-Identischen, lautet eine Positionierung: das die Technosubkutur wirklich ein Bedürfnis nach Außergesellschaftlichkeit ist. Nur das dieses Bedürfnis nicht als Kritik gegen den falschen Gesellschaftszustand vermittelt wird, sondern sich als kurzes, vornehmlich individuelles Rausschießen aus Teilen des gesellschaftlichen Gewaltverhältnisses materialisiert. Dadurch transphormiert sich das Bedürfnis in eine religiöse Vision vom gesellschaftlichen Außen und nicht in einen emanzipativen Prozess. Die Transphormation des Bedürfnisses in einen emanzipativen Prozess bleibt Aufgabe des kritischen Subjekts.

(7) Mirko Maschewsky Der Autor ist Teilzeitjunky, arbeitet zu Antisexismus und gehört der Phase2 Redaktion Berlin an. Kontakt: radikalverpeilt@hellokitty.com


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