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Mathe-Olympiade in Gefahr

Maintainer: Hans-Gert Gräbe, Version 1, 05.02.2001
Projekt-Typ:
Status: Archiv

Mathematikolympiade in Gefahr !

(1)

 

Die Durchführung der dritten Stufe sowie die Teilnahme einer sächsischen Mannschaft an der Bundesrunde der diesjährigen Mathematikolympiade, dem renommiertesten gesamtdeutschen Schülerwettbewerb auf diesem Gebiet, ist in Gefahr !

(1.1) e-mail an den Minister vom 1. Vorsitzenden des MO e.V., 06.02.2001, 16:20, Hans-Dietrich Gronau:
Sehr geehrter Herr Minister,

erlauben Sie mir bitte, Sie um Hilfe für eine sehr dringende Angelegenheit bzgl. der Mathematik-Olympiaden zu ersuchen. Wie wir erfahren haben, besteht die akute Gefahr, dass es in Sachsen in diesem Jahr wegen sehr radikaler und plötzlicher Mittelstreichungen keine 3. Stufe der Mathematik-Olympiade geben wird. Überdies scheint die Teilnahme an der Bundesrunde in Frage gestellt zu sein. Das besorgt uns sehr.

Wie Sie sicher wissen, findet in diesem Jahr der 40. Jahrgang der Mathematik-Olympiade statt, einer nationalen Version der in fast 100 Ländern der Erde durchgeführten mathematischen Wettbewerbe für Schülerinnen und Schüler. An den jährlichen Internationalen Mathematik- Olympiaden (IMO) nehmen in den letzten Jahren über 80 Länder teil. Die Mathematik-Olympiaden haben sich seit 1990 zu einer bundesweiten Veranstaltung entwickelt: seit 1996 nehmen alle 16 Bundesländer an der Bundesrunde teil, als Veranstaltungsorte sind alte und neue Bundesländer bunt gemischt, z.B. 2000: Berlin, 2001: Magdeburg, 2002: Hamburg, 2003: Bremen, 2004: NRW.

An den Mathematik-Olympiaden nehmen jährlich mehr als 100 000 Schülerinnen und Schüler teil. Sie ist damit mit Abstand der teilnehmerstärkste Schülerwettbewerb. Ende 2000 hat der Herr Bundespräsident die Schirmherrschaft (auch) für die Mathematik-Olympiaden übernommen und unterstreicht damit die Bedeutung dieses Wettbewerbes. Sachsen ist traditionell eines der aktivsten und erfolgreichsten Bundesländer. Es wäre fatal für Ihr Bundesland und uns alle, sollte dieser positiven, mit außerordentlichem Engagement vieler Lehrer, Studenten und Hochschulangehöriger erreichten Entwicklung durch die uns signalisierten Entscheidungen die Basis entzogen werden.

Ich möchte Sie herzlich bitten, sich für den Fortbestand der Mathematik-Olympiaden in Sachsen einzusetzen.

Mit freundlichen Grüßen
Hans-Dietrich Gronau
Professor für Diskrete Mathematik und 1. Vorsitzender des Mathematik-Olympiaden e.V.
http://www.Mathematik-Olympiaden.de

(1.2) Das SMK und die Mathematik-Olympiaden, 07.02.2001, 22:26, Elias Wegert: Es war nicht einfach, die Mathematik-Olympiaden in den Nachwendewirren der frühen 90er Jahre zu erhalten, als die alten Zuständigkeiten und Förderungen wegfielen. Ohne Engagement vieler und unglaublichen Enthusiasmus Einzelner (nicht nur aus den Neuen Bundesländern) wäre es nicht gelungen, die Mathematik-Olympiaden in die bundesdeutsche Wettbewerbslandschaft zu integrieren. Dass heute die Mathematik-Olympiade der teilnehmerstärkste Schülerwettbewerb Deutschlands ist und wir in diesem Jahr die 40. Olympiade in ununterbrochener Folge durchführen, danken wir auch dem SMK. Im Jahr 1995 mußte ein Bundesland die 4. Stufe kurzfristig absagen. In dieser schwierigen Lage half das Sächsische Kultusministerium durch kurzfristige und unbürokratische Bereitstellung von Geldern und das Engangement von Mitarbeitern, Professoren und Studenten der TU Bergakademie Freiberg ermöglichte die Durchführung der damaligen Bundesrunde in Sachsen. Ist es nicht eine Ironie des Schicksals, dass nur wenige Jahre später durch radikale Mittelstreichungen die Mathematik-Olympiade gerade im traditionsreichen Sachsen an den Rand der Existenz gedrängt wird? Als einer der Organisatoren dieser 1995 an der TU Bergakademie Freiberg durchgeführten Veranstaltung kann ich beurteilen, wieviel Zeit und Energie die Vorbereitung und Ausrichtung einer Olympiade erfordert. Der jährliche Arbeitaufwand exponierter Mitstreiter liegt bei einigen hundert Stunden, ohne Honorar. Ist dem SMK eigentlich bewußt, daß es davon profitiert, ohne eine Mark zu investieren? Noch lebt die Mathematik-Olympiade Bewegung von der Begeisterung, der Gutwilligkeit und der Einsatzbereitschaft vieler Mitstreiter. Wenn aber nun diejenigen, die arbeiten, ohne dafür honoriert zu werden, auch noch um Sponsoren werben müssen, um diese Arbeit tun zu können, werfen wahrscheinlich auch die letzten Enthusiasten das Handtuch. Es wird erheblich teurer werden, das wieder aufzubauen, was jetzt unbedacht gefährdert wird. (Ein Anhaltspunkt können vielleicht die Kosten des traditionellen Landeswettbewerbes Mathematik von Baden-Württemberg sein). Wie passt das allgemeine Jammern über die Mathematikschwäche deutscher Schüler im internationalen Vergleich zur drastischen Kürzung der (bescheidenen) finanziellen Unterstützung einer funktionierenden Hochbegabtenförderung mit Breitenwirkung? Und wer verantwortet eigentlich diese unverständliche und kurzsichtige Entscheidung?

(1.3) Re: Mathematikolympiade in Gefahr !, 08.02.2001, 17:38, Konrad Engel: Es ist unbestreitbar und auch auf Seite der Industrie klare Erkenntnis, dass wirklicher Fortschritt in vielen Bereichen der Hochtechnologie nur durch Einsatz moderner mathematischer Methoden erreicht werden kann. Hierzu werden hochqualifizierte Wissenschaftler benoetigt. Doch der Weg zu diesen Hoehen ist lang. Zur seiner Bewaeltigung sind Enthusiasmus, Kreativitaet und Beharrlichkeit noetig. Grundsteine muessen dazu in der Schule gelegt werden. Viele Untersuchungen belegen, dass Wettbewerbe hier sehr motivierend sind. Gerade die Mathematik-Olympiade bzw. Olympiade-aehnliche Wettbewerbe haben im In- und Ausland viele anerkannte Mathematiker hervorgebracht. Es ist also voellig im Widerspruch zu den Zeichen der Zeit, Mittel fuer diesen Wettbewerb drastisch zu kuerzen. Die Entscheidungstraeger muessen sich darueber im klaren sein, dass ein Kuerzen dramatische Folgen haben kann. Der Enthusiasmus der ehrenamtlich arbeitenden Kolleginnen und Kollegen ist nicht unbegrenzt. Ein Zusammenbruch der Mathematik-Olympiaden wird sehr negative Auswirkungen auf die Schul-Mathematik in Sachsen haben, denn ein Nachlassen der Spitzen-Schuelerinnen und Schueler zieht auch ein Nachlassen aller Schuelerinnen und Schueler nach sich. Fehlentscheidungen in der Bildungspolitik wirken sich leider haeufig erst nach Jahren aus und die Verantwortlichen werden dann zu selten zur Rechenschaft gezogen. Ein Neuaufbau der Mathematik-Olympiaden nach mehreren Jahren wuerde ausserordentlich schwierig und sehr teuer sein, denn aus dem "Nichts" soviele ehrenamtliche Helfer mit dem entsprechenden Know-how zu ziehen, ist fast unmoeglich.

(1.4) Re: Mathematikolympiade in Gefahr !, 28.02.2001, 18:05, Hans-Gert Gräbe: Am 26.2. wurden uns neue Konditionen für die Durchführung der 3. Stufe bekannt gegeben, siehe Punkt (9.7). Damit hat sich die Situation deutlich entschärft.

(2)

Die Mittel des Landeskomitees zur Förderung mathematisch-naturwissenschaftlich begabter und interessierter Schülerinnen und Schüler (SLK), das (u.a.) diesen Wettbewerb im Auftrag des Sächsischen Kultusministeriums (SMK) in Sachsen koordiniert, wurden, bei gleich bleibenden Aufgaben, bereits im letzten Jahr deutlich beschnitten. In diesem Jahr stehen uns nach Entscheid des Referats Gymnasien nur noch 26 % der Vorjahresmittel zur Verfügung.

(3)

Das SMK nimmt damit die Zerschlagung einer Reihe renommierter Wettbewerbe (neben der Mathematikolympiade insbesondere auch des Adam-Ries-Wettbewerbs für Schülerinnen und Schüler 5. Klassen) in Kauf, denn diese Summe reicht nicht einmal aus, die 3. Stufe der Matheolympiade, den Landeswettbewerb, auszurichten, zu dem die Schüler, die sich dafür qualifiziert haben, bereits eingeladen sind.

(3.1) Details, 06.02.2001, 09:20, Bernd Mulansky: Nach der 2. Sufe der MO im November mit etwa 2300 (!) Teilnehmern im Regierungsbezirk Dresden findet die 3. Stufe (Landesolympiade) für Klassen 6-8 des Bezirkes Dresden am 3./4.3. statt. Dazu sind 86 Teilnehmer eingeladen, wovon sich 84 zur Teilnahme angemeldet haben. Für 45 Teilnehmer muss eine Übernachtung (mit Abendessen und Frühstück) zur Verfügung gestellt werden. Hinzu kommt die Verpflegung für alle (Mittagessen und Vesperbeutel), und (Geld- oder Sach-)Preise gehören auch zu einem Wettbewerb. Wie in den Vorjahren haben wir in unserem Haushalt für diese 3. Stufe DM 8000 geplant, die Gesamtzuweisung für den Regionalschulamtsbereich Dresden für 2001 beträgt DM 5400 (!!). Mit Unterstützung durch das Regionalschulamt Bautzen (da die MO für den gesamten RB Dresden veranstaltet wird) (Gesamtzuweisung Bautzen für 2001: DM 4000) können und werden wir die 3. Stufe durchführen. Danach ist beim derzeitigen Stand für 2001 (und vermutlich darüber hinaus) SCHLUSS mit MO und allen anderen Förderungen auf mathematisch-naturwissenschaftlichem Gebiet.

(3.2) 06.02.2001, 16:27, Hans-Gert Gräbe: Die Zahlen für den Regionalschulamtsbereich Leipzig finden Sie unter http://lsgm.uni-leipzig.de/finanzen.html

(3.3) 08.02.2001, 11:01, Hans-Gert Gräbe: Ich habe gestern noch einmal mit den Chemnitzer Kollegen telefoniert. Die Situation dort ist so, dass für die zentralen Maßnahmen, also 3. Stufe Klasse 9-12 und Vorbereitungslehrgang zur 4. Stufe, deren Mittel in den Finanzplänen des SLK der RSÄ Chemnitz und Zwickau stehen, insgesamt 17 000 DM fehlen. Es handelt sich dabei zum großen Teil um bereits bestellte Leistungen (Verpflegung, Unterkunft usw. usw.), so dass sie ab nächste Woche (12.2.) daran gehen werden, die Verträge zu kündigen, wenn bis dahin keine Lösung in Sicht ist. Wir hoffen, dass die ausgereichten Mittel wenigstens für die entstehenden Stornokosten ausreichen.

(3.4) 12.02.2001, 19:08, Hans-Gert Gräbe: Nach Informationen der "Freien Presse" Chemnitz arbeitet das Ministerium (Sprecher Große) in der Öffentlichkeit mit anderen Zahlen als gegenüber dem SLK. Um diese Irritationen aufzuklären, habe ich den zusammengefassten Finanzplan des SLK, wie er von dessen Mitgliedern beschlossen worden ist, sowie die uns bekannten Zuweisungen an die einzelnen RSÄ auf der Webseite http://lsgm.uni-leipzig.de/finanzen.html zusammengestellt.

(4)

Sie werden verwundert fragen: Kann so etwas sein? Hat der sächsische Ministerpräsident, Prof. Kurt Biedenkopf, nicht immer wieder betont, wie wichtig ihm und für Sachsen gerade der mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Nachwuchs sei? Fragen Sie ihn selbst!

(4.1) Bitte um Unterstützung, 14.02.2001, 19:53, Wolfgang Moldenhauer:
Erfurt, 12.02.2001

Herrn Ministerpräsident
Prof. Kurt Biedenkopf
info@sk.sachsen.de

Sehr geehrter Herr Prof. Biedenkopf,

in den Jahren der Wende habe ich mich intensiv um den Erhalt der Mathematik-Olympiade und deren Ausbau zu einem bundesweiten Wettbewerb engagiert und dabei auch Unterstützung von Landesregierungen aus den alten Bundesländern, besonders aus Rheinland-Pfalz und Hessen erfahren. In Erfurt organisierte ich 1991 und 1992 die Endrunde dieses Wettbewerbs, zu dem durch den Thüringer Kultusminister eingeladen wurde.

Z. Zt. nehmen bundesweit etwa 100.000 Schülerinnen und Schüler pro Jahr an diesem Wettbewerb teil, von denen die besten bei der Internationalen Mathematik-Olympiade (IMO) die Bundesrepublik Deutschland vertreten. An der IMO haben sich in den letzten Jahren Mannschaften aus fast 100 Ländern der Erde beteiligt.

Der 1994 gegründete Verein Mathematik-Olympiaden e.V. stellt die Aufgaben der vier Stufen zur Verfügung und richtet mit dem jeweiligen Land die Bundesrunde aus. 1995 wurde die Endrunde beispielsweise an der TU Bergakademie Freiberg durchgeführt. Dieser größte deutsche mathematische Schülerwettbewerb lebt wesentlich vom ehrenamtlichen Engagement vieler Lehrer, Studenten und Hochschulangehöriger. In einzelnen Bundesländern ist dieser Wettbewerb weitgehend institutionalisiert. Vorbildlich war dabei bisher der Freistaat Sachsen.

Vor wenigen Tagen erreichte mich die Nachricht, dass im Ergebnis aktueller Haushaltsentscheidungen im SMK die zur Unterstützung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Förderung bewilligten Mittel auf 26% des Vorjahresstandes gekürzt woerden sind und damit (neben einer Reihe anderer Aktivitäten auch) der Fortbestand der Mathematikolympiade in Sachsen ernsthaft gefährdet ist. Im Lichte der öffentlichen Diskussionen um die Ergebnisse deutscher Schülerinnen und Schüler in der TIMS-Studie, der Greencard-Problematik, der Nichtverfügbarkeit von Ingenieuren und der aktuellen Diskussion über das Ehrenamt ist eine solche Entscheidung schlicht unverständlich, stellt sie doch die Bemühungen auch der sächsischen Politik, in diesen Fragen voran zu kommen, in Frage.

Ich bitte Sie daher um Ihre Unterstützung für den Fortbestand der Mathematik-Olympiaden im Freistaat Sachsen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Moldenhauer
Vorsitzender des Landeskomitees für die Mathematik-Olympiaden des Freistaates Thüringen
E.-Haeckel-Str. 14
99097 Erfurt
fam.moldenhauer@t-online.de

(5)

Hier die Antwort aus dem SMK auf eine Anfrage der Leipziger Schülergesellschaft für Mathematik (LSGM) vom 28. März 2000 an Staatsminister Dr. Rößler mit der Bitte um Unterstützung unserer Arbeit:

From: Wolfgang Kowalewski
To: graebe@informatik.uni-leipzig.de
Date: Tue, 18 Apr 2000 10:25:27 +0200

Sehr geehrter Herr Dr. Gräbe

Ihr Engagement im Rahmen der Förderung mathematischer Nachwuchstalente in der Region Leipzig habe ich mit Interesse zur Kenntnis genommen.

In Ihrer E-Mail weisen Sie im Wesentlichen darauf hin, dass sich die finanziellen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren verschlechtert hätten; auch das Sächsische Landeskomitee zur Förderung mathematisch-naturwissenschaftlich begabter und interessierter Schülerinnnen und Schüler könne Ihnen nicht weiterhelfen.

Dazu möchte ich ausführen, dass das Sächsische Staatsministerium für Kultus in der vergangenen Jahren die Begabtenförderung nahezu ausschließlich dem Bereich Mathematik/Naturwissenschaften widmete. Die Bereiche Fremdsprachen und Musik wurden damals proportional nicht gleichberechtigt bzw. gleichmäßig gefördert. Diese Schieflage zu Gunsten der Mathematik musste daher stetig korrigiert werden. Da die zur Verfügung stehenden Gesamtmittel in der Höhe gleich blieben, konnten Kürzungen im Bereich der Mathematik nicht verhindert werden.

Ich kann deshalb nur um Ihr Verständnis bitten, dass das Spezialistencamp der Leipziger Schülergesellschaft für Mathematik vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus nicht gefördert werden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Koch Ministerialrätin

Unterzeichnet von Ministerialrätin Ursula Koch, Referatsleiterin Gymnasien im SMK, die auch für die hier beschriebenen finanziellen Entscheidungen verantwortlich zeichnet. Eine Linie also, die bereits über mehrere Jahre verfolgt wird und im internen Schriftverkehr des SMK zu diesen Finanzentscheidungen auch noch einmal bekräftigt wurde.

(5.1) Foerderung der Mathematik, 05.02.2001, 14:51, Marc Oliver Rieger: Um welche Foerdersumme geht es eigentlich? Natuerlich koennte ich es verstehen, wenn bei knappen Mitteln die Mathematik nicht auf Kosten anderer Bereiche bevorzugt werden kann. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der fragliche Betrag wirklich so gross ist, dass dafuer kein Geld vorhanden sein sollte, auch wenn die Finanzlage des Landes schwierig ist. Allermindestens sollte den Organisatoren der Mathematikolympiade aber durch eine Uebergangsfoerderung die Chance gegebene werden, neue Finanzquellen (insb. Sponsoren aus der Wirtschaft, wie das z.B. bei Jugend forscht ausgezeichnet funktioniert) aufzutreiben. Ein so abrupter Stopp der Foerderung jedenfalls ist voellig inakzeptabel und kontraproduktiv: Wenn dann in ein paar Jahren die Finanzlage wieder besser aussieht, muesste man wieder bei Null anfangen. - Was dann viel Zeit und vermutlich auch mehr Geld (z.B. fuer Werbung bei Schuelern und potentiellen Betreuern) kosten wuerde. Alles in Allem also eine sehr seltsame Entscheidung mit ebenso fragwuerdiger Begruendung. - Ich bin entsetzt, denn bisher schien mir die mathematisch- naturwissenschaftliche Foerderung in Sachsen vorbildlich zu sein!

(5.1.1) Sponsoren, 06.02.2001, 09:30, Bernd Mulansky: Wir Organisatoren der MO arbeiten alle ehrenamtlich und haben nicht die Möglichkeit, übermäßig Zeit und Nerven in die Einwerbung von Sponsorengeldern zu investieren. Wir versuchen, die Förderung mit minimalem finanziellen Aufwand zu realisieren. Aus meiner Sicht ist es auch nicht akzeptabel, weitere Kosten auf die Teilnehmer abzuwälzen (Startgeld, Bezahlung der Übernachtung usw.).

(5.1.1.1) Re: Sponsoren, 14.02.2001, 21:14, Axel Weyrauch: Das Ganze liest sich für mich als Thüringer wie ein Schreckensszenario. Ich hoffe, dass Eure Kraft ausreicht diesen Sturm zu überstehen. Egal welche Art von Erfolg hoffentlich dabei heraus kommt, es ist sicher sinnvoll möglichst bald nach größeren Sponsoren Ausschau zu halten. Ich bin im Thüringer Landesmathematikolympiadekomitee für die Sponsorenbetreuung und Einwerbung zuständig und gebe meine Erfahrungen gerne weiter.

(5.1.2) 06.02.2001, 09:43, Hans-Gert Gräbe: Lieber Herr Rieger! Es ist schlimmer. Wie Sie aus dem Schreiben von Frau Koch ersehen, ist ein Teil des Dilemmas auch durch Umwidmung von Mitteln aus dem math.-nat. Bereich in die angeblich unterbelichtete Förderung von Sprachen entstanden. Dort wird mit viel, auch viel finanziellem, Aufwand agiert, wie Sie an den Aktivitäten zum Jahr der Sprachen erkennen können, zu dem Frau Koch das Schuljahr 2000/2001 erklärt hat. Die Zerschlagung eines Bereichs wird bewußt in Kauf genommen, um einen anderen aufzubauen. So findet parallel zur 3. Stufe, die wir für die Klassen 9-12 zentral in Chemnitz geplant haben, ebenfalls in Chemnitz ein Sprachenkongress statt, zu dem das ganze SMK zwangsverpflichtet zu sein scheint, denn weder der Minister noch eine andere Person aus dem SMK wird die 90 besten Nachwuchsmathematiker nach gegenwärtigem Programmstand begrüßen. Dabei hatten wir eigentlich auf eine entsprechende Zusage des Ministers gesetzt, die er im letzten Jahr beim Besuch des Gymnasiums Kirchberg gegenüber einem SLK-Vertreter gegeben hatte.

(5.2) (5), 06.02.2001, 20:00, Gerhard Geise: Wenn zutrifft: "Die Bereiche Fremdsprachen und Musik wurden damals proportional nicht gleichberechtigt bzw. gleichmäßig gefördert", dann müssen sie natürlich besser gefördert werden, aber wieso zu Lasten eines anderen Bereiches?

(5.3) Mathematikolympiade, 12.02.2001, 15:39, Danny Walther: Es ist sicherlich schön, die Mathematikolympiade durch Sponsoren, Spendenaufrufe etc. weiterzufinanzieren. Aber dies kann und darf nicht die endgültige Lösung sein. In einer Gesellschaft, in der nur noch von Millionen- und Milliardenbeträgen die Rede ist, in einer Gesellschaft, wo das Wissen zu einem zunehmenden Faktor in so vielen Bereichen wird und in einem Bundesland, in dem der Ministerpräsident immer wieder die Bedeutung des Wissens hervorhebt, ist es nicht nur zynisch, sondern auch unverantwortlich, eine Politik, wie die der sächischen Landesregierung, zu betreiben. Denn so werden jungen Menschen in ihren Interessen und deren Ausübung eingeschränkt. Und es sind doch gerade die Kinder und Jugendlichen, die einmal die Sudierenden an den Hochschulen sein werden. Wer aber mit seiner Politik eine Entwicklung in diese Richtung schon verhindert, darf sich über die zunehmenden Probleme an den Universitäten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen wundern. Für die Finanzierung der Matheolympiade heißt dies ganz konkret, dass es ein Problem ist, dass einer dauerhaften Lösung durch anders gewichtete politische Entscheidungen benötigt. Wer an der Bildug spart, spart an der Zukunft. Und es kann und darf daher auch nicht sein, dass dieses Geld aus anderen Bildungstöpfen genommen wird, denn dadurch wird nur eine Uneinigkeit innerhalb unserer gemeinsamen Interessen und ihrer Vertreter erzielt. Dies wiederum würde es der Landesregierung nur erleichtern, ihre bildungsfeindliche Politik und ihre immer neuen realitätsfernen "Verbesserungsvorschläge" durchzusetzen. Es ist also Aufgabe von uns allen, mit Protest in Form von E-Mails, Briefen o.ä. auf dieses Problem aufmerksam zu machen und eine Trendwende einzuleiten. Danny Walther Sprecher des StudentInnenrates der Universität Leipzig

(5.4) Bedeutung für die Teilnehmer, 15.02.2001, 03:46, Cedric Effenberger: Als Teilnehmer an Mathematik-Olympiaden sind wir der Ansicht, dass diese Form mathematisch-naturwissenschaftlicher Förderung unbedingt erhalten werden muss. Nur durch den Wettbewerb mit anderen Schülern wird der einzelne dazu angespornt, sich über den "normalen" Schulunterricht hinaus mit kniffligen und interessanten mathematischen Problemen zu beschäftigen bzw. seine Fähigkeiten diesbezüglich zu erweitern. In diesem Zusammenhang ist auch der Austausch mit "Gleichgesinnten" wichtig, der durch "Trainingslager", wie das Landesseminar Mathematik, ermöglicht wird. Im Gegensatz zum Bundeswettbewerb Mathematik, der mehr auf kurze, schlüssige Argumentation ausgelegt ist, schult die Olympiadebewegung zusätzlich den mathematischen Blick für geschickte Lösungen und geht zudem individueller und intensiver auf die Teilnehmer ein. Dies wird durch viele verschiedene Einrichtungen, wie z.B. den Korrespondenzzirkel Mathematik, Ma-AGs, Individualförderungen, das oben genannte Spezialistenlager usw., erreicht. Obwohl alle diese Förderungen weitestgehend auf ehrenamtlicher Tätigkeit beruhen, sind sie doch ohne eine angemessene Finanzierung nicht denkbar. Auch die repräsentative Wirkung der MO für den Freistaat Sachsen sollte man nicht unterschätzen. In den letzten Jahren stellte Sachsen eine der zahlenmäßig stärksten Mannschaften auf Bundesebene. Es wäre schade, wenn Sachsen als einzigstes Bundesland nicht mehr teilnehmen könnte. Cedric Effenberger und Ralf Hambach

(5.5) Bedeutung der MO, 17.02.2001, 18:56, Michael Döhler: Es ist so unverständlich, dass im Bereich der mathematisch-naturwissenschaftlichen Förderung die Mittel drastisch gekürzt werden, gerade wo zukünftige Spezialisten in diesem Bereich massenhaft fehlen. Es ist doch klar, dass die Mathematikolympiade durch ihre Breitenwirkung die Beschäftigung mit der Mathematik fördert. Durch Wettbewerbe wird man doch selbst angespornt und verbessert sich. Reine Ironie, dass die MO die Wende überlebt hat, und nun beinahe kaputt geht in Sachsen. Auch in Zeiten knapper Mittel darf so ein renommierter Wettbewerb nicht sterben, zumal er auch dazu beiträgt, den Fachkräftemangel in Deutschland zu reduzieren. Selbst der Bundeswettbewerb Mathematik stellt, so denke ich, keine Alternative zur MO dar, eher eine Ergänzung. In Sachsen ist er außerdem kaum verbreitet (1. Runde 2000: 37 sächsische Teilnehmer). Wie Cedric und Ralf schon geschrieben haben, ist der Kontakt mit Gleichgesinnten sehr wichtig (den es beim Bundeswettbewerb ja nicht gibt), der einen selbst voranbringt und den Spaßfaktor der Mathematik erhöht. Schließlich ist die Mathematik auch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Warum der Bundeswettbewerb von der Bundesregierung gefördert wird, die MO aber nicht, ist auch unklar. Unser Kultusminister scheint aber generell wenig Interesse an Mathematikwettbewerben zu haben. Ich habe ihn noch nie bei einer Siegerehrung der sächsischen MO gesehen. Auf Preisverleihungen bei Sprachwettbewerben dagegen war er öfters anwesend. Er hat noch nicht einmal dem einzigen sächsischen Teilnehmer (und auch einzigen aus den neuen Bundesländern), der den Sprung in den IMO - Auswahlkader geschafft hat, gratuliert, während das in anderen Bundesländern gang und gäbe ist. Wie gestern aber in der „Freien Presse“ zu lesen war, scheint das Problem beseitigt zu sein - es würden Mittel in der Höhe von 40.000 DM plus Fahrtkosten zur Verfügung stehen, 10.000 DM weniger als im Vorjahr. Davon abgesehen habe ich jedoch im letzten Jahr Fahrtkosten nicht erstattet bekommen. In der Zeitung steht: „Im Kultusministerium zeigte man sich erstaunt über die Aufregung.“ - Wie soll man das denn jetzt verstehen? Und warum heißt es jetzt auf einmal, dass genug Mittel da sind? Waren die 74%igen Kürzungen der Mittel nur eine Fehlinformation oder gibt es doch noch mehr Mittel? Und warum gibt das SMK nicht gleich richtige Informationen heraus? Wir Teilnehmer werden aber auf jeden Fall einen Brief an den Kultusminister über die Bedeutung der Mathematikolympiade und des Landesseminars schreiben. Hiermit möchte ich noch allen ehrenamtlich arbeitenden Veranstaltern und Mitarbeitern für die bisherigen MO’s, die einfach klasse waren, danken. Michael Döhler.

(5.5.1) 19.02.2001, 12:36, Hans-Gert Gräbe: Zum Beitrag in der "Freien Presse" Chemnitz vom 16. Febr. 2000 siehe Punkt (9.5)

(5.5.2) 20.02.2001, 13:27, Hans-Gert Gräbe: Dem SLK wurde mitgeteilt: Der Minister nimmt auch in diesem Jahr, entgegen einer mündlichen Zusage vom Herbst 2000, nicht an der Auszeichnungsveranstaltung der 3. Stufe in Chemnitz teil (terminliche Gründe) - Gerald Heinze (Referent im SMK) wird diese Aufgabe wahrnehmen.

(6)

Wie soll es weiter gehen? Wir wissen es nicht.

Nutzen Sie die interaktiven Möglichkeiten dieser Webseite zu Kommentaren und Meinungsäußerungen, um den Entscheidungsträgern deutlich zu machen, was hier zerschlagen werden soll.

(6.1) 20.02.2001, 17:35, Hans-Gert Gräbe: Aus dem Protokoll der 16. Sitzung des Fakultätsrat Mathematik/Informatik der Univ. Leipzig am 19.02.2001: ... 15. Der Fakultätsrat beschließt, eine Protestresolution gegen Finanzkürzungen bei der Unterstützung der Mathematikolympiade zu verfassen und an das Kultusministerium zu senden.

(7)

Haben Sie konkrete Ideen und Angebote, uns finanziell oder anderweitig materiell zu unterstützen, um die diesjährige 3. Stufe in Chemnitz, den Vorbereitungslehrgang für die Teilnehmer der 4. Stufe und schließlich die Teilnahme einer sächsischen Mannschaft am Bundeswettbewerb in Magdeburg abzusichern?

(7.1) Sponsoren, 09.02.2001, 15:01, Carsten Balleier: Aus der Erfahrung mit der Veranstaltung "Physik am Samstag" der FR Physik der TUD, in der Schüler zu Vorlesungen am Samstag eingeladen waren, wäre es sicher sinnvoll, sich an die dortigen Sponsoren (zB. infineon) zu wenden, da die MO eine eine Veranstaltung ist, die ähnliche Ziele hat und somit dort am ehesten eine Chance besteht, dass Mittel zur Verfügung gestellt werden.

(7.2) Spendenaufruf?, 12.02.2001, 09:31, Kirstin Krap: Als ehemaliger Teilnehmer und jahrelanger Betreuer in der sächsischen Matheolympiade hat mich diese Nachricht besonders tief getroffen. Meine Idee: Ich wäre bereit, einen gewissen Betrag zu spenden (im Rahmen meiner Möglichkeiten). Leider werden das keine 17.000 DM sein, aber wenn sich nur ein paar Leute finden, die spenden, bekommt man 17.000 DM sicher schnell zusammen, so dass die 3.Stufe in diesem Jahr wenigstens durchgeführt werden kann. Es sollte doch außer mir noch jemanden finden, der hier spenden würde, oder?

(7.2.1) 13.02.2001, 10:13, Hans-Gert Gräbe: Liebe Kirstin, Dein Versuch, mit kleinen Spenden zu retten, was zu retten ist, ehrt Dich. Das Problem hat aber zwei Dimensionen. Die eine ist, dass in zwei Wochen die dritte Stufe angesetzt ist und bis dahin klar sein muss, ob/wie sie laufen soll. Wir bündeln derzeit all Kräfte, so dass die 3. Stufe statt finden wird - die Besten kriegen eine Urkunde und einen warmen Händedruck, wenn sich nicht noch gravierende Änderungen ergeben. Zwar ein Witz im 40. Jahr der Olympiade - aber anders geht es nicht. Bis dahin muss auch klar sein, was mit V-Lehrgang und Adam-Ries-Wettbewerb (beides geplant für März) geschieht. Hier sind wir, auch, auf Sponsorensuche. Die zweite Dimension ergibt sich im Herbst zur zweiten Stufe, der wirklich breitenwirksamen Dimension des Wettbewerbs. Dafür ist überhaupt kein Geld mehr da. Und was meinst Du, wie viele Lehrer vor Ort sich hinstellen werden und neben der eigentlichen Organisation der Olymipade auch noch auf Sponsorensuche gehen? Der Enthusiasmus ist schon in den letzten Jahren sehr gedämpft worden, wo es oft heißt "Herr Kollege / Frau Kollegin, ihre AG ist ja ganz nett, aber hier sind erst mal Vertretungsstunden abzudecken ..." _Diese_ Wirkung der Entscheidungen kann man nicht mit Geld aufwiegen.

(7.3) Gut und schön, aber:, 12.02.2001, 10:37, Eckard Specht: wenn Politiker merken, daß so etwas einmal geklappt hat, ist der Ofen trotzdem bald aus nach dem Motto: Na bitte, das geht doch auch so! Hier in Sachsen-Anhalt ist es (noch nicht?) so schlimm, aber sich sicher sein, daß es so bleibt, kann man wohl nicht (letzte Hilfe dann vielleicht: unser Ministerpräsident war selbst IMO-Teilnehmer!) Klar würde ich auch etwas spenden, aber wenn ich andererseits weiß, daß mit jedem neuen Minister der alte eine jahrelange Abfindung in astronomischer Höhe bekommt, gegen die die 17.000 DM ein Klacks sind, ist der Blickwinkel doch schon ein ganz anderer, oder?

(7.3.1) Was nun?, 12.02.2001, 11:37, Carsten Balleier: Die Idee des Spendenaufrufs liegt natürlich nahe, auch wenn ich davon ebensowenig begeistert bin wie Eckard. Andererseits glaube ich kaum, dass die Unterstützung seitens der Politik langfristig eine Grundlage sein kann, wenn nicht grade MO-Vereinsmitglieder oder Sympatisanten in den Kultusministerien sitzen. Aber es ist nun mal eine konkrete Entscheidung für sofort notwendig, bevor über die nächsten Jahre nachgedacht werden kann. Daher: 1. Bestehen überhaupt noch Chancen auf Förderung seitens des SMK? 2. Wie ist der genaue aktuelle Stand? Wer macht was? 3. Spendenaufruf - wer organisiert das, wie weit würde er verbreitet werden - ich denke dabei auch in Richtung der Professoren (Ma, Phy, Inf) an den sächsischen Universitäten, die vielleicht auch Interesse haben (womöglich auch nur an zukünftigen Hörern ihrer Vorlesungen). 4. Hat jemand eventuell doch Zeit, Nerven und die notwendige Autorisierung, sich mit möglichen Sponsoren in Verbindung zu setzen - in Sachsen gibt es da ja wenigstens Ansprechpartner (s. mein Hinweis auf "Physik am Samstag")?

(7.4) Politische Lösung, 12.02.2001, 15:37, Danny Walther: Es ist sicherlich schön, die Mathematikolympiade durch Sponsoren, Spendenaufrufe etc. weiterzufinanzieren. Aber dies kann und darf nicht die endgültige Lösung sein. In einer Gesellschaft, in der nur noch von Millionen- und Milliardenbeträgen die Rede ist, in einer Gesellschaft, wo das Wissen zu einem zunehmenden Faktor in so vielen Bereichen wird und in einem Bundesland, in dem der Ministerpräsident immer wieder die Bedeutung des Wissens hervorhebt, ist es nicht nur zynisch, sondern auch unverantwortlich, eine Politik, wie die der sächischen Landesregierung, zu betreiben. Denn so werden jungen Menschen in ihren Interessen und deren Ausübung eingeschränkt. Und es sind doch gerade die Kinder und Jugendlichen, die einmal die Sudierenden an den Hochschulen sein werden. Wer aber mit seiner Politik eine Entwicklung in diese Richtung schon verhindert, darf sich über die zunehmenden Probleme an den Universitäten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen wundern. Für die Finanzierung der Matheolympiade heißt dies ganz konkret, dass es ein Problem ist, dass einer dauerhaften Lösung durch anders gewichtete politische Entscheidungen benötigt. Wer an der Bildug spart, spart an der Zukunft. Und es kann und darf daher auch nicht sein, dass dieses Geld aus anderen Bildungstöpfen genommen wird, denn dadurch wird nur eine Uneinigkeit innerhalb unserer gemeinsamen Interessen und ihrer Vertreter erzielt. Dies wiederum würde es der Landesregierung nur erleichtern, ihre bildungsfeindliche Politik und ihre immer neuen realitätsfernen "Verbesserungsvorschläge" durchzusetzen. Es ist also Aufgabe von uns allen, mit Protest in Form von E-Mails, Briefen o.ä. auf dieses Problem aufmerksam zu machen und eine Trendwende einzuleiten. Danny Walther Sprecher des StudentInnenrates der Universität Leipzig

(8)

Welche Möglichkeiten gibt es, unsere Arbeit nachhaltig auf eine sichere finanzielle Grundlage zu stellen, ohne jedes Jahr von neuen Hiobsbotschaften wie dieser überrascht zu werden?

(9)

Wir halten Sie natürlich über den weiteren Gang der Dinge auf dem Laufenden.

(9.1) 05.02.2001, 11:04, Hans-Gert Gräbe: Am 7.2. findet eine Schulleitertagung mit dem Minister statt, wo auf Drängen ersterer das Thema noch einmal auf die Tagesordnung gesetzt wurde. - Ein letzter Versuch zu retten, was zu retten ist.

(9.2) 08.02.2001, 10:14, Hans-Gert Gräbe: Genauer: Es ging um eine Dienstberatung der Direktoren der Regionalschulämter mit Minister Rößler. Dort wurde das Finanzproblem der MO angesprochen. Der Minister hat den Sachverhalt zur Kenntnis genommen, eine Reaktion muss abgewartet werden.

(9.3) 16.02.2001, 11:16, Hans-Gert Gräbe: Die SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag hat sich unseres Dilemmas angenommen und schreibt (email vom 13. Febr)

Sehr geehrter Herr Dr. Graebe,
Ihr mail hat uns erreicht. Nach Rücksprache von Herrn Hatzsch mit dem Kultusminister wurde der Ernst der Situation bestätigt. Aus unserer Sicht versucht das SMK die fehlenden Mittel von Sponsoren einzuwerben. Wir haben die Situation zum Anlass genommen, um beiliegende Anträge in den Landtag einzubringen. Der erste, die MO betreffende Antrag wird spätestens am Donnerstag unterschrieben sein. Der zweite, allgemeinere Antrag wird den normalen Weg durch die Fraktion nehmen und erst Ende Februar in den Landtag eingebracht. ...
Wir hoffen mit unseren Anträgen, den Schaden abzuwenden und zugleich eine öffentliche Würdigung der vielfachen Initiativen zu erreichen.
In der Begründung der Anträge wird insbesondere auf die im Haushalt für Begabtenförderung eingestellten Mittel (05 45 TG 78) hingewiesen, die gegenüber den Ist-Ausgaben 1999 "leicht abgesenkt" sind und zu den beschriebenen Verwerfungen im Etat des SLK führten.

(9.4) 16.02.2001, 11:22, Hans-Gert Gräbe: Inzwischen gibt es auch erste "offizielle" Reaktionen aus dem SMK. Der StuRa der Uni Leipzig informierte uns über folgende email:

From: Steffen.Grosse@SMK.sachsen.de
To: danny@stura.uni-leipzig.de
Subject: Matheolympiade
Date: Wed, 14 Feb 2001 14:50:44 +0100

Sehr geehrter Herr Walther,
wir haben Ihre e-mail vom 12.02.2001 über das Wissenschaftsministerium erhalten.
Sie müssen sich wegen der Matheolympiade keine Sorgen machen. Ich habe inzwischen den Eindruck, dass da jemand unnötig Ängste schürt.
Wenn es noch Defizite geben sollte, werden diese wohl bei einer Besprechung am 28.02.2001 bei uns im Kultusministerium von den Regionalschulamtsvertretern oder vom Landeskomitee angesprochen und belegt.

Mit freundlichen Grüßen

Steffen Große
Pressesprecher
Sächsisches Staatsministerium für Kultus

(9.5) 19.02.2001, 12:30, Hans-Gert Gräbe: Die "Freie Presse" Chemnitz informierte am 16. Febr. 2001 auf Seite 2 unter der Überschrift "'Mathe-Assen wird Geldhahn nicht abgedreht'" mit der Unterzeile "Organisatoren der Olympiade befürchten radikale Fördermittelkürzungen - Kultusministerium: Wettstreit finanziell gesichert" über die Situation. Neben der auf dieser Webseite dargestellten Situation wird die Reaktion des Kultusministeriums wie folgt beschrieben:

Im Kultusministerium zeigte man sich erstaunt über die Aufregung. Sprecher Steffen Große erklärte, dass das Ministerium schon seit langem jährlich rund 50.000 DM für die Mathematik-Olympiade bereitstelle. In diesem Jahr werde der Wettbewerb mit 40.000 DM gefördert, dazu komme die Übernahme der Fahrtkosten. Die Differenz zu den Vorjahren tendiere gegen Null, versicherte er.
Bei den diskutierten Beträgen handele es sich lediglich um Abschlagszahlungen, die wohl fälschlich als Endbeträge gedeutet worden seien. "Die Durchführung der Landesolympiade, das Vorbereitungslager und die Teilnahme an der Bundesolympiade sind eine Selbstverständlichkeit und stehen überhaupt nicht in Frage", erklärte Große. "Unser Haus wird die Mathematik-Olympiade mit denselben Unterstützungen wie in den letzten Jahren laufen lassen." Lediglich über Details der Finanzierungspläne müsse noch geredet werden.
Zu den unterschiedlichen Zahlen im Vergleich zu (3.4) ist zu bemerken, dass dort der Gesamt-Etat des SLK angegeben ist, aus dem in der Tat in den letzten Jahren ca. 50.000 DM für die verschiedenen Etappen der Matheolympiade eingesetzt wurden. Die dem SLK (nach dieser Darstellung als Abschlag, uns gegenüber Ende Jan. als endgültige Summe bezeichnet) bewilligten 27.100 DM beziehen sich auf das gesamte Spektrum der math.-nat. Förderung. Dazu gehört auch der Adam-Ries-Wettbewerb Mitte März, für den eine Förderung von 5.000 DM vorgesehen war, oder Fahrtkosten Leipziger Schüler zur Endrunde des sächsischen Informatik-Wettbewerbs Ende März in Dresden (ca. 600 DM), die nach dem bisherigen Ansatz ebenfalls nicht zur Verfügung stehen.

(9.6) 22.02.2001, 14:13, Hans-Gert Gräbe:

Sehr geehrter Herr Dr. Graebe,

für Ihr Schreiben vom 09. Februar 2001 zur mathematisch-naturwissenschaftlichen Förderung danke ich Ihnen sehr herzlich.

Nach mir vorliegenden Informationen sollen wie in den Vorjahren auch im Haushaltsjahr 2001 alle angemeldeten Aktivitäten im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich begabter Schüler gefördert werden. Daher wird es meines Wissens keine Abstriche bei der Mathematikolympiade und dem Adam-Ries-Wettbewerb geben.

Dessen ungeachtet unterliegen diese Wettbewerbe einer regelmäßigen Effizienzkontrolle. Aufgrund der angespannten Haushaltslage sind wir in allen Bereichen zu regelmäßigen Effizienzkontrollen gehalten. Insofern sehe ich hier auch keine Probleme, da es sich um ein übliches Verfahren handelt.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Fritz Hähle, MdL

(9.6.1) 23.02.2001, 11:15, Hans-Gert Gräbe:
Sehr geehrter Herr Dr. Hähle,

ich bedanke mich für Ihre schnelle Antwort (III/Graebe0216) auf mein Schreiben vom 9. 2. und hoffe, dass Ihre optimistische Ankündigung, dass "alle angemeldeten Aktivitäten im mathematisch- naturwissenschaftlichen Bereich begabter Schüler gefördert werden", in der für den 26. 2. anberaumten Beratung von Frau Koch mit Vertretern des Landeskomitees zur Förderung mathematisch-naturwissenschaftlich begabter und interessierter Schülerinnen und Schüler (SLK) uns gegenüber endlich auch genauer untersetzt werden. Die terminliche Enge von ganzen 5 Tagen bis zur 3. Stufe bleibt für die Organisatoren des Wettbewerbs allerdings eine Zumutung.

Nicht verstanden habe ich Ihre Ausführungen

"Dessen ungeachtet unterliegen diese Wettbewerbe einer regelmäßigen Effizienzkontrolle."
Seien Sie versichert, dass durch die Kürzungen der letzten Jahre im Bereich des SLK es unsererseits bereits heute fast unverantwortlich ist, die Aktivitäten im Bereich der Förderung math.-nat. Talente auf dem derzeitigen Niveau weiter zu führen. Wenn das bisher gelungen ist, dann nur dank dem Engagement einer großen Zahl von Enthusiasten, die weder Zeit noch oft auch eigenes Geld gescheut haben einzusetzen. Die Aufwandsentschädigungen an die beteiligten Kolleginnen und Kollegen decken nicht einmal mehr die tatsächlich entstehenden Kosten und auch die Preisgelder, die bei den Wettbewerben durch das SLK ausgereicht werden, tragen rein symbolischen Charakter und sind nicht mit denen anderer Wettbewerbe vergleichbar.

Dies alles wird sowohl seitens der Organisatoren als auch der Teilnehmer der Wettbewerbe als Zeichen einer geringen Wertschätzung unseres Engagements durch die politischen Verantwortungsträger angesehen, das ganz im Gegensatz zu den Sonntagsreden über die Bedeutung eines gut ausgeblideten naturwiss.-techn. Nachwuchses steht. Ich darf Sie dazu etwa auf die Äußerungen von Herrn Döhler, eines unserer hoffnungsvollen Nachwuchstalente, auf der Web-Seite "mo-in-gefahr" hinweisen:
Unser Kultusminister scheint aber generell wenig Interesse an Mathematikwettbewerben zu haben. Ich habe ihn noch nie bei einer Siegerehrung der sächsischen MO gesehen. Auf Preisverleihungen bei Sprachwettbewerben dagegen war er öfters anwesend. Er hat noch nicht einmal dem einzigen sächsischen Teilnehmer (und auch einzigen aus den neuen Bundesländern), der den Sprung in den IMO - Auswahlkader geschafft hat, gratuliert, während das in anderen Bundesländern gang und gäbe ist.
Insgesamt ist hier seit längerem eine Schmerzgrenze erreicht und mit den nun hoffentlich revidierten Entscheidungen zu Beginn dieses Jahres deutlich überschritten worden, jenseits welcher sich die aktiven Macher enttäuscht aus dem Geschäft zurückziehen. Wir beobachten diese Entwicklung bereits eine ganze Reihe von Jahren bei Lehrern vor Ort, wo Engagement in der Talenteförderung nicht durch Abminderungsstunden unterstützt, sondern oft noch durch zusätzliche Vertretungsstunden konterkariert wird. Die Kürzungsentscheidungen haben bereits im letzten Jahr bei der Ausfinanzierung der 2. Stufe im November empfindliche Lücken gerissen, so dass wir im Bereich des RSA Leipzig nur sehr wenige Preise vergeben konnten. Dass sich solche Entwicklungen auf die Motivationslage der Teilnehmer nicht positiv auswirken, können Sie sich denken.

Betrachten Sie unsere Aktion zur Rettung der Mathematikolympiade deshalb bitte auch als deutliches Signal an die politischen Verantwortungsträger in Sachsen, in dieser Frage umzudenken. Es reicht nicht aus, das Ehrenamt hoch zu loben, wenn zugleich die Substanz für ein derartiges Engagement ständig weiter ausgehöhlt wird. Im Fall des SLK geht es um haushaltspolitisch geringe Beträge mit einer großen Hebelwirkung.

Ich bitte Sie, bei Ihrer "Effizienzkontrolle" diese Zusammenhänge nicht zu übersehen.

Mit freundlichen Grüßen,
Hans-Gert Gräbe

(9.7) Beratung im SMK am 26.2., 27.02.2001, 09:05, Hans-Gert Gräbe:
Die Informationen der Teilnehmer des SLK an der Beratung am 26.2. im SMK besagen, dass unsere Intervention erfolgreich war und die Ende Januar verfügten Entscheidungen revidiert wurden.
Dem SLK stehen nun 60.000 DM aus der TG 78 und darüber hinaus Mittel für Reisekosten zur Verfügung, so dass damit die 3. Stufe der Mathematik-Olympiade und auch die anderen Wettbewerbe und Förderaktivitäten im März im vorgesehenen Umfang durchgeführt werden können.
Das SLK wird in seiner nächsten Beratung am 29.3. die weiter gehenden Konsequenzen dieser Entscheidungen besprechen, wenn genauere Aussagen auch über deren haushalts-technische Umsetzung vorliegen.


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