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"So viel Erwerbsarbeit wie nötig, so viel Gemeinschaftsarbeit und freie Zeit wie möglich!"

Maintainer: Hilmar Kunath, Version 3, 14.11.2006
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

(1) „So viel Erwerbsarbeit wie nötig, so viel Gemeinschaftsarbeit und freie Zeit wie möglich"

(2) Konzeptpapier aus dem Arbeitskreis Lokale Ökonomie e.V. Hamburg

(3) Vorwort: Seit wir vom Arbeitskreis Lokale Ökonomie angefangen haben, alle ein bis zwei Jahre unser Selbstverständnis mit ein paar Aktiven (selbst-)kritisch zu überprüfen und weiter zu entwickeln, hat sich um uns herum die materielle Lage vieler Menschen, teilweise auch in unserer Projektgemeinschaft, deutlich verschärft. Unser Versuch der teilweisen Abkoppelung vom Arbeit- und Warenmarkt durch gegenseitige Hilfe und Gemeinschaftsarbeit droht zu einer wenig wirkungsvollen Krisenbegleit- erscheinung zu versanden. Umso wichtiger ist es für uns, wieder stärker mit anderen Gruppen und Einzelnen in dieser Gesellschaft in Kontakt, ins Gespräch, vielleicht sogar in Praxis zu kommen. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

(4) Viele Millionen Menschen weltweit haben keine Erwerbsarbeit. Noch mehr Menschen haben ungesicherte Jobs, die kaum das zum Leben Notwendige einbringen. Die Erwerbsarbeit ist häufig mit einem ungesunden täglichen Wettlauf verbunden. Wer sich nicht anpasst oder zu viel krank ist, kann schnell auch zu den Erwerbslosen gehören. Diejenigen, welche dauerhaft Erwerbsarbeitsplätze haben, sind oftmals sehr angespannt und zeitknapp. Trotzdem identifizieren sich noch die meisten Menschen mit ihrer Erwerbsarbeit. Es verfestigt sich global - trotz ständig wachsender Produktivität der Erwerbsarbeit und Warenüberfluss - eine menschenunwürdige, materielle, psychische und geistige Armut. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Wir haben inzwischen die Erfahrung gemacht, dass eine wachsende Anzahl von Menschen durchaus unzufrieden damit ist und anfängt, nach Alternativen zu suchen. So erhob sich für uns die Frage: Wie aus dieser grundlegend unbefriedigenden Lage herauskommen ? Als selbst mit Betroffene waren und sind unsere Ausgangsfragen: "Was sollen Menschen tun, die trotz eigenem Bemühen dauerhaft erwerbslos bleiben?" und, damit eng verbunden: "Was sollen Menschen tun, die sehr viel Erwerbsarbeit haben, darin fast vollständig aufgehen und damit unzufrieden werden?" Die Erwerbsarbeit in leicht reformierter Form (zum Beispiel mit durchgesetzten Arbeitszeitverkürzungen) oder eine Reform der Welthandelsbeziehungen (‚Fairer Handel') gab uns keine befriedigende, praktische Antwort auf diese Fragen. Wir gingen aus von einer zunächst noch fast vollständigen Abhängigkeit vom Warenmarkt und vom Erwerbszwang über Geld bei jedem von uns. Dann haben begonnen, verschiedene Projekte der gegenseitigen Hilfe zu entwickeln. Sie sollten die Zwänge der Erwerbsarbeit praktisch mildern und Erfahrungen selbstbestimmteren Wirtschaftens ermöglichen, als eine praktische Kritik der Erwerbsarbeit. Neben der herkömmlichen Erwerbsarbeit entwickeln wir einen Bereich von gegenseitiger Hilfe und Gemeinschaftsarbeit, einen Innenraum oder Erfahrungsraum jenseits der Zwänge der Warenwelt. Dort soll es erkennbar menschlicher zugehen. Bisher konnten wir nur kleineren Teil der Erwerbsarbeit durch gegenseitige Hilfen ersetzen. Doch wir wollten uns auch im Bereich der Marktwirtschaft helfen, die noch nötige Erwerbsarbeit besser zu ertragen und zu gestalten. Wir entwickeln ein kritisches Wechselspiel zwischen zwei von uns deutlich auseinander gehaltenen Bereichen: dem Bereich der marktbezogenen Arbeiten und dem Bereich der gegenseitigen Hilfe.

(5) Einerseits versuchen wir, uns schrittweise vom Vollerwerbsjob etwas 'freizuschaufeln' (weniger Überstunden, Kürzung der marktbezogenen Arbeitszeit, wo möglich ...). Wer zunächst keine Erwerbsarbeit hat, versucht wieder welche zu bekommen, aber - wer mag - nicht mehr einen Vollzeitjob. Andererseits nutzen wir die gewonnene freie Zeit, zu Muße (Selbstbesinnung), selbstbestimmter Weiterbildung, zu gegenseitiger Hilfe. Wer bei uns mitmachen will, kann in einem der Teilprojekte anfangen oder ein eigenes Projekt daneben stellen. In einem ersten halben Jahr stellen wir dann beiderseitig fest, ob wir zueinander passen. Grundlage aller Tätigkeiten ist die Freiwilligkeit. Daraus soll eine freiwillige Verantwortung erwachsen. Der Ausgangspunkt für eine wachsende Gemeinschaft sind die Tätigkeitswünsche und -ideen der Menschen, die zu uns kommen. Die einzelnen sollen frei entscheiden, was sie verantwortlich der Gemeinschaft geben wollen. Alle unsere Projekte arbeiten ohne Geld direkt für die anderen Aktiven: Sie stellen nützliche Dinge und Tätigkeiten zur Verfügung. Nur ein Teil der Aktiven begreift sich ausdrücklich als Teil einer Projektgemeinschaft und möchte darauf Einfluss nehmen, wie das Ganze weitergehen soll. Andere Aktive möchten ihre Mitarbeit (zunächst) auf einen Teilbereich beschränken. Beides ist uns wichtig, jedoch wollen wir einen Rahmen schaffen, in dem ein Teil der Aktiven die gegenseitige Hilfe intensivieren kann. Ein paar Projekte, wie zum Beispiel das Kleinmöbellager und die Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt, sehen ihren Sinn darin, für alle Aktiven Kleinmöbel, auch die Anleitung zur Fahrrad-Selbsthilfe u.s.w. zur Verfügung zu stellen. Sie bieten ihre Dinge und Dienste auch nach außen allen Einwohnern zum persönlichen Gebrauch an. Zur Deckung der Kosten (für Transporter und Räume) bitten wir hier um eine Aufwandsspende. Dieses Vorgehen begreifen wir inzwischen als ‚Modell-Angebot' für weitere Projekte.

Der Umsonstladen als Teil der Projektgemeinschaft

(6) Die Idee des Umsonstladens geht aus von dem ungeheuren Warenreichtum in dieser Gesellschaft. Es gibt inzwischen einen Berg nützlicher Dinge, die irgendwo herumliegen: Sie sind „zu schade zum Wegwerfen!" Sie sind noch nützlich, bloß nicht mehr für ihre Besitzer. Im Umsonstladen werden diese Dinge nicht wieder als Ware verwertet, sondern in gegenseitiger Hilfe direkt für den Nutzen anderer Menschen zur Verfügung gestellt. Viele Menschen sind froh, solche noch brauchbaren Gegenstände anderen geben zu können, anstatt sie in den Müll werfen zu müssen. Anderen Menschen fehlen vielleicht gerade diese Dinge, die sie sich kaum leisten können. Darüber hinaus sehen inzwischen viele Umsonstladen-BesucherInnen, die Erwerbsarbeit haben, nicht mehr ein, ständig alles neu zu kaufen. Tausende Menschen haben das bisher (durch Bringen, Holen, Kontakt aufnehmen) für sich nutzen können. Inzwischen gibt es fast 30 Umsonstläden und ein paar ähnliche Ansätze. Der Umsonstladen kann das Bewußtsein fördern, dass die Dinge Lebensmittel und nicht Lebenszweck sind, und dass die Menschen ihr Wirtschaften direkter selbst in die Hand nehmen können. Wir haben uns vor acht Jahren den Umsonstladen bewusst als Teil einer wachsenden Projektgemeinschaft ausgedacht. Es besteht allerdings die Gefahr, dass unter dem Erwartungsdruck der Mehrheit der NutzerInnen, der Umsonstladen zu einer unpolitischen „Dinge-Verteilstation zurückfällt und die Aktiven in einer die NutzerInnen „bedienenden", räumenden Alltagsroutine erstarren. Eine „Sozialstation" muss nichts Schlechtes sein, ist aber so keine dauerhafte Hilfe zur Selbsthilfe!

Was bedeutet Neue Arbeit für uns ?

(7) Neue Arbeit ist nicht die alte, marktbezogene Erwerbsarbeit: Diese alte Arbeit ist warenproduzierende Arbeit, deren Produkte auf dem Markt gegen Geld ausgetauscht werden. Eine Ware ist für uns ein Produkt der in dieser Gesellschaft vorherrschenden Wirtschaftsweise. Sie wird getrennt voneinander (privat) produziert. Auf dem Markt stellt sich der gesellschaftlich-nützliche Charakter aller produzierten Waren durch den Warenaustausch heraus. In jeder Gesellschaft stellen die Menschen nützliche Dinge füreinander her, Gebrauchswerte. In dieser Gesellschaft sind diese Gebrauchtwerte zusätzlich noch Träger eines besonderen gesellschaftlichen Verhältnisses, des (Waren-)Wertes. Der sich selbst verwertende Wert (in Gestalt des Kapitals) lenkt nicht nur unsere Wirtschaft als sachlich und natürlich erscheinender Zwang. Das wertorientierte Denken und Handeln bestimmt gegenwärtig auch das Handeln der meisten Menschen. Wir nehmen bewusst als Grundlage, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber nicht mehr ist: Wir helfen uns gegenseitig. Überall in unserer Gesellschaft sind noch Reste oder Keime davon vorhanden. Deshalb haben wir angefangen, dafür einen systematischen Rahmen zu schaffen. Darin können wir punktuelle gegenseitige Hilfen unter uns weiter intensivieren. Alle, die diesen praktischen Ansatz gutheißen und mit anpacken wollen, sind uns, unabhängig von ihrem jeweiligen Weltbild, willkommen. Diese gegenseitige Hilfe ist noch keine Gemeinschaftsarbeit, aber sie kann sich daraus entwickeln. Wir fragen uns: Wer möchte freiwillig, aber verbindlich etwas für die anderen Aktiven in der Projektgemeinschaft tun?

(8) Neue Arbeit bezieht für uns auch alle Tätigkeiten mit ein, die bisher im wertproduktiven Sinne nichts oder wenig ‚wert' waren, wie Hausarbeit, Putzen, Kinder betreuen und begleiten. Alle menschliche Tätigkeit, die ein gemeinschaftliches Bedürfnis erfüllt, kann ein gleich wichtiger, nützlicher Teil der Gemeinschaftsarbeit sein. Dabei versuchen wir uns dem Problem zu stellen, dass es in jeder Gemeinschaft Tätigkeiten gibt, die als nötig erachtet werden, die aber nicht sonderlich beliebt sind. Ziel ist es, über solidarisches Verhalten zwischen Einzelnen hinaus durch die Zusammenarbeit von einzelnen Projekten eine gemeinschaftliche, verabredete Arbeitsteilung zu entwickeln. Erst wenn es uns gelingt, lebendige Teilgruppen zu entwickeln, die mit einem Teil ihrer Kraft bewusst etwas für die Gesamtgruppe beitragen, steigt die Qualität der gegenseitigen Hilfe in Richtung von Gemeinschaftsarbeit. Gerade in diesem Teilgruppen-Bildungsprozess sind wir noch bei den ersten Schritten. Jede ( r ) soll sich bei uns einen erfreulichen menschlichen Nahbereich schaffen können. Gemeinschaftsarbeit ist für uns direkte Arbeit einer Teilgruppe für die anderen Aktiven. Nur als 'binnenbezogene' kann sie anfangs überhaupt Gemeinschaftsarbeit zu werden, weil rundherum ja fast alles (noch) nach dem Verwertungsprinzip funktioniert. Um diese Beschränktheit zu überwinden, ist für uns auch eine praktische Zusammenarbeit in der Nachbarschaft, im Stadtteil und mit anderen ähnlichen Ansätzen sehr wichtig. Diese Gemeinschaftsarbeit in den Teilgruppen soll merklich ruhiger, angenehmer, freiwillig- verantwortlich und mit zunehmender gegenseitiger Anerkennung laufen. Um dem näher zu kommen, versuchen wir an den laufenden unter uns aufbrechenden Konflikten zu arbeiten. Ziel der Gruppe ist eine langfristige, freiwillige Aktivierung für eine Gemeinschaft, die gleichzeitig die kreativen Kräfte der Einzelnen freisetzt und schützt. Gemeinschaftsarbeit fördert auch die Entwicklung von unserem Gemeinschaftsbesitz (gemeinsame Räume, Computer, größere Anschaffungsgegenstände, wie den Transporter). Die laufenden Ausgaben der Projektgemeinschaft in Geld werden aus einer gemeinsamen Kasse beglichen, in die die Aktiven monatlich '3 Euro plus x' zahlen. Als Projektgemeinschaft versuchen wir unsere Grundkosten so niedrig wie möglich zu halten, um unsere Abhängigkeit von der „Warenwelt" und dem Staat herabzusetzen. Wir haben versucht, uns gegenseitig zu helfen und sind dabei auf ganz bestimmte Grenzen gestoßen, die gegenwärtig eine Weiterentwicklung unseres Versuches behindern und an denen wir weiter arbeiten wollen: 1.) Es ist nicht leicht neue Leute zu gewinnen, die willens und fähig sind, ein attraktives Angebot als Teil unserer gegenseitigen Hilfe beizutragen. 2.) Lange Zeit haben wir gebraucht, um uns von Leuten mit massiven psychischen, Kontakt- und Verlässlichkeitsproblemen abzugrenzen. 3.) Schwer ist es auch mehr Aktive dafür zu gewinnen, sich mehr in die Gruppenbelange gestaltend einzubringen. Immer wieder wird faktisch und mit Worten ein unerlässliches Mindestmaß an Kontakt und Verabredung in Zweifel gestellt. In einer von Waren- und Geldbeziehungen durchdrungenen Gesellschaft ist so etwas eben nicht nötig ... In einer „Liste der Bedürfnisse" haben wir zum Beispiel angefangen, unsere Bedürfnisse nach Gegenständen, die jede (r) von uns braucht, aufzuschreiben. Ein paar Aktive aus den Projekten versuchen dann, diese Wünsche zu erfüllen. Aber die meisten nutzen oder bedienen dieses Hilfsmittel bisher nicht. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Alle Entscheidungen über die Art und Weise des gemeinsamen Wirtschaftens werden auf den 14- tägigen Arbeitskreis-Treffen besprochen. Das Treffen ist offen für alle Aktiven. Jedes Einzelprojekt schickt zu den Sitzungen mindestens eine VertreterIn, die die Verbindung hält, von den Teilprojekten berichtet. Projekte mit über 10 Aktiven (also der Umsonstladen) schicken zwei VertreterInnen in den Arbeitskreis. Der freiwillige Monatsbeitrag ( '3 Euro plus x') der Aktiven dient mit zum Ausgleich für Unkosten (Raum- und Werkstattmiete, Verbrauchsmaterial) und für gemeinsame Anschaffungen (Computer, Auto, Maschinen...). Aus der gemeinsamen Kasse können Aktive auch Unterstützung in kurzfristigen Notlagen bekommen.

Weitere Grundsätze und Ziele

(9) Aus unserer bisherigen Tätigkeit haben wir ein paar einfache Grundsätze entwickelt:

(10) 1) Im Gegensatz zum Bereich der Erwerbsarbeit können bei uns die einzelnen Menschen sich Zeit lassen, herauszufinden, was sie wirklich tun wollen. Die Einzelnen sollen für sich etwas tun. Dann kommt meist auch der Antrieb, von den eigenen starken Seiten her etwas verbindlich in eine Gemeinschaft einzubringen. 2) Einzelne sollen nicht danach bewertet, was sie beitragen. Niemand wird gedrängt, mehr für die Gemeinschaft zu tun, als sie oder er möchte. Aber wer macht in der Gruppe die liegengengebliebenen, gemeinschaftsnotwendigen Tätigkeiten? Die können wir untereinander nur gleichmäßig verteilen. Wir versuchen, uns diesem Thema praktisch zu nähern. 3) Für die selbst gewählten Aufgaben übernehmen wir eine Verantwortung. Diese bedeutet für uns auch, für unser Tun Rede und Antwort in der Gruppe zu stehen. Dabei ist wichtig, dass wir uns geduldig gegenseitig daran erinnern, dass sich nicht Einzelne zu viel aufladen, das Zugesagte jedoch auch durchführen. Nur das sollte der Gruppe und den anderen Einzelnen gegeben werden, bei dem die Betreffenden ein klares „gutes Gefühl" haben. Also, wir sollten einander helfen, uns nicht zu überlasten, damit der Unterschied zur herkömmlichen Erwerbsarbeit deutlich erhalten bleibt, vielleicht sogar verstärkt werden kann. 4) Worte und Taten klaffen bei vielen von uns häufig noch auseinander. In der Warenwelt wird das „zurechtgestutzt", durch die darauf folgende Erfolglosigkeit auf dem Markt. Aber jenseits der Marktbezüge, glauben etliche zunächst „sich gehen lassen" zu können. Das mindert allerdings die Wirkungen der gegenseitigen Hilfe. Inzwischen haben wir herausbekommen, dass wir durch freundlich-teilnehmendes, geduldiges Nachfragen, unsere Handlungskonsequenz gegenseitig fördern können. 5) Menschen, die ständig bei uns bleiben, weil es ihnen bequem erscheint, aber dauerhaft Worte und Taten auseinander fallen lassen und sich nicht zugänglich für Kontakt und Nachfragen zeigen, werden wir als Gruppe mahnen und - als letztes Mittel - schließlich aus unserer Gruppe ausschließen. Dazu haben wir ein demokratisches, für alle nachvollziehbares Vorgehen entwickelt. 6) Neue in der Projektgemeinschaft sollen systematisch gefördert werden, ihr Fähigkeit herauszufinden und einzubringen. Sie schließen sich einer Teilgruppe an, oder sie beginnen ein neues Projekt. Das erste halbe Jahr dient als gegenseitige „Probezeit". In dieser Zeit können Einzelne die Praxis und die Grundsätze der Gruppe kennen lernen. Neue können einen Mentor als Unterstützung bekommen. Es finden regelmäßige Neuentreffs statt. 7) Die Aktiven der Projekte entscheiden selbst über ihre Angelegenheiten (Projektautonomie). Die Teilgruppen versuchen füreinander Nützliches zu tun. Das kann allerdings nur funktionieren mit einem Mindestmaß an Kontakt und Absprache untereinander. Projekte können nur Teil der Gemeinschaft sein, wenn sie diese Verbindung zur Gesamtgruppe lebendig halten. 8) Wir verabreden nur "Minimalspielregeln", die nicht zu viele und zu komplex werden dürfen. Zu viele Beschlüsse bzw. Regeln machen unser Zusammenwirken zu unübersichtlich. 9) Wir bleiben weltanschaulich vielfältig, basisdemokratisch, praxisbezogen, ungebunden und offen, d.h. so selbstkritisch wie möglich. 10) Wir versuchen nicht, uns gegenseitig auf bestimmte Weltbilder zu "vereinheitlichen" (Pluralismusgebot). Bei unterschiedlichen Standpunkten gehen wir davon aus, was uns praktisch verbindet und stellen die unterschiedlichen Ansichten (auch nach außen, z.B. auf der Homepage) dar.

Zur Rolle von Erwerbsarbeit

(11) Aus einigen Gründen bleibt auch die bisherige Erwerbsarbeit noch wichtig zum Gelderwerb - wenn auch, je nach den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Einzelnen, zeitlich zurückgedrängt: Sie dient noch weitgehend zur Einkommenssicherung derer, die in der Projektgemeinschaft mitmachen. Trotz gegenseitiger Hilfen müssen die meisten von uns einen Großteil der zum Leben nötigen Dinge noch über den Markt besorgen. Ein kleiner Teil der Gemeinschaft strebt inzwischen eine weitere Senkung des Marktbezuges an. Wir können uns von der Erwerbsarbeit und der marktbezogene Seite der Projektarbeit nur langsam und schrittweise zurückziehen, je nach persönlichem Bedürfnis. Um überhaupt neue Erfahrungen jenseits der Verwertungszwänge sammeln zu können, lassen wir die gegenseitige Hilfe im Bereich der Erwerbsarbeit bewusst außerhalb unserer Projektgemeinschaft. Diese Hilfe besteht aus bisher gegenseitigen Beratungen und Jobtipps, in Ausnahmefällen auch in der Möglichkeit, in Nähe der Projektgemeinschaft ein marktbezogenes Angebot zu machen. Wir unterstützen in Letzterem jedoch nur Leute, die sich dauerhaft als aktiver Teil der Projektgemeinschaft erwiesen haben. Besonders in diesem Bereich sind wir bisher von nicht besonders wirksam.

Schlussbemerkungen

(12) In unserer Gruppe ist zur Zeit fast die Hälfte der Aktiven erwerbslos. Trotzdem begreifen wir uns bewußt nicht als Erwerbslosengruppe, sondern versuchen weiterhin auch Erwerbstätige zu aktivieren. (Natürlich sind auch Jugendliche, StudentInnen, Rentner und Pensionäre bei uns herzlich willkommen.) Einige von uns, die auf Erwerbsarbeit noch angewiesen sind, wollen jedoch nicht mehr so viel davon haben, damit Platz ist für ein angenehmeres Leben und für selbstbestimmtere Tätigkeiten. Jedoch soll das Bündel gegenseitiger Hilfen für uns kein "Ventil" sein, nur um in der Marktwirtschaft besser zu funktionieren: Wenn wir beide Arbeitsarten ständig erleben, auch die Schwierigkeiten des Gemeinschaftslebens, können wir einen kritischen Sinn dafür entwickeln, wie wir unsere Tätigkeiten jenseits des Marktes dauerhaft gestalten und intensivieren wollen. Lasst uns eine flexible Taktik des kritischen Umgangs mit der Warenwelt entwickeln, mit der es Spaß macht, mit vielen anderen Menschen in Richtung tätiger Mitmenschlichkeit auszuwandern !

(13) * * * Konzeptpapier aus dem Arbeitskreis Lokale Ökonomie e.V. , Hamburg

Dieses Konzept wird gerade weiter entwickelt !!

(14) Öffnungszeiten des Umsonstladens : dienstags 18.30 bis 20.30 Uhr mittwochs 16.00 bis 20.00 Uhr freitags 10.30 bis 16.00 Uhr sonnabends 10.00 bis 12.30 Uhr Öffnungszeiten des Kleinmöbellagers: mittwochs 16.00 bis 19 Uhr freitags 11 bis 12 Uhr 30 sonnabends 10 Uhr bis 12 Uhr 30 Öffnungszeiten der Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt: dienstags und donnerstags 14 Uhr bis 18 Uhr Neueröffung seit dem 7. März 06 in der Stresemannstraße 142 (rechts) !

(15) Kontakt: Tel.: 040 – 40 18 67 59 ; 040 - 39 90 64 88 neuearbeithamburg@web.de Homepage: www.neue-arbeit-hamburg.de Stand: 14. November 2006

(16) Stresemannstraße 150, 144 , 142 (r.) und 136 (Nähe S- Bahnhof Holstenstraße) 22769 Hamburg 1

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