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Simulationstheater

Maintainer: Olaf Boerger, Version 1, 15.11.2005
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

I.

(1) Hier Fanpost an die Hauspostille des Tieres - FTD. Selbstredend keine Antwort.

II.

(2) Financial Times Deutschland Brieffach 02 20444 Hamburg Leserbriefe/Da schau an

III.

(3) Sehr geehrte FTD-Redaktion!

IV.

(4) Mensch ahnt es kaum, wie sehr sich plötzlich “Unsere Klügsten“ (hier: Jean-Philippe Cotis, Chefvolkswirt der OECD alias “Monsieur sans système“) beeilen, dem REALPROZESS das Wort zu reden. So heißt es in Ihrer Ausgabe vom 07.09.2005 (Rubrik `Wirtschaft & Politik) doch tatsächlich: “OECD warnt vor Deflation in Europa“. Fast könnte mensch sich geschmeichelt fühlen, wurde doch erst gestern ein etwas ausführlicherer Leserbrief zu dem am 30.08.2005 erschienenen Artikel `Verfehltes Eigenlob` (Rubrik: `Agenda`) abgeschickt, wo es u.a. heißt: „Dies ist begrifflich nur unzureichend reflektiert, denn natürlich sind die so genannten “Preisblasen bei Vermögenswerten“ ebenfalls nichts Anderes als “Inflation“, weshalb sie im Englischen auch schlicht und ergreifend als solche benannt wird – nämlich als “ASSET INFLATION“. Anscheinend ist das dem Autor aber nicht so ganz aufgefallen. Mensch hat es also bestimmt nicht mit „Phasen niedriger Inflation“ zu tun, sondern de facto mit einer HYPERINFLATION, nur eben auf der Ebene der “Finanz-“ und nicht der “Gütermärkte“ (da herrscht nämlich schon HYPERDEFLATION – was ja auch nichts Anderes ist als eine “inverse Inflation“ (und vice versa)).“

V.

(5) Denn während Cotis noch von einer “drohenden Deflation“ faselt, ist diese schon längst globaler Alltag (nur in den Ländern der “Emerging Markets“, da, wo der “Staat“ (besser gesagt: die “Zerfalls-Mafia“) fleißig die Druckerpresse laufen lässt, herrscht stattdessen die Inversion: nämlich (Hyper-)Inflation)) Dementsprechend begriffslos geht`s dann auch weiter: “Energieschock könnte Firmen unter Preissenkungsdruck setzen“ – ein Statement, das offenbart, dass Cotis & Co. auch wirklich gar nichts raffen.

VI.

(6) Normalerweise sollte mensch nämlich annehmen, dass höhere Rohstoffkosten postwendend zu höheren Preisen führen. Dass dies nicht geschieht, ist ganz einfach auf folgenden Sachverhalt zurückzuführen (`Das Kapital`, Bd. III, S.453): „Der täglich wachsenden Raschheit, womit auf allen großindustriellen Gebieten heute die Produktion gesteigert werden kann, steht gegenüber die stets zunehmende Langsamkeit der Ausdehnung des Markts für diese vermehrten Produkte. Was jene in Monaten herstellt, kann jener kaum in Jahren absorbieren. ... Die Folgen sind allgemeine chronische Überproduktion, gedrückte Preise, fallende und sogar ganz wegfallende Profite; kurz, die altgerühmte Freiheit der Konkurrenz (alias “Marktwirtschaft“) ist am Ende ihres Lateins und muß ihren offenbaren skandalösen Bankrott selbst ansagen.“ – De facto stellen sowohl “Inflation“ als auch “Deflation“ also nicht “irgendwie“ (schuld könnte ja auch der in China umgekippte Sack Reis sein) “steigende“ oder “fallende“ “Preise“ dar, sondern eine “Entwertung“ - also “Entsubstantialisierung“ – des ach so “natürlichen“ “Geldes“ – und zwar aufgrund der stetig gesteigerten Produktivität (siehe z.B. FTD, 01.02.2005: “Olympus-Gewinn bricht ein“ – „Der Digitalkamerahersteller Olympus hat in den ersten neun Monaten einen starken Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Der Nettogewinn des japanischen Unternehmens sackte in den neun Monaten bis Ende Dezember auf 10,5 Mrd. Yen (78 Mio. Euro) ab. Im Vorjahr lag der Überschuss bei 27,9 Mrd. Yen. (also eine “Gewinnabnahme“ von über 60 Prozent) Aufgrund der harten Konkurrenz, vor allem im Inland, (aber natürlich auch aufgrund der global zusammenbrechenden “Kaufkraft“) hatte Olympus Preise senken müssen.“): „Da die Entwicklung der Produktivkraft und die ihr entsprechende höhere Zusammensetzung des Kapitals ein stets größeres Quantum Produktionsmittel durch ein stets geringeres Quantum Arbeit in Bewegung setzt, absorbiert jeder aliquote Teil des Gesamtprodukts, jede einzelne Ware oder jedes einzelne Warenmaß der produzierten Gesamtmasse weniger lebendige Arbeit und enthält ferner weniger vergegenständlichte Arbeit, sowohl im Verschleiß des angewandten fixen Kapitals wie in den verbrauchten Roh- und Hilfsstoffen. Jede einzelne Ware enthält also eine geringere Summe von in Produktionsmitteln vergegenständlichter und während der Produktion neu zugesetzter Arbeit. Der Preis der einzelnen Ware fällt daher. (das gute alte “Wir-müssen-produktiver-Werden“ – denn je “billiger“ etwas ist, desto besser lässt es sich, laut BWL-Credo, “verkaufen“) Die Profitmasse, die in der einzelnen Ware enthalten ist, kann trotzdem zunehmen, wenn die Rate des absoluten oder relativen Mehrwerts wächst. Sie enthält weniger neu zugesetzte Arbeit, aber der unbezahlte Teil derselben wächst gegen den bezahlten Teil. Doch dies ist nur innerhalb gewisser Schranken der Fall. Mit der im Lauf der Produktionsentwicklung enorm gesteigerten absoluten Abnahme der Summe der, in der einzelnen Ware neu zugesetzten lebendigen Arbeit wird auch die Masse der in ihr enthaltenen unbezahlten Arbeit abnehmen, wie sehr sie auch relativ gewachsen sei, im Verhältnis nämlich zum bezahlten Teil.“ (`Das Kapital`, Bd. III, S.236, `Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate`) – zu dumm, dass “Unsere Klügsten“ davon keine Ahnung haben; und da sie Marx gerade mal vom Hörensagen kennen, herrscht folglich auch Ebbe in Sachen “analytisches Denken“. Es gilt die “postmoderne“ Devise: “Jeder hat halt seine Meinung“. (in diesem Fall ist es die Illusion, dass der “Profit“ durch einen “willkürlichen Preisaufschlag“ des “Warenproduzenten“ zustande kommt, obwohl gilt: „Mit der Verallgemeinerung der Maschinerie im selben Produktionszweig sinkt der gesellschaftliche Wert des Maschinenprodukts auf seinen individuellen Wert und macht sich das Gesetz geltend, daß der Mehrwert nicht aus den Arbeitskräften entspringt, welche der Kapitalist durch die Maschine ersetzt hat, sondern umgekehrt aus den Arbeitskräften, welche er an ihr beschäftigt.“)

VII.

(7) Da müssen dann halt externe Ereignisse (wie z.B. der “11. September“, Stürme etc.) bzw. die tolle “Psychologie“ als “Erklärungen“ an den Haaren herbeigezogen werden, obwohl es die innere Dynamik der kollabierenden “Verwertung des Werts“ alias “Marktwirtschaft“ (“Marktwirtschaft“ – bloß zusehends ohne “Märkte“) selber ist, die diese unausweichliche deflationäre Abwärtsspirale immer mehr forciert (schließlich ist der Großteil der ehemaligen, so genannten “Nationalökonomien“ auf dem ach so “ewigen“ – und gar “natürlichen“ – “Weltmarkt“ via “Produktivkraftentwicklung“ schon platt gemacht worden (so auch der “Ostblock“) und versinken in der finalen Amok-Anomie).

VIII.

(8) Deshalb ist auch der Cotis`sche “Therapievorschlag“, „die EZB müsse zur Stützung der “Konjunktur“ “ (also der weiteren Forcierung der globalen “Blasen-Ökonomie“ alias “kreditierter Kaufrausch“ – siehe auch Leserbrief zu `Verfehltes Eigenlob`) „eine sehr expansive Geldpolitik fahren“ (anscheinend ist der “Masterbrain“ schon so umnachtet, dass er noch nicht einmal mitbekommen hat, dass dieses Keynesianische “Deficit Spending“ schon seit dem Kollaps der vorherigen “Wachstumssimulation“ im Jahr 2000 in der Form eines “Finanzmarkt-Keynesianismus`“ alias “Leitzinssenkung“ – sozusagen ein “ABM-Programm“ bzw. “Sozialhilfe“ für “Broker“ - längst auf Hochtouren läuft) unweigerlich zum Scheitern verurteilt (im Jahr 1682 auf den Punkt gebracht durch einen gewissen William Petty (Zitat aus `Das Kapital` Bd. I, S. 116): „Wenn der Reichtum einer Nation durch eine Verordnung (wozu zweifelsohne auch das “Schöpfen“ von “Geld“ aus dem Nichts via Druckerpresse gehört) verzehnfacht werden könnte, wäre es eigenartig, dass unsere Regierungen nicht schon längst derartige Verordnungen erlassen haben.“), wobei besonders amüsant ist, dass eben jene Gestalten, die noch gestern das Hohelied des “Monetarismus“ gesungen haben (also Say`sche “Angebotspolitik“) urplötzlich zu Keynesianischen “Nachfrage-Jüngern“ mutieren. Dumm nur, dass der REALPROZESS beide “Theorien“ alias “Bastelstunde der Begriffslosen“ ad absurdum führt und als eben begriffslose, dilettantische Konstrukte outet (sozusagen die “Finanzgötterdämmerung“). Ohne jeden Zweifel würde eine Expansion der “Realgeldmenge“, zwecks “Ankurbelung“ der “Nachfrage“ auf den “Konsumgütermärkten“, postwendend das herbeiführen, was an den “Finanz-“ bzw. “Immobilienmärkten“ schon längst akut ist: die HYPERINFLATION (siehe dazu auch FTD-Artikel `Viel Geld, hohe Risiken, wenig Substanz` vom 01.02.2005: „Die Wucht der Geldschwemme trifft die Finanzmärkte ins Mark, und es besteht die Gefahr, dass Privatanleger nach 2000 erneut viel Geld verlieren werden. Wie ein Bungeeseil könnte der angespannte Markt zurückschnappen, schließlich werfen selbst Unternehmensanleihen mit schlechter Bonität (so genannte “Junk-Bonds“ – zu deutsch: “Ramsch-Anleihen“ – wie z.B. die des Ford-Konzerns) kaum noch Rendite ab (ja, wo is` er denn nur hin – der tolle “Zins“ ??????? – das kommt davon, wenn mensch nicht raffen will, dass der “Zins“ nur ein Teil des in der Produktion generierten “Mehrwerts“ alias “Profit“ ist (siehe auch `Das Kapital`, Abschnitt: `Das zinstragende Kapital`)), so hoch sind die Kurse gestiegen. Hedge-Fonds beispielsweise gehen verstärkt in wenig liquide Märkte (die so genannten “Emerging Markets“, in den Elendsregionen dieser “besten aller möglichen Welten“) und erhöhen damit ihre Risiken und die ihrer Anleger.“ – Und jetzt kommt`s mal wieder knüppeldick: „Wie die Bank of England in ihrer jüngsten “Financial Stability Rewiev“ schreibt, droht eine Destabilisierung des globalen Finanzsystems. Viele Risiken auf den Märkten seien unterpreist, die Wertpapierpreise hingegen inflationär: Ihnen stehe kein realer Gegenwert mehr gegenüber.“ (die gute alte – schon oben erwähnte – “ASSET INFLATION“) (Auszug aus dem Projekt `Apokalyptisches Requiem`, unter www.opentheory.org/totentanz )

IX.

(9) Abschließend bleibt also wieder mal nur mit Marx zu sagen (`Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie`): „Die Geschichte ist gründlich und macht viele Phasen durch, wenn sie eine alte Gestalt zu Grabe trägt. Die letzte Phase einer weltgeschichtlichen Gestalt ist ihre KOMÖDIE. (auch wenn`s denn eine “blutige Farce“, also SCHMIERENKOMÖDIE wird) Die Götter Griechenlands, die schon einmal tragisch zu Tode verwundet waren im gefesselten Prometheus des Aeschylus, mussten noch einmal komisch sterben in den Gesprächen Lucians. Warum dieser Gang der Geschichte? Damit die Menschheit HEITER von ihrer Vergangenheit (bzw. von sich selbst – ha, ha, ha) scheide.“ – Also, auch noch weiterhin viel Vergnügen beim neoliberalen “Crystal Gazing“.

X.

(10) P.S. “Hiob`s Finest“ auch unter www.kollaps-kurier-phase-4.blogspot.com sowie R. Kurz, `Die Himmelfahrt des Geldes` in: `Krisis – Beiträge zur Kritik der Warengesellschaft`; (Zeitschrift); Ausgabe 16/17; Horlemann-Verlag; 1995; www.krisis.org


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