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Realer Sozialismus als ökonomischer Fehlschlag

Maintainer: Annette Schlemm, Version 1, 17.06.2005
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

(1) Der Untergang des real gewesenen Sozialismus (als versuchte Vorstufe zum Kommunismus: Es ist völlig verfehlt, dem gewesenen Sozialismus vorzuwerfen, dass er noch nicht den gewünschten Kriterien des Kommunismus entsprochen hat. Zu kritisieren ist er da, wo er seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wurde bzw. wo die Ansprüche selbst zu kritisieren sind.) wird oft als Argument angeführt, dass es „anders doch nicht geht“. Oft wird die Aufmerk-samkeit bei der Kritik des Realsozialismus auf die fehlende Demokratie im politischen Bereich fokussiert. Natürlich hätte es hier Versuche einer stärkeren Demokratisierung geben müssen – grundlegend wäre jedoch die Frage nach der Selbstbestimmung in der ökonomischen Sphäre. Aber wie, bitte schön, sollten sich die Menschen in einem Kombinat mit 56 000 Mitarbeitern, wie dem Volkseigenen Betrieb Carl Zeiss Jena, wirklich demokratisch und selbstbestimmt ihre eigene Arbeit organisieren, wenn sie doch letztlich wie Schräubchen im Getriebe der miteinander verket-teten Fließbänder zu funktionieren hatten? Was wäre denn geschehen, wenn sich eine politische und ökonomische Führung dazu entschlossen hätte, ihre Führungsrolle aufzugeben? Eine Locke-rung der Planung hätte unter den gegebenen Knappheitsbedingungen wohl doch sehr große Ef-fektivitäts- und Produktivitätsverluste mit sich gebracht, was die Mangelversorgung (zumindest gegenüber dem ständigen Vergleich mit dem „Westniveau“) eklatant verschärft hätte.

(1.1) falsche Theorie, 29.09.2005, 16:18, die erbse der prinzessin: Das Problem der marxistisch-leninistischen Bewegung war und ist das sie im Kampf gegen die Ideologie ideologisch wurde. Ideologie ist sie als falsches Bewusstsein, das sich gegen die Wirlichkeit richtet, und ihrer letzten Konsequemz gegen die Menschen... dass ist der Grund, weshalb die Kritik, dass der Kommunismus seine Rechnung ohne den Menschen macht, berechtigt ist. Die okönomische Kritik bedarf einer Kritik. Nur indem die Theorie sich bewegt, kann sie bewegen...

(1.1.1) Re: falsche Theorie, 18.10.2005, 20:37, Gerhard Labitzke: Falscher Ansatz, die Ideologie und die ökoomie lassen sich nicht voneinander trennen. In der DDR war nicht die Ideologie falsch, sondern die die sie "vertraten" waren falsch. Das wahre Gesicht zeigten diese "Kommunisten" 1989 und später. Demokratie kann und muß nur vom Volk ausgehen. Wenn die Demokratie von ach so ... benutzt wird um die eigene Tasche zu füllen ist dessen Denken nicht da wo er es angeblich hat. 80% der "Führenden" Wirtschafter der DDR dachten mehr mit den Ars.. als mit den Kopf und somit für sich als für das Volk.

Terror der zentralistischen Produktionsorganisation

(2) Eine französische Philosophielehrerin, die Erfahrungen als Fabrikarbeiterin in Deutschland gesammelt hatte, stellte schon in den 30er Jahren enttäuscht fest, dass eine Produktion auf der Grundlage von fließbandmäßiger Organisation (die heute auch oft „tayloristisch“ genannt wird) kaum geeignet ist, Befreiung zu ermöglichen oder herbeizuführen: „Was die Arbeiterklasse an-geht, so ist sie aufgrund ihrer Rolle als passives Produktionsinstrument kaum für die Bestimmung ihres eigenen Schicksals vorbereitet“ (Weil 1975: 134). Simone Weil fragte deshalb nach einer „Organisation der Produktion, [...] die es erlaubt, ohne die vernichtende Unterdrückung von Geist und Körper auszukommen“ (ebd.: 170). Simone Weil schlug eine „progressive Dezentrali-sierung des gesellschaftlichen Lebens“ (ebd.: 236) vor: „Könnte nicht eine in zahllose Kleinun-ternehmen aufgeteilte Industrie eine (zu Automatismus und Schematismus) umgekehrte Entwick-lung der Werkzeugmaschinen und damit noch bewußtere und sinnvollere Arbeitsformen hervor-rufen, als es die qualifizierteste Arbeit in den modernen Betrieben erfordert?"

(2.1) Re: Terror der zentralistischen Produktionsorganisation, 24.06.2005, 14:35, Dennis Archibald: Dazu währe zuerst mal zu klären, WELCHE Arbeiten überhaupt notwendig sind. MENSCH kann evtl. sogar WIRKLICH gerne arbeiten, wenn er nur wüsste wofür. Man ist eben KEINE Maschine (Taylorimus, Tin Lizzy, Ford, "Fließbandarbeit"), die frag- und klaglos alles tut, was sie soll, bis sie kaputt ist. Obwohl es manche Menschen zu geben scheint, die genauso so funktionieren (wollen). Dazu müssen sie sich dann aber auch wie eine Maschine programmieren lassen aber da soll ja tatsächlich der eine oder andere drauf stehen, siehe "Mangel an Eigenverantwortung". Wie "schön" es doch sein muß, exakt gesagt zu bekommen, was man zu tun und zu lassen hat.

(3) "Stellen wir uns endlich [...] einen Verein freier Menschen vor, die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbstbewußt als eine gesellschaftliche Arbeitskraft verausgaben." (Marx: KapI: 92)

(3.1) Pariser Kommune, 18.06.2005, 04:34, Wolfgang Wallner F.: Warum wird (zumindest in Österreich) nie etwas über den (nicht grundsätzlich gescheiterten) Versuch der "Pariser Kommune" in der Schule erzählt? Um hier keine Begeisterung aufkommen zu lassen? Warum wird in Österreich, und besonders nach dem "Untergang" des Kommunismus nicht darüber gesprochen, dass diese Idee an einzelnen Menschen scheiterte (wie so viele Ideen)? Warum vergisst der Sozialismus regelmäßig seine Aufgabe, den Menschen die Ängste durch Bildung zu nehmen? Daran scheiterte der Kommunismus! Wenn ein Sozialist darauf angesprochen wird, dass Bildung nicht gleich Aus-Bildung ist, versteht er kein Wort. Sozialisten, die offensichtlich durch das Kapital korrupt wurden, sollten wir (der einzige Souverän-das Volk) nicht wählen! Wolfgang Wallner-F. Schriftsteller Wien www.wolfgangwallnerf.com 18.6.2005

(3.1.1) Re: Pariser Kommune, 24.06.2005, 14:29, Dennis Archibald: Es scheiterte nicht der Kommunismus, es scheitern immer wieder die MENSCHEN, die sich ein hochtrabendes, tolles Ziel, ein Paradies vorstellen und dann an ihrer eigenen Angst, Korruptheit, Verlogenheit und Machtgeilheit "zerbrechen" und mit ihnen ihr System.

(3.1.1.1) Re: Pariser Kommune, 21.07.2005, 16:50, Claudius Hubig: Ich würde es eher so sehen, dass die Bedingungen noch nicht so waren, wie sie hätten sein müssen. Nicht umsonst schloß Marx einen Kommunismus in russland faktisch aus. Um gemeintschaftliche Produktionsmittel aufrechterhalten zu können, muss# 1. das Wissen existieren, warum man diese Gemeinschaftlichkeit braucht# 2. eben Produktionsmittel.# Nun verwalte/organisiere man mal bspw. in Russland um die Jahrhundertwende 19/20. Jhr. die Felder.# Damals schlicht unmöglich!#
Insofern sind zwar u. a. auch die Menschen gescheitert, aber eben auch die damaligen Möglichkeiten.

(3.2) Visionen über die Ökonomie freier Menschen, 10.08.2005, 15:11, Rolf Köhne: http://home.arcor.de/Rolf.Koehne/Homepage/tdoc_alt/980610_oekonomie_freier_menschen_rolf_koehne.html

(4) Lange Zeit war Dezentralisierung jedoch mit einem Verlust an Produktivität und Effektivität verbunden. Gegenüber den tayloristischen Großfabriken und –kombinaten erreichen kleinteilig betriebene alternativ-ökonomische handwerkliche oder auch ökologische Betriebe nur eine gerin-gere Arbeitsproduktivität. Das bedeutet, entweder den Lebensstandard stark zu reduzieren oder viel mehr Arbeitszeit aufzuwenden – meistens beides. So sehr die globale ökologische Gefähr-dung dafür spricht, die industrielle Massenproduktions-„Megamaschine“ (Mumford 1974) auszu-schalten, so wenig sind rückwärtsgewandte Alternativen attraktiv genug, dass zu erwarten wäre, dass eine genügende Anzahl Menschen sich freiwillig und auf Dauer diesen Beschränkungen aus-liefern würde. Immer wieder hat sich gezeigt, dass Menschen einen Gewinn an persönlicher Frei-heit erwarten, dass jene möglichen Entwicklungspfade eingeschlagen werden, die qualitativ höhe-re Formen der Bedürfnisbefriedigung und Subjektivitätsentwicklung ermöglichen. Dies ist aber nur möglich, wenn die Arbeitsproduktivität nicht wieder sinkt, sondern wächst – aber auf ande-ren Wegen als den im Kapitalismus realisierten (und denen, die im real gewesenen Sozialismus versucht wurden). Gibt es Möglichkeiten dazu?

(4.1) Kommt auf die Menschen an!, 24.06.2005, 14:39, Dennis Archibald: Würden die Menschen die Art ihrer Bedürfnisse ändern, wäre so viel "Effektivität" gar nicht notwendig. Weniger Gier, weniger Umweltmord, weniger Kampf, weniger Hunger, weniger Jouleumsatz.

Literatur

(5) Marx, Karl (Kap.I): Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, Erster Band, Berlin 1988.
Mumford, Lewis (1974): Der Mythos der Maschine. Kultur, Technik und Macht. Wien: Europa-Verlag.
Weil, Simone (1975): Unterdrückung und Freiheit. Politische Schriften. München.

(5.1) Re: Literatur, 29.09.2005, 16:20, Ano Nym: Th.W. Adorno "Negative Dialektik"


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