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Das Utopische Klo

Maintainer: Annette Schlemm, Version 1, 30.10.2000
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

Das Utopische Klo

(1) Jede Utopie muß sich daran messen lassen, wie in ihr das Problem des Klo-Putzens gelöst wird.

(1.1) Re: Das Utopische Klo, 23.01.2003, 23:40, Uwe Berger: Wer sagte noch: "wir sind uranotrop?" oder antros (aufrecht?) U-topos = ohne Orte, u-ort, Vorort, W-ort (uvw: hatten die gRiechen noch nicht, xyz: Z war der 7.Buchstab tZepTer). Uranos ist der 1. Gott vor Chronos & Zeus. Ura = Urin. Und warf nicht auch Diogenes seinen Becher weg, als er einen Knaben aus der hohlen Hand trinken sah? Das ist der Bund mit Gott, d.h. sein Gesetz befolgen. Das große Geschäft wird eine fettige Angelegenheit genannt.

(1.2) Re: Das Utopische Klo, 22.08.2003, 16:46, Uwe Berger: löscht lachend den beschissenen traum. Niemand übt kontrolle, in dem er nur die spurverwischt. ich frag mich, was es solle? Das Nichts ermessen wir mit dem Wort, daß mancher tut verlieren und wischt es auch der Andere weg: Es wid dennochoder auch daher NichtS passieren. so´n_Mist_aber_auch!

(1.3) Re: Das Utopische Klo, 22.08.2003, 16:48, Uwe Berger: aha

(1.4) Re: Das Utopische Klo, 16.09.2003, 19:39, Ano Nym: nunja

(1.5) Re: Das Utopische Klo, 10.11.2003, 07:52, Uvvell H:W:Berger: Es ist nicht traurig, wenn eine seelenlose Bewegung zum Stillstand kommt, sondern daß sie seelenlos ist, ist das Traurige daran. Der Aufforderung "Bitte spülen" nachzukommen, hat noch keine sinnflut ausgelöst.

Am Anfang war das Bedürfnis

(2) Nichts geschieht ohne ein Bedürfnis. Das war mal ganz anders. Könnt Ihr Euch noch daran erinnern? Im früheren Kapitalismus schien es ein Bedürfnis zu sein, Geld und Börsennotierungen zu vermehren. Da wurden extra Bedürftigkeiten geschaffen, ob die Menschen wollten oder nicht. Es war die hohe Kunst, auch Bedürfnisse dort zu schaffen, wo gar keine waren. Und wenn ein Mensch aber trotz aller Mühen und Werbetricks immer noch das Gefühl hatte, irgendwo, keinen Bedarf zu verspüren - obwohl man damit viel Geld verdienen konnte - , war er "out".Diese Zeit ist nun vorbei. Alle wirtschaftlichen Tätigkeiten drehen sich nur noch um darum, wie die Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen sind. Auch mich - darf ich mich vorstellen: das Utopi-sche Klo, gibt's deshalb nur, weil ganz konkrete Menschen ab und zu mal ein echtes Bedürfnis haben.

(2.1) Re: Am Anfang war das Bedürfnis, 04.01.2002, 00:21, Joachim Spät: Laut Wirtschaftswissenschaften sind menschliche Bedürfnisse unendlich groß. Der Mensch ist gierig. Diese Denkweise halte ich für sehr unbefriedigend und wiedersprüchlich. Eher typisch amerikanisch. Als wenn Menschen geistlose Hirnis wären, die völlig verblödet von ihren Instinkten getrieben werden. Altruismus steht zumindest neben Egoismus, nicht darunter. Diogenes hätte diesen geistigen Dünnschiß sicher längst aus dem realen Klo gespült.

(2.1.1) Re: Am Anfang war das Bedürfnis, 24.03.2004, 18:54, s w: Bedürfnisse werden auch erzeugt: Nach dem neusten Handymodell, den neuen Computermodellen, den schnellen Autos,... aber was ist mit dem, was am Ende liegen bleibt, was ausgestoßen wird, für das kein Klo der Welt gebaut ist? Was ist mit dem Bedürfnis nach einem unversehrten Körper, intakter Umwelt, begehbarer Landschaft,...?

(2.1.2) 26.03.2004, 22:48, s w: Gernot Böhme: "Die Wirtschaft in den westlichen Industrienationen steht vor dem Problem gesättigter Märkte. Würde man von konstanten Bedürfnissen der Menschen ausgehen, könnte man nicht länger auf Wachstum setzen. Sind die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigt, dann muss die Wirtschaft, vor allem, wenn sie wachsen will, auf etwas anderes im Menschen setzen, was ich Begehrnisse nenne. Begehrnisse sind solche Bedürfnisse, die durch ihre Befriedigung nicht gestillt, sondern gesteigert werden. Davon gibt es eine ganze Reihe, ein klassisches Beispiel ist der Ruhm. Wer berühmt ist, will noch berühmter werden. Im trivialen Sinne hängt das mit der Verbildlichung der Welt zusammen. Jedermann will heute gesehen werden und wenn er gesehen wird, kann er nicht genug davon bekommen. Diese unglaubliche Explosion der Verbildlichung der Welt, die ja wirklich die Massen erfasst hat, hat ein Begehrnis geweckt, das immer weiter gesteigert werden kann." http://www.transferkunst.de/transfer/gernot-boehme.html

(2.2) Re: Am Anfang war das Bedürfnis, 24.01.2003, 00:05, Uwe Berger: Am A... war das W-ort und das war Beinahe...! Adam heißt auf hebräisch: außen Erde & innen Rot, so vermittelte sich den jungen Frauen: wenn der Urin in der Erde rot ist, dann kann, statt immernur Lehmschnöksel zu machen, Göttin einen Mensch erst schaffen. Das war dann nicht unbedingt ein Be-dürf-, vielmehr be-könntnis (kunst/gunst = können). Ob es auch eine Börse für Sklaven und Mägde gab (Abraham makaba kadabra) weiß ich nich?

(3) "Meine" Menschen leben in einer Gruppe, die mit 8 bis 12 Personen eine Wahlverwandtschaft bildet. Zwar wechseln die konkreten Menschen ab und an, aber eine Kerngruppe bleibt eigentlich meistens zusammen. Als sie sich vor zwei Jahren auf das Wohnobjekt geeinigt hatten, in dem sie ihre Einzel- und Gemeinschaftszimmer haben wollten, kümmerten sie sich um alles, was ihnen wichtig war. Sie wurden Mitglied in der lokalen Food-Coop, fanden heraus, daß wer was gerne kocht und was wem schmeckt und... nun ja - das gegenteilige Bedürfnis wurde auf der vorhande-nen alten Toilette befriedigt. Warum eigentlich sind diese Örtchen meistens das Letzte, was Men-schen wichtig finden...?

(3.1) meistens das Letzte, 24.01.2003, 00:24, Uwe Berger: Weil, es ist auch das Erste, was in unserer "Kultur" problematisiert wird: Windel Folter, auf den Topf müssen, nach kontrollier, und wegnimm's, stimmts? Das_muß_aufhören!!!

(4) Seit wann es "mich" gibt, kann ich gar nicht richtig sagen, denn unsereins lebt bereits in nicht-stofflicher Form als reine Idee, sobald jemand von den Menschen anfängt, zu überlegen, wo er sein Bedürfnis befriedigen kann. Das erste, was es materiell von mir gab, war ein Karton, in dem "meine" Menschen alle möglichen alten Keramik- und Glasscherben sammelten. Die dahinterstehende Idee war ein Erinnerungsbild an eine schöne Scherbenmosaikwand in einem früheren Kommune-Klo. Allerdings ist diese Idee dort vielleicht auch nicht ursprünglich entstanden. Und dann gings langsam los.

(4.1) seit wann ist der Stöpsel gezogen?, 23.08.2003, 14:02, Uwe Berger: In_diesem_Ort_wird_auch_grad_mosescosmos_zusammengestückelt_

... und gearbeitet wird, um Arbeit zu sparen

(5) Ich muß noch erwähnen, daß das alte Toilettenbecken noch eine Weile neben mir aufbewahrt wurde, bis sich eine andere Verwendung für das Material fand. Es war vor 4 Jahrzehnten als Ware in einem großen Konzern für Sanitärartikel am Fließband hergestellt worden. Es gab zwar dutzende verschiedene Klo-Becken-Formen und -typen, aber von jedem Typ wurden Tausende gleichförmige Produkte meist automatisch in einer Fließreihe hergestellt - nur am Ende des Bandes standen Menschen, meistens Frauen, die es noch einmal per Hand blankputzen mußten.

(5.1) dutzende versschiedene, 24.01.2003, 00:38, Uwe Berger: Meine Forderung an dieser Stelle: Wir brauchen Das utypische Klo zur Eigenurintherapie. Hier kann groß und klein getrennt gewertet werden. Bis zum Aufkommen der chemischen Industrie vor 100 Jahren wurde Harn noch gesammelt, zur Amoniakherstellung. In den Jahrhunderten zuvor wurden die Heilerfolge mit Eigenurin verboten und als Wissenschaftsungläubig verfolgt. Zur Hormongewinnug wird SchwangerenUrin heute noch gesammelt, das ist aber gar nicht ein Bedürfnis, sondern schon Geschäft. Auch daß "Geld nicht stinkt" kommt von den römischen Steuern auf den Urinhandel.

(6) Die erzeugten Dinge wurden dann auf Märkte gebracht und mußten warten, bis jemand mit einem entsprechendem Bedürfnis und dem zum Kauf nötigen Geld kam, dem es gefiel. Naja. Meist klappte das irgendwie. Allerdings nahm der Aufwand für die Mühe, das hergestellte Zeug irgendwie auch wieder in Geld umzusetzen, im Vergleich zum Aufwand zur Herstellung der Dinge immer mehr zu. Irgendwann ging man immer mehr dazu über, die Käufer vorher zu fragen, was sie brauchen könnten und dann nur noch zu produzieren, wenn jemand vorher bestellte. Dazu mußte nur die Technik flexibler gemacht werden, aber technische Probleme sind ja immer die einfachsten. So hätte das noch Jahrzehnte weitergehen können...

(6.1) Bibel-flexibel vorher bestellen, 24.01.2003, 00:51, Uwe Berger: z.B.: die Hockklo's in Südfrankreich, da kann man die Fettigen Geschichten in Augenschein nehmen. Das ist für Mansche Menschen , die sich für ihr Innerstes interessieren ganz prakTisch. HausÄrztIn kann dazu, wie auch zur Eigenurintherapie, Betrachtungsweisen und Durchführungstips geben.

(7) Nur die Menschen fanden es irgendwann zu blöd, selber wie Automaten irgendwo ihren Dienst zu tun, oder von den Robotern ersetzt zu werden und immer viel zu wenig Geld zu haben, um die Dinge zu kaufen, die sie zur Bedürfnisbefriedigung brauchen. Sie sahen ja gleichzeitig, daß die Dinge im Überfluß hergestellt wurden. Das alte Toilettenbecken bei uns im Projekt kannte die Alte Welt ganz gut. In seinem ersten Leben war es in einem Baumarkt von einem Handwerker gekauft worden und landete in einem Haushalt, wo es jeden Tag geputzt und desinfiziert wurde. Es war nur komisch, daß die Frau, die das tun mußte, nicht zur Wohngemeinschaft gehörte, die das Klo benutzte.

(8) Als diese Wohngemeinschaft (die damals "Familie" genannt wurde) auszog und eine andere einzog, kaufte die sich ein neues Becken, obwohl das alte noch völlig intakt war. Sie warfen es in den Wald, das gefiel aber einigen jungen Leuten nicht und sie fischten es wieder raus. Die ganze Fischerei wurde dann im sogenannten ökologischen Jahr betrieben. Was die jungen Leute hier immer alles fanden...meine Nachbarin erzählte manchmal davon. Das alte Becken eben auch, aber sie nahmen es wieder mit und es wurde in das Gebäude eingebaut, wo es bis zu meiner Inbetriebnahme seine Funktion erfüllte.

(8.1) Fischerei, 24.01.2003, 01:02, Uwe Berger: Also ich hab'nen Gußeisernes gefunden und in meiner deepSTAHL MessyManie zum Blumentopf umgewidmet. Auch einen 6m langen Stahlträger aus dem Engelbecken Berlin Kreuzberg. Die stehen jetzt an der kleine_kapelle_coethen

(9) In dieser Gemeinschaft, die sich "WG" nannte, erlebte das Becken nie wieder Desinfektionsmittel und es geriet ständig ins Zentrum der Aufmerksamkeit - was es ziemlich stolz machte. Leider bestand diese Aufmerksamkeit nicht in Lobreden und Fürsorge - sondern im Streit darum, wer denn das Ding saubermachen sollte. Die WG-Leute wechselten viele Male, das Gebäude wurde umgebaut, Jahre vergingen, der Streit blieb derselbe... Als die Idee für mich - das Utopische Klo - entstand, hatte sich die Art und Weise, die Dinge herzustellen gewandelt. Es gibt keinen Vorrat an automatisch gefertigten Waren mehr - die sich die arbeitslosen Menschen immer weniger leisten konnten. Die im 21. Jahrhundert entstandene technische Möglichkeit, daß die Bedürftigen ihre Wünsche direkt äußern und auf ihren Wunsch hin sie selbst und andere tätig werden, um das Benötigte herzustellen, hatte das Dazwischentreten von Markt und Geld überflüssig gemacht. Es wird produziert, was benötigt wird.

(9.1) "WG", 24.01.2003, 01:08, Uwe Berger: wegen was nannte sich die Gemeinschaft WG, U-top ohne Orte, um viele Worte drum zu machen?

(10) Wie das geht, erzähle ich gleich noch an meinem Beispiel. Ganz früher soll das auch schon mal so gewesen sein, allerdings lediglich auf landwirtschaftliche und handwerkliche Produktion bezogen, nicht mit Hilfe der jetzt vorhandenen flexiblen Maschinen, Computersteuerungen und Kommunikationsvernetzungen. Dem entsprechend waren die Klos damals auch nur Löcher mit einem Sitzbrett und einem Häuschen drumrum. Die Industrialisierung führte dann zu solchen Keramikbecken, wie meinem Vorgänger. In manchen Wohnungen wurden die Bad-Toiletten zu wahren Konsumparadiesen mit künstlichen Blumen, Glasmuscheln, Plüschnippes und so weiter. Manchmal für eine einzige Person, die sich wunderte, warum sie nie genug Geld für alle ihre Bedürfnisse hatte... Fortschritt war dann immer mehr mit Technisierung verbunden: automatische Papierumrandungsabsenkung vor jeder Benutzung, automatische Wasserspülung - oder eine automatische Tütenwechseleinrichtung. Es fehlte nur noch die automatische Kloputzanlage! Bis die Leute merkten, daß sie dafür eigentlich nicht tausende von Eurodollaryens tauschen und dafür ihre ganze Lebenszeit den Jobs hinterherjagen wollten. Wenn sie das nicht gemerkt hätten, bestünde das heutige Utopische Klo vielleicht aus einer biotechnisch in den Körper integrierten Recyclinganlage für die Reichen und einem Spaten für die Armen.

(10.1) integriertes Recycling, 24.01.2003, 01:11, Uwe Berger: is doch meine Rede: werft den Becher weg! (s.o.)

(11) Technisch ist alles möglich - wie es wirklich läuft, entscheiden die Menschen. In lokalen Märkten wurde auch ganz früher schon immer ungefähr das produziert, was gebraucht wurde. Die meisten Klos wurden auf dem Bauernhof selbst zurechtgezimmert, manchmal wurde noch ein Handwer-ker zu Rate gezogen. Nur Luxusklos wurden weiträumig durch Händler an die gebracht, die sie bezahlen konnten. Und die persönlichen Händler wurden überflüssig, als im wesentlichen nur noch das Geld über den Markt Produkte und Konsumenten zusammen brachte. Klobecken aus aller Welt standen im Sanitärmarkt in aller Welt rum. Es war natürlich auch entlastend für den Einzelnen: Er brauchte sich nur um seinen Job kümmern und es war nicht seine Sorge, wo die Dinge herkommen, die er brauchte. Mit Geld konnte man alles kaufen. Diese Strukturen entlasteten von allerhand Organisationsaufwand. Jetzt kümmern sich die Menschen wieder mehr direkt darum, wie ihre Bedürfnisse befriedigt werden, Entlastungen müssen sie sich selber organisieren. Durch Arbeitsteilung in der Lebensgemeinschaft, durch Absprachen, Abstimmungen und die Sorge darum, dies denn doch möglichst effektiv zu erledigen.

(12) Damit nicht jeder Mensch jeden Kleinkram selber machen muß - und vielleicht keiner mehr durchblickt, was sinnvoll zu tun wäre, gibt es eine gewisse "Kümmerschaft". Eine Person setzt sich den Hut für ein bestimmtes Problem auf, sie kümmert sich darum. Sie kann niemanden zur Mitarbeit zwingen - wenn sie niemanden findet, der mit ihr das machen will, was sie vorschlägt; hat sie halt etwas erwischt, wonach niemand anders ein Bedürfnis hat. Z. B. hat bisher noch keine genügende Anzahl von Leuten das Bedürfnis, ins Weltall zu pinkeln. Deshalb wurde das Weltraumprogramm erst mal auf Eis gelegt, auch wenn es "Experten" gab, die behaupteten, die Menschheit müßte doch unbedingt ihre kosmische Wiege, die Erde verlassen. Das wird nicht ewig so sein - was ich daran erkenne, daß nicht nur einer der Menschen bei den Sitzungen bei mir "utopische Literatur" liest.

(12.1) Weltall - Milchstrasse, 24.01.2003, 01:26, Uwe Berger: Ich erinnere an das Land wo Milch und "Honig" fließt. Und geschäftige Käsereien sind schon geoutet, was ihren Quark so lecker machte.("Rotes Kornfeld" war ein China Film, Hefe mag auch kleine Hormonspritzen.). Und erinnert sei hier auch an den Damhirsch, der wegen seiner Punkte auf dem Fell dem Himmel und Diana zugehörig galt. Welzt der sich nicht auch in seinem Harn, um im Klassenkampf dem Kongruenten in der Nase zu stechen (riechen=berechnen).

(13) Bei den Sachen, die viele Menschen brauchen, wie morgens die Brötchen auf dem Tisch oder meine Wenigkeit, finden sich dann natürlich immer Kümmerer, die sich vor allem darum küm-mern, den Aufwand für alle möglichst gering zu halten - außer wenn die Sache so viel Spaß macht, daß sie deshalb sogar in die Länge gezogen wird. Irgendwie merkt mans auch kaum noch, wann die "Leute" arbeiten und wann nicht. Sie sind meist aktiv, irgendwas tun sie immer. Meist mit viel Spaß, manchmal mit weniger. Ich weiß noch, daß das Thema "Klobauen" erst immer weiter nach hinten geschoben worden war, weil sich niemand kümmern wollte. Aber die alte Toilette machte auch bald keinen Spaß mehr. Deshalb hatte dann jemand angefangen, den Ka-sten zum Sammeln der vielen bunten und spiegelnden Scherben neben das alte Klo zu stellten und irgendwie entstanden einige witzige Ideen, die an die Wand gekritzelt wurden und irgend-wann machten sie dann doch eine richtige Klo-Sitzung.

Mein "Lebens"-weg

(14) Dabei entschieden sie sich, für die maximal 12 oder 15 Personen zwei Toiletten zu bauen; eine davon bin ich, das "Utopische Klo". Da ich als Idee ja von Anfang an dabei war, weiß ich noch genau, wie das alles ablief. Der Ausgangspunkt war, daß die Leute zum Teil auch schon Erfahrungen mit dem alten Problem des Kloputzens gemacht hatten und deshalb einschätzten, daß es für 12 Leute durchaus auch 2 Klos geben kann, mit denen dann unterschiedlich verfahren werden kann. Zwar wird dann ihr Aufwand größer, aber das war es ihnen wert. Klar ist das Putzen des Klos kein unmittelbares Bedürfnis, und wird nie einfach aus Spaß und Lust am Tätigsein heraus gemacht, wie die meisten anderen Arbeiten. Aber so können sich die zusammen tun, für die ein desinfiziertes Klo ein Bedürfnis ist und jene, die sich das von der Arbeit her lieber sparen. Nebenbei: Ich bin das nicht desinfizierte Klo.

(14.1) Re: Mein "Lebens"-weg, 24.01.2003, 01:29, Uwe Berger: Sag'mal mein Lieber, ham se Dich schief gewickelt?

(15) Als meine Leute zwecks meiner Planung zusammensaßen, witzelten sie ziemlich rum. Sie nannten das "Brainstorming" zur Ideenfindung. Dabei kamen dann einige wunderliche Bedürfnisse raus. Ein Bücherregal schien wichtig zu sein. Als der Vorschlag zum ersten Mal kam, feixten zwar alle, aber... inzwischen liegen ständig 5 bis 6 Bücher mit den Lesezeichen verschiedener Leute im Re-gal. Einen Ehrenplatz hat eine verblichene Broschüre namens "Das Utopische Klo" von den "FreundInnen des Maquis" - wer immer das auch war.

(16) Ein anderer Wunsch war eine auswechselbare Witztafel. Die inzwischen gesammelten Plakate mit diversen ausgeschnittenen und geklebten Witzen werden ab und an mit anderen Gruppen ausgetauscht. Einen Witz darauf verstehe ich nicht. Da werden Männer aufgefordert, sich auf dem Klo zu setzen. Wie sollten sie es denn sonst machen?!... Ansonsten ist die Wand immer noch mit der ersten Version des Keramik-, Glas- und Spiegelmosaiks verziert - das scheint allen zu gefallen. Im anderen Klo ist die Wand mit Landschaftsbildern bemalt und an der Urwald-Seite hängen ran-kende Pflanzen... Paßt "gut" zur Desinfektionswut der BetreiberInnen - sie brauchen die Natur anscheinend zum Ausgleich. Es sind wenigstens echte Pflanzen. Wenn ich Mensch wäre, würde ich mal eine Schlange reinschmuggeln...

(16.1) echte Schlange, 24.01.2003, 01:36, Uwe Berger: die ägyptische Uräus Schlange, bekannt aus der Unendlichen Geschichte: Das Medallion mit den zwei S., die sich gegenseitig in den Schwanz beißen. Und in der Mitte das Motto: Tu, Was Du Willst! Aber bedenke, kaum ist ne Schlange da, stellt sich jeder Dösbaddel hinten an und fragt: was es da zu kaufen gibt?.

(17) Ach ja, die Technik. Ich muß ja auch meine Funktion erfüllen. Die Zeiten der Löcher mit Brett sind wohl in fast allen Wohngruppen vorbei. Ich weiß noch, wie ich noch als Multiplett von Ideen in ihren Köpfen schwebte - die meisten Ideen kamen aus einer Datei aus dem Internet, in der eine Schülerin aus dem 21. Jahrhundert in einer Belegarbeit so ziemlich alle in der Geschichte verwendeten Toilettenarten zusammen gestellt hatte. Ich will die technischen Einzelheiten hier aussparen. Meine Leute machten sich die meiste Arbeit damit, darüber nachzudenken, wie sie Arbeit einsparen könnten. Dadurch bin ich nicht vergleichbar mit den technisch versiertesten Klos vor der Großen Gesellschaftlichen Wende. Aber da die Leute ja die technischen Ideen davon kannten, konnten sie viel davon in mich integrieren, ohne übertriebenen Blödsinn einbauen zu müssen.

(18) Etwas länger dauerte die Diskussion darüber, was sie selber tun wollten und könnten, und wozu sie andere fragen müßten, ob sie es für sie tun würden. Dazu war eine kleine Recherche im Netz nötig um zu schauen, wer kundtat, was er gerne für andere machen würde oder was jemand zum Verwenden übrig hätte. Es gibt da eine Web-Seite namens "Klotopia", von der aus alles über Klo-Bauen und -verwenden recherchiert werden kann. Da haben dann meine heutigen BenutzerInnen alle zusammen zuerst einmal um die Web-Seite rumgesessen, bei der sie verschiedene Parameter eines möglichen Klos einstellen konnten. Lange haben sie da gesessen bis aus dem Bedürfnis nach einem neuen Klo so etwas wie ein Vorentwurf wurde. Und was es da nicht alles zu entscheiden gab! Die Fragen nach der äußeren Gestaltung waren da noch eher einfach zu lösen.

(19) Es war sogar so, daß manche Bedürfnisse überhaupt erst formuliert werden konnten, als meine BenutzerInnen sahen, daß es eine technische Lösung gab. So waren meine BenutzerInnen noch gar nicht auf die Idee gekommen, daß meine Benutzung durch kleine Kinder mit Hilfe besonde-rer Vorrichtungen vereinfacht werden könnte. Na ja, und weil sie eben kleine Kinder als mögliche DauernutzerInnen für mich vorsehen wollten - - einige meiner BenutzerInnen planten bereits Nachwuchs ;-) -, haben sie dann eine Reihe von Vorrichtungen in mich integriert, die ihrer Nachkommenschaft das Leben erleichtern. Unterstützt wurden sie durch die Web-Site bei diesen Design-Überlegungen dadurch, daß ständig Bilder von Modellen des gerade eingestellten Ent-wurfs verfügbar waren. Das half meinen BenutzerInnen sehr, sich die Auswirkung der einen oder anderen Entscheidung vorzustellen. Diese Modelle hätten sie sogar noch in ihr konkretes Bad hineinmodellieren lassen können, aber das hielten meine BenutzerInnen nicht für notwendig.

(20) Vor der Großen Gesellschaftlichen Wende soll so etwas ganz anders abgelaufen sein. Da gab es überhaupt keinen solchen Planungsprozeß, sondern die Menschen, die ein Bedürfnis hatten, konnten lediglich in eine große Halle gehen, in denen verschiedene vorkonfigurierte Klos ange-boten wurden. Und für diesen bestenfalls halbwegs brauchbaren Mist haben die Leute damals sogar etwas ausgegeben was sie Geld nannten und was ihr ein und alles war. Kann ich mir alles überhaupt nicht mehr vorstellen.

(21) Nun war es aber nicht so, daß meinen BenutzerInnen jede Entscheidung für die Erfüllung eines bestimmten Bedürfnisses leicht gefallen wäre. Penibel hat ihnen die Web-Site nämlich für jeden ihrer Entwürfe ausgerechnet, wie groß der Energie- und Rohstoffbedarf für die Realisierung dieses oder jenes Wunsches wäre - sowohl was meine Produktion als auch was meinen Unterhalt betrifft. Eine ganz heftige Diskussion gab es darum, wie wichtig eine Oberfläche ist, die von sich aus schmutzabweisend ist, so daß es in Verbindung mit einer Wasserspülung einer Reinigung gar nicht mehr bedarf. Leider ist so eine Oberfläche auch heute noch nur mit hohem Energieaufwand herzustellen, den einige meiner BenutzerInnen nicht aufwenden lassen wollten. Und auch der Hinweis darauf, daß doch mal ein paar Menschen ein wenig Hirnschmalz in eine Lösung dieses Produktionsproblems stecken sollten, half in der konkreten Situation nicht weiter. Zum Schluß konnten sich die Befürworterinnen der schmutzabweisenden Oberfläche - nur Frauen seltsamerweise - dann doch durchsetzen. Dafür haben sie dann eine etwas weniger aufwendige äußere Gestaltung hingenommen. Na ja, und so habe ich heute zwar eine schmutzabweisende Oberfläche und Wasserspülung aber dafür bin ich außen einfach nur weiß und nicht blau-metallic. Aber jedeR meiner BenutzerInnen weiß ganz genau, warum das so ist.

(22) Auch früher muß es solche Diskussionen gegeben haben. Diese drehten sich dann allerdings nur um irgendwelche abstrakten Zahlen und nicht um konkreten Umwelt- oder Energieverbrauch. Klar, daß es bei den Leuten, die viel von diesem ominösen Geld hatten, da nur wenig Diskussionen gab, während gerade in den Wohngruppen mit eher geringen Geldsummen solche Diskussionen zum permanenten Streit führten. Das muß ganz furchtbar gewesen sein. Manchmal frage ich mich, wie es die Menschen damals überhaupt miteinander ausgehalten haben.

(23) Endlich waren dann alle Wünsche formuliert, alle Trade-Offs zwischen Umweltverbrauch und Bedürfnisbefriedigung ausdiskutiert und alle Entscheidungen getroffen. Zum Schluß waren auch alle meine BenutzerInnen mit der gefundenen Entscheidung einverstanden, da sie sich alle darin wiederfinden konnten. Vielleicht ist das ja auch der Grund dafür, daß alle meine BenutzerInnen besonders sorgsam mit mir umgehen?

(24) Jedenfalls ging es jetzt zum nächsten Schritt meiner Materialisation. Das Design, das meine BenutzerInnen mit Hilfe der Web-Site erstellt hatten, wurde an eine Gruppe von Leuten geschickt, die auch die Web-Site betreuen. Es gab ein paar Feinheiten beim Klo-Design, die die Software hinter der Web-Site noch nicht selbst abdecken konnte, so daß die Designs nochmal von einem Menschen auf ihre Realisierbarkeit geprüft werden mußten. Zwar entwickelten die BetreuerInnen der Web-Site permanent die Software weiter, aber auch neue Bedürfnisse und mögliche Realisierungen kamen durch die ständige Kommunikation mit den potentiellen Klo-BenutzerInnen ständig hinzu, so daß die Herausforderung eine möglichst benutzerfreundliche Klo-Design-Site zu entwickeln ständig bestehen blieb.

(25) Kein Vergleich übrigens mit dem, wie früher solche Designs abliefen. Da gab es angeblich irgendwo ein paar einsame Ingenieure oder gar Firmenchefs, die genauso einsame Design-Entscheidungen fällten. Sicher hatte der eine oder andere von denen was drauf, aber sie hatten einfach schlechte Voraussetzungen, da sie nicht das kumulierte Wissen der NutzerInnen ihrer Designs zur Verfügung hatten. Vor der Großen Gesellschaftlichen Wende mußten erst umständlich diese schlecht designten, kaum brauchbaren Produkte den potentiellen NutzerInnen angeboten werden. Erst nachdem das eine oder andere dieser fixierten, aber dennoch in Massen hergestellten Designs von ihnen angenommen worden war oder auch nicht, stellte sich heraus, ob es denn wenigstens einigermaßen nützlich war. Welche Verschwendung von Energie und Ressourcen für Dinge, die vielleicht sowieso keiner haben will!

(26) Bei meinen BenutzerInnen trudelten dann auch noch per eMail ein paar Nachfragen der Klo-Designer-Gruppe ein und es mußten ein paar Kleinigkeiten nochmal diskutiert werden. Aber außer einigen lustigen Stilblüten, die wohl auf das Konto der schlechten Deutschkenntnisse der Mitglieder der Klo-Designer-Gruppe gingen, war das eigentlich recht unproblematisch, so daß das Design fertig für die Materialisation war. Na, und meine eigentliche Materialisation war dann eigentlich schnell erledigt. Mein Design lag ja ohnehin schon in computerisierter Form vor, so daß es mit der entsprechenden Software nicht weiter schwierig war, dieses Design in Anweisun-gen an einen Maschinenpark umzusetzen, der letztlich meine Materialisation zuwege brachte. Und das waren wirklich tolle Maschinen! Die konnten nicht nur Klos herstellen, nein. An einer Stelle wurde z.B. in einer Nachbarmaschine gerade die Grundlage für einen Stuhl materialisiert. So etwas Verrücktes wie diese Sitzgelegenheit habe ich danach übrigens nie wieder gesehen.

(27) Große Teile meiner Materialisation bestanden darin, daß die heute weit verbreiteten Materialisa-toren aus den Daten meines Designs Werkstücke materialisierten, die dann später mit Hilfe technischer Verfahren in andere Materialien überführt wurden, die für den konkreten Verwendungszweck besser geeignet waren. So wurden einige Teile, die zunächst als Modell in Kunstharz gefertigt worden waren, später in Metall gegossen. Natürlich konnten die Modelle wieder eingeschmolzen und das Material weiterverwendet werden, so daß nur die später tatsächlich nötigen Teile auch tatsächlich aus neuen Ressourcen hergestellt werden mußten.

(27.1) Zu viel Technikeuphorie, 11.04.2001, 19:17, Thomas Uwe Grüttmüller: Beim Modellgußverfahren wird das Wachs- oder Kunststoffmodell im Muffelofen verbrannt, wodurch ein Hohlraum entsteht, der dann mit Metall ausgegossen wird. Die "Muffel" (Gußform) wird nach dem Guß in ein Kühlbecken getunkt und dann vorsichtig zerstört. Dabei entsteht jede Menge Müll. Natürlich kommt nicht sofort das saubere Werkstück zum Vorschein, sondern ein grünlich verkrustetes, an dem noch die halbe Muffel klebt. Es muß also noch in Handarbeit saubergescheuert und anschließend "geglänzt" (in ein Säurebad gehängt) werden. Das war aber noch lange nicht alles: Da die Muffelmasse nie ganz blasenfrei angerührt werden kann, ist das Werkstück üblicherweise mit kleinen Metalknubbeln übersäht. Diese müssen noch in Handarbeit abgefräst und blankpoliert werden, bevor das Werkstück schließlich ein zweites Mal geglänzt wird.

(27.2) 11.04.2001, 19:18, Thomas Uwe Grüttmüller: Fabber sind sicher eine sehr schöne Sache für Einzelanfertigungen, ausserdem die einzige Möglichkeit, am Bildschirm entworfene Objekte zu materialisieren. Fabber können aber die heutigen Massenproduktionstechniken, wie z.B. das Spritzgußverfahren für Kunststoffteile oder das Stanzen und Verformen von Blechteilen, vom Material- und Personalaufwand, sowie der Umweltbelastung her nicht ersetzen.

(28) Früher muß es dagegen viel stärker spezialisierte Maschinen gegeben haben, die nur ganz bestimmte Dinge herstellen konnten. Na ja, die technische Entwicklung ist halt ziemlich schnell weitergegangen und es ist einfach praktischer, wenige universelle Materialisatoren zu haben als viele hochspezialisierte Produktionsmaschinen. Begünstigt wurde diese Entwicklung damals durch die vielen Freien Projekte, die vor der Großen Gesellschaftlichen Wende aus dem Boden geschossen waren. Da viele dieser Projekte vor allem an Informationen über bestimmte Produkte bzw. über deren Herstellung arbeiteten, wuchs der Bedarf nach solchen Materialisatoren immer stärker. Als dann immer mehr Freie Projekte dazu übergingen, sich einen solchen Materialisator anzuschaffen, kamen auch sukzessive immer mehr Freie Produkte auf.

(29) Als ich dann fertig materialisiert war, kam ich in einen dunklen Kasten und nach einigem Gerumpel - war das Steuerprogramm des Schienentransporters etwa von einem Virus befallen? - habe ich dann das erste Mal meine BenutzerInnen zu Gesicht bekommen. Gekannt habe ich sie ja schon ziemlich gut, da immerhin die Befriedigung einige ihrer elementarsten Bedürfnisse in mir vergegenständlicht war. Hei, war das eine Freude, als ich endlich vor ihnen stand! Und meine Montage war gar nicht weiter schwer, da die Installationanschlüsse so weit genormt und vereinfacht waren, daß jeder Mensch mich mit ein paar Handgriffen montieren konnte.

(30) Da die Gruppe relativ viel Hirnschmalz investiert hatte, bekam der "Kümmerer" dann noch den Auftrag, die dabei entstandenen neuen Ideen den Web-Site-Betreuern mitzuteilen, damit auch andere von ihren Erfahrungen mit mir "profitieren" können. Während früher nur profitiert werden konnte, wenn Wissen in Form von "Patenten" und Lizenzen privatisiert und kommerzialisiert war, wurde im Übergang zur jetzigen völlig freien Verwendung aller Ideen durch alle eine neue Lizenzform verwendet, die erstmals in der sog. Freien Softwareszene zum Einsatz gekommen war: die GPL (GPL heißt General Public License). Mit dieser Lizenz konnten Konstruktionsunterlagen, Texte und andere Wissensinhalte nur verwendet werden, wenn man sich verpflichtete, sie auch frei weiterzugeben und nicht in eine Kauf- und Tauschwirtschaft einzubringen. Jede/r konnte auch etwas daran verändern - wenn die früheren Versionen mit ihren jeweiligen AutorInnen dokumentiert blieben. Bei Texten wurde so aus dem früheren "Copyright" ein Copyleft. Weil dieser Text in seiner ersten Version auch schon im Copyleft erschien, haben Dutzende Leute weiter dran geschrieben und ihn so verändert, wie er ihnen zum Weitergeben am besten gefällt.

(30.1) Genörgel, 10.04.2001, 22:07, Thomas Uwe Grüttmüller: Ich habe an folgendem Satz ein paar Sachen auszusetzen: "Mit dieser Lizenz konnten Konstruktionsunterlagen, Texte und andere Wissensinhalte nur verwendet werden, wenn man sich verpflichtete, sie auch frei weiterzugeben und nicht in eine Kauf- und Tauschwirtschaft einzubringen."

(30.2) 10.04.2001, 22:08, Thomas Uwe Grüttmüller: "...nur verwendet werden, wenn...": Falsch! Die GPL schränkt die Verwendung des Werkes nicht ein. Sie regelt nur die Bedingungen für Bearbeitung und Vervielfältigung.

(30.3) 10.04.2001, 22:08, Ano Nym: "wenn man sich verpflichtete, sie auch frei weiterzugeben": Vorsicht, mißverständlich! Diese Formulierung kann so verstanden werden, daß man die Weitergabe nicht verweigern darf.

(30.4) 10.04.2001, 22:09, Thomas Uwe Grüttmüller: "und nicht in eine Kauf- und Tauschwirtschaft einzubringen": Diese Formulierung, sowie der Ausdruck "Wissensinhalte" sind unkritisch übernommener ideologischer Müll. "Geistiges Eigentum" ist nicht etwa ein Eigentum auf immateriele Güter, wie seine Befürworter uns einzureden vermögen, sondern ein übergeordnetes Eigentumsrecht an Eigenschaften durchaus materieller Güter, und damit eine Entrechtung des Eigners materiellen Eigentums. Die GPL verbietet keineswegs, die materiellen "Vervielfältigungsstücke" eines Werkes in die "Kauf- und Tauschwirtschaft einzubringen", im Gegenteil, das wird ausdrücklich erlaubt, wohl verbietet sie aber, auf geistiger Ebene so zu verfahren, sprich, Nutzungsrechte zu verkaufen oder zu tauschen. Diese beiden Dinge sollte man genau auseinanderrhalten.

(30.5) Verbesserungsvorschlag, 10.04.2001, 22:10, Thomas Uwe Grüttmüller: Diese Lizenz benutzte das damalige "Vervielfältigungsrecht" (copyright) entgegen seinem Sinn, dem Bürger das Recht zur Bearbeitung und Vervielfältigung eines Werkes zu nehmen, dazu, ihm genau diese Freiheiten zu geben, gerade so als ob es gar kein Copyright gäbe. Einzig der Versuch, diese Freiheiten zu schmälern konnte zur Beendigung der Lizenz führen. So konnten Computerprogramme, Konstruktionsunterlagen, Texte und andere Kulturgüter endlich lizenzkostenfrei vervielfältigt und benutzt werden.

(30.6) Noch eine Kleinigkeit..., 10.04.2001, 22:12, Thomas Uwe Grüttmüller: s/"Bei Texten wurde so"/"So wurde also"

(31) Heute kommt niemand mehr auf die Idee, etwas Wichtiges privat zu behalten oder nur gegen Gegenleistung oder mehr in Umlauf zu bringen, deshalb braucht GPL kaum noch explizit erwähnt oder verwendet zu werden. Die Eigentumsordnung der jetzigen Menschen beruht aber prinzipiell auf diesen Prinzipien. Nicht nur die Wissensinhalte, für die GPL ursprünglich entwickelt wurde, auch alle "Hardware", sprich allgemeine Produktions- und Konsumtionsmittel steht unter GPL: Alle dürfen nutzen, verwenden, weiterverbreiten und weiterentwickeln, was sie brauchen.

(31.1) GPL unsinnig, 10.04.2001, 23:37, Thomas Uwe Grüttmüller: Die GPL wird frühstens dann unsinnig, wenn entweder das Copyright-Law (bzw. das Urheberrechtsgesetz) abgeschafft wurde oder Copyleft als Rechtsform in die Gesetzgebung Eingang gefunden hat und zum Normalfall erklärt worden ist.

(31.2) Eigentumsordnung, 11.04.2001, 00:46, Thomas Uwe Grüttmüller: Wenn von der Eigentumsordnung der Zukunft die Rede ist, sollte man bedenken, daß es heute zwei Eigentumsordnungen gibt, nämlich die materielle, sowie die geistige. Unsere Welt ist also gleich zweimal aufgeteilt.

(31.3) 11.04.2001, 00:47, Thomas Uwe Grüttmüller: Nur die Eigentümer eines Eigentums sind berechtigt, dieses zu benutzen oder seine Benutzung anderen zu erlauben.

(31.4) 11.04.2001, 00:47, Thomas Uwe Grüttmüller: Die klassische materielle Eigentumsordnung definiert das Eigentum durch die räumliche Ausdehnung eines materiellen Gegenstandes. Beispiel: Zwei Rollen Klopapier, für den Laien kaum zu unterscheiden, sind räumlich getrennt und können materielles Eigentum verschiedener Eigentümer sein.

(31.5) 11.04.2001, 00:48, Thomas Uwe Grüttmüller: Die neumodische geistige Eigentumsordnung definiert das Eigentum durch die Gestaltung nicht mehr oder zur Zeit oder zukünftig existenter materieller Gegenstände. Beispiel: Zwei Rollen Klopapier, obgleich materielles Eigentum verschiedener Eigentümer, haben das gleiche Papierformat oder die gleiche Oberflächenbeschaffenheit und sind daher geistiges Eigentum des selben Eigentümers.

(31.6) 11.04.2001, 00:48, Thomas Uwe Grüttmüller: Natürlich widersprechen sich diese Eigentumsordnungen völlig. Geistiges Eigentum hat deshalb eine höhere Priorität. D.h. gäbe es im obigen Beispiel keinen geistigen Eigentümer an den Klorollen, so wären die materiellen Eigentümer dazu berechtigt, Vervielfältigungsstücke ihrer Klopapierrollen zu erstellen, sie zu verändern und öffentlich vorzuführen; gibt es aber doch einen geistigen Eigentümer, so darf womöglich nur er dies alles tun.

(31.7) 11.04.2001, 00:49, Thomas Uwe Grüttmüller: Auf das klassische materielle Eigentum möchte ich nicht verzichten -- einfach als Schutz vor der Unachtsamkeit anderer. Ich habe es schon mehrmals erlebt, daß ich z.B. verliehene CDs völlig zerkratzt oder perforiert zurückbekommen habe. Solange das nur irgendein Scheiß ist, den ich an jeder Ecke neu bekommen kann, ist mir das relativ egal. Das einzige Exemplar vom vorletzten Festplattenbackup oder ähnliches Persönliches möchte ich aber nicht auf diese Weise einbüßen müssen.

(32) Es ist ja seit Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr so, daß die Sachen nicht ausreichend vorhan-den wären und deshalb in einer Art "Mangelverwaltung" stehen müßten. Die Form der Mangelverwaltung kennzeichnete eigentlich alle früheren Gesellschaftsordnungen, entweder über persönliche Herrschaft oder die scheinbar sachliche Macht der Kapitalverwertung. Diese Mächte unterwarfen sich die gesamte Organisation des Umgangs mit den nötigen Mitteln - wobei die menschlichen Interessen und auch die der Natur litten. Vor der Großen Gesellschaftlichen Wende gabs dann so eine schizophrene Situation: Man lebte in einer Überflußgesellschaft (hunderte Toilettenbecken wurden "auf Halde" produziert, ohne jemals wirklich gebraucht zu werden), jammerte darüber, nicht noch mehr arbeiten zu dürfen (die Menschen brauchten Jobs, um über das dabei verdiente Geld Zugang zu den benötigten Dingen zu haben) und gleichzeitig darüber, daß die Knappheitsökonomie das ganze Leben von immer mehr Menschen auffraß - oder sie gar nicht als menschliche Persönlichkeiten ernst nahm, solange sie nicht wirtschaftliche "Leistungen" erbringen konnten. Jedenfalls stehe auch ich unter GPL. Ich "gehöre" niemandem so richtig, wer mich braucht, nutzt mich für seine Bedürfnisse. Für was auch sonst...Es gab sogar Zeiten, da wurde für die Nutzung meiner "Kollegen" gezahlt. Wer kein Geld hatte, der durfte halt nicht. Und das in meist großen Restaurants, oder wenn viele Menschen an einem Ort zusammentrafen.

(32.1) "Jedenfalls stehe auch ich unter GPL. Ich 'gehöre' niemandem so richtig", 11.04.2001, 17:44, Thomas Uwe Grüttmüller: Der Vergleich mit der GPL paßt nicht. Die GPL simuliert nur das Nichtvorhandensein der geistigen Eigentumsordnung. Einen Abbau der materiellen mag man zwar für eine konsequente Weiterführung halten, meine Bedenken habe ich jedoch bereits in 31.7 geäussert.

(32.2) "Für was auch sonst?", 11.04.2001, 17:45, Thomas Uwe Grüttmüller: Wie phantasielos! In einer fabrikneuen, sauberen Kloschüssel könnte man z.B. auf einer unkonventionell veranstalteten Party die Bowle servieren. Das kann man allerdings nur dann, wenn man materieller Eigentümer dieses Klo-Exemplars ist, denn wenn die Kloschüssel keinem gehören würde, könnte jeder kommen und sie regulär installieren und dann für seine Bedürfnisse benutzen oder eine Zimmerpflanze darin eintopfen oder einen Castorbehälter darin ausleeren. In allen drei Fällen wäre die Kloschüssel anschließend nicht mehr als Bowlegefäß geeignet.

Nach dem Benutzen kommt immer noch das Putzen!

(33) Woher ich das alles weiß? Tja, als eines der Bedürfnisse entwickelte sich, daß meine BenutzerInnen heute nicht nur ihre Bücher lesen, wenn sie mich nutzen, sondern - da sie zwar eine Sichtblende haben, aber das Bad gleich neben meinem Örtchen ist - sie sich auch nicht peinlich aus dem Weg gehen, sondern auch mal im gleichen Raum bleiben und so lange quatschen, bis der Wechsel möglich wird. Was man da so alles hört... Ich werde mich aber hüten, hier Allzumenschliches zu verraten, sondern nur, was mich angeht.

(34) Wobei wir wieder bei dem Problem des Putzens wären. Ich glaube, alle machen alles andere lieber, als mich zu putzen, auch wenn ich noch so utopisch bin. Das kränkt mich zwar ein wenig, denn es ist ja ihr ureigenster Mist, der sie stört, nicht ich selber. Aber eigentlich hat es sich eingespielt. Das ganze Bad gehört zur Reinigungsaufgabe für alle, bei der sie sich abwechseln. Eine Frau ist nie dran, soviel ich weiß, macht sie irgend etwas anderes, was die anderen auch nicht machen wollen. Sie haben sich das halt abgesprochen. Sichtbaren Mist macht jeder Mensch gleich weg, der ihn verursacht. Ich glaube, dafür gabs sogar mal einen Namen. Er nannte sich Verursacherprinzip. Jeder ist für das zuständig, was er "verzapft" hat. Werden kleine Mißgeschicke gleich beseitigt, kommt es erst gar nicht zum großen Frust. Und das ist mensch schon sich und anderen wert. Oder?

(35) Etwas gründlicher machens einige jeden Tag, andere nur aller paar Tage, dafür aber eben gründlicher. Da hat jeder der Menschen so seine Methode. Essigreste kriege ich eigentlich öfter zu schlucken, da das kalkige Wasser hier mir ziemlich zusetzt. Sauer macht lustig ... Zwar wollte jemand die Wasserzufuhr verändern, aber die anderen meinten, das wäre für die Klospülung nicht notwendig, sondern Verschwendung. Ab und an wechseln die Gepflogenheiten auch. Es gibt zwar eine richtige geschriebene "Klo-Benutzungs-Ordnung" - aber die hängt nur am Witze-Plakat. Letztlich entscheiden meine Menschen immer selber, wie es für sie gerade am besten ist. Zu ihren eigenen Bedürfnissen gehört dann auch, daß sie nicht stets und ständig neu verhandeln, sondern sich auch mal damit in Ruhe lassen. Das spielt sich ein. Meine Spülung wird grad aktiviert. Gehst Du etwa schon? Ich wollte Dir eigentlich noch mehr erzählen...

(35.1) ...es geht weiter:, 04.02.2001, 15:11, Andreas Vogel: An der Lizenz für das "Utopische Klo" und andere "freie Waren" wird in einer weiteren Offenen Theorie gearbeitet: http://www.opentheory.org/freieware/v0001.phtml.

(35.1.1) Re: ...es geht weiter:, 24.01.2003, 01:40, Uwe Berger: wie weit geht's denn nu? eigenurintherapie ?!? (s.o)

(36) ******************************************************************** Besten Dank an C.E., S.Me und S.Mz. für die bisherigen Eergänzungen und Hinweise. Einen Vortrag über das "Utopische Klo" gibts auf dem Kongreß zu Science Fiction, Politik, Utopie "Out of this world!" in Bremen, am 02./03.12.2000 (http://www.outofthisworld.de)


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