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Vorhang_auf
Maintainer: Olaf Boerger, Version 1, 21.11.2005
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv
(1) WAZ-Zeitungsgruppe Essen/Duisburg
(2) Der Vorhang hebt sich zum letzten Akt (WAZ-Ausgabe, 15.10.2005: `Unruhe auf der Insel der Seligen`): Unwiderruflich bricht derzeit der über die letzten Jahre mittels Ausdehnung der sowohl privaten als auch staatlichen Verschuldung scheinfinanzierte Voodoo-Konsum im Wirtschaftswunderländle Großbankrottannien in sich zusammen (siehe Projekte `Großbankrottannien` und `Globaalaballa` unter www.opentheory.org/totentanz bzw. www.kollaps-kurier-phase-4.blogspot.com ). Denn wie heißt es doch so schön in etlichen Ausgaben der `Financial Times Deutschland` (FTD): Immobilienpreise waren zum Teil um mehr als 30 Prozent pro Jahr gestiegen; die Briten (was natürlich auch für die USA, Spanien, Australien u.a. gilt) hatten als Reaktion ihre Hypotheken erhöht und das Geld in Konsum umgesetzt. - Kein Wunder, wenn mensch dann in der FTD vom 30.07.2004 lesen kann:: Briten haben Billionenschulden Nach Angaben der Zentralbank hat die Verschuldung der britischen Haushalte im Juni mit 1004 Mrd. Pfund die Billionengrenze überschritten. (ca.1,5 Billionen Euro !!!!! für unsere DM-Nostalgiker: ca. 3 Billionen DM und das ist nur die Verschuldung der privaten Haushalte) Ebenso verdeutlicht ein Artikel der FTD vom 12.07.2004 die wahre Lage des halluzinierten Wirtschaftswunders: Briten importieren mehr Das britische Außendefizit ist im Mai wegen kräftig steigender Importe weiter angeschwollen. Nach Angaben des Statistikamts ONS erreichte der Fehlbetrag 4,62 Mrd. Pfund nach 4,59 Mrd. Pfund im April.
(3) Doch nicht nur in Sachen Außendefizit (alias negative Handelsbilanz) wird jetzt die Fake-Factory offenbar, sondern auch in Hinsicht auf die realen HAUSHALTSKRATER (womit es mensch also mit dem auch in Bezug auf die USA so allseits beliebten DOPPELDEFIZIT zu tun hat) sowie die Schönfärberei der Arbeitslosenzahlen (was bis jetzt offensichtlich recht gut gelungen ist, denn so heißt es in Ihrem Artikel noch naiv-begriffslos: Arbeitsmarkt nicht erfasst Noch hat der Abschwung nicht den Arbeitsmarkt mit voller Wucht erfasst.). Deshalb an dieser Stelle zwei Auszüge aus dem Projekt `Großbankrottannien`: Wenn von Wundern in Sachen Wirtschaft die Rede ist, macht in Bezug auf Großbritannien dabei immer zuerst das Wort vom Job-Wunder die Runde. Und so titelt auch die Süddeutsche Zeitung (SZ) vom 13.02.2003: Britisches Job-Wunder hat weiter Bestand eine Hurra-Überschrift, die sich auch bei vielen, vielen anderen Artikeln dieser und weiterer Zeitungen sowohl im Zusammenhang mit diesem als auch den anderen bisher veröffentlichten Projekten findet. Sobald mensch jedoch in den Text hineingeht, zeigt sich die ganze Unverfrorenheit der Fake-Factory. Doch zuerst einmal ungeschnitten weiter: Das britische Job-Wunder hat bestand: Im Januar blieb die Arbeitslosenquote in Großbritannien mit 3,1 Prozent gegenüber dem Vormonat unverändert, wie das nationale Statistikamt mitteilt. Die Zahl der Arbeitssuchenden sank um 3.500 auf 928.500. Dies ist der niedrigste Stand seit 27 Jahren. Da schau an: Wunder über Wunder dumm nur, dass es direkt im Anschluss folgendermaßen weitergeht: Experten zeigten sich über die Höhe des Rückgangs überrascht. Warum sich große Entlassungswellen bei britischen Firmen nicht in der offiziellen Statistik niederschlügen, sei ein totales Mysterium, sagte Volkswirtin Jodie Saul von der Canadian Imperial Bank of Commerce. Keineswegs: Hokus Pokus Statistikbus nach Zitat eines von Krisis-Mitglied Norbert Trenkle im Grenzcamp 2002 gehaltenen Referates wurden in Großbritannien allein zwischen 1979 und 1997 die Kriterien für die Aufnahme in diese Statistik insgesamt dreißigmal geändert jedes Mal mit dem Ergebnis, dass die Arbeitslosenzahl weiter sank (ähnlich wurde in den USA verfahren (siehe auch Projekt `USA`) z.B. dass, wenn jemand nur eine Stunde in der Woche arbeitet, derjenige/diejenige nicht mehr als arbeitslos gilt; eine Berechnungsgrundlage, die auch in der EU angewendet wird, und demnächst dann auch in Deutschland). Eine nicht minder deutliche Sprache spricht folgende Passage: Wie gigantisch die britischen Haushaltskrater in Wirklichkeit sind, also jenseits der offiziellen Bilanzierung (laut Spiegel-Jahrbuch wies Großbritannien für 2001 einen ausgeglichenen Staatshaushalt aus), verdeutlicht ein Artikel der FTD vom 06.06.2003 (mit dem Hohl-Titel God save the Euro): Noch mag die britische Wirtschaft robust erscheinen; doch dieser Eindruck könnte trügerisch sein. Die britische Wirtschaft hat dem globalen Rezessionstrend (also der finale Kollaps) nach 2001 (de facto seit 2000 dem jähen Ende des sich aus sich selbst vermehrenden Geldes) vor allem aus zwei außergewöhnlichen Gründen widerstanden (was im übrigen so auch nicht stimmt, wie sich aus einem bereits am 10.02.2003 erschienenen Artikel der SZ ersehen lässt: Die Industrieproduktion ist 2002 geschrumpft wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Verbraucher, die immer mehr Schulden gemacht hatten, halten den Geldbeutel neuerdings öfter zu.): einem einmaligen Immobilienboom (einer beistehenden Grafik kann mensch entnehmen, dass die Immobilienpreise in Großbritannien gegenüber 1995 um 125 Prozent zugelegt haben zu diesem Teil des britischen Wunders auch noch weiter unten), der den vielen Eigentümern auf der Insel finanziell geholfen hat (alias PUMP-PARTY siehe oben); und einer fast atemberaubenden Investitions- und Schuldenpolitik der Regierung, die versucht, jene drastischen Defizite im Verkehrs- und Gesundheitssystem wettzumachen, die in den Jahren der Kürzungen im Thatcherismus-Eifer entstanden sind.
(4) Und auch diesen Satz muss mensch erst mal entwirren, denn so waren die in diesem Artikel so genannten Jahre des Thatcherismus-Eifers doch auch schon nichts Anderes gewesen als ein Ausdruck dafür, dass die staatlichen Einnahmen bereits zu dieser Zeit nicht mehr ausreichten, um die systemnotwendige Infrastruktur reell zu finanzieren auch diese Kürzungen sind nichts Anderes als in die Zukunft verschobene Schulden, wie sich anhand der dramatischen Situation im Verkehrs-, Gesundheits- und Bildungswesen und der plötzlichen atemberaubenden Investitions- und Schuldenpolitik zeigt (wobei es sich bei der zitierten Investitions- und Schuldenpolitik de facto um eine Tautologie handelt, da besagte Investitionen ja eben auch nur noch über Schulden finanziert werden (können) es müsste also heißen: Schulden- und Schuldenpolitik; sprich: Schulden über Schulden).
(5) Doch weiter bei besagtem FTD-Artikel: Beides (also Immobilienboom und Schuldenpolitik) birgt Gefahren. Viele Ökonomen warnen vor einem baldigen Platzen der Immobilienblase, was nach Diagnose des Internationalen Währungsfonds (IWF) wirtschaftlicher viel katastrophaler wirken würde als ein Aktiencrash. Das könnte auch jenen Bonus eines scheinbar höchst soliden Staatshaushaltes dramatisch schnell schwinden lassen. Jetzt fliege auf, dass Großbritannien seinen Haushalt quasi auf Pump konsolidiert hat, so Thomas Mayer, Europa-Chefvolkswirt der Deutschen Bank in London. (natürlich macht es auch der Zombie Deutsche Bank nicht mehr lange siehe auch Projekt `Globaalaballa`) wirklich wundervoll.
(6) Eine nicht weniger deutliche Sprache spricht ein Artikel der SZ vom 03.02.2003, der über die Nöte des britischen Schatz-Kanzlers Gordon Brown berichtet, und in dem es heißt: Zu Beginn seiner Amtszeit, in den Jahren 1997 bis 1999, hatte Brown mit einer Politik zugenähter Taschen (die aber real natürlich auch schon leer waren) und dank einer kräftigen Konjunktur (also der Aktien- bzw. Immobilien-Hype) den britischen Haushalt radikal saniert. Doch inzwischen hat sich die Finanzpolitik auf der Insel um 180 Grad gedreht: Milliardensummen (die natürlich gar nicht existieren) will London ausgeben, um Schulen, das Gesundheitswesen (das de facto ebenfalls nicht mehr vorhanden ist - so stehen auf der Zombie-Insel schon über zwei Millionen Menschen auf einer Warteliste für eine OP, die diese Kostenfaktoren alias unnütze Fresser natürlich nie erleben also Opfer der NEOLIBERALEN AUSCHWITZ-RAMPE werden) sowie die innere Sicherheit (also soziale KZ`s) zu verbessern und um nebenbei die Konjunktur am Laufen zu halten (sprich: den Voodoo-Konsum).
(7) Wie seriös die britische staatliche (natürlich auch sonst wo auf der Welt siehe auch Projekt `USA`) Finanzbuchhaltung dabei verfährt, zeigt sich nur einige Zeilen später, wo es lapidar heißt: Ein wachsender Teil der öffentlichen Ausgaben läuft bei den Briten am Staatshaushalt vorbei. So werden sich beispielsweise die hohen zweistelligen Milliardenbeträge für die Sanierung des Eisenbahnnetzes nur in den Büchern einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft finden, aber nicht in Browns Bilanzen. - und direkt im Anschluss wird`s noch besser: Die nationale Statistik-Behörde hat ihren Segen zu dieser Buchhaltung im (unfassbarer O-Ton) ENRON-STIL gegeben. (ein US-Energieversorger, dessen gigantische Bilanzmanipulationen im Jahr 2001 im bislang zweitgrößten Unternehmenskonkurs der (US-)Wirtschaftsgeschichte endete siehe auch Projekt `USA`) Und wie auch die FTD meldet die SZ: Der Grund für die rapide Verschlechterung der britischen Finanzsituation ist zum einen die jahrzehntelange Knauserigkeit (O-Ton) bei der Infrastruktur. Diverse Zugunglücke in den vergangenen Jahren und jüngst ein schwerer Unfall bei der Londoner U-Bahn zeigen, dass sich solche Knauserigkeit auf lange Sicht rächt. Geld nicht auszugeben, bedeutet eben nicht immer Sparsamkeit. Zum zweiten kommt Brown in Nöte, weil das Wachstum auch auf der Insel abflaut. Mit Zweckoptimismus versucht er, seine Landsleute bei Laune zu halten. Denn wenn die Ausgabenwut der letzten Jahre jetzt in sein Gegenteil umschlagen würde (der Zusammenbruch des scheinfinanzierten Voodoo-Konsums), stünde es nicht gut um die Konjunktur und damit auch um Browns Einnahmen. Doch natürlich rafft auch dieser Autor nicht, was wirklich vor sich geht: Sowohl die jahrzehntelange Knauserigkeit als auch das begriffslose Geld nicht auszugeben, bedeutet nicht immer Sparsamkeit zeigen die vollkommene Verkennung der simplen Tatsache, dass dieses Geld eben schon seit Jahrzehnten nicht mehr vorhanden ist.
(8) Nicht minder basiert auch ein weiterer Teil des britischen Jobwunders, der nach Aussage des Volkswirtes Mike Hume von Lehmann Brothers auf die große Nachfrage des öffentlichen Sektors zurückzuführen ist (SZ, 13.02.2003), einzig und allein auf Deficit Spending. Denn mit der großen Nachfrage des öffentlichen Sektors ist ein von Bilanzfälscher, äh, Finanzminister Gordon Brown gestartetes, groß angelegtes Job-Programm gemeint was aber natürlich auch finanziert werden muss. Kein Zweifel: Angesichts solcher Zahlenkunst erweisen sich die Statistiken des Ministry of Truth als geradezu fundiert.
(9) Dennoch ist die im WAZ-Artikel deutlich lesbare süffisante Häme des Verfassers Ullrich Schilling-Strack mehr als fehl am Platze, denn sobald der globale Voodoo-Konsum kollabiert, hat es sich postwendend auch für den Exportweltmeister Deutschland erledigt, und die Arbeitslosenzahlen werden dann nicht mehr bei fünf (real ohnehin schon fast zehn), sondern bei 20 Millionen und mehr liegen, was ebenso postwendend den FINALEN KOLLEKTIVEN AMOKLAUF alias ZERFALLSKRIEG zur Folge haben wird.