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Von Splittern und Balken

Maintainer: Olaf Boerger, Version 1, 07.12.2005
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

I.

(1) Financial Times Deutschland Brieffach 02 20444 Hamburg

II.

(2) Leserbriefe / Oh, no!!!

III.

(3) Mal wieder wurde nicht so recht zusammengedacht, was zusammengehört. So heißt es in Ihrer Ausgabe vom 30.08.2005 im Artikel `Verfehltes Eigenlob` (Rubrik `Agenda`) doch tatsächlich: „Er (Alan Greenspan) räumte ein, dass die Preisblasen bei Vermögenswerten in Phasen niedriger Inflation das Hauptproblem für die Wirtschaft sind. Damit umzugehen sei für die Zentralbanker die größte Herausforderung der Zukunft. Anders ausgedrückt heißt das, dass weder Greenspan noch andere Zentralbanker das bedrohliche Phänomen immer häufiger auftretender Preisblasen bei Vermögenswerten nicht einmal konzeptionell im Griff haben. – Aktuell warnte Greenspan in Jackson Hole vor dem Ende des Immobilienbooms in den USA. ... Wenn er endet, dürfte die wichtigste Stütze der US-Konjunktur wegfallen. Auch für den Rest der Welt dürften die Folgen unerfreulich sein.“

Iv.

(4) Dies ist begrifflich nur unzureichend reflektiert, denn natürlich sind die so genannten “Preisblasen bei Vermögenswerten“ ebenfalls nichts Anderes als “Inflation“, weshalb sie im Englischen auch schlicht und ergreifend als solche benannt wird – nämlich als “ASSET INFLATION“. Anscheinend ist das dem Autor aber nicht so ganz aufgefallen. Mensch hat es also bestimmt nicht mit „Phasen niedriger Inflation“ zu tun, sondern de facto mit einer HYPERINFLATION, nur eben auf der Ebene der “Finanz-“ und nicht der “Gütermärkte“ (da herrscht nämlich schon HYPERDEFLATION – was ja auch nichts Anderes ist als eine “inverse Inflation“ (und vice versa)). Und noch weniger fällt ihm mit „dass-weder-Greenspan-noch-andere-Zentralbanker-das-bedrohliche Phänomen-immer-häufiger-auftretender-Preisblasen-bei-Vermögenswerten-nicht-einmal-konzeptionell-im-Griff-haben“ auf, dass es eben Greespan, Trichet & Co. waren, die diese neuerliche “Wachstumssimulation“ kräftig mit forciert haben. Vielleicht hätte der Verfasser mal in der eigenen Zeitung lesen sollen. So kann mensch in der FTD vom 01.02.2005 (“Viel Geld, hohe Risiken, wenig Substanz“) einer vielsagenden Graphik entnehmen, dass es eben vornehmlich die so genannten “Notenbanken“ waren, die durch die exzessive Ausgabe “billigen Kreditgeldes“ diese neuerliche “Blase“ tatkräftig auf den Weg gebracht haben. Dies wird schon in einem FTD-Artikel vom 11.03.2003 klar: “Zentralbanken planen für den Notfall“ – worin dann auch mal so eben erwähnt wird, dass sich die Zentralbanken bereits im Jahr 2001 weltweit wegen der durch den Zusammenbruch der Wachstumssimulation hervorgerufenen “Liquiditätsengpässe“ telefonisch “kurzgeschlossen“ hatten, um mit Zinssenkungen und massiver Zufuhr von Liquidität Zusammenbrüche von Banken (bzw. Unternehmen) zu verhindern: „Die EZB pumpte Dollar-Reserven in den Markt um Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Zudem senkten sie zusammen mit der US-Notenbank Fed die Leitzinsen.“ Und in einem weiteren Artikel der FTD von diesem Jahr (Datum leider nicht mehr präsent) erfährt mensch gar, dass mittlerweile Aktienkäufe auf Kredit den 2000er-Wahn um fast 30% übersteigen.

V.

(5) Auch dass die “Masterbrains“ „die immer häufiger auftretenden Preisblasen bei Vermögenswerten nicht einmal konzeptionell im Griff haben“ zeigt zum einem die begriffliche Unklarheit des Autors – denn auch er lässt uns Unwissende in der Folge nicht wissen, was denn die Ursachen dieser “Preisblasen“ sind –, zum andern die sogar abgrundtiefe Begriffslosigkeit der so genannten “Finanzeliten“, die in Wahrheit natürlich keinen blassen Schimmer davon haben, was “Geld“, “Kapital“, “Zins“, “Profit“ u.ä. überhaupt sind (siehe dazu: Karl Marx, `Das Kapital`, Bd. I, II. Abschnitt: `Die Verwandlung von Geld in Kapital` sowie Bd. III, `Das zinstragende Kapital`) – und dementsprechend nur noch achselzuckend-paralysiert die immer verheerenderen Friktionen des kollabierenden warenproduzierenden Systems zur Kenntnis nehmen können.

VI.

(6) Dabei ist die Erklärung kinderleicht (siehe auch Projekte `Globaalaballa`, `Hoffentlich Allianz-versichert` sowie `Großbankrottannien` unter www.opentheory.org/totentanz und www.kollaps-kurier-phase-4.blogspot.com ): Das Geld fließt eben nicht mehr in Erweiterungsinvestitionen der realen Warenproduktion (und nur da könnte es sich real “verwerten“ – vergessen wir nicht die simple Erkenntnis eines gewissen Ricardo: „In der Form von Geld ... produziert das Kapital keinen Profit.“ (Zitat aus: Karl Marx, `Das Kapital`, Bd. I)), sondern generell nur noch in die “Spekulation“ alias “Kapitalisierung der Zukunft“ (wenn derzeit in real warenproduzierende Unternehmen investiert wird, so sind diese Investitionen reine Rationalisierungsinvestitionen, d.h. sie speien noch mehr Menschen aus dem Produktionsprozess aus – siehe auch die diversen anderen Projekte, z.B. `USA`). Das jedoch beruht nicht auf einer “Zockermentalität“, sondern ist auf den simplen Sachverhalt zurückzuführen, dass Erweiterungsinvestitionen auf dem erreichten Produktivitätsniveau schlichtweg reine “Geldverbrennung“ darstellen würden, da die zusätzlich produzierten “Waren“ einfach nicht mehr “gewinnbringend“, ja sogar eben nur noch mit “Verlust“ “verkauft“ werden könnten, d.h. es würde mehr “Geld“ reingepumpt als rauszuholen wäre (de facto ist das in der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION generell der Fall: Es gibt nur noch “NEGATIVE WERTSCHÖPFUNG“). (Ein schönes Beispiel, wie real dieser Wahnsinn ist, ist die Autoindustrie: Derzeit stehen nämlich nur in Europa schon mehr als sieben Millionen Neuwagen auf Halde – deshalb werden im Saldo derzeit mehr und mehr Autofabriken dichtgemacht (was den Zusammenbruch der ohnehin nur noch simulierten “Kaufkraft“ noch weiter beschleunigen wird) bzw. die Hersteller bankrottieren (so z.B. die - de facto - bankrotten Konzerne Fiat; Rover und Ford (lumpige 160 Mrd. Dollar Schulden), aber natürlich sind auch die vermeintlichen “Gewinner“ wie BMW, Daimler-Chrysler, VW, GM (läppische 300 Mrd. Dollar – natürlich auch Schulden) usw. hoffnungslos verschuldet). Also wandert das simulierte “Geld“ (das der Notenbankenorgie) in “Anlagen“, die “gewinnversprechender“ erscheinen – seien es “Aktien“, “Anleihen“ oder eben “Immobilien“. Nicht vergessen (Karl Marx, `Das Kapital`, Bd. III, S. 269, Karl Dietz Verlag Berlin, 32. Auflage, 2003, `Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate`): „Die Profitrate ist die treibende Macht in der kapitalistischen Produktion, und es wird nur produziert, was und soweit es mit Profit produziert werden kann.“ Jetzt werden halt nur noch “Blasen“ “produziert“ – sozusagen ein “Bubble-Boom“ -: Das ist der banale Grund für die „immer häufiger auftretenden Preisblasen bei Vermögenswerten“. (Eindrucksvoll belegt das auch der schon oben angeführte FTD-Artikel vom 01.02.2005 (“Viel Geld, hohe Risiken, wenig Substanz“), wo es dann heißt: „An den Finanzmärkten wird es eng. Es sind nicht mehr nur Banken, Fonds und Vermögensverwalter, die auf Renditejagd gehen, auch klassische Industrieunternehmen haben sich dort breit gemacht. „Mittlerweile fallen fast 50 Prozent aller Unternehmensgewinne in den USA (natürlich ist das “global“ so) im Finanzsektor an. - „In den 50er Jahren lag die Quote noch bei 20 Prozent“, warnte unlängst das US-Anlegermagazin “Barrons“. – Konkret heißt das: Viele Unternehmen verdienen ihr Geld immer seltener mit Waschmaschinen, Computern oder Autos, sondern immer häufiger mit Wertpapieren: Aktien, Anleihen, derivativen Finanzprodukten.“ – Aber wie gesagt: „In der Form von Geld produziert das Kapital keinen Profit.“, da der “Handel“ mit der “Ware“ “Geld“ (die “Ware“ die bekanntlich an den “Finanzmärkten“ “gehandelt“ wird und deren “Preis“ der “Zins“ ist) genauso wenig “wertschöpfend“ – und somit “mehrwertschöpfend“ – ist wie der “Handel“ mit Autos, Waschmaschinen, Computern usw. (siehe auch Karl Marx, `Das Kapital`, Bd. I, II. Abschnitt – Absätze: `Unerklärlichkeit des Mehrwerts aus Verschiedenheit des Gebrauchswerts`, `Unerklärlichkeit des Mehrwerts aus Übervorteilung des Konsumenten`, `Unerklärlichkeit des Mehrwerts aus wechselseitiger Prellerei` - mit folgendem Fazit: „Man mag sich also drehen wie man will. Werden Äquivalente getauscht, so entsteht kein Mehrwert und werden Nicht-Äquivalente getauscht, so entsteht auch kein Mehrwert. Die Zirkulation oder der Warenaustausch schafft keinen Wert.“))

VII.

(7) Forciert wird dieser Prozess noch durch die weiterhin auf Hochtouren laufende, historisch nie da gewesene globale Giga-Entlassungs-/Bankrott-/Liquidations-/Fusionswelle (bei Marx unter “Konzentration/Zentralisation des Kapitals“ firmierend). So werden nur in der BRD bis zum Jahr 2010 noch einmal allein im “verarbeitenden Gewerbe“ alias “Industrie“ (wie mensch seit Marx weiß, die einzig mögliche “Profitquelle“) weitere zwei Millionen Stellen wegbrechen, nachdem schon seit Mitte der 80er Jahre über 7 Millionen bei der “Reise nach Jerusalem“ auf der Strecke blieben. (denn: „...; dieser Krieg hat das eigentümliche, daß die Schlachten in ihm gewonnen werden weniger durch Anwerben als durch Abdanken der Arbeiterarmee. Die Feldherren, die Kapitalisten, wetteifern untereinander, wer am meisten Industrie-Soldaten entlassen kann.“ (MEW, Bd. VI, `Lohnarbeit und Kapital`, S. 421)) Und auch im ach so tollen “Dienstleistungssektor“ werden etliche Millionen über die Klinge springen (siehe dazu auch die Studie der Uni Würzburg aus dem Jahr `97; in R. Kurz, `Schwarzbuch Kapitalismus`, Kapitel: `Die Fata Morgana der Dienstleistungsgesellschaft` - was das an “sozialen Spannungen“ nach sich ziehen wird, kann sich mensch wohl an einem Finger abzählen: nämlich an dem am Abzug). Tja, so ist das: Ohne Produktion auch keine “Dienstleistungen“, wie sich global anhand der sich wie die Karnickel vermehrenden, in Verelendung und Amok-Anomie verfaulenden “Failed States“ wunderbar sehen lässt. Und natürlich wandern auch diese “freiwerdenden Lohnkosten“ postwendend in das “transnationale Wettbüro“ der Giga-Gaukelei, um bei den “Quartals-Märchen“, äh, “Quartalsberichten“ dann als “Gewinne“ aus dem Hut gezaubert zu werden.

VIII.

(8) Zu dumm nur, dass, wie schon kurz erwähnt, “Wachstum“ innerhalb des Systems der “Verwertung des Werts“ alias “Marktwirtschaft“ das permanente “Einsaugen“ von zusätzlichen (wohlbemerkt “produktiven“) “Arbeitskräften“ (wozu “Banker“, “Versicherungsvertreter“, “Immobilienmakler“ u.ä. nun mal garantiert nicht gehören) auf dem jeweiligen gesamtgesellschaftlichen Produktivitätsniveau bedeutet – also die Schimäre des “Jobless Growth“ unweigerlich in den globalen Kollaps führt. Von wegen: „Für mehr Beschäftigung brauchen wir mehr Wachstum.“, wie es die begriffslosen “Experten“ und “Ökonomen“ immer wieder vorfaseln und dabei Ursache und Wirkung verheucheln, äh, vertauschen, denn eigentlich lautet es: „Für mehr Wachstum brauchen wir mehr Beschäftigung,“ – vorausgesetzt natürlich, die Produktivität bleibt hinter der möglichen Ausdehnung der “Märkte“ zurück (natürlich auch der so genannten “Arbeitsmärkte“); was mittlerweile aber eben nicht mehr gegeben ist und in der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION nie wieder gegeben sein wird. Wie Marx schon trocken feststellte: (`Lohnarbeit und Kapital`, MEW, Bd. 6, S. 421) „Wenn die ganze Klasse der Lohnarbeiter durch die Maschinerie vernichtet würde, wie schrecklich für das Kapital, das ohne Lohnarbeit aufhört, Kapital zu sein.“ – sozusagen das alte Bild vom “Herrscher“, der ohne “Beherrschte“ aufhört “Herrscher“ zu sein. Und gar noch deutlicher wird er in Hinsicht auf die Folgen dieser Entwicklung (`Das Kapital`, Bd. III, S. 274): „Eine Entwicklung der Produktivkräfte, welche die absolute Anzahl der Arbeiter verminderte, d.h., in der Tat die ganze Nation (heute eben: die Menschheit) befähigte, in einem geringern Zeitteil ihre Gesamtproduktion zu vollziehen, würde Revolution herbeiführen, weil sie die Mehrzahl der Bevölkerung außer Kurs setzen würde.“ – nur, dass die “Revolution“ sich jetzt als ultimativer globaler Zerfallskrieg alias “Gattungsharakiri“ outet: Hurra! – AMOK FÜR ALLE!!!

IX.

(9) Nicht minder treffend beschrieb Marx das klägliche “konzeptionelle“ Scheitern der “Finanzeliten“: (Karl Marx, `Das Kapital` , Bd. III, S. 254): „Sobald das auspreßbare Quantum Mehrarbeit in Waren vergegenständlicht ist, ist der Mehrwert produziert. Aber mit dieser Produktion des Mehrwerts ist nur der erste Akt des kapitalistischen Produktionsprozesses, der unmittelbare Produktionsprozeß beendet. Das Kapital hat soundsoviel unbezahlte Arbeit eingesaugt. Mit der Entwicklung des Prozesses, der sich im Fall der Profitrate ausdrückt, schwillt die Masse des so produzierten Mehrwerts ins Ungeheure. Nun kommt der zweite Akt des Prozesses. Die gesamte Warenmasse, das Gesamtprodukt, sowohl der Teil der das konstante und variable Kapital ersetzt, wie der den Mehrwert darstellt, muß verkauft werden. Geschieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu Preisen, die unter den Produktionspreisen stehn, so ist der Arbeiter zwar exploitiert, aber seine Exploitation realisiert sich nicht als solche für den Kapitalisten, kann mit gar keiner oder nur teilweiser Realisation des abgepressten Mehrwerts, ja mit teilweisem oder ganzem Verlust seines Kapitals verbunden sein. (besser kann mensch die derzeit laufende finale globale Deflationsspirale nicht analysieren) Die Bedingungen der unmittelbaren Exploitation und ihrer Realisation sind nicht identisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch begrifflich auseinander. Die einen sind nur beschränkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die anderen durch die Proportionalität der verschiedenen Produktionszweige und durch die Konsumptionskraft der Gesellschaft. Diese letztre ist aber bestimmt weder durch die absolute Produktionskraft noch durch die absolute Konsumptionskraft; sondern durch die Konsumtionskraft auf Basis antagonistischer Distributionsverhältnisse, welche die Konsumtion der großen Masse der Gesellschaft auf ein nur innerhalb mehr oder minder enger Grenzen veränderliches Minimum reduziert. Sie ist ferner beschränkt durch den Akkumulationstrieb, den Trieb nach Vergrößerung des Kapitals und nach Produktion von Mehrwert auf erweiterter Stufenleiter. Dies ist Gesetz für die kapitalistische Produktion, gegeben durch die beständigen Revolutionen in den Produktionsmethoden selbst, die damit beständig verknüpfte Entwertung von vorhandnem Kapital, den allgemeinen Konkurrenzkampf und die Notwendigkeit, die Produktion zu verbessern und ihre Stufenleiter auszudehnen, bloß als Erhaltungsmittel und bei Strafe des Untergangs. Der Markt muß daher beständig ausgedehnt werden, so daß seine Zusammenhänge immer mehr die Gestalt eines von den Produzenten (womit selbstverständlich auch die “Blasen-Produzenten“ gemeint sind) unabhängigen Naturgesetzes annehmen, immer unkontrollierbarer werden. (davon haben “unsere Besten“ natürlich keinen Plan – im übrigen ist dieses “Ausdehnen-Müssen“ das ganze, billige “Geheimnis“ der hochgejubelten bzw. vollkommen begriffslos “kritisierten“ “Globalisierung“) Der innere Widerspruch sucht sich auszugleichen durch Ausdehnung des äußern Feldes der Produktion. Je mehr sich aber die Produktivkraft entwickelt, um so mehr gerät sie in Widerstreit mit der engen Basis, worauf die Konsumtionsverhältnisse beruhen. Es ist auf dieser widerspruchsvollen Basis durchaus kein Widerspruch, daß Übermaß von Kapital verbunden ist mit wachsendem Übermaß an Bevölkerung; denn obgleich, beide zusammengebracht, die Masse des produzierten Mehrwerts sich steigern würde, steigert sich eben damit der Widerspruch zwischen den Bedingungen, worin dieser Mehrwert produziert, und den Bedingungen, worin er realisiert wird.“ (Gerade dieses letzte Statement wird durch das Geheule über die globalen “Überkapazitäten“ und die gegen null tendierenden “Umsatzmargen“ eindeutig belegt. Wie Marx schon selbst zu seiner Zeit schrieb (`Das Kapital`, Bd. III, S.453): „Der täglich wachsenden Raschheit, womit auf allen großindustriellen Gebieten heute die Produktion gesteigert werden kann, steht gegenüber die stets zunehmende Langsamkeit der Ausdehnung des Markts für diese vermehrten Produkte. Was jene in Monaten herstellt, kann jener kaum in Jahren absorbieren. ... Die Folgen sind allgemeine chronische Überproduktion, gedrückte Preise, fallende und sogar ganz wegfallende Profite; kurz, die altgerühmte Freiheit der Konkurrenz (alias “Marktwirtschaft“) ist am Ende ihres Lateins und muß ihren offenbaren skandalösen Bankrott selbst ansagen.“ –zweifelsohne stellt sich dieses “Problem“ heute unendlich-fach potenziert da.)

X.

(10) Das Kurios-Lächerliche an der “Inflations-Larmoyanz“ der neoliberalen Gesundbeter des sterbenden Gottes namens “Kapitalismus“ alias “Marktwirtschaft“ ist dabei, dass eben genau die Gestalten (die Friedmans & Co.), die die sich auf der Marktoberfläche zeigende Inflation auf den immer größer werdenden Finanzbedarf des “Staates“ bzw. auf das “unseriöse Finanzgebaren“ dessen schieben (schrecklich: Menschen, die bei der “Reise nach Jerusalem“ schon rausgeflogen sind, durch “Staatskohle“ “künstlich am Leben erhalten“), natürlich nichts dagegen einzuwenden haben, dass dieser “Staat“ das “Wachstums-Simulations-Theater“ der globalen Hütchenspieler mit aus dem Nichts geschöpften “Geld“ munter am Strohfeuer-Laufen hält (“Finanzmarkt-Keynesianismus“). Denn es ist natürlich vollkommen naiv-idiotisch von “unabhängigen Notenbanken“ zu halluzinieren; genau so wie es nicht minder absurd ist von “getrennten“ “Sphären“ alias “Politik“ und “Wirtschaft“ zu faseln, wenn das globale Bezugsfeld das der POLITISCHEN ÖKONOMIE ist. Nicht umsonst trägt `Das Kapital` den Untertitel `Kritik der politischen Ökonomie`. Es handelt sich bei den „immer häufiger auftretenden Preisblasen bei Vermögenswerten“ also keineswegs um ein “Phänomen“, sondern um einen eindeutigen Indikator, der das bevorstehende, ultimative Ende der “Verwertung des Werts“ offenbart. Bei Marx liest sich das so (´Das Kapital`, Bd. III, S. 260): „Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: dass das Kapital und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint; dass die Produktion nur Produktion für das Kapital ist und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die Gesellschaft der Produzenten sind. Die Schranken, in denen sich die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und Verarmung der großen Masse der Produzenten beruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher beständig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muss und die auf unbeschränkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit lossteuern. Das Mittel – unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte – gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandnen Kapitals.“

XI.

(11) Im Zusammenhang mit all dem sollte vielleicht noch die Hurra-Orgie über China, Osteuropa & Co. Erwähnung finden. Denn natürlich hat es mensch hier nicht mit irgendeiner fabulierten “zusätzlichen“ “Wertschöpfung“ zu tun, sondern diese “Produktionsverlagerungen aus Kosten- bzw. Konkurrenzgründen“ sind der unweigerlich zum Scheitern verurteilte, verzweifelte Versuch, durch “Absenken des Lohnes unter seinen Wert“ (Marx) der rapide gegen null tendierenden (und global-gesamtgesellschaftlich schon lange “negativen“) “Profitrate“ ein Strohfeuer-Voodoo-Zombie-Leben einzuhauchen – von Marx schon im Abschnitt `Das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate` im dritten Band des `Kapitals` eindrucksvoll beschrieben. Pech nur, dass dadurch in den bisherigen Industrienationen die “Kaufkraft“ kollabiert (der verfolgungswahngleich bejammerte “Käuferstreik“), so dass die Konsumenten dort sich zunehmend noch nicht einmal mehr diese “billigen Waren“ “leisten“ können (in den USA z.B. an den reihenweise kollabierenden “Discountern“ zu sehen – siehe auch Projekt `USA`). Andererseits wird durch die Dumpinglöhne in den “Neo-Wirtschaftswunder-El-Dorados“ keinerlei “Kaufkraft“ generiert (wie mensch in einem FTD-Artikel über China mit dem vielsagenden Titel “Vorsicht Falle!“ lesen konnte, sehen sich z.B. die dort eingestiegenen Autokonzerne “urplötzlich“ mit nahezu “gesättigten Märkten“ konfrontiert – obwohl im selben Artikel erwähnt wird, dass nahezu 20% der Bevölkerung von weniger als einem Dollar am Tag leben muss (was natürlich nicht bedeutet, dass die anderen 80% sehr viel mehr haben)). Nicht vergessen: „Aber mit dieser Produktion des Mehrwerts ist nur der erste Akt des kapitalistischen Produktionsprozesses, der unmittelbare Produktionsprozeß beendet. ... Nun kommt der zweite Akt des Prozesses. Die gesamte Warenmasse, das Gesamtprodukt, sowohl der Teil der das konstante und variable Kapital ersetzt, wie der den Mehrwert darstellt, muß verkauft werden. Geschieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu Preisen, die unter den Produktionspreisen stehn, so ist der Arbeiter zwar exploitiert, aber seine Exploitation realisiert sich nicht als solche für den Kapitalisten, kann mit gar keiner oder nur teilweiser Realisation des abgepressten Mehrwerts, ja mit teilweisem oder ganzem Verlust seines Kapitals verbunden sein.“ – Aber offensichtlich befinden sich die “Buy-or-die-Eliten“ schon im “Finanz-BSE-Endstadium“, so dass sie noch nicht einmal mehr zu der simplen, krude-genialen Einsicht eines “kommunistischer Umtriebe“ wohl doch unverdächtigen Henry Ford fähig sind: „Autos kaufen keine Autos. – Nur gutbezahlte Arbeiter kaufen Autos.“ (Doch tatsächlich hat es sich mit dem tollen “Kaufen“ in der DRITTEN INDUSTRIELLEN REVOLUTION überhaupt erledigt. Auch hier nicht vergessen: „Der täglich wachsenden Raschheit, womit auf allen großindustriellen Gebieten heute die Produktion gesteigert werden kann, steht gegenüber die stets zunehmende Langsamkeit der Ausdehnung des Markts für diese vermehrten Produkte. Was jene in Monaten herstellt, kann jener kaum in Jahren absorbieren. ... Die Folgen sind allgemeine chronische Überproduktion, gedrückte Preise, fallende und sogar ganz wegfallende Profite; kurz, die altgerühmte Freiheit der Konkurrenz (alias “Marktwirtschaft“) ist am Ende ihres Lateins und muß ihren offenbaren skandalösen Bankrott selbst ansagen.“) Und überhaupt ist diese “Lohnveredelungs-China-Hurra-Farce“ ebenfalls schon ein alter Hut – schon Marx machte sich über eine zu seiner Zeit ablaufende “Lohnkostendebatte“ lustig, wonach es „nicht mehr kontinentaleuropäische, nein, sondern chinesische Löhne sein sollten“, die die Blutsauger der “Guten Alten Zeit“ forderten – was aber Ende des 19. Jh. Europa an den Rand des Bürgerkrieges trieb. Da jedoch das historische Gedächtnis des Menschen kurz ist, propagieren die postmodern-neoliberale-Herrenmenschen-Kaste und ihre willfährigen Apologeten alias “Ökonomen“ (wie z.B. “Unser Klügster“) eine Neuauflage und rationieren den Menschen die Unterhosen und Lebensjahre.

XIII.

(12) Systemisch bedingt “Massenproduktion“ also auch, wie gezeigt, “Massenkonsumtion“ - nur dass mittlerweile die “Konsumtion“ ebenfalls eine “Blasen-Farce“ darstellt, was dann als „Sorge um das sich abzeichnende Ende des US-Immobilienbooms“ zum euphemistischen Ausdruck kommt. In Wahrheit nämlich beinhaltet diese globale “Immobilienblase“ (da schau an – noch eine “Blase“; nicht zu vergessen die “Investitions-Blase“ im Alice-im-China-Wunder-Potemkin-Land, d.h. die ebenfalls auf Potemkin-Pump hochgezogenen Produktionskapazitäten) nichts als einen “kreditierten Kaufrausch“. Denn natürlich lautet es, wie wiederholt in der FTD zu lesen, auch in Großbankrottannien, Australien, China, Spanien, den Niederlanden u.a.: „Hauseigentümer hatten die niedrigen Zinsen dazu genutzt, ihre Hypotheken zu erhöhen und das freiwerdende Geld in Konsum umzusetzen.“ (siehe dazu auch die diversen Projekte wie z.B. `Großbankrottannien`, `Apokalyptisches Requiem`, `Globaalaballa` bzw. die dort angeführten FTD-Artikel wie z.B. über den Costa del InSOLvenz-Zombie Spanien (FTD, 03.11.2004): “Schuldenstand der Spanier erreicht Rekordhöhe – EU-Kommission befürchtet Kollaps des Immobilienmarktes“ – „Die Spanier sind so hoch verschuldet wie nie zu vor in der Geschichte des Landes. ... Die Schulden der spanischen Privathaushalte übersteigen inzwischen 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im Vergleich zu 1996 als die Spanier noch mit rund 200 Mrd. Euro in der Kreide standen, hat sich die Verschuldung fast verdreifacht. ... War eine durchschnittliche spanische Familie in den 90er Jahren noch mit 45 Prozent ihres Einkommens verschuldet, so sind es inzwischen 90 Prozent. Nur in Großbritannien (und natürlich in den USA) ist der Wert noch höher. Nach Angaben der staatlichen Statistikbehörde INE haben mehr als 50 Prozent der Familien erhebliche Finanzprobleme.“ - Dumm nur, dass diese “Pump-Party“ jetzt für immer gelaufen ist und somit die ohnehin schon prekäre Lage sowohl der “Produktions-“ als auch der “Zirkulationssphäre“ alias “Handel“ im Zusammenbruch der “strukturierten Reproduktion“ (genau das bedeutet “Ökonomie“ nämlich) mündet.

XIV.

(13) Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass weder die “ruhige Hand“ der EZB mit ihrer “dauerhaften“ “Niedrigzinsstrategie“ alias “Finanzmarkt-Keynesianismus“ noch das Hyperventilieren der Fed, die zwischen eben jener “Strohfeuer-Inflation“ alias “Finanzmarkt-Keynesianismus“ und “Hochzins-Konsum-Killing“ alias “Pleite-Potenzierung“ hin und her “Be-eS-Et“, den Kollaps noch abwenden können, und sodann das wahr werden wird, was die neoliberalen Auguren schon vor knapp zwei Jahren in der FTD prophezeiten: „Gegen das, was derzeit auf die Menschheit zurollt, wird die Weltwirtschaftskrise (die bekanntlich im Zweiten Weltkrieg mündete) aussehen wie ein Kaffeekränzchen.“ Da bleibt dann nur noch mit Marx zu sagen (`Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie`): „Die Geschichte ist gründlich und macht viele Phasen durch, wenn sie eine alte Gestalt zu Grabe trägt. Die letzte Phase einer weltgeschichtlichen Gestalt ist ihre KOMÖDIE. (auch wenn`s denn eine “blutige Farce“, also SCHMIERENKOMÖDIE wird) Die Götter Griechenlands, die schon einmal tragisch zu Tode verwundet waren im gefesselten Prometheus des Aeschylus, mussten noch einmal komisch sterben in den Gesprächen Lucians. Warum dieser Gang der Geschichte? Damit die Menschheit HEITER von ihrer Vergangenheit (bzw. von sich selbst – ha, ha, ha) scheide.“ - In diesem Sinne:

XV.

(14) Adios, “Arbeits-Affe“ (alias `Homo Sapiens`)

XVI.

(15) P.S. Selbstredend sind auch die so genannten “Reformen“ “in diesem, unserm Lande“, aber ebenso die anachronistischen Luftschlösser der “roten Socken“, nichts als eine urkomische Endzeit-Episode, sozusagen eine Anleitung zu: “Wie zettle ich den Zerfallskrieg an?“ – denn schließlich bleibt eine Sackgasse ja eine Sackgasse, auch wenn an der Einmündung das Sackgassenschild gegen ein Autobahnschild ausgetauscht wird. Also nicht vergessen: Jetzt bricht zusammen, was zusammengehört.


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