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Einige Thesen über Befreiung

Maintainer: Benni Bärmann, Version 1, 25.05.2002
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

Einige Thesen über Befreiung

(1) 1. Befreiung ist ein Prozeß. Es gibt weder einen Zustand totaler Befreiung noch einen Zustand totaler Knechtschaft. Dieser Prozeß hat kein Anfang und kein Ende und er läuft weder nach einem historischen Automatismus ab noch nach einem vorgegebenen Schema.

(1.1) Re: Einige Thesen über Befreiung, 25.05.2002, 09:27, Hanna Behrend: Mir fehlt die Klärung darüber, wovon B.B. sich und andere befreien will. Welche Zwänge sollen warum und wie beseitigt werden.

(1.1.1) Re: Einige Thesen über Befreiung, 25.05.2002, 09:53, Benni Bärmann: Ja, das war nicht im Fokus dieses Textes. Ich hab ja unten schon einen anderen verlinkt, der das ganz gut macht. Konkret und persönlich würde ich auf Deine drei Fragen antworten:

Welche Zwänge sollen beseitigt werden?
Alle. Aber: Befreiung ist ein Prozeß, der nie abgeschlossen ist (siehe Text), deshalb bleiben immer welche übrig und natürlich gibt es auch naturgesetzliche Zwänge. Auch ist nicht jeder Zwang gleich Herrschaft. Ob diese auch zu beseitigen sind, ist eine schwierige Frage.

Warum sollen Zwänge beseitigt werden?
Tja, ich glaube nicht, dass man das wirklich begründen kann. Ich würde halt nur sagen, dass ich weiss, dass für mich die Beseitigung von herrschaftsförmigen Zwängen zentral ist und das ich mir deshalb Leute suche, für die das auch gilt. Alles was Theorie leisten kann, ist zu zeigen, wo Zwänge wirken und wie man sie beseitigen kann und insbesondere was man beachten muss, damit bei der Beseitigung von Zwängen nicht neue entstehen. Ob man das will bleibt den Individuen überlassen. Alles andere wäre ja selbst schon wieder ein Zwang ;-)

Wie sollen sie beseitigt werden?
Genau darum geht es in diesem Text. Natürlich leider nur auf einer sehr abstrakten Ebene.

(1.1.1.1) Re: Einige Thesen über Befreiung, 30.05.2002, 22:10, Marcus Hanel: warum willst du zwänge beseitigen? der zwang steht im selben kontext wie die befreiung. du "leidest" unter zwängen und das ist gut so. denn daraus entsteht für dich der wunsch nach befreiung. wir könnten die begrifflichkeiten ändern und sagen: zwang ist der auslöser, um zu handeln. die befreiung das ziel, das aber nicht erreicht werden kann im sinne von "es gibt nun keine zwänge mehr". der begriff "leiden" steht in engem zusammenhang mit dem zwang, der handeln bzw. fortschreiten quasi produziert. die befreiung an sich kann nur ein kurzer stop sein, ein zufriedensein mit dem erreichten ziel. und an diesem ziel, egal wie das aussieht, beginnt wieder das "leiden", das auf befreiung aus ist. also ist das "leiden" etwas wirklich schönes, so wie das gegenteil davon. was wäre das? genuss? ich würde nun also sagen, der zwang ist letztlich ein genuss, weil er neues leben entwickelt. mich würde interessieren wie du zwang und befreiung in zusammenhang bringst mit "gut" und "böse"?

(1.1.1.1.1) Re: Einige Thesen über Befreiung, 01.06.2002, 08:40, Susanna H: Auf diese Weise kannst du alles rechtfertigen:
Herrschaft ist gut, weil sie den Wunsch nach Befreiung weckt.
Krieg ist gut, weil er den Wunsch nach Frieden weckt
Das Böse ist gut, weil es den Wunsch nach dem Guten weckt.

(1.1.2) Re: Einige Thesen über Befreiung, 01.06.2002, 08:38, Susanna H: Vielleicht ist es besser, bei dem Wort Herrschaft zu bleiben als von Zwängen zu reden. Das würde betonen, dass es um Beziehungen zwischen Menschen geht. (Wir können natürlich auch wie in Matrix uns erst einmal uns mit ganz anderen Zwängen wie der Schwerkraft auseinandersetzen....)
Und dann gibt es natürlich noch die sogenannten Sachzwänge. Aber dazu hat Benni ja weiter unten etwas geschrieben.

(1.1.2.1) Re: Einige Thesen über Befreiung, 04.06.2002, 09:22, Benni Bärmann: Ja, Du hast schon Recht, Susanna. Ich habe auch hauptsächlich deswegen über "Zwänge" geschrieben, weil direkt danach gefragt wurde. Man sollte aber auch nicht aus den Augen lassen, dass es vor allem (oder nur?) Zwänge sind, in denen sich Herrschaft äußert. Ich habe in letzter Zeit öfter Leute gehört, die von einer herrschaftsfreien Gesellschaft sprachen und eine mit Zwängen meinten, das sehe ich nicht, dass das Sinn macht.

(1.2) Re: Einige Thesen über Befreiung, 28.05.2002, 00:09, thomas sonnabend: Doch; Befreiung ist definitiv ein Prozeß, der mit dem Ende des Lebens abgeschlossen ist. Bzw. muß mit dem Moment gar kein Prozeß stattgefunden haben; das Resultat ist jedoch das selbe. Fazit Tod = Befreiung!

(1.2.1) Re: Einige Thesen über Befreiung, 28.05.2002, 10:10, Benni Bärmann: Interessanter Gedanke. Ich denke jedoch, dass er falsch ist und zwar aus folgenden Gründen:

Sowohl Befreiung als auch Herrschaft machen nur Sinn im Kontext handelnder Subjekte. Tote jedoch handeln nicht.

Wie unten geschrieben, ist Befreiung immer auch ein gesellschaftlicher Prozeß und zumindestens dieser Aspekt endet nicht mit dem Tod.

(1.3) Re: Einige Thesen über Befreiung, 29.05.2002, 18:43, Annette Schlemm: Gibt es dabei bestimmte Phasen und Übergänge? Ich will damit auf die berühmten "Qualitätssprünge" hinaus. Gibts die bei Dir nicht?

(1.3.1) Re: Einige Thesen über Befreiung, 04.06.2002, 09:33, Benni Bärmann: Die kanns schon geben, muss es aber nicht. Wenn ich mir die Geschichte angucke, sind die Qualitätssprünge nicht so direkt zu entdecken. Wir reden heute so locker flockig vom Qualitätssprung vom Feudalismus zum Kapitalismus und vergessen dabei oft, dass sich das über mehrere hundert Jahre hingezogen hat (und immer noch hinzieht). Angesichts solcher Zeiträume halte ich es für sinnvoller den Prozeßcharakter zu betonen. Worum es mir geht ist ja schliesslich meine Zeit und nicht die meiner (sehr wahrscheinlich nichtexistenten) Ururenkel. Ich kann mir allerdings durchaus vorstellen, dass z.B. Leute mit Kindern da andere Perspektiven drauf haben.

Außerdem mag ich den "Fünfschritt" z.B. dann nicht mehr, wenn behauptet wird, dass Gesellschaft sich so entwickeln müsse. Sicherlich kann das oft so sein und man kann selbst versuchen Keimformen in diesem Sinne zu produzieren, aber sich drauf verlassen sollte man nicht. Mir riecht das dann immer schon zu sehr nach historischem Determinismus. Natürlich ist das nicht mehr der Determinismus, der die gesellschaftliche Bewegung selbst als determiniert vorraussetzt, sondern dann eben einer, der die Art der Bewegung als determiniert vorraussetzt (eben im Fünfschritt oder "in Qualitätssprüngen"). Das ist ein bisschen "weicher" aber eigentlich doch immer noch der alte Kram. Ich will damit jetzt nicht sagen, dass man nicht trotzdem ähnliche Mechanismen immer wieder an vielen Stellen entdeckt, nur sollte man sich sein Denken nicht zu sehr einengen, in dem man darauf beharrt immer nur ein und die selbe Sorte von Dynamik sehen zu wollen.

(1.3.1.1) Befreiung und Kinder, 18.11.2006, 22:59, Benni Bärmann: Lustig diesen ersten Absatz heute nochmal zu lesen, wo mein Sohn bald zwei Jahre alt wird (Das mit den Ururenkeln ist natürlich trotzdem noch nicht geklärt ;-).

Aber zurück zum Thema: Ich zumindestens habe tatsächlich festgestellt, dass mit Kindern irgendwie der Atem etwas länger wird. Natürlich ist die (erwartete) eigene Lebensspanne immer noch das Maß der Dinge, aber die Beziehung zu den eigenen Kindern ist so speziell und eng, dass man auch die eigene Zeitperspektive dadurch mit-erweitert. Was jetzt noch nicht sagt, dass damit der Prozeßcharacter weniger wichtig werden würde.

(2) 2. Befreiung ist zu jedem historischen Zeitpunkt möglich und hat auch zu jedem historischen Zeitpunkt stattgefunden. Sie muß jedoch erkämpft werden. Sie fällt einem nicht zu.

(2.1) 24.07.2002, 19:42, Frank Hertel: Du sprichst von äußerer Befreiung, nicht von innerer. Man muß erst innerlich frei sein. Das geht gewaltlos.

(2.1.1) 23.08.2002, 20:53, Benni Bärmann: "kämpfen" muss ja nicht "Gewalt" bedeuten.

(2.1.1.1) 18.11.2006, 22:54, Benni Bärmann: Späte Ergänzung: Tatsächlich braucht die innere Freiheit wohl sogar die schwierigeren Kämpfe (und sei es auch mit sich selbst).

(3) 3. Befreiung ist jedoch nicht zu haben unabhängig vom historischen Zeitpunkt. Sie muß die konkreten historischen Bedingungen, das heisst vor allem - aber bei weitem nicht nur - die Entwicklung der Produktivkräfte?, berücksichtigen und mit ihren Tendenzen arbeiten und nicht gegen sie.

(4) 4. Das der Kapitalismus in einer Krise steckt (und sei sie auch final) bedeutet nichts für die Möglichkeit von Befreiung. Befreiung ist genauso möglich, wenn der Kapitalismus morgen endet, wie wenn er noch 300 Jahre währt. Dies wiederum bedeutet nicht, dass diese Fragen egal wären, denn sie entscheiden über die historischen Rahmenbedingungen von Befreiung.

(5) 5. Befreiung ist immer sowohl ein gesellschaftlicher als auch ein individueller Prozeß. Dies spiegelt die Möglichkeiten des Menschen als ein sowohl individuelles wie auch gesellschaftliches Wesen wieder. Weder kann ich die Massen befreien oder diese mich, noch kann ich mich ohne Bezug auf ein gesellschaftliches Ganzes befreien.

(5.1) 03.07.2002, 10:42, Robert Halbhuber: Ich würde von öffentlicher und privater Sphäre sprechen in einem durch Fetischverhältnisse konstituierten gesammtgesellschaflichen Prozeß.Das Individuell -Private ist das Notwendige auch als Bereich der Konsumtion ,für das durch den ideellen Gesammtkapitalisten Staat gewährleistete Rechtsform,die den Rahmen bildet für Akkumulation die sie vorraussetzende Produktion,und die Zirkulationssphäre. ,Da sind wir nämlich wieder bei neoliberalismustauglichen Kostruktionen, die im Individuellen einen Vorschein einen Focus auf die ganz grosse wohlmöglich auch noch kosmische Befeiung setzen könnte.Ohne Zugang zu Ressourcen gibts da auch keine Möglichkeit der "Befreiung"oder besser gesagt sie hängt davon ab, und ist ohne die prinzipielle Knappheit gar nicht zu verstehen.Der ganze patriachale Universalismus ist als Orientierung ohne die vermittelnd Knappheit, durch Subjekte ,nicht zu verstehen.Die Hierachie ist Vorraussetzung .der Subjektwerdung.Die Befreiung ist in Wirklichkeit eine Form der Regulation von Ressourcen,wo man sich mit dem der darüber verfügt sich gut stellen muß,oder beseitigen muß.Mit dem Zugang erledigt sich das Rässonieren über die "Freiheit"-es erledigt sich jede Methaphysik.Freiheit- das sind heute die Leerstellen des "Bernouillschen Systems"-der Zufall regulativer Krisenlösungen unter dem Diktat des Finanzierungsvorbehalts mit all ihren pluralistischen Selbstverantworlichkeiten.Die Wahrheit der Philosophie als Immanenzproblem ist heute systemimmanent Spieltheorie-die Welt ein Optimierungsproblem und ist es im verstärkten Maße.Die verbliebene Schöngeistigkeit ist eine Gestaltungsproblem des Freizeitbereiches, weit abgeschlagen hinter den Angeboten der Esoterikindustrie,Bungeejumping,und Drachenfliegen,ganz zu Schweigen vom Fußball.

(5.1.1) 04.07.2002, 10:16, Benni Bärmann: Einen wilden Rundumschlag hast Du da abgeliefert. Da im einzelnen drauf einzugehen ist fast nicht möglich. Deswegen versuche ich es mal mit ein paar Fragen:

(5.1.2) Perspektive, 04.07.2002, 10:17, Benni Bärmann: 1) Welche andere Perspektive als eine immanente kannst Du denn anbieten? Theorie kann Realität immer beliebig zerstückeln und dabei sogar halbwegs glaubwürdig bleiben, doch was gute von schlechter Theorie unterscheidet, ist ob sie anwendbar ist, ob sie auch nur andeutungsweise irgendeinen Bezug zu irgendeiner Praxis hat. Deshalb: Wo ist die Perspektive?

(5.1.3) Herrschaft, 04.07.2002, 10:19, Benni Bärmann: 2) Herrschaft und Zwänge sind hier und heute konkrete Probleme für konkrete Menschen. Was genau spricht dagegen sich von diesen zu befreien? Befreiung ist für mich nicht nur ein beliebiger Begriff sondern ein Begriff an dem ich mein Leben messen kann, an dem ich entscheiden kann, ob die Dinge in die richtige oder in die falsche Richtung laufen. Befreiung ist das Gegenteil von Herrschaft. Was ist für Dich das Gegenteil von Herrschaft?

(5.1.4) Individuum und Gesellschaft, 04.07.2002, 10:28, Benni Bärmann: Gerade mit dem Absatz, den Du kritisiert hast, versuche ich deutlich zu machen, dass Individuum und Gesellschaft in einem anderen Verhältnis stehen müssen, als das hier und heute der Fall ist, wenn Befreiung möglich sein soll. Die Subjektivität in ihrer heutigen Form ist natürlich falsch. Sie völlig abzulehnen führt aber nirgendwohin. Aber die Diskussion gehört dann wohl ins subjekt3-Projekt von Annette http://www.opentheory.org/subjekt3/text.phtml . Am Schluss doch auch hierzu noch eine Frage: Wie stellst Du Dir denn ein besseres Verhältnis von Individuum und Gesellschaft vor? Das es Scheisse ist, so wie es ist, wissen wir alle und das natürlich auch unser Denken darüber immer schon korrumpiert ist, auch. Nur hilft das halt nichts, außer man hat vor zu suizidieren, dann ist das eine hilfreiche Theorie. Die völlige Ablehnung jeglicher Individualität und jeglicher Subjektivität ist das genaue Gegenteil zum Solipsismus und ungefähr genauso hilfreich.

(6) 6. Befreiung ist immer zunächst mein eigenes Interesse. Die erste Frage lautet nicht, wie die anderen sich befreien können, sondern wie ich mich befreien kann. Daran anschliessend ergibt sich dann möglicherweise auch für andere die Möglichkeit zu wählen.

(7) Je mehr Handlungsmöglichkeiten ich aus einer emanzipatorischen Perspektive deutlich mache, umso mehr wird diese Perspektive für andere interessant.

(8) In diesem Sinne ist meine Befreiung immer die der anderen und die der anderen immer meine.

(9) 7. Solidarität? ist genau das: Anderen die Möglichkeit zur Befreiung zu geben. Man kann sie nicht befreien, aber man kann die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Es gibt Fälle, in denen die Rahmenbedingungen so dominant werden, dass man davon sprechen kann, andere zu befreien. Das ist allerdings eher die Ausnahme als die Regel.

(10) 8. Es kann nicht darum gehen, bestimmte Entwicklungen der Produktivkräfte als bloße Rückzugsgefechte des Kapitalismus zu denunzieren. Vielmehr gilt es bestimmte Widersprüche innerhalb der Entwicklung der Produktivkräfte zu benennen und für Befreiung zu nutzen. Dies kann man nur, wenn man sich der Offenheit von Geschichte bewußt ist und nicht nur noch eine scheinbar schon entschiedene Schlacht schlägt. Dies kann man erst recht nicht, wenn man die Krise des Kapitalismus bloß konstatiert und auf seinen Untergang wartet.

(11) 9. Die Theorie von Freier Software als Keimform einer nachkapitalistischen Gesellschaft, wie sie im Rahmen des Projekt Oekonux vertreten wird, macht dann Sinn, wenn man sie versteht als Aufdeckung eben eines solchen Widerspruchs der Produktivkraftentwicklung, an dem ein emanzipatorisches Interesse ansetzen kann. Sie macht jedoch nicht Sinn als die Entdeckung einer Form deren Entfaltung aus sich heraus schon für eine bessere Gesellschaft stehen würde. Sie macht auch nicht Sinn als Anfangsstadium eines Prozesses dem man schematisch folgen müsste.

(12) Befreiung wovon eigentlich? Von Herrschaft natürlich. Siehe dazu >http://www.opentheory.org/herrschaft/text.phtml

(12.1) 25.05.2002, 01:41, Benni Bärmann: Das mit dem Link hat nicht geklappt. Deswegen nochmal: http://www.opentheory.org/herrschaft/text.phtml

(12.2) S.o., 28.05.2002, 00:12, thomas sonnabend: Wer herrscht?

(12.2.1) Re: S.o., 28.05.2002, 10:16, Benni Bärmann: Zunächst mal jede und jeder. Herrschaft kann sich nicht nur in Form von Herrschern oder Herrscherinnen äußern (persönliche Herrschaft - die war in der Vergangenheit weit verbreitet und findet sich auch heute noch), sondern auch in Form von Systemen, die dafür sorgen, dass niemand konkretes mehr herrscht, sondern mehr oder weniger alle von abstrakten Gesetzmäßigkeiten beherrscht werden. Das ist der Trend der Herrschaft im demokratischen Zeitalter (Siehe. C. Spehr, die Aliens sind unter uns; Herrschaft und Befreiung im demokratischen Zeitalter; Siedler; ISBN 3-442-75548-4).

(12.2.1.1) Re: S.o., 24.07.2002, 19:47, Frank Hertel: Natürlich gibt es die Herrschenden. Es sind die Milliardäre und Unternehmensleiter, es ist die WTO und der IWF. Ein Penner auf der Landstraße herrscht nicht, so realistisch muß man schon sein. Sicherlich werden auch die Herrscher von eigenen Vorstellungen beherrscht, zum Beispiel von ihrer Geldsucht oder ihrem Todestrieb, aber sie sind und bleiben die Herrscher, die über alles bestimmen. Wenn die wollten wäre die Welt das Paradies. Davon bin ich überzeugt.

(13) Und wer befreit sich? Siehe dazu als erste Näherung die Subjektprojekte von Annette Schlemm

(13.1) 24.07.2002, 19:58, Frank Hertel: Es befreit sich das Volk, der Knecht, der Idiot. Schröder ist kein Herrscher. Auch er befreit sich. Eine befreite Welt wäre genau wie unsere mit Wahlen und Wirtschaft. Nur wäre die Umwelt geschützt, es gäbe keinen Hunger und keine Kriege, wir hätten Solarstrom und Spaß bei der Arbeit. Wir wären einfach nur befreit von der Pestbeule der Ausbeuter. Die Welt wäre nicht anders, nur besser - frei.

(13.1.1) 17.08.2002, 16:23, Ano Nym: Das ist eine schöne Vorstellung, doch wird es leider eine Traumwelt bleiben. Es wird immer Ausbeuter und somit Ausgebeutete geben, da der Mensch nicht in der Lage ist sein Ego in den Hintergrund zu stellen. Sobald eine Chance auf Macht, Geld oder andere Vorteile besteht würde sich jeder noch so heilige Samariter daraustürzen, wie ein hungriger Löwe auf ein Stück Fleisch. Und wer zu sich selbst ehrlich sein kann, wird einsehen, dass er nicht anders handelt. Oder würden Sie auf Ihren Luxus verzichten können?

(13.1.1.2) 25.03.2004, 19:35, s w: Luxus ist so eine Sache...für mich ist ein langer Spaziergang durch eine schöne Landschaft. Geld und Macht sind im Kapitalismus heute oft nur Mittel, um oben zu bleiben und nicht abzustürzen, haben heute aber einen gefährlichen Selbstzweck / Suchtcharakter angenommen. Und die zunehmende Ökonomisierung unseres Lebens entfremdet die Menschen voneinander und von sich selbst, führt zu gegenseitiger Konkurrenz und dazu, dass Erfolg weniger meist nur auf Kosten vieler zu haben ist. Warum muß Reichtum und Luxus bedeuten, dass andere unterdrückt werden und sogar die Grundlagen und Lebensqualität aller untergräbt? Da kann ich mir schon denken, dass eine bessere Gesellschaft möglich ist. Wir sollten an Bedingungen arbeiten (im kleinen Rahmen beginnen), in denen Destruktion nicht gefördert wird und ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Lebensnotwendigkeiten und der erfüllten Muße besteht. Bedingungen, in denen sich Respekt und Toleranz lohnen, und unsere Seelen nicht durch strukturelle Gewalten beschädigt werden, also Denken, Fühlen und Handeln besser aufeinander abstimmen. Jeder kann in seinem Leben dazu beitragen - aber auch nicht mehr.


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