Home   Was ist ot ?   Regeln   Mitglieder   Maintainer   Impressum   FAQ/Hilfe  

Commons-Netzwerke

Maintainer: Annette Schlemm, Version 1, 17.10.2008
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

(1) "Stellen wir uns endlich [...] einen Verein freier Menschen vor, die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbstbewußt als eine gesellschaftliche Arbeitskraft verausgaben." (Karl Marx)

(1.1) 24.10.2008, 23:38, Silke Helfrich: Erstmal, Annette, SUPERTEXT. Danke für die Mühe! Los geht's: Ich halte dieses Zitat zu Beginn nicht nur aus strategischen Gründen für falsch. (siehe dazu auch Disk. auf Keimform zu commonism), sondern auch aus sachlichen Gründen. Der marxsche Begriff von Produktionsmitteln scheint mir nicht deckungsgleich mit einer zentralen Kategorie der Commonsdiskussion: Gemeinbesitz von common pool resources. Ersterer schliesst die Werkzeuge mit ein, letzterer m.E. nicht. Das erklärt auch, warum die Eigentumsfrage zwar eine wichtige Frage ist, ist aber eben nicht Garant für verantwortungsvolles Commonsmanagement. Fische gehören allen - da wären Marx und commoners sich einig. Die Angel aber muss nicht unbedingt allen gehören (aber ist es nicht das, was Marx im Sinn hat?). Die Frage ist vielmehr, was der, der die Angel besitzt mit ihr macht? Zu wessen Nutzen setzt er sie ein? Wie garantiert er, dass der Gemeinbesitz aller (die Fische) erhalten bleiben und das Nutzungsgerechtigkeit für alle common pool resources hergestellt werden kann? Voilà, ein wichtiger Unterschied zwischen Marxismus und Commonismus.

(1.1.1) 25.10.2008, 10:41, Benni Bärmann: Es geht ja aber im Kapitalismus nicht um Angeln sondern um schwimmende Fabriken. Deine Sichtweise ist ähnlich ahistorisch wie die der Wirtschaftswissenschaften. Mit Angeln können wir heute nicht mehr die Produktion des Lebens sichern, also müssen Mechanismen her, die nicht nur die Ressourcen vergemeinschaften sondern auch und gerade die Produktionsmittel. Das ist so weil die Produktionsmittel selbst so mächtig sind, dass ein falscher Knopfdruck eben ganze Fischgründe ausrottet. Ein Clou an der Freien Software ist gerade, dass bei ihr Produktionsmittel, Ressource und Konsumtion tendenziell in eins fallen, dass diese Trennungen aufgehoben werden. Es wird sozusagen die Trennung zwischen Fisch und Fischfabrik aufgehoben. Wir müssen also immer das Fisch-Fischfabrik-Meer-System als Ganzes betrachten. (Anwesende Veganer bitte nicht aufregen sondern zum Erhalt des Arguments Fisch durch Weizen und Fischfabrik durch Mähdrescher ersetzen)

(1.1.1.1) 25.10.2008, 11:23, Silke Helfrich: Benni, ich habe versucht, den Unterschied zwischen der marxistischen Sichtweise und der Commonsperspektive deutlich zu machen. So wie ich ihn wahr nehme. Angeln sind nur ein Beispiel für Produktionsmittel i.S. vom Werkzeug. Darum geht es im Kapitalismus natürlich auch. Genauso wie um schwimmende Fabriken. Das sind auch Produktionsmittel. Ich sage: wenn wir die vergemeinschaften, dann haben wir noch keine Garantie für ein ressourcenschonendes oder ressourcenvergesellschaftendes System. Und das ist nun alles andere als ahisotrisch. Deswegen halte ich das auch für eine wichtige Diskussion, aber nicht für den zentralen Hebel der Debatte. Da haben wir offenbar einen Dissenz. Gerade bei der FS sehe ich eben auch, dass die Werkzeuge nicht vergemeinschaftet sind.

(1.1.1.1.1) 26.10.2008, 08:45, Benni Bärmann: Garantie natürlich nicht. Ich denke aber schon, dass die Vergemeinschaftung (nicht Vergesellschaftung!) von industriellen Produktionsmitteln eine notwendige (nicht hinreichende!) Bedingung für ressourcenschonendes und ressourcenvergesellschaftendes System ist. Kommen wir so zusammen? Du gibst doch zu, dass es einen wichtigen Unterschied zwischen industriellen und vorindustriellen Produktionsmitteln gibt, oder?

Bei FS ist der Hardwareteil der Produktionsmittel weiterhin Privateigentum, der Softwareteil ja aber eben gerade nicht.

(1.1.1.1.1.1) Vergemeinschaftung?, 12.11.2008, 19:36, Stefan Meretz: Was solln der Unterschied zwischen Vergesellschaftung (nicht als Verstaatlichung verstanden) und Vergemeinschaftung sein? -- Ich kann Silkes Bedenken gut nachvollziehen.

(1.1.1.1.1.1.1) Re: Vergemeinschaftung?, 13.11.2008, 09:41, Benni Bärmann: "Vergesellschaftung" beinhaltet für mich eine Kontrolle der ganzen Gesellschaft. "Vergemeinschaftung" nur eine der Stakeholder. Beim Beispiel mit der Fischfabrik fällt das zusammen. Beim Beispiel mit der Angel nicht. Aber auch industriell sind nicht alle Produktionsmittel immer gleich auf gesamtgesellschaftlichem Niveau. Vielleicht geht es genau darum: Die Produktionsmittel so zu gestalten, dass es wieder einen Unterschied zwischen Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung gibt, also nicht immer alle von allem mitbetroffen sind. Und das ohne Deindustrialisierung. Da würden sich dann Marx und die Commoners wieder treffen?

(1.1.1.1.1.1.1.1) Re: Vergemeinschaftung?, 14.11.2008, 16:38, Stefan Meretz: Eine "Kontrolle der ganzen Gesellschaft" -- was soll das sein? Das gibt es entweder gar nicht oder nur im u.g. Sinne. Also gäbe demnach auch keine "Vergesellschaftung" -- was aber wohl auch nicht stimmt. Das Denkproblem, was du hier ansprichst, ist, Gesellschaft und Vergesellschaftung als Vermittlungszusammenhang zu denken. Die individuelle Existenz ist sui generis gesamtgesellschaftlich vermittelt. Die Frage ist also nicht, ob Vermittlung, ob Vergesellschaftung, sondern nur wie. Auch die Angel ist "auf gesamtgesellschaftlichem Niveau", selbstverständlich.

Die Rede von der "Vergemeinschaftung" scheint mir ein Kuschelbedürfnis auszudrücken, doch möglichst unmittelbar über die Dinge verfügen zu können. Diese Art von Unmittelbarkeit existiert vielleicht für Kinder oder als pathologischer Zustand bei Erwachsenen, aber sonst gibt es ihn schlicht nicht -- auch wenn das so aussehen mag.

"Kontrolle der ganzen Gesellschaft" könnte man nun auch übersetzen als gesamtgesellschaftliche Vermittlung. Dann aber gibt es sie immer, auch im Kapitalismus, denn wir sind es, die ihn produzieren.

"Unterschied zwischen Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung" wieder einführen? Da wäre ein Rückfall ins vormenschliche Hominidendasein.

(1.1.1.1.1.1.1.1.1) Re: Vergemeinschaftung?, 16.11.2008, 16:06, Benni Bärmann: Ich glaube man muss da aufpassen, nicht verschiedene Abstraktionsebenen zu vermischen. Das was Du schreibst stimmt auf der abstraktesten Ebene. Das was ich geschrieben habe stimmt eine Ebene drunter, auf der Ebene der Institutionen. Da geht es dann dadrum welche Institutionen wie Kontrolle ausüben. In der Welt in der wir leben wird halt Vergesellschaftung immer automatisch mit Verstaatlichung übersetzt, weil der Staat die mächtigste gesamtgesellschaftliche Institution ist. Das "Kuschelbedürfnis" ist in diesem Kontext ein völlig richtiges Bedürfnis unmittelbare menschliche Beziehungen zu stärken. Und Silke weist ja auch immer wieder zu Recht daraufhin, dass es keine Commons ohne Kümmerer gibt. Und diese Kümmerer kümmern sich aus eben diesem "Kuschelbedürfnis" heraus. Das sollte man nicht diskreditieren.

(1.1.2) Angeln als Produktionsmittel?, 31.10.2008, 21:15, Annette Schlemm: Marx meinte mit "Produktionsmittel" nicht irgend ein Werkzeug, das ein Mensch nun mal bei sich hat, "besitzt" und individuell verwendet. Marx geht es bei der Kategorie "Produktionsmittel" um jene Dinge, die wesentlich für die gesellschaftlichen Verhältnisse und deren Machtstrukturen sind. Er will nicht jedem Menschen "seinen" Hammer oder "seine" Angel wegnehmen, aber wenn für eine Fischergesellschaft Angeln und Netze zur Lebensgrundlage gehören, ist es für die gesellschaftlichen Verhältnisse wesentlich, wer über ihre Nutzung zu welchen Bedingungen entscheiden kann. Und für die Gesellschaftsform, die den noch auf Commons basierten Gemeinschaften derzeit so gefährlich wird, sind Produktionsmittel auf höherer Produktivitätsbasis ja gerade ihre Machtform und damit ist deren Eigentum das wesentliche Moment, an dem sie zu packen ist. Solange die Commonsdebatte dieses Eigentum nicht auch angeht, kann sie höchstens versuchen, die "heile Welt" außerhalb des Kapitalismus ein Kampf gegen Windmühlenflügel. Schutz gegen die durchaus feindlich-aggressive Tendenz des Kapitalismus (seinen strukturell eingebauten Zwang zur erweiterten Reproduktion, die eben auch die Commonsgrundlagen mehr und mehr auffrisst) gibt es letztlich nur im Angriff auf seinen Kern. (so leid es mir tut, aber ohne so etwas wie Kampf geht das nicht, auch wenn das militaristisch klingen mag).

(1.1.2.1) Re: Angeln als Produktionsmittel?, 13.11.2008, 10:04, Silke Helfrich: Da ich leider nicht mit Marxzitaten aufwarten kann, muss ich es wieder mit meinem eigenen Kopf versuchen :-(. Also: wenn Marx die PM meint, die wesentlich für die gesell. Verhältnisse und Machtstrukturen sind, dann ist die Frage WER diese Wesentlichkeit benennt und entscheidet. Eine Machtfrage also. Da wären wir doch dann sofort mitten in der ideologischen Schlacht. Das ist etwas anderes als Kämpfe (natürlich geht es ohne Kämpfe nicht.) Ich glaube, dass die Stärke der Commonsdebatte gerade ist, nicht so herum anzusetzen - also die Eigentumsfrage an Produktions als eine wichtige aber nicht die entscheidende zu benennen. Entscheidender ist, in jedem einzelnen Fall die Verfügungsgewalt über Gemeinressourcen (auch im Sinne künftiger Generationen) abzusichern, und das kann eben in verschiedenen Eigentumsformen stattfinden. Der Kapitalismus als fortwährender Prozess von Landnahmen (erst zweidimensional, also in der Fläche, dann dreidimensional, also auch in der Tiefe - vordringend zu den Bausteinen des Wissens und des Lebens, dann letztlich zum Kern des Ganzen vordringend - also auch unser Denken okkupierend) war kein linearer Prozess, sondern es gab stets Gegenbewegungen, die dieser Einverleibung von immer mehr Lebensbereichen in marktvermittelte Re-Produktion immer wieder Bereiche entzogen oder eben nicht zur Verfügung stellten. Und so stelle ich mir auch eine politisch-strategisch gedachte Auseinandersetzung um die Commons (bzw. um eine commons-based-society vor: Kampf um die Verschiebung der Grenzen zwischen Kapitalismus und Commonswirtschaft.

Commons-Netzwerke: Wie wir aus dem Kapitalismus heraus wirtschaften

(2) Es scheint nicht nur so, als würde sich alles ganz gewaltig und ziemlich schnell verändern. Nichts bleibt wie es ist... Allerdings sind nicht wir es mit unseren Bedürfnissen und Fähigkeiten, die diese Dynamik bestimmen, sondern der Selbstverwertungs- und Selbstvermehrungszwang des Kapitals ist richtungs- und tempobestimmend. So kann es nicht mehr weiter gehen. Doch wie wir anders leben und wirtschaften könnten, ist noch ungewiss. Deshalb befinden sich viele von uns weiter auf der Suche nach anderen Möglichkeiten zu wirtschaften, das heißt, durch gesellschaftliche Produktion alle menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne die natürlichen Grundlagen zu zerstören. Uns hilft dabei, dass dabei viel Interessantes und Spannendes auf dem Gebiet der Informationstechnik entsteht und wir viele neue soziale Netzwerke auf der Basis des Internets erschaffen können. Die bisherigen Ansätze der sog. „Alternativen Ökonomie“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Alternative_Ökonomie) hatten diese Möglichkeiten noch nicht.

(2.1) Re: Commons-Netzwerke: Wie wir aus dem Kapitalismus heraus wirtschaften, 24.10.2008, 23:40, Silke Helfrich: Zeile 4, ich würde ändern: "ohne die natürliche und kulturelle Vielfalt zu zerstören". Grund: Commons of the Earth and Commons of the Mind immer zusammen denken.

(2.2) Re: Commons-Netzwerke: Wie wir aus dem Kapitalismus heraus wirtschaften, 10.11.2008, 15:02, Christian Siefkes: "Commons-Netzwerke: Wie wir aus dem Kapitalismus heraus wirtschaften" (bzw. "Wie wir uns aus dem Kapitalismus heraus wirtschaften können") ist ein schöner Titel -- könnte man als Überschrift für den ganzen Text nehmen :-)

Freie Software und Freie Kultur

(3) Einen auffälligen Ausbruch aus der Welt der kapitalistischen Lohnarbeit können wir im Bereich der Freien Software (http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Software) erleben. Die Menschen, die Freie Software (wie LINUX und ähnliches) programmieren, müssen irgendwie ihren Lebensunterhalt noch innerhalb des kapitalistischen Systems verdienen. Aber im Bereich der Freien Software zeigen sie, dass es auch anders geht. Bisherige Alternativen zur kapitalistischen Wirtschaftsweise waren von der Art und Weise des Produzierens her entweder von einer Rückorientierung auf vorkapitalistischer Lebens- und Arbeitsformen bestimmt (kleinteilige Landwirtschaft und handwerkliche Produktion in den Kommunen und der „Alternativökonomie“) oder vollzogen die industrielle Produktionsweise (fließbandbasierte Fabriken) nach. Die Alternative Ökonomie, welche kleinteiligere, dezentrale Lösungen bevorzugt, ist zwar ökologischer als die Industrieproduktion, dafür aber sehr arbeitsaufwendig und nur für wenige Menschen attraktiv und reizvoll.

(3.1) Re: Freie Software und Freie Kultur, 24.10.2008, 23:43, Silke Helfrich: GNU/Linux, nicht LINUX! ansonsten kann ich mit den "vorkapitalistischen Lebensformen" nicht so viel anfangen. "Kleinteilige Landwirtschaft" versorgt zum Beispiel heute, mitten im Kapitalismus, die halbe Welt mit Nahrung. Vielleicht ist Vormoderne gemeint? Zu kleinteilige Landwirtschaft: es sollte m.E. heißen "kleinbäuerliche Landwirtschaft" (small scale farming ist schwer übersetzbar)

(3.1.1) Re: Freie Software und Freie Kultur, 25.10.2008, 10:23, Benni Bärmann: Das Problem ist doch eher, dass die kleinbäuerliche Landwirtschaft eben gerade nicht die eine Hälfte der Menschheit ausreichend ernährt. Natürlich ist das ein kapitalistisches Problem und somit nicht zwingend auch in Zukunft so aber ich bin schon skeptisch, dass sich das Neue im Alten ausgerechnet beim ganz Alten finden soll. Es ginge darum eine moderne Form von Subsistenzwirtschaft zu erfinden. Was daran dann kleinteilig und was groß ist halte ich für zumindestens sehr offen.

(3.1.1.1) Re: Freie Software und Freie Kultur, 25.10.2008, 11:28, Silke Helfrich: Das ist schlicht falsch. Natürlich ernährt die kleinbäuerliche Landwirtschaft die halbe Welt. Sogar mehr als die halbe Welt. Das sagen so ziemlich alle seriösen Studien der Agrardebatte. siehe u.a. http://www.ecofair-trade.org/en/nav/111.html Es geht um ein Nebeneinander von vielen Formen commonsgerechten Wirtschaftens. In diesem Sinne geht es eben nicht um Rezepte, nicht zwingend um die Idee der Substituierbarkeit der erodierten Gemeinressourcen durch Technik, sondern nur da, wo es nötig ist, den Menschen Spaß macht und nichts anderes kaputt macht.

(3.1.1.1.1) Re: Freie Software und Freie Kultur, 26.10.2008, 08:51, Benni Bärmann: Natürlich. Ich bin wahrlich kein Technikfetischist. Aber in Deinem verlinkten Text geht es wohl gerade darum die kleinen Farmer zu größeren kooperativen Einheiten zu organisieren damit sie konkurrenzfähig werden (hab nur den Abstract gelesen). Das ist doch genau mein Argument! Kleinbauern sind kapitalistisch nicht konkurrenzfähig. Ich wüsste gerne ob sie es stofflich sind - in dem Sinne, dass sie die Menschheit ernähren können ohne dass dazu ein rapider Bevölkerungsrückgang nötig ist. Gibts dazu Studien?

(3.1.1.1.1.1) Re: Freie Software und Freie Kultur, 12.11.2008, 08:19, Silke Helfrich: So, Benni, Christian... das mit der Landwirtschaft juckt mich jetzt. Ich wüßte doch gern, mit wie vielen Kleinbauern Ihr schon in der Küche gesessen oder auf dem Feld gestanden habt? Wie definiert Ihr kleinbäuerliche Landwirtschaft? Sagen wir mal besser: Kleinbäuerliche, nachhaltige Landwirtschaft - denn klein ist nicht an sich gut, so wie groß nicht an sich schlecht ist. Es geht um die Art des Inputs, um das was dazu ge- bzw. verbraucht wird. Natürlich ernährt kleinbäuerliche Landwirtschaft mehr als die halbe Welt und sie würde die ganze Welt ohne Bevölkerungsrückgang ernähren - mit oder ohne Hightech, je nachdem, worüber die Bauern in ihrem jeweiligen Umfeld verfügen. Aber eben nicht mit chilenischen Äpfeln im Europäischen Winter. Das schönste Beispiel für kleinbäuerliche Landwirtschaft ist übrigens open tech farm. Die teilen alles, was sie an Wissen und Infos und Prozess erarbeiten. Das haben Kleinbauern weltweit schon immer so gemacht. Darum gehen ja die Kämpfe im Saatgutbereich. Das auch weiterhin zu machen zu dürfen. Übrigens nicht nur mit Saatgut, sondern auch mit Wissen (campesino a campesino) und Technik. Zur verlinkten Studie: Sie spricht nur deshalb von der Konkurrenzfähigkeit, weil es in dem Projekt um internat. Handel mit Agrarprodukten ging. Es werden weltweit aber nur 10% der Lebensmittel international gehandelt. Also nicht überschätzen. Noch dazu ging es gerade darum, sich aus dem "drive" dieser Handelsanreize rauszunehmen und lieber für die local community zu produzieren.

(3.1.1.1.1.1.1) Re: Freie Software und Freie Kultur, 13.11.2008, 09:24, Benni Bärmann: Ok, ich versuchs mal anders. Ich frage im übrigen nicht nach, weil ich Recht haben will, sondern weil ichs wirklich nicht weiss, also kein Grund sich zu ärgern. ;-)

Seit kurzem lebt die Mehrheit der Menschen in Städten. Wie geht das zusammen damit, die Menschheit mit lokaler kleinbäuerlicher Landwirtschaft versorgen zu wollen?

Die chilenischen Äpfel haben im übrigen im Winter eine bessere Energiebillanz als die deutschen. Das liegt an der Kühlung. Das mit der Kühlung liegt an unserer städtischen Lebensweise. Das Beispiel zeigt vielleicht ganz gut die Probleme auf.

Du sagst selbst: "klein ist nicht an sich gut und groß nicht an sich schlecht". Wenn das so ist, verstehe ich nicht, wieso es dann so entscheidend ist das kleinbäuerliche hoch zu halten. Die "Ernährungssouveränität" ist ein wichtiges Gut, da geb ich Dir recht. Die Frage ist nur: Ist das mit nur rein kleinräumlichen Strukturen zu schaffen? Auch für die Mehrheit der Städter?

(3.1.1.1.1.2) Kleinbauern und Konkurrenzfähigkeit, 12.11.2008, 09:25, Franz Nahrada: Unbeschadet des Hinweises von Silke und der Intention der Globalen Dörfer die genau in diese Richtung lokale Kreisläufe geht: In Österreich gibt es eine Organisation die heisst Bio Austria und ist der Interessensverband der biologischen Bauern. Die haben unlängst eine Veranstaltung gemacht, die per VideoBridge aus Kirchbach in 60 Standorte (auch in Deutschland) übertragen wurde. Dabei wurde auch die "Konkurrenzfähigkeit" (= Produktivität) der biologischen Landwirtschaft angesprochen, und das Resultat war dass es funktionierende Betriebe mit grad mal 3 Hektar gibt. In Russland wird die Hälfte des landwirtschaftlichen Produkts auf dem kleinen Hofland erwirtschaftet.Die Größe ist ein vielfach destruktives Element in diesem Zusammenhang. Auch die landwirtschaftliche Automatisierung geht ins Kleine!

(3.1.1.1.1.2.1) Re: Kleinbauern und Konkurrenzfähigkeit, 13.11.2008, 10:05, Silke Helfrich: Danke Franz :-)

(3.1.1.1.2) Kleinbäuerliche Landwirtschaft, 11.11.2008, 16:48, Christian Siefkes: Ich wäre auch vorsichtig darin, diese „kleinbäuerliche Landwirtschaft“ als Alternative zur kapitalistischen Landwirtschaft darzustellen. Erstens weiß ich nicht, wie weit das nicht nur ein „Kapitalismus ohne Kapital“ ist. Denn die Kleinbauern produzieren ja wohl nicht nur für sich, sondern zum Teil durchaus auch für den Verkauf. Sofern sie das tun, sind sie kleine Einzelproduzenten, die Waren produzieren – „einfache Warenproduktion“ ist aber keine Alternative zum Kapitalismus, sondern nur eine Vor- bzw. Sonderform.

Zweitens dürfte selbst da, wo die kleinbäuerliche Produktion für den Eigenbedarf stattfindet („Subsistenzwirtschaft“), sie im Allgemeinen nur ein Notbehelf sein. Ein Großteil der so lebenden Menschen würden sich vermutlich sofort in den Schoß der kapitalistischen Lohnarbeit begeben, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten, sprich wenn sie einen Kapitalisten fänden, der bereit wäre, sie auszubeuten – weil sie glauben (und zwar vermutlich zu recht) dass das ihre materielle (und auch immaterielle) Lebenssituation verbessern würde. Sie entscheiden sich nicht freiwillig gegen die kapitalistische Lebensweise, sondern sie sind dazu gezwungen, weil der Kapitalismus sie nicht braucht.

Aber schlechter als der Kapitalismus geht es immer. Die Herausforderung ist, eine Lebens- und Produktionsweise aufzubauen, die besser ist als der Kapitalismus, so dass sich die Leute freiwillig für diese Lebensweise entscheiden. Das gibt es bislang nicht.

(3.1.1.1.2.1) Re: Kleinbäuerliche Landwirtschaft, 12.11.2008, 08:25, Silke Helfrich: Nochmal: Plan mal eine Reise zu den Kleinbauern Südbrasiliens ein, oder in den Senegal oder nach Indien oder einfach zu den Ökobauern in der Eifel. Und rede mit ihnen, warum sie das tun. Ich bin so ein bisschen erschüttert über das Bild was Ihr von den Menschen habt, die "mehr als die halbe Welt" mit dem wichtigsten versorgen: mit Nahrung. Natürlich gibt es Landflucht und wird es auch weiterhin geben, eben weil die Gemeinressourcen weg sind, sie nicht mehr darauf zugreifen können. Wenn aber nachhaltige, kleinbäuerliche Landwirtschaft einhergeht mit dem Zugriff auf common-pool-ressources und einer Einbettung in die lokalen communities, dann hat das viel mit Freiheit und Unabhängigkeit zu tun, die durch wenig zu ersetzen ist. Und die Bauern wissen das.

(3.1.1.1.2.1.1) Re: Kleinbäuerliche Landwirtschaft, 13.11.2008, 09:26, Benni Bärmann: Was glaubst Du denn, was "wir" für ein Bild von den Kleinbauern haben? Ist mir ehrlich nicht klar.

(3.1.1.1.2.1.1.1) Re: Kleinbäuerliche Landwirtschaft, 13.11.2008, 10:10, Silke Helfrich: Na das, was ich hier lese: So eine Idee von Rückständigkeit und alt und ineffizient. :-) Ich ärgere mich übrigens gar nicht, sondern finde diese Diskussion hoch erfreulich! Jawohl. Übrigens: Wenn ich von "Commons als sozialer Beziehung" rede, fällt mir als erstes immer das Bild von Bauern ein, die in der Erde wühlen, die Produktivität der Erde sozusagen riechen. Nur so nebenbei. Das macht einen Percy Schmeiser so authentisch.

(3.1.1.1.2.1.1.1.1) Re: Kleinbäuerliche Landwirtschaft, 14.11.2008, 11:04, Benni Bärmann: Ob rückständig oder nicht ist mir egal. Rückständigkeit lässt sich ja eh nur bemessen am aktuellen Maßstab und das ist ja der, den wir gerade loswerden wollen. Ineffizient (im stofflichen Sinn, nicht im Marktsinn) wäre mir nicht egal. Deswegen versuche ich letzteres rauszukriegen. Ich hab den Eindruck, dass diese Debatte von beiden Seiten sehr ideologisch geführt wird.

(4) Nun jedoch gibt es ernsthafte Alternativen in jenen Bereichen des Lebens und der Produktion, die am weitesten fortgeschritten sind. Während bisher hochkomplexe und stark global arbeitsteilige Produkte entweder kapitalistisch oder gar nicht hergestellt werden konnten, gibt es mit der Freien Software nun eine Herstellungs- und Nutzungspraxis, die prinzipiell außerhalb der kapitalistische Marktwirtschaft stattfindet, und ohne sie möglich ist, auch wenn sie derzeit mit dieser stark vernetzt ist. Es wird gezeigt, dass Menschen sich selbst weltweit organisieren und koordinieren können, wenn es darum geht, ihre Bedürfnisse durch arbeitsteiliges Tun zu befriedigen, ohne dass Kapitalinvestitionen oder staatliche Planungen die Ressourcen verwalten müssen. Im Gegenteil: zentrale Planung, z.B. bei Softwareprojekten, verringert die Erfolgsaussichten (es wird nicht umsonst von einer „Softwarekrise“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Softwarekrise) gesprochen) und die Kapitalwirtschaft erweist sich nicht nur in der High-Tech-Sphäre immer mehr als unangemessene Wirtschaft.

(4.1) Softwarekrise, 19.10.2008, 21:38, Benni Bärmann: Ich halte die Softwarekrise für überwunden. Das merkt man daran, dass heute die Software die Entwicklung der Industrie vorgibt und neue Software das Verkaufsargument für neue Hardware ist und nicht mehr umgekehrt. Das liegt natürlich genau daran, dass Software heute immer weniger zentral geplant wird und zwar unabhängig davon ob sie proprietär oder frei ist.

(In diesem Text sind übrigens manche Absätze doppelt)

(4.2) "Kapitalistisch herstellen" und Indikatoren der Krise, 24.10.2008, 23:50, Silke Helfrich: diesen Begriff vom "Kapitalistischen Herstellen" würde ich erläutern, kurz ganz am Anfang des Textes die zentralen Funktionsmechanismen benennen. Zweiter Punkt: was sind Deiner Ansicht nach die zentralen Indikatoren für die Krise der Kapitalwirtschaft ("der Kapitalismus" hat sich ja auch als ganz schön innovationsfähig erwiesen), Die Frage ist also immer,woran man das misst. Das müssten sowas wie Indikatoren des sozialen Ausschlusses sein oder Zufriedenheitsindikatoren sein. Natürlich auch die Krise der natürlichen Ressourcen. Aber da würden die Befürworter der schwachen Nachhaltigkeit wieder sagen: Auch die Dinosaurier sind ausgestorben, bestimmte Verluste kann man durch bessere Technik ersetzen...

(4.2.1) Re: "Kapitalistisch herstellen" und Indikatoren der Krise, 25.10.2008, 10:25, Benni Bärmann: Nicht im Kapitalismus wegen dem Rebound-Effekt. Das ist das wohl schlagendste Argument gegen die Möglichkeit eines nachhaltigen Kapitalismus.

(5) Spätestens die gegenwärtige Verstaatlichung vieler Banken zeigt, dass die „Freiheit“ der Kapitalmärkte nur Lebensgrundlagen und lebendige Arbeit profitbringend vernutzt und Wüsten sowie geplünderte Staatskassen hinterlässt. Das ist nicht mehr tragbar und wird nicht mehr ewig ertragen werden. Noch hilft das Beispiel der Freien Software nicht, Menschen zu überzeugen, dass eine Natürlich entstehen dabei weitreichende Fragen. Wenn das Motto: „Wer nicht arbeitet, darf auch nicht essen“ nicht mehr gilt und der erpresserische Zwang, gegen Lohn (oder Unterstützungsleistungen) arbeiten und sich unterjochen lassen zu müssen, um leben zu dürfen wegfällt, wer arbeitet dann noch? Ein Antwortversuch ist die Konzeption der „Selbstentfaltung“ (http://www.thur.de/philo/ku51.htm), die davon ausgeht, dass Menschen (wie es bei kleinen Kindern noch meist zu sehen ist) von sich aus gern aktiv, produktiv und kreativ sind und ihre größte Freude in der Anerkennung ihres Tuns durch andere finden. Nur wenige Menschen finden von sich aus Freude daran, auf Kosten anderer zu leben – sie verkümmern dabei, erleben keine wirkliche Selbstentfaltung, die darin bestünde, selbst zu wachsen, indem das eigene Tun mit dem der anderen verbunden wird. humane und ökologische Wirtschaft das Kapital nicht nur nicht braucht, sondern dass es schädlich ist. Aber seit längerem wird, z.B. im Projekt „Oekonux“ (http://www.oekonux.de), darüber diskutiert, wie die Art und Weise der selbstorganisierten nichtkapitalistischen Produktionsweise der Freien Software auf andere Bereiche übertragen werden kann.

(5.1) Zeile 3, "dass eine...", 24.10.2008, 23:52, Silke Helfrich: Satz nicht vollendet was dann folgt steht auch in Absatz 6

(5.1.1) Re: Zeile 3, "dass eine...", 10.11.2008, 15:04, Christian Siefkes: Ja, zwischen "eine" und "humane" wurde da anscheinend versehentlich der Text des nächsten Absatzes eingefügt.

(6) Natürlich entstehen dabei weitreichende Fragen. Wenn das Motto: „Wer nicht arbeitet, darf auch nicht essen“ nicht mehr gilt und der erpresserische Zwang, gegen Lohn (oder Unterstützungsleistungen) arbeiten und sich unterjochen lassen zu müssen, um leben zu dürfen wegfällt, wer arbeitet dann noch? Ein Antwortversuch ist die Konzeption der „Selbstentfaltung“ (http://www.thur.de/philo/ku51.htm), die davon ausgeht, dass Menschen (wie es bei kleinen Kindern noch meist zu sehen ist) von sich aus gern aktiv, produktiv und kreativ sind und ihre größte Freude in der Anerkennung ihres Tuns durch andere finden. Nur wenige Menschen finden von sich aus Freude daran, auf Kosten anderer zu leben – sie verkümmern dabei, erleben keine wirkliche Selbstentfaltung, die darin bestünde, selbst zu wachsen, indem das eigene Tun mit dem der anderen verbunden wird.

(7) Im Kapitalismus kennen wir auch „Selbstbestimmung“ oder „Selbstverwirklichung“, damit ist aber strukturell gemeint, dass sich dieses „Selbst“ als ein Einsames und Isoliertes versteht, das sich primär gegen andere durchsetzen muss und Anerkennung nur darin findet, sich am besten gegen die anderen durchgesetzt zu haben (wie bei den unsäglichen „Superstar-“ oder „Miss-“ Wettbewerben). Selbstentfaltung dagegen gelingt einer Person nur, wenn ihre Selbstentfaltung zur Selbstentfaltung der anderen beiträgt, so wie auch deren Selbstentfaltung die Basis ihrer eigenen Selbstentfaltung ist.

(7.1) die superstarwettbewerbe, 25.10.2008, 00:02, Silke Helfrich: Da fällt mir ein: Habt Ihr das gesehen? http://de.youtube.com/watch?v=K_5W4t_CBzg&feature=related Ich find, wir müssen wesentlichere Dinge kritisieren. Das sich Durchsetzen müssen in der "peer group" kann zerstörender sein als eine verpasste Superstarkarriere.

(8) Wie so etwas sich an fühlt, erfahren vor allem auch Menschen, die Freie Kultur (http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Kultur) produzieren und konsumieren, wobei hier Konsum und Produktion immer mehr ineinander übergeht. Für Informationen und Wissensinhalte wird die Problemstellung der Öffentlichkeit/Freiheit unter dem Stichwort „Wissensallmende“ diskutiert. (http://de.wikipedia.org/wiki/Wissensallmende)

(8.1) 25.10.2008, 00:02, Silke Helfrich: letzter Satz unklar

(9) Freie Software und auch Freie Kultur agieren dabei (noch) im feindlichen Umfeld. Dieses ist bestimmt von einem restriktiven Eigentums- und Urheberrecht. Deshalb wurden dafür jeweils neue Umgangsformen entwickelt, welche die vorhandenen rechtlichen Formen nutzen, aber inhaltlich „umdrehen“ und zugunsten der Freiheit der Inhalte interpretieren. Für die Software ist dies bekannt als „Copyleft“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Copyleft), im Bereich von Freier Kultur und Freiem Wissen entstanden die „Creative Commons“ (http://de.wikipedia.org/wiki/CreativeCommons).

(9.1) feindliches Umfeld, 25.10.2008, 00:06, Silke Helfrich: Ich finde ja, wir brauchen diese militärische Sprache nicht; "feindliches Umfeld", wollte auch oben das "unterjochen" schon kritisieren, wobei es für die Sklavenarbeit in vielen Teilen der Welt natürlich dennoch zutrifft.

(9.2) Creative Commons, 25.10.2008, 00:09, Silke Helfrich: ist ja nicht einfach "freie Kultur", es gibt CC Lizenzen, die sind nach am Copyright; also da würde ich vielleicht sagen: "Im Bereich von (wissenschaftlichem) Wissen und Kultur versuchen Vorschläge wie die der Creative Commons Bewegung, der Kulturflatrate und der durchgehenden öffentlichen Finanzierung bestimmter kultur- und Wissenschaftsleistungen Vielfalt und Zugangserleichterungen zu ermöglichen.

(9.2.1) Re: Creative Commons, 25.10.2008, 10:30, Benni Bärmann: "nah am Copyright" sind alle Lizenzen, sonst wären sie keine. Du meinst wahrscheinlich nah an den Verwertungsinteressen?

(9.2.1.1) Re: Creative Commons, 25.10.2008, 11:30, Silke Helfrich: ich meine das einige CC Lizenzen fast genauso viele Rechte vorbehalten wie das klassische Copyright. Alle CC Lizenzen -das ist klar- respektieren die Urheberpersönlichkeitsrechte.

(9.2.1.1.1) Re: Creative Commons, 13.11.2008, 09:29, Benni Bärmann: Ohje, Lizenzdschungel ;-) "Urheberpersönlichkeitsrechte" gibt es IMHO nicht. Es gibt "Urheberrechte" und "Persönlichkeitsrechte". CC beschäftigt sich nur mit ersterem, was auch schonmal zu Problemen geführt hat, als gegen CC-lizensiertes Material geklagt wurde - wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten.

(10) Wir verwenden für diesen Text zum Beispiel die “Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen Deutschland“- Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/). Das bedeutet, dass dieser Text vervielfältigt und verbreitet werden darf. Es bedeutet sogar, dass der Inhalt abgewandelt und verändert werden darf, allerdings unter Nennung des Namens der vorherigen Autoren. Außerdem darf dieser Text nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden (obwohl beispielsweise Geld für die Erstattung von Kosten beim Drucken als Buch, wenn das jemand als Dienstleistung anbietet, verlangt werden kann). Außerdem müssen alle geänderten Versionen, d.h. alles, was mit Hilfe der ursprünglichen Version entsteht, auch unter dieser Lizenz weiter gegeben werden. Jeweils die Autorin bzw. der Autor kann entscheiden, welche der vielen möglichen Lizenzen gewählt wird. „Somit zielt Creative Commons darauf, eine Schicht von Inhalten [...] zu etablieren, so dass andere darauf aufbauen können. Die bewusste Entscheidung von Individuen und Schöpfern wird diese Inhalte bereitstellen. Und diese Inhalte werden uns ermöglichen, einen Gemeinbesitz von Informationsgütern wiederzuerlangen.“ (Lawrence Lessig)

(10.1) Lizenz, 10.11.2008, 15:17, Christian Siefkes: Laut Lizenzvermerk steht dieser Text allerdings unter GFDL, wie alle OT-Texte. Widerspruch!

(10.1.1) Re: Lizenz, 12.11.2008, 17:53, Stefan Meretz: Es gibt eine Einigung zwischen FSF/Stallman und Wikipedia/Lessig, dass die Nachfolgelizenz der jetzigen GFDL mit CC-share-alike kompatibel sein wird.

(10.1.1.1) Re: Lizenz, 13.11.2008, 09:29, Benni Bärmann: Inzwischen ist das umgesetzt. Beide Lizenzen sind in ihren aktuellen Versionen kompatibel. Trotzdem sollte man nicht den selben Text an unterschiedlichen Stellen unter unterschiedliche Lizenz stellen. Das verwirrt.

(10.1.1.1.1) GFDL vs. CC-BY-SA, 14.11.2008, 16:35, Christian Siefkes: "Beide Lizenzen sind in ihren aktuellen Versionen kompatibel." Das stimmt nicht so ganz, vielmehr bietet die aktuelle Version 1.3 der GFDL den Betreibers eines Wikis oder einer anderen "Massive Multiauthor Collaboration Site" (also z.B. auch OpenTheory) die einmalige Möglichkeit, bis zum 1.8.2009 ihre Website auf CC-BY-SA umzustellen (siehe auch die Erläuterungen im FAQ). Ob diese Umstellung stattfindet oder nicht, kann nur der Website-Betreiber entscheiden. Stefan, das betrifft dich als ot-Betreiber: künftig CC oder weiterhin GFDL?

(10.1.1.1.1.1) Re: GFDL vs. CC-BY-SA, 14.11.2008, 16:42, Stefan Meretz: Das ist ja blöd. Da bin ich ja jetzt unter Zugzwang. Dabei würde ich gerne die Leute selbst entscheiden lassen, welche Lizenz sie wollen.

(10.1.1.1.1.1.1) Re: GFDL vs. CC-BY-SA, 16.11.2008, 16:09, Benni Bärmann: kannst Du ja trotzdem. Frag sie. Ich wäre für CC-BY-SA. Alternativ könnte man die Entscheidung der Wikipedia abwarten und denen folgen. Es macht ja Sinn mit dem Strom zu schwimmen. Das wichtigste ist ja, dass ein möglichst großer Pool an freiem Material entsteht.

(10.2) Außerdem darf dieser Text nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden, 10.11.2008, 15:25, Christian Siefkes: Doch, das darf er, unabhängig davon ob er unter CC BY-SA oder unter GFDL steht. Wenn ihr die kommerzielle Nutzung verbieten wolltet, müsstet ihr ihn unter CC BY-SA-NC stellen.

Commons

(11) Damit sind wir beim Begriff der „Commons“. Dieses Wort bezeichnet ein Gemeingut, d.h. eine Ressource, die vorwiegend durch Mitglieder einer bestimmten Gemeinde verwaltet wird, aber nicht im Sinne eines Eigentums, sondern eher im Sinne eines Besitzes.

(11.1) Gemeinde:, 25.10.2008, 00:14, Silke Helfrich: vielleicht besser: "Gemeinde, Gemeinschaft oder Gruppe von Anspruchsberechtigten"... Es geht ja nicht nur um die Kirch -oder Dorfgemeinde. Aber das ist immer schwierig. Ansonsten finde ich ja, dass auch ein COmmons was aus bestimmten Gründen (z.B. weil es ein global commons ist oder weil es einen Staat gibt, der das gut hinkriegt), nicht von der Gemeinde/Gemeinschaft verwaltet wird - immernoch ein Commons ist. Will sagen: Die Definition trifft es nicht ganz. Commons sind Gaben der Natur und der kollektiven gesellschaftlichen Schöpfung/Kreation eingebettet in ein komplexes Netz von Sozialbeziehungen. Wenn dieses Netz zerreist, verschwinden auch die Commons. (weil dann irgendwann die common pool resources den Bach runtergehen) Dennoch: wer sie konkret verwaltet (z.B. auch treuhänderisch) ist nicht der entscheidende Punkt.

(12) Den Unterschied zwischen Eigentum und Besitz beschreibt die Wikipedia folgendermaßen: „Eigentum bezeichnet die rechtliche Herrschaft über eine Sache, der Besitz dagegen die rein tatsächliche (auch: physische) Herrschaft“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Eigentum). Eigentum ist ein Vermögensrecht, Besitz bezeichnet eine Gebrauchsmöglichkeit.

(12.1) Eigentum vs. Besitz, 10.11.2008, 15:22, Christian Siefkes: Hier wäre evt. ein Beispiel hilfreich. Ich hab's kürzlich so formuliert: "Der Unterschied zwischen Besitz und Eigentum ist einfach: die von mir gemietete Wohnung ist mein Besitz (da ich sie nutze), aber das Eigentum meines Vermieters oder meiner Vermieterin (da ihr die Wohnung gehört und sie sie verkaufen kann)."

(13) Die Commons stehen derzeit für all jene Bereiche, in denen sich Menschen gegen die expansionistische Inwertsetzung durch die kapitalistische Wirtschaftsform wehren und auch für die Bereiche, die aus der kapitalistischen Wirtschaftsform quasi „herausquellen“, weil ihre Arbeitsweise und die Eigenschaften ihrer Produkte sich der In-Wert-Setzung entziehen.

(14) Im zuletzt genannten Bereich geht es um eine selbstbestimmte kooperativ-vernetzte Produktionsweise und den universalen Charakter von bestimmten Gütern, die sich aufgrund ihrer Stofflichkeit beliebig reproduzieren lassen und deren Nutzung keine Nutzungseinschränkung für andere zur Folge hat (sie sind nicht stofflich und nicht rivalisierend). Insgesamt werden als Commons z.B. von Nick Dyer-Witheford zusammen gefasst: ökologische Commons (wie Wasser, Atmosphäre, Fischgründe und Wälder), soziale Commons (wie öffentliche Wohlfahrt, Gesundheit, Erziehung usw.) und Vernetzungs-Commons (die den Zugang zu modernen Kommunikationsmitteln ermöglichen).

(14.1) 25.10.2008, 00:22, Silke Helfrich: jeder Commoner bringt seine eigene Klassifizierung, ich finde die von Witheford nicht sehr einleuchtend. Was genau ist an der "öffentlichen Wohlfahrt" das Common? Meint er da nicht vielmehr Institutionen, die common pool ressources erhalten und schaffen? Ich glaube, es gibt nur 2 große Ressourcenkategorien: die materiellen, rivalisierungend und die immateriellen nicht rivalisierenden und dann muss man Schritt für Schritt deren gesellschaftlichen Charakter ansehen, sowie deren Umgebung und die Rechtsverhältnisse anschauen, in die sie eingewoben sind. Und dann stellt man hochgradig komplizierte Dinge fest: Saatgut zum Beispiel wäre dann ein natürliches, soziales und kulturelles Commons zugleich. Ich finde, für so eine Darstellung könnte man sich auch "Commons of the Earth" und "Commons of the minds" beschränken.

(14.1.1) "Commons of the Earth" und "Commons of the minds", 11.11.2008, 21:32, Christian Siefkes: Nein, diese Zweiteilung in "Commons of the Earth" und "Commons of the minds" greift zu kurz. Da gibt es diverse Commons, die da nicht reinpassen, z.B. die in der mittelalterlichen offenen Felderwirtschaft gemeinschaftlich genutzten Ochsen und Pflüge oder heute die Freien Funknetzwerke (Freifunk etc.) und die Bookcrossing-Bücher (jetzt versteh ich, wieso du mit letztem Beispiel ein Problem hattest – dein Commons-Begriff ist zu schmal, daher passt es nicht rein). Oder auch die Interkulturellen Gärten (community gardens), die ja auch nicht einfach nur "Natur" sind.

(14.1.1.1) Re: "Commons of the Earth" und "Commons of the minds", 12.11.2008, 08:44, Silke Helfrich: Christian: Ich unterscheide prinzipiell den Ressourcenbegriff vom Eigentumsverhältnis und vom Commonsbegriff. Ohne diese Unterscheidung geht m.E. gar nichts (habe ich auch in meinem Kommentar so gemacht) Es gibt den Unterschied rivalisierend -nicht rivalisierend nur auf Ebene der Ressourcen. Wenn Du Dir dann aber die Commons anschaust, um die es geht -z.B. das Saatgut und was die Menschen damit tun (Commons sind eine soziale Beziehung und "nicht nur Natur", völlig klar), dann hast Du beides -nämlich rivalisierende und nicht rivalisierende- darin. Deswegen verzichte ich auch neuerdings völlig darauf, mit diesen Kategorien Commons definieren zu wollen. Aber man kann Ressourcen (common pool resources) danach unterscheiden und das ist sogar wichtig. Wichtig für die Wahl der Mittel. Meistens sind also rivalisierende und nicht rivalisierende Ressourcen zugleich in etwas eingeschrieben. Bibliotheken z.B. sind ja nichts anderes als öffentliche Institutionen zur Wahrung und Zugangssicherung für die Gemeinressource "Wissensbestand". Und darin hast Du Ideen (nicht rivalisierend) gespeichert und Bücher (rivalisierend). Und so fort. Bookcrossing ist auch nur eine Institution - deswegen finde ich das Beispiel nicht so toll. Es gibt viele Institutionen, die mit Gemeinressourcen sinnvoll umgehen (eben so, dass sie erhalten bleiben), Bookcrossing so wie Bibliotheken. Warum die ein oder andere Art vorzuziehen ist, hat mehr mit den konkreten gesellschaftlichen Verhältnissen zu tun (sich beispielsweise in El Salvador eine öff. Bibliothek vorzustellen wäre geradezu revolutionär, wahrscheinlich aber würde niemand sie nutzen, da ist Bookcrossing dann unter den wenigen Bücherbesitzern sinnvoller.) Und diese Vielfalt in den Formen finde ich wichtig, weil auch sie wieder aus den jeweils vorhandenen Ressourcen schöpft und damit notwendig vielfältig sein muss. Es gibt also eine Form kleinbäuerlicher Landwirtschaft, die alles andere als "alt", "abhängig" und "Fluchtimpulse auslösend" ist und die tun das, was ich für wichtig halte: "Gemeinressorucen schützen, teilen und ihre Freiheit bewahren."

(14.1.1.1.1) Neosubsistence, 12.11.2008, 09:07, Franz Nahrada: Das kann sogar sehr bewusst gemacht werden: http://openfarmtech.org/weblog/

(14.1.2) rivalisierend / nicht-rivalisierend, 11.11.2008, 21:34, Christian Siefkes: Auch die Zweiteilung materiell = rivalisierend und immateriell = nicht-rivalisierend kommt nicht immer hin. Auch Immaterielles kann rivalisierend sein (z.B. die Lottozahlen von morgen), umgekehrt ist Materielles nur dann rivalisierend, wenn es nicht genug für alle gibt (bzw. wenn die Nutzung durch alle – d.h. alle die wollen – zu Umweltschäden führt). Z.B. sehe ich keinen Grund, warum Kugelschreiber rivalisierend sein sollten. Klassisches Beispiel für ein nicht-, ja sogar anti-rivalisierendes, aber trotzdem materielles Gut ist das Telefon: je mehr eins davon haben, desto besser für alle.

(14.1.2.1) Re: rivalisierend / nicht-rivalisierend, 12.11.2008, 19:29, Stefan Meretz: Wieso sind die Lottozahlen von morgen rivalisierend? Und selbstverständlich ist ein Kugelschreiber rivalisierend in der Nutzung: Wenn ich ihn benutze, kannst du ihn nicht benutzen. Daran ändert auch eine mögliche Fülle nichts (genug Kugelschreiber für alle). Auch im Kommunismus brauchst du dein eigenes Brötchen, weil ich das meine selbst esse. Das gilt dito fürs Telefon. Worauf du beim Telefon abzielst, ist der Netzwerkeffekt: Mit jedem dazukommenden Nutzer steigt die Anzahl der möglichen Verbindungen exponentiell. -- Also bitte nicht vermischen.

(14.1.2.1.1) Re: rivalisierend / nicht-rivalisierend, 13.11.2008, 09:35, Benni Bärmann: Ein Kugelschreiber ist rivalisierend. Die Versorgung der Bevölkerung mit Kugelschreibern nicht. Und nur letztes ist doch interessant. Der Kugelschreiber ist genauso rivalisierend wie eine einzelne Linux-Kopie.

(14.1.2.1.1.1) Re: rivalisierend / nicht-rivalisierend, 13.11.2008, 10:22, Silke Helfrich: "Die Versorgung der Bevölkerung mit Kugelschreibern ist nicht rivalisierend"? Aber Commonsdebatte thematisiert doch gerade nicht nur die Verteilungsfrage - genau das hat sie ja früheren sozialen Kämpfen -etwa denen der Arbeiterbewegung- voraus. Mir scheint das übrigens auch ein zentraler Unterschied zum Konzept der öffentlichen Gütern, da geht es in der Tat immer um Vorsorge und Versorgung, nicht um Fürsorge -wie bei den Commons. Die Versorgung mit Kugelschreibern ist an die Verfügbarkeit von Gemeinressourcen gebunden (also die Rohstoffe, die Du für die Produktion brauchst, die sozialen Ressourcen, die Du dafür brauchst und das Wissen...). Und da die natürlichen Ressourcen rival sind, setzt sich das bis zur Versorgung mit Kugelschreibern fort. Nehmen wir mal besser Autos, da wird es deutlicher: 1 Milliarde Autos für 1 Milliarde Chinesen.

(14.1.2.1.1.1.1) Re: rivalisierend / nicht-rivalisierend, 14.11.2008, 11:09, Benni Bärmann: Genau. Gebunden an die commons sind beide. Sag ich doch. Das hat ja aber eben nix mit der Rivalität zu tun. Nur weil die commons rival sind müssen es ja die aus ihnen erzeugten Güter nicht sein. Ich vermute mal 6 Milliarden nachhaltige Kugelschreiber sind kein Problem. 1 Milliarde nachhaltige Autos natürlich schon. Dieser Unterschied ist wichtig und deshalb verwirrt die Unterscheidung rival/nicht-rival.

(14.1.2.1.1.1.1.1) Re: rivalisierend / nicht-rivalisierend, 14.11.2008, 17:01, Stefan Meretz: Zustimmung, aber trotzdem ist die Unterscheidung rival/nicht-rival wichtig, weil die bei der Produktion aufgeworfenen Fragen bei den Commons-of-the-Mind tatsächlich andere sind, als bei den Commons-of-the-Earth. Bei dir lese ich die Tendenz, das zudecken zu wollen, wo bei mir nicht klar ist, warum. Um den Graben kleiner zu machen? So in der Argumentationslinie von Stefan Merten?

(14.1.2.1.1.1.1.1.1) Re: rivalisierend / nicht-rivalisierend, 16.11.2008, 16:12, Benni Bärmann: hihi, ne. Ich denke halt der entscheidende Unterschied liegt woanders. Couchsurfing funktioniert, Unternehmenssoftware oder Computerspiele nur sehr bedingt. Auch Autos oder Waschmaschinen sind im Grunde schon 99% Software - trotzdem funktioniert es nicht.

Umgekehrt hab ich bei Dir im übrigen immer das Gefühl, dass Du auf der Wichtigkeit dieses Unterschieds bestehst, weil er Deine Universalgüterthese bestätigt ;-)

(14.1.2.1.1.2) Re: rivalisierend / nicht-rivalisierend, 14.11.2008, 16:53, Stefan Meretz: Es gibt keine "einzelne Linux-Kopie", es sind alles Originale oder alles Kopien, auf jeden Fall alle identisch. Eine Linux-Kopie ist nicht rivalisierend, weil eine Kopie wie jede andere Kopie die jeweilige Ausgangskopie nicht schmälert. Was du meinst, ist der einzelne Rechner, auf dem die GNU/Linux-Kopie läuft -- dessen Nutzung ist in der Tat rivalisierend.

(14.1.2.1.2) Re: rivalisierend / nicht-rivalisierend, 14.11.2008, 16:52, Christian Siefkes: "Und selbstverständlich ist ein Kugelschreiber rivalisierend in der Nutzung: Wenn ich ihn benutze, kannst du ihn nicht benutzen." So ist der Begriff aber nicht definiert, sonst gäb's ja nahezu keine nicht-rivalisierenden Güter (strenggommen nicht mal Software, denn niemand kann meine Kopie der Software verwenden, während ich sie verwende). Der übliche Gebrauch des Worts wird in der Wikipedia vielmehr so erläutert: "Rivale Güter zeichnen sich dadurch aus, dass der Konsum eines Gutes durch einen Konsumenten den Konsum desselben Gutes durch einen anderen Konsumenten be- oder verhindert. Typische nicht-rivale Güter sind z. B. Fernsehen (wenn im Nachbarhaus ferngesehen wird, verschlechtert sich der eigene Empfang dadurch nicht) oder Atmen." – "desselben Gutes" wird hier natürlich im Sinne von "des gleichen Gutes" verwendet. Wenn ich einen Kuli verwende, hat dass auf meinen Nachbarn, der ebenfalls einen Kuli verwendet, überhaupt keinen Einfluss. Bei Autos sieht es wg. Staus, Parkplatzproblemen etc. anders aus.

Im Freie-Gesellschaft-Wiki haben wir es seinerzeit so beschrieben: 'Rivalität besteht zwischen Nutzern von gleichen oder ähnlichen Gütern, wenn der Gebrauch eines Gutes für andere Nutzer zu Nachteilen führen kann. Rivalität kann bestehen, unabhängig davon ob das fragliche Gut knapp ist oder nicht. Führt dagegen der Gebrauch eines Gutes zu Vorteilen für andere Nutzer, kann man von Anti-Rivalität sprechen ("Netzwerkeffekt").' Ihr (Stefan und Silke) scheint Rivalität mit Knappheit bzw. Begrenztheit zu verwechseln. Damit hat sie jedoch nichts zu tun.

(14.1.2.1.2.1) Re: rivalisierend / nicht-rivalisierend, 14.11.2008, 17:09, Stefan Meretz: In der Wikipedia ist schon sehr bewusst vom "selben" Gut die Rede, denn darum geht es: Der Nachbar kann meinen Kugelschreiber definitiv nicht benutzen, wenn ich ihn benutze. Das Problem wirst du durch umdefinieren nicht los. Es ist doch gerade die Herausforderung, gesellschaftliche Verhältnisse zu schaffen, die stofflich oder sozial den Nachbar in die Lage versetzen, auch sein Bedürfnis nach Kugelschreibernutzung zu befriedigen. Das kann heißen, dass auch für ihn ein Kugelschreiber hergestellt wird oder aber -- deswegen sozial -- das die Nutzung verteilt wird: Mal der Nachbar, mal ich. Genau das leistet der Commons-Begriff, weil die Sache, die Commons, mit dem Tun, dem Commoning, immer verbunden ist und nicht getrennt wie im Kapitalismus. Die Verwechselung mit Begrenztheit scheint mir mithin auf deiner Seite zu liegen.

(14.1.2.1.2.1.1) Re: rivalisierend / nicht-rivalisierend, 16.11.2008, 21:49, Christian Siefkes: Hab nochmal in der englischen Wikipedia nachgelesen und es sieht so aus, als ob du recht hast. Sorry for the confusion! Allerdings meine ich den Begriff jedenfalls auch schon in der vom mir charakterisierten Weise gehört zu haben und finde die andere Definition auch nicht allzu einleuchtend. Z.B. wird da ja gerne Luft als ein nichtrivales Gut bezeichnet (auch im verlinkten pedia-Artikel), obwohl, wie jede/r, der mal in einem Fahrstuhl stecken geblieben ist, weiß, Luft nicht in unbeschränktem Maße zur Verfügung steht und dieselbe Luft nicht von mehreren Personen gleichzeitig eingeatmet werden kann. Sei's drum.

(15) In all diesen Bereichen ist der Kapitalismus (bezeichnet oft auch als „Neoliberalismus“) derzeit noch auf dem Vormarsch. Auf der Suche nach Kapitalverwertungs- und Vermehrungsmöglichkeiten treibt es ihn, nachdem er immer wieder neue technologische und auch sozialpolitische Dynamiken entfaltet hat, in der Gegenwart immer stärker dazu, bisherige öffentliche Güter (öffentliche Infrastruktur) und Commons „in Wert zu setzen“, das heißt zu privatisieren, um sie ausplündern zu können. Das betrifft die öffentliche Infrastruktur (Bahn, Gesundheitswesen, Bildungswesen...); es geht aber auch um die Inwertsetzung der biologischen Vielfalt für die Life Science Industry und auch den rein marktwirtschaftlichen Umgang mit Naturzerstörung (CO2-Verschmutzungszertifikate).

(15.1) 25.10.2008, 00:28, Silke Helfrich: Verschmutzungszertifikate sind nicht falsch an sich. Das Problem scheint mir die Handelbarkeit und dass sie -weil eben keiner davon ausgeht, dass die Atmosphäre GEMEINBESITZ ist und das Ganze derzeit nach dem unseligen Grandfathering Prinzip funktioniert- letztlich den Verschmutzern auch noch Gewinne bringen. Es ist so wie mit der Freien Software: Freie Software ist frei, aber nicht kostenlos. Die Nutzung der Atmosphäre ist auch frei (im Sinne von sie muss grundsätzlich jedermann zugänglich sein, aber eben nicht unbeschränkt), aber nicht kostenlos. Die Frage ist, wer zahlen muss! Und derzeit sind es die BürgerInnen - das wird sich aber mit der Einführung der Versteigerung ab 2012 zumindest teilweise ändern.

(16) Nicht ausgenommen ist auch die Sphäre von Information, Wissen und Kultur, bei denen die „Einhegung“ des vorher freien Inhalts als Privateigentum im Interesse der durch kapitalistisches Eigentumsrecht gestützten kapitalistischen Wirtschaft deren eigenste Dynamik nachhaltig zerstört. Solche Zerstörungen bringen nun immer mehr Menschen dazu, sich den kapitalistischen Mächten entgegen zu stellen. Es geht dabei auch nicht nur um den Luxus, sich Filme und Musik kostenlos aus dem Internet laden zu können – es geht um die Erhaltung der Lebensgrundlagen für viele Menschen und damit ums Überleben. Daraus gewinnt die sog. Antiglobalisierungsbewegung ihre Kraft und Dynamik. So vielfältig die Inhalte und die konkreten Kämpfe um den Erhalt oder das Entstehen der Commons auch sind – ihre gemeinsame Richtung ist der Kampf gegen den Kapitalismus, denn dieser bedroht sie existentiell.

(16.1) 25.10.2008, 00:31, Silke Helfrich: "kapitalistisches eigentumsrecht" gibt es nicht, nur Privateigentum und 1000 Formen von Gemeineigentum und nicht definierte Eigentumsrechte. Ansonsten: Ich denke es geht GAR nicht um den Luxus des Kostenlosen. Es geht um Gerechtigkeit!

(16.1.1) Luxus des Kostenlosen, 11.11.2008, 21:43, Christian Siefkes: Der "Luxus des Kostenlosen" macht sicher für viele einen Teil der Faszination aus, egal ob es um Freie Software oder um per Filesharing runtergeladene Filme geht – kein Grund das zu leugnen. Außerdem ist "kostenlos" nur so lange Luxus, wie man Geld hat, sprich nur/höchstens für diejenigen, die selbst eine aktive Rolle im kapitalistischen Produktionsprozess spielen (egal ob als Kapitalist/in oder als Lohnarbeiter/in). Für alle anderen, d.h. für die die für den kapitalistischen Produktionsprozess „überflüssig“ sind, ist die Frage, ob etwas kostenlos (d.h. ohne dass man Geld dafür ausgeben müsste) verfügbar ist oder nicht, kein Luxusproblem, sondern absolut überlebenswichtig.

(16.1.2) Kostenlos ud gerecht, 12.11.2008, 19:33, Stefan Meretz: Erst wenn nichts mehr nichts kostet, geht es auch nicht mehr um den Luxus des Kostenlosen. Und nein: Es geht nicht um Gerechtigkeit, denn die kapitalistische Gesellschaft hat dieses Prinzip grundsätzlich verwirklicht. Auch hier geht es eher um gesellschaftliche Verhältnisse, in denen Gerechtigkeit keine Funktion mehr hat.

(16.1.2.1) Re: Kostenlos ud gerecht, 13.11.2008, 10:23, Silke Helfrich: Stefan: Du schreibst immer wieder erstaunliche Sätze: "Es geht nicht um Gerechtigkeit, denn die kapitalistische Gesellschaft hat dieses Prinzip grundsätzlich verwirklicht." Ich nix verstehen. :-)

(16.1.2.1.1) Re: Kostenlos ud gerecht, 14.11.2008, 11:14, Benni Bärmann: Das hängt natürlich am Gerechtigkeitsbegriff. Wenn Gerechtigkeit bedeuten würde, das jedem nach seinen Bedürfnissen "gerecht" gehandelt wird, ist dagegen nix einzuwenden.

Meistens ist aber mit "gerecht" irgendeine Form von Gleichheit gemeint. (Das ist btw unberührt von der Debatte um Chancen- oder Verteilungsgerechtigkeit) Das ist dann ein Problem, weil Gleichheit Vergleichbarkeit vorraussetzt und damit konkrete menschliche Bedürfnisse über einen abstrakten Maßstab verglichen werden und das ist dann natürlich der Wert (den Stefan kritisiert). In diesem Sinne verwirklicht die kapitalistische Gesellschaft grundsätzlich Gerechtigkeit. Konkret bedeutet das, dass eben alle "gerecht" tauschen und am Ende doch Leute ausgebeutet werden (weil sie gezwungen sind ihre Arbeitskraft zu verwerten).

(16.1.2.1.2) Re: Kostenlos ud gerecht, 14.11.2008, 17:22, Stefan Meretz: Benni hat's schon erklärt. Von mir in anderen Worten: Grundlage des Kapitalismus ist Gerechtigkeit, denn der Warentausch könnte sonst nicht funktionieren. Es handelt sich um einen Äquivalententausch. Der direkte Raub und der Betrug ist die Ausnahme, nicht die Regel, sie erklären die Missstände nicht, obwohl das manche versuchen. Die Herausforderung besteht darin, zu verstehen, dass der Kapitalismus durch Gerechtigkeit -- gerechten Tausch -- Ungleichheit, Ausbeutung und im moralischen Sinne "Ungerechtigkeit" produziert. Hier jetzt "Gerechtigkeit" einzufordern heisst, Eulen nach Athen zu tragen. Du endest dann bestenfalls damit, den Abbau von Handelsbarrieren für Südländer zu fordern, weil Schutzzölle in der Tat im Sinne des Äquivalententausches "ungerecht" sind. Das sieht auch der Neoliberalismus so. -- Gleichwohl weiss ich, dass du Gerechtigkeit im moralischen Sinne meinst, also angesichts von einer Milliarde Menschen, die noch nicht mal genug zu Essen haben usw. Doch hier Gerechtigkeit zu fordern, mutet für mich schizophren an. Was wir fordern müssen, ist die Abschaffung der Gerechtigkeit, und zwar der, die im Äquivalententausch, also generell im Tausch, ihren Kern hat. -- Jetzt verständlicher, warum ich da immer zusammenzucke?

(16.1.2.1.2.1) Re: Kostenlos ud gerecht, 16.11.2008, 16:20, Benni Bärmann: Da muß ich jetzt auch widersprechen. Grundlage des Kapitalismus ist Äquivalententausch und direkter Raub. Das eine bedingt das Andere. Das Verhältnis von ursprünglicher zu "normaler" Akkumulation ist nicht blos ein historisches sondern auch ein logisches. Die normale Akkumulation führt zum Zwang der externen Akkumulation. Diese widerum stärkt die normale Akkumulation. Beide Seiten lassen sich schon ganz vom Anfang des Kapitalismus bis heute beobachten.

Dieses Verhältnis bildet den Kern des Verhältnisses zwischen Kapitalismus und Patriarchat. Für den Commonismus muss sich dieses Verhältnis auflösen.

Peer-Produktion

(17) Der Kampf um die Commons wäre zwecklos, wenn nicht gleichzeitig überlegt und gezeigt würde, wie der Wirtschaftsprozess auf nichtkapitalistische Weise neu organisiert werden kann. Seit Jahrhunderten begleiten den Kapitalismus Versuche, auf humane und ökologische Weise alternativ zu wirtschaften, seit den 70ern des vorigen Jahrhunderts wieder verstärkt in Form von Kommunen u.ä. Diese Ansätze können als erfolgreich eingeschätzt werden, wenn sie in Nischen überleben – aber die kapitalistischen Produktionsweise als Ganzes konnte dadurch nicht beseitigt werden. Auch der Realsozialismus war keine ausreichende Alternative, denn sein Produktivitätsniveau und die Art und Weise der Organisation und Planung der Arbeit war nach dem Erlahmen der Dynamik der extensiv erweiterten Produktion (reine Mengensteigerung) nicht mehr ausreichend wandlungsfähig und fortschrittlich.

(18) Die Freie Software, die von sich aus erst einmal gar nicht anti-kapitalistisch sein will, sondern lediglich der Gefahr entgehen will, dass Software durch einen restriktiven Urheberschutz nicht mehr ausreichend flexibel veränderbar ist, entwickelte eine neue gesellschaftliche Produktionspraxis: Viele Menschen organisierten sich selbst, ausgehend von ihren Bedürfnissen, weltweit und in großem Maßstab, um die Dinge herzustellen und zu nutzen, die sie brauchen. Ganz ohne Geld/Kapital oder zentrale Planung. Natürlich gelingt dies zuerst in einem Bereich, der aufgrund der einfachen Kopierbarkeit nicht ständig wieder Ressourcen braucht, deren Eigentum erst erworben oder erobert werden müsste. Die Basis dieser Praxis ist ein weltweites Kommunikationssystem und die Situation, dass die hierfür nötigen Produktionsmittel, sprich Computer, sich zumeist in privatem Besitz der Beteiligten befinden. Auf diese Weise ist hier die für den Kapitalismus typische Trennung von Arbeitskräften und Produktionsmittelbesitz beseitigt.

(18.1) lediglich der Gefahr entgehen will, dass Software durch einen restriktiven Urheberschutz nicht mehr ausreichend flexibel veränderbar ist, 10.11.2008, 18:39, Christian Siefkes: Das ist ein, aber ja nicht der einzige Grund. Die Betonung, dass man die Software (in Original- oder veränderter Form) auch an andere weitergeben dürfen muss, um "seinem Nachbarn helfen" zu können (Stallman), war ja von Anfang an auch relevant – vgl. Stallman's Vier_Freiheiten. Außerdem könnte man noch die pragmatische Sichtweise nennen, dass die offene Produktionsweise zu besserer Software führt, die typischerweise von den Verfechtern des "Open Source"-Begriffs vertreten wird.

(19) Für eine Ausweitung dieser Produktionsweise auf andere Bereiche gelten die gleichen Voraussetzungen: Es muss die technische Möglichkeit der koordinierten Selbstorganisation vorhanden sein und rechtlich-gesellschaftlich muss das Privateigentum an Produktionsmitteln aufgehoben werden. Mit anderen Worten: die Produktionsmittel gehören in die Hände ihrer Nutzer, sie müssen zu Commons werden. Das heißt nicht, dass der Umgang mit ihnen ungeregelt, im Sinne des „Zugriffs des Stärkeren gegen den Schwächeren“ oder im Sinne der „Tragik der Allmende“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Tragik_der_Allmende) ablaufen würde, sondern es müssen neue gesellschaftliche Formen des Umgangs damit entstehen.

(19.1) 25.10.2008, 00:36, Silke Helfrich: derselbe Punkt wie oben mit der Angel: Gerade sagst Du, dass sich bei der Produktion von Freier Software, die Computer in Privatbesitz befinden (genauer gesagt: Sie befinden sich in Privateigentum!) Es geht nicht um die Computer, es geht um den Code. Der Code, das sind die Fische! Code muss frei sein. Fische müssen gerecht geteilt werden. Nicht der Computer oder die Angel müssen frei sein oder allen gehören. Wenn das gelingt, ist es schön, muss aber nicht. Und oft ist es schief gegangen. Wenn wir damit anfangen, dass alle Produktionsmittel vergesellschaftet werden müssen, haben wir schon verloren. Egal wo Du hinschaust, es gibt Tausende Beispiele des Scheiterns (ich denke z.B. gerade an ländliche Gemeinden in Nicaragua)

(19.1.1) Besitz vs. Eigentum, 11.11.2008, 21:53, Christian Siefkes: Der Computer ist aber nur nominell Privateigentum – das ist die offizielle Rechtsform, die für den praktische Anwendung – nämlich dass der Computer benutzt wird, um Freie Software zu schreiben – überhaupt keine Rolle spielt. Als Eigentum, statt nur als Besitz, nutze ich den Computer erst dann, wenn ich aufhöre, ihn selbst zu benutzen: wenn ich z.B. Rechenzeit auf dem Computer vermiete oder ihn selbst (weiter-)verkaufe. Erst da beginnt die kapitalistische, bzw. warenproduzierende Produktionsweise – und da ist es dann auch vorbei mit der commonsbasierten Peer-Produktion.

(20) Für den Bereich der nichtrivalisierenden Güter wird seit längerem auch die Bezeichnung „Peer-Produktion“ (Benkler 2002 , Bauwens ) verwendet. „Peer“ steht dabei für die Gleichrangigkeit der Beteiligten.

(21) Wie diese Kultur des geld- und tauschlosen Beitragens und Teilens auch für jene Produktionsfelder möglich sein kann, in denen Ressourcen und Güter rival genutzt werden bzw. die durch ihre Stofflichkeit anderen Voraussetzungen unterliegen als die nicht stofflichen, diskutiert Christian Siefkes ausführlich in seinem Buch „Beitragen statt tauschen“ (http://peerconomy.org/wiki/Deutsch).

(21.1) 25.10.2008, 00:37, Silke Helfrich: Wäre dankbar, wenn mir nochmal jemand erklärt, warum das alles geldlos sein muss. Ich hab's wirklich nicht verstanden.

(21.1.1) 25.10.2008, 10:33, Benni Bärmann: Kurzversion: Wegen dem Fetisch.

(21.1.2) 12.11.2008, 19:34, Stefan Meretz: Zweite Kurzversion: Weil es darum geht, nicht mehr zu tauschen.

(22) Auch für viele stofflichen Güter wird es aufgrund von hoher Arbeitsproduktivität und dem natürlichen Bedürfnis vieler Menschen produktiv tätig zu sein, eine Art Überfluss geben, so dass die Nutzung der Güter durch bestimmte Menschen nicht an die Beteiligung dieser Menschen an der Produktion geknüpft sein muss. In der Tendenz wäre es das Ziel der weiteren Entwicklung, alle Bedürfnisse auf diese Weise zu befriedigen. Allerdings wird das nicht auf Anhieb gelingen – sondern eine gewisse Kopplung von Beitrag und Nutzung muss eine ausreichende Beteiligung an der Produktion absichern. Dafür entwickelt Siefkes Methoden, die die Gleichrangigkeit und Selbstbestimmung der Beteiligten nicht verletzen oder gar aufheben (Flatrate, oder neben anderen Methoden Wichten des Aufwands für bestimmte Aufgaben entsprechend der (Un-)Beliebtheit, Aufgabenversteigerung...).

(22.1) Wichten des Aufwands, 10.11.2008, 15:35, Christian Siefkes: "Wichten" hört sich für mich etwas seltsam an. In der deutschen Übersetzung verwenden wir den Begriff "Gewichtung".

(23) Rein technisch wäre eine solche selbstbestimmte Koordination der weltweit vernetzten Produktion auch materieller Güter durchaus möglich. Es stellt sich aber nach wie vor die Frage nach dem Übergang von der durch kapitalistisches Eigentum an Produktionsmitteln geprägten Gesellschaftsform zu einer freien „... Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.“ Die Arbeiterbewegungsstrategie beruhte auf einer Enteignung der Enteigner auf revolutionärem Weg. Neuere Überlegungen gehen eher davon aus, dass eine Enteignung und Verstaatlichung der innerhalb des Kapitalismus erzeugten Produktionsmittel nicht sinnvoll ist, vor allem, weil die Art und Weise der Produktion mit den vorhandenen Produktionsmitteln und ihrer typischen Organisationsweise auf unökologischen Voraussetzungen beruht und zumeist inhumane Arbeitsbedingungen mit sich bringt.

(23.1) 25.10.2008, 00:43, Silke Helfrich: na ja, im Sozialismus haben wir ja auch die Umwelt (natural common pool resources) gnadenlos runtergewirtschaftet. Ich denke, ein vielversprechenderer Ansatz wäre, bei den sozusagen unveräußerlichen Prinzipien der Commons basede production anzusetzen: (Siehe voheriger Absatz) - eben Gleichrangigkeit, Selbstbestimmung, Reziprozität...

(24) Wie bei den bisherigen historischen Zäsuren, den grundlegenden Wandlungen in den Vergesellschaftungsformen, wechseln nicht nur einfach die Eigentümer, sondern die Art und Weise der Wirtschaft selbst verändert ihre Form und damit dann auch die jeweiligen rechtlichen Regelungen. Solche Formen entstehen ansatzweise bereits im Schoß des Alten, quasi als „Keimform“ (http://www.keimform.de) und sie können unter bestimmten Umständen zu den dominierenden Formen gemacht werden. Ich betone hier bewusst den Handlungscharakter („gemacht werden“), denn ohne bewusstes Handeln entsteht die neue Gesellschaftsform auch aus den vorliegenden technischen oder organisatorischen Voraussetzungen heraus nicht automatisch.

(24.1) 25.10.2008, 00:44, Silke Helfrich: super!

Commons-Netzwerke

(25) Das Neue an den gegenwärtig diskutierten Strategien besteht vor allem auch darin, nicht nur zu überlegen, wie die vorhandenen Produktionsmittel enteignet werden können, sondern es wird berücksichtigt, dass sie sowieso ständig neu produziert werden. Die Frage heißt nun nicht mehr nur, wie die kapitalistisch produzierten Produktionsmittel enteignet werden können, sondern wie wir neue Produktionsmittel von vornherein als Gemeinbesitz (Commons) herstellen können und gar nicht mehr in die kapitalistische Profiterwirtschaftungsspirale hineingeben.

(25.1) Enteignung, "Produktionsmittel als Gemeinbesitz herstellen"?, 25.10.2008, 00:46, Silke Helfrich: s.o., auch die Ausdrucksweise "kapitalistisch produzierte Produktionsmittel" ist mir nicht klar.

Free Design

(26) Auch dafür machte Christian Siefkes einen Vorschlag (http://www.keimform.de/2008/09/04/hiddinghausen-talks-1-free-design/#more-714). Es ist denkbar, dass viele von uns, die gute Ideen für die Entwicklung eines Produkts - speziell auch eines Produktionsmittels - haben, zwar nicht gleich eine ganze Fabrik in Gemeinbesitz „hervorzaubern“ können, dass sie aber wenigstens die Ideen, Konstruktionsunterlagen, also das ganze „Design“ öffentlich zur Verfügung stellen und als Gemeinbesitz deklariert werden. Es entstehen bereits „Open Design“-Projekte (http://en.wikipedia.org/wiki/Open_design). Christian will die vorhandenen Projekte nicht ersetzen, verweist aber auf wichtige Prinzipien, die es umzusetzen gilt, wenn wir wirklich etwas Neues entwickeln wollen.

(26.1) Re: Free Design, 10.11.2008, 15:42, Christian Siefkes: Der Link zum Keimform-Artikel sollte einfach http://www.keimform.de/2008/09/04/hiddinghausen-talks-1-free-design/ sein, ohne den more-Marker. Andernfalls zeigt er auf die Mitte des Textes statt auf den Beginn. Das UPset-Projekt ist übrigens mittlerweile etwas überholt, da es mit open-innovation-projects.org seit kurzem eine Sammlung freier Designprojekte geht, die zwar ein bisschen anders ausgerichtet ist, aber doch ähnlich genug, um ein weiteres Projekt unnötig zu machen. In der nächsten Fassung des Textes könnte man also auf die Open-Innovation-Projects-Sammlung verweisen.

(27) Dies sind vor allem Freiheitsprinzipien, wie # die Forderung, dass das Wissen und die Daten frei, d.h. offen im Sinne der „Open Knowledge Definition“ (http://opendefinition.org/) sein sollen. Diese Offenheit (bzw. Freiheit) bezieht sich auf die freie Nutzung, Wiederverwendung und Weiterverteilung. # Außerdem muss die verwendete Software Freie Software sein, # Standards müssen Freie und Offene Standards (http://www.digistan.org/open-standard:definition) sein und # der Inhalt muss in freien Datenformaten (http://en.wikipedia.org/wiki/Free_file_format) gespeichert werden. # Außerdem nennt Christian ein „Unschädlichkeits-Prinzip“: Es sollen keine Designs für Dinge aufgenommen werden, die andere Menschen verletzen können, wie Waffen und es soll auch nichts aufgenommen werden, was eventuell große Gefahren hervorrufen kann, wie Kernenergie.

(27.1) Unschädlichkeits-Prinzip, 10.11.2008, 18:09, Christian Siefkes: "keine Designs für Dinge aufgenommen werden, die andere Menschen verletzen können, wie Waffen" -- genauer: "... die primär dazu gedacht sind, andere Menschen zu verletzen, wie Waffen". (Küchen-)Messer, Sägen und die meisten anderen Werkzeuge können auch Menschen verletzten, wenn man sie auf die falsche Weise benutzt. Trotzdem gehören sie natürlich in eine solche Sammlung.

Commons-Netzwerke

(28) Wir kennen bereits jetzt verschiedene Projekte, in denen Dinge aus dem kapitalistischen Warenkreislauf heraus genommen werden, wie Umsonstläden (http://www.umsonstladen.de/, speziell in Jena: UmsonstTraum Jena: http://www.umsonsttraum.org/) oder auch Versuche, gegenseitiges Tun nicht mehr mit Geld, sondern mit anderen Verrechnungseinheiten zu verrechnen (Tauschringe: http://www.tauschringe.de/).

(29) Dabei ging es aber bisher nicht oder höchstens am Rande um Produktionsmittel und die wichtigsten Güter fürs Leben, sondern um eine Ergänzung dessen, was „normal“ über die kapitalistischen Marktbeziehungen erledigt wird. Beim Übergang von einer kapitalistischen Eigentums- zu einer Gemeinschaftsbesitzordnung muss es aber tendenziell um alle lebenswichtigen Produkte menschlicher Arbeit gehen. Wenn, wie eben geschildert, nach und nach immer mehr zuerst immaterielle, später auch materielle Dinge als Gemeinbesitz (Commons) hergestellt werden, muss auch der Umgang mit ihnen auf andere Weise erfolgen als bisher. Commons-Netzwerke sind dabei, entsprechend einem Formulierungsvorschlag von Christian Siefkes, „lose Netzwerke von Menschen, die auf Gemeingütern beruhen, welche frei geteilt werden und deren Produktion sich aus einem spontanen Prozess der Selbstorganisierung von Bedürfnissen und freiwilligen Beiträgen der Beteiligten koordiniert.“ (http://www.keimform.de/2008/09/08/hiddinghausen-talks-2-commons-network/) Es gibt bereits Bemühungen, mehr und mehr Hausprojekte dem Immobilienmarkt zu entziehen und sich als Bewohner selbst zu organisieren (Mietshäusersyndikat: http://coforum.de/?171). Auch für andere Güter entwickeln sich „Nutzerinnen-Gemeinschaften“ (NutziGems: http://coforum.de/?3082).

(29.1) 25.10.2008, 00:50, Silke Helfrich: Diese Idee, dass Commons based Peer Production bedeutet "etwas als Gemeinbesitz" herzustellen heisst doch nichts anderes als: Das produzierte Brötchen soll allen gehören. Damit fahren wir die Diskussion gleich an die Wand. Ich denke auch, dass ich oben schon ausführlich begründet habe, warum diese Fokussierung auf "Gemeineigentum an Produktionsmitteln" falsch ist.

(29.1.1) Gemeinbesitz, 11.11.2008, 22:04, Christian Siefkes: "Das produzierte Brötchen soll allen gehören" klingt mir nach Gemeineigentum, nicht nach Gemeinbesitz. Wichtig ist, denke ich, dass alle Dinge als Besitz oder Commons produziert werden: das Brötchen, dass ich esse, ist mein Besitz, wenn ich es aber nicht esse, ist es nicht mein Eigentum, dass ich verkaufen kann. Sondern ich verschenke es oder gebe es zur Neuverteilung wieder zurück in den Pool – es ist wieder Commons oder (jemand anders) Besitz geworden.

(29.1.1.1) Re: Gemeinbesitz, 13.11.2008, 09:39, Benni Bärmann: "Wichtig ist, denke ich, dass alle Dinge als Besitz oder Commons produziert werden"

Das wollte ich einfach nur mal hervorheben. Sehr wichtiger Satz!

(30) Die Benutzung der Produktionsmittel und auch ihrer Produkte wird in Commons-Netzwerken nicht mehr als privates Eigentum in die Verfügung eines Eigentümers gestellt, der sie dann kaufen oder verkaufen, vermieten, verpachten usw. kann, sondern es geht um # gemeinsame oder geteilte Nutzung von teilbaren Gütern (gleichzeitige Nutzung oder Nutzung nacheinander (Bücher, Wohnungen...) oder # Offene Produktionsstätten (on-demand-Buchdrucker und Kopierer etc.) oder auch # um Dinge, die als sog. „Floater“ von einem Nutzer zum nächsten wechseln. Offene Produktionsstätten (on-demand-Buchdrucker und Kopierer etc.) oder auch # um Dinge, die als sog. „Floater“ von einem Nutzer zum nächsten wechseln. Wir befinden uns im Übergang von rein immateriellen, z.B. Software- oder Informationsgütern, zu materiellen Hardware-Gütern. Für die immateriellen Güter können wir von Erfahrungen mit Freier Software und Freier Kultur ausgehen; Erfahrungen im Bereich „physikalischer“, d.h. nicht kopierbarer Ressourcen gibt es beispielsweise beim geteilten Zugang ins Internet.

(31) Dafür gibt es Community Networks (http://en.wikipedia.org/wiki/Wireless_community_network), welche über ein „Peering Agreement“ (http://www.freenetworks.org/peering.html) festlegen, wie Computerbesitzer ein Netzwerk bilden, bei dem alle sich gegenseitig Zugang gewähren wobei das Netz es auch verkraftet, wenn einzelne „Knoten“ zeitweilig ausfallen.

PublicPrivate Property

(32) Für geteilte nicht kopierbare Dinge müssen natürlich jeweils besondere Regelungen eingeführt werden, die grundsätzlich von den Nutzerinnen und Nutzern selbst festgelegt werden. Vorschläge, welche Regelungen sinnvoll sind, können aber schon gemacht werden. Für Lizenzen wird gerade das Modell PublicPrivatProperty (PPP: http://publicprivateproperty.org/) diskutiert.

(33) PPP ist wie das Copyleft und Creative Commons ein Versuch, in einer noch durch Eigentumsrechte definierten politischen und wirtschaftlichen Umwelt auf der Basis von rechtlichem Eigentum dieses umzuwandeln in Richtung Gemeinschaftsbesitz- und Nutzung. Dies geschieht durch eine selbst bestimmte Abtretung von Rechten, für die es sehr ausdifferenzierte Möglichkeiten gibt. „Dabei wird das juristische Eigentum selbst erst einmal nicht angetastet. So wie ja auch bei GPL- oder CC-lizensierten Werken das Copyright beim ursprünglichen Autor verbleibt. Dennoch soll es die Möglichkeit geben, durch ein eigenes Lizenzmodul den dauerhaften Verbleib der ehemaligen Ware in PPP zu sichern. In diesem Fall wird dann das Eigentum übertragen an eine Organisation, die die Garantie übernimmt, dass PPP gültig bleibt.“

(33.1) 25.10.2008, 00:55, Silke Helfrich: PPP ist vor allem die total diskredierte Public-Private-Partnership :-), Modell ist spannend, weil es eben vor allem darum geht "den dauerhaften Verbleib der ehem. Ware im PPP abzusichern" - als Zugangs- und Nutzungsrechte aller Anspruchsberechtigten festzuzurren. Auch hier wieder ein Beispiel, wie "Eigentumsrechte" commonsgerecht eingesetzt werden können.

(34) Wie CC bietet auch PPP verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. So kann es eine „Share Alike/Weitergabe zu gleichen Bedingungen“ geben, bei der der Nutzer seine Nutzungslizenz an jemand anders weiter geben kann, wobei er, nachdem er das Gut selbst kostenfrei zugestellt bekam, es auch kostenfrei weiter gibt.

(34.1) 25.10.2008, 00:56, Silke Helfrich: absatz wiederholt sich in 35

(35) Wie CC bietet auch PPP verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. So kann es eine „Share Alike/Weitergabe zu gleichen Bedingungen“ geben, bei der der Nutzer seine Nutzungslizenz an jemand anders weiter geben kann, wobei er, nachdem er das Gut selbst kostenfrei zugestellt bekam, es auch kostenfrei weiter gibt. Quelle: Internet Eine andere Lizenz ist „Return on Demand/Verbleib bis Abholung“, bei welcher der Nutzer das Gut solange behält, bis der Eigentümer oder ein anderer Nutzer es wieder abholt. Wichtig ist die # Gut solange behält, bis der Eigentümer oder ein anderer Nutzer es wieder abholt. Wichtig ist die # „Transitivität“, die absichert, dass Güter, die mit dem PPP-Gut hergestellt werden, auch unter derselben PPP-Lizenz zur Verfügung gestellt werden und # die „Nachhaltigkeit“, nach der etwas, das einmal unter PPP-Lizenz steht, weiter unter der PPP-Lizenz verbleibt.

(36) Regelungen für PPP sollen vor allem Offenheit absichern, z.B. in dem jedes unter der PPP nutzbare Gut im Internet veröffentlicht wird. Die Eigentümer können auch frei entscheiden, ob und wie sie das Gut zur Nutzung weiter geben, andere haben keinen Anspruch auf eine Nutzung, jedoch darauf, dass der Eigentümer offen legen muss, warum er beispielsweise wem den Zugang verweigert. Allein diese Transparenz erleichtert die Verhandlungen. Die Information über die vorhandenen Güter und Abstimmungen erfolgt selbst organisiert und unterliegen keiner zentralen Verwaltung (Peer-Prinzip). Interessant ist, dass jedes PPP-Gut durch die Dokumentation seiner Nutzungsgeschichte quasi digitale „Gebrauchsspuren“ erhält und damit sicher manche spannende Geschichte erzählen kann… (z.B. kann bei Büchern jede Nutzerin reinschreiben, warum sie dieses Buch mehr oder weniger gut findet und weiter empfiehlt oder auch nicht…).

(37) Natürlich sind alle diese Überlegungen noch nicht perfekt, aber sie wollen ja auch von Beginn an so viele Interessierte zur Mitarbeit einladen. Der jeweils aktuelle Stand kann unter http://publicprivateproperty.org/ eingesehen werden.

Was tun?

(38) In der nächsten Zeit wird sich zeigen, welche der sprießenden neuartigen Projekte in diesem Sinne genügend UnterstützerInnen und MitmacherInnen finden und wie sie sich miteinander kombinieren, um Synergieeffekte zu entwickeln. Finden die bereits bestehenden Projekte, wie NutzGems, Umsonstläden usw. Gedanken wie z.B. die PPP-Lizenzen für sich sinnvoll? Oder entstehen eher völlig neue Projekte? Was jede und jeder selbst tun kann, ist deutlich gesagt: # Teile, was Du weißt (Creative Commons, Beteiligung an Free Design-Projekten...) # Teile, was Du hast (und nicht selbst brauchst) # Teile, was Du tun möchtest (beginne ein Projekt oder beteilige Dich an einem)

(38.1) Re: Was tun?, 25.10.2008, 01:00, Silke Helfrich: "Teile was Du weißt..." Das ist super! Ich finde, genau diesen "Geist" der neuen Ökonomie müssen wir beschreiben. So etwas meine ich, wenn ich von Prinzipien (Grundsätzen) rede! Ich bin eigentlich davon überzeugt, dass die utnerschiedlichsten Organisations- und Produktionsformen mit solchen Prinzipien vereinbar sind. Wir sollten uns davor hüten, alles in Schema (z.B. Eigentumsform) F zu pressen. Commons sind bunt.

(39) Die Infrastruktur im Internet, d.h. Plattformen, über die Commons-Güter geteilt werden können, entstehen gerade. Es besteht die Hoffnung, dass die Existenz der Infrastruktur viele Menschen dazu bringt, mehr und mehr produktive Tätigkeiten in diese Netzwerke zu verlegen, statt weiter isoliert vor sich her zu pröbeln oder viele Dinge gar nicht tun zu können. Es funktionierte bei der Freien Software und bei der Freien Kultur. Und das Beste daran ist, dass dadurch ja nicht die alte Art und Weise des Arbeitens nur in neue (Cyber-)Räume verlagert wird, sondern dass ganz neue Dinge, Arbeitsweisen, Bedürfnisse und Fähigkeiten entstehen können und werden. In diesem Sinne ist das „Weggeben“ des eigentlich im Kapitalismus gegebenen Eigentumsrechts (Copyright, Eigentum an bestimmten Dingen) keine Entmächtigung, keine freiwillige Selbst-Ausbeutung zugunsten des Kapitalismus, sondern die Voraussetzung für das Ausbrechen aus Handlungszwängen, für das Betreten kreativen Neulands. Wir haben ja beispielsweise überhaupt noch keine Erfahrungen darin, wie die normale materielle Produktionsarbeit genau so spannend werden kann wie z.B. das Softwareprogrammieren und Freie Kultur zu machen. Es gibt aber wie überall auch hier schon längst Bastler und Freaks (die beispielsweise in der Fernsehserie „Einfach genial“ vorgestellt werden), denen es bisher nur an Vernetzung und Ermutigung mangelte.

(39.1) 25.10.2008, 01:01, Silke Helfrich: statt "Commons-Güter" Gemeingüter

(40) Dass neue Arbeitsweisen, Bedürfnisse und Fähigkeiten entstehen, war auch in der Geschichte der Menschheit immer der Hauptweg, auf dem neue gesellschaftliche Formen des Zusammenlebens und -arbeitens entstanden sind.

(41) Auseinandersetzungen mit Vertretern der alten Produktionsweise bleiben nicht aus. Sie finden gerade derzeit verstärkt statt, denn das Kapital als Selbstvermehrungsmaschinerie ist gerade dabei, viele Bereiche, die bisher noch als Commons erhalten geblieben waren, aufzugreifen um sie profitabel vernutzen zu können. Dagegen gilt es ganz praktisch zu kämpfen. Damit verbinden sich die Interessen und Bedürfnisse jener Menschen, für die noch die ganz grundlegenden Überlebensbedingungen in Frage stehen, die eher im Bereich der Commons für Grund und Boden, Wasser, biologische Vielfalt etc. kämpfen und jener, die in technisch hochentwickelten Bereichen eher an Internetzugang und computerbasierter Vernetzung interessiert sind.

(42) Die globalisierungskritische weltweite Bewegung verstärkt sich seit etwas über 10 Jahren in diesem Sinne und zeigt ihren Widerstand auf vielfältige Weise. Die bisher oft nebeneinander her agierenden Bewegungen ringen um neue Formen, um ihre Kräfte im Kampf zu vereinen, wobei ihre Identitäten nicht aufgegeben werden müssen, sondern indem sie sich durch ihre Spezifik jeweils gegenseitig verstärken. Widerstand und Entwicklung der Alternativen zur kapitalistischen Lebens- und Wirtschaftsweise gehören dabei zusammen.

(43) “If the cell form of capitalism is the commodity, the cellular form of a society beyond capital is the common.” (Nick Dyer-Witherford)


Valid HTML 4.01 Transitional