Home   Was ist ot ?   Regeln   Mitglieder   Maintainer   Impressum   FAQ/Hilfe  

Kostenlose Öffentliche Verkehrsmittel als Beispiel lokaler sozialpolitischer Handlungsoptionen gegen angebliche globale neoliberale Sachzwänge

Maintainer: Michael Grimburg, Version 1, 30.06.2006
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

(1) Die lähmende Aussicht, dass sich die nationale Politik in Zukunft auf das mehr oder weniger intelligente Management einer erzwungenen Anpassung an Imperative der "Standortsicherung" reduziert, entzieht den politischen Auseinandersetzungen den letzten Rest an Substanz.

(2) Jürgen Habermas in "Die Einbeziehung des anderen" 1998

(3) Ich stimme zu, behaupte aber gleichzeitig, dass auch im jetzt herrschenden politischen System mit Mut und Phantasie bei weitem mehr Positives möglich ist. Und dass solche Phantasien, wenn sie wahr gemacht werden, geeignet sind der neoliberalen Hegemonie entgegen zu wirken nämlich:

"Es ist genug für alle da!" statt "Geiz ist geil"

Deshalb zB: Kostenloser öffentlicher Verkehr (ÖV) für ALLE!

(5) Aus gesellschafts-, verkehrs-, politischen, sozialen, ökologischen, noch vielen anderen, aber auch volkswirtschaftlichen Gründen, sollte sich die Stadt Wien ernsthaft überlegen den öffentlichen Verkehr der Wiener Bevölkerung, aber auch allen anderen NutzerInnen wie PendlerInnen, TouristInnen u.s.w. gratis zur Verfügung zu stellen!

Adressat ist die Politik vor Verwaltung, hier natürlich ihr als konstruktive KritikerInnen!

(6) Dieser Verbesserungsvorschlag, richtet sich nicht nur an den Magistrat und die Wiener Linien, sondern auch an die Politik, an Bürgermeister, Sozialstadträtin, Verkehrsstadtrat, Finanzstadtrat, Umweltstadträtin, und Gemeinderat!

(7) Er verlangt die Betrachtung des Ganzen, der positiven Bedeutung und Wirkung des öffentlichen Verkehrs für die Stadt und ihre BewohnerInnen in allen Bereichen des städtischen Lebens.

(8) Der Vorschlag ist alleine aus der Perspektive der Verkehrspolitik betrachtet sinnvoll, wirklich interessant ist aber die Betrachtung der Wirkung auf die Gesellschaft als Ganzes!

(9) Eine Beurteilung aus betriebswirtschaftlicher Sicht der Wiener Linien, würde viel zu kurz greifen, und kann lediglich einen Teilbereich zur Berechnung der betriebs- /volkswirtschaftlichen Einsparungsmöglichkeiten bei den Wiener Linien beitragen.

(10) Die positive Bedeutung des Öffentlichen Verkehrs für die Stadt Wien wird von der Wiener Politik klar (an)erkannt, und deshalb wird der ÖV auch stark subventioniert! Berücksichtigt man alle Kosten die er verursacht, also zu den Betriebskosten die Errichtungskosten aber auch z.B. die Pensionen der ehemaligen MitarbeiterInnen der Verkehrsbetriebe, kommt man zum Ergebnis, dass durch die eingehobenen Tarife nur ein Bruchteil der Gesamtkosten erwirtschaftet werden kann. Das Einheben der Tarife ist aber mit einem beträchtlichem Aufwand verbunden.

(11) Die betriebswirtschaftlichen Kosten des ÖV richten sich nach dem Angebot, eine leere Straßenbahn kostet praktisch gleichviel wie eine volle! Der volkswirtschaftliche Nutzen richtet sich aber nach dem Auslastungsgrad. Je mehr Menschen den ÖV nutzen, desto besser für uns alle. Die optimale Auslastung bei möglichst geringen volkswirtschaftlichen Kosten, erreicht man demnach durch kostenlose zur Verfügung Stellung des öffentlichen Verkehrs.

(12) Volkswirtschaftlich zu rechtfertigen sind Gebühren für öffentlichen Verkehr ausschließlich beim Erreichen technischer Kapzitätsgrenzen, wenn sie zur besseren TeilnehmerInnenverteilung beitragen, zB. wenn Gebühren nur zu Stosszeiten auf überlasteten Linien eingehoben werden, genau das ist aber mit dem derzeitigem System nicht möglich.

(13) Warum sollen die WienerInnen auch für etwas bezahlen, was ihnen schon gehört, wenn dessen Nutzung allen WienerInnen zum Vorteil gereicht! Das "Wiener" von Wiener Linien bedeutet: Linien der WienerInnen, es ist der Genitiv Plural, der die BesitzerInnen anzeigt.

Dann stimmt auch der Slogan: Die Stadt gehört Dir!

(14) (Mit diesem Spruch werben die Wiener Linien)

Verkehrspolitik

(15) Durch eine optimale Auslastung der Öffis profitieren alle VerkehrsteilnehmerInnen auch die AutofahrerInnen, denn je mehr AutofahrerInnen auf die Öffis umsteigen umso weniger Staus gibt es auf den Strassen, da weniger Autos unterwegs sind. Gratis Öffis steigern also die Verkehrsgesamtkapazität ohne Investition in die Infrastruktur. Masterplan Verkehr: Leitlinien der Stadt Wien:

(16) http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/verkehrsmasterplan/positionspapier/leitlinien.htm

(17) daraus zitiert: Nachhaltige Mobilität "wachsende und sozial gerecht verteilte Mobilitätschancen, sinkende Umweltbelastung und Klimaschutz, steigende Verkehrssicherheit"

(18) Keine Maßnahme könnte zur "nachhaltigen Mobilität" mehr beitragen als GRATIS-Öffis!

Umweltpolitik:

(19) Einsparung von direkten Emissionen aus Motoren aber auch indirekten z.B. PM10 aus Wiederaufwirbelung.

Klimapolitik:

(20) Weniger CO2 siehe Klimaschutzprogramm der Stadt Wien; Handlungsfeld Mobilität: http://www.wien.gv.at/umwelt/klimaschutz/klip/mobilitaet/index.htm#massnahmen Derzeit ist es noch nicht möglich CO2 Einsparungen im Verkehrsbereich im Rahmen des Emmissionshandels anrechnen zu lassen, es wäre aber gerechtfertigt und kann sich ändern, wenn Wien sich international dafür einsetzt.

Gesundheitspolitik Verkehrssicherheit

(21) direkt durch weniger Unfälle, aber noch mehr indirekt durch bessere Luft und somit weniger Atemwegserkrankungen.

Sozialpolitik:

(22) Mobilität ist Grundvoraussetzung jeder gesellschaftlichen Teilhabe! Gratis Öffis können den Abstand der sozial schwächsten Schichten zur gesellschaftlichen Mitte erheblich verringern, ohne sie mittels ermäßigungen oder Sozialpässen zu stigmatisieren. Das gilt insbesondere für MigrantInnen und Flüchtlinge.

Gender Mainstreaming:

(23) Es ist bekannt, dass Frauen und Kinder besonders auf den öffentlichen Verkehr angewiesen sind und ihn auch häufiger nutzen als Männer. Gratis Öffis wären eine seltene noch dazu allgemeine Massnahme, die Frauen besonders begünstigt.

Schwelle herabsetzten für Ältere aber auch zB notorische Autofahrer

(24) Viele ältere Menschen (und nicht nur diese) haben Probleme das Tarifsystem zu durchschauen, besonders bei der Bedienung von Fahrscheinautomaten, was eine unnötige Schwelle zum Zugang zur öffentlichen Mobilität darstellt.

(25) Aber auch der typische Autofahrer leistet sich keine Jahreskarte, weil es sich für die Anzahl der Fahrten die er besser öffentlich bewältigt nicht auszahlt. Die Wahrscheinlichkeit, dass er die Öffis wenigstens dann nutzt, wenn es für ihn sinnvoll wäre, sinkt, da ein Einzelfahrschein immer noch mehr kostet als das Benzin, und mit den tatsächlichen Kilometerfahrzeugkosten kalkuliert praktisch niemand. Umgekehrt verhält es sich so, dass ich zB weniger gerne das Rad benutze wenn ich eine Monatskarte gelöst habe, da ich ja auf eine schon bezahlte Leistung verzichte! Das ist auch kontraproduktiv!

Gerechtigkeit

(26) Das Tarifsystem ist verrückt kompliziert, ungerecht und widerspricht dem Gleiheitsgrundsatz: zB. mein Kind wird in eine alternative Schule gehen, die noch kein Öffentlichkeitsrecht besitzt und hat deshalb keinen Anspruch auf Freifahrt! Oder Warum soll ein pensionierter Bankdirektor auf dem Weg zur Oper nur halb so viel für die U-Bahn bezahlen, wie eine Hilfsarbeiterin auf dem Weg zur Arbeit?

Stadtentwicklung, Raumplanung

(27) Gratis Öffis erhöhen den Wert öffentlich gut angebundener Grundstücke und tragen somit zu einer positiven dichteren Bauweise bei, umgekehrt wird das Wohnen in den schlecht (nur mit dem Auto) erreichbaren Gebieten etwas weniger attraktiv!

(28) Öffentliche Verkehrsmittel benötigen geringere Verkehrsflächen, sie verbrauchen weniger Land bei gleicher Verkehrskapazität.

Wirtschaftspolitik

(29) Die Wirtschaft ist auf funktionierende Mobilität angewiesen. Kostenlose Öffis entlasten einerseits die Strasseninfrastruktur vom motorisierten Individualverkehr (MIV), stärken andererseits die Mobilität und damit Flexibilität der ArbeitnehmerInnen. Gesteigerte Lebensqualität macht Wien als Standort noch interessanter, dies gilt im erhöhten Maße für Haedquarters aber auch für Forschung und Entwicklung auf universitärer als auch privater Basis, so können gut bezahlte Arbeitsplätze nach Wien gelockt werden.

Pendlerpolitik

(30) Während die WienerInnen jetzt schon 2/3 des Berufsverkehrs mit den Öffis bewältigen, kommem die PendlerInnen aus dem Umland noch zu 2/3 mit dem Auto. Gratis Öffis könnten dieses Verhältnis stark verbessern. Eine Stadtmaut für Nicht-WienerInnen könnte zusätzlich bewirken, einen Teil der entfallenden Ticketeinnahmen ein zu bringen und einige 2.Wohnsitzer wieder zu WahlwienerInnen machen. Der Finanzausgleich richtet sich nach den gemeldeten Hauptwohnsitzern!

Daseinsvorsorge

(31) Ständig kommen Angriffe auf die Daseinsvorsorge aus Brüssel. Möglichst alles soll privatisiert werden, obwohl die Liberalisierungen aus der Vergangenheit in anderen Ländern insbesondere im Nahverkehrsbereich überwiegend negative Auswirkungen für die Bevölkerungen hatten. Die aus Sicht der EU zu hohen Subventionen für den Wiener ÖV sind ja schon kritisiert worden. Es war zu lesen, dass nur noch Leistungen die kostenlos erbracht werden vor Liberalisierungen sicher sein sollen. Gratis Öffis wären ein deutliches Zeichen gegen die neoliberalen Begehrlichkeiten aus Brüssel.

Nachhaltigkeit

(32) Nachhaltigkeit ist ein schwammiger viel mißbrauchter Begriff, den ich hier in zwei Dimensionen zu kondensieren versuche:

(33) 1. Es ist mit den vorgefundenen Ressourcen so umzugehen, dass nachfolgende Generationen nicht in ihren Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt werden.

(34) 2. Das "Haus" der Nachhaltigkeit ist mittels drei gleichberechtigten Säulen: Soziales, Ökologie und Ökonomie zu errichten!

Kostenloser ÖV als ideales Beispiel für Nachhaltigkeit

(35) Ich behaupte hier, dass GratisÖffis ein nahezu ideales Beispiel echter Nachhaltigkeit abgeben.

Mißbrauchsicher

(36) Warum gerade gratis Verkehrsmittel und nicht andere Bereiche der Daseinsvorsorge kostenlos bereitstellen. Gratisöffis sind auch deshalb so geeignet, weil ein Missbrauch praktisch nicht möglich ist. Die Anzahl derer die zum Spass die Verkehrsmittel benutzen wird sich sehr in Grenzen halten und hauptsächlich auf Touristen beschränken, was nur die internationale Werbewirkung verstärkt.

Tourismuspolitik/Werbung

(37) Gratis Öffis würden zusätzliche Touristen (ohne Auto) nach Wien locken, "Wien wird Sie bewegen; kostenlos" und die Stadt noch berühmter machen, bzw. verstärkt ins Gespräch bringen, und dann würde der nette Spruch "Wien ist anders" einmal richtig Substanz gewinnen!

(38) Es ist auch durchaus nicht ganz unwahrscheinlich, dass die Angelegenheit als "Wiener Modell" diskutiert wird und bei Erfolg hoffentlich NachahmerInnen findet.

Ideeller Nutzen, individuell und kollektiv

(39) Steigerung der persönlichen Freiheit und des Lebensgefühls: "Die Stadt gehört Dir!" Es ist ein gewaltiger auch emotionaler Qualitätsunterschied, ob die Bewegungsfreiheit nicht nur theoretisch, sondern auch tatsächlich praktisch ermöglicht wird. Stärkung des Gemeinschaftssinnes: Gratis Öffis wären ein Statement und Bekenntnis zu unserem gemeinsamen Reichtum, etwas besonderes worauf WienerInnen stolz sein können wie auf das Wiener Wasser. Eine Maßnahme die, wenn sie klug eingeführt wird, identitätsstiftend wirken kann.

Einsparungsmöglichkeiten:

(40) eher beispielhaft als vollständig

Bei den Wiener Linien und VOR (VerkehrsVerbundOstregion):

(41) tausende Entwerter, inkl. Strom Wartungs Entsorgungskosten

(42) hunderte Fahrscheinautomaten, inkl. Strom Wartungs und Entsorgungskosten

(43) Fahrscheinedruck, Entsorgungskosten, aber auch Sicherheitskosten (Handhabung wie bei Bargeld)

(44) freiwerdende Immobilien: öffentliche Vorverkaufsstellen, Kundenzentrum Erdberg, Ausgabestellen für Trafiken, Werkstätten für Entwerter und Fahrscheinautomaten inkl. Lager

(45) Personalkosten: Sämtliches Personal, das bei obigen Punkten eingesetzt wird, kann sinnvoll zur Qualitätssteigerung eingesetzt werden.

(46) Nicht eingespart werden können/sollen die Fahrscheinprüfer (in zivil), da diese auch die Funktion einer im Gebiet verteilten Bereitschaft für unvorhersehbare Zwischenfälle erfüllen. Diese Personen sollten als Aufsichtsorgane erkennbar weiter die Fahrzeuge durchstreifen, was dem Sicherheitsbedürfnis der NutzerInnen engegenkommt.

Volkswirtschaftliche Einsparungen

(47) Sehr wohl einsparbar sind aber Polizei zur Unterstützung bei „Planquadraten“, die wäre sicher sinnvoller einsetzbar.

(48) Zeit und Personalkosten, entstehend durch Magistratsinterne Aufzeichnungen und Abrechnung für Fahrscheine.

(49) Verwaltungs- und Abrechnungskosten durch (SchülerInnen und andere Freifahrten bzw. Unterstützungen)

(50) Gerichts- und Exekutionskosten durch angezeigte SchwarzfahrerInnen, und die Kosten die durch daraus resultierende Zeitverzögerung wichtiger Verfahren entstehen. Aber auch in Einzelfällen die Vermeidung der Existenzgefährdung durch ein Exekutionsverfahren.

Volkswirtschaftlich durch die Einsparung von motorisiertem Individualverkehr (MIV) (Unter der Annahme, dass die Maßnahme eine Verschiebung vom MIV zum ÖV bewirkt!

(51) Eingesparte Staukosten durch weniger motorisierten Individualverkehr (MIV)

(52) Eingesparte Unfallkosten durch weniger MIV

(53) Weniger Schadstoffe(Atemwegserkrankungen) durch weniger MIV

(54) Eingesparte Gesundheitskosten durch weniger Lärm durch weniger MIV

(55) Eingesparte Strassenerhaltungskosten durch weniger MIV

(56) Eingesparte Erhaltungs- Renovierungs- und Anstrichkosten aller Gebäude durch weniger Schadstoffe durch weniger MIV

(57) Eingesparte CO2 Emissionen und damit aktiver Beitrag zum Klimaschutz durch weniger MIV

(58) Werbung, Image, Tourismus, Steigerung der Nächtigungen

(59) Steigerung der Mobilität und somit Flexibilität der im Großraum Wien wohnenden und arbeitenden Menschen, und somit auch eine positive Auswirkung für den Wirtschaftsstandort WIEN.

Entgegnung der wichtigsten Killerphrasen:

„Was nix kostet ist auch nix wert“

(61) In Wahrheit ist es umgekehrt, alles was wirklich wertvoll ist, ist nicht mit einem Preis auszudrücken: Menschenwürde Freiheit Liebe Freundschaft, ein gutes Gespräch, aber auch weniger abstrakte Dinge wie saubere Luft, Gesundheit. Oder ganz konkret: Ist Sex nur wertvoll im Rahmen der Prostitution? Haben unsere Nationalparks keinen Wert, weil wir sie kostenlos betreten dürfen, der Prater die Donauinsel,das Donauinselfest, zig Kilometer kostenlose öffentliche Strände am Entlastungsgerinne aber auch Alte Donau etc.

Das kostet Arbeitsplätze

(62) Arbeitsplätze sind kein Selbstzweck, und es gibt genug sinnvolleres zu tun als Erbsen zu zählen! Wir können doppelt so viel Freude am Leben, mit halb soviel Arbeit haben.

(63) Wenn ich hier Arbeit kritisiere, dann meine ich abhängige Lohnarbeit und nicht jede Tätigkeit. Freiwillige Tätigkeiten alleine oder in Kooperationen sind natürlich zu begrüßen, und können bei Abnahme des Lohnarbeitszwanges leichter entstehen. Selbstverständlich gibt es abseits der Lohnarbeit genug sinnvolles zu tun!

(64) „Es gibt kein Land und kein Volk, meine ich, das dem Zeitalter der Muße und des Überflusses ohne Furcht entgegensehen könnte. Denn wir sind zu lange dazu erzogen worden, nach Leistung zu streben; wir haben nicht gelernt, wie man das Dasein genießt“. (John Maynard Keynes)

Wenn die Öffis kostenlos sind, werden sie die „Sandler“ an kalten Wintertagen zum aufwärmen missbrauchen

(65) Das tun sie jetzt auch, viele in der Hoffnung, dass sie beim Schwarzfahren so oft erwischt werden, bis sie im Gefängnis überwintern dürfen, diese Motivation fällt also weg. Wer sich ungebührlich benimmt, oder dermaßen verwahrlost ist, dass es zB. aufgrund der Ausdünstungen den anderen Verkehrsteilnehmern nicht zumutbar ist, kann jederzeit des Verkehrsmittels verwiesen werden, völlig egal ob er einen Fahrschein besitzt oder nicht.

(66) Ich möchte hier klarstellen, dass ich wirklich nicht eine bereits marginalisierte Menschengruppe, die im Gegenteil auch ausdrücklich vom kostenlosen Verkehr profitieren soll, weiter diskriminieren möchte. Dennoch muss mE auch klar sein, dass gewisse hygienische Mindeststandarts schlicht aus Rücksichtnahme anderen gegenüber einzuhalten sind. Selbstverständlich mindert Verwahrlosung nicht die Menschenwürde, die betroffenen Personen sind natürlich mit Respekt zu behandln, und über die Möglichkeiten zu informieren wo man sich kostenlos waschen und frisch einkleiden kann. Es ist anzunehmen, dass das derzeitige Personal noch Schulungen benötigt um auf solche Situationen angemessen zu reagieren.

(67) Ich möchte aber auch kein Problem konstruieren, das kaum besteht, statistisch gesehen halte ich diese Angelegnheit für nahezu irrelevant. Wenn ich mich als täglicher Nutzer des ÖV einmal im Jahr "genötigt" fühle, den Waggon zu wechseln, ist das kein ernstzunehmender Verlust an Lebensqualität.

Der Preis ist nur wenig ausschlaggebend ob ÖV genutzt wird oder nicht, wird in diversen Studien behauptet:

(68) Mir sind keine Studien bekannt wo abgefragt wurde, ob mehr Menschen den ÖV benutzen würden wenn er gratis wäre, lediglich billiger, was einen großen Unterschied ausmacht. Ferner ist anzunehmen, dass die Scham zuzugeben, dass mensch sich die Gebühren nicht leisten kann das Ergebnis stark verfälscht. Weiters gibt es notorische Autofahrer, die in Wahrheit unter praktisch keinen Umständen auf ÖV umsteigen wollen, für die ist natürlich der Preis die schlechteste Ausrede.

(69) Bestünde tatsächlich kein zusammenhang zwischen Preis und Intensität der Nutzung, könnte man ja die Preise sagen wir vervierfachen, und die Kommunen hätten sanierte Budgets ohne Fahrgastschwund, das glauben nicht einmal die Verkehrsexperten!

Umsetzung muss klug begleitet werden

(70) Vereinzelte Versuche den ÖV freizugeben sind in anderen Städten deshalb gescheitert, weil mit der kostenlosen Bereitstellung eine Verwahrlosung der Infrastruktur einherging. Das muss unbedingt von Anfang an verhindert werden:

ÖV als Juwel der Daseinsvorsorge

(71) Der ÖV muss als Juwel der Daseinsvorsorge für alle verstanden und kommuniziert werden, der gerade deshalb freigegeben wird weil er so wertvoll ist, damit ihn möglichst viele Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten nutzen. keinesfalls darf der ÖV das Immage als Verkehrsmittel für arme Leute bekommen!

Wie kann das erreicht werden?

(72) Der ÖV muss nach der Umstellung mindestens so sauber, pünktlich, und das Personal freundlich sein. Besonders wichtig scheint mir auch, dass das Sicherheitsbedürfnis der NutzerInnen befriedigt wird. Möglicherweise wird es dafür notwendig sein besonders in der Umstellungsphase verstärkt Aufsichtsorgane durch die Verkehrsmittel streifen zu lassen, die auch wenn notwendig ein soziales Verhalten der NutzerInnen einmahnen.

(73) Auch wenn das nicht meinem Menschenbild entspricht, muss ich akzeptieren, dass das "gute Verhalten jedes einzelnen von sich aus" in der Masse kaum zu erwarten ist, und deshalb leider, jedenfalls derzeit ein behavioristisches Korset von Regeln und Sanktionen, sprich: destruktives Verhalten wird bestraft, besonders in der Umstellungsphase benötigt wird.

Öffentliche Güter aufwerten

(74) Ich glaube aber sehr wohl dass ein verstärkter Diskurs über echte Werte ohne Preise zu mehr Verantwortungsbewusstsein gegenüber öffentlichem Eigentum führen kann.

Dissertation

(75) Natürlich ist dieses Thema geeignet eine Dissertation zu verfassen, würde mich freuen, wenn jemand die Idee aufgreift, aber für einen Verbesserungsvorschlag als Diskussionsgrundlage sollte es einmal ausführlich genug sein.

Wunsch zum Schluss

(76) Ich trage diese Idee von kostenlosen öffentlichen Verkehrsmitteln seit sicher 25 Jahren mit mir herum, und bin mir mittlerweile natürlich bewusst, dass es nicht meine Idee sondern eine uralte ist. Ich glaube aber dass die Zeit jetzt reif ist, dass eine reale Chance auf Umsetzung besteht. Deshalb und auch weil ich zugegeben auf meinem Weg zur Überwindung aller Eitelkeiten leider noch lange nicht am Ende angekommen bin :), aber auch weil es mir oft abgeht bei den diversen ot-projekten nicht nur Kritik sondern einfach Zustimmung bekunden zu können möchte ich folgendes abfragen:

(76.1) Re: Wunsch zum Schluss, 30.06.2006, 18:45, monika pfaff: um deinem wunsch zu entsprechen :) imo ist die zeit reif und ich hoffe, dass gratisöv bald eine chance bekommt. gerne bekomme ich infos falls sich in anderen oder auch in wien was tut.

Diese Idee ist der pure Schwachsinn:

Idee OK aber keine Chance auf Umsetzung:

Die Zeit ist reif, kostenloser ÖV hat eine reale Chance:

Wenn weitere Aktionen zu kostenlosen öffentlichen Verkehrsmitteln (Kampagnen, etc.) statt finden möchte ich informiert werden:

Ich unterstütze die Aktion aktiv und schicke den Projektlink mit der Aufforderung den ÖV auch in meiner Gemeinde in: XXX freizugeben:


Valid HTML 4.01 Transitional