Home   Was ist ot ?   Regeln   Mitglieder   Maintainer   Impressum   FAQ/Hilfe  

Ideenskizze des OpenTheory-Projekts

Maintainer: Stefan Meretz, Version 2, 16.01.2000
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

Gründung von offenen Theorie-Projekten

(1) Ich möchte eine Idee zu einem neuen Projekt vorstellen. Sie entstand aus Diskussionen in verschiedenen Mailinglisten, Gesprächen rund um den Linuxtag in Kaiserslautern, Reaktionen auf meine Texte und Vorträge u.a.m. Ich möchte den Diskussionen einen stärker zielgerichteten Charakter verleihen und vor allem dafür sorgen, daß erzielte Ergebnisse auch festgehalten werden. Ich will probieren, ob kollektive Theorie-Entwicklung funktionieren kann.

(2) In Analogie zu Open-Source-Software-(OSS-)Projekten stelle ich mir Open-Theory-(OT-)Projekte vor. Ein OT-Projekt hat

Beispiele solcher freien Lizenzen sind die OpenContent-Lizenz ( deutsche Übersetzung), die Open-Publication-Lizenz ( deutsche Übersetzung) und die GNU Free Documentation License.

(2.1) 07.03.2000, 00:30, Stefan Meretz: Ich habe mich für die GNU Free Documentation License entschieden. Sie bezieht sich zwar auf Software-Dokumentionen, erwähnt aber explizit die Anwendbarkeit auf andere Dokumente.

(3) Der OT-Basistext wird mit dem Ziel diskutiert, Teile des Textes zu verbessern, auszutauschen oder zu ergänzen. Die Diskussionen werden per Diskussionsforum geführt, der jeweilige Textbezug sollte per Zitat deutlich gemacht werden. Die Beiträge werden automatisch mit einer Einrückung versehen und vom Maintainer (zunächst) an die entsprechende Stelle in den Basistext eingebaut. Diskussionen über Diskussionen sind möglich und werden entsprechend weiter eingerückt dargestellt. Das ist so ähnlich wie man es von Mailinglist-Archiven kennt, die Einrückung nur nicht bloß per Subject, sondern per Bezugstext. Ob das zuviel und zu unübersichtlich wird, muß man einfach mal ausprobieren. Nach den bisherigen Beiträgen zum Thema Linux würde ich einschätzen, daß das gut gehen kann. Nach einer gewissen Diskussionszeit faßt der Maintainer die Debatte in einem neuen Release des Basistextes zusammen - und stellt diesen erneut in die Diskussion. Alle alten Stände bleiben offen und für jeden einsehbar (siehe zum Beispiel Version 1 dieses Textes.

(3.1) 17.01.2000, 23:10, Stefan Meretz: Das ist ein Beispiel für einen Kommentar zu einem Absatz. Jeder Kommentar kann selbst wieder kommentiert werden, besitzt also wie die Hauptblöcke einen Kommentar-Link (zunächst hier als Mail-Link realisiert.)

(3.1.1) 10.03.2000, 17:26, Johannes Busse: Das heißt, dass ein Baum von kommentierten Kommentaren entsteht. Haben Projektmitglieder darüber hinaus auch die Chance, gemeinsam an einem Text zu arbeiten, d.h. auch Bestehendes strukturell zu verändern? Oder macht das nur der Maintainer?

(3.1.1.1) 11.03.2000, 11:35, Stefan Meretz: Ich verstehe das 'Kommentieren' als Teil der gemeinsamen Arbeit. 'Kommentieren' klingt vielleicht zu untergeordnet. Strukturelle Veränderungen an einem Text kann man genauso per Kommentar vorschlagen, wie man einen Absatz inhaltlich diskutiert. Sollte es neben den Kommentaren einen Bereich geben, etwa wie "Allgemeines zum Text"? Ich befürchte viele Metadebatten, aber vielleicht sollte man es probieren. Richtig ist, dass der Maintainer jetzt über Struktur und Versionen entscheidet. Jede/r kann sich allerdings selbst zum Maintainer machen, also etwa zum gleichen Thema einen anders strukturierten Text zur Debatte stellen. Dann gibt es eine Art Wettbewerb, wer die spannensten Diskussionen hat, wer die besten Idee hervorbringt usw. - ein Wettbewerb ohne Geldanreiz, sondern einer der inhaltlichen Qualität. Ich habe aber auch schon den Vorschlag bekommen, eine Maintainerschaft aus mehreren Personen möglich zu machen. Programmers job...

(3.2) 27.03.2000, 18:01, Stefan Merten: Was mich an der bisherigen (technischen) Realisierung ein bißchen stört, ist, daß KommentiererInnen gezwungen sind, sich auf die vorgegebene Granularität des Textes zu beziehen. Ich fände es wünschenswert, wenn es möglich wäre, sich auf beliebige Textpassagen - z.B. auf einzelne Sätze - zu beziehen. Mindestens auf der Web-Site sollte das ja gehen. Würde wohl auch die Nummerierung der Absätze obsolet machen, die ich sowieso ein bißchen willkürlich und problematisch finde.

(3.2.1) 30.03.2000, 12:37, Stefan Meretz: Stört mich auch, aber hast Du eine andere Idee? Und wie man die technisch umsetzen - auch als Weboberfläche - kann? Du sagst das so locker flockig... Man müsste einzelne Sätze abspeichern, um die dann kommentierbar zu machen. Aber wie picke ich die als KommentiererIn heraus? Du müsstest an jeden Satz einen Kommentarlink hängen.

(3.2.1.1) Content-Indizierung, 16.12.2000, 00:24, Marc Lustig: Geht das Problem nicht sogar noch weiter: ist es nicht oftmals sogar wünschenswert, einen bestimmten Ausdruck zu hinterfragen und sich also explizit auf diesen zu beziehen ? Also: warum wird nicht jedes Textelement als solches in der Datenbank indiziert ? Paragraph, Absatz, Wort. Zudem sollte es auch mögich sein, Web-Objekte einzubinden, d.h. Grafiken und evtl. interaktive Schaubilder. Gerade letzteres scheint mir essentiell für eine dynamische Theoriebildung.

(3.2.1.2) Content-Indizierung, 23.03.2001, 15:18, Stefan Meretz: Stefan Merten schrieb über die Mailingiste:
> Für den Kommentarlink hätte ich sogar eine Idee: Den könntest du
> grundsätzlich hinter ein schließendes Satzzeichen oder ein notfalls
> hinzugefügtes Blank legen. Stört nicht und kann leicht genug erläutert
> werden um praktikabel zu sein.

Hatte ich auch schon überlegt, nur leider gibt es viele Ausnahmen, bei denen schliessende Satzzeichen auch sonst verwendet werden z.B. bei zum Beispiel mitten im Satz usw. Über Ausnahmelisten ist das auch nicht einfangbar, da z.B. das usw. am Ende des letzten Satzes wirklich den Satz abschliesst (das Punkt hat sozusagen eine doppelte Funktion). Und Marcs Idee (Abs. 3.2.1.1) geht da ja noch weiter (Indizierung jedes "Content-Atoms": Wort etc.).

(4) Jede/r kann einen neuen OT-Basistext erstellen und damit ein neues OT-Projekt begründen. Das kann z.B. passieren, wenn ein anderer Basistext grundsätzlich in Frage gestellt wird (OSS-Analogie: code fork, die Aufspaltung der Programmentwicklung in zwei Richtungen). Ein OT-Projekt funktioniert, wenn genügend Leute mitmachen, das wird sich einfach zeigen. Der Maintainer hat folgende Aufgaben:

Dazu mehr im Einzelnen.

Moderation des Diskussionsprozesses

(5) Moderation ist keine formale, sondern eine inhaltliche Tätigkeit. Formal wäre etwa eine Mailingliste, bei der jeder Beitrag erst vom "Moderator-Zensor" gesichtet, begutachtet und dann freigegeben wird. Das genau will ich nicht. Inhaltliche Moderation zeichnet sich aus durch

(6) Das kann eigentlich jede/r machen, egal ob Maintainer oder nicht. Der Maintainer hat gegenüber dem Projekt jedoch eine gewisse Verpflichtung, die Moderatorenrolle auch wahrzunehmen. Tut er/sie das nicht, wird das Projekt schnell versanden. Im Unterschied zur klassischen Moderatorenrolle ist ein/e Moderator/in im OT-Projekt nicht neutral. Er/sie hat eine inhaltliche Position, vor allem aber ein klares Erkenntnisinteresse. Es geht dabei nicht um "Rechthaben" oder andere Profilierungsmöglichkeiten auch Kosten anderer - so ein Projekt kann gleich dichtmachen. Im OT-Projekt (wie im OSS-Projekt) sind Maintainer und Projektbeteiligte strukturell in einer Win-Win-Situation. Profil(ierung) kann nur eine inhaltliche Qualität sein und niemals auf Kosten anderer stattfinden. Entweder das ganze Projekt gewinnt ein Profil, oder eben nicht. Die inhaltliche Moderation eines (Diskussions-)Prozesses ist damit eine sehr wichtige und schwierige Aufgabe.

(6.1) 20.03.2000, 13:09, Torsten Wöllert: Einverstanden. Kennt der Moderator alle Projektmitglieder, also auch die, die sich noch nie aktiv an der Diskussion beteiligt haben?

(6.1.1) 21.03.2000, 00:06, Stefan Meretz: Nein. Wäre was für den Wunschzettel: Eine Funktion zur Abfrage der Mitglieder wie man sie von manchen Mailinglisten kennt. Sollte dann aber allen Projektmitgliedern offenstehen.

(6.1.1.1) 27.03.2000, 18:05, Stefan Merten: Nochmal Technix: Schließe ich aus diesem Satz und anderen Wahrnehmungen richtig, daß ihr keine Mailing-Listen-Software - z.B. majordomo - einsetzt?

(6.1.1.1.1) 30.03.2000, 12:40, Stefan Meretz: Korrekt, alles handmade. War viel einfacher zu realisieren, da alle Projektmitglieder in der Datenbank liegen und leicht eine Mail bekommen können.

(6.1.1.2) Projektmitglieder, 11.07.2000, 20:07, Karl Dietz: Ich würde es auch gut finden, wenn man als Projektmitglied die anderen wüßte. Das würde die Anonymität verringern. Gruesse, Karl

Release neuer Basistext-Versionen

(7) Wie im OSS-Projekt die Fehlerkorrekturen so verbessern im OT-Projekt die Diskussionsbeiträge den Basistext. Zwar gibt es im OT-Projekt kein hartes Qualitätskriterium wie die Lauffähigkeit von Software, aber umgekehrt ist jede bloß lauffähige Software nicht gleich qualitativ hochwertig, elegant, schlank etc. Hat sich eine Diskussion nach einer gewissenen Zeit "gesetzt", kann es sinnvoll sein, die bisherigen Ergebnisse zusammenzufassen und als neues Release des Basistextes zu veröffentlichen. Neue Kommentare etc. beziehen sich dann auf den neuen Text. Neue Releases sind Entscheidungen des Maintainers.

Entscheidung über die Aufnahme neuer Textfeatures (neuer Subthemen)

(8) Jede Diskussion verästelt sich in viele Aspekte, Dimensionen etc. Neue Analogien und Metaphern werfen neue Fragen nach der Gültigkeit der Metaphern auf usw. Nicht jedes Ästchen ist in einer Diskussion sinnvoll. Wenn sich aber herausstellt, daß ein bestimmter inhaltlicher Aspekt des Hauptthemas gesondert diskutiert werden muß, dann ist es die Aufgabe des Maintainers, das zu Erkennen und in einem Subtext zur Debatte zu stellen. Das Ziel solcher Subtexte ist ihre Reintegration in den Haupttext mit dem nächsten Textrelease. Sollte das nicht möglich sein, etwa weil das Subthema sich zu einem eigenständigen großen Thema auswächst, dann eine Aufteilung des Projekts angezeigt. Das sollte aber selten der Fall sein. Günstiger wäre es, Subthemen weiter beim Projekt laufen zu lassen - ggf. per Arbeitsteilung von anderen (Sub-)Maintainern betreut. Auf diese Weise sollten auch sehr große Projekte handhabbar bleiben.

(8.1) 20.03.2000, 13:01, Torsten Wöllert: Wie sollte man sich das technisch/organisatorisch vorstellen? Kann der Moderator einen Basistext in voneinander unabhängige Teile aufspalten, die dann einzeln leichter zu bearbeiten sind, oder muss man für jeden Teil ein gesondertes Projekt einrichten, so dass u.U. schnell der Überblick verloren geht? Gibt es ggf. eine Begrenzung der Anzahl unabhängiger Textteile?

(8.1.1) 21.03.2000, 00:19, Stefan Meretz: Die Aufteilung von Projekten in Subprojekte macht da Sinn, wo wirklich eine Menge von Diskussionsfäden parallel bestehen (ist im Moment ja eher noch nicht so der Fall;-)). Bei Deinem Enzyklopädie-Projekt kann ich mir das z.B. gut vorstellen, da es mit den Begriffen ja auch viele abgegrenzte Themen gibt. Für den Überblick kann ich mir vorstellen, dass man in Zukunft sowas wie "Themen" oder "Bereiche" oder etwas anderes Zusammenfassendes hat, unter dem die (Teil-)Projekte laufen - müsste aber noch entwickelt werden. Andere Ideen? Ist nicht so brennend aktuell im Moment. Eine Begrenzung der Anzahl der Textteile gibt's logisch nicht, physikalisch irgendwann schon;-)

(9) Ein OT-Projekt läuft unter der OpenContent-Public-License oder der Open-Publication-Lizenz. Ich bin da noch unentschlossen. Beide lehnen sich an die GNU GPL an und gewährleisten, daß

Obwohl nicht mit Software völlig vergleichbar, sind die Lizenzen m.E. geeignet, einen Prozeß der offenen Theorieentwickung zu befördern. Wer Lust hat, kann mit der Verteilung der Texte auch Geld verdienen. Wichtig ist, dass der ursprüngliche Text und die ursprünglichen Autor/inn/en erkennbar bleiben und Modifikationen benannt und datiert werden. Die Open-Publication-Lizenz ist hier eindeutiger, sie verbietet jedoch nicht eindeutig den Wechsel der Lizenz. Aktuell arbeiten die Leute um Richard Stallman und die Free Software Foundation an einer DGPL: Document General Public License. Die Auswahl der richtigen Lizenz wird also noch etwas dauern.

(9.1) 12.03.2000, 20:38, Heike Schwarze: Hier schreibst Du, dass ein OT-Projekt unter der OpenContent-Public-License oder der Open-Publication-License läuft. Weiter oben (Absatz 2.1) entscheidest Du Dich für die GNU Free Documentation License. Die beiden oberen lehnen sich zwar an die GFDL an, aber es gibt ja schon Unterschiede. Welche gilt denn nun für dieses Projekt? Und was ist, wenn die DPGL fertig ist? Wird sie dem Projekt einfach übergestülpt? Dann wäre der dritte angesprochene Punkt (die Lizenz darf nicht verändert werden) hinfällig. Außerdem wäre für mich (vielleicht auch für andere) eine Übersetzung der GNU Free Documentation License hilfreich.

(9.1.1) 13.03.2000, 08:01, Stefan Meretz: Du hast Recht, Absatz (2) und (9) sind widersprüchlich, sorry. Mein Kommentar (2.1), in dem ich schreibe, dass ich mich für die GNU Free Documentation License für ot entscheide, müßte hier in Abs. (9) auch eingebaut werden. Ziehe ich in einer neuen Version des Textes glatt. Ja, eine Übersetzung der Lizenz ins Deutsche wäre sehr prima, vielleicht findet sich da jemand im Projekt?

(10) Jedes OT-Projekt hat sein eigenes webbasiertes Diskussionsforum und eine eigene Mailingliste. Ich würde aber vorschlagen, für alle OT-Projekte eine gemeinsame Mailingliste zur Kommunikation zwischen den Projekten und über die Erfahrungen einzurichten. Neu zu gründende Projekte werden automatisch nach dem Ausfüllen eines entsprechenden Webformulars generiert.

(10.1) 20.03.2000, 13:06, Torsten Wöllert: Ist man automatisch in der projektspezifischen (projekt00x@)und der allgemeinen (debate@) Mailingliste eingetragen, wenn man sich bei einem Projekt eingetragen hat?

(10.1.1) 21.03.2000, 00:24, Stefan Meretz: Nein, das schafft wohl im Moment etwas Konfusion. Ich will nach der Umstrukturierung (war eine Mail über ot-debate - siehste, jetzt weiss ich nicht, wer die kennt...) alle Seiten und allgemeinen Listen als Projekte laufen lassen. Davon wird dann eben ein Projekt - vielleicht weiter Initial - das sein, wo es ganz allgemein um ot selbst geht. So ist das irgendwie doppelt gemoppelt...

(11) Gesucht: Hacker, die einen datenbankbasierten HTML-Seiten-Generator schreiben. Das Programm erzeugt anhand einer festzulegenden Syntax (Absatznummern oder so) eingerückte Kommentartextblöcke an der entsprechenden Stelle des Basistextes mit neuen Sub-Absatznummern. Auf diese Weise könnte das Kommentieren von Texten automatisiert werden. Außerdem müssen automatische Generatoren für die Einrichtung neuer Projekte und ihrer Mailinglisten entwickelt werden. Keine kleine Sache!

(11.1) 10.05.2000, 23:58, Ano Nym: Wie funktioniert das denn momentan ?

(11.1.1) Hacker, 11.05.2000, 07:34, Stefan Meretz: Ahem, auch hier ist der Text nicht mehr aktuell: Die Anforderungen des Absatzes (11) (HTML-Generator, Kommentarblöcke etc.) sind im Prinzip alle schon erfüllt. Daneben haben sich aber inzwischen zahlreiche neue Anforderungen ergeben, siehe Projekt Todo_and_Bugs. Sonst guck' auch mal ins Dev-Projekt, wo die Technik ein wenig beschrieben ist.


Valid HTML 4.01 Transitional