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Krieg dient der Durchsetzung Polit-Ökonomischer Interessen - Frieden auch!

Maintainer: Sergej Netschajew, Version 1, 10.03.2003
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

Krieg dient der Durchsetzung polit-ökonomischer Interessen - Frieden auch!

(1) Die Proteste und der Unmut gegen den (drohenden) Irak-Krieg, als Ausdruck der Ablehnung von systematischer Gewalt gegen Menschen, finden die VerfasserInnen dieses Textes äußerst sympathisch. Trotzdem gibt es einige Fehlvorstellungen und Irrtümer bei den KriegsgegenerInnen, welche wir im folgenden Text aufgreifen und kritisieren wollen.

"Sperrt den deutschen Luftraum!" ...

(2) ... aber auch "Für ein NEIN Deutschlands im UN-Sicherheitsrat!": Dies sind Forderungen, mit denen weite Teile der KriegsgegnerInnen auftreten. Auffällig ist dabei, dass diese sich offen positiv auf den deutschen Staat zur Verwirklichung von Frieden berufen. Jedoch hat eben dieser Staat im Jahre 2001 gegen Afghanistan und 1999 gegen Serbien mit der gleichen, demokratisch legitimierten Regierung Krieg geführt. Dies dürfte den KriegsgegnerInnen durchaus noch in Erinnerung sein. Warum sind Gerhard Schröder (SPD) und Joschka Fischer (B´90/Grüne) seit der Toten durch die Bombardements in Kabul und Belgrad Freunde des Friedens geworden?

Was hinter den medial wirksam präsentierten Friedensparolen von Frankreich, Belgien und Deutschland gegen die Kriegspläne der USA steckt, ist nicht pazifistischer Absicht. Der Grund, warum die drei EU-Staaten und Russland gegen die USA friedlich in Stellung gehen, liegt in ihren politischen Interessen im Nahen Osten, welche eben mit denen der USA nicht identisch sind. Während die USA im Irak eine US-freundliche Regierung installieren wollen, um ihre Interessen zu wahren, ist die derzeitige Regierung im Irak für die Interessen der deutsch-französischen Achse durchaus passabel.

(2.1) Re: "Sperrt den deutschen Luftraum!" ..., 10.03.2003, 16:18, Bernd vd Brincken:
Eine Sache wird aber nicht allein deshalb falsch, wenn sie auch von falschen Leuten vertreten wird.

(2.1.1) Re: "Sperrt den deutschen Luftraum!" ..., 11.03.2003, 00:59, Sergej Netschajew: Sie wird aber dadurch problematisch und ist zu reflektieren, zumindest von einem Individuum, welches an Aufklärung und Kritik interessiert ist. Dass dies nicht der Fall ist, bei Teilen der Friedensbewegung, sollte an solchen Dingen wie Deutschland-Fahnen, "Weiter so Joschka, Gerd..." Sprüchen klar sein. Hier schreien Untertanen nach richtiger Regierung, nicht nach Emanzipation!

(2.1.1.1) Re: "Sperrt den deutschen Luftraum!" ..., 12.03.2003, 17:47, Bernd vd Brincken:
Die Unterstützung für die Regierung bezieht sich hier _eben nicht_ auf Regierung an sich, sondern auf _diese_ spezielle Regierung in _dieser_ speziellen Sache.
Das sieht man auch sehr schön an den Umfragen: Krieg wird mehrheitlich abgelehnt, SPD aber auch "abgewählt". Also, wenn hier sogar eine "öffentliche Meinung" differenzieren kann, warum nicht wir (bzw. der Autor)?

(2.1.1.1.1) ... wenn hier sogar eine "öffentliche Meinung" differenzieren kann ..., 28.03.2003, 13:29, Chen Po-Ta: Die öffentliche Meinung kann sogar sehr gut differenzieren. Vielleicht ist das aber auch eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Als Jugoslawien 1999 bombardiert wurde, war Deutschland mitsamt seiner grünroten Regierung (seit den chauvinistischen Bewegungen in Slowenien, aber v.a. Kroatien und Bosnien übrigens schon) treibende Kraft. Westliche Staaten wie die USA, Frankreich etc. (aber auch Rußland) haben vor einer Zerspaltung des Staats gewarnt, während Deutschland konsequent das Banden- und Volkstumswesen (Tudjman, UCK) völkisch-ideologisch und bald auch finanziell und militärisch unterstützt hat. Der sentimentale Sinnspruch "War is not an answer" war damals nicht zu hören. Es ging, wie auch heute, höchstens darum, auf welche Seite man sich im bereits angezettelten Krieg stellt. Auf die Seite des aufklärerischen Universalismus oder aber auf die Seite des Völkischen, des Religiösen, des Kleingeistigen, des Wahnsinnigen ... Das macht vielleicht klar, warum es jetzt auf ein mal der Kriegsgegner so unerwartet viele sind: nicht die Völkische Seite hat den Krieg erklärt, sondern die der Alliierten.
Wie viele Menschen hierzulande wirklich was gegen antisemitisch-islamistische Mordbrennerei haben, hat man ja nach dem 11. September 2001 gesehen. Gab es nach dieser Kriegserklärung hier Demonstrationen? Nein. Höchstens gegen die Angegriffenen ... (würg/spei)

(2.1.1.1.1.1) Re: ... wenn hier sogar eine "öffentliche Meinung" differenzieren kann ..., 03.11.2003, 02:18, Bernd vd Brincken:
Ob das nun ein "Banden- und Volkstumwesen" war, weiss ich nicht, aber korrekt: Sowohl Genscher (frühe Anerkennung) als auch Fischer (Bomben für Menschenrechte) haben sich in Jugoslawien dumm verhalten.
Und nein, ich wollte keinesfalls die öffentliche Meinung idealisieren.
Es ging mir überhaupt nicht um Ideale o.ä., sondern nur um die konkreten Demonstrationen zur konkreten Lage.

(2.2) Re: "SPQR im deutschen Luftraum!" ..., 20.03.2003, 01:21, Uwe Berger: Senat&PopuloQuaRoma, aber E=mc², inFormNation: Wir haben noch nicht die Möglichkeit der Durchdringung von Geist/Seele/Information/Liebe verwirklicht. Die Immatriellen Wirksamkeiten werden noch als Verlängerung des Körperlichen mißbraucht - zur Verdrängung. Das ist DUMMHEIT. Das Eindringen in den Luftraum entspricht bei den Schnecken der Fortpflanzung: große befruchten kleine mit ihren "Liebespfeilen" zu Tode. So machen sich unsere "Großartigen" selbst zur Schnecke. Und wir bringen sie zur Strecke, das ist das a und o. Schließlich haben wir das Jahr der Bibel. Im übrigen wurde Babylon schon 105(einhundertundfünf)mal in den letzten 6000 Jahren zerstört. J.ulius Ch.aesar und sein Sohn und die ägyptische JenseitsTHEOrie (eine regelrechte Höllenmaschine!) lassen nun den brennenden Bus(c)h seine neuen Gesetze verteilen. Wieder wird es ein Mosaisches Mosaik und ein Scherbengericht. (Moses - Sohn, Cosmos und Osmose). Letztens war ein foto in der Zeitung mit WTC im Hintergrund und einem "flying dutch supergirl" im Anflug: das ist Mytos und Propaganda, ...das ewig weibliche zieht uns hintan ;)

(2.2.1) Re: "SPQR im deutschen Luftraum!" ..., 20.03.2003, 20:40, Sergej Netschajew: kopfschüttel*

Wenn ich esse, wirst Du nicht satt!

(3) Nationalstaaten handeln nämlich nicht, wie in politischen Sonntagsreden immer wieder formuliert, "als Verbündete" oder in "(deutsch-amerikanischer, deutsch-französischer) Freundschaft", sondern stehen in Konkurrenz zueinander. Sollten wirklich einmal Bündnisse von Staaten entstehen, so geschieht dies nicht aus Zuneigung, Nächstenliebe oder "Völkerfreundschaft" dem anderen Nationalstaat gegenüber, sondern aus reinem Eigeninteresse. Die staatliche Konkurrenz ist ein Resultat aus der Verwaltung der menschlichen Konkurrenz. Diese ist notwendiges Beiwerk seit der Entwicklung des freien Warenverkehrs im 17. und 18. Jahrhundert in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika. Während vorher in feudaler Subsistenzwirtschaft gesellschaftlich notwendige Güter produziert wurden, organisieren sich die Menschen bis heute ihr gesellschaftliches Zusammenleben in freier Konkurrenz.1 Im Rahmen dieses freien Warenverkehrs ist dabei der individuelle Vorteil des Einen der Nachteil anderer Menschen ("Wettbewerb"). Dies wird beschönigend freie Marktwirtschaft genannt und dem ist jedes Individuum unterworfen. Der unbegrenzte Vorteilsdrang der warenproduzierenden und -tauschenden Individuen kann zu Verhaltensweisen führen, die dem Tausch (Gleiches für Gleiches) entgegenstehen (wie z.B. Diebstahl, Betrug etc.). Es wird deshalb eine Organisation notwendig, welche Verhältnisse schafft, in denen der Warenverkehr ungestört funktionieren kann. Diese Verwaltung der Warenverhältnisse muss die freie Konkurrenz ermöglichen, also gesetzlich festschreiben und mittels Gewalt durchsetzen. Der beschriebene Verwalter dieser zurichtenden Konkurrenz ist der moderne Nationalstaat, dessen (eventuell gewählte) VertreterInnen wiederum ihre nationalen Interessen gegen die anderer Nationalstaaten durchsetzen wollen. Dies ergibt sich notwendig aus folgendem Zusammenhang: Ein florierender Warenhandel ist für den ihn verwaltenden Nationalstaat von Vorteil, denn so kann die weitere Organisation der betreuten Verhältnisse gelingen. Der durch die Konkurrenz gesetzte Zwang zur permanenten Steigerung des eigenen Gewinnes führt die warenhandelnden Individuen dazu, über den "eigenen" Nationalstandort hinaus profitable Geschäfte zu betreiben. Dies wird notwendig, da die eigene, stetig gesteigerte Produktion nicht endlos Absatz findet (Konsumtion). Expansion und gewinnbringende wirtschaftliche Kontakte zu den ökonomischen VertreterInnen anderer Nationalstandorte gewährleisten also eine bessere nationale Volkswirtschaft: Durch Steuern, die in Zeiten eines wirtschaftlichen Hochs vermehrt fließen, wird für die weitere Existenz des Verwalters gesorgt. Daraus folgt als Konsequenz für den Nationalstaat, profitable Geschäfte nicht nur nach innen, sondern auch nach außen zu verwirklichen.

(3.1) Re: Wenn ich esse, wirst Du nicht satt!, 10.03.2003, 16:33, Bernd vd Brincken:
Das Gegensatzpaar Freundschaft - Konkurrenz sowie die Reduktion auf den Warenhandel greifen hier zu kurz.
Ein Staat ist ja kein natürlicher Körper, sondern ein Konzept, das per se schon mehrschichtig angelegt ist. Daher können auch Beziehungen zwischen Staaten nur mehrschichtig verstanden werden.
Und natürlich beruht Wertschöpfung nicht nur auf "freiem Handel", sondern genauso auf kultureller Differenz, ohne die Produkte austauschbar und damit wertlos(er) werden.
Andernfalls müsste es im Interesse "des Kapitals" sein, nur mehr wenige grosse Weltkonzerne entstehen zu lassen. Sicher glaubten auch viele Protagonisten der Wirtschaft an diese einseitige Ideologie, wurden aber durch die Praxis widerlegt - die "Fusionitis" funktioniert schon ökonomisch nicht.
Also wäre auch eine rein ökonomische Optimumstrategie (wenn es also keine regionalen / nationalen "Leidenschaften" gäbe) darauf angewiesen, eine Balance zwischen Funktionsoptimierung (mehr Austauschbarkeit) und kultureller Differenz = Identität (nicht-Austauschbarkeit) aufrecht zu erhalten.

(3.1.1) Re: Wenn ich esse, wirst Du nicht satt!, 11.03.2003, 01:02, Sergej Netschajew: "Das Gegensatzpaar Freundschaft - Konkurrenz sowie die Reduktion auf den Warenhandel greifen hier zu kurz. Ein Staat ist ja kein natürlicher Körper, sondern ein Konzept, das per se schon mehrschichtig angelegt ist. Daher können auch Beziehungen zwischen Staaten nur mehrschichtig verstanden werden." Deshalb bleibt die Konkurrenz bestehen. "Und natürlich beruht Wertschöpfung nicht nur auf "freiem Handel", sondern genauso auf kultureller Differenz, ohne die Produkte austauschbar und damit wertlos(er) werden." Es geht zunächst um die Verwertbarkeit und wie das genau abläuft, also welche ideologischen Konstrukte bzw. Realitäten wie "Kultur" eine Rolle spielen, ist unerheblich. Was hat das mit "Weltkonzernen" zu tun? Kapier ich nicht.

(3.1.1.1) Re: Wenn ich esse, wirst Du nicht satt!, 12.03.2003, 18:01, Bernd vd Brincken:
"Verwertbarkeit" - ok, aber wie "läuft das ab", wie entsteht "Wert"? - Wert wird eben nicht "objektiv", etwa aus: "Rohstoffpreise plus Arbeitskosten plus Gewinn" ermittelt, sondern aus einem Rückkoppelungsprozess, bei dem Kultur notwendig ist.
"Kultur" heisst hier erst einmal einfach nur: Nicht-Funktion.
Wenn Kultur im Verwertungs- oder Wertschöpfungs-Prozess ausschaltbar wäre, dann - ja dann wären eben die Fusionsvisionen der übernationalen Konzerne aufgegangen, die "economy of scale" hätte alles andere erschlagen - auch nationale Grenzen. Hat es nicht, der Lernprozess hat stattgefunden und findet weiter statt, nur dass er, sorry, nicht die "Widersprüche des Kapitalismus" markiert, sondern die Widersprüche einer Funktionsideologie, die von Wirtschaftswissenschaftlern genauso wie von Kapitalismuskritikern (wie hier) jahrzehntelang lustig aufrecht erhalten wurde.
"Communism and Capitalism are today pure Romanticism" (Andreji Chlobystin, Petersburg).

(3.1.1.1.1) "Kultur" vs. Kapitalismus, 28.03.2003, 13:47, Bertrand Klimmek: Hier spricht offenbar ein Anhänger des sog. Dritten Weges jenseits von Kapitalismus und Kommunismus (b.t.w.: man kann sich anhand der Geschichte des 20. Jahrhunderts einmal beschauen, was als Drittes ausprobiert wurde ...). Es ist nicht wirklich schlüssig, daß ausgerechnet Kategorien wie "Kultur", das "Nichtfunktionale" das Kapital am Prozessieren hindern sollen. In Konkurrenz zu vorkapitalistischen Produktionsweisen (oder was soll "Kultur" euphemistisch bedeuten?) ist der Kapitalismus allemal effizienter, sonst hätte er sich nicht längst (!) global etabliert. Die hier affirmierten "kulturellen" Grenzen des Kapitals sind insofern eher die Bornierungen, die ein romantischer Ethnizismus (=Kulturalismus) der universellen Rationalität auferlegt.
Ich meine, 3.1.1.1 klingt wie eine postmodern-originelle Theorie aus einem bürgerlichen Feuilleton, wo man ja auch mal "Kritisch" spielen darf, nachdem alles realitätsrelevante bereits im Wirtschaftsteil steht, friedlich-koexistierend; was kümmerts den Redakteur vom Kulturjournal, solange sein Ressort nicht gekürzt wird?
Dazu paßt das Zitat aus Petersburg, wahrscheinlich von einer Art russischem Vaclav Havel-Biermann, der die bürgerliche Gesellschaft kontrafaktisch zur historischen Antithese des Sozialismus erklärt?

(3.1.1.1.1.1) Re: "Kultur" vs. Kapitalismus, 03.11.2003, 01:58, Bernd vd Brincken:
Nö, sorry, hier sprach ein Anhänger des Kapitalismus.
Es geht nur um die Frage, wie Kapitalismus (immer schon) funktioniert. Nämlich nicht (nur) gemäss seiner Selbstbeschreibung.
Nachdem ich klar gesetzt hatte, "Kultur" nur als "nicht-Funktion" zu verstehen, laufen auch Kolportagen in Richtung "romantischer Ethnizismus" ins Leere, sorry.
Danke aber für das "originell"; das mit dem Feuilleton ist nur nicht so einfach, kenne da grad keinen Redakteur ;-)
Chlobystin ist Künstler und Kurator in SPb.

Wenn wir trinken, habt ihr noch Durst!

(4) Zur Durchsetzung nationaler Interessen in Zeiten, in welchen die volkswirtschaftliche Lage stetig wächst, stehen Diplomaten bereit, in Krisenzeiten eine Armee. Dies gilt für alle Nationalstaaten, und es würde auch für solche gelten, die sich erst formieren ("befreien") wollen (Tschetschenien, Palästina, Baskenland).

Daraus folgt: Die Staaten, welche aufgrund fortgeschrittener Ökonomie (d.h. ihrer hohen Produktivität) über bessere Möglichkeiten zur gewalttätigen Durchsetzung (z.B. bessere Waffen) verfügen, werden ihre Interessen situationsabhängig auch gegen schwächere Staaten einsetzen oder es versuchen (und evtl. scheitern). Ob dies offen gewalttätig, also militärisch abläuft, oder diplomatisch unter Androhung von Gewalt, ggf. wirtschaftlichem Boykott, hängt je vom Interesse des intervenierenden Staates ab. Kommt es zu einem militärischen Intervenieren eines Staates, werden diejenigen Staaten, die mit diesem konkurrieren, sich je nach Eigeninteresse entweder an dem Angriff beteiligen oder gegen diese Intervention agitieren ... mit dem Argument, diesen Konflikt doch bitte friedlich zu lösen.2 Das bedeutet längst nicht, dass diese - gerade in einer defensiven Position steckenden - Staaten bzw. ihre RepräsentantInnen sich ein schönes Leben für alle Menschen auf dieser Erde wünschen oder sich in irgendeiner Verantwortung der "Bombentoten in Dresden und Hamburg verantwortlich" fühlen. Dies ist nur die moralische Argumentation einer durchaus kriegsbereiten Nation in Lauerstellung.

In concreto: Der Kriegspropaganda der USA wird die des Friedens von Deutschland und Frankreich gegenübergestellt. Die Interessen der genannten Staaten stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die USA wollen den Irak, welchen sie mitaufgerüstet haben, entwaffnen, inkl. dessen Präsidenten. Die deutsch-französische Achse, die offenbar noch mehr am militärischen Aufbau des Iraks beteiligt war, lieber nicht; schließlich wären die derzeitigen ertragreichen wirtschaftlichen Beziehungen gestört.

Die "Erklärung der Acht" (Italien, Spanien...), sich hinter die USA zu stellen, beweist auch nur einmal mehr, dass die EU, wie von den meisten EU-BürgerInnen angenommen, keine "europäische Wertegemeinschaft" ist, sondern ein Zusammenschluss konkurrierender Staaten, welche sich im Zweifel lieber dem vielversprechenderen Bündnispartner zuwenden.

(4.1) Re: Wenn wir trinken, habt ihr noch Durst!, 10.03.2003, 16:38, Bernd vd Brincken:
Die osteuropäischen Staaten, die sich auf die US-Seite geschlagen haben, werden in Zukunft vielleicht etwas besser nachdenken, sobald sie feststellen, dass es in Washington für sie keine Agrarsubventionen gibt.

(4.1.1) Re: Wenn wir trinken, habt ihr noch Durst!, 11.03.2003, 01:03, Sergej Netschajew: Ich glaube, das haben die längst einkalkuliert. Aber ich bin nicht der Staatschef von Bulgarien :-)

Guten Appetit und Prosit für alle!

(5) Staatsgeschäft ist immer nationale Interessenvertretung, welcher zu Grunde liegt, optimale Warenverwertungsverhältnisse zu gewährleisten. Dies kann je nach Situation und Stärke des Nationalstaates kriegerisch oder friedlich ablaufen und gilt für jeden Nationalstaat. Also nicht nur für die USA, Israel oder Großbritannien, wie es in vielen Köpfen hierzulande verbreitet ist, sondern auch für Deutschland, Irak, Kenia oder Nepal. Deshalb ist es auch horrender Unsinn, den drei erstgenannten Staaten vorzuwerfen, es würde ihnen nur um ihre Interessen gehen, den letztgenannten aber nicht! Mag sein, dass ein Leben in Frieden zunächst angenehmer für das lebende Individuum ist. Das mögliche Glück der Individuen jedoch (wie es vielleicht auch vielen KriegsgegnerInnen im Grunde vorschwebt), welches nur in vernünftig eingerichteten Verhältnissen ohne Zwangskollektive (Staat) und Verwertungslogik gewährleistet werden kann, findet in der Debatte um Krieg und Frieden keinen Platz.

Nun könnte dem eben gesagten entgegengehalten werden: "Aber Moment mal! Ein Leben in friedlichen Warenverwertungsverhältnissen ist immer noch besser als kriegerische Konflikte!" Eine solche Position beinhaltet die Annahme, dass Krieg nur ein Betriebsunfall ansonsten vernünftiger Verhältnisse ist. Zu dieser Annahme haben sich die VerfasserInnen dieses Textes oben bereits geäußert; die Warenverhältnisse sind in ihrer Konstitution bereits durch Gewalt vermittelt. Es ist eine verkürzte Sicht, nur zwischenstaatliche Gewalt zu kritisieren, welche doch lediglich eine Konsequenz aus den generell gewaltvermittelten Verhältnissen ist. Wer dies nicht reflektiert und weiterhin für "den" Frieden oder gegen "den" Krieg auf die Straße geht, der macht sich, bewusst oder auch unbewusst, zum Unterstützer eines außenpolitischen Interesses. Wer sich, einfach ausgedrückt, ein schönes Leben für alle Individuen wünscht, dem sollte nach dieser Lektüre klar geworden sein, dass der (deutsche) Nationalstaat dafür kein Garant sein kann, da es ihm lediglich um die Gewährleistung optimaler Warenverwertung geht, er damit dem Glück und Wohl des Einzelnen unversöhnlich gegenübersteht. Wer sich letzteres ernsthaft wünscht und für Veränderungen für diesen Wunsch bereit ist, dem kann es nicht genügen, für Frieden zu demonstrieren. Er/sie sollte die Verhältnisse auf- und angreifen, die Denk- und Handlungskategorien wie Krieg und Frieden hervorbringen!

Mäck Reiän und Tomm Hänkz (für Kritik: sleepless0302@yahoo.de)

"Die Friedensbewegung in ihrer Masse will nicht Widersprüche vorantreiben und austragen, sondern sich gegen sie abschotten. Sie sucht Oasen der Ruhe in einer Welt voller schreiender Gegensätze." (1983)

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1 Hier soll - beim Jupiter - keine Partei für die Subsistenzwirtschaft ergriffen, sondern ein historischer Vorgang umrissen werden!
2 Selbstverständlich ist auch der Fall denkbar, in welchem ein (militärischer) Konflikt keine Bedeutung für einen Nationalstaat darstellt und dieser sich neutral verhält. Etwa der Fall Venezuela: Der dortige Regierungschef Chavez, sonst ein populärer Gegner amerikanischer Außenpolitik, verhält sich im Fall Irak auffällig ruhig. Der für seinen Staat wichtige Ölhandel spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Wenn die Lieferungen aus dem Nahen Osten - so wohl seine Spekulation - im Falle eines langjährigen Krieges ausfallen, dann könnten die nachfragenden Unternehmen vielleicht nach Südamerika schielen...

(5.1) Re: Guten Appetit und Prosit für alle!, 10.03.2003, 16:46, Bernd vd Brincken:
Woher wollen die Autoren wissen, was in den Köpfen der Friedens-Demonstranten vor sich geht?
Wie können sie unterstellen, dass diese gesellschaftliche Verhältnisse "nicht reflektieren" würden?
Hier wird offenbar Naivität zuerst unterstellt, um sie anschliessend zu kritisieren. Wie auch immer man die "Warenverwertungsverhältnisse" sieht - eine grosse Teilnehmerzahl bei einer Demo weist schlicht darauf hin, dass man sich über einen bestimmten "kleinsten Nenner" einig ist - nicht mehr und nicht weniger.

(5.1.1) Re: Guten Appetit und Prosit für alle!, 11.03.2003, 01:05, Sergej Netschajew: Also die Ideen und Vorstellungen der Friedensbewegung kennen die AutorInnen aus Gesprächen, Erfahrungen, Transpis etc. Wenn es Menschen gibt, die das reflektieren, dann ist der Text erstmal ja nicht an diese gerichtet.

(5.1.1.1) Re: Guten Appetit und Prosit für alle!, 12.03.2003, 18:12, Bernd vd Brincken:
Ich habe schon Schwierigkeiten mit der Vorstellung, dass es DIE Friedensbewegung geben soll. - Das ist eben _keine_ Organisation, da gibt es keine soziale Adresse. Sondern, wie "Bewegung" schon andeutet, ist das ein Phänomen, das im Grunde nur in der Demo selbst aufgeht. Es mag dann wieder "echte" Organisationen geben, die sich "Friedensbewegung" auf das Schild schreiben, aber das ist immer nur ein Ausschnitt.
Dass dann (erstmals) weltweit x Millionen Leute gleichzeitig demonstrieren, ist eine neue Variante, die auf eine eigenartige Verbrüderung von formeller und informeller Organisation und Massenmedien verweist. Ob das mit "Globalisierung" zu tun hat?


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