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Woher kommt der Mensch? Was will der Mensch? Was ist der Mensch?

Maintainer: Rumpel Stielzchen, Version 1, 26.08.2007
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

1. Woher kommt der Mensch?

(1) "Ich kann verstehen, dass ein Mensch zum Atheisten wird, wenn er auf die Erde hinunterschaut, aber wie jemand den Blick zum Himmel emporrichten und sagen kann, es gebe keinen Gott, ist mir unbegreiflich." (Abraham Lincoln; erster amerikanischer Präsident)

(1.1) Re: 1. Woher kommt der Mensch?, 27.08.2007, 10:31, Peter Dauth: Woher kommt der Deutsche? Was will der Deutsche? Was ist der Deutsche?

(2) Dass der Mensch anderen Menschen mit seinem Handeln oftmals keinen Anlass zu glauben gibt, er würde von einer Art gutmütigem Schöpfergott geliebt, ist nicht zu bestreiten. Als Lincoln in den Himmel sah, sah er vermutlich nicht mehr als das unerklärliche Wunder der Natur, das auch nicht durch den Verweis auf „Gott“ begründet werden kann. Denn wenn die ursprünglichste Antwort auf alle Fragen „Gott“ heißen soll, wer oder was markiert dann den Ursprung Gottes? Der Mensch ist nicht imstande, den anfänglichsten Anfang seines Lebens rational zu begreifen. Fragen nach dem Woher und Warum führen immerzu ins Unendliche, ins Nichts, ins Unfassbare. Aus diesem Grund könnte man aus atheistischer Sicht Lincolns Glaubensbekenntnis entgegenhalten: „vor dem Leben war nichts, nach dem Leben ist nichts“. Was in der Zeit vor meiner Geburt geschah, wird mir von älteren Menschen überliefert, so wie ich jüngeren Menschen erzähle, was vor deren Lebenseintritt passierte. Es gibt aber keinen Lebenden, der vom Anfang des Lebens, und keinen Toten, der vom Tod zu berichten wüsste. Deshalb besteht auch kein Grund, irgendwelchen realitätsfremden Phantastereien bezüglich der „Schöpfungslehre“ und der „Wiedergeburt“ Glauben zu schenken. Die Anhänger der humanistischen Bewegung rufen den Menschen darum ins Bewusstsein, dass der Mensch den Sinn des großen Ganzen nicht erfassen könne. Stattdessen müsse er akzeptieren, dass er angesichts der Größe der Welt relativ unbedeutend sei. Selbst wenn man sich für noch so wichtig oder gar für unentbehrlich halte: es gehe auch ohne einen weiter. Und das sei auch gut so, denn nur durch den Tod schaffe man Platz für neues Leben. Trotzdem könne der Mensch das Beste aus seinem Leben machen, indem er sich selbst, seine Mitmenschen und die Natur in den Fokus seiner Wertschätzung und seines Handelns rücke. Entscheidend sei das Hier und Jetzt; man müsse gemeinsam auf ein irdisches Paradies der Lebenden hinarbeiten und solle nicht länger an die Himmelfahrt der Toten glauben. Die einzige wichtige Funktion, die ein omnipotenter „Gott“ für die Gläubigen einnehme, sei ohnehin nur diejenige des Hoffnungs- und Trostspenders. Aber diese Funktion könne ohne weiteres durch mehr individuelle Eigenverantwortung, durch einen stärken Glauben an sich selbst, durch ein größeres Vertrauen in seine Mitmenschen oder durch das Hoffen auf ein potentiell mögliches, menschliches Wunder ersetzt werden. Letztere „Wunder“ tragen sich immer wieder zu, doch sie erstaunen jedes Mal aufs Neue: „Reinhold Messner erklimmt den Mount Everest als Erster ohne Sauerstoffgerät“, „Riesenüberraschung: Deutschland ist Handballweltmeister!", „Baby überlebt Sturz aus drittem Stock“ usw. Und dennoch ist der Mensch von seiner Veranlagung her ein Lebewesen, das gerne an Dinge glaubt, die sich auf keinerlei rational-logisches, empirisches Gerüst stützen können. Das betrifft keineswegs immer nur den religiösen Glauben. Auch der Krisenzeiten überdauernde, schier unerschütterliche Glaube an die Heilung einer als unheilbar geltenden Krankheit oder an das Gute im Menschen zählen dazu. Gleichwohl wird man nicht leugnen können, dass man für den Glauben an einen bildhaften „Gott“ eine größere Phantasie benötigt als beim Glauben an ein gottloses, weniger irreales „Wunder“ im Alltag der Menschen. Aufgrund der bisherigen Ausführung kann man schlussfolgern: das Entfernstete, wovon der Mensch im Hinblick auf die Frage nach dem Beginn des Geschehenen, Seienden und des Werdenden vielleicht zu recht einigermaßen etwas zu wissen glaubt, ist der Verlauf der Evolution seiner Spezies und die Existenz seiner selbst, seiner Eltern, seiner Ureltern usw. als Ergebnisse ständiger biologischer Reproduktion.

2. Was will der Mensch?

(3) "Menschen sind Engel mit einem Flügel - nur wenn sie sich umarmen, können sie fliegen." (Luciano De Crescenzo; italienischer Schriftsteller und Philosoph) Die Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigt den Menschen schon solange wie die Frage, woher der Mensch denn stamme. Crescenzo sieht den Sinn des Lebens darin begründet, anderen zu helfen und sich damit selbst zu helfen – also im Beitrag jedes einzelnen Menschen zu einer Gemeinschaft der Kooperation. Das obige Zitat umfasst auch den Aspekt der biologischen Reproduktion. Denn nicht wenige Menschen sehen gerade in der Fortpflanzung den Sinn des Lebens (teils) verwirklicht. Demzufolge gehört das Leben der Kinder zum Sinn des Lebens der Eltern. Umgekehrt geben anfangs besonders die Eltern dem Leben des Kindes mit der ihm entgegengebrachten Liebe und Erziehung zum Gesellschaftswesen einen Sinn. Verallgemeinert kann man deshalb sagen: der Sinn des eigenen Lebens steckt darin, dem Leben der anderen Sinn zu geben, wodurch man als „Gegenleistung“ in Form von sozialer Anerkennung selber Sinn erfährt. Um seine egoistischen Bedürfnisse zu befriedigen, muss der Mensch also sozial handeln. Soziales Handeln bedeutet laut des Soziologen Max Weber „ein Handeln, welches sich dem Sinn nach auf das Verhalten anderer bezieht und daran in seinem Ablauf orientiert ist“, es meint also nicht notwendigerweise ein Handeln zum Wohle der Gemeinheit. Soziale Anerkennung lässt sich nämlich nicht nur durch positive Attribute wie Menschenfreundlichkeit erzielen, sondern auch im Gegenteil: sogar politischen Gewaltherrschern, wirtschaftlichen Sklaventreibern und anderen gesellschaftlichschädlichen Personen wird diese zuteil. Jene zu bedauernde Tatsache kann man auf den ureigensten Trieb der Menschen, den Selbsterhaltungstrieb, zurückführen. Letzterer äußert sich selten bewusst, meist unbewusst das ganze Leben lang in den verschiedensten Erscheinungsformen von Existenzangst. Wer rebelliert schon gegen ein politisches Regime, wenn Freiheitsentzug oder Schlimmeres drohen? Wer haut schon beim Chef auf den Tisch, wenn dadurch der Job und ein Teil der sozialen Anerkennung verloren gehen könnten? Wer zeigt schon Zivilcourage, wenn man eine blutige Nase fürchten muss? Leider triumphiert nur in einigen wenigen Situationen, bei einigen wenigen Menschen der Mut über die Angst. Wozu aber das ständige, von existentieller Angst geleitete Streben nach sozialer Anerkennung? Ganz einfach: sie ist nur ein Mittel zum Zweck, denn soziale Anerkennung führt schließlich – sofern sie nicht unter Gewissensbissen und Selbstzweifeln „erkauft“ wurde – beim einzelnen Individuum zu positiven Gefühlszuständen wie Glück und Zufriedenheit oder wenigstens zu einer Minderung von Unglück und Unzufriedenheit. (In Selbstzweifel oder in eine Identitätskrise schlittert der Mensch beispielsweise, wenn er einen als sinnlos empfundenen Job verrichtet, mit dem er sich nicht identifizieren möchte. In diesem Fall steht der Mensch vor der Wahl, weiterhin durch für ihn persönlich wenig sinnstiftende Arbeit soziale Anerkennung zu erfahren oder gesellschaftliche Bestätigung in einem neuen, ihn erfüllenden Job zu suchen.) Der stärkste natürliche Antrieb menschlichen Handelns ist also die Angst um das eigene Leben (Selbsterhaltung), danach folgen die Liebe zu anderen Menschen und der Sexualtrieb (beides Arterhaltung). Das Streben nach sozialer Anerkennung kennzeichnet den obersten „sozialen“ Trieb. Letzterer liegt allerdings ebenfalls in der Natur des Menschen, weil der Mensch ein von Grund auf kulturbedürftiges Gesellschaftswesen ist. Glück und Zufriedenheit bzw. das Fernbleiben von Unglück und Unzufriedenheit resultieren aus erfolgreicher menschlicher Triebbefriedigung und machen schlussendlich den eigentlichen Sinn des Lebens aus. Übrig bleibt die Frage, worin der Sinn des Lebens für Menschen besteht, die keinerlei soziale Beziehungen pflegen (können) – etwa so wie die Romanfigur Robinson Crusoe? Eine Antwort könnte lauten: Allein gelassene oder einsame Menschen schaffen sich entweder Haustiere an, sie werden schizophren, sie verlieren ihre Sprachfertigkeit, also ihren Intellekt, bilden Instinkte aus und leben somit wie Tiere oder sie nehmen sich in letzter Konsequenz ihr Leben. Die Zuwendung zu „Gott“ mittels Gebet etc. ist in solchen Situationen nur eine Form der Schizophrenie, in der man seinem Alter ego mit großer Ehrfurcht begegnet, ihm eine übergroße Macht beimisst, ihm dankt und ihm Wünsche überstellt, um letzten Endes eine positivere Gemütsverfassung zu erlangen. Durch die beschriebenen Techniken kann der Sinn des Lebens auf eine gewisse Art und Weise erhalten bleiben.

3. Was ist der Mensch?

(4) „Es liegt eben in der menschlichen Natur, vernünftig zu denken und unlogisch zu handeln.“ (Anatole France; französische Schriftsteller) Wie bereits angesprochen, ist der Mensch (wie das Tier) ein von Angst getriebenes Lebewesen, wodurch er manchmal dazu neigt, lieber seinem Gefühl statt seinem Verstand zu gehorchen. Weil Angst ein Urinstinkt des Menschen ist, ist der Mensch in seinem Handeln im Grunde fremdgesteuert. Zwar besitzt er einen relativ freien Willen, dieser ist jedoch auf die Befriedigung natürlicher und sozialer Triebe hin fixiert und bewegt sich normalerweise im Rahmen gesellschaftlicher Norm- und Moralvorstellungen. Doch ethische Werte und Gemeinsinn rücken beim Menschen leicht in den Hintergrund, wenn er sich durch egoistisches Handeln einen Vorteil hinsichtlich seiner Triebbefriedigung verspricht. Wenn die Triebe über die gesellschaftlichen Soll- und Muss-Erwartungen gänzlich Überhand gewinnen – was jedem Menschen passieren kann – ist der Mensch auch zu töten bereit. Allerdings ist es falsch zu behaupten, jeder Mensch sei ausschließlich böse und schlecht. Der Mensch ist im Vergleich zu den Tieren mit einer großen Intelligenz ausgestattet, die es ihm einerseits ermöglicht, menschendienliche Ideen in die Tat umzusetzen und ihm andererseits Mittel sein kann, ganze Völker zu vernichten. NS-Widerstandskämpfer Johann Georg Elser bewies mit seinem Attentatversuch auf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller (8. Nov. 1938), dass er es mit den Menschen gut meinte. Sein Handeln stellte das Leben anderer Menschen über das Seinige, man kann auch sagen: sein Arterhaltungstrieb (hier nicht im sexuellen Sinne) war stärker als seine Angst, was ihn zu einem Helden machte. Dagegen war Hitlers stärkster Trieb der nach bedingungsloser sozialer Anerkennung, die sich in seinem Machtmonopol und dem daran geknüpften Führerkult niederschlug. Der Mensch ist also lediglich den Interessen seiner Triebe unterworfen, die situationsabhängig von persönlicher Aufopferungsbereitschaft bis hin zu grausamer Bestialität alles menschenmöglich machen. Der französische Philosoph Théodore Jouffroy umging die menschliche Situations- und Triebabhängigkeit und hatte deshalb Unrecht als er sagte, „ein Tag genügt, um festzustellen, dass ein Mensch böse ist; man braucht ein Leben, um festzustellen, dass er gut ist." Außerdem kann sich hinter einer guten Tat – also einer Tat zum Nutzen der Menschen und ihrer Natur – eine böse Absicht, hinter einer bösen Tat eine gute Absicht verbergen. Das Gute schließt das Böse genauso wenig aus wie andersherum Böses Gutes nicht ausschließt. Von dem her genügt auch ein Tag, um einige guten Seiten eines Menschen auszukundschaften. Alles in allem liegt es im Eigeninteresse und im Interesse aller Menschen und ihrer Natur sich zumindest darum zu bemühen, gut zu sein, d.h. gemeinnützig zu handeln. Selbst Diktatoren und andere Unterdrücker könnten sich jederzeit davon überzeugen, dass es einen persönlich tatsächlich glücklicher macht, Menschen zu erfreuen als ihnen das Fürchten zu lehren. Der deutsche Kulturphilosoph Paul de Lagarde bemerkt diesbezüglich treffend: "Jeder Mensch hat die Chance mindestens einen Teil der Welt zu verbessern, nämlich sich selbst." Link: www.rumstie.blogspot.com


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