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"So viel Erwerbsarbeit wie nötig, so viel Gemeinschaftsarbeit und freie Zeit wie möglich!"

Maintainer: Hilmar Kunath, Version 2, 20.12.2002
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

Ein Diskussionspapier aus dem Arbeitskreis "Lokale Ökonomie e.V.", Hamburg

(1) Viele Millionen Menschen in den hochindustriealisierten, privatwirtschaftlichen Ländern haben keine Erwerbsarbeit; noch mehr Menschen haben ungesicherte Jobs, die kaum das zum Leben Notwendige einbringen. Diejenigen, welche dauerhaft Erwerbsarbeitsplätze haben, sind oftmals sehr angespannt und zeitknapp, also nicht so glücklich damit. Die Erwerbsarbeit ist häufig mit einem ungesundem täglichen Wettlauf verbunden. Wer sich nicht anpasst oder zu viel krank ist, gehört leicht auch zu den Erwerbslosen.

(1.1) Re: Ein Diskussionspapier aus dem Arbeitskreis "Lokale Ökonomie e.V.", Hamburg, 02.01.2003, 13:16, Emil Schlenz: Der Kapitalismus bietet nicht die geringste Grundlage für irgendeine Reform, die für die Betroffenen eine Verbesserung darstellen könnte. Immer mehr Arbeitslose, immer mehr Überstunden für die wenigen im Produktionsprozeß verbliebenen bei immer weniger realer Kaufkraft - so sieht das aus. Ein VW-Manager und seine beknackten Vorschläge ändert daran nicht einen Deut, und das wird sich eh als unrealisierbarer Wahlkampfgag entpuppen... je länger, je deutlicher...

(1.1.1) Re: Ein Diskussionspapier aus dem Arbeitskreis "Lokale Ökonomie e.V.", Hamburg, 20.05.2003, 22:31, christoph niklaus kuropka: wie wahr, wie wahr... es ist zeit für große veränderungen, und sie werden kommen. sehr schöne, klare worte

(1.2) Re: Ein Diskussionspapier aus dem Arbeitskreis "Lokale Ökonomie e.V.", Hamburg, 24.01.2003, 13:34, Frank Williges MA: DIe strukturelle Arbeitslosigkeit ist ein Problem, das nicht auf die "hochondustrialisierten" Länder beschränkt bleibt. EIn Beispiel mag die mechanisiserung der Landwirtschaft in bisher agraisch organisierten Gesellschaften abgeben. Die FOlgen auch hier Zusammenbruch von Privathaushalten als teiproletarisch organisierte Einheiten, Auflösungderscheinungen auch der gesellschaftlichen Stabilität. Kernpunkt in der Debatte scheint mir die Frage nach "Arbeit als Veteilungskriterium" des Gesellschaftsvermögens zu sein. Nehme ich die bisherige "Erwerbsarbeit" als marktmäßige Verteilungskategorie zur Vergütung an der Gesellschaft vollbrachter Leistung, dann stehe ich vor dem Problem, daß bei knapper Arbeit auch diejenigen Personen teiweise nicht entlohnt werden können, die mit großem Engagement an der Gesellschaft teilhaben wollen. Die Auswahl der gemeinschaftsdienlichen Arbeit wird aber zumindest in ihrer öffentlichen Wahrnehmung auch an der Honorierung durch Geld bemessen, was Konflikte selbst mit norvativen Vorstellungen der Gesetzgeber bringt, wie wir es beispielsweise an der Familienfinanzierung beobachten. Paradoxien überall. Alte Pointe: kann man nicht auch Leute dafür bezahlen, daß sie nicht mit den gesteigert Erwerbswilligen um die kappen Arbeitsplätze konkurrieren?

(2) Auch verfestigt sich global - trotz ständig wachsender Produktivität - eine menschenunwürdige Armut für die Mehrheit der Menschen. So erhebt sich für uns die Frage: Wie aus dieser grundlegend unbefriedigenden Lage herauskommen?

(3) Es gibt kein Land außerhalb des Weltmarktes, in das einfach 'ausgewandert' werden könnte. Da ist nur die Möglichkeit, sich jeweils 'zu Hause' kritisch davon abzustoßen im Sinne einer merklich menschlicheren Gemeinschaft und Gesellschaft in dieser Gesellschaft jenseits der Zwänge des Marktes. Um einen merklich anderen Anfang zu finden, haben wir eine praktische Kritik der Erwerbsarbeit begonnen, die ausgeht von einer zunächst 100 %igen Abhängigkeit vom Warenmarkt und vom Erwerbszwang über Geld.

(3.1) Auswandern? Komische Idee..., 02.01.2003, 13:19, Emil Schlenz: Die sogenannten Schurkenstaaten stellen möglicherweise politischen Flüchtlingen aus den reichen Ländern dasselbe Lebensniveau zur Verfügung, wie es etwa das Neheim-Hüstener Sozialamt tut. Nur dort ist man damit dann privilegiert und infolgedessen auch stärker isoliert...

(3.2) zu Hause = Da heim=, 15.01.2003, 18:36, Uwe Berger: XAOS liest der deutsche als Chaos, auf griechisch sagt sich allerdings HAUS. Aber als heimlich klingt´s: geh-heim! Was kriegen (erwerben?) wir in Raum und Zeit? würden wir was kriegen, würde Krieg verboten werden. Krieg soll unsere Würde rauben, damit wir nicht aufmerken gegen den Scham - Schuld - Angst Komplex. Freie Zeit heißt für mich frei_von_Gefühlsverdrängung, griechisch ist sich dromos_und_thromos_cosmos noch ähnlicher als latein error_via_terror_terrarium, da führten die alleen eben noch direkt ins mausoleum, während heute die VerkehrSwege sich an Stellen kreuzen, wo_sich´s_nicht_alle_wünschten. Natur kann manchmal grausam sein. Es komet eben darauf an, wie sich´s dabei fühlt und wer da noch mitgefühl haben möchte, mitwisser werden wir allemal. Wir können dann nur nicht "dran glauben". Der Erwerb des "Ewigen Lebens" kann ja auch recht traurig sein wenn etwaiges Glücksgefühl nicht mehr im Handel erwerblich ist

(4) Als auch selbst Betroffene waren und sind unsere Ausgangsfragen: "Was sollen Menschen tun, die trotz eigenem Bemühen dauerhaft erwerbslos bleiben?" und, damit eng verbunden: "Was sollen Menschen tun, die sehr viel Erwerbsarbeit haben, darin fast vollständig aufgehen und damit unzufrieden werden?" Die Erwerbsarbeit in leicht reformierter Form oder eine Reform der Welthandelsbeziehungen gab uns keine befriedigende praktische Antwort auf diese Fragen. Also haben wir begonnen, verschiedene Mitmachprojekte zu entwickeln, die die Zwänge der Erwerbsarbeit praktisch mildern und Erfahrungen selbstbestimmteren Wirtschaftens ermöglichen sollen. Der Umsonstladen ist inzwischen das bekannteste davon.

(5) Der herkömmlichen Erwerbsarbeit setzen wir jedoch nicht einfach nur einen Versuch von Gemeinschaftsarbeit entgegen. Denn unmittelbar füreinander können wir zunächst nur verhältnismäßig wenig tun. So wichtig die Erfahrung des Unterschiedes ist: Leben können wir bisher von der Gemeinschaftsarbeit nur zu einem geringen Anteil.

(6) Wir brauchen also ein bewusstes, kritisches Wechselspiel von marktbezogener Arbeit und Gemeinschaftsarbeit: Einerseits versuchen wir uns schrittweise vom Vollerwerbsjob etwas 'freizuschaufeln' (weniger Überstunden, Kürzung der marktbezogenen Arbeitszeit, wo möglich ...). Wer zunächst keine Erwerbsarbeit hat, versucht (teils mit Unterstützung der Gruppe) wieder welche zu bekommen, aber nach Möglichkeit keine 40 Wochenstunden oder mehr ... Andererseits nutzen wir die gewonnene freie Zeit, zu Muße (Selbstbesinnung), selbstbestimmter Weiterbildung, zu gegenseitiger Hilfe und Entwicklung von Gemeinschaftsarbeit, die teilweise auch zu unserem Erwerb beitragen kann. Es gibt bei uns offene Mitmach-Projekte, wie den Umsonstladen und den Frauenbereich, die sich nur teilweise als Teil der Projektgemeinschaft begreifen. Dann gibt es längerfristige Projekte, die sich direkt als Teil der Projektgemeinschaft verstehen, z.B. das Kleinmöbellager. Beides ist uns wichtig.

(7) Die Idee des Umsonstladens geht aus von dem ungeheuren Warenreichtum in dieser Gesellschaft. Es gibt inzwischen einen Berg nützlicher Dinge, die irgendwo herumliegen: Sie sind ?zu schade zum Wegwerfen!? Sie sind noch nützlich, aber kaum noch etwas wert. Viele Menschen sind froh, solche noch brauchbaren Gegenstände anderen geben zu können, anstatt sie in den Müll werfen zu müssen. Anderen Menschen fehlen vielleicht gerade diese Dinge, die sie sich kaum leisten können. Darüber hinaus sehen viele Umsonstladen-BesucherInnen, die Erwerbsarbeit haben, nicht mehr ein, ständig alles neu zu kaufen. Über 18 000 Menschen haben das bisher (durch Bringen, Holen, Kontakt aufnehmen) allein bei uns für sich nutzen können. Inzwischen gibt es sechs Umsonstläden und ein paar ähnliche Ansätze. Ein Teil unserer Projekte gehen mit ihren Produkten in geringem Umfang auf den Markt, bieten z.B. Dienstleistungen und Kleinmöbel zu günstigen Preisen an. Alle Projekte, die sich als Teil der Projektgemeinschaft ' Neue Arbeit' begreifen, arbeiten aber auch ohne Geld direkt für die anderen Aktiven: Sie stellen nützliche Dinge und Tätigkeiten zur Verfügung.

Was ist Neue Arbeit für uns ?

(8) Neue Arbeit ist nicht die alte, marktbezogene Erwerbsarbeit, auch nicht der Warenhandel, ob klein oder groß. Sie bedeutet für uns ein Aufbruch zu selbstbestimmteren Arbeitsarten in Form von gegenseitiger Hilfe, Eigenarbeit und Gemeinschaftsarbeit. Das Neue der Neuen Arbeit besteht für uns darin, dass sie ohne Waren und Geld direkt füreinander geleistet und ihrem Umfang und ihrer Verteilung von der Gemeinschaft selbst beschlossen wird. Damit schließt die Neue Arbeit auch alle Tätigkeiten, die bisher im wertproduktiven Sinne nichts oder wenig wert waren ein, wie Hausarbeit, Putzen, Kinder betreuen und begleiten. Alles ist gleich wichtiger, nützlicher Teil der Gemeinschaftsarbeit.

(8.1) Re: Was ist Neue Arbeit für uns ?, 21.12.2002, 05:39, Uwe Berger: Das scheint mir doch einfacher zu sein direkt zu hinterfragen, was uns von dem Weg des \\\"selbstbestimmten\\\" abgebracht hat? Die Marktbezogenheit ist doch, solange Arbeit erlernt wird, das eigentliche Ziel. Es liegt am Lernenden seinen Selbstbezug Aufmerksam im Sinn zu behalten und die Gesetze der Manipulation, des Zwanges und des Ausschließens \\\"Geschäftsschädigender, weil sozial handelnder\\\" in unseren Lernprozeß einzubeziehen. Die Neußte Arbeit wär doch, das wir aufhören für unsere Angebote an die Gemeinschaft eine Leistung von dem zu fordern, der sie nicht erfüllen kann. Das einfachste Mittel dafür wäre, den Ausbildungsmarkt für einen unentgeldlichen Austausch zu öffnen, dadurch könnte auch spielend gelernt werden, was der \\\"Markt\\\" braucht. Diese Herausforderung an die Lernenden könnte auch verbunden sein in diese \\\"profitierende\\\" Gruppe als einbezogener \\\"Praktikant\\\" aufgenommen zu sein. Mein Vorschlag ist Theater, Musik und Handwerkliche Betätigung mit den vom Markt Ausgeschlossenen zu machen und hierin sichtbar werden lassen, daß es sehrwohl einen Kommerzfreien Bereich gibt, in dem es möglich ist, sich auszudrücken, Kontakte zu knüpfen, zu lernen und der Gemeinschaft etwas geben zu können und sich das herausnehmen was zur Entwicklung gebraucht wird: http://www.kleinekapellecoethen.de

(9) Wir nehmen bewußt als Grundlage, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber nicht mehr ist: Wir helfen uns gegenseitig. Gegenseitige Hilfe ist noch keine Gemeinschaftsarbeit, aber sie kann sich daraus entwickeln. Wir fragen uns: Wer kann freiwillig etwas für die anderen Aktiven in der Projektgemeinschaft tun? Da sind wir erst ganz in den Anfängen. Ziel ist es, durch die Zusammenarbeit von einzelnen Projekten eine gemeinschaftliche, verabredete Arbeitsteilung zu entwickeln, die die Zwänge der Erwerbsarbeit abmildert und unsere Abhängigkeit davon allmählich senkt. In einer "Liste der Wünsche" haben wir zum Beispiel angefangen, unsere Bedürfnisse nach Gegenständen, die jede (r) von uns braucht, aufzuschreiben. Alle gut 20 Aktiven aus dem Umsonstladen und den anderen Projekten versuchen dann, diese Wünsche zu erfüllen.

(10) Die Gemeinschaftsarbeit soll merklich ruhiger, angenehmer, verantwortlich und mit gegenseitiger direkter Anerkennung laufen. Wir entwickeln die Gemeinschaftsarbeit auch, um das Neue der nicht so waren- und geldgeprägten Tätigkeiten zu erleben, also ihren Unterschied zu bisheriger Erwerbsarbeit. Sie ist verbunden mit einer Entwicklung von Gemeinschaftsbesitz (Gemeinsame Räume, Computer, größere Anschaffungsgegenstände, wie den Transporter). Gemeinschaftsarbeit ist direkte Arbeit eines Einzelnen oder einer Gruppe für die anderen Aktiven. Nur als 'binnenbezogene' kann sie anfangs überhaupt Gemeinschaftsarbeit sein, weil rundherum ja alles (noch) nach dem Verwertungsprinzip funktioniert. Um diese Beschränktheit zu überwinden, ist für uns auch eine stadtübergreifende, praktische Zusammenarbeit sehr wichtig.

(11) Soweit Gelder für diese Arbeiten nötig sind, werden sie aus der gemeinsamen Kasse bezahlt. Die Schwerpunkte und Verteilung der Gemeinschaftsarbeit werden auf den 14-tägigen Arbeitskreis-Treffen besprochen. Ziel der Gruppe ist eine langfristige, freiwillige Aktivierung für die Gemeinschaft, die gleichzeitig die kreativen Kräfte der Einzelnen freisetzt und schützt.

(11.1) GÄHN!, 02.01.2003, 13:22, Emil Schlenz: ja, das ist der arbeitslose der zukunft, so wie der staat ihn sich wünscht; die cdu steht ja auch immer sehr auf nachbarschaftshilfe. GÄHN!

(11.1.1) Re: GÄHN!, 15.01.2003, 16:10, Uwe Berger: der staat ist wunschlos glücklich, solange die nachbarn auf müde machen. Ahn!st Du nicht, daß Langeweile auch ein Ziel sein kann, sich, den müden Nachbarn und die Union der Nachfolger Julius Cheasars zu besinnen. Europa rennt dem Stier sonst noch die Hörner ein im IRA-dingsbums. WÄHN!

Grundsätze

(12) Aus unserer bisherigen Tätigkeit haben wir ein paar einfache Grundsätze entwickelt:

  1. Hier können die einzelnen Menschen sich Zeit lassen, herauszufinden, was sie wirklich tun wollen. Jede(r) ist wichtig!
  2. Wir fördern und helfen uns gegenseitig.
  3. Für die selbst gewählten Aufgaben entwickeln wir eine freiwillige Verantwortung. Die einzelnen Menschen sollen zunächst für sich etwas tun. Dann kommt auch der Antrieb, von den eigenen starken Seiten her etwas in eine Gemeinschaft einzubringen.
  4. Die einzelnen Gruppen und Projekte entscheiden selbst über ihre Angelegenheiten (Projektautonomie). Dafür versuchen die Gruppen füreinander Nützliches zu tun und haben eine Verpflichtung zu Kontakt und zur Absprache mit den anderen Teilgruppen.
  5. Wir bleiben weltanschaulich vielfältig, basisdemokratisch, ungebunden und offen. Wir verabreden nur "Minimalspielregeln", die nicht zu komplex werden dürfen und versuchen nicht, uns gegenseitig auf bestimmte Weltbilder zu "vereinheitlichen" (Pluralismusgebot).

(12.1) Re: Grundsätze, 23.06.2003, 22:04, Raimund Köhn: Ok, ich red jetzt aus der Perspektive meiner Tochter (wird im August 18), Zeit lassen, das würde sie am liebsten nach der Schule, mindestens ein Jahr, aber die Praxis sieht so aus, daß ich das kaum finanzieren kann und ihre Möglichkeiten, für sich etwas in Zukunft zu finden, was ihr ihren Lebensunterhalt sichert, gleichzeitig in der Tätigkeit ein Befriedigung bietet und nicht zeit- und belastungsmäßig überfordert, immer schlechter werden.# Ich hake das mal unter der Kategorie "Realismus" ab.# Ihr Problem, wie offensichtlich bei einer ganzen Reihe Jugendlicher, sie hat keinen Bock auf diese Gesellschaft, ist aber politisch völlig inaktiv, sieht keinerlei Perspektiven für Veränderungen, erklärt mich für bekloppt, weil ich glaube, etwas verändern zu können!# Ok, abgesehen davon, daß ich mit meiner Erziehung versagt habe ;), diese Jugendlichen sind eigentlich die Zukunft, ich (ihr?) nicht die Gegenwart, womit ich sagen will, wer bestimmt die gesellschaftliche Praxis?# Sicherlich, es ist wichtig, solche Grundsätze zu formulieren, aber was hat das mit gesellschaftlicher Praxis zu tun, besser, welche Veränderungen ergeben sich dadurch für die gesellschaftliche Praxis? Der Grundgedanke, wir bilden kleine Einheiten/Kommunen, in denen eine andere Lebenshaltung/Moral praktiziert wird, ist nicht neu. Die Prinzipien, die ihr verwendet, finden sich schon in den Konzepten zu ökologischen Kommunen in den 70er Jahren (Callenbach, Marcuse, Gorz etc.), aber das hat nicht funktioniert. Schlimmer noch, Anhänger dieser Konzepte machen heute Politik, der wilde Schröder, der rote Danny, der Bullenschlächter Joschka, das ist sehr sehr traurig.# Ich will nicht sagen, das ist überflüssig, aber was hilft es? Die Kategorien sind viel zu oberflächlich, die Verbindlichkeiten zu gering. Bolo Bolo hat das auch, ist aber nicht mehr neu und bewirkt auch kaum was,# Gruß Raimund

Zur Rolle der Erwerbsarbeit

(13) Aus einigen Gründen bleibt auch die bisherige Erwerbsarbeit noch wichtig zum Gelderwerb - wenn auch, je nach den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Einzelnen, zeitlich zurückgedrängt:
a) zur Einkommenssicherung derer, die in der Projektgemeinschaft mitmachen,
b) für die einzelne Rente; vielleicht auch darüber hinaus für einen gemeinsamen Rentenanteil,
c) zum Ausgleich für gemeinsame Unkosten (Laden- und Werkstattmiete, Verbrauchsmaterial).
d) für gemeinsame Anschaffungen (Computer, Auto, Maschinen...).

(14) Wenn wir schon die Erwerbsarbeit und die marktbezogene Seite der Projektarbeit nur langsam und schrittweise zurückdrängen können, so kann sie uns doch auch dazu dienen, um uns davon allmählich gründlich abzustoßen: Wir sind fast alle mehr oder weniger verfangen und verstrickt in das Werthandeln und Wertdenken. Zum Beispiel fragen interessierte Leute häufig als erstes nicht nach unserer Praxis und unseren Konzepten, sondern: "Wie finanziert ihr euch?". Oder eine erste Erklärung des Umsonstladens wird von einigen Leuten erst einmal mißverstanden: "Aha, ein Tauschladen!" Auch unsere eigenen intensiven Debatten um 'die Ladenmiete' zeigen, wie äußere Zwänge mit dazu beitragen, unsere Gedanken ständig um den Wert und die Verwertung kreisen zu lassen. Um uns überhaupt etwas davon lösen zu können, brauchen wir nicht nur die Gemeinschaftsarbeit, weil sie uns guttut, sondern wir können die Erwerbsarbeit bzw. den Marktbezug auch dazu einsetzen, um diesen uns allen allzu selbstverständlichen Bereich uns noch einmal neu ansehen zu können und genauer zu spüren, was uns selbst davon nicht gut tut.

Schlussbemerkung

(15) In unserer Gruppe ist zur Zeit etwas mehr als die Hälfte der Aktiven erwerbslos. Vor einem Jahr war der Anteil noch höher. Trotzdem begreifen wir uns bewußt nicht als Erwerbslosengruppe, sondern helfen uns gegenseitig dabei, wieder Erwerbsarbeit zu bekommen, allerdings möglichst nur so viel davon, dass noch Platz ist für ein angenehmeres Leben und für unsere selbstbestimmtere Gemeinschaftsarbeit! Gleichzeitig wenden wir uns zunehmend ausdrücklich an Erwerbstätige, die ihre Erwerbsarbeit einschränken wollen, um mehr Zeit zum Leben und für selbstbestimmtere Tätigkeiten zu haben. Im Bereich der Mitmachprojekte und der Projektgemeinschaft sind sie willkommen. Gemeinschaftsarbeit soll für uns jedoch kein "Ventil" sein, um 'Dampf abzulassen für ein weiteres Funktionieren in der Marktwirtschaft: Wenn wir beide Arbeitsarten ständig erleben, auch die Schwierigkeiten des Gemeinschaftslebens, können wir einen kritischen Sinn dafür entwickeln, wie wir unsere Arbeit, unsere Tätigkeiten dauerhaft gestalten wollen. Unser eigener notgedrungen noch vorhandener Marktbezug und unsere Erwerbsarbeit, auf die wir noch angewiesen sind, sollen nicht mehr allein dazu dienen, unsere Abhängigkeit davon aufs Neue zu stärken. Lasst uns eine flexible Taktik des kritischen Umgangs mit der Warenwelt entwickeln, mit der es Spaß macht, in Richtung tätiger Mitmenschlichkeit auszuwandern!

Diskussionspapier aus dem Arbeitskreis "Lokale Ökonomie e.V.", Hamburg

(16)

Öffnungszeiten des Umsonstladens:
dienstags 18.30 bis 20.30 Uhr
mittwochs 16.00 bis 20.00 Uhr
freitags 10.30 bis 16.00 Uhr
samstags 10.00 bis 12.00 Uhr

Kontakt: 040 - 39 90 64 88
neuearbeithamburg@web.de
lokale-oekonomie-hamburg.de
Stresemannstraße 150 (Nähe S- Bahnhof Holstenstraße), 22769 Hamburg


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