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Simulation einer Avantgarde

Maintainer: Maike Arft-Jacobi, Version 1, 22.04.2004
Projekt-Typ:
Status: Archiv

(1) Das folgende Konzept bezieht sich auf die BRD. Eine Anwendbarkeit auf andere Nationen oder auf Europäischer Ebene soll nicht unterstellt, aber auch nicht ausgeschlossen, werden.

(2) „Avantgarde“ meint zunächst, dass eine Gruppe als „Vortrupp“ einer „Klasse“ die Kontrolle über zentrale gesellschaftliche Prozesse übernimmt und im Namen der „Klasse“ die gesellschaftlichen Strukturen so umgestaltet, dass „Avantgarde“und „Klasse“ aufgehoben werden. Das ist bisher immer schief gelaufen. An eine revolutionären Avantgarde glaubt heute daher wohl niemand mehr. Das Konzpt der Avantgarde ganz fallen zu lassen, ist aber nicht die einzige Möglichkeit. Eine andere Möglichkeit besteht in der

Simulation einer Avantgarde.

(3) Die Legitimität einer “Avantgarde“ speist sich u.a. aus folgenden Annahmen:

  1. Die „Avantgarde“ verfügt über ein „Bewusstein“, das Nichtavantgarden, insbesondere der bevorhuteten „Klasse“ als solche, abgeht.
  2. Die „Avantgarde“ vollzieht irgendetwas, das historisch sowieso anliegt und bloß noch eines kleinen Schubbses bedarf.
  3. Es gilt zunächst, den Staat zu übernehmen, nicht etwa abzuschaffen. Dazu muss der Staat über eine Funktion und Bedeutung verfügen, die ihn als Übernahmeziel lohnenswert erscheinen lässt.

(3.1) 23.04.2004, 13:30, Burkhard Stackelberg: Du bist mit mir hoffentlich einig, dass das eigentliche Ziel ist, Bedingungen fuer ein menschenwuerdiges Leben fuer "alle" (oder zumindest fast alle) zu schaffen, d.h. Bedingungen fuer ein freies und soziales Miteinander zu schaffen, in dem Freiheit auch nicht kaeuflich ist, wie etwa in der derzeitigen Liberalismus-Auffassung der FDP.
Wie fasst Du Staat auf? im Sinne von Machtapparat oder von Gesellschaftsordnung? Waere eine Gesellschaftsordnung ohne Machtapparat nicht die am meisten erstrebenswerte?
Deinen Ausfuehrungen zufolge gehe ich davon aus, dass Du jedoch die Uebernahme des Machtapparates meinst. Doch was kommt dann?

(3.1.1) Staat, 27.04.2004, 00:34, Maike Arft-Jacobi: Mit "Staat" meine ich an dieser Stelle das, was mit einer Konstruktion wie einer "simulierten Avantgarde" übernehmbar wäre. Was genau übernehmbar wäre, weiß ich nicht. Um das konkret herauszufinden, könnte z.B. genauer untersucht werden, was die Schillpartei wie in Hamburg übernommen hat und was sie nicht übernehmen konnte. Und auch: Wie funktioniert es in der BRD konkret, wenn eine Regierungspartei bzw. -koalition von einer anderen abgelöst wird?
Ich glaube, es wäre für eine "simulierte Avantgarde" nicht nötig, sich auf einen gemeinsamen Staatsbegriff zu einigen. Wohl aber wäre es wichtig, wie ich aus Deinem Kommentar heraus verstehe, sich darauf zu verständigen, dass mit der Übernahme dessen, was eine "simulierte Avantgarde" übernehmen könnte, noch lange nicht "Bedingungen für ein freies und soziales Miteinander" geschaffen wären. Diese Bedingungen können nur durch ein "freies und soziales Miteinander" selber geschaffen werden, d.h. durch "Basisbewegungen".
Die Übernahme des "Staates" könnte es "Basisbewegungen" leichter machen, sich zu entfalten oder allererst zu entstehen, aber sie könnte diese nicht ersetzen.

(4) Die simulierte Avantgarde verfügt über das Bewusstsein, keine Avantgarde zu sein und diese nur zu simulieren, während die Nichtavantgarden von ihr halten, was sie jeweils wünschen. Darin besteht der Bewusstseinsvorsprung der simulierten Avantgarde.

(5) Simulation liegt historisch an: Die Leute aus der Lindenstraße sind so real wie Familie Meyer nebenan. Meinungsgesteuerte, virtuelle Kapitalflüsse erzeugen meinungsunabhängigen, nichtvirtuellen Wohlstand und Hunger etc.

(6) Die Klassenbasis lässt sich durch empirische Untersuchungen der Bedürfnisse, Ängste und Wünsche der „Bevölkerung“ konstruieren: als Populismus in einem Medienzirkus. Linke sollten endlich begreifen, dass dieser Zirkus keine Feierabendveranstaltung ist, sondern die nichtzufällige Selbstrepräsentation dieser Gesellschaft.

(6.1) 23.04.2004, 13:35, Burkhard Stackelberg: Lass uns maechtig Zirkus machen! D.h. Lass unsere Ziele in einer breiten Bevoelkerungsschicht diskutiert werden -- aber ich halte wenig von Taeuschungsmanoevern, nur um einen Kanzler zu stellen. Denn.....

(6.1.1) 27.04.2004, 03:06, Maike Arft-Jacobi: Eine Simulation ist keine Täuschung.
Als die ersten Romane geschrieben wurden, gab es Diskussionen darüber, ob in Romanen Lügengeschichten erzählt werden und wozu dies gut sei. In diese Richtung wäre vielleicht der "Zirkus" zu untersuchen.

(7) Die Möglichkeit der Simulation selbst beruht auf Entwicklungen der Postmoderne. U.a. auf den Zerfall von Identitäten und auf einer personal nicht mehr integrierbaren Diversifikation von Subjektpositionen, die „das System“ den einzelnen einzunehmen nötigt.

(7.1) 23.04.2004, 13:36, Burkhard Stackelberg: ..... Was garantiert, dass Deine Avantgarde beim Simulieren bleibt und das Simulieren nicht nur simuliert, wo sie schon ein mal Geschmack daran gefunden hat?

(7.1.1) Was garantiert..., 27.04.2004, 00:54, Maike Arft-Jacobi: Ja, was garantiert? Wenn sich nichts findet, was dies garantieren könnte, dann sollte die Idee m.E. fallen gelassen werden. Ich glaube, es lohnt sich, danach zu fragen, ob sich etwas finden lässt, das garantieren könnte, dass die Avantgardesimulation nicht in eine Avantgardepraxis umkippt
a) weil der Zirkus zu wichtig ist, um ihn rechts liegen zu lassen. D.h. es lohnt, sich ggf. klarer darüber zu werden, weshalb und in welchen Aspekten er rechts liegen gelassen werden muss
b) weil Antworten auf diese Frage Erkenntnisgewinne bringen könnten, z.B. in der Art "Aus diesen und jenen Gründen erzwingt dies und jenes diese und jene kollektive Strukturen, die aus diesen und jenen Gründen dazu führen, dass..." oder "Unsere Basisbewegung X sollte in ihren kollektiven Strukturen hierauf und darauf achten, damit nicht dies oder jenes passiert"...

(7.2) Bitte Begriffe erläutern!, 25.04.2004, 12:26, roy rempt:
Bitte Begriffe Postmoderne, personal nicht mehr integrierbare Diversifikation von Subjektpositionen (auf deutsch) erläutern!

(7.2.1) Re: Bitte Begriffe erläutern!, 27.04.2004, 01:08, Maike Arft-Jacobi: "Deutsch" ist ein Mischmasch aus allem Möglichen. Die "Post" kommt z.B. aus dem Italienischen (im 14./15. Jahrhundert wurden postähnliche Einrichtungen in Italien vom Papsttum geschaffen). Meinst Du vielleicht "auf Umgangssprachlich"?
Um "Postmoderne" einigermaßen nutzbringend in umgangssprachliches Deutsch zu übersetzen, wäre ein sehr, sehr langer Text erforderlich (bei Interesse google mal). Folgende Definition für "Postmoderne" habe ich in Hardt/Negris "Empire" gefunden: "Postmoderne ist dann, wenn der Modernisierungsprozess vollendet und die Natur endgültig verschwunden ist" (F. Johnson) Ich glaube aber nicht, dass diese Definition hinhaut.
Zum anderen Zeug Beispiele (ganz platt, damit es nicht so lang wird): das Gesellschaftsgefüge stellt für Frauen die Position "Mutter" bereit und die Position "Managerin". Es wird beklagt, dass Frauen Mühe damit haben, diese beiden Positionen unter einen Hut zu kriegen. D.h. die Sache ist so angeordnet, dass die Frauen sich persönlich darum bemühen müssen, diese beiden Subjektpositionen zu integrieren. Zu Zeiten des fordistischen Klassenkompromisses konnte ein Mensch "Krankenschwester" und "ordentliche Staatsbürgerin" sein. Konflikte zwischen diesen beiden Subjektpositionen mussten angesichts eines halbwegs stetigen sozialen Fortschritts nicht innerhalb der Person ausgetragen, sondern konnten in ein zeitliches Geschehen transformiert werden. Heute wird von einer "Krankenschwester" verlangt, als "ordentliche Staatsbürgerin" gegen ihr "Krankenschwester"-Dasein anzugehen. In einigen Ländern haben "Krankenschwestern" inzwischen zugunsten ihres "Krankenschwester"-Seins auf ihr "ordentliches Staatsbürgerinnen"-Sein verzichtet und werden dafür mit Gefängnisstrafen bedroht ( http://www.ungesundleben.de/streiks.html ). Etwas in diese Richtung ist schon vorher mit "Arbeiter" passiert, wobei die Subjektposition "Arbeiter" sich stark verändert hat. Aktuell passiert gerade etwas mit "RentnerInnen". Wenn man die Schnittmenge aus dem, was eine Person an den verschiedenen Orten ihres integrierten sozialen Lebens ist, bilden würde, so scheint diese Schnittmenge kleiner zu werden.

(8) „Simulierte Avantgarde“ bedeutet auch, dass die Avantgarde nicht versucht, eigenständige gesellschaftliche Ziele zu realisieren. Stattdessen versucht sie, Rahmenbedingungen und Katalysatoren zu erzeugen, die es ihrer „Basis“ ermöglicht, gesellschaftliche Ziele zu formulieren und zu realisieren. Die simulierte Avantgarde ist daher automatisch verfassungskonform und steht nicht im Widerspruch zu Basisbewegungen, sondern in einem Verhältnis der Ergänzung.

(9) Eine simulierte Avantgarde müsste aus der Tatsache, dass sie eine simulierte Avantgarde ist, kein Geheimnis machen, weil es auf das, was Menschen oder „der Öffentlichkeit“ bekannt ist, nicht ankommt. Alle wissen. Dass und was sie wissen, ist jedoch egal. Allein, was zu wissen gewünscht wird, zählt. Inhaltliche Konsistenz ist obsolet. PolitikerInnen funktionieren, solange sie einen gewissen Bedarf decken, unabhängig davon, ob sie konsistente Positionen vertreten und ob allgemein bekannt ist, dass sie nicht sind, was sie darstellen.

(9.1) Bitte Begriffe erläutern!, 25.04.2004, 12:28, roy rempt:
Bitte Begriffe Inhaltliche Konsistenz ist obsolet + gewissen Bedarf (auf deutsch) erläutern!

(9.1.1) Re: Bitte Begriffe erläutern!, 27.04.2004, 02:23, Maike Arft-Jacobi: Es gab mal Zeiten, in denen es für Politiker ein Problem darstellte, sich zu widersprechen. Was heute läuft, hat eine neue Qualität: Wir sind für die Arbeitgeber und deshalb für die Arbeitnehmer, wir sind für Frieden und deshalb für Krieg ... Wie funktioniert das?

(10) Der Bedarf der gesellschaftlichen Basis wäre zu analysieren und zu bedienen, die gesellschaftliche Basis selbst in geeigneter Weise zu definieren.

(10.1) Nur Hilfe zur Selbsthilfe., 25.04.2004, 12:30, roy rempt:
Der Bedarf wäre m.E. nicht zu bedienen sondern wie Du weiter oben selbst schriebst, nur Rahmen und Katalysatoren zu schaffen und dies auch nur, wenn diese nicht selbst gefunden werden.

(10.1.1) Re: Nur Hilfe zur Selbsthilfe., 27.04.2004, 02:26, Maike Arft-Jacobi: Ja, aber bevor die "simulierte Avantgarde" "Rahmen und Katalysatoren schaffen" könnte, müsste sie etwas "bedienen", um überhaupt in die Position zu kommen, von der aus es ihr möglich wäre, "Rahmen und Katalysatoren zu schaffen".

(11) Allgemein lässt sich sagen: die Mehrheit in der BRD wünscht Führung, vorläufige Beibehaltung des parlamentarischen Systems, medial optimierte PolitikerInnenfiguren, die auf der Grundlage einer zur Staffage reduzierten Partei operieren, Politschauspiel, Perspektive auf Verbesserung, ohne dass die Verbesserung auch eintreten muss: das Publikum ist geduldig, solange es angemessen unterhalten wird.

(11.1) 23.04.2004, 13:43, Burkhard Stackelberg: Rede dem Volk nicht ein, dass es dumm ist. Die Menschen werden Dir das auch noch glauben. Alle meinen: Das Volk ist dumm, ich zum glueck nicht.
Die Menschen WOLLEN Verbesserung und sie WOLLEN Politiker, die gutes sagen, um dann gutes zu tun. Was glaubst Du, warum sie mit den Politikern von heute unzufrieden sind? WEIL sie medial optimiert sind, das Volk gut unterhalten -- und die Verbesserungen NICHT eintreten.
Zumindest trifft das zu, wenn ich von mir ausgehen kann...

(11.1.1) Dem Volk einreden, 27.04.2004, 02:38, Maike Arft-Jacobi: Na, wenn "die Menschen" mir glauben: wäre das nicht dumm?
Aber im Ernst: Wieso findest Du es dumm, Führung, die Illusion von Fortschritt und Unterhaltung zu wollen? Ich finde das überhaupt nicht dumm. Was "die Menschen" bzw. so oder so unterteilte Untergruppen von ihnen wollen, lässt sich empirisch ermitteln. Meines Erachtens wird man dabei nur schlaue Dinge finden, nämlich solche, die dem Zweck angemessen sind, in dieser Gesellschaft unter den jeweiligen Lebensbedingungen, am Besten klar zu kommen. Diese Dinge sind aber leider nicht zugleich "schön" oder "gut" im klassischen Sinne.

(11.2) Bitte Begriffe erläutern!, 25.04.2004, 12:33, roy rempt:
Bitte Begriffe Staffage + das Publikum ist geduldig, solange es angemessen unterhalten wird (auf deutsch) erläutern!

(12) Dass herkömmliche Parteien noch mit echten und halbechten PoltikerInnen arbeiten, konkrete Ziele anstreben, den Schein von Konsistenz aufrecht zu erhalten trachten und den völligen Verlust realer Basisbindungen meiden, sind auszunutzende Nachteile. Hier liegt der historische Vorsprung der simulierten Avantgarde. Sie treibt gegenwärtige Entwicklungen auf die Spitze.

(13) Vom Konzept und ihrer Struktur her kann eine simulierte Avantgarde nicht aus „der Rechten“ oder aus systemkonformen Zusammenhängen hervorgehen. Dies ist das A und O des Konzepts. Ein von Rechten wie von Linken nutzbares Konzept wäre kein brauchbares Konzept. Daher muss dieser Punkt genau geprüft und die Sache ggf. fallen gelassen werden. Provisorische Hypothese: Systemkonforme Politiken beruhen auf einem Schein, dessen Realität sie nicht transzendieren könnten, ohne das System zu transzendieren. Rechte Politiken sind auf Ontologisierungen angewiesen, deren Schein als solchen zu praktizieren rechte Weltsichten zerstören würde.

(13.1) Bitte Begriffe erläutern:, 25.04.2004, 14:17, roy rempt:
Bitte Begriffe transzendieren + Ontologisierungen (auf deutsch) erläutern! (Ontologie = Seiensforschung, Seienslehre, Lehre vom Seienden)

(14) Eine Sicherung der simulierten Avantgarde gegen antiemanzipative Tendenzen muss unabhängig vom Willen und den Subjektpositionen ihrer einzelnen AktivistInnen funktionieren, u.a. muss das Verpuffen der simulierten Avantgarde zur passenden Gelegenheit von vornherein eingebaut sein. Auch dieser Punkt muss genau geprüft und die Sache ggf. fallen gelassen werden. Provisorische Hypothesen:

a) Sobald die Gesellschaft, aus der die simulierte Avantgarde hervorging, nichtdeterminierte Realitäten konstituiert, verliert sie den Bedarf an avantgardistischer Simulation. So, wie die simulierte Avantgarde konstruiert ist, würde die simulierte Avantgarde damit in Bedeutungslosigkeit sinken.

b) Die Selbstauflösung der simulierten Avantgarde ist eine permanente Option. Sie kann eine permanente Option sein, weil die Simulation eine Selbstreflektivität voraussetzt, die über übliche systemstablisierende Reflexionen auf „Abweichungen“ und zu bewältigende „Angriffe“ hinausgeht.

(14.1) Bitte Begriffe erläutern!, 25.04.2004, 12:34, roy rempt:
Bitte Begriffe transzendieren + Ontologisierungen (auf deutsch) erläutern! (Ontologie = Seiensforschung, Seienslehre, Lehre vom Seienden)

(14.1.1) Fehler / Bitte Begriffe erläutern!, 25.04.2004, 14:20, roy rempt:
Fehler: hab die falsche Zeile hierher kopiert.

(14.2) Bitte Begriffe erläutern:, 25.04.2004, 14:23, roy rempt:
Bitte Begriffe antiemanzipative + nichtdeterminierte Realitäten konstituiert + Selbstreflektivität (auf deutsch) erläutern!

(15) Die Übernahme des Staatsapparats der BRD ist ein lohnenswertes und erreichbares Ziel. Schill in Hamburg hat gezeigt, dass es erreichbar ist.

(15.1) 23.04.2004, 13:47, Burkhard Stackelberg: Schill in Hamburg hat gezeigt, dass der Weg des Populismus auch von Rechts her gangbar ist. Inwiefern widerspricht das Deinen Voraussetzungen aus (13) nicht?

(15.1.1) 27.04.2004, 02:49, Maike Arft-Jacobi: Schill in Hamburg hat auch gezeigt, dass man als AutofahrerIn bei Rot vor einer Ampel halten kann. Sollen linke AutofahrerInnen deshalb nicht bei Rot vor einer Ampel halten? Die Frage ist: Gibt es eine Möglichkeit des Populismus, die nicht von Rechts gangbar wäre?

(16) Die Partei neuen Typs benötigt ca. 4-8 Jahre Vorbereitungszeit und 50-100 AvantgardistInnen, die einen möglichst breiten Bereich von Qualifikationen und Subjektpositionen abdecken.

(17) Entscheidungsstrukturen innerhalb der Partei sollten funktionell diversifiziert sein, um Zeitverschwendung durch Gewäsch und Machotum zu vermeiden. Es werden überschaubare, horizontal organisierte Arbeitsgruppen mit konkreten Arbeitszielen und entsprechend qualifizierten Mitgliedern gebildet, deren Resultate auf Konsens beruhen und den jeweils anderen Arbeitsgruppen als Arbeitsbasis dienen.

(17.1) Bitte Erläutern:, 25.04.2004, 12:36, roy rempt:
Bitte Begriffe funktionell diversifiziert (auf deutsch) erläutern! Bitte erläutern: auf wessen Konsens Resultate beruhen sollen!

(18) Folgendes wäre zu tun:

  1. Es wird eine allgemeine Plattform erarbeitet, auf deren Basis die Avantgarde operiert. Diese Plattform muss keine konkreten/positiven politischen oder wirtschaftlichen Ziele benennen, denn es geht darum, Handlungsräume zu konstruieren, die es der Basis ermöglichen bzw. die Basis dazu anregen, eigene Ziele zu formulieren und zu verwirklichen.
  2. Anhand empirischer Untersuchungen wird ein Parteiprofil entworfen, das die höchsten Chancen für Wahlsiege auf regionaler bzw. überregionaler Ebene hat. Die politischen Inhalte und Themenschwerpunkte orientieren sich allein an der maximal erreichbaren Popularität und müssen inhaltlich nicht konsistent sein. Profil und Inhalte müssen vor ihrem eigentlichen Einsatz empirisch geprüft werden.
  3. Es werden Strategien zur Erlangung finanzieller Mittel erarbeitet. Dabei ist es durchaus möglich, gegenüber z.B. Industriellen ein anderes Profil einzunehmen als gegenüber potentiellen WählerInnen. Es sollten möglichst genaue Schätzungen des Erreichbaren gemacht werden.
  4. Es werden Medienstrategien entworfen, um die Partei bzw. ihre VetreterInnen populär zu machen. Zur Erlangung von „Nachrichtenwert“ muss vor Inszenierungen nicht zurückgeschreckt werden, wenn z.B. die Verfahren bei Aufdeckung von Inszenierungen mit eingeplant sind.
  5. Die personelle Besetzung wird in der Art eines „Castings“ organisiert. Die VertreterInnen der Partei sind professionelle und/oder LaiendarstellerInnen, deren Aussehen/Image und Rolle entsprechend ihrer Funktionen optimiert und trainiert wird. Sie vertreten keine „eigenen“ Positionen.
  6. Supervisionen sorgen dafür, dass persönliche und soziale Konflikte usw. erkannt und bearbeitet werden.
  7. Es werden Strategien für Verfahren im Fall von Wahlsiegen vorbereitet. Sicherlich ist die herrschende Politik nicht von einem auf den anderen Tag umzuschmeißen. Es wird z.B. nötig sein, Informationsquellen und Beziehungen zu herrschenden Kreisen aufrecht zu erhalten. Gibt es in Bundesland X Felder, deren Umgestaltung oder Förderung katalytische Effekte haben könnte? Was wäre nötig, um einen Klimawechsel im öffentlichen Bewusstsein anzuregen? usw.
  8. Es werden Strategien zur Bewältigung von Problemen vorbereitet, die sich im Fall von Erfolgen stellen könnten (z.B. Strategien gegen den Befall mit Machtgeilheit, gegen die Herstellung von Informationsvorsprüngen usw.).
  9. Je nach finanziellen Mitteln können nötige Arbeiten (Sekretariate, Telefondienste, Infostände, Unterschriftensammlungen, Imagedesign...) im Rahmen gewöhnlicher „Jobs“ erledigt werden. Fehlen Mittel zur Finanzierung solcher „Jobs“, ist darauf zu achten, dass es keine Spaltung in „ParteiarbeiterInnen“ und „EntscheiderInnen/PlanerInnen“ gibt.
  10. Nichts geschieht im Geheimen, alles kann aber in der Öffentlichkeit oder vor Gremien je nachdem umgedeutet oder bestritten werden oder auch nicht.

    (18.1) 23.04.2004, 13:55, Burkhard Stackelberg: Hier noch ein anderes Gegenbeispiel fuer diese Strategie:
    Die N$DAP hat mit ziemlich genau diesen Strategien '33 ihren entscheidenden Wahlsieg errungen. Und sie fing an als "sozialistische deutsche Arbeiterpartei", definierte sich also anfaenglich durchaus links.
    Der Clou ist: Was garantiert, dass nach der Anfangsphase nicht Leute in die Gruppe draengen, die den aufgebauten Medienapparat nicht fuer ganz andere Zwecke nutzen wollen? Vor allem, wenn er nicht auf den Selbstverbreitungseffekt ueberzeugender Argumente ausgerichtet ist, sondern auf Theaterdonner! Insbesondere sind kapitalkraeftigere Organisationen wie etwa SPD, CDU, GesamtMetall, DIHT etc. schon auf dem Niveau angekommen; viel neues bringt diese Struktur also nicht, was nicht jemand anderes schon benutzen wuerde.

    (18.1.1) 27.04.2004, 02:55, Maike Arft-Jacobi: Was garantiert, dass nach der Anfangsphase nicht Leute in die Gruppe drängen, die den aufgebauten Medienapparat nicht für ganz andere Zwecke nutzen? Kann es eine Gruppenstruktur geben, die das verhindert bzw. ggf. den Effekt hat, dass dann alles in die Grütze geht?

    (18.2) 23.04.2004, 13:59, Burkhard Stackelberg: Ich schlage also eher vor: die Bedingungen fuer eine soziale und freie Gesellschaft im hier und jetzt bauen. Dazu ruhig Theaterdonner machen. Aber vergiss nicht: Macht kann nur in einer bestimmten Weise ausgeuebt werden, weil man sie sonst nicht lange behaelt. (Lies Machiavelli, der hat das schoen beschrieben) Macht ist naemlich darauf angewiesen, dass Du Deine Unterstuetzer ihrerseits bedienst, und damit sind Ziele wie Freiheit und Gleichheit nur schwerlich zu verwirklichen.

    (18.3) Bitte erläutern:, 25.04.2004, 12:38, roy rempt:
    Bitte Begriff allgemeine Plattform (1.) erläutern!

    (18.3.1) Re: Bitte erläutern:, 27.04.2004, 02:57, Maike Arft-Jacobi: Hast Du nicht Lust, diesen Begriff genauer zu erläutern? Wie könnte eine solche Plattform deiner Meinung nach aussehen?

    (18.3.1.1) Re: Bitte erläutern:, 27.04.2004, 12:54, Uvvell H:W:Berger: p.l.a.t.t.f.o.r.m.: sie sieht nicht aus, sondern hört sich an. Formlos liegt sie auf der Hand, wie sie sich in der Tasche fand. Mal ist sie unter Deinem Fuß, mit dem der Weg beginnen muß. Der Kürschner wird vergebens warten auf die Kirschen aus Nachbars Garten, á suivre...

    (18.4) was wäre zu lassen???, 25.04.2004, 21:35, Uvvell H:W:Berger: erstmal- plattform ist planbar: aviatoren avdiowiedeo kein avanti ohne dilletanti = der Frage nachgehen woistdieBASIS? zurückvergfolgend bis asasel im alten testament/isis ausaat.
    zweivell- gib denen Macht, die meMNacht wollen, gib denen Liebe, die mhLiebe wollen. Wer was wovon hat werden wir dann merken.
    zudritt- gebe ich gern meine KontoNr. mir fehlen ca. 150€ im Monat zur arbeitslosenhilfe, sonst kann ich die vielen Grundgebühren nicht mehr zahlen.
    wirvierbuchstäblichen- die drei Parsen hatten sich auch so verbreitet (hekate pandora medusa) meine Wermutung-:--:°° es sind schon alle mediestrategien entwürfewlt.
    uenfffff- klingt nach individualangepaßte ABM dabei lernt doch keiner weiter, wenn er den verkörper, der er schon ist.
    echtsechecks- parsozkonflikte sind die Empfangsempfindungsempathien die das Körperliche ins Leben hat, hier kann nur das einzelne sich selbst visionieren (und audio dabei nicht vergessen) und "ohne fühlen" geht garnichts. (besser supper, denn supervisioniertes break-fast)
    siebensiebtel Bauern- waren einmal zehn, drei blieben weg und einer konnte geh´n (notfalls hilft ein neues Laster)
    entfachte Probleme von Erfolg gestellt legt setzt, ungünstig ist´s Feuer mit Öl zu löschen wogegen Vorsprüngliches an den Unterschieden selbst sich mißt, finaldefinitional. Schafft mehr Vorsprünge! rauht auf, was glatt; macht stumpf, was glänzt, rundet den Kant
    neuNeuß- beim spalten der Zeitung bitte beachten den Joint ad eventur´n zu lassen
    seh´n oder auch nicht zehn hetzen, Null ist das einzige Nichts, daß ich mir vorstellen kann.
    3X37=_einh_und_ert&h_elf


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