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Das Vorbild: Die freie Software-Entwicklung

Maintainer: Stefan Meretz, Version 1, 05.05.2000
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

(1) Offene Theorie - ot - ist der Versuch, das Modell freier Softwareentwicklung auf die Entwicklung von Theorie zu übertragen. Für die freie Software haben sich zwei Begriffe etabliert: free software, vertreten vor allem durch die Free Software Foundation (FSF), und Open Source Software, vertreten durch die Open Source Initiative (OSI). Die OSI ist wesentlich stärker auf die Verwertung freier Software ausgerichtet als die FSF. Wie kam es zu dieser Trennung?

(1.1) Vorbild: Offene Theorie - ot, 04.06.2001, 23:09, Jens Wilke: Der gesamte Text könnte eigentlich sehr gut als Vorbild für alle möglichen ot-Projekte herhalten, nicht nur für ot selbst. Leider kann es zu Mißverständnissen führen, wenn aus einem anderen Projekt hierher verlinkt wird und dann im ersten Satz scheinbar nur auf ot selbst eingegangen wird. Mein Vorschlag ist, den ersten Satz umzuformulieren, z.B. in "Projekte der offenen Theorie - ot - sind Versuche, ...

Die Entstehung freier Software

(2) Die Geschichte freier Software ist eine paradoxe Angelegenheit. Zunächst gab es nur "Software": "freie" Software war unbekannt, denn es gab keine "nicht-freie" Software! Software war eine bloße Zugabe zur Hardware. Sie diente dazu, den Computer benutzbar und die Hardware damit verkaufbar zu machen. Software war bis in die Siebziger Jahre hinein unselbständiger Appendix der Hardware aus der sie ja ursprünglich hervorging.

(3) Das änderte sich einschneidend mit der Privatisierung des damals führenden Betriebssystems UNIX. Der Quelltext, ohne den niemand in ein Programm hinein gucken und es verändern kann, wurde nun geheim gehalten. Die Software-Nutzer/innen waren vollständig von den privaten Lizenzinhabern abhängig. Gegen diese Situation der Unfreiheit setzte sich Richard Stallman vom MIT (Massachusetts Institute of Technology) zur Wehr und gründete mit dem GNU-Projekt und der Free Software Foundation (FSF) eine Initiative zur Schaffung freier Software. GNU ist ein rekursives Sprachspiel und bedeutet "GNU is Not UNIX" und drückt einerseits die Ablehnung der UNIX-Privatisierung und andererseits die technische Anlehnung an UNIX aus.

(4) Die historisch geniale Leistung des GNU-Projekts bestand nicht so sehr in den erstellten freien Software-Tools, sondern in der Erfindung der Lizenz, die die Freiheit der freien Software erst dauerhaft garantiert: die GNU General Public License (GPL). Die GPL sorgt dafür, dass ein Programm frei benutzt, kopiert und modifiziert werden darf, in dem es fordert, dass der Quelltext frei verfügbar bleibt und die Lizenz des Programms nicht geändert wird. Ein GPL-lizensiertes Programm gehört der Menschheit - basta!

(5) Die GNU-Initiative alleine brachte nicht den Durchbruch. Dazu musste erst Linus Torvalds, ein finnischer Student, 1991 eine geniale neue Idee in die Tat umsetzen. Die Idee bestand in der neuen Art und Weise der globalen freien Software-Entwicklung. Sein Programm, der Linux-Kernel, war der fehlende Baustein zum heute bekannten freien Betriebssystem GNU/Linux. Linux Torvalds legte von Anfang an alles offen. In schneller Folge wurden Versionen veröffentlicht, egal wie fehlerhaft diese auch sein mochten - viele Menschen würden auch viele Fehler finden. Jede/r konnte sich beteiligten, nach eigenem Spaß und Interesse einbringen.

(6) Linus Torvalds schuf eine Projektstruktur aus Maintainern und Projektmitgliedern, die heute in den meisten freien Software-Projekten verwendet wird. Er war der Erste, der die Potenzen des Internets als verbindendes, globales Kommunikationsmedium f/ür die Software-Entwicklung nutzte. Ohne das er es möglicherweise so beabsichtigte, brachte er folgende Faktoren zu einem unaufhaltsamen Gemisch zusammen, das auch heute noch die freien Softwareprojekte trägt:

(7) Die drei letzt genannten Gründe sind die vielleicht die wichtigsten und auch die am heftigsten umstrittenen Gründe. Verwertungsfreiheit, Selbstentfaltung und Selbstorganisation hängen eng zusammen. Jede Unterordnung unter die Verwertung schliesst die Selbstentfaltung aus. Und Selbstentfaltung braucht notwendig die Selbstorganisation, denn in fremden, aufgezwungenen Strukturen ist eine Entfaltung unmöglich.

(8) Das sahen und sehen viele nicht so. Sie wollen die freie Software der Kommerzialisierung einverleiben, sie der Verwertung unterordnen. Das wäre das Ende der freien Software-Bewegung. Historisch musste die freie Software-Bewegung aus den Verwertungszusammenhängen raus gehen, um eine neue Qualität der Selbstentfaltung und damit der Produktivkraftentwicklung zu erreichen. Das angestossen zu haben, ist das eigentliche historische Verdienst von Linus Torvalds - und wahrscheinlich ahnte er nicht einmal, was er da in die Welt setzte.

Mehr lesen: http://www.kritische-informatik.de/linuxsw.htm


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