Home   Was ist ot ?   Regeln   Mitglieder   Maintainer   Impressum   FAQ/Hilfe  

Counterpictures, Chap. 1: Introduction

Maintainer: Gruppe Gegenbilder, Version 1, 10.09.2000
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

PLEASE

(1) This is a german-english translation project. Do not comment the CONTENT of the text until the project is announced as 'final release'. Currently all links reference texts in the original german version. They will be changed to the translated english version immediately before final release.

1.1 Visionen für eine ernüchterte Welt

(2) Mit der EXPO 2000 wird eine schöne Fassade vorgeführt. Die EXPO will faszinierende Bilder vermitteln und die Herzen der Menschen für ihr Zukunftskonzept gewinnen. Im Unterschied zu einem Disneyland geht es jedoch nicht um eine fiktive Welt, sondern um die reale Zukunft. Diese Zukunft dürfen die Menschen jedoch nicht selber gestalten, sie ist nicht offen, sondern sie haben zu nehmen, was die EXPO so bunt auftischt und dürfen dann bestenfalls noch "Nachfragen anregen" (Birgit Breuel, EXPO-Chefin). Die Damen und Herren dürfen höflich befragt werden, was sie für die Zukunft vorgesehen haben.

(2.1) Re: 1.1 Visionen für eine ernüchterte Welt, 11.09.2000, 19:58, Petra Haarmann: Habe die ersten 3 Absätze übersetzt. Finde es nervig, daß ich diese nicht mit cut and paste in die Kommentierung einkopieren kann. Online-Übersetzen ist in der Richtung Deutsch-Englisch schwierig und führt zu Qualitätsverlust. Würde gern a) entweder mit cut and paste arbeiten können oder b) per E-Mail an den Maintainer die Textpassagen schicken, so daß dieser den Text dann einstellen kann.

(2.1.1) Cut and Paste, 12.09.2000, 08:50, Stefan Meretz: Cut and Paste sollte funktionieren, wo ist das Problem? Mein Vorschlag zum Handling: Step (1) Abspeichern des Textes lokal, entweder [a] direkt als "html" mit "speichern unter" oder [b] (ACHTUNG: TIPP!!) an die URL der aufgerufenen Seite "?action=ascii" hängen (Beispiel für diese Seite: http://www.opentheory.org/counterpict_1/v0001.phtml?action=ascii), dann "speichern unter" - so bekommt man puren Ascii-Text ohne Kommentare! Step (2) Text übersetzen und lokal als speichern. Step (3) Online gehen, einloggen, jeweils "Absatz kommentieren" klicken und übersetzten Text per Copy-and-Paste einfügen, Speichern. Fertig. BITTE UNBEDINGT BEACHTEN: Nur keinen Stress... :-)

(2.2) 1.1. Visions for a Disillusioned World, 12.09.2000, 09:05, Stefan Meretz: [by Petra Haarmann] A beautiful facade is on display at EXPO 2000. Fascinating images are to convey the idea of our future and to win people's mind for these concepts alike. Unlike Disneyland it is not about a fictitious world, but about a future that is going to happen. However, it is not for the people to create that future, the moulding is already done. They have to accept the varieties dished up. At best they are invited "to stimulate further queries" (as Birgit Breuel, chairwoman of the EXPO put it). People may courteously ask the ladies and gentlemen in charge what they have designated to be our future.

(2.2.1) Re: 1.1. Visions for a Disillusioned World, 13.10.2000, 18:07, Hogan Long ??: Better wording: These fascinating images are intended to convey the idea of our future and to have these concepts win over people's minds. ... and gentlemen in charge what they are designating our future.

(3) In diesem Buch machen wir es uns und Euch nicht so "leicht". Wir tischen Euch nichts auf, was Ihr zu schlucken habt, wir verkünden keine Weisheiten. Wir setzen darauf, daß wir zu einer konsequenten Kritik der EXPO-Inhalte nur kommen, wenn wir alle SELBER DENKEN. Einige Überlegungen dazu wollen wir Euch im folgenden vorstellen. Wir sind die "Gruppe Gegenbilder", unterschiedliche Menschen aus ökosozialen Bewegungen und Theoriezusammenhängen, die sich zusammengefunden haben, um dem Utopie- und Theoriemangel etwas entgegenzusetzen und einen neuen Anfang zu machen bei der Entwicklung von Visionen und Träumen, aber auch Konzepten und Experimenten. Nach Jahren Resignation, Langeweile und Verkrustung, veralteten Aktionsformen und erstarrten Inhalten benötigt politische Bewegung einen neuen Entwicklungsschub hin zu einem visionären, zugleich aber auch kämpferischen, widerständigen und unabhängigen, breiten Netz vieler Aktionsgruppen, Projekte, Einzelpersonen und Zirkel, Häuser und Plätze.

(3.1) 12.09.2000, 09:05, Stefan Meretz: [by Petra Haarmann] Neither this book is meant to make things easy for you, nor it is meant to make things easy for us. We are not going to dish up ideas, which you simply have to gulp down. We do not intend to announce pearls of wisdom. Instead of that we bank on the idea that uncompromising criticism of the form and content of the World Fair is only possible if we rely on our ability to THINK OURSELVES. In the following we would like to make you familiar with what are our reflections so far. By the way, who is "we"? We are a group of people from ecological and social movements with various theoretical backgrounds, who came together to make a fresh start in countering the current lack of theoretical approach and the fear of "utopia". We want to do so not only in conceiving dreams and visions but also in elaborating a critical theory and in working out experiments. The name of the group is "Gruppe Gegenbilder" (Group Counter Images). After years of resignation, boredom, incrustation, outmoded forms of campaign along with ossified messages, political movement is in need of a fresh impetus towards a visionary and even belligerent, recalcitrant and independent form of action that is based on a broad network of action groups, individuals, social projects, circles and focal points.

(4) Wir leben in einer visionslosen Zeit. Neue Ideen für die Zukunft sind kaum noch gefragt. Viele Menschen haben sich in die Privatheit zurückgezogen. Individualität ist nur noch das, was es im "Supermarkt der Lebensstile" zu kaufen gibt - nur eine lebenswerte Utopie für alle scheint gerade nicht im Angebot zu sein. Wirklich Neues bewußt zu schaffen scheint keinen Reiz mehr auszuüben. Die Dinge entwickeln sich wie von selbst. Zumindest scheint es so oder wird von denen so verkauft, die tatsächlich die gesellschaftlichen Entwicklungen steuern.

(4.1) 12.09.2000, 09:06, Stefan Meretz: [by Petra Haarmann] There are no visions nowadays. Moreover there is not even a moderate demand for fresh ideas about the future. Many people did already retire into private life. Individuality is limited to what is on sale in the "supermarket of life styles". However, any utopia worth living is not in stock at present. To create something genuine new does not seem to be an irresistible draw for our contemporaries - let things drift. At least this is the overall impression given, possibly by those who are in fact at the controls of social development.

(5) Neoliberalismus ist ein Wort für einen Prozeß, der scheinbar von selbst läuft. Globalisierung meint etwas Ähnliches. Das aber ist nur ein trügerischer Schein. Er wird typischerweise in den reichen Machtzentren der Welt so empfunden. Also auch hier in Deutschland, vor allem in den zwei Dritteln der Gesellschaft, die NutznießerInnen sind oder zumindest einen hohen Lebensstandard wahren können. In den ärmeren Regionen dieser Welt würden sicher nur wenige auf die Idee kommen, die Globalisierung als etwas wahrzunehmen, zu dem es keine Alternative gibt, was sich von selbst entwickelt. Ganz im Gegenteil: Fast überall dort werden andere, oft vorhandene und besser funktionierende regionale Strukturen zerschlagen. Globalisierung kommt dort nicht von selbst, sondern wird gewaltsam durchgesetzt.

(5.1) 13.09.2000, 20:00, Petra Haarmann: Neoliberalismus” (Neo-liberalism) is the (German) catchword for a process that is ostensibly self-executing. Globalisation conveys the very same concept. Yet, appearances are deceptive. Such perception is limited to the powerful and affluent Western societies with Germany amongst them, where two thirds of the population can claim to be the beneficiaries of a system that enables them to keep to a high standard of living. In the poverty stricken regions of the world only a very few people would hit on the idea that the “invisible hand”- named globalisation - is the final solution without any alternative. On the contrary, almost everywhere in such parts of the world well-operating traditional economic structure is razed to the ground. No automatism detectable, instead of that one will find globalisation imposed by force.

(6) Einen Zukunftsdialog gibt es gar nicht mehr. Alles wickelt sich ab, die Menschen sind wie unbeteiligte ZuschauerInnen der Dialoge über die Zukunft. Bei der Expo 2000 sind sie sogar zahlende Gäste bei - angeblich - "der Zukunft", auf die sie null Einfluß haben. Schlimmer noch: Die Menschen reproduzieren die Logik einer Gesellschaft, in der alles verwertet wird, in der alles danach ausgerichtet ist, was es wirtschaftlich bringt. Sehr viele Menschen haben Angst vor Neuem und vor gesellschaftlicher Weiterentwicklung. Gleichzeitig überlassen sie denen, die jeweils Kraft ihrer Position wesentlichen Einfluß auf die Gesellschaft haben und an den Hebeln der Macht sitzen, kampflos das Geschehen - und damit auch den Einfluß auf Veränderungen. Was übrig bleibt, sind Prozesse, die scheinbar von selbst ablaufen, die nicht mehr hinterfragt und erst recht nicht in Frage gestellt werden. Große Erklärungen hat kapitalistische Ordnung nicht mehr nötig - sie ist übriggeblieben und stellt sich selbst wie ein "Naturgesetz" dar. Die Lücke fehlender Begründungen und Legitimation wird verklebt mit Papieren und Konzepten, die als "visionär" bezeichnet werden, aber realpolitischer nicht sein könnten. Die Agenda 21 ist solche ein Beispiel. Wer sie liest, reibt sich vielleicht angesichts des Rufes, den die Agenda genießt, verwundert die Augen: Überall wird der freie Welthandel als Rettung der Umweltprobleme gepriesen, Begrenzungen der freien Wirtschaft werden als die eigentlichen Ursachen für die Umweltzerstörung genannt. Gelöst werden sollen die aktuellen Probleme vor allem mit der Gentechnik, aber auch z.B. mit neuen Atomanlagen. Ist irgendwas an solchen Vorschlägen visionär? Die Agenda 21 könnte aus der Feder des Bundesverbandes der Deutschen Industrie stammen, aber UmweltschützerInnen oder Eine-Welt-Gruppen bezeichnen sie als hoffnungsvolle Vision für das neue Jahrhundert. {"Wie ein Naturgesetz" benannte der Siemens-Expo-Beauftragte Schusser die weitere Entwicklung der Welt hin zu totaler Vermarktungslogik. (Quelle: 4. Projekt ... (1998), Film "Alles im Griff")}

(6.1) 13.09.2000, 20:02, Petra Haarmann: Dialogue on future is a bygone issue. Future reels off like a film spool and people became nothing but the spectators of their own life to be. Visiting the World Fair they are even kindly invited to pay for a glimpse at “the future” they have “zero influence” on. Worse still: People reproduce the logic of a system that is characterised by the commercial utilisation of basically everything. Anything goes as long as it can reveal itself in money terms. Modern Times and New Society scare off a lot of people. Yet, at the same time they leave their fate without resistance to those who are currently at the helms. In other words, the prevalent ideology wins by default. What remain are the ubiquitous practical constraints, automatic mechanisms that can not be called into question. Capitalist order has nothing to account for any longer – the “great survivor” claims to be a “law of nature”. Fissures on the facade, whether due to missing arguments or a lack of legitimisation, are plastered over with blue prints and memoranda - visionary by face value, Realpolitik by essence. “Agenda 21” is a case in point. Having a closer look one will possibly be taken by surprise to find what was not expected in view of the reputation this paper enjoys: Free trade is praised to be the salvation from ecocrisis, trade barriers are detected to be the true cause for ecocide. The solutions put forward are confined to genetic engineering and - last but not least - the expansion of nuclear industry. What is visionary about such proposals? Rather one could get the idea that the whole thing was concocted by “Bundesverband der Deutschen Industrie” (Federation of German Industry). However, environmentalists and One-World-Groups declare “Agenda 21” to be a vision of hope for the new century.{It is like a “law of nature” (Siemens’ World Fair representative Schusser on further social development towards total commercialisation; source: 4. Projekt ... (1998), Film “Under Control”)}.

(7) In diesem Moment der Visionslosigkeit, des Erstarrens vor den scheinbar naturgesetzmäßig ablaufenden Veränderungen bietet die Expo 2000 anscheinend etwas Neues. Die Expo will "Lust auf Zukunft" machen. Sie will den BesucherInnen zeigen, daß diese Zukunft, die da naturgemäß kommt, eine tolle Zukunft sein wird. Die Menschen sollen sich auf sie freuen.

(7.1) 13.09.2000, 20:04, Petra Haarmann: At this particular moment of general petrifaction in view of apparently self-executing social upheaval and with no alternative vision in sight, the World Fair seems to offer something new. Its creed is “to whet the appetite for Future”. Visitors shall realise that the one and only future that is naturally to come is a terrific one. People ought to look forward to Modern Times.

(8) Die Wahrheit ist aber eine andere - und die wird schnell deutlich: Die Expo 2000 lügt, wenn sie nur eine Vision als die einzig mögliche darstellt. Die neue, neoliberale Welt ist kein Naturgesetz, auch wenn die Entwicklung dahin aus sich selbst heraus läuft und von vielen Menschen (nicht nur denen "da oben") reproduziert wird. Markt und Kapitalismus steuern und reorganisieren sich ständig selbst. Dadurch wirken sie tatsächlich wie eine Gesetzmäßigkeit. Dieses gilt aber nur innerhalb der gesteckten Rahmenbedingungen einer an Verwertungslogik und Profit orientierten Gesellschaftsform. Werden auch Zukünfte außerhalb dieses Systems einbezogen, so ist die Expo-Vision nur noch eine der möglichen Zukünfte - und zwar die von den Expo-MacherInnen gewollte, kapitalismuskonforme. Auf dem Weg zu dieser Welt würden die, die Neoliberalismus und Globalisierung wollen, Menschen und ihre Widerstände, andere politische und ökonomische Strukturen gezielt zerschlagen.

(9) Doch ein Gutes hat die Expo 2000: Sie zeigt nach vielen Jahren ohne Zukunftsdebatte erstmals wieder ein Rund-um-Entwurf. Das ermöglicht die Debatte, wobei klarzustellen ist, daß der Expo-Entwurf aus Sicht derer, die eine selbstbestimmte Gesellschaft wollen, genau der falsche ist.

(10) Die Expo behauptet, "die Zukunft" zu zeigen. Dabei ist es nicht mehr als ein möglicher Zukunftsentwurf. Spannend wäre, genau das deutlich zu machen: Es ist ein möglicher Entwurf und zwar ein ziemlich beschissener. Machen wir einen eigenen Zukunftentwurf! Zeigen wir, daß nicht nur Konzerne, Regierungen, Institutionen und etliche Einzelpersonen bestimmen, wohin sich die Welt entwickeln soll. Zeigen wir, daß ihr Vorschlag sich nur innerhalb eines irren, amoklaufenden Systems bewegt, in dem es nur darum geht, aus Geld mehr Geld zu machen - egal womit und egal mit welchen Folgen für Umwelt und Menschen. Jenseits des Geld-Mehrgeld-Wahnsinns gibt es Alternativen, doch die Expo-MacherInnen wollen keine Zukunftsdebatte. Deshalb präsentieren sie die Expo auch nicht als Vorschlag für die Zukunft, sondern als Zukunft selbst. Alle scheinbare Vielfalt bleibt innerhalb der vorausgesetzten "naturgesetzlichen" kapitalistischen Welt. Diese Welt "soll" nicht kommen, sondern sie "wird" kommen. Und die Expo würde sie nur schon mal vorab erlebbar machen. Dieser Unterschied ist ungeheuerlich - da maßt sich eine Gruppe mit klaren politischen Interessen der Profitmaximierung und der Sicherung bestehender Herrschaftsstrukturen an, ihren Vorschlag für eine Zukunft zu der einzig möglichen zu machen, die angeblich auf jeden Fall eintreten werde. Und das Ganze bezahlen sie dann noch nicht einmal selbst, sondern die Menschen, on deren Köpfe sie diese Zukunft als Naturgesetz eintrichtern wollen, sollen das per Eintritt selbst tun - der Rest ist Sache der SteuerzahlerInnen, die das Defizit zu tragen haben - also auch wieder als Objekte.

(11) Die Expo-Strategie ist geschickt - solange sie aufgeht. Wird die Expo aber als Vorschlag für eine ganz bestimmte Zukunftsvariante unter vielen möglichen wahrgenommen, könnte sie sich in ihr Gegenteil verkehren. Dann nämlich böte die Expo die Möglichkeit, diese Variante zu kritisieren und gleichzeitig andere Zukunftsszenarien vorzuschlagen. Die Expo-MacherInnen würden nicht mehr die neutralen DienstleisterInnen sein, die nur der Menschheit verpflichtet sind, in dem sie ihnen mit großem Aufwand und dem Geld der Menschen vorführen, was unabänderlich kommt, sondern sie würden erkennbar werden als Interessengruppe, die ein ganz bestimmtes Weltbild gerne hätte und dafür wirbt. Dieses Weltbild ist von ihren Interessen geleitet, der Profitmaximierung und langfristigen Ausbeutbarkeit von Menschen und Natur. Nach dieser Entlarvung würden sie es bedeutend schwieriger haben, zu begründen, warum die Welt so aussehen soll wie es die Expo zeigt. Zudem müßten sie die Frage beantworten, warum die Menschen eine Werbeschau bezahlen sollen, die den Interessen der Konzerne dient. Und schließlich könnte die Kritik an der Vision der Konzerne und Regierungen provozieren, daß andere Entwürfe gegen sie gestellt werden. Dann hätte die Expo ihren Sinn - sie wäre der Auslöser einer öffentlichen Debatte über die Zukunft und über die Frechheit einiger weniger, sich das Recht herauszunehmen, allein über die Zukunft bestimmen zu wollen.

(12) Genau das versuchen die Expo-MacherInnen mit allen Mitteln zu verhindern. Darum haben sie Umweltgruppen, Gewerkschaften, Kirchen, Eine-Welt- und Jugendgruppen, Frauenorganisationen und viele mehr eingekauft oder auf andere Art für die Expo gewonnen: Zum einen um das Bild zu verfestigen, sie würden "die" eine wahre Zukunftsversion vorstellen, zum anderen aber auch um die Gefahr zu senken, daß ihr Vorschlag entlarvt und zur Disposition gestellt wird. {Zur Zeit der Fertigstellung dieses Buches, im Juni/Juli 2000, schien sich aber eher abzuzeichnen, daß die Expo ihre Botschaft selbst nicht rüberbringt und auch die Besuchszahlen ein Flop werden. BilliglohnarbeiterInnen werden entlassen, die ManagerInnen bleiben. Die SteuerzahlerInnen werden noch mehr in die Tasche greifen müssen - und wahrscheinlich kommt eine Preisermäßigung für SozialhilfeempfängerInnen, denn für eine Verbesserung der Statistiken sind diese gut genug.}

(13) Und genau da muß Anti-Expo-Arbeit ansetzen. Sie muß demaskieren, die Expo als Werbeveranstaltung für eine technologiefetischistische, menschenverachtende Zukunftsvariante angreifen und demontieren. Und sie muß dazu aufrufen, daß Zukunftsgestaltung nicht den Spitzen von Konzernen und Regierungen überlassen werden darf, sondern Sache der Menschen selbst ist. Wenn ihr das gelingt, wird die Expo 2000 das größte Eigentor, das sich die Kräfte, die die Welt nach Kriterien der Kapitalverwertung gestalten und ihre Interessen als Naturgesetz verkaufen wollen, je geschossen haben. Dieses Buch ist ein Beitrag dazu. Tatsächlich wird dieses Eigentor, bleiben wir beim Sportvergleich, nur der Anschlußtreffer sein. Die Aufholjagd aber wäre eröffnet, den neoliberalen MacherInnen der aktuellen Weltordnungen die Zukunftsgestaltung zu entreißen und sie durch sowie für die Menschen zurückzuerobern. Es wird viele weitere Symbole und Möglichkeiten geben, die bestehenden Verhältnisse anzugreifen. Ein-Punkt-Bezüge in politischen Gruppen und die Neigung zu Miniforderungen in der Hoffnung, dann wenigstens ein bißchen Erfolg haben zu können, müssen dazu überwunden werden.

(14) Pragmatismus in der politischen Arbeit und klare Positionen bis zu Visionen stehen in einem interessanten Verhältnis zueinander. Sie sind keine Gegensätze, sondern der Pragmatismus, also die Ausrichtung daran, was gerade machbar ist, gewinnt durch die Utopie seine Richtung und seinen Schwung. Zudem wird verhindert, daß Teilschritte schon als Erfolg abgefeiert werden. Visionen sind wie ein Magnet, der die realen Verhältnisse und auch die Vorschläge zu Teilveränderungen immer ein Stückchen höherzieht. Ohne Visionen und klare Forderungen wird es gar keine Erfolge politischer Arbeit geben. Gleichzeitig aber müssen Visionen gefüllt werden, Konzepte und Experimente erarbeitet und umgesetzt werden, damit aus dem Traum Wirklichkeit wird.

(15) Welcome to future - dieses Expo-Motto, dort nur als Konsumanreiz gemeint und den Menschen in die Rolle des handlungslosen Betrachters setzend, könnte auch unser Aufruf als AutorInnen dieses Buches stammen. Wir aber meinen damit den Beginn einer kreativen, mutigen und widerständigen Diskussion um mögliche Zukünfte sowie die Wege dahin. The future is unwritten. {"The future is unwritten" ist ein wichtiges Motto aktueller internationaler Proteste, das sich gegen die Allmacht und Alternativlosigkeit der herrschenden Verwertungslogik wendet.}

1.2 Erinnerungen an die Zukunft

(16) Könnt Ihr Euch noch an die alten Zeiten erinnern, als wir die EXPO in Hannover blockieren wollten? Das war im Jahr 2000 - und heute, 30 Jahre später - haben wir den Salat. Viel zu spät war das alles und auch wir hatten noch ganz schöne Bohnen im Kopf. Ungefähr die Hälfte unsrer Arbeitszeit geht drauf, die schlimmsten Verwüstungen der letzten Jahrzehnte einigermaßen aufzuhalten und das Leben lebenswert zu erhalten. Na ja, allzu viel Arbeit ist es trotzdem nicht und jede/r Einzelne kann sich aussuchen, was sie oder er machen will. Wer eine Idee oder ein Bedürfnis hat, fragt rum, wer Lust hat mitzumachen bei der dazu nötigen Arbeit und dann geht's los. Nur wir Älteren können den Jungen noch erklären, wieso die Altvorderen dazu zentrale Planer bzw. anonyme Märkte brauchten. Wir haben uns letztens die alten Filme von der letzten Weltausstellung EXPO aus dem Netz gezogen. Hier haben wir den vollen Kontrast. Wenn uns diese bombastische Zukunftsvision nicht vieles in der Gegenwart kaputt gemacht hätte, könnte man ja fast über die Dummheit der Leute lachen. Die gaukelten da ein totales Disneyland-Zukunftsbild vor; sogar die scheinbaren Alternativen blieben alle im Rahmen der Vorstellung derer, die die ganzen globalen Probleme erst erzeugt hatten. "Es ist sehr zu begrüßen, daß diese Agenda 21 sich zu einer Art von wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ordnung bekennt, der gerade die Bundesrepublik Deutschland seine positive Entwicklung im letzten halben Jahrhundert verdankt." (Generalkommissariat 1996, S. 41). An Deutschland sollte man sich also orientieren: "Die Kompetenz Deutschlands als führende Nation in Verkehrsfragen ist im Bereich Mobilität unter Beweis zu stellen." (EXPO GmbH 1997, S. 37). Auweia, das wäre aber was geworden! Sogar die Gewerkschaften posaunten in dieser Richtung: "Das bewährte bundesrepublikanische Gesellschaftsmodell der sozialen Marktwirtschaft bietet die besten Voraussetzungen, unter den Bedingungen der Globalisierung der Industrie, Dienstleistungs- und Finanzmärkte das Miteinander der Menschen lebenswert zu organisieren. Unsere Erfolge und unsere Zukunftsperspektiven wollen die Gewerkschaften im Deutschen Pavillon der Welt präsentiert sehen." (Issen 1997, S. 1)

(17) Es wurde zwar so getan, als sollte mit der Orientierung auf das Motto "Mensch-Natur-Technik" endlich eine Art ökologischer Kapitalismus entstehen, aber eigentlich schadete das dem ökologischen Anliegen nur, weil die Lösung total in die falsche, nämlich die technokratische Richtung orientiert wurde. Die Arbeitswelt stellte man sich z.B. so vor, daß alle Menschen ihre Leistungen möglichst einzeln in der ganzen Welt anbieten müssen und sie sich auch entsprechend mobil und flexibel auf die Märkte die globalisierten Produktionsprozesse einstellen müssen. Die Menschen sollten der Flexibilität der Internet-Technik folgen und nicht etwa die Technik den Bedürfnissen der Menschen!!! Kann sich das heute noch eineR vorstellen?! Die Internettechnologie geriet dabei sogar in Verruf und viele alternative Menschen lehnten sie ab, weil sie die Herrschaft der Börsianer und Weltkonzerne natürlich erstmal total unterstützte, ausweitete und vertiefte. Heute nutzen wir sie, indem wir die dezentralisierten Produktionskomplexe mit ihrer Hilfe koordinieren. Ohne diese weltweite Vernetzung wären unsere heutigen dezentraliserten Wirtschafts- und Lebenskomplexe wieder im mittelalterlichen Klein-Klein gelandet und wir würden wieder wie einst den lieben langen Tag schuften müssen. Das ist ein Punkt, den unsere Jüngeren gar nicht mehr verstehen, und wir auch kaum noch: Wir wurden nicht etwa ge- und verkauft wie die Sklaven, die sich nicht wehren konnten, wir boten uns, unsere Leistung, d.h. unsere Lebenszeit und -kraft sogar selber verzweifelt auf den sogenannten Arbeitsmärkten an. Wie gesagt, die EXPO verdeutlicht, um wieviel schlimmer es heute geworden wäre, wenn es uns nicht zu bunt geworden wäre. Gefragt hat uns ja damals in Bezug auf die EXPO niemand, uns wurde einfach eine Zukunft vorgesetzt und möglichst schmackhaft gemacht. Viele bombastische Shows, die Augen liefen über vor 3-D-Simulationen, interaktiven Terminals und in der Masse rumgaffender Menschen vergaß man sich fast selber...

(18) Wenn man sich heute wundert, wie stark die EXPO-Macher ihre eigenen Vorstellungen allen anderen als selbstverständlich aufdrängen wollten - sie meinten, ihre Zukunft käme "wie ein Naturgesetz" - dann muß man verstehen, daß damals viele dachten, die Technik würde nur in jeweils eine Richtung weiterentwickelt werden können. Wenn man die Gene studieren könne, müsse es ja auch eine Gentechnologie geben. Und wenn es die Technologie gebe, müsse sie auch gemacht werden. Komisch, daß die sich nur jene Teile des Möglichen aussuchten, bei denen einige große Konzerne das große Geld zu machen hofften! Die EXPO war nicht etwa eine große Diskussionsplattform für die hervorragenden neuen Möglichkeiten für die Menschheit, die sich spätestens am Ende des 20. Jahrhunderts überdeutlich zeigten - nein, es sollte lediglich das angepriesen werden, was einige sich ausgedacht haben: "Der Themenpark soll den technischen "state of the art" darstellen, also Akzeptanz für neue Technologien schaffen" (EXPO GmbH 1997, S. 48).

(19) Heute kann auch ein großes Genie nicht einfach irgend etwas ausbrüten und durchsetzen, sondern er wird nur dann Unterstützung finden, wenn genügend Menschen seine Idee auch wichtig finden und ihn dabei unterstützen und mitmachen. Deshalb haben wir ja auch das Raumfahrtprogramm auf einige Satelliten beschränkt. Niemand von uns will - zumindestens derzeit - wöchentlich ca. 3 Stunden mehr arbeiten, damit weltweit jährlich eine Rakete hochgeschossen werden kann. Ich arbeite im Moment in einem Geschichtsprojekt. Vor einigen Wochen habe ich keine Lust mehr gehabt, in der Milchtieranlage zu arbeiten, was mir eine Weile viel Spaß gemacht hat. Ich merkte, daß die alten Leutchen, die noch viel von den Zeiten wußten, als wir hier in Europa zum größten Teil von der Futtermittelproduktion in fremden Ländern lebten, langsam verschwinden und es wichtig sein würde, deren Wissen zu konservieren. Auf meine Anfrage im Netz fanden sich einige Interessenten und seitdem arbeiten wir zusammen. Jemand hat z.B. ausgegraben, daß unsere Art und Weise, miteinander zu produzieren und uns zu koordinieren gerade zu der Zeit der EXPO 2000 erstmalig kleine Erfolge hatte. Der Vor-Vor-Fahre unsrer besseren Rechnerprogramme war damals noch innerhalb der alten Wirtschaftsweise durch freiwillige Kooperation von Programmierern entwickelt worden. LINUX hieß das damals. Programmieren ist nicht so meine Welt, ich mach lieber was Handfesteres. Aber die Prinzipien der Linux-Produktion (nach Merten 2000) ließen sich verallgemeinern:

{Zur Freien Softwareentwicklung siehe Kapitel 2.3, Punkt B}

(20) Vielleicht brauchte es dazu wirklich erst die Technologien, die gegen Ende des 20. Jahrhunderts bereit standen. Nicht nur dezentrale Energieumwandlungstechnologien, (an Region und konkrete Bedürfnisse) "angepaßte Technologien" sind wichtig dafür, sondern vor allem die neuartigen Produktionstechnologien, die damals "dezentrale Produktions-Planungs- und Steuerungstechniken", Universalmaschinen und ähnlich genannt wurden. Auf Basis dezentral-vernetzter Produktion ist auch sofort eine ökologisch angepaßte Produktion möglich - aber dann muß die Koordination eben in den Händen der "Prosumenten" selbst liegen, nicht von irgendwelchen Börsenkursen (der "Wert" auch von Produktionsanlagen wurde nicht von der Bedürfnisbefriedigung bestimmt, sondern von Erwartungen von Spekulanten, denen es bloß um die Vermehrung ihres Geldes, des Kapitals ging) und Renditeerwartungen (daß aus dem eingesetzen Geld MEHR wird) der sogenannten Investoren abhängen. {Prosumenten sind Konsumenten, die direkt vor und während der Produktion durch die Festlegung ihrer Wünsche und Parameter "mitproduzieren".}

(21) Ich habe meine "Herumzieh"-Jahre längst hinter mir, aber es hat Spaß gemacht, einige Jahre von Kommune zu Ökodorf und Stadt und wieder zurück zu ziehen (wie einst die Gesellen), um mich auszuprobieren. Ich habe jetzt eine recht stabile "Wahlverwandtschafts"-Gemeinschaft für mein engeres Lebensumfeld gefunden. Arbeitsmäßig koordinieren wir uns natürlich weitläufiger, viel effektiver. Entweder aus meinen Wanderjahren oder übers Netz vermittelt finde ich immer Kooperationspartner für meine Ziele oder beteilige mich an Projekten anderer. In den alten EXPO-Zeiten regelte das nicht etwa der direkte Austausch nützlicher Leistungen und Güter, sondern da gabs Geld in einer Form, in der es immer mehr werden sollte (das Geld, nicht etwa der Nutzen der Arbeit! Das Geld war dann "Kapital" - daher der Name Kapitalismus für diese Zeit). "Verstärkter Wettbewerbsdruck macht weitere Produktionssteigerungen unumgänglich" (v. Pierer 1998, o. S.) wurde das dann genannt. Nur deshalb meinte man, immer mehr Energie zu brauchen und für dieses "globale Problem" hielt man als Antwort die Kernenergie bereit. Konnten die sich damals nicht vorstellen, wie viele verstrahlte Gebiete für uns nun auf ewig gesperrt sind? Nicht nur, wo ein Kernkraftwerk stand, sondern wo sein Zeugs entsorgt wurde und mitunter auch an Stellen, wo wirklich fahrlässig damit umgegangen wurde. Was wir den Jüngeren gar nicht erklären können ist die Tatsache, daß viele, die sich als junge Leute mal im Sinne von Umweltschutz engagiert hatten, sich später auf dem Weg ihrer Karriere dazu bereit erklärten, die scheinheiligen Behauptungen auf der EXPO zu unterstützen. In den Unterlagen der EXPO ist überhaupt gar nichts mehr von ihnen dokumentiert - dabei hatten sie doch behauptet, mit ihrer Beteiligung an der EXPO der Ökologie mehr Gewicht geben zu können. Wir finden nur die alten Verträge mit den großen "Partnern" McDonalds (Schnelleßrestaurants mit ungenießbaren fleischverschwendenden Ekelnahrungspaketen), Fluggesellschaften usw. Na klar, die führende Rolle der Unternehmen war ja auch festgeschrieben: "Die Wirtschaftsaussagen im Deutschen Pavillon werden von der BG (EXPO-Beteiligungsgesellschaft der Deutschen Wirtschaft) eingebracht. Nur Gesellschafter der BG können daran mitwirken. Insbesondere sollen die Lösungskompetenz der deutschen Unternehmen und die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland herausgestellt werden." (Beteiligungsgesellschaft 1998, o. S.). Wen wunderts. Im Nachhinein zeigt sich, daß nach der EXPO sich eigentlich niemand mehr Hoffnungen unter dem Motto der "Nachhaltigkeit" und "Zukunftsfähigkeit" mehr machen konnte. Mit den Inhalten der dort als Lösung angebotenen Visionen wurde endgültig auch deren Begrenztheit offensichtlich. Vorher konnte sich ja jedeR in den Begriff der Nachhaltigkeit hineininterpretieren, was sie/er wollte. Nun wurde das klargestellt: "Mit den Aussagen der deutschen Wirtschaft wird das Thema der nachhaltigen Entwicklung offensiv angegangen. Es wird klargestellt, daß die bisher mit dem Begriff Nachhaltigkeit in der öffentlichen Meinung in Verbindung gebrachte Verzichtsdoktrin kein gangbarer Weg sein kann. Nachhaltigkeit meint nicht quantitative Rückschritte, sondern qualitative Fortschritte und das Nutzen der technologischen Potentiale." (Beteiligungsgesellschaft, o. S.). Schöne Worte und viel dahinter. Wer hat nicht der Welt schon alles Fortschritte versprochen. Vielleicht kann man im Nachhinein nie verstehen, warum so viele Leute damals immer wieder daran glaubten.

(22) Ich gehöre noch zu jenen, für die die Einführung unserer neuen Lebens- und Wirtschaftsweise, welche allen genügend Freiraum für IHRE Vision und ihre Tätigkeit gibt und unsere Kräfte gleichzeitig verbindet, etwas Neues war. "Es gibt keine Vorgaben, wie etwas zu laufen hat, und folglich gibt es auch verschiedene Regeln und Vorgehensweisen... Dennoch finden alle selbstorganisiert ihre Form, die ihren selbst gesetzten Zielen angemessen ist...Ausgangspunkt sind die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen - das ist bedeutsam . . ." (Meretz 2000). Das klang damals wie eine Utopie. Dabei ist das doch viel, viel realistischer als die Fiktionen einer atommüllverseuchten Welt, in der die gentechnikoptimierten Menschen wie Roboter herumjobben, so wie es die EXPO-Macher planten, oder? Klar hatte die Angst vor einem Verlust der Existenzberechtigung mit dem Verlust eines Jobs damals ungeheure Auswirkungen auf die Intensität der Arbeit. Was uns vom lebenslangen Schuften befreite, die hohe Arbeitsproduktivität, wirkte sich in Form der "Arbeitslosigkeit" erst einmal in völlig pervertierter Form auf unser Leben aus. Gleichzeitig blockierte sie aber auch das Beste in uns. Erst später wurden jene Energien freigesetzt, mit denen wir heute leben, die ihre Quelle in der Selbstentfaltung des Einzelnen und der Selbstorganisation der Projekte haben. {Zur Selbstentfaltung siehe Kapitel 2.2, Punkt C} Warum das nicht schon früher ging? Tja, früher...da maßten sich einige Leute Besitzansprüche an den Dingen an, die wir alle zum Leben brauchen. Sogar Grund und Boden, Maschinen erst recht - erst mit der Software begannen diese Ansprüche zu wanken. Sowas Langweiliges wie rechtliche Absicherungen der frei entwickelten Software unter einer eigenen Lizenz, die eine Re-Kommerzialisierung verbot, war damals echt revolutionär. Deshalb wurde damals die Vision unserer Gegenwart "GPL-Gesellschaft" (Merten 2000) genannt - "GPL" war die General Public License, die im ersten Schritt die Software aus den Zwängen der Kapitalverwertung befreite. Danach war es nicht mehr so schwer, das auch auf die "Hardware" des Lebens zu übertragen - die damit verbundenen Kämpfe sind uns alle noch in Erinnerung. Die Freigabe des Herumbastelns an den Produktionsmaschinen erzeugte eine enorme technische Revolution. An dieser Stelle profitierten wir davon, daß wir es ja auch vorher waren, die die Arbeit machen mußten und Kreativität entwickeln. Die konnten wir nun "auf eigene Rechnung" einsetzen. Dadurch konnten wir wirklich die Zeiten hinter uns lassen, wo es schien, als müßten alle Menschen ständig ackern, damit genug zum Leben da ist. Die ewige Angst vor der Knappheit, die die Ökonomen auch immer wieder anheizten, verging.

(23) Meine geschichtlichen Studien zeigen, daß es immer wieder so war, daß aus der Sicht der früheren Verfaßtheit der Gesellschaft das darauf Folgende nicht vorstellbar war, sondern als unrealistische Utopie erschien. Und doch setzte sich das Neue durch. Leider zeigte der letzte Umbruch, daß ein langes Zögern doch mehr kostet, als wenn man sich eher für grundlegende Änderungen entscheiden würde. Noch heute bezahlen wir für die Naturzerstörung und auch psychisch kämpfen wir sehr mit den Folgen der früher schizophrenen und unmenschlichen Lebensbedingungen. Es fällt uns manchmal schwer zu verstehen, warum wir dieses Erbe mitschleppen müssen. Deshalb beginnt der folgende Text mit einer Rückschau auf das Jahr 2000 und die Entwicklung bis dahin...

Fortsetzung

(24) Weiter geht es mit Kapitel 2: Subjektivität, Selbstentfaltung und Selbstorganisation.

(24.1) Re: Fortsetzung, 31.05.2004, 17:06, Ano Nym: der link zur fortsetzung tut nicht. :(

(24.1.1) Re: Fortsetzung, 01.06.2004, 08:33, Stefan Meretz: Richtiger Link: http://www.opentheory.org/selbst/v0002.phtml


Valid HTML 4.01 Transitional